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Autor |
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Tula Klammeraffe
Beiträge: 905 Wohnort: die alte Stadt
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23.11.2020 01:41 Levitation von Tula
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Levitation
das ist er der Moment wenn aus dem Bodenlosen unverhofft ein
Echo tönt / zunächst eher Ahnung, gleich dem Aufprall einer Feder
auf den Stein / darauf ein Knistern, Knirschen, Knacken aus dem Fest-
gefrorenen bricht etwas aus, ein vager Schemen ohne Namen
schon tastest du nach einem Seil / alles abgenutzt und ausgefranst – das
KANN nicht halten! / also selbst gespleißt: als erstes Fasern mit der
Zunge zwirbeln, altes Wortwerk neu verkordeln, quer verleinen,
Sinn verwirbeln, neo-logisch Laute bordeln, „Seele“ meinen
nun setzt du an: das neue Seil hängt noch schlaff und will beschworen
werden die Gestirne im Verborgenen des Nebels / freier Fall in seine
Singularitäten / die pulsieren bis das Plasma platzt – Oh, die Parabel passt!
in deiner Trance peitscht sie von einem Nerv zum anderen
du spürst die Kraft die alles strafft sich endlich mühelos / es hebt sich
aus und strebt hinan / bald zerrt es wie ein Segel im Orkan / es ächzt
und kreischt wie eine ganze Takelage … schließlich reißt! / DAS ist er
der Moment: es steigt und steigt, du KANNST es nicht mehr halten
_________________ aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser) |
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RoterPanther Gänsefüßchen
Alter: 30 Beiträge: 26
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30.11.2020 23:21
von RoterPanther
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Hallo Tula,
dein Gedicht lässt mich etwas ratlos zurück. Gefallen haben mir die Bilder und Töne die du heraufbeschwörst. Verwirrt hat mich die Handlung. Ich konnte es nicht ganz fassen. Und bleiben wird bei mir das Gefühl.
Ich hätte mir gewünscht dass die Querstriche zu Absätzen werden und somit dem Gedicht mehr Luft geben.
Liebe Grüße,
louisamito
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Tula Klammeraffe
Beiträge: 905 Wohnort: die alte Stadt
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01.12.2020 03:23
von Tula
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Hallo Louisamito
Vielen Dank fürs feedback. Bevor ich versuche, das Gedicht zu "erklären", vielleicht ein Hinweis auf Strophe 2:
schon tastest du nach einem Seil / alles abgenutzt und ausgefranst – das
KANN nicht halten! / also selbst gespleißt: als erstes Fasern mit der
Zunge zwirbeln, altes Wortwerk neu verkordeln, quer verleinen,
Sinn verwirbeln, neo-logisch Laute bordeln, „Seele“ meinen
Und 3 Fragen:
- worum geht es im Allgemeinen?
- was ist im Kontext mit 'abgenutzten Seilen' gemeint?
- wer oder was schwebt am Ende?
LG
Tula
_________________ aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser) |
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findling Leseratte
Beiträge: 112
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02.12.2020 11:11
von findling
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Wunder schönes Engelsprech, gewichtig und leicht zugleich
wenn Weg und Ziel kieloben treiben
keine Fragen bleiben
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Patrick Schuler Reißwolf
Alter: 29 Beiträge: 1121
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02.12.2020 16:15
von Patrick Schuler
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wunderbare sprachmagie hier!!
ein toller text
lg
patrick
_________________ in unserer welt
gehen wir hin über höllen
und sehen die blumen
"Issa" |
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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02.12.2020 22:18
von firstoffertio
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Das finde ich befreiend, ich schwebe mit.
Fast selbstbezüglich, wie hier eine Befreiung vom Festhalten an Altem, Eingefahrenen, vielleicht des eigenen Schreibens, ja, nicht eigentlich beschrieben wird, sondern passiert.
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poetnick Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 835 Wohnort: nach wie vor
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03.12.2020 20:50
von poetnick
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Hallo Tula,
das gibt Luft nach oben.
Zitat: | das
KANN nicht halten!
du KANNST es nicht mehr halten |
Bis dahin war es viel Werk und Werg mit zwirbeln, kordeln und spleißen und es hebt ab, löst sich durch und - von diesen Bändern.
Sehr bildhaft an einem Hand - und Mundwerk dargestellt, das seinem Horizont entschwebt.
LG - Poetnick
_________________ Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus |
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Tula Klammeraffe
Beiträge: 905 Wohnort: die alte Stadt
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04.12.2020 01:25
von Tula
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Hallo in die Runde
mit einem Dankeschön an alle, die sich hier gemeldet haben, noch ein paar Worte zur eigentlichen Idee. Ja, es ging ums Schreiben als kreativen Prozess. Das passt natürlich auf jede Art von schöpferischer Suche und Gestaltung, bis hin zum Zustand des "entrückt-Seins" wie wir zum Beispiel bei Musikern zuweilen auf eindrucksvolle Weise beobachten.
In manchen Wettbewerben finde ich immer wieder Gedichte über das Schreiben, aber seltsamerweise geht es dabei seltener um das Streben nach einem künstlerischen Glücksmoment, als vielmehr um negative Gefühle und Erfahrungen, die den Dichter dazu bringen, sich das Elend und "alles Schwarze" gewissermaßen von der Seele zu schreiben. Sicherlich diskutierbar - Befreiung und Selbst-Suche, aber als Antrieb auch irgendwo zweifelhaft bzw. unzureichend.
So habe ich versucht, hier gedanklich einen anderen Weg zu gehen - den der Magie! Nicht zuletzt war es ein zumindest gedankliches Experiment, welches man mit "wer schreibt, der schwebt" zusammenfassen könnte.
Es geht also ums Schreiben als Prozess der Suche nach einer Idee (S1) und dem Weg ihrer dichterischen Umsetzung bis dann in S4 (und mitunter einigen Nächten frustrierter Ansätze) sich das Werk wie von selbst zu Ende schreibt, sich von den Seilen befreit, wie von magischer Kraft getrieben emporhebt und schwebt. Soll auch den Glückszustand des Dichters beschreiben, wenn er wenigstens für eine Nacht in sein Werk verliebt (berauscht?) ist wie in (von) eine(r) Göttin.
LG
Tula
_________________ aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser) |
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