redigieren

[Curiosus]

Als Neuling in diesem Geschäft habe ich natürlich viele Fragen, deren Antworten ich nicht selbst finden kann.
Z.B. : Mein Erstling soll im Frühjahr herauskommen, da erstaunt es mich ein wenig, dass noch niemand vom Lektorat an mich herangetreten ist. Wäre es nicht langsam Zeit dafür oder habe ich da falsche Vorstellungen? Was sagen die alten Hasen (und Häsinnen) dazu

[Gerling]

Frühjahr geht bis April. Mein neuster soll im Winter 20/21 rauskommen. Hab ihn aber erst letzte Woche dem Verlag geschickt. Normalerweise dauert Lektorat und Korrektur 2-3 Monate. Also alles im grünen Bereich. Bei dir auch.

[Maunzilla]

Vielleicht ist dein Buch so gut, daß es nicht daran zu ändern gibt.

[Curiosus]

vielen Dank für eure Antworten, das beruhigt mich sehr.
Ich liege a) gut in der Zeit und bin b) der perfekte Autor. Besser geht' nicht!

[Curiosus]

Ich hätte mal wieder eine Frage für die erfahreneren Kollegen. Mein lektoriertes Manuskript ist nun endlich zurückgekommen, wie das so üblich ist mit vielen Veränderungsvorschlägen. So weit, so gut, mit der Korrekturfunktion von Word kann ich sie nun annehmen oder verwerfen.
Meine Frage ist nun, sollte ich ich in jedem einzelnen Fall erläutern, warum ich anderer Meinung bin; sollte ich es nur einigen Fällen, oder grundsätzlich gar nicht tun?

Ich neige ja dazu, zu erklären, warum ich mich so entschieden habe. Andererseits weiß ich nicht, ob ich damit als großkotzig rüberkommen würde.

[BirgitJ]

Ich erläutere nichts, wenn ich mit der Korrekturfunktion etwas annehme oder ablehne.

Hat die Lektorin aber Anmerkungen in den Text geschrieben, dann schreibe ich in einer weiteren Anmerkung dazu, was ich aus ihrem Kommentar gemacht gemacht

[Curiosus]

Dann werde ich es auch so machen. Deine Methode scheint sich ja bewährt zu haben. Immerhin hast du schon einiges veröffentlicht.

[Taranisa]

Bei mir läuft es wie bei Birgit. Bei noch zu klärenden Sachen schreibe ich einen Kommentar zu dem des Lektorats. Mir macht es Spaß, meinem Roman noch den letzten Schliff zu verpassen. Auch, wenn ich irgendwann viel später sehe, dass ich das eine oder andere (heute) anders schreiben würde.

[Curiosus]

Ich hätte da mal eine Anschlussfrage. Was passiert, wenn man beim Redigieren  die meisten Änderungsvorschläge ablehnt, kann das negative Konsequenzen  haben?
Konkret gefragt, wenn Lektor und Autor verschiedene Sprachebenen im Text haben wollen. Kann es dann sein, dass in dem Buch dann die Vorstellungen des Lektors stehen?
Ich frage, weil es bei Drehbüchern normal ist, dass Produzenten und/oder Regisseure eigenmächtig die Texte umschreiben. Aber ich habe gehört, bei literarischen Texten genießt der Autor ein höheres Standing. Wie sind eure Erfahrungen?

[Gerling]

Ein guter Lektor wird niemals den Stil des Autors ändern bzw. in diesen ergreifen. Es gibt ja einen Grund, weshalb das Manu angenommen worden ist. Es sind alles Vorschläge. Bislang hatte ich fünf unterschiedliche Lektoren. Eine habe ich mitten im Prozess abgelehnt, worauf hin der Verlag zugestimmt hat. Das Ziel ist es, ein Buch besser, nicht es anders zu machen.

[Beckinsale]

Ich weiß nicht, ob ich mich als "guter Lektor" bezeichnen darf, aber abgesehen davon, dass Gerling recht hat, gönne ich mir grundsätzlich ein, meist zwei Telefonate mit dem Autor, um die "kritischen Punkte" durchzugehen und zu diskutieren.

My.

[Curiosus]

Klingt nicht schlecht, was ihr schreibt. Ich entnehme daraus, dass ich, falls es Probleme geben sollte, Gerling mitnehme zu einem klärenden Gespräch . Aber unbedingt mit seiner Knarre, damit seine Worte auch auf fruchtbaren Boden fallen.