Psychologie: Fachbegriff, wenn Empfindung von realität abweicht

[DerAndreas]

Hallo Leute!
Ihr kennt euch doch sicher aus. Also:

Gibt es einen Fachbegriff für Leute, bzw. deren verhalten, die dazu neigen, ihre persönlichen Erfahrungen und ihr emotionales empfinden bei der Beurteilung einer Situation als verlässlicher einzustufen, als etabliertes wissen, wenn beides zueinander scheinbar in einem Konflikt steht?

Sprich, jemand hält Corona für eine Lüge, weil er selber niemanden kennt, der es hat. Oder er glaubt nicht, dass die Pyramiden von den Ägyptern gebaut worden sind, weil er sich nicht vorstellen kann, wie das geht. Oder er glaubt einer bestimmten Studie nicht, weil seine sozialen Kontakte das auch nicht tun.

Ich habe mal gelesen, dass diese Eigenart ursächlich für die Entstehung von Verschwörungstheorien sein soll. Menschen erwarten instinktiv, dass ihre "emotional erlebte Wahrheit", ihr sogenannter "gesunder Menschenverstand", und die "faktische Wahrheit", also die Realität, deckungsgleich sind. Sind sie dass nicht, glauben sie je nach Charakter eher dem einen, oder dem anderen.

Wobei Menschen, die dann eher ihrer emotionalen Wahrheit glauben, sich irgendwann Verschwörungstheorien ausdenken um den Widerspruch aufzulösen, wenn dieser zu groß wird.

Ich war schon beim Dunning-Kruger-Effekt, aber der beschreibt ja eher Menschen, die glauben bestimmtes Wissen zu haben, obwohl sie es nicht haben. Mir geht es eher um Menschen, die Fakten automatisch misstrauen, wenn diese ihre persönlichen Erfahrungen nicht bestätigen.

[Radix]

Könnte man das wertfrei "naiv" nennen, oder wertend "engstirnig", "beschränkt"? Ich glaube nicht, dass diese Haltung an sich pathologisch ist, und dass sie demnach in der psychiatrischen Fachliteratur nur als Sekundärphänomen thematisiert werden dürfte, z.B. als Folgeerscheinung einer Psychose=Realitätsverlust.

[yoshii]

Such mal nach "bias" - der confirmation bias geht in die Richtung.
Subjektive Validierung wäre auch noch ein Ansatzpunkt.

[Michel]

Also noch kein Wahn? Vielleicht eine überwertige Idee? Das ist eine Überzeugung, die sich schon auf seeehr dünnem Eis bewegt, ohne bereits wahnhaft zu entgleisen. Lässt sich oft nicht mehr durch Überzeugung verändern.

[MissClara]

Fällt das nicht auch unter Narzissmus? Also sein eigenes Denken usw zu überhöhen?

[azareon35]

[Deichpoetin]

Der Titel deiner Frage ließ mich zunächst vermuten, du seist auf der Suche nach dem Namen einer psychiatrischen Erkrankung, die in irgendeiner Form mir dissoziativen Störungen zu tun hat.

Dieses nicht Wahrhaben oder Annehmen wollen von "Fakten" - die für den Typus Mensch, den du beschreibst, ja keine sind, kann allerhand Ursachen haben. So, wie ich es herauslese, meinst du aber nicht wirklich irgendeinen krankhaften Wahn o. Ä., sondern schlicht und ergreifend einen sehr misstrauischen Menschen / sehr engstirnigen / einfach gestrickten / sich selbst überschätzenden / narzisstischen, etc. Vertreter unserer Spezies?

Viel spannender, als das "Was?" fände ich ja direkt schon wieder das "Warum?" Frag mich immer, was bei solchen Menschen schiefgelaufen ist ...

Klar, bei Schizophrenie, Depressionen und sonstigem unerwünschten Kram kann es zu Wahngedanken kommen, denke aber nicht, dass du sowas gemeint hast. Hhm.