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Das Mal der Vergeltung


 
 
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cappucina
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 17



Beitrag26.01.2008 01:32
Das Mal der Vergeltung
von cappucina
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Hallo ihr Lieben,

ich möchte es auch nochmal wagen, hier etwas einzustellen.
Dies hier ist der Anfang meiner Geschichte, die Protagonistin heißt Jennifer (ich weiß auch nicht, warum ich immer wieder auf diesen Namen komme).
Ich gebe zu, die dargestellte Szene mag klischeehaft sein, aber ich würde trotzdem gerne eure Meinung dazu hören, die Szene und der Teil, der danach folgt, hat sich tatsächlich so zugetragen, später geht die Geschichte natürlich in Fiction über.

Sind die Dialoge flüssig ? Kann man sich hineinversetzen?
Mag man weiter lesen ?

Für eure Kritik wäre ich sehr dankbar !

LG
Cappu


Kapitel I

„Eve, bring endlich das Glas !“ tönte es aus dem Wohnzimmer.
„Ja doch, komm ja schon“, Eve kam aus der Küche und balancierte ein Whiskeyglas auf einem silbernen Tablett.
„Oh gleich mit Tablett, wie vornehm“, lachte Susann, die bereits am großen runden Eichentisch des zum Wohnzimmer hin offenen Eßraums Platz genommen hatte.
„Naja, Stil muß sein“, gab Eve zurück und setzte das Tablett vor Susann auf den Tisch.

„Wann kommt Jenny endlich? Ich kanns gar nicht mehr erwarten!“ Maggie saß auf dem braunen Ledersofa und kaute aufgeregt auf ihren Nägeln.
In diesem Moment schrillte die Türglocke.
„Na endlich!“ Maggie raste zur Tür und öffnete.
„Da bist du ja! Jetzt wirds aber Zeit!“ Sie zog Jennifer am Jackenärmel in die Wohnung.
„Susann und Eve sind schon lange da, los komm, damit wir anfangen können.“

„Ja ja Maggie,  nur nicht so hastig.“ Jennifer ging zögernd hinter Maggie ins Wohnzimmer und begrüßte die anderen beiden Frauen.

„Wo warst du denn solange?“ rief Eve.

Jennifer winkte ab :„Ach, ich war nur müde und hatte mich hingelegt, hab dann wohl etwas verschlafen.“ Sie warf ihren schwarzen Strickmantel auf das Ledersofa und setzte sich zu den anderen an den Tisch.

„Sag mal, bist du denn gar nicht aufgeregt und gespannt?“ Eve hatte schon ganz feuchte Hände vor Aufregung. „Grade du, mit deinen Fähigkeiten?“

„Ehrlich gesagt, mach ich da nur euch zuliebe mit, ich halte nicht soviel davon, das wißt ihr doch.“ Jennifer betrachtete nachdenklich das Quija Board mit den schwarzen Buchstaben, das vor ihr auf dem Tisch lag.

„Ach was Jenny, jetzt sag bloß nicht, daß du Angst hast, es kann doch gar nichts passieren. Das ist einfach nur Nervenkitzel und Spaß.“  Maggie knipste die Deckenbeleuchtung aus und setzte sich an den Tisch.

Die jungen Frauen hatten vorher in allen vier Ecken des  Zimmers Kerzen angezündet, die nun unruhige Schatten an die Wände warfen. Auf dem Eichentisch an dem die vier saßen, brannte in der Mitte neben dem Quija Board eine schwarze Stumpenkerze.

„Nun macht nicht so einen Wind“, raunte Maggie, „wir können erst anfangen, wenn die Kerzenflammen alle ganz ruhig brennen.“

„Warum habt ihr eine schwarze Kerze genommen? Das ist nicht gut! Ich hab euch gesagt, ihr sollt nur weiße Kerzen aufstellen!“ Jennifers Stimme klang vorwufsvoll.

„Ach komm, Jenny, eine schwarze Kerze sieht einfach besser aus, das unterstreicht das Düstere, wir wollen uns doch schließlich gruseln“, lachte Maggie. Sie stellte das Whiskeyglas auf das Hexenbrett.

„Nun kommt schon, Finger drauf! Jenny, du auch!“

Jede der vier legte den Zeigefinger auf den Glasrücken.

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Nihil
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Moderator
Alter: 34
Beiträge: 6039



Beitrag26.01.2008 01:58

von Nihil
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Hallo cappucina!

Ich lobe an deinem Auszug die Dialoge, deren Sprache wirklich den Mündern der heutigen Menschen abgeschaut wurde. Es entsteht überhaupt kein Zweifel, dass Jennifer und Co in ihrer dargestellten Art auch im richtigen Leben existieren könnten. Allzu tief wirken die Charaktere allerdings nicht, was auf so kurzem Raum aber auch kaum möglich ist.

Du gebrauchst hier jedoch keine abwechslungsreichen Satzstrukturen. Lies dir den Text selbst noch einmal durch und notiere dir, wie oft mit wörtlicher Rede eingeleitet wird, worauf ein erklärender Satz folgt, worauf wörtliche Rede folgt. Dieses Schema verwendest du viel zu rigoros, das ist beim Lesen eintönig und langweilig. Und wenn du dir solch ein Thema wie Okkultismus für deine Geschichte auswählst, möchtest du sicher nicht langweilen. Bring doch Abwechslung und Verschiednheit herein, indem du jemanden länger reden lässt oder eine etwas ausführlichere Beschreibung des Raumes einfügst. Du gibst zwar oberflächliche Informationen zur Stimmung und zum Aussehen, es kommt bei mir aber keine Atmosphäre auf. Wenn du aber gleich am Anfang des ersten Kapitels so flott in eine Geschichte einsteigst, musst du sicher sein können, dass die gewünschte Stimmung erzeugt wird. Ansonsten ist dein Anfang schlecht, da er nicht, was er tun sollte, in die Handlung einführt und andeutet, wie es weitergeht. Dieses rasche Erzählen und Abhaken der einzelnen Ereignisse ist ein häufiger Anfängerfehler, dem auch ich nicht oft entgehe. Man möchte nur allzu schnell zu den bombastischen Geschehnissen kommen, aber man vergisst, dass etwas ganz und gar nicht bombastisch wirkt, wenn man nicht die Umstände vorher erläutert.

Im Prinzip habe ich es schon angedeutet, aber ich wiederhole es nochmals ausdrücklich: Du musst mehr ins Detail gehen, mehr Leben erschaffen, Stimmung erzeugen. Im Moment wirkt diese kurze Erzählung wie ein Gemälde, auf das zu viel Wasser gespritzt wurde und das deshalb seine Farbe verloren hat. Deine Charaktere sind bloß Schatten, es scheint egal zu sein, wer von den Damen redet, sie haben alle die gleichen Interessen. Solche elementaren Unterschiede sollten sich im Gegensatz zur Tiefe, die erst später entwickelt werden kann, möglichst früh abzeichnen, damit der Leser sich besser vorstellen kann, welche Person gerade im Mittelpunkt steht.

Das war es erst einmal, ich hoffe, dass das hilfreich für dich war. ich wünsche dir noch eine gute Nacht,

- Ganymed
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cappucina
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 17



Beitrag26.01.2008 02:09

von cappucina
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Hallo Ganymed,

vielen Dank für deine ausführliche Kritik!
Du hast mir sogar sehr geholfen! Genau das wollte ich wissen, ob es Atmosphäre beim Leser erzeugt.
Ich hatte wohl Angst davor, wieder zuviel ins Detail zu gehen und mich an Unwichtigkeiten zu ergötzen, was ich unbedingt vermeiden wollte.
Deshalb ist die Atmosphäre hier wohl doch zu kurz gekommen.

Ich muß noch dran arbeiten, den gewissen Grad an wichtig und unwichtig zu finden und trotzdem Atmosphäre zu erzeugen.

Sehr dankbar bin ich dir für den Hinweis auf die wörtliche Rede, die bei mir in der Tat ständig am Anfang steht und darauf folgt die Erklärung.
Mir ist das beim Schreiben und zigmal durchlesen nicht mal aufgefallen, umso besser, daß du es mir sagst. Super !

Auch daran werde ich arbeiten.

Danke übrigens sehr für das Lob an den authentischen Dialogen!
Das baut mich natürlich wiederum auf !

LG
Cappu
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Nihil
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Moderator
Alter: 34
Beiträge: 6039



Beitrag26.01.2008 02:23

von Nihil
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Genau so soll es doch sein! Fehler sollen aufgezeigt , aber dem Autoren darf nicht der Spaß am Schreiben zerstört werden. Es freut mich, dass ich das erreichen konnte.

- Gany
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cappucina
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 17



Beitrag26.01.2008 03:37

von cappucina
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Hast du auf jeden Fall Gany !

hab jetzt meinen Anfang der Geschichte noch etwas umgeschrieben und ein bißchen mehr an die atmosphärischen Details gedacht.
Dank nochmal an dich Ganymed !

Auch die Dialoge hab ich leicht verändert.
Mit einem kleinen Hinweis, auf meine Hauptfigur, Jennifer, ich hoffe, man erkennt hier nun etwas besser, wer die Heldin sein wird.

Und natürlich hoffe ich, daß es sich so besser liest und man sich besser hineinversetzen kann.
Ich will natürlich am Anfang auch nicht zuviel von Jennifer verraten, was sie macht und was es mit ihr auf sich hat.
Möchte das häppchenweise dann im Verlauf der Geschichte einfließen lassen, damit die (hoffentliche) Spannung bleibt.

LG
Cappu


Kapitel I

„Eve, bring endlich das Glas !“ tönte es aus dem Wohnzimmer.
„Ja doch, komm ja schon“, Eve kam aus der Küche und balancierte ein Whiskeyglas auf einem silbernen Tablett. Sie stellte es vor Susann ab, die bereits am großen runden Eichentisch des zum Wohnzimmer hin offenen Eßraums saß.
Susann lachte, „oh gleich mit Tablett, wie vornehm!“
„Naja, Stil muß sein“, gab Eve zurück und grinste.

„Wann kommt Jenny endlich? Ich kanns gar nicht mehr erwarten!“ Maggie saß auf dem braunen Ledersofa und kaute aufgeregt auf ihren Nägeln.
In diesem Moment schrillte die Türglocke.
„Na endlich!“ Maggie sprang auf und raste zur Tür.
„Da bist du ja! Jetzt wirds aber Zeit!“ Sie zog Jennifer am Jackenärmel in die Wohnung.
„Susann und Eve sind schon lange da, los komm, damit wir anfangen können.“

„Ja ja Maggie,  nur nicht so hastig. Wir fangen schon noch früh genug an.“ Jennifer ging zögernd hinter Maggie ins Wohnzimmer und begrüßte die anderen beiden Frauen.

„Wo warst du denn solange?“ rief Eve.

Jennifer winkte ab :„Ach, ich war nur müde und hatte mich hingelegt, hab dann wohl etwas verschlafen. Ihr habt ja richtig aufgefahren hier.“
Sie warf ihren schwarzen Strickmantel auf das Ledersofa und blickte sich um.

In jeder Ecke des Zimmers brannten weiße Kerzen. Die roten langen Vorhänge waren zugezogen und ein schwerer süßlicher Weihrauchduft, der aus einem kupferfarbenen kleinen Räuchergefäß auf dem Tisch aufstieg, erfüllte den Raum. Jennifer mochte diesen Duft, denn er hatte trotz seiner Intensität, etwas beruhigendes. Sie benutzte ihn selbst sehr oft zuhause.
Die Deckenbeleuchtung war noch an und leicht gedimmt.
Jennifer setzte sich zu Susann und Eve an den Eichentisch.

„Sag mal Jenny, bist du denn gar nicht aufgeregt und gespannt?“ fragte Eve und rieb ihre feuchten Hände an ihrer Jeans ab.
„Wer weiß, wer sich heute abend alles blicken läßt, jetzt, da wir dich in unserer Mitte haben. Grade du mit deinen Fähigkeiten, und was macht sie, sie verschläft !“ Eve schüttelte verständnislos den Kopf.

„Ehrlich gesagt, mach ich da nur euch zuliebe mit, ich halte nicht soviel davon, das wißt ihr doch. Außerdem, erwartet nicht von mir, daß ich irgendwelche Geister rufe, das überlaße ich gerne euch“, gab Jennifer lächelnd zurück.
Sie betrachtete nachdenklich das Quija Board mit den schwarzen Buchstaben und magischen Zeichen, das vor ihnen auf dem Tisch lag.

Maggie knipste die Deckenbeleuchtung aus.
„Ach was Jenny, jetzt sag bloß nicht, daß du Angst hast, es kann doch gar nichts passieren. Das ist einfach nur Nervenkitzel und Spaß“, entgegnete sie unbekümmert und setzte sich zu den anderen an den Tisch.

Die flackernden Kerzen im Zimmer warfen unruhige Schatten an die Wände.
Maggie legte mit einem kleinen Löffel noch ein paar Steinchen des bunten Weihrauchs auf die glühende Räucherkohle, von der, mit leisem Knistern, kleine Funken hochsprühten. Von der Mitte des Eichentischs aus, warf eine große schwarze Stumpenkerze ihren düsteren Schein auf die Gesichter der Mädchen.

„Nun macht nicht so einen Wind“, raunte Maggie, „wir können erst anfangen, wenn die Kerzenflammen alle ganz ruhig brennen.“

„Warum habt ihr eine schwarze Kerze genommen? Das ist nicht gut! Ich hab euch gesagt, ihr sollt nur weiße Kerzen aufstellen!“ warf Jennifer vorwurfsvoll ein.

„Ach komm, Jenny, eine schwarze Kerze sieht einfach besser aus, das unterstreicht das Düstere, wir wollen uns doch schließlich gruseln“, lachte Maggie. Sie stellte das Whiskeyglas auf das Hexenbrett.

„Nun kommt schon, Finger drauf! Jenny, du auch!“
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cappucina
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Beiträge: 17



Beitrag26.01.2008 05:52

von cappucina
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Auf die Gefahr hin, daß ich euch nerve, hier noch eine kleine Fortsetzung der Geschichte, die eine etwas genauere Einführung in den Hintergrund meiner Protagonistin gibt.
Ich habe den Anfang jetzt noch einmal überarbeitet und versucht noch mehr bildhafte Sprache reinzubringen.

Immer noch:

Kapitel I

„Eve, bring endlich das Glas !“ tönte es aus dem Wohnzimmer.
„Ja doch, komm ja schon“, Eve kam aus der Küche und balancierte ein Whiskeyglas auf einem silbernen Tablett. Sie stellte es vor Susann ab, die bereits am großen runden Eichentisch des zum Wohnzimmer hin offenen Eßraums saß.
Susann lachte, „oh gleich mit Tablett, wie vornehm!“
Sie nahm das Glas vom Tablett.
„Naja, Stil muß sein“, gab Eve zurück, grinste und stolzierte mit dem leeren Tablett in die Küche zurück aus der sie postwendend zurück kam und sich zu Susann an den Tisch setzte.

„Wann kommt Jenny endlich? Ich kanns gar nicht mehr erwarten!“ Maggie saß auf ihrem braunen Ledersofa und kaute aufgeregt an ihren Nägeln.
In diesem Moment schrillte die Türglocke.
„Na endlich!“ Maggie sprang auf und raste zur Tür.
„Da bist du ja! Jetzt wirds aber Zeit!“ Sie zog Jennifer am Jackenärmel in die Wohnung.
„Susann und Eve sind schon lange da, los komm, damit wir anfangen können.“

„Ja ja Maggie,  nur nicht so hastig. Wir fangen schon noch früh genug an.“ Jennifer ging zögernd hinter Maggie ins Wohnzimmer und begrüßte die anderen beiden Frauen.

„Wo warst du denn solange?“ rief Eve.

Jennifer winkte ab:„Ach, ich war nur müde und hatte mich hingelegt, hab dann wohl etwas verschlafen. Ihr habt ja richtig aufgefahren hier.“
Sie warf ihren schwarzen Strickmantel auf das Ledersofa und blickte sich um. Dabei strich sie mit beiden Händen ihre langen dunklen Haare nach hinten, als ob sie dadurch den letzten Rest der Müdigkeit vertreiben wollte um sich nun der  Sache zu widmen, die sie an diesem kühlen Aprilabend vorhatten.

In jeder Ecke des Zimmers brannten weiße Kerzen. Die roten langen Vorhänge waren zugezogen und ein schwerer süßlicher Weihrauchduft, der aus einem kupferfarbenen kleinen Räuchergefäß auf dem Tisch aufstieg, erfüllte den Raum. Jennifer mochte diesen Duft, denn er hatte trotz seiner Intensität, etwas beruhigendes. Sie benutzte ihn selbst oft zuhause.
Die Deckenbeleuchtung war noch an und leicht gedimmt.
Jennifer setzte sich zu Susann und Eve an den Eichentisch.

„Sag mal Jenny, bist du denn gar nicht aufgeregt und gespannt?“ fragte Eve und rieb ihre feuchten Hände an ihrer Jeans ab.
„Wer weiß, wer sich heute abend alles blicken läßt, jetzt, da wir dich in unserer Mitte haben. Grade du mit deinen Fähigkeiten, und was macht sie, sie verschläft !“ Eve schüttelte verständnislos den Kopf.

„Ehrlich gesagt, mach ich da nur euch zuliebe mit, ich halte nicht soviel davon, das wißt ihr doch. Außerdem, erwartet nicht von mir, daß ich irgendwelche Geister rufe, das überlaße ich gerne euch“, gab Jennifer lächelnd zurück.
Sie betrachtete nachdenklich das Quija Board mit den schwarzen Buchstaben und magischen Zeichen, das vor ihnen auf dem Tisch lag.

Maggie knipste die Deckenbeleuchtung aus.
„Ach was Jenny, jetzt sag bloß nicht, daß du Angst hast, es kann doch gar nichts passieren. Das ist einfach nur Nervenkitzel und Spaß“, entgegnete sie unbekümmert und setzte sich zu den anderen an den Tisch.

Die flackernden Kerzen im Zimmer warfen unruhige Schatten an die Wände.
Maggie legte mit einem kleinen Löffel noch ein paar Steinchen des bunten Weihrauchs auf die glühende Räucherkohle, von der, mit leisem Knistern, von Zeit zu Zeit kleine Funken hochsprühten.
Von der Mitte des Eichentischs aus, warf eine große schwarze Stumpenkerze ihren düsteren Schein auf die Gesichter der Mädchen.

„Nun macht nicht so einen Wind“, raunte Maggie, „wir können erst anfangen, wenn die Kerzenflammen alle ganz ruhig brennen.“

„Warum habt ihr eine schwarze Kerze genommen? Das ist nicht gut! Ich hab euch gesagt, ihr sollt nur weiße Kerzen aufstellen!“ warf Jennifer vorwurfsvoll ein.

„Ach komm, Jenny, eine schwarze Kerze sieht einfach besser aus, das unterstreicht das Düstere, wir wollen uns doch schließlich gruseln“, lachte Maggie. Sie stellte das Whiskeyglas auf das Hexenbrett.

„Nun kommt schon, Finger drauf! Jenny, du auch!“

Jede der vier legte den Zeigefinger auf den Glasrücken.
So verharrten sie eine Weile, dann fingen Susann und Eve an zu kichern und Eve gluckste: „Ich bekomme ja jetzt schon eine Gänsehaut, denkt ihr wirklich das klappt?“ Sie schaute in die Runde.
Susann zwinkerte ihr mit einem Grinsen zu.
Jennifer saß still und schaute mit ernster Miene zu Maggie, die ihr gegenüber saß.

Maggie zischte: „Nun seit endlich ruhig und konzentriert euch! Ihr müßt euch sammeln, wir brauchen die Energie von allen, damit das was wird, hört endlich auf zu kichern!“
Susann und Eve schlugen die Augen nieder und bemühten sich, ihren Gesichtern einen ernsthaften Ausdruck zu verleihen.

Es verstrichen noch einige Minuten, dann erhob Maggie ihre Stimme  in eine Tonlage der ehrfurchtsvollen Anbetung  und fing an:

„Ihr verlorenen Seelen, Geister und Dämonen, wir bitten euch, kommt zu uns! Gebt uns ein Zeichen, wir erwarten euch in Demut! Wir beschwören euch, ihr Mächte der Finsternis, gebt euch zu erkennen! Seit willkommen in unserer Welt!“
Sie hielt inne. Die anderen Mädchen wagten kaum zu atmen, auch Jennifers Herz begann etwas schneller zu klopfen.
Warum machte sie das nur...ja, sie war mal wieder zu gutmütig gewesen und hatte sich breitschlagen lassen. Sie wollte ihren Freundinnen den Spaß nicht verderben.
Doch alles in ihrem Inneren sträubte sich dagegen. Sie war von allen vieren diejenige, die am meisten über Okkultismus wußte. Schließlich beschäftige sie sich schon jahrelang damit und hatte bei Professor Alibori neben ihrem Studium für Geschichte, einen hervorragenden Abschluß in Parapsychologie und Grenzwissenschaften hingelegt.

Ihre Freundinnen waren unbedarft und dachten sich nichts Böses dabei. Sie wollten ihren Spaß haben und kannten Okkultismus vorwiegend aus Fernsehserien wie Charmed oder Buffy, die sie jede Woche mit Spannung verfolgten.

Maggie gab ihr Bestes, mit unheilvoller Stimme möglichst viel geheimnisvolle Spannung zu erzeugen:
„Wir heißen euch herzlich willkommen in unserem Kreis! Luzifer, auch du bist willkommen!“

„Bist du noch zu retten?“ zischte Jennifer leise zu Maggie.
„Du kannst doch nicht diesen Namen hier nennen!“

„Nun verderbe doch nicht die schöne schaurige Stimmung!“ zischte Maggie zurück, „keine Angst, bleibt ganz ruhig, der tut uns schon nichts, wir sind doch alles brave böse Mädchen! Vielleicht erfüllt er uns ja einen Wunsch!“ zwinkerte sie.

Jennifer rollte die Augen und schüttelte den Kopf.

Die vier Frauen starrten gebannt auf ihre Zeigefinger, die sich auf das Glas preßten. So verharrten sie eine ganze Weile und Maggie fuhr in ihren Beschwörungsformeln fort.
In den Pausen zwischen den Rufen Maggies, lauschten die vier gebannt in die Stille des Raums, und obwohl es im Zimmer angenehm warm war, verspürten sie nach und nach ein leichtes Frösteln, das wie eine unsichtbare Nebelschwade unter dem Tisch hervorzukriechen schien und sich langsam von den Beinen aufwärts über ihre Körper ausbreitete.
Die Flammen der Kerzen im Zimmer brannten ruhig und gleichmäßig, kein Luftzug bewegte sie.
Von draußen war das sanfte Geräusch von zaghaft einsetzendem Regen zu vernehmen, hier und da hörte man einen Tropfen auf das Holzdach der Veranda fallen.
So verging sicher eine halbe Stunde, doch nichts geschah.

„Ich denke das reicht Maggie, du siehst doch, es funktioniert nicht“, sagte Jennifer sanft in die Stille hinein. Verhaltene  Erleichterung schwang in ihrer Stimme.

Maggie wollte dem gerade etwas entgegensetzen, in diesem Moment bewegte sich das Glas.
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