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Wozu Dystopien?

 
 
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Gast







Beitrag08.11.2020 11:22

von Gast
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Folgendes Szenario:
Trumps Hetzerei gegen das Wahlergebnis, führt dazu, dass Teile seiner Anhängerschaft zu den Waffen greifen und in verschiedenen Bundesstaaten Blutbäder anrichten. Teile der Demokraten schlagen mit gleicher Münze zurück. Die Situation eskaliert immer mehr, die lokalen Ordnungskräfte kriegen die Sache nicht mehr in den Griff, schlagen sich in Teilen sogar den jeweiligen Parteien zu. In einigen Bundesstaaten herrschen schnell bürgerkriegsähnliche Zustände. Bewaffnete Milizen verschanzen sich in bestimmten Gebieten. Und der noch amtierende Präsident lässt den Dingen ihren Lauf, weigert sich die Armee einzusetzen. Schluss, Ausgang ungewiss.
Solch eine Geschichte ist m.E. zumindest vorstellbar. Aber für eine richtige Dystopie müsste man es vermutlich noch viel weiter treiben...
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Natalie2210
Geschlecht:weiblichKlammeraffe
N

Alter: 37
Beiträge: 583



N
Beitrag08.11.2020 19:39

von Natalie2210
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@DLurie:

Zitat:
Ich weiß nicht recht..
In meinem laienhaften Verständnis ist Eskapismus gerade nicht das Motiv, eine Dystopie zu schreiben oder zu lesen. Denn die (fiktiven) Realtäten, die dort geschildert werden, sind ja meist viel schlimmer als die aktuelle, in der man lebt. Außerdem wäre für mich eine Dystopie nur dann überhaupt interessant, wenn ich der Meinung bin, dass die zukünftigen Zustände, die geschildert werden, eine gewisse Eintrittswahrscheinlichkeit besitzen. Insofern sehe ich schon einen ziemlichen Unterschied zwischen Einhorngschichten, (oder sagen wir Fantasy) und Dystopien. Letztere haben in meiner Sicht einen viel größeren Realitätsbezug, weshalb sie eigentlich zur Realitätsflucht wenig taugen. Wenn ich der Realität entfliehen möchte, lese ich doch besser Rosamunde.


Nicht unbedingt. Ich kann jetzt nur von mir sprechen, aber ich lese Dystopien gerne, wenn ich mich gerade nicht besonders toll fühle. Einfach um zu sehen "wow, es ginge noch schlechter." Manchmal ist das einfach tröstend. Rosarote einhorngeschichten halte ich in einem solchen moment nicht aus.
Ditto beim Schreiben: Für mich ist Schreiben bis zu einem gewissen Grad auch Stressabbau. Wenn ich richtig gestresst bin, schreibe ich eher düstere Szenen, Wenn ich gut drauf bin - auch mal schöne Wink

Das mag nicht für jeden gelten, und Geschmäcker sind verschieden. Aber soviel zu "Realitätsflucht".

lg,
Natalie
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Gast







Beitrag08.11.2020 22:39

von Gast
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Hi Nathalie2210,
Natalie2210 hat Folgendes geschrieben:

Nicht unbedingt. Ich kann jetzt nur von mir sprechen, aber ich lese Dystopien gerne, wenn ich mich gerade nicht besonders toll fühle. Einfach um zu sehen "wow, es ginge noch schlechter." Manchmal ist das einfach tröstend.

Interessanter Mechanismus. Bei mir würde die düstere Lektüre (vorausgesetzt, das Szenario hat einen gewissen Realitätsbezug) wohl eher dazu führen, dass ich mich noch schlechter fühle.
Natalie2210 hat Folgendes geschrieben:

Ditto beim Schreiben: Für mich ist Schreiben bis zu einem gewissen Grad auch Stressabbau. Wenn ich richtig gestresst bin, schreibe ich eher düstere Szenen(...)

Seltsam. Ich wäre dann noch gestresster. Aber wie du schon sagst: Die Geschmäcker sind verschieden und wahrscheinlich existieren auch sehr unterschiedliche Arten, der Realität zu entfliehen. Ich bin wohl eher der klassische Verdränger…

LG
DLurie
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MarkusM
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 51
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Wohnort: Hüttenberg


Beitrag08.11.2020 22:43

von MarkusM
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Nina hat Folgendes geschrieben:
@MarkusM: Diese Gewaltgeschichte: Meinst Du damit, dass das Gewaltpotential sich sozusagen während des Schreibens erhöht hat? Also Deine Figuren sich darin steigerten? Und hat das was mit Dir gemacht? (Außer dass Du das seltsam fandest und inwiefern fandest Du das seltsam, wenn ich fragen darf? Weil es sich verselbständigt hat?)


Als ich mit dem Projekt angefangen hatte, war mir schon klar, dass es einige Stellen geben wird, die (extrem) brutal sein werden.

Überrascht war ich, als Hauptpersonen "ausgeteilt" haben, wie sie mit in die Gewaltspirale hereingerissen wurden.

Seltsam, weil ich mir die betreffenden Personen anders ausgedacht hatte, hätten sie sich aber nicht so verhaltne, wären sie (für mich) nicht mehr glaubwürdig.
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Nina C
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

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Beitrag09.11.2020 08:11

von Nina C
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Ich denke, das ist sehr unterschiedlich, bin aber ebenfalls der Ansicht, dass der „warnen“-Aspekt mit Sicherheit häufig vertreten ist. Bei mir persönlich nicht, mich interessiert einerseits das Rohe, im ganz physischen Sinne (ich habe auch ein Faible für Lost Places smile ) – deswegen habe ich mich für eine entsprechend „rohe“ Variante, anstatt einer rein gesellschaftlichen Dystopie entschieden (Meteoriteneinschlag Very Happy ). Und dann mag ich auch die Kreativität und Lösungsorientiertheit, die Überlebende ja nun früher oder später an den Tag legen müssen, das macht schon Spaß zu schreiben. Ich glaube bei Einhörnern mit Glitzerschweif wäre ich generell fehl am Platz ... auch sonst zieht es mich eher zu ernsten Themen.
Beim Veröffentlichen merke ich aber nun, dass das hier nicht das ideale Jahr für eine Dystopie war. Rolling Eyes

Liebe Grüße

Nina


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Wenn ihr nicht die gequälten Sklaven der Zeit sein wollt, macht euch trunken, ohn’ Unterlass! Mit Wein, mit Poesie mit Tugend, wie es euch gefällt. (Charles Baudelaire)
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Gast







Beitrag09.11.2020 11:32

von Gast
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Nina C hat Folgendes geschrieben:

Beim Veröffentlichen merke ich aber nun, dass das hier nicht das ideale Jahr für eine Dystopie war. Rolling Eyes


Erklärungsversuch: Je näher die realen Einschläge kommen, desto unattraktiver werden fiktive Zuspitzungen.

Ich persönlich finde ja, dass die grotesken Elemente in aktuellen Krisen zunehmen. Ähnelt das Welttheater nicht zunehmend einer großen Schmierenkomödie? Der Twitter-Clown Trump, die ganzen absurden Verschwörungstheorien, der Kampf ums Klopapier. (Titel für eine Dystopie: Die Schlacht um Hakletown)

LG
DLurie
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MarkusM
Geschlecht:männlichEselsohr

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Beitrag09.11.2020 11:38

von MarkusM
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Zitat:
Der Twitter-Clown Trump, die ganzen absurden Verschwörungstheorien, der Kampf ums Klopapier. (Titel für eine Dystopie:


Mein Umfeld weiß ja schon eine Weile, dass ich an einer Dystopie arbeite, dementsprechend durfte ich mir Witze anhören wie: "Du musst schneller schreien, sonst musst du direkt ins Genre 'historische Romane' wechseln" und tatsächlich haben mich auch mehrere Leute gefragt, ob ich "das mit dem Toilettenpapier" denn im Roman habe.

Was soll ich sagen: ich hatte mir da schon Gedanken darüber gemacht (Arschwurz als Ersatz etc.), nur hatte das einige Wochen (in der Geschichte) gedauert.
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Michel
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Das bronzene Bühnenlicht Das goldene Niemandsland
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Beitrag09.11.2020 13:46

von Michel
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Ich schreibe keine Dystopien, in meinen fiktiven Welten finde ich aber immer wieder (und häufiger als anfangs erwartet) Elemente davon.

Schaue ich genauer hin, dann entdecke ich häufig, dass mir die ganz reale Welt, sozusagen in Verkleidung, mit hineingerutscht ist. Flüchtlinge, Naturkatastrophen, Gewaltherrscher, die dunklen Seiten der Menschen - alles ist deutlich mehr vertreten, als ich es von mir selbst erwartet hätte. Teils kam das sehr überraschend, weil sich Figuren selbständig gemacht haben, teils muss ich rückblickend sagen, dass Gewalt manchmal hervorragend geeignet ist, extreme Reaktionen einer Figur zu legitimieren (das Rambo-Schema).

Aber ich habe noch eine weitere Vermutung, die ich aus meinem Berufsalltag mitnehme. Ich arbeite relativ viel mit Traumatherapie. Da müssen sich Menschen ihren schlimmsten Erinnerungen stellen, aber unter kontrollierten Bedingungen. Das ist dann anstrengend und sehr unangenehm – aber völlig ungefährlich. Letzteres ermöglicht es dann dem Gedächtnis, die traumatischen Erinnerungen sozusagen nachzuarbeiten, abzuschwächen, mit einem "ist vorbei"-Stempel zu versehen und, ja, aus der Rohform in eine Art Story zu binden, die im Ablauf klar und verständlicher ist. Beinahe wie ein Buch. Die Speicherung im Gehirn wird also verändert, vermutlich auf einer ganz basalen neurologischen Ebene.

Vielleicht erlebe ich diesen Effekt ja auch beim Lesen dystopischer oder düsterer Literatur: Durch Verfremdung (passiert nicht in dieser Welt oder Zeit) werden Dinge aushaltbar, die mich in der Realität verzweifeln ließen. Authentische Kriegsberichte oder Schilderungen realer Folter halte ich kaum aus, selbst Beziehungsdramen mit erwartbar schweren Konflikten kann ich oft nicht gut ab. Die sind mir zu nah. In einer kontrollierten Umgebung (Fantasy, Dystopie) kann ich mich, so wie andere mit Horrorliteratur, vielleicht meinen eigenen Ängsten besser nähern und sie in einem ganz realen neurologischen Sinne verarbeiten.


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MarkusM
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Beitrag09.11.2020 14:18

von MarkusM
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Michel hat Folgendes geschrieben:
Vielleicht erlebe ich diesen Effekt ja auch beim Lesen dystopischer oder düsterer Literatur: Durch Verfremdung (passiert nicht in dieser Welt oder Zeit) werden Dinge aushaltbar, die mich in der Realität verzweifeln ließen. Authentische Kriegsberichte oder Schilderungen realer Folter halte ich kaum aus, selbst Beziehungsdramen mit erwartbar schweren Konflikten kann ich oft nicht gut ab. Die sind mir zu nah. In einer kontrollierten Umgebung (Fantasy, Dystopie) kann ich mich, so wie andere mit Horrorliteratur, vielleicht meinen eigenen Ängsten besser nähern und sie in einem ganz realen neurologischen Sinne verarbeiten.


Das ist ein interessanter und guter Punkt, damit kann ich mich identifizieren.

Für mich ist Horror (egal als ob Film/Serie oder Buch), dann erträglich, wenn er nicht zu real ist.

Kriegsberichte vertrage ich auch nicht gut, aber auch mit mancher Fiktion tu ich mich schwer (Blood Diamand mit den Kindersoldaten; "Der junge im gestreiften Pyjama"), sowas beschäftigt mich wochenlang. "The Walking Dead" macht mir z.B. keine Probleme, "The Road" hingegen, dass hat mich eine Weile heruntergezogen.
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Gast







Beitrag09.11.2020 15:46

von Gast
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Da ergibt sich für mich jetzt doch eine ziemlich vielschichtige Motivationslage in Bezug auf das Schreiben/Lesen von Dystopien:

Der marktlogische Ansatz:
Es gibt einen Markt für Dystopien, also bediene ich ihn. Die Motive, die ich da befriedige, interessieren mich weniger.

Der konfrontationstherapeutische Ansatz:
Der geschützte Raum der Fiktion ermöglicht mir einen besseren Umgang mit meinen Ängsten – vorausgesetzt, die Fiktion ist weit genug weg von aktueller Realität.

Der aufklärerische Ansatz:
Wenn wir bei bestimmten aktuellen Entwicklungen nicht aufpassen und gegensteuern, dann geht das ganz fürchterlich in die Hose.

Der kathartische Ansatz:
Ich lebe meine Aggressionen in der Fiktion aus, dann brauche ich es nicht mehr in der Realität zu tun.

Der Trost-Ansatz:
Im Vergleich zu dem, was ich da gerade lese, geht es mir noch verdammt gut. Uff!

Spannend. Wobei vieles natürlich auch auf andere Genres wie Thriller und Horror zutrifft.

LG
DLurie
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Maunzilla
Exposéadler


Beiträge: 2822



Beitrag10.11.2020 05:31

von Maunzilla
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Dytopien entsprechen unserem aktuellen Zeitgeist. Zu meiner Zeit waren die Menschen von Technologie begeistert und haben sich eine großartige Zukunft ausgemalt. Dementsprechend waren die meisten Romane hoffnungsvoll.
Heute aber sehen wir uns mit zahlreichen Problemen konfrontiert, für die keine Lösung in Sicht ist: Überbevölkerung, religiöser Fanatismus, Umweltverschmutzung, Artensterben, Ressourcenknappheit, Klimawandel, Zerfall der Gesellschaft. Sich also eine Zukunft auszumalen, in der alle diese Probleme gelöst sind, ist schwierig und, sofern man selbst keine Lösung zur Hand hat, auch unglaubwürdig.
Hinzu kommt, daß die meisten Menschen auf Chaos und Gewalt konditioniert sind. Im Fernsehen laufen mehr Filme über Mord und Totschlag als harmonische Liebesgeschichten. In einer perfekten Gesellschaft sich eine interessante Geschichte auszudenken, ist schwierig.
Und noch ein Aspekt gilt es zu bedenken: Utopien sind in unserer heutigen fragmentierten Gesellschaft stets polarisierend. es gibt keinen allgemeinen Konsens mehr über die vollkommene Ordnung, so daß man immer eine mehr oder größere Anzahl Leser verstören wird. Und heutzutage bewirkt das stets einen mehr oder weniger heftigen Entrüstungssturm im Internet, was schlecht für das Geschäft ist.


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"Im Internet weiß keiner, daß du eine Katze bist." =^.^=
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Gast







Beitrag10.11.2020 10:50

von Gast
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Maunzilla hat Folgendes geschrieben:
Dytopien entsprechen unserem aktuellen Zeitgeist.

Meinst Du damit, es herrscht so etwas wie eine generelle Untergangsstimmung?   

Maunzilla hat Folgendes geschrieben:

Zu meiner Zeit waren die Menschen von Technologie begeistert und haben sich eine großartige Zukunft ausgemalt. Dementsprechend waren die meisten Romane hoffnungsvoll.

Zu meiner Zeit…Das klingt für mich jetzt etwas seltsam. Du bist doch noch recht aktiv. Wann war das denn: Deine Zeit?

Maunzilla hat Folgendes geschrieben:

Heute aber sehen wir uns mit zahlreichen Problemen konfrontiert, für die keine Lösung in Sicht ist: Überbevölkerung, religiöser Fanatismus, Umweltverschmutzung, Artensterben, Ressourcenknappheit, Klimawandel, Zerfall der Gesellschaft. Sich also eine Zukunft auszumalen, in der alle diese Probleme gelöst sind, ist schwierig und, sofern man selbst keine Lösung zur Hand hat, auch unglaubwürdig.

Diese Probleme gibt es ja doch schon eine ganze Weile, oder? (Die Grenzen des Wachstums des Club of Rome z.B. sind fast 50 Jahre alt)
Ich glaube, was sich ändert, – auch durch Corona – ist die Wahrnehmung ihrer Dringlichkeit. Sie rücken uns allmählich auf die Pelle. Unverdrängbar.

Maunzilla hat Folgendes geschrieben:

Hinzu kommt, daß die meisten Menschen auf Chaos und Gewalt konditioniert sind. Im Fernsehen laufen mehr Filme über Mord und Totschlag als harmonische Liebesgeschichten.

Das kann ich zumindest aus meinem persönlichen Umfeld nicht bestätigen. Das ist ausgesprochen friedfertig, obwohl es durchaus fiktiven Mord und Totschlag konsumiert. Es gibt sicher auch die, deren Hemmschwelle durch den Konsum von Kettensäge3 heruntergesetzt ist. Aber ich glaube nicht, dass das die meisten sind.

LG
DLurie
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MarkusM
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Beitrag10.11.2020 11:24

von MarkusM
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Maunzilla hat Folgendes geschrieben:
Dytopien entsprechen unserem aktuellen Zeitgeist. Zu meiner Zeit waren die Menschen von Technologie begeistert und haben sich eine großartige Zukunft ausgemalt. Dementsprechend waren die meisten Romane hoffnungsvoll.


Mary Shelleys "The last Man" ist von 1982
H.G Wells "The Time Machine" ist von 1895
E.M. Forster "The Machine Stops" ist von 1909
Samjatins "Wir" ist von 1920
Fritz Langs "Metropolis von 1927
Aldous Huxleys "Brave New World" von 1932
George Orwells "1984" von 1949
Ray Bradburys "Fahrenheit 451" von 1953
Anthony Burgess "A Clockwork Orange" von 1962
Stephen Kings "The Stand" von 1978
Alan Moores "V for Vendetta" seit 1982
Margaret Atwoods "The Handmaid's Tale" von 1985
P.D. James "The Children of Men" ist von 1992
Cormac McCarthys "The Road" ist von 2006
Suzannes Collins "Tribute von Panem" von 2008
Veronica Roths "Divergent" ist von 2011



Wann war denn bitte "zu deiner Zeit"?
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Gast







Beitrag10.11.2020 11:38

von Gast
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Mindestens zwei fallen mir noch ein:

Philip K. Dick, Blade Runner, 1968
Paul Auster, Im Land der letzten Dinge, 1987
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MarkusM
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Beitrag10.11.2020 11:53

von MarkusM
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Zitat:
Mindestens zwei fallen mir noch ein:

Philip K. Dick, Blade Runnerr, 1968
Paul Auster, Im Land der letzten Dinge, 1987


Charlie Chaplins "Moderne Zeiten", "Rollerball" (das Original, nicht das Remake), Stephen Kings (als Bachmann geschriebene Bücher) "Running Man" und "The Long Walk".

Film, Buch, Serie, Comic...  es mag auffallen, dass es wohl während und direkt nach den Weltkriegen weniger gab. Stephen Kind hat so etwas ähnliches wohl auch für Horrorgeschichten/filme beobachtet. Dem gegenüber steht aber der Output Hollywoods (und von Autoren) um und nach dem Vietnamkrieg.

Zumindest kann ich, für mich, nicht feststellen, dass es irgendeine Zeit gab, in der übermäßig viel oder wenig Dystopien erschaffen wurden.

Als ich angefangen hatte mich mit meiner potentiellen Zielgruppe zu beschäftigen (also die für meinen Roman), war ich auch etwas "enttäuscht", eine "Cash-Cow" sieht eindeutig anders aus und ich bin langsam dabei mir ein entsprechendes Netzwerk aufzubauen (Thomas74 habe ich z.B. so kennengelernt).
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Gast







Beitrag10.11.2020 12:30

von Gast
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MarkusM hat Folgendes geschrieben:

Als ich angefangen hatte mich mit meiner potentiellen Zielgruppe zu beschäftigen (also die für meinen Roman), war ich auch etwas "enttäuscht", eine "Cash-Cow" sieht eindeutig anders aus...


Ich denke ja nie (bewusst) an die Zielgruppe und muss es auch nicht, da ich nicht vom Schreiben lebe. Trotzdem würde mich das Thema irgendwie reizen. Ein Setup z.B., bei dem ein Autor (ein richtiger Autor, nicht so ein Hobbyschreiber wie ich) an einer Dystopie bastelt und permanent umschreiben muss, weil er von der Realität überholt wird. Wie hast Du so schön gesagt: Du musst schneller schreien, sonst musst du direkt ins Genre 'historische Romane' wechseln.

LG
DLurie
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MarkusM
Geschlecht:männlichEselsohr

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Beiträge: 276
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Beitrag10.11.2020 12:35

von MarkusM
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Zitat:
Ich denke ja nie (bewusst) an die Zielgruppe und muss es auch nicht, da ich nicht vom Schreiben lebe.


Das mit der Zielgruppe hat mich auch erst beschäftigt, als ich an einem Punkt war, wo ich Licht am Ende des Tunnels gesehen habe (nur um im Nachhinein festzustellen, dass es noch ein Jahr bis zur Fertigstellung des Entwurfs war).

Das ich veröffentlichen will, war mir früh klar, dass war dann der Moment wo ich mich das erste Mal konkret mit dem Genre und der Zielgruppe auseinandergesetzt habe. Und das hat mich am Anfang überfordert, denn "Jemand, der das gleiche liest wie ich"... Google liefert dir auf die Frage keine antwort (gerade mal ausprobieren.... nein. Amazon weiß da sicherlich mehr über mich lol2 ).
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Maunzilla
Exposéadler


Beiträge: 2822



Beitrag10.11.2020 13:05

von Maunzilla
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Ich bin ein Mensch, der tief im 19. Jahrhundert verwurzelt ist. Ich würde sagen, daß 3/4 aller Bücher, die ich gelesen habe aus jener Zeit stammen. wink

Die Technologiefeindlichkeit setzte hierzulande vor allem nach dem Weltkrieg ein (vielleicht auch bedingt durch den Krieg.) In Amerika kam der Umschwung wohl erst Anfangs der 1970er Jahre.

Die Konditionierung auf Gewalt und Destruktivität haben wir vor allem dem Kino zu verdanken. Wer sich mal die Mühe macht, aktuelle Fime mit alten zu vergleichen, stellt fest, daß heute viel mehr Blut und Gewalt gezeigt wird, und das anscheinend vom Publikum geschätzt wird.


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Gast







Beitrag10.11.2020 13:16

von Gast
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MarkusM hat Folgendes geschrieben:

Das ich veröffentlichen will, war mir früh klar, dass war dann der Moment wo ich mich das erste Mal konkret mit dem Genre und der Zielgruppe auseinandergesetzt habe. Und das hat mich am Anfang überfordert, denn "Jemand, der das gleiche liest wie ich"... Google liefert dir auf die Frage keine antwort (gerade mal ausprobieren.... nein. Amazon weiß da sicherlich mehr über mich lol2 ).

Immerhin kannst du dich als Dystopie-Leser ja noch selbst ergründen...wenn auch nicht über Google. Bei meinen querbeet-Lesegewohnheiten wäre ich völlig aufgeschmissen. Und meine Bestellliste von Amazon würde auch nichts bringen: Eine Teleskopleiter, eine Stand-Luftpumpe fürs Rad, Schutzbezüge für WoMo-Sitze, ein Kaltschaum-Matratzentopper … Wie langweilig und völlig unergiebig zur Erstellung eines Leserprofils… Embarassed
LG
Dlurie
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MarkusM
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 51
Beiträge: 276
Wohnort: Hüttenberg


Beitrag10.11.2020 13:35

von MarkusM
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Maunzilla hat Folgendes geschrieben:
Die Konditionierung auf Gewalt und Destruktivität haben wir vor allem dem Kino zu verdanken. Wer sich mal die Mühe macht, aktuelle Fime mit alten zu vergleichen, stellt fest, daß heute viel mehr Blut und Gewalt gezeigt wird, und das anscheinend vom Publikum geschätzt wird.


Blutige und brutale Geschichten, da brauche ich nur meine Bibel aufzuschlagen.

Was das Kino betrifft, so wird das vor allem schneller, hektischer.
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MaxMikus
Schneckenpost


Beiträge: 6



Beitrag10.11.2020 22:27

von MaxMikus
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Mir gefällt eigentlich an Dystopien am besten (und das macht sie wohl auch zeitlos), dass sie gegenwärtige Probleme vereinfacht darstellen mit einer klaren schwarz-weiß Haltung.
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Thomas74
Geschlecht:männlichExposéadler

Alter: 49
Beiträge: 2332
Wohnort: Annaburg


Beitrag10.11.2020 22:39

von Thomas74
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MaxMikus hat Folgendes geschrieben:
dass sie gegenwärtige Probleme vereinfacht darstellen mit einer klaren schwarz-weiß Haltung.


Nein. Sie zeigen eher das Ergebnis gegenwärtiger Probleme bei Nicht- Lösung selbiger auf.


_________________
Optimismus ist, bei Gewitter in einer Kupferrüstung auf dem höchsten Berg zu stehen und "Scheiß Götter!!" zu rufen.
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