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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Phantastisch! 10/2020
In Björns Bildern

 
 
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Sue Rovia
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 30
Beiträge: 586
Wohnort: Metronom
Das bronzene Floß Silbernes Licht


Beitrag18.10.2020 19:00
In Björns Bildern
von Sue Rovia
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Als er die Farbspuren auf dem Boden sah, begann er zu fluchen. Der Unfall hatte aus Stiften, Pinseln und Farbtuben ein wenig ästhetisches Durcheinander geformt und das bläulich schimmernde Schwarz, das sich Björn so sorgsam auf seiner Palette zurecht gemischt hatte, war jetzt ein übergroßer Fleck auf Laminat, der uns verächtlich anstarrte.
Björn warf ein in Terpentin getränktes Tuch auf den Boden und ich riss die Fenster auf, um unsere Lungen zu lüften.
“Es hilft nichts”, sagte er zu mir, während er wie verbissen schrubbte, als würde es eben doch noch irgendwie helfen. “Am besten verschwinden wir.”
Wir nahmen mit, wonach wir in der Eile greifen konnten: Pastellfarben, einen Rucksack, eine Handvoll Pinsel, von denen ich nicht sagen konnte, ob Björn sie überhaupt noch benutzte.
Als wir an der Tür waren, hatten sich die Dielen gewölbt. Aus dem dunklen Fleck war ein großes Loch geworden, das die Gegenstände in seiner unmittelbaren Nähe verschluckt hatte. Der Boden unter uns ächzte, als wären wir ein unerträgliches Gewicht.
“Glaubst du, man kann das reparieren?”, fragte ich.
“Keine Ahnung. Vielleicht, wenn man die Dielen herausreißt.”
Er schloss die Tür zu seiner Wohnung ab, und wir verließen das Haus.
“Ich hoffe das Loch wird nicht größer. Stell dir vor, deine ganze Wohnausstattung rutscht da rein.”
Wachsen durch Verschlingen – der Anspruch eines jeden schwarzen Loches, das etwas auf sich hält. Es war übrigens einem angeborenen Mangel an Originalität geschuldet, dass der Farbunfall in Björns Wohnung mich an physikalische Singularitäten in unserem Universums denken ließ.
“Meine Malutensilien”, jammerte Björn.
“Ach komm – die lassen sich ersetzen.”
Ich war, wie unschwer zu erkennen ist, aufrichtig darum bemüht, ihn zu trösten.
“Und wo soll ich malen?”
“Wo willst du schlafen?”
“Bei meiner Mutter kann ich vorübergehend unterkommen.” Er zog die Schultern hoch. “Wohnen, nicht malen.”
“Du kannst bei mir malen.”, sagte ich.
Björn musterte mich ernst.
“Dann gibt es kein Zurück mehr”
Seine Stimme war leise geworden, so leise, dass sie mich glauben lassen wollte, er hätte zu sich selbst gesprochen.
Aber die letzten Worte waren an mich gerichtet gewesen: Als hätte es für mich ein Leben ohne Björns Bilder gegeben, solange wir uns ausschließlich in seiner Wohnung trafen. Björn kannte sich schlecht. Er war omnipräsent.

Ich traf ihn zwei Tage nach meinem ersten und einzigen Selbstmordversuch. Lag es am mangelnden Organisationsvermögen oder an fehlender Durchsetzungskraft, der Versuch war zum Scheitern verurteilt und als er scheiterte, gründlich scheiterte, lebte ich weiter, als hätte es weder Versuch noch  Todessehnsucht, die ja unweigerlich dazugehört, je gegeben. Ich aß, badete, schlief und verließ das Haus, um unter Menschen zu kommen.
Auf einer Studentenparty im Wohnheimskeller trank ich Bier aus Pappbechern. Björn saß neben mir, aß Pizza und kritzelte mit einem kleinen schwarzen Stift seltsame Muster auf den dazugehörigen Karton. Eine gemeinsame Freundin, ich will sie Valerie nennen, machte uns miteinander bekannt.
Björns erster Gruß an mich war ein langer und prüfender Blick, den ich mit einem Blinzeln und einer aufreizenden Geste erwiderte, übrigens nicht, weil er mir besonders gefiel. Zu jener Zeit flirtete ich viel und liebte wenig.
Björn mit seiner großen Gabe, das Offensichtliche zu übersehen, schien mein seltsames Gebaren nicht zu bemerken. Er begann auf mich einzureden, und wir führten ein Gespräch, von dem ich dank der Geräuschkulisse um uns herum kaum etwas mitbekam.
Wir verstanden uns auf Anhieb.
Björn war Künstler, oder hielt sich für einen. Wie er das vor sich selbst rechtfertigte, habe ich bis heute nicht verstanden, denn er glaubte ebenso wenig wie ich daran, dass seine Bilder je einer Öffentlichkeit zugänglich sein würden.
Er war ein hysterischer Fanatiker, wenn es um den Glauben an sogenannte innere Zwänge ging. Er hielt nichts vom Ansporn oder von Motivation. Sich selbst nannte er einen Getriebenen, besessen von Ideen, die zu artikulieren er nicht die Kraft, die Worte oder den Willen hatte.
Erst als ich Björn nüchtern noch einmal kennenlernte, stellte ich fest, dass es in seinem Leben keine Oberflächen gab. Die Welt, die er erlebte, war unergründlich. Was er sah, hatte Tiefe und wenn er malte, schuf er Räume.
Diese mir unerklärliche und wie ich glaube einzigartige Gabe fasste er selbst nicht in Worte. Als ich ihn besuchte, reichte er mir ein Bild mit der Aufforderung, ich solle mal rein greifen.
Natürlich tat ich das nicht, denn es wäre eine beherzte und deshalb intime Handlung gewesen. Stattdessen legte ich meine Finger behutsam auf die bemalte Leinwand und sah zu, wie sie langsam zwischen übergroßen Gitarrensaiten im Dunkel des Bildes verschwanden. Erst glaubte ich, warmen Stoff zu ertasten, weichen Stoff, möglicherweise Flanell. Dann dachte ich an das Zwerchfell, an eine Höhle, die ich in mir trug und in der meine Hand nichts verloren hatte. Unwillkürlich zog ich sie wieder aus der Leinwand.
Björn betrachtete mich mit großer Ernsthaftigkeit. Später gestand er mir, er habe in meinem Gesicht nach den Spuren der Fassungslosigkeit gesucht.
Dass er vor allen Menschen ausgerechnet mir sein Geheimnisse offenbarte, und es war ein Geheimnis gewesen, eine nicht in Worte zu fassende Last, beschäftigte mich auf einer tieferen Ebene als die Gabe selbst. Ich vergalt ihm diesen Akt der Zuneigung mit aufrichtigem Staunen und einnehmenden Interesse. Björn, der mit seiner Fähigkeit aufgewachsen war, hatte Bilder gemalt, ohne sie zu ergründen. Als ich ihn kennenlernte, glaubte er noch, es wären seine eigenen Organe, die da im Dunkeln der Gemälde vegetierten. Ich bescheinigte ihm mangelhafte Kenntnisse der menschlichen Physiologie. Aber nur eine gründliche Computertomographie, die er unter fadenscheinigem Vortäuschen zahlreicher körperlicher Beschwerden erhielt, und die ihm einen Termin in der psychosomatischen Ambulanz bescherte, überzeugte ihn endgültig davon, dass seine Organe sich allesamt in seinem Körper befanden.
Was war es dann, das in Björns Bildern lebte?
Wir legten Gegenstände, in die eine Leinwand, und fischten sie aus einem anderen Gemälde wieder heraus. Kekse, die wir hineinlegten, wurden angebissen, Wasserflaschen geleert.
Also waren all die Räume, die er schuf, miteinander verbunden. Es musste darin ein Leben geben, und dieses Leben war untrennbar mit Björn, mit seiner Gedankenwelt und seinem Erleben verbunden. Er war ein Schöpfer und der Gestalter von Lebensräumen.
Nachdem ich ihm diese für mich einzig mögliche Interpretation des Geschehens unterbreitet hatte, veränderte sich, so er über seine Gemälde sprach, Björns Stimme. Sie wurde weicher und zärtlicher. Die potentiellen Lebewesen nannte er liebevoll seine Gesichter. In neuen Projekten bemühte er sich um Weite, die einer lebenden Existenz gerecht werden konnte. Alles Blau dieser Welt musste auf die Leinwand, die Intensität der Farben musste ausgeschöpft werden. Er glaubte fest daran, dass seine Räume an Tiefe gewannen, wenn sie diese Tiefe nach außen hin suggerierten.
Ich unterbrach die Mühen mit dem Einwand, die Farben wären für seine Gesichter wahrscheinlich nicht wahrnehmbar.
“Wieso nicht?”, fragte Björn und schenkte mir einen selten aufmerksamen Blick.
“Wenn es Licht in deinen Räumen gibt, dann fällt es vermutlich von außen hinein. Aber wir beide sehen genau die Farbtöne, die du aufträgst. Das hier ist gerade das Rot, das du vorhin gemischt hast, und hier ist dein Orange.”
Björn nahm seine Palette in beide Hände, wie um meine Worte zu überprüfen.
“Ich gehe deshalb davon aus, dass unser Tageslicht von der Oberfläche der Leinwand absorbiert wird und den Raum dahinter gar nicht erreicht. Dann könnten deine Gesichter auch nichts sehen. Und außerdem...”
“Außerdem?”
“… haben sie vielleicht gar nicht die Sinnesorgane, um zu sehen. Oder sie haben kein Bewusstsein, um die Eindrücke zu verarbeiten Vielleicht sind sie eher wie Pflanzen.”
“Natürlich haben sie ein Bewusstsein”, widersprach Björn mir scharf. “Wie könnte ich sie kreieren, ohne etwas von meinem Bewusstsein in sie hineinzulegen? Der Gedanke ist abstrus, pervers – du hast das nicht durchdacht.”
Er schüttelte den Kopf und widmete sich wieder seinem Bild.
Aber die Vorstellung, dass seine Gesichter, diese in liebevoll gewählten Farbtönen geborenen Wesen, ihr Dasein in lichtlosen Räumen fristeten, beschäftigte ihn, sie quälte ihn geradezu.
Wenn wir auf dem Boden saßen und uns unterhielten, legte er oft seine Hand in ein Bild. Ich ging davon aus, dass er die Oberflächen darin streichelte, oder möglicherweise irgendetwas anderes, das sich seinen Fingern näherte.
“Wir müssen ihnen eine Lampe bringen”, erklärte er schließlich.
“Willst du ein Teelicht hineinlegen? Ein Teelicht in einem Glasbehälter?”
Björn blickte unschlüssig drein.
“Vielleicht verbrennen wir bei dem Versuch die Leinwand. Oder wir brennen sonst etwas nieder, von dem wir nicht wissen, in welchem Zusammenhang es zu den übrigen Räumen und deinem Innenleben steht. Das ist zu gefährlich”, überlegte ich weiter. “Eine Taschenlampe?”
“Besser wäre eine Tischlampe. Ich kann ihnen doch nicht erklären, wie man die Batterien einer Taschenlampe wechselt.”
“Dann brauchst du ein Bild, das groß genug ist, um eine Tischlampe hineinzustellen.”
Mein Blick fuhr über die bemalten Leinwände, die Björn entweder aufgehängt oder neben sein Bett gestellt hatte.
“Ich werde einfach ein weiteres Bild malen.”
Björn war jetzt sehr belebt. Ich lobte seinen Ehrgeiz.
Als ich ihn das nächste Mal besuchte, stand eine Leinwand in seinem Zimmer, die größer war als ich und über einen Meter breit.
“Oh nein.” Ich wusste sofort, was er vorhatte und die wenigen Haare auf meinem Unterarm stellten sich wacker auf, um dieser entsetzlichen Idee mit Haltung zu begegnen.
“Nein, nein, nein. Auf keinen Fall, Björn, das darfst du nicht machen.”
“Überlege doch”, hielt er mir entgegen. “Ich habe sie geschaffen, aber ich kenne sie nicht. Ich weiß selbst nicht, wie meine Räume von innen aussehen. Wie kann ich leben, ohne mehr von ihnen zu wissen? Selbst wenn sie, wie du glaubst, kein Bewusstsein haben – wenn sie nur stumpfe Artefakte meines Denkens sind… und wäre es nicht ein gelungener Zug, ihnen bei unserer ersten Begegnung das Licht zu bringen? Wie Prometheus, der den Menschen das Feuer brachte.”
 “Das ist zu gefährlich, viel zu gefährlich. Du weißt so gut wie nichts über deine Gesichter und Prometheus wurde bestraft.”
“Wie soll ich mehr über sie erfahren, wenn ich ihnen nicht begegne? Vielleicht habe ich diese Bilder nur gemalt, um ihnen zu begegnen? Vielleicht ist gerade diese Begegnung der Schlüssel zu meinem Sein?”
Ich beschwor ihn, bettelte und flehte, als würde mein Leben davon abhängen und das völlig zu recht: Als ich nicht mehr dagegen anredete, wussten wir beide, ich würde mit ihm gehen.
Der Farbfleck in Björns Wohnung warf uns um ein paar Stunden zurück. Er konnte uns nicht mehr aufhalten.
Für den zweiten Versuch suchten wir gemeinsam eine Leinwand aus, die Björn bemalte, während ich neben ihm saß, Tee trank und ihm mit hungrigen Augen zusah. Manchmal bat er mich um einen Pinsel oder eine Farbtube, die ich dann aus seinem Rucksack fischte.
Das Bild – unser Tor in Björns Räume – wurde zu einem dunklen Loch, umgeben von blauen und braunen Tupfern. Als er seine letzten Pinselstriche setzte, hier einen Grauton verstärkte und dort einen Übergang schuf, suchte ich Jacken für uns heraus, packte ein Seil in Björns Rucksack, Proviant und ein Erste-Hilfe-Set, das ich um harmlose Schmerzmittel wie Valium und Dormicum erweiterte.
Als Lampe wählten wir eine Tischleuchte mit ansehnlich geblümtem Lampenschirm und LED-Licht. Außerdem besorgte ich uns ein Verlängerungskabel, das fünfundzwanzig Meter lang war. Wir wollten uns in Björns Welt schon ein bisschen bewegen können, ein bisschen – das meinte etwa fünfundzwanzig Meter und auf keinen Fall weiter.
Björn stellte das fertige Bild direkt neben eine Steckdose, und ich schloss die Tischlampe an. Er nahm den Rucksack, ich sollte die Lampe tragen.
Ich trat beherzt in das Dunkel des Bildes, ich zuerst, des Lichtes wegen. Björn folgte unmittelbar. Der Boden unter uns war weich und blieb fest, der wenigstens – dachte ich – ist tragfähig.
Wir fanden uns in einer übergroßen Mundhöhle wieder, die nur  in eine haltlose Tiefe führen konnte; waren umgeben von warmen und feuchten Wänden, die im Licht der Tischlampe rötlich schimmerten.
Nach einem schweren Moment der Stille trat Björn an mir vorbei in die lebhafte Dunkelheit, die vor uns lag. Ich warf einen Blick hinter mich, auf mein Zimmer und was sich darin befand; das graue Abbild einer sich verflüchtigenden Wirklichkeit.

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Stefanie
Reißwolf


Beiträge: 1741



Beitrag19.10.2020 14:09

von Stefanie
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Faszinierende Welt. Ich wünschte, ich würde noch mehr erfahren, wie es in den Bildern aussieht.
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hobbes
Geschlecht:weiblichTretbootliteratin & Verkaufsgenie

Moderatorin

Beiträge: 4292

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
Der silberne Scheinwerfer Ei 4
Podcast-Sonderpreis


Beitrag19.10.2020 19:03

von hobbes
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Eigentlich ist das eine wunderbar absurde Idee: Mit einer geblümten (!!!) Lampenschirm in die eigenen bzw. die von Björn gemalten Bilder hineingehen.

Eigentlich.

Tatsächlich ist mir deine Geschichte mit zu viel Blabla gefüllt. Zu viel drumherum, es geht nicht voran, es ist alles ein bisschen zäh, ich habe den Eindruck, die Prota hört sich selbst gern reden.
Da verliere ich dann leider die Lust, mich selbst in diese eigentlich schöne Idee hineinzudenken. In ihr verloren gehen, quasi.

*

Ich hatte am Ende acht Geschichten für die letzten zwei Punkte zur Auswahl. Dass du keinen abbekommst, liegt allein daran, dass mich zwei andere einfach einen Tick mehr angesprochen haben. So ganz subjektiv und persönlich.
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Westmonster
Wortedrechsler


Beiträge: 94



Beitrag19.10.2020 20:48

von Westmonster
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Ui, das fand ich spannend. Dorian Gray trifft Kafka. Erst dachte ich, das Ende sei mir zu offen, aber eigentlich... nee. Klasse! Buch

_________________
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Only a few will Catch your Heart.
Pursue Those.
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Gast







Beitrag19.10.2020 21:01

von Gast
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Leider endet die Geschichte wenn es spannend wird
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d.frank
Geschlecht:weiblichReißwolf
D

Alter: 44
Beiträge: 1124
Wohnort: berlin


D
Beitrag19.10.2020 23:31

von d.frank
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Erinnert mich an Siri Hustvedts "Was ich liebte", auch der Name Björn/Bill passte zu dieser Assoziation, und die lebendigen Bilder, die der Künstler hier malt - wie die Installationen des Künstlers in besagtem Buch. Ebenso die Gedanken zu Kunst und deren dunkler Seite. Wie sie einen auffrisst und die Menschen, die man liebt gleich mit dazu. Alles kurzerhand in ein phantastisches Setting gesetzt, aber das ist leider auch etwas, das ich dem Text vorwerfen muss: Dass er das Phantastische dazu nutzt, sich nicht erklären zu müssen und dadurch irgendwie weder Fleisch, noch Fisch ist. Einerseits ein normales Setting, andererseits das phantastische Element, dem aber keine brauchbare Substanz zugestanden wird.
In einer Kurzgeschichte ist dafür sicher auch zu wenig Platz, genauso wie für eine spezielle Charakterzeichnung, die das Setting in meinen Augen aber  verlangt. Kann sein, dass ich nicht aufmerksam genug gelesen habe, aber das wäre das zweite Manko: Dass ich die beiden Figuren und ihre Beziehung zueinander wie auch zu den Ereignissen nicht so richtig einordnen kann.

Punkteedit 4

Wie erkläre ich das jetzt? Wie erkläre ich dem Autor und vor allem mir selbst, dass die Story nicht auf einem höheren Platz gelandet ist? Vielleicht einzig und allein an der Konkurrenz? Oder mit meinem persönlichen Geschmack? Aber mir gefällt das ja! Es ist gut geschrieben und ich mag auch immer noch das Surreale, das einen realistischen Ursprung hat. Im Endeffekt ist das einfach das falsche Gefäss für den Inhalt. Das lässt mich so unbefriedigt zurück, so nach dem Motto: "Äh, ja, und wie geht´s jetzt weiter?"
Also wenn daraus irgendwann mal ein Buch werden soll,  das dann den nötigen Platz bietet, um das alles ein bisschen sanfter, ein bisschen realitätsnaher zu machen, sag Bescheid, ja? wink


_________________
Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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silke-k-weiler
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 49
Beiträge: 749

Das goldene Schiff Der goldene Eisbecher mit Sahne


Beitrag19.10.2020 23:48

von silke-k-weiler
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Lieber Text,

was soll ich sagen ... den nehm ich. Packen Sie ihn bitte ein, ganz vorsichtig! Was macht das? 12 Punkte? Na gut ... ich habs passend.

Dafür hab ich echt keine Ahnung, was ich da noch mehr schreiben soll. Ich fand Dich fesselnd. Mystisch. Lebendig. Wenn der Erzähler/die Erzählerin in das Bild reingreift und Björn schaut zu - Gänsehaut. Das ist höchst intim und verletzlich und lässt so viel Platz für eigene Bilder. Sehr, sehr schön!

Vorgaben:
Na jaaaa ... dem fällt was runter und dann gibt es eine Sauerei, aber diese Sauerei sorgt ja irgendwie auch dafür, dass der Boden an der Stelle weg ist. Unfall - check!
Licht - check!

Danke, dass ich Dich lesen durfte!
Silke
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Raven1303
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 41
Beiträge: 540
Wohnort: NRW


Beitrag20.10.2020 09:25

von Raven1303
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Liebe/r Unbekannte/r,

Deine Geschichte gefällt mir. Vorgaben sind alle erfüllt. Den Anfang finde ich stellenweise etwas schleppend. Dafür war mir die Stelle,  an der du erzählst, wie Sachen das erste Mal ins Bild gestellt werden - abgebissene Kekse 🍪... - zu kurz. Da  hätte ich gerne eine ganze Szene zu gelesen, vielleicht auch, dass das Lebendige sich etwas mehr rührt auf der anderen Seite.
Spannendes Ende!  Ich wüsste gerne, wie es weiter geht.

Liebe Grüsse

Edit: leider waren es oben genannte Punkte, weswegen ich anderen Geschichten den Vorzug gab. Ich hätte gerne noch mehr Punkte zu vergeben, denn du hast einen Stil der mir gefällt und einen tollen Plot erdacht!


_________________
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn.
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Ich kreise um Gott, um den uralten Turm und ich kreise Jahrtausende lang.
Und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm? Oder ein großer Gesang... (R.M. Rilke)
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V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6155
Wohnort: Nullraum
Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag20.10.2020 23:44

von V.K.B.
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Hallo unbekannter Autor, Autorin, heimlich mitschreibende KIs, magische Wesen oder was auch immer,

Ich kommentiere direkt beim ersten Lesen und während ich lese, damit die Leseeindrücke so frisch wie möglich sind. Daher kann es sein, dass ich mal auf etwas hinweise, was sich später im Text noch klärt.
Disclaimer vorweg: All meine Kritiken sind in diesem Wettbewerb hochgradig subjektiv und bedeuten damit eigentlich gar nichts, außer wie mir ein Text persönlich gefallen hat. Ich neige zu Sarkasmus und mache mich auch gerne mal über Dinge lustig. Ich bitte diejenigen, die eine gefühlt zu harte Kritik von mir abbekommen, das nicht persönlich und mit Humor zu nehmen, denn es ist ganz bestimmt nicht böse gemeint. Ich nehme aber auch kein Blatt vor den Mund, wenn jemand seinen Text bei einem Wettbewerb der ungeschönten und schonungslosen Kritik vorwirft. Wer ein Problem damit hat, möge das Lesen meines Kommentars an dieser Stelle abbrechen.

So, los geht‘s, you have been warned …


Zitat:
Er war omnipräsent.
Kein Wunder, wenn er anscheinend Dinge in die Realität malen kann.

Zitat:
lebte ich weiter, als hätte es weder Versuch noch  Todessehnsucht, die ja unweigerlich dazugehört, je gegeben
Na, wer weiß… Lesehypothese: Der Prota ist tot und Björn sein Psychopompos. Mal sehen, ob ich recht habe.

Zitat:
Er war ein Schöpfer und der Gestalter von Lebensräumen.
Coole Ideen hast du, gefällt mir sehr.

So, bin durch. Und kann nichtmal was zu meiner Lesehypothese sagen.  Möglich wäre sie, die Wirklichkeit hinter ihm wird grau und verflüchtigt sich, die Mundhöhle als die Zeit und das alles verschlingende Chaos Senecas. Wäre nur eine Interpretation, aber kommt mir wie eine Mutmaßung vor. Warum scheitert der erste Versuch ("Farbunfall") dann? Einfach nur so? Und wenn diese Interpretation der Holzweg ist, warum wird dann der Selbstmordmordversuch erwähnt, er scheint keine weitere Relevanz zu haben. Oder ist der exzentrische Björn der zweite Versuch, frei nach Bukowski "Find what you love and let it kill you"?

Die Geschichte ist auf jeden Fall mega-abgefahren und regt zum Nachdenken an, das gefällt mit. Besonders die durch die Bilder gegebenen Kekse und Wasserflaschen, die teilkonsumiert zurückkommen.

Sehr gerne gelesen,
Veith

Meine Nummer 3, 8 Punkte


_________________
Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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Ribanna
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 61
Beiträge: 772
Wohnort: am schönen Rhein...


Beitrag21.10.2020 07:37

von Ribanna
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Gute Idee, gute Umsetzung, keine Schwächen. Gefällt mir.

_________________
Wenn Du einen Garten hast und eine Bibliothek wird es Dir an nichts fehlen.
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Gast







Beitrag21.10.2020 10:56

von Gast
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Björn kann Bilder malen, die eine Brücke zu einer Gegenwelt erzeugen. Er und seine Freundin beschließen herauszufinden, worin diese Gegenwelt besteht und tauchen in ein eigens dafür gemaltes überdimensionales Bild ein. Der Ausgang bleibt offen, aber die Beiden werden nicht mehr in die "normale" Welt zurückkehren.

Vorgaben:
  => Keine Verfolgungsjagd, keine völlige Stille und Bewegungslosigkeit. Mit großzügigem Interpretationsspielraum läßt sich das Vergießen eines Farbflecks in der Wohnungs des Mannes als Unfall sehen, damit
        wäre der Unfall am Anfang erfüllt.
  => Das Licht als zentrales Element der Erforschung der Gegenwelt ist vorhanden. Außerdem wird Licht gebraucht, um Björns Vorstellung zu befriedigen, daß die Gegenwelt aus Gesichtern besteht, die externe
        Lichtquellen benötigen, um selber wahrnehmen zu können.
  => Phantastische Elemente: Sowohl die Idee an sich als auch der Unfall, bei dem die Farbe ein "schwarzes Loch" bildet.

Vorgaben erfüllt.

Ausgestaltung:

Ganz großes Kino. Eine zwar nicht neue (Being John Malkovich drängt sich u.A. so ein bißchen als Vergleichsreferenz auf), aber ungewöhnliche Idee , handwerklich perfekt ausgestaltet, spannend und mit viel Gedankenfutter geschrieben. Definitiv ganz oben in der Wertung!
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Rodge
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 845
Wohnort: Hamburg


Beitrag22.10.2020 13:58

von Rodge
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Das nenne ich fantastisch! Die Figurenentwicklung konventionell und doch interessant, die Geschichte jedoch betritt Neuland. Gerne gelesen...
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag24.10.2020 10:43

von Constantine
Antworten mit Zitat

Bonjour Inko,

die Idee deiner Geschichte ist cool: In ein Gemälde eintreten zu können. Aber die Umsetzung empfinde ich als etwas zu sprunghaft, als zu fade, als zu generisch, zB die obligatorische Vorgeschichte, wie die Prota Björn unter dramatischen Umständen von Selbstmordgedanken, die nicht relevant für die Geschichte sind, kennengelernt hat, die Erzählperspektive empfinde ich als nicht konstant_konsequent genug eingehalten, mich haut es beim Lesen ab und an raus, und es ist schade, dass erst ab dem Ende der Geschichte

Zitat:
[...]
Das Bild – unser Tor in Björns Räume – wurde zu einem dunklen Loch, umgeben von blauen und braunen Tupfern. Als er seine letzten Pinselstriche setzte, hier einen Grauton verstärkte und dort einen Übergang schuf, suchte ich Jacken für uns heraus, packte ein Seil in Björns Rucksack, Proviant und ein Erste-Hilfe-Set, das ich um harmlose Schmerzmittel wie Valium und Dormicum erweiterte.
Als Lampe wählten wir eine Tischleuchte mit ansehnlich geblümtem Lampenschirm und LED-Licht. Außerdem besorgte ich uns ein Verlängerungskabel, das fünfundzwanzig Meter lang war. Wir wollten uns in Björns Welt schon ein bisschen bewegen können, ein bisschen – das meinte etwa fünfundzwanzig Meter und auf keinen Fall weiter.
Björn stellte das fertige Bild direkt neben eine Steckdose, und ich schloss die Tischlampe an. Er nahm den Rucksack, ich sollte die Lampe tragen.
Ich trat beherzt in das Dunkel des Bildes, ich zuerst, des Lichtes wegen. Björn folgte unmittelbar. Der Boden unter uns war weich und blieb fest, der wenigstens – dachte ich – ist tragfähig.
Wir fanden uns in einer übergroßen Mundhöhle wieder, die nur  in eine haltlose Tiefe führen konnte; waren umgeben von warmen und feuchten Wänden, die im Licht der Tischlampe rötlich schimmerten.
Nach einem schweren Moment der Stille trat Björn an mir vorbei in die lebhafte Dunkelheit, die vor uns lag. Ich warf einen Blick hinter mich, auf mein Zimmer und was sich darin befand; das graue Abbild einer sich verflüchtigenden Wirklichkeit.

die Story packend und gut wird.
Die mich wenig überzeugende "Vorarbeit" hatte schließlich doch soweit den Effekt, dass mich zum Schluss hin der Text nicht ganz kalt ließ.

Wie gesagt, die Idee ist cool und ich denke, (klingt blöd, ja), da hätte man mehr draus machen können und dann wäre es für mich eine tolle Geschichte geworden.
Es tut mir leid: zéro points.

Merci beaucoup.
Constantine
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holg
Geschlecht:männlichExposéadler

Moderator

Beiträge: 2395
Wohnort: knapp rechts von links
Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag24.10.2020 15:14

von holg
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Etwas ist in Björns Bildern. Es scheint zu leben oder auch nicht, er und die Erzählerin (da bin ich nicht sicher, belasse es aber für jetzt dabei) wollen erkunden, was da ist. Und ich als Leser auch. Mir gefällt, wie die Geschichte beginnt (mittendrin), ich dann kurz und knapp den Anfang erfahre, und wie schön offen sie endet. Einzig an der "Mundhöhle" stoße ich mich. das steht da jetzt so und legt etwas fest, das eigentlich (oder nicht?) noch völlig undefiniert ist.

Tolle Geschichte, narrativ mMn das beste in diesem Wettbewerb.


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Gast







Beitrag25.10.2020 16:37

von Gast
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Liebe/r Autor/in,

ein Künstler, der sich seines Unvermögens, Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen, bewusst ist und versucht, dies über seine Bilder zu erreichen, sie quasi als Medium zu nutzen. Aber welche Erkenntnis bringt die Tischlampe? Eine leere Mundhöhle, dahinter Dunkelheit. Ich frage mich, ob Björn überhaupt etwas zu sagen hat?

Ich mag kryptische Texte, möchte aber schon ganz gerne die Intention dahinter verstehen. Deine Geschichte macht es mir im Moment noch etwas schwer, und ich bin gespannt, ob sich meine Gedanken dazu nach Lüften des Schleiers klären.

Interessant zu lesen ist dein Beitrag allemal, außergewöhnlicher Plot, dein Schreibstil hat Ecken und Kanten, die Wettbewerbsvorgaben hast du meines Erachtens erfüllt. Kurz – gefällt!

LG Katinka
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MoL
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Das bronzene Stundenglas


Beitrag25.10.2020 20:40

von MoL
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Leerer Kommentar. Auf Wunsch kann ein ausführliches Feedback gern bei mir erfragt werden.

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firstoffertio
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Beitrag25.10.2020 22:58

von firstoffertio
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Gefällt mir gut, die Idee mit den Malereien, die nicht nur Oberfläche sind, sondern Tiefe haben. Und wie die beiden dann tatsächlich in eines hineingehen.
Hierbei gefällt mir das praktische Denken. Die Lampe und vor allem das 25m lange Verlängerungskabel!
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chaoticinfinity
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Beitrag26.10.2020 16:52

von chaoticinfinity
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Schöne Geschichte, ich mag die Umsetzung und den Schreibstil. Ich wüsste bitte jetzt sehr gerne wie es weiter geht ...
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shatgloom
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Beitrag26.10.2020 16:54

von shatgloom
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Was mir gefällt:
Die Idee mit den "lebendigen" Bildern und die Sprache, ich kann mich gut in die Geschichte hineinversetzen.

Was ich vermisse:
Ich verstehe die Geschichte nicht ganz. Warum malt er nicht einfach Licht in die Bilder, statt es selbst hineinzubringen. Und das Ende lässt mich auch etwas ratlos zurück, irgendwie ist es für mich noch nicht zu Ende.

Ich habe den Text trotzdem sehr gerne gelesen!
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Yorinde
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Wohnort: Stendal


Beitrag27.10.2020 21:59

von Yorinde
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Ein wirklich gelungener Text! Sprachlich schön ausgestaltet, leicht zu lesen, aber nicht zu leicht. Vor allem der "Unfall" zu Beginn - die Vorgabe einfach mal erfrischend anders umgesetzt.
Einige Stellen, also Bilder, die du in meinem Kopf malst (wie treffend...), finde ich besonders schön. Schlicht aber aussagekräftig:

Zitat:
Auf einer Studentenparty im Wohnheimskeller trank ich Bier aus Pappbechern. Björn saß neben mir, aß Pizza und kritzelte mit einem kleinen schwarzen Stift seltsame Muster auf den dazugehörigen Karton. Eine gemeinsame Freundin, ich will sie Valerie nennen, machte uns miteinander bekannt.


Zitat:
Außerdem besorgte ich uns ein Verlängerungskabel, das fünfundzwanzig Meter lang war. Wir wollten uns in Björns Welt schon ein bisschen bewegen können, ein bisschen – das meinte etwa fünfundzwanzig Meter und auf keinen Fall weiter.


Ich finde, es liest sich wie ein Prolog zu einem fantastischen Roman zweier Abenteurer mit geblümter Tischlampe. Wink
Eine kleine Kritik am Rande. Diese Zeilen erschließen sich mir nicht:

Zitat:
Seine Stimme war leise geworden, so leise, dass sie mich glauben lassen wollte, er hätte zu sich selbst gesprochen.
Aber die letzten Worte waren an mich gerichtet gewesen: Als hätte es für mich ein Leben ohne Björns Bilder gegeben, solange wir uns ausschließlich in seiner Wohnung trafen. Björn kannte sich schlecht. Er war omnipräsent.


Wenn sie für das Verständnis der Geschichte keine Bedeutung haben, dann verliert der Text m.E. nichts, wenn du diese Zeilen streichst.
Ansonsten: Hut ab!

Viele Grüße, Yorinde


_________________
Es heißt, das Leben schreibe die besten Geschichten. Hin und wieder sollten wir dem Leben aber auch einen Stift leihen.
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Eliane
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 824



Beitrag28.10.2020 01:21

von Eliane
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Damit ich die Beiträge einigermaßen gerecht bewerten kann, vergebe ich jeweils maximal 5 Punkte für:
Thema "Licht":
Beginn "Stille / Unfall / Verfolgungsjagd":
Genre Phantastik:
Schreibstil:
persönlicher Eindruck:
Summe:
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nicolailevin
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 259
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag28.10.2020 09:29

von nicolailevin
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Björn, ein Maler, schafft in seinen Bildern buchstäblich Räume, die man erfassen und betreten kann. Er vermutet auch Lebewesen darin, die er „Gesichter“ nennt. Gemeinsam mit dem Icherzähler (m/w/d) unternimmt er eine Expedition in ein Gemälde, das groß genug ist, um es zu betreten und zu erleuchten. Sie finden sich in einer roten Mundhöhle wieder.

Das ist zweifellos eine phantastische Geschichte. Ich verstehe aber schon den Sinn des Anfangs mit dem Loch im Boden nicht – dient das nur dazu, mir zu zeigen, dass, wenn Björn irgendwo Farben aufträgt, Löcher und Zugänge sich öffnen, auch wenn er nur versehentlich kleckert? Ich verstehe auch nicht, was es mir sagen soll, dass die beiden sich in einer Mundhöhle wiederfinden – dass die Kunst spricht? Oder Karius und Baktus (die Älteren unter uns erinnern sich vielleicht …)? Und weshalb können sie die vermuteten Lebewesen in den Bildern nicht in ihrem natürlichen Dunkel oder Licht lassen? Erleuchtung? Enlightenment?

Der Stil ist sehr gewollt gehoben und für meine Begriffe ein wenig angestaubt und umständlich gehalten. Ich störe mich an ein paar ärgerlichen Manierismen („ich will sie Valerie nennen“ – tu das, Onkel Balzac!), an sachlichen Ungenauigkeiten (entweder der Bodenbelag besteht aus Dielen (=Holz) oder aus Laminat (=PVC)), an sprachlichen Stolpersteinen (Ins Bild zu greifen wäre „eine beherzte und deshalb intime Handlung“ – HÄ?!?) Dabei bleiben sowohl Björn als auch der Icherzähler für mich blass und grau, Selbstmordversuch hin oder her.

Nein. Sorry. Da find ich keinen Ansatzpunkt.
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