Der Illusionist

[Elena]

Man liebt nichts mehr als seine Illusionen,
tief müssen sie in unsern Seelen wohnen.
Und jeder glaubt, dass ohne sie kein Leben,
zu fade wär das Dasein ohne sie,
zu groß das Defizit an Phantasie,
man muss mit Illusionen sich umgeben.

Die raue Wirklichkeit wird angenehmer,
mit Illusionen lebt es sich bequemer.
Man kann getrost die Augen fest verschließen
vor allem, was des Menschen Herze kränkt,
gleich fühlt man sich von lieber Macht gelenkt,
erst jetzt kann man die Gegenwart genießen.

Doch eines Tages dann kommt das Erwachen,
wer Illusionen hat, hat nichts zu lachen.
Er fragt, warum hat er das nicht gesehen,
dass all das Schöne doch nur Lug und Trug?
Mit einem Mal hat er davon genug
und wünscht, sie alle wären ungeschehen,

verflucht mit Eifer seine Illusionen,
will niemanden und nichts damit verschonen.
Dass er sich selbst getäuscht, will er nicht wissen
und sucht schon jetzt nach neuer Illusion,
die des Verlustes angemessner Lohn –
er braucht nun mal sein warmes Ruhekissen.

[Gast]

Hallo Elena,
das ist alles sorgfältig gereimt und im Gedanken abwägend ausgebreitet. So weit, so gut, so unaufgeregt. Aufregender wird das Gedicht, wie ich meine, wenn man es dem größten und gefährlichsten Illusionisten zuordnet, der sich in der Gegenwart herumtreibt: Donald Trump. Schon die erste Zeile, auf ihn hin geändert, lässt ein ganz anderes, aufregenderes Gedicht erwarten: «Er liebt nichts mehr als seine Illusionen.» Allerdings werden bei diesem Herrn eines Tages nicht das Erwachen und die Einsicht kommen – man hat ihm ja gerade etwas von seinen Illusionen genommen –  und so greift dann deine letzte Strophe um so treffsicherer: «Dass er sich selbst getäuscht, will er nicht wissen / und sucht schon jetzt nach neuer Illusion.» Kurzum: Was du in der dritten Strophe sagst, halte ich, bezogen auf einen kapitalen Illusionisten, für unrealistisch: «… und wünscht, sie alle wären ungeschehen».
Gruß BG

[Elena]

Lieber Bobby Glumm,

danke fürs Reinsehen. Das ist Schweifreim, da sind die Hebungen und Senkungen und Reimpaare genau festgelegt. Habe ich mal gemacht, weil der einfache Kreuzreim mich langweilt.

Zu Trump kann man stehen, wie man will, der US-Präsident ist nicht mein Präsident, mir ist es also wurscht, wer da den Präsidenten mimt. Mir reicht schon die eine Merkel. Fakt ist aber, die Demokraten haben seine Abwahl wie die Pandemie durchgespielt, bis aufs i-Tüpfelchen. Sie können ihn bei ihrem großen Vorhaben des Great Reset nicht gebrauchen, das ist einer der Hintergründe. Und dass das US-amerikanische Wahlsystem mittelalterlich ist und viele Möglichkeiten des Betrugs aufweist, besonders bei Briefwahl, haben die Demokraten genutzt. Jetzt muss Trump mit einem Amtsenthebungsverfahren rechnen, weil ihm ein Putsch angelastet wird, den er nun wahrlich nicht inszeniert hat, wobei er keinerlei Möglichkeit mehr hat, sich öffentlich zu äußern. Und wenn Biden tönte, er wolle die USA wieder einen, dann ist das kein guter Anfang dafür. Biden hat ja nur (bei allen Manipulationen) nur mit einem geringen Vorsprung gewonnen. Die USA sind gespalten, und das nicht erst seit der Wahl. Was dort geschehen ist, zeigt der Welt doch, dass die USA, was Demokratie angeht, am Ende sind. Trump war vermutlich nur verblüfft, dass sie den erprobten Regime Change im eigenen Land exerzieren. Das wollte ich dir nur noch schreiben, denn an Trump hatte ich nicht gedacht, sondern eher an Leute, die die Welt nur im rosa Licht sehen wollen. Davon gibt es eine ganze Menge Leute.
Und es gibt Momente, wo ich mich selbst dabei erwische: Was wäre, wenn...
Wir sind alle Menschen.

Schönen Sonntag, Elena

[Gast]

Noch ganz kurz, Elena,
die Figur Trump ist mir keine Diskussion mehr wert. – Der Typus des radikalen Illusionisten: Den habe ich deinem Gedicht gegenübergestellt, denn der steckt als Möglichkeit mit drin in deinen Strophen. Betrachtungen über Kreuzreim, Schweifreim interessieren mich dabei nicht, die überlasse ich gern den Literaturwissenschaftlern.
BG

[Elena]

Ach, Bobby Glumm, du meinst, ein echter Dichter braucht kein Blut oder nicht, Hauptsache es reimt sich. Nun ja, das ist auch ein Standpunkt, aber weit kommt damit nicht.

Lieben Gruß, Elena

[Gast]

[V.K.B.]

[Elena]

Mein Gedicht ist nicht politisch gedacht, das habe ich ja Bobby Glumm geschrieben.  Schön, dass ihr euch geäußert habt, aber ihr werdet verstehen, dass ich meine Meinung habe und ihr habt eure. Also nichts für ungut, ich wünsch euch noch eine schöne Woche.

Liebe Grüße, Elena