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Ansichtskartenglück


 
 
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Elena
Geschlecht:weiblichEselsohr
E

Alter: 82
Beiträge: 218
Wohnort: Berlin


E
Beitrag21.11.2020 17:24
Ansichtskartenglück
von Elena
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Da fährst du fort im Eilzug ohne mich.
Ich auf dem Bahnsteig fühl mich schon allein.
Du rufst am Fenster: „Du, ich liebe dich!“
Ich lächle bloß hinauf und bin ganz klein.

Gesagt ist, was zu sagen uns noch blieb.
Der große Rest blieb leider ungesagt.
Ach, irgendwie hab ich dich ja noch lieb,
doch hast du mich danach nur nicht gefragt.

Du schickst mir eine Ansichtskarte her,
als kleinen Trost fürs Herz, hast du gemeint.
Denn schließlich sei ich ja nicht irgendwer
und du, wie fabelhaft, auch nicht mein Feind.

Der Bahnhof ist schon lange menschenleer,
und wie betäubt steh ich am selben Fleck.
Ich weiß, es bringt kein Zug dich wieder her.
Der ist grad abgefahren, du bist weg.

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Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 4998
Wohnort: Berlin


Beitrag23.11.2020 13:01
Re: Ansichtskartenglück
von Nina
Antworten mit Zitat

liebe elena,

gefällt mir gut dein ab-reisegedicht.

Elena hat Folgendes geschrieben:
Da fährst du fort im Eilzug ohne mich.
Ich auf dem Bahnsteig fühl mich schon allein.
Du rufst am Fenster: „Du, ich liebe dich!“
Ich lächle bloß hinauf und bin ganz klein.


das hat schon wieder sowas liebes, berührendes. die letzte zeile ist
interessant auch, wegen der unterschiedlichen perspektiven: einmal
das kleinfühlen (beim abschied, aus traurigkeit) oder das klein-sein,
wenn ein anderer aus dem zug auf den bahnsteig schaut.

Elena hat Folgendes geschrieben:
Gesagt ist, was zu sagen uns noch blieb.
Der große Rest blieb leider ungesagt.
Ach, irgendwie hab ich dich ja noch lieb,
doch hast du mich danach nur nicht gefragt.


ja, das gesagte und das ungesagte. darüber habe ich auch schon mal
gedichtet. jedenfalls hier: der abschied ist da, aber noch gibt es eine
verbindung. und "eigentlich" auch den wunsch danach, sich richtig und
ganz auszusprechen, der jedoch unerfüllt blieb (wie auch diese liebe).

Elena hat Folgendes geschrieben:
Du schickst mir eine Ansichtskarte her,
als kleinen Trost fürs Herz, hast du gemeint.
Denn schließlich sei ich ja nicht irgendwer
und du, wie fabelhaft, auch nicht mein Feind.


das ist das, was vom andern angeboten wird - eine postkarte. nun ja.
ein kleiner trost immerhin, aber vielleicht braucht es manchmal ja doch
mehr als einen kleinen trost. immerhin ein wertschätzendes auseinander-
gehen. aber es bleibt klar: froh macht das das lyrische ich nicht.

Elena hat Folgendes geschrieben:
Der Bahnhof ist schon lange menschenleer,
und wie betäubt steh ich am selben Fleck.
Ich weiß, es bringt kein Zug dich wieder her.
Der ist grad abgefahren, du bist weg.


zuletzt das betäubte dastehen, der schmerz, das unerfüllte. und langsam
einsickernd die gewissheit: der andere ist weg. und man selbst ist aber
noch da (im vielleicht doppelten, gar dreifachen sinne).

gern gelesen, liebe elena. wieder sehr einfühlsam gedichtet. mag ich sehr.

liebe grüße
nina


_________________
Liebe tut der Seele gut.
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Elena
Geschlecht:weiblichEselsohr
E

Alter: 82
Beiträge: 218
Wohnort: Berlin


E
Beitrag25.11.2020 09:31
Ansichtskartengück
von Elena
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Liebe Nina,

da hast du dir wieder so viele Mühe gemacht, und alles richtig erfasst.
Ich hatte schon ein klein bisschen Befürchtung, dass die Zusammenhänge nicht richtig verstanden werden. Im Reimgedicht sie herzustellen ist nicht ganz einfach, weil man eben an vieles gebunden ist.

Jeder Abschied ein kleiner Tod, habe ich irgendwo gelesen, weiß nicht mehr, wo. Dass es mir gelungen ist, dem Ausdruck zu geben, freut mich, gelingt ja nicht immer.

Dankeschön, Nina, für deine sensible und genaue Einfühlung in die menschliche Psyche.

Herzliche Grüße, Elena
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