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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Phantastisch! 10/2020
Bürdenblau

 
 
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Minnewall
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 32
Beiträge: 133
Wohnort: Bonn


Beitrag18.10.2020 19:00
Bürdenblau
von Minnewall
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Als die Lichter kamen, brachen die Schmetterlinge aus. Es war nicht viel mehr als ein Rauschen gewesen, das die Bewohner der kleinen Höhle aus einem tiefen, tiefen Schlafe riss, ganz so, als ob eine Brise durch eine Herbstblattkorne strich; ein Rauschen, das von einem Dutzend Laternen kam, die dort oben an der Decke baumelten, leuchtend blau und wunderschön.
Die von Salz verkrusteten Lider hoben sich schwerfällig, war es doch noch lange nicht Zeit, den Pfad hinabzusteigen, hinunter zu den Minen, hinein in die Dunkelheit mit krummen Rücken und quietschenden Laternenhenkeln. Doch langsam aber sicher kamen immer mehr der pupillenlosen Augen zum Vorschein. Augen, die die selbe Farbe inne hatten wie das blaue Leuchten der Laternen, wie das blaue Leuchten der Schmetterlinge, die ihre sonst so ruhigen Flügel in den gläsernen Behältern schwangen, auf und ab und ab und auf, die das Rauschen zu einer Woge erhoben, die brausend durch die Höhle ging und sie nun ganz in eisblaues Licht zu tauchen vermochte.
Ein erster Finger erhob sich, krumm und ungelenk und knochig, zeigte hinauf zu den Laternen und die vielen Augen folgten ihm.
“Die Schmetterlinge”, sagte der Krummfingrige. Seine Stimme war rauh und verbraucht, nur noch ein Schatten dessen, was sie einst gewesen war: bassig und kräftig und in der Lage, den vielen Flüchen und Befehlen, die er an Deck gebellt hatte, eine Bedrohlichkeit zu verleihen, die selbst Hilfsmatrosen zur Bestform auflaufen ließ.
Und obwohl die Laternen schwankten und schaukelten, obwohl die rauschende Woge begann, in den Ohren zu schmerzen, obwohl das Leuchten nun so stark war, das sich in ihm kein Schmetterling mehr finden ließ und in den Augen brannte, saßen sie nur da, die Bewohner, die Schultern schlaff, die Köpfe schräg, die Münder offen.
“Meine Augen tun weh”, sagte eine Frau mit schopflosem Schopfe, doch die Lider senkten sich kein einziges Mal.
“Meine Ohren auch”, sagte der Mann, der sich neben den Krummfingrigen gesetzt hatte. Und obwohl es ihm rot und flüssig von den Ohrläppchen tropfte, hinein in seinen Schoß, blieben die Hände im selbigen ruhen. “Ist es nicht schön, das Leuchten?”, fügte er hinzu und lächelte. Sie sprachen alle mit sich selbst, denn die Wogen hatten sich zu einem dröhnenden Tosen erhoben und kein Wort war mehr zu verstehen. Die Laternen schwankten und schaukelten und die Schmerzen wurden so stark, dass selbst der Anblick des so wunderbar blauen Lichtes sie nicht länger in Schach zu halten vermochte und als dann der erste Schrei einer salzig brennenden Kehle entrann, durch braungelbe Zahnlücken stolperte, hinweg über rissige Lippen, da geschah es dann: die Laternengläser zersprangen und das Leuchten ergoss sich als Schwarm blauer Punkte in die bitterschwarze Nacht hinaus.
Und die Augen, die folgten ihnen, folgtem dem, was doch sonst immer bei ihnen war, was nicht gehen durfte, es durfte einfach nicht gehen. Dem einen Schrei schlossen sich auch andere an, doch rührten sie nicht von den Schmerzen her, die hinter den immer blass und blässer werdenden schmetterlingsblauen Augen wüteten oder gar den hämmernden Schmerzen in den Ohren, nein, sie rührten her von dem, vor dem sie das Licht bisher beschützt hatte. Langsam aber sicher stahl es sich aus tiefsten Tiefen in die Leere der Köpfe, füllte diese mit Bildern und Gerüchen und Geräuschen längst vergangener Zeit, staute sich, brach sich als Welle und spülte die Vergangenheit mit einer unaufhaltsamen Wucht ans Land der Erinnerung.
Warum hast du’s getan, sagte Gilf, und der Krummfingrige konnte spüren, wie unsichtbare Hände nach ihm griffen und ihn zurück in die Höhle ziehen wollten, während er auf den Eingang zukroch.
“Nein”, flüsterte der Krummfingrige und kroch weiter. “Nein, ihr dürft nicht gehen." Der Geruch nach feuchter Erde, nach Exkrementen stahl sich in seine Nase, er schmeckte Salz, schmeckte Blut und dann sah er es vor sich, das blutige Deck. Sah die vielen Körper.
Warum hast du uns verraten, Käp? Warum hast du’s getan, mein Freund?, fragte Gilf und dann spürte der Krummfingrige wieder die Schwere des Beutels an seiner Hüfte, die Schwere seines Herzens. Die des Beutels war rasch vergangen, die des Herzens zu einem Immerfort geworden. Und obwohl die Hände nach ihm griffen, obwohl der Beutel so schwer wog, erreichte er den Eingang, griff mit krummen, krummen Fingern nach dem, was da in der Nacht verschwand und zwei Atemzüge später nicht mehr zu sehen war.
“Nein”, sagte er wieder und dicke Tränen tropften in den Dreck.
“Lass mich in Ruhe!”, hörte er jemanden hinter sich rufen. Er drehte sich um, hatte Angst in Gilfs Gesicht zu schauen, doch seine an die Dunkelheit gewöhnten Augen erblickten nur die Umrisse erbärmlicher Gestalten. Gestalten, die er nicht kannte. Einer hielt die Beine umschlungen, hatte die Augen geschlossen, summte wippend ein Lied, das kaum in den Schreien des nächsten zu vernehmen war. Er sah eine schopflose Frau mit aufgerissenen Augen suchend über die vielen Scherben streichen, die dort am Boden lagen, zwischen dem Gestänge der Laternen. Immer wieder schaute sie hinauf, hoffte darauf, ins Licht schauen zu können. Doch das Licht war nicht mehr da. Das Licht war verschwunden. Sie schüttelte den Kopf, strich erneut über den Boden, fühlte etwas, betastete es vorsichtig und versuchte die gefundene Scherbe mit der, die sie in der Hand hielt, zusammenzusetzen. Immer wieder und wieder, bis auch sie schrie, die Scherben fallen ließ und die Handballen gegen die Ohren presste.
Der Krummfingrige konnte nicht länger hinsehen, konnte aber auch nicht die Augen schließen; er wollte nicht wieder zurück auf’s Deck, doch gleich würde es ihn einholen, das wusste er. Er machte sich schon gefasst darauf, erneut von Gilf gepackt und zurück ins hinterste Eck der Höhle gezogen zu werden, wo er ihn in aller Ruhe zur Rede stellen konnte, da sah er plötzlich ein paar Lichter, die sich dort unten über den Pfad zu ihnen hinauf schlängelten, über den Pfad, den er jeden Morgen hinab schritt, um zu den Minen zu gelangen.
Sie kamen ihm seltsam bekannt vor, diese Lichter und für einen kurzen Moment wollte ein verzweifelter Teil in ihm wahrhaben, dass es vielleicht ein paar Schmetterlinge waren, doch war das  natürlich absurd, das wusste er, schließlich waren die Lichter viel zu groß und hatten eine andere Farbe und bewegten sich zu langsam und zu gleichmäßig.
Fackeln, dachte er noch, ehe er wieder an Deck geholt wurde, ehe er erneut den metallischen Geschmack im Mund schmecken und in der Luft riechen konnte und  sich ein Körper nach dem anderen erhob und auf ihn zu schlurfte.
“Nein!”, schrie der Krummfingrige, rappelte sich auf, presste die Hände gegen die Ohren und schloss die Lider. Und dann war er hinter ihm: Gilf war an Deck getreten, starrte ihn mit toten Augen an. Gilf, mit dem er als Kind Früchte und Fische vom Marktplatz gestohlen, mit dem er sich regelmäßig volllaufen lassen  und über die Liebe und das Leben philosophiert hatte. Gilf, der ihm damals mit einem gestohlenen Schatz zeigte, wie wunderbar sich es leben lässt, wenn man Geld besitzt. Gilf, Gilf ... sein bester Freund.
Warum hast du uns verraten?, fragte Gilf und die toten Augen durchstachen, die blasse Hand griff nach ihm.
Der Schritt, den der Krummfingrige nach hinten trat, sollte sein letzter sein: Er stolperte, rutschte rücklings den Hang hinunter, der dort steil und gefährlich vor der Höhle lag, überschlug und überschlug sich , rutschte weiter und fiel in eine enge Kluft nahe des Pfades. Etwas Hartes hatte sich in seinen Rücken gebohrt, der Mund öffnete sich schnappend und er versuchte, die kühle Nachtluft in seine Lunge zu saugen; doch so sehr er sich auch anstrengte, sie wollten sich nicht füllen.
Neben ihm hörte er Gemurmel, dann Schritte, sah im Augenwinkel orangenen Schein die Nacht verdrängen und kurz darauf ein von einer Kapuze bedeckte Gestalt, die sich mit einer Fackel in der Hand über die Kluft beugte.
“Hm …”, machte die Gestalt mit alter Stimme und schnalzte mit der Zunge. “Einen Deut zu spät.”
Der Kopf wandte sich nach hinten. “He, ihr! Hallo? Ja, geht voraus und erledigt es ohne mich. Kurz und schmerzlos, verstanden? Was? Bekommt ihr, wenn es erledigt ist. Und jetzt los!”
Wieder legte sich der Fackelschein über das Gesicht des Krummfingrigen. Die Gestalt schlug die Kapuze zurück und eine Unzahl flatternder Schatten erhob sich raschelnd in die Luft.
Der Krummfingrige erkannte ihn sofort: “H-Herr …”
“Sch-sch, nicht reden, Herr Kapitän. Sie haben mir gut gedient, besser als jeder andere Arbeiter, um genau zu sein. Leider mussten sie noch erleben, wie es sich anfühlt, wenn die Falter ausschwärmen, um zu sterben. Es ist ein Sterben ohne Bürde.”
Doch diese Worte hörte der Kapitän nicht mehr. Die Vergangenheit begann erneut, ihn zu verschlingen und diesmal wollte sie ihn nicht entkommen lassen. “G-Gilf, es … es tut mir … so leid.”
Ein tiefes Seufzen, fernab der Welt des Alptraums. “Ihr armen Seelen. Es bricht mir jedes Mal erneut das Herz. Aber ich werde ihnen auch jetzt noch geben, was ich ihnen damals versprach, Herr Kapitän. Du siehst, Mutter, ich bin ein guter Mensch, ich bin ein gütiger Mensch. Schaust du auch gut zu? Und auch du, Vater … ist es etwa das, was Monster tun?”
Ein Fingerzeig und die Schmetterlinge schwärmten aus, bedeckten das Gesicht des Kapitäns.
“Nein!”, schrie er. Die vielen toten Hände zerrten ihn zu Boden, das Gesicht schlug hart auf dem Deck auf. Er hörte das Ziehen einer Klinge.
Jetzt, sagte Gilf. Jetzt wirst du uns Rede und Antwort stehen, bester Freund.
Er spürte etwas über sein Gesicht krabbeln, dann wurde er auf den Rücken gedreht, starrte in die vielen toten Augen seiner Leute, spürte, wie sie ihn an Armen und Beinen festhielten und sah Gilf, wie er erhobenen Schwertes über seinem rechten Bein stand. “Warum nur?”, fragte Gilf kopfschüttelnd.
“Nein!”, schrie der Kapitän erneut.
Das Krabbeln auf seinem Gesicht wurde stärker und stärker, wurde so stark, dass er nichts mehr anderes spüren konnte, selbst dann nicht, als das Schwert durch sein Bein schlug.
Es war vertraut, dieses Gefühl. So wunderbar vertraut.
 

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silke-k-weiler
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 49
Beiträge: 750

Das goldene Schiff Der goldene Eisbecher mit Sahne


Beitrag19.10.2020 11:27

von silke-k-weiler
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Lieber Text,

schwierig, sehr schwierig. Atmosphärisch dicht, keine Frage, für meinen Gusto streckenweise zu dicht, die ganzen Adjektive bedrängen mich regelrecht und wollen mir eine Stimmung und Bilder aufzwingen (wobei sich der "schopflose Schopf" auch noch etwas schräg liest).

Es geht, so wie ich den Text verstehe, im Kern um Schuld. Der Kapitän hat seine Mannschaft verraten (für Geld?), einer der Matrosen war sein Freund aus Kindertagen. Nun dient er in einer Mine (vermutlich, nachdem ihm das Geld schneller ausgegangen war, als ihm lieb war), zusammen mit anderen Gestalten. Oder ist es eine Art Hölle? Dient der Schmetterling als Symbol für die Seele? Steht di Farbe Blau hier für Hoffnung? Gibt es für den Kapitän keine Hoffnung auf Läuterung von seiner Schuld? Wer ist die Kapuzengestalt am Schluss? Es gibt einige offene Fragen.

Mal sehen, ich lasse Dich mal ruhen und werde Dich ein zweites Mal lesen.
(edit: Leider hast Du es nicht unter meine ersten Zehn geschafft. Ich glaube, das lag wirklich an dem Zuviel an Bildern, die teilweise sehr kraftvoll sind, das will ich Dir überhaupt nicht absprechen, aber meiner eigenen Fantasie wenig Platz lassen.)

Vorgaben:
- der Text beginnt wohl in Stille und Bewegungslosigkeit, da alle schlafen, und dann durch die Lichter geweckt werden
- Licht durch die Laternen ebenfalls check.

VG
Silke
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Raven1303
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 41
Beiträge: 540
Wohnort: NRW


Beitrag19.10.2020 21:53

von Raven1303
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Liebe/r Unbekannte/e,

also erst einmal möchte ich dir sagen, dass du einen schönen Schreibstil hast und die Idee mit den Schmetterlingen finde ich sehr gelungen.

Nur habe ich den Sinn deiner Geschichte nicht so recht verstanden. Da deine Geschichte aber da nicht die erste ist heute, liegt es vielleicht an mir.
Den ersten Absatz musste ich zweimal lesen.
Sind die jetzt in einer Höhle oder in einem Boot?
Sie sind also Sklaven und am Ende töten sie den Verräter, der sie an einen unbekannten Mann verkauft (?) hat, der mit Leuchtschmetterlingen dealt?
Ich mag ja Spannung und dass dem Leser nicht sofort alles auf dem Präsentierteller serviert wird, aber bei dir hat das Hinauszögern der Infos, was da eigentlich los ist, irgendwie genervt - nun bin ich heute aber generell eher genervt, also siehe es mir nach. Ich bin heute vielleicht in schlechter Stimmung für deine Geschichte gewesen, für die du dir ganz offensichtlich viel Mühe gegeben hast.
Bei der Umsetzung der Vorgaben bin ich mir auch ehrlich gesagt nicht sicher, ob du sie erfüllt hast. Vermutlich sitzen sie die ganze Zeit da in regungsloser Stille, aber das merkt man ja erst einige Sätze später. Die Dunkelheit ist ja in den Minen, wo sie aber zur Zeit nicht sind.
Was das am Ende mit Mama und Papa auf sich hat, ist mir auch zu hoch.
Sorry, aber da bin ich leider raus ...


_________________
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den Nächsten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn.
Ich kreise um Gott, um den uralten Turm und ich kreise Jahrtausende lang.
Und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm? Oder ein großer Gesang... (R.M. Rilke)
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d.frank
Geschlecht:weiblichReißwolf
D

Alter: 44
Beiträge: 1125
Wohnort: berlin


D
Beitrag20.10.2020 12:06

von d.frank
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Ich hab es versucht. Und nach mehreren Anläufen auch bis zum Ende geschafft. Trotzdem nicht ganz verstanden, aber trotzdem auch keine Lust, mich nochmal durch den Text zu schaufeln, mir zu dramatisch und opulent. Die vielen und meiner Meinung nach, völlig unnötig auftragenden Wiederholungen und Satzverkettungen machen diesen Eindruck rund.

_________________
Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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Stefanie
Reißwolf


Beiträge: 1741



Beitrag20.10.2020 14:27

von Stefanie
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Sind sie in einer Höhle oder auf einem Schiff?
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Gast







Beitrag20.10.2020 21:33

von Gast
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Liebe/r Autor/in,

du bringst eigentlich alles mit, um diesen Wettbewerb zu gewinnen: Die Vorgaben sind erfüllt, dein Plot ist ausgefallen, und du schreibst in einer wirklich schönen Sprache, wie ich finde.

Nur leider kann ich nach dem ersten Lesen überhaupt nichts mit dieser Geschichte anfangen. Es tut mir leid, aber gegen Ende des Textes bin ich eher verwirrt, als dass ich weiß, um welchen Verrat es sich eigentlich handelt. Hm, vielleicht liegt es auch an der späten Stunde und ich sollte die Geschichte noch einmal bei Tag lesen. Sollte mir ein Licht aufgehen, melde ich mich noch mal ...

LG Katinka
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V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6155
Wohnort: Nullraum
Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag21.10.2020 01:42

von V.K.B.
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Hallo unbekannter Autor, Autorin, heimlich mitschreibende KIs, magische Wesen oder was auch immer,

Ich kommentiere direkt beim ersten Lesen und während ich lese, damit die Leseeindrücke so frisch wie möglich sind. Daher kann es sein, dass ich mal auf etwas hinweise, was sich später im Text noch klärt.
Disclaimer vorweg: All meine Kritiken sind in diesem Wettbewerb hochgradig subjektiv und bedeuten damit eigentlich gar nichts, außer wie mir ein Text persönlich gefallen hat. Ich neige zu Sarkasmus und mache mich auch gerne mal über Dinge lustig. Ich bitte diejenigen, die eine gefühlt zu harte Kritik von mir abbekommen, das nicht persönlich und mit Humor zu nehmen, denn es ist ganz bestimmt nicht böse gemeint. Ich nehme aber auch kein Blatt vor den Mund, wenn jemand seinen Text bei einem Wettbewerb der ungeschönten und schonungslosen Kritik vorwirft. Wer ein Problem damit hat, möge das Lesen meines Kommentars an dieser Stelle abbrechen.

So, los geht‘s, you have been warned …


Zitat:
Als die Lichter kamen, brachen die Schmetterlinge aus.
Och nee – inside-joke Geschichte? Wenn das erste Mal gekreischt wird, bin ich draußen.

Zitat:
bassig und kräftig und in der Lage, den vielen Flüchen und Befehlen, die er an Deck gebellt hatte
Mir kommt eine kurze Arche Noah Assoziation, keine Ahnung warum.

Zitat:
mit schopflosem Schopfe
ernsthaft?

Zitat:
denn die Wogen hatten sich zu einem dröhnenden Tosen erhoben und kein Wort war mehr zu verstehen
waren die nicht in einer Höhle?

Zitat:
durch braungelbe Zahnlücken stolperte
Zahnlücken können keine Farbe haben, nur die Zähne drumzu

Zitat:
sie rührten her von dem, vor dem sie das Licht bisher beschützt hatte
Langsam wird mir das zu viel Gefasel. Kommt auch noch Substanz dazu?

Zitat:
was da in der Nacht verschwand und zwei Atemzüge später nicht mehr zu sehen war.
Ja watt'n nu?

Zitat:
Es war vertraut, dieses Gefühl. So wunderbar vertraut.
Dir vielleicht, ich hab keine Ahnung.

So, bin durch. Was soll ich sagen? Das ist mir alles irgendwie zu gewollt künstlerisch, aber kommt mir nicht gekonnt vor, sondern nur wirr. Als hättest du dir größte Mühe gegeben, komplett in Chiffren zu schreiben. Das Resultat ist, dass ich überhaupt keine Lust auf diese Geschichte habe. Ich weiß ja nicht mal, wer du bist, was du sonst so schreibst und ob es sich überhaupt lohnt, da eine Riesenmenge Zeit reinzustecken. Und ehrlich gesagt, Schmetterlinge und *kreisch* gehen bei Wettbewerben gar nicht, da bin gleich so genervt, dass ich zumache. Aber okay, um fair zu seine lese ich die Geschichte jetzt trotzdem noch ein zweites Mal.

Und komme nicht weit:
Zitat:
aus einem tiefen, tiefen Schlafe riss
Hier fühle ich mich schon wieder veräppelt. Soll das ein Krypto-Märchen sein? Oder willst du mich wirklich nur mit Schmetterlingen und *kreisch* auf den Arm nehmen?

Ich versuch trotzdem mal zu verstehen: Also, der Krummfingerige war mal Käptn und arbeitet jetzt in einer Mine, schläft mit anderen in einer Höhle, wo Lampen an der Decke hängen und Schmetterlinge in Glaskästen sind, deren Flügelschläge ihn an Wellen erinnern und Bilder zurückrufen. Wozu braucht man Schmetterlinge in Minen. Kohlenmonoxid-Detektoren? Ich kenn dafür nur Vögel. Dann sitzen die also alle da, haben Schmerzen und *Kreisch*, die Laternengläser zerspringen. Flügel bringen Erinnerungen zurück, vor denen das Licht bisher geschützt hat. Der Käptn hat sie verraten, der schwere Beutel wahrscheinlich das Geld, das er damit verdient hat (rasch ausgegeben) aber die Last auf seinem Herzen ist geblieben. Er kennt die Leute um sich herum nicht, das ist wohl nicht seine alte Crew, ist er Zwangsarbeiter in irgendwelchen Minen geworden, als Strafe für den Verrat und die Erinnerung holt ihn ein? Er hat Angst, einem alten Freund ins Gesicht sehen zu müssen, den er wohl auch verraten hat, viele sind dabei verstorben, er sieht immer wieder das Deck vor sich und die Toten, stellt sich vor wie sie aufstehen und nach ihm greifen, ihn zu Rede stellen wollen. Er stürzt den Pfad zu den Minen hinab, verletzt sich, kann nicht mehr atmen. Er hat beim Sterben irgendwelche komischen Visionen von Fackelträgern, einen ehemaligen Arbeitgeber (für den er den Verrat begangen hat?) der bedauert, dass er die Schmetterlinge noch ausschwärmen (=die Erinnerungen/Traumata zurückkommen) sehen musste. Weiter wirre Visionen, Schuldgefühle, anscheinend erhofft er Absolution, auch von seinen Eltern. Sein alter Freund befragt ihn, er will nicht antworten, der andere hilft mit dem Schwert nach und sticht es ihm durchs Bein. Es erscheint ihm als gerechte Strafe und willkommen in der Hölle?

Und wieder bleibt kaum mehr als ein WTF zurück. Verschwende ich meine Zeit, einen tieferen Sinn zu sehen, wo keiner ist? Viele Sätze ergeben auch keinen Sinn oder sind fehlerhaft. Gewollt aber nicht gekonnt, oder muss ich noch tiefer zu graben versuchen? Okay, ist ganz einfach. Man gräbt, um einen Schatz zu finden. Erwarte ich einen solchen unter einer Geschichte mit Schmetterlingen und *kreisch*? Ganz bestimmt nicht. Also kann ich das jetzt auch lassen, denn Punkte kriegt der Text von mir eh nicht, dafür ist mir das alles irgendwie zu aufgesetzt kryptisch-künstlerisch.

etwas ratlose Grüße,
Veith


_________________
Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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hobbes
Geschlecht:weiblichTretbootliteratin & Verkaufsgenie

Moderatorin

Beiträge: 4294

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
Der silberne Scheinwerfer Ei 4
Podcast-Sonderpreis


Beitrag22.10.2020 13:01

von hobbes
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Den Text halte ich nicht durch. Ich habe heute in einen Podcast mit Joachim Meyerhoff reingehört, da erzählt er, dass er anfangs gern verdichtete Literatur schreiben wollte, kurze, prägnante Sätze, solche, wo kein Wort zu viel ist. Hat er nicht geschafft. Irgendwann hat er sich damit angefreundet, dass sein Stil ein anderer ist.
Ich kann ja überhaupt nichts mit Joachim Meyerhoffs Büchern anfangen.
Und so ist das hier leider auch. Also keine Ahnung, ob Meyerhoff so schreibt wie du, aber das ist mir einfach zu unaufgeräumt. Allein dieser erste Abschnitt. Viel zu überbordend und ausufernd, also für mich. Und so geht es weiter und weiter, zumindest war es in allen Abschnitten so, in die ich überfliegend hineingelesen habe.

*

So. Wiedergelesen und vergiss alles, was ich vorhin gesagt habe Rolling Eyes Eine der Geschichten, die mir bei jedem Lesen dazuzugewinnen scheint. Wenn ich auch niemandem erklären könnte, was hier eigentlich abläuft, aber das ist ja auch egal (na ja, für mich). Die Bürde der Vergangenheit, vielleicht auch die Bürde des Lebens und was sie mit einem macht. So irgendwie.

Mein sechster Platz.
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Gast







Beitrag23.10.2020 13:29

von Gast
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Eine Schiffsbesatzung wurde von ihrem Kapitän verraten (ihre Seelen verkauft?) und muss fortan (einschließlich des verräterischen Kapitäns) als Gruppe Untoter Minendienste verrichten. Sie nutzen dafür von in Laternen eingeschlossenen blau leuchtende Schmetterlinge, die ihre Erinnerungen in sich eingeschlossen haben. In der Erzählung werden die Schmetterlinge aus ihren Laternen befreit, was die Untoten, ihre Erinnerungen wieder erlangend, zur Revolte antreibt. Gilf, der Anführer der Revolte und früher bester Freund des Kapitäns, richtet ihn. Offensichtlich ist dieses ein wiederkehrendes Ritual, da keiner der Untoten sterben kann.

Vorgaben:

  => Völlige Bewegungslosigkeit und Stille, Verfolgungsjagd oder Unfall: nicht erkennbar. Die Befreiung der Schmetterlinge lasse ich als "Unfall" nicht gelten.
  => Zentrale Rolle des Lichtes: erfüllt
  => phantastische Elemente: Offensichtlich erfüllt

=> Vorgaben nicht erfüllt.


Ausgestaltung:

Könnte eine Nacherzählung einer Folge von Der Fluch der Karibik sein. Die Geschichte ist eher vage und komplex erzählt, mit vielen Fragezeichen und Inkonsistenzen. So muss sich LeserIn selbst erschließen, wie Gilf in seine Sonderrolle kommt, die es ihm ermöglicht, immer wiederkehrend die Revolte einzuleiten und den Kapitän zur Rede zu stellen. Auch ist es für mich schwierig, im Kopf die beiden miteinander unvereinbaren Geschehensorte - Schiffsdeck und unterirdische Mine unter einer Höhle - zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenzusetzen. Schließlich ist das "heute ganz andere Ereignis" - der Ausbruch der Schmetterlinge - etwas, das eigentlich die Situation komplett neu ordnen sollte; aber es ist impliziert, dass sich Alles unendlich oft wiederholen muss. Das ist mit dem den Schmetterlingen vergönnten Schicksal (das "bürdelose Sterben") aber unvereinbar. Außerdem: Hat Gilf etwas mit der Freilassung zu tun? Hat er den Fluch gebrochen? Was genau steckt hinter den Anweisungen “He, ihr! Hallo? Ja, geht voraus und erledigt es ohne mich. Kurz und schmerzlos, verstanden? Was? Bekommt ihr, wenn es erledigt ist. Und jetzt los!” Was bekommen die Untoten Seelen? Und wofür? Werden die Schmetterlinge wieder eingefangen, damit Alles wieder von Vorne losgehen kann (was aber mit ihrem "bürdelosen Sterben" unvereinbar ist)? Möglicherweise entgeht mir da die eine Lesart, in der Alles stimmig ist, bin gespannt!


Eine traditionelle Darstellung der Hölle, in der sich Täter (Kapitän) und Opfer (die Besatzung) immer wieder aufs Neue der Vergangenheit stellen müssen. Die Erzählweise ist sehr bidlhaft, evokativ und stark. Handwerklich dennoch mit Mängeln, z.B. mit Abtörnsätzen wie diesem: "Augen, die die selbe Farbe inne hatten wie das blaue Leuchten der Laternen, wie das blaue Leuchten der Schmetterlinge, die ihre sonst so ruhigen Flügel in den gläsernen Behältern schwangen, auf und ab und ab und auf, die das Rauschen zu einer Woge erhoben, die brausend durch die Höhle ging und sie nun ganz in eisblaues Licht zu tauchen vermochte."


Insgesamt mit zu vielen Schwächen und Brüchen in der Erzählung. Deswegen und natürlich wegen der fehlenden Vorgabenumsetzung keine Punkte. Einen virtuellen Bonuspunkt gibt es für die Umsetzung der inoffiziellen Vorgabe "Schmetterling," aber der kommt leider nur in einer der Parallelwelten in die Wertung, in der die Wettbewerbsleitung beim Riesenzwerg Ülf und der Algenkönigin Mulfida liegt...
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MoL
Geschlecht:weiblichQuelle


Beiträge: 1838
Wohnort: NRW
Das bronzene Stundenglas


Beitrag25.10.2020 20:42

von MoL
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Leerer Kommentar. Auf Wunsch kann ein ausführliches Feedback gern bei mir erfragt werden.

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"Menschen und andere seltsame Wesen"
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Hexenherz-Trilogie: "Eisiger Zorn", "Glühender Hass" & "Goldener Tod", Acabus Verlag 2017, 2019, 2020.
"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021.
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nicolailevin
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Wohnort: Süddeutschland


Beitrag27.10.2020 18:13

von nicolailevin
Antworten mit Zitat

Ganz offen: Hätte ich diesen Text regulär im Forum gelesen, ich wäre nach drei oder vier Absätzen entnervt ausgestiegen: Zu krude, zu konfus. Aber das hier ist ja Wettbewerb, da gelten härtere Ansprüche.

Eine dunkle Höhle, nur beleuchtet von blauen Schmetterlingen in Laternen. Eine Gruppe von Leuten, die dort gefangen zu sein scheint und weiter unten in Minen arbeiten muss. Es schreit irgendwoher, alle haben Schmerzen, und die Schmetterlinge entkommen, deren Licht sie bis dahin vor Gilf beschützt hat. Gilf, Jugendfreund des krummfingrigen Anführers, des abgehalfterten Käptns, der plötzlich auf ein Deck muss (welches Deck? Ich denke, wir sind in einer Höhle!). Gilf hatte einen gestohlenen Schatz und wirft dem Krummfingrigen Verrat vor. Der stürzt und sein Herr (wohl nicht Gilf?) beugt sich über ihn. Er dankt dem Kapitän und rechtfertigt sein Verhalten vor seinen Eltern. Gilf schlägt ihm das Bein mit dem Schwert ab.

Der Text wabert in bedeutungsschweren Worten, aber ich kann die Story nicht erkennen, worum es hier tatsächlich geht, wo der Konflikt liegt. Das verliert sich alles in nebligen Andeutungen. Eine Seemannsgeschichte? Ein Schatz? Zombies? Auge um Auge, Bein für Bein?

Vielleicht ist das eine Insidersache – mit Anspielungen auf Welten oder Figuren, die ich einfach nicht entschlüsseln kann, weil ich die entsprechenden Referenzen nicht kenne. Oder es ist parodistisch gemeint, das unverständliche Gewabere pure Absicht, um sich einen Spaß  mit mir zu machen. Oder es ist am Ende doch einfach nur krud und konfus drauflosgeschrieben.

Wie auch immer - in keiner Variante kann der Text bei mir landen.
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anderswolf
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1069



Beitrag27.10.2020 19:39

von anderswolf
Antworten mit Zitat

Elegisch geht die Welt zugrunde. Oder: Tappen im Dunkeln.

Sprachverliebt und pathostropfend passiert irgendwas. Ein bisschen wie bei der Schlacht um Winterfell kann man aber nicht so recht erkennen, was da passiert. Ein Versuch: Als Minenarbeiter gedungene (See)Leute arbeiten sonst im blauen Licht von Schmetterlingen (Bläulinge etwa?), die ihnen die restliche Finsternis erhellen. Jetzt aber sind die Schmetterlinge durch und hauen ab mit tosendem Flügelschlag und gleißend leuchtend. Die Sklaven bleiben im Finsteren zurück, bis eine Delegation der Aufseher kommt und die Arbeiter mordet, allen voran Kapitän Krummfinger, der aber ohnehin schon bald von seinen Schuldgefühlen für den Tod seines besten Freundes dahingerafft worden wäre.
Womöglich sind aber eh alle tot und die Schmetterlinge sind nicht nur Leuchten, sondern auch Seelenenergiespender, um die Leichname zu bewegen für die Arbeit in den Minen. Zugleich werden auch noch alte Tote wieder wach und suchen die Belebten heim.

Dem Leser wird hier nichts leicht gemacht, und vielleicht muss man wirklich tief hinabsteigen ins Dunkel der Geschichte, um der Obskurität ein paar erleuchtende Falter zu entreißen. Nun ist es aber in einem Wettbewerb dem Autor angeraten, eine Geschichte zu erzählen, und es nicht dem Leser zu überlassen, so lange im Dunkeln zu tappen, bis er über die Leichen im Keller stolpert. Mitunter mag anderes auch gut funktionieren, Hermetik im Text hilft aber nicht per se. In einem anderen Wettbewerb des Forums wird Hermetik oft sogar dazu verwendet, einen Anschein von Tiefe zu erwecken, die aber gar nicht da ist. Trotz aller Finsternis bei den Minenmenschen und der Textzugänglichkeit wirkt also das Pathos und die Verworrenheit mehr als Blendwerk, um zu überleuchten, dass hinter den Worten keine ordentliche Geschichte steht.

Als Rezensent muss man da also abwägen: versteht der Rezensent den Text nicht zu entschlüsseln oder hat die Autorenschaft es nicht verstanden, dem Publikum einen Schlüssel zur Lösung des Rätsels an die Hand zu geben.

Im großen Zweifel werden die Formalien herangezogen: Licht/Leuchten/Laternen sind irgendwie da, phantastisch sind leuchtende Schmetterlinge immer (erst recht wenn sie blau leuchten), Untote oder sowas auch, über die Vorgabe von absoluter Stille und Reglosigkeit mag man jetzt streiten. Denn ja, direkt vor dem Einsetzen der Geschichte ist alles still und reglos, doch gleich im zweiten Satz ist schon Rauschen und eigentlich ist es das Rauschen, das schon im ersten Satz auch a ist, aber egal. Sprachlich ist das im Grunde sicher und - wie gesagt - pathostriefend umgesetzt, es ist nur nicht klar, was dieses umgesetzte "das" ist. Ich habe als Leser keine Ahnung. Und da mag die Sprache noch so elegisch sein, wenn ich als Leser im Dunkeln tappe, was ich da lese, dann hat der Text sein Ziel wahrscheinlich nicht erreicht.

Zwei Fragen noch: Was ist ein ungelenker Finger? Und: Schlüpfte die Idee zu dem Text, bevor oder nachdem im Wettbewerbsplauderfaden das erste Mal von Schmetterlingen gesprochen wurde?

Ein Punkt. Vor allem der Sprache wegen, bei weniger Dunkel bezüglich des Inhalts hätten es sicherlich mehr werden können.
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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag27.10.2020 21:50
Re: Bürdenblau
von Constantine
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Bonjour Inko,

ich finde es sehr schade, da lese ich diesen Text und werde beim Lesen ständig abgelenkt vom Aufteten auffälliger Wörter in den Absätzen und nebenbei fängt etwas in mir an, mehr auf diese Wörter zu reagieren als auf den vermittelten Inhalt. Mag sein, dass die Vorgabe mit  Licht, Leuchten, Laterne dazu beigetragen hat und mit diesen häufigen Wörtern im Text fing es wohl an.
Erzählerisch/Sprachlich holt mich dieser Beitrag leider nicht ab. Mir sind zu viele Redundanzen drin und auch wenn ich Homogenität in Texten zu schätzen weiß, so stört mir diese homogen_redundante Erzählweise die sprunghafte Dramatik in der Story, die mir immer mehr untergeht und mich die Protagonisten, vor allem der Kapitän, nicht erreichen.


Señora Incógnita hat Folgendes geschrieben:

Als die Lichter kamen, brachen die Schmetterlinge aus. Es war nicht viel mehr als ein Rauschen gewesen, das die Bewohner der kleinen Höhle aus einem tiefen, tiefen Schlafe riss, ganz so, als ob eine Brise durch eine Herbstblattkorne strich; ein Rauschen, das von einem Dutzend Laternen kam, die dort oben an der Decke baumelten, leuchtend blau und wunderschön.
Die von Salz verkrusteten Lider hoben sich schwerfällig, war es doch noch lange nicht Zeit, den Pfad hinabzusteigen, hinunter zu den Minen, hinein in die Dunkelheit mit krummen Rücken und quietschenden Laternenhenkeln. Doch langsam aber sicher kamen immer mehr der pupillenlosen Augen zum Vorschein. Augen, die die selbe Farbe inne hatten wie das blaue Leuchten der Laternen, wie das blaue Leuchten der Schmetterlinge, die ihre sonst so ruhigen Flügel in den gläsernen Behältern schwangen, auf und ab und ab und auf, die das Rauschen zu einer Woge erhoben, die brausend durch die Höhle ging und sie nun ganz in eisblaues Licht zu tauchen vermochte.
Ein erster Finger erhob sich, krumm und ungelenk und knochig, zeigte hinauf zu den Laternen und die vielen Augen folgten ihm.
“Die Schmetterlinge”, sagte der Krummfingrige. Seine Stimme war rauh und verbraucht, nur noch ein Schatten dessen, was sie einst gewesen war: bassig und kräftig und in der Lage, den vielen Flüchen und Befehlen, die er an Deck gebellt hatte, eine Bedrohlichkeit zu verleihen, die selbst Hilfsmatrosen zur Bestform auflaufen ließ.
Und obwohl die Laternen schwankten und schaukelten, obwohl die rauschende Woge begann, in den Ohren zu schmerzen, obwohl das Leuchten nun so stark war, das sich in ihm kein Schmetterling mehr finden ließ und in den Augen brannte, saßen sie nur da, die Bewohner, die Schultern schlaff, die Köpfe schräg, die Münder offen.
“Meine Augen tun weh”, sagte eine Frau mit schopflosem Schopfe, doch die Lider senkten sich kein einziges Mal.
“Meine Ohren auch”, sagte der Mann, der sich neben den Krummfingrigen gesetzt hatte. Und obwohl es ihm rot und flüssig von den Ohrläppchen tropfte, hinein in seinen Schoß, blieben die Hände im selbigen ruhen. “Ist es nicht schön, das Leuchten?”, fügte er hinzu und lächelte. Sie sprachen alle mit sich selbst, denn die Wogen hatten sich zu einem dröhnenden Tosen erhoben und kein Wort war mehr zu verstehen. Die Laternen schwankten und schaukelten und die Schmerzen wurden so stark, dass selbst der Anblick des so wunderbar blauen Lichtes sie nicht länger in Schach zu halten vermochte und als dann der erste Schrei einer salzig brennenden Kehle entrann, durch braungelbe Zahnlücken stolperte, hinweg über rissige Lippen, da geschah es dann: die Laternengläser zersprangen und das Leuchten ergoss sich als Schwarm blauer Punkte in die bitterschwarze Nacht hinaus.
Und die Augen, die folgten ihnen, folgtem dem, was doch sonst immer bei ihnen war, was nicht gehen durfte, es durfte einfach nicht gehen. Dem einen Schrei schlossen sich auch andere an, doch rührten sie nicht von den Schmerzen her, die hinter den immer blass und blässer werdenden schmetterlingsblauen Augen wüteten oder gar den hämmernden Schmerzen in den Ohren, nein, sie rührten her von dem, vor dem sie das Licht bisher beschützt hatte. Langsam aber sicher stahl es sich aus tiefsten Tiefen in die Leere der Köpfe, füllte diese mit Bildern und Gerüchen und Geräuschen längst vergangener Zeit, staute sich, brach sich als Welle und spülte die Vergangenheit mit einer unaufhaltsamen Wucht ans Land der Erinnerung.
Warum hast du’s getan, sagte Gilf, und der Krummfingrige konnte spüren, wie unsichtbare Hände nach ihm griffen und ihn zurück in die Höhle ziehen wollten, während er auf den Eingang zukroch.
“Nein”, flüsterte der Krummfingrige und kroch weiter. “Nein, ihr dürft nicht gehen." Der Geruch nach feuchter Erde, nach Exkrementen stahl sich in seine Nase, er schmeckte Salz, schmeckte Blut und dann sah er es vor sich, das blutige Deck. Sah die vielen Körper.
Warum hast du uns verraten, Käp? Warum hast du’s getan, mein Freund?, fragte Gilf und dann spürte der Krummfingrige wieder die Schwere des Beutels an seiner Hüfte, die Schwere seines Herzens. Die des Beutels war rasch vergangen, die des Herzens zu einem Immerfort geworden. Und obwohl die Hände nach ihm griffen, obwohl der Beutel so schwer wog, erreichte er den Eingang, griff mit krummen, krummen Fingern nach dem, was da in der Nacht verschwand und zwei Atemzüge später nicht mehr zu sehen war.
“Nein”, sagte er wieder und dicke Tränen tropften in den Dreck.
“Lass mich in Ruhe!”, hörte er jemanden hinter sich rufen. Er drehte sich um, hatte Angst in Gilfs Gesicht zu schauen, doch seine an die Dunkelheit gewöhnten Augen erblickten nur die Umrisse erbärmlicher Gestalten. Gestalten, die er nicht kannte. Einer hielt die Beine umschlungen, hatte die Augen geschlossen, summte wippend ein Lied, das kaum in den Schreien des nächsten zu vernehmen war. Er sah eine schopflose Frau mit aufgerissenen Augen suchend über die vielen Scherben streichen, die dort am Boden lagen, zwischen dem Gestänge der Laternen. Immer wieder schaute sie hinauf, hoffte darauf, ins Licht schauen zu können. Doch das Licht war nicht mehr da. Das Licht war verschwunden. Sie schüttelte den Kopf, strich erneut über den Boden, fühlte etwas, betastete es vorsichtig und versuchte die gefundene Scherbe mit der, die sie in der Hand hielt, zusammenzusetzen. Immer wieder und wieder, bis auch sie schrie, die Scherben fallen ließ und die Handballen gegen die Ohren presste.
Der Krummfingrige konnte nicht länger hinsehen, konnte aber auch nicht die Augen schließen; er wollte nicht wieder zurück auf’s Deck, doch gleich würde es ihn einholen, das wusste er. Er machte sich schon gefasst darauf, erneut von Gilf gepackt und zurück ins hinterste Eck der Höhle gezogen zu werden, wo er ihn in aller Ruhe zur Rede stellen konnte, da sah er plötzlich ein paar Lichter, die sich dort unten über den Pfad zu ihnen hinauf schlängelten, über den Pfad, den er jeden Morgen hinab schritt, um zu den Minen zu gelangen.
Sie kamen ihm seltsam bekannt vor, diese Lichter und für einen kurzen Moment wollte ein verzweifelter Teil in ihm wahrhaben, dass es vielleicht ein paar Schmetterlinge waren, doch war das  natürlich absurd, das wusste er, schließlich waren die Lichter viel zu groß und hatten eine andere Farbe und bewegten sich zu langsam und zu gleichmäßig.
Fackeln, dachte er noch, ehe er wieder an Deck geholt wurde, ehe er erneut den metallischen Geschmack im Mund schmecken und in der Luft riechen konnte und  sich ein Körper nach dem anderen erhob und auf ihn zu schlurfte.
“Nein!”, schrie der Krummfingrige, rappelte sich auf, presste die Hände gegen die Ohren und schloss die Lider. Und dann war er hinter ihm: Gilf war an Deck getreten, starrte ihn mit toten Augen an. Gilf, mit dem er als Kind Früchte und Fische vom Marktplatz gestohlen, mit dem er sich regelmäßig volllaufen lassen  und über die Liebe und das Leben philosophiert hatte. Gilf, der ihm damals mit einem gestohlenen Schatz zeigte, wie wunderbar sich es leben lässt, wenn man Geld besitzt. Gilf, Gilf ... sein bester Freund.
Warum hast du uns verraten?, fragte Gilf und die toten Augen durchstachen, die blasse Hand griff nach ihm.
Der Schritt, den der Krummfingrige nach hinten trat, sollte sein letzter sein: Er stolperte, rutschte rücklings den Hang hinunter, der dort steil und gefährlich vor der Höhle lag, überschlug und überschlug sich , rutschte weiter und fiel in eine enge Kluft nahe des Pfades. Etwas Hartes hatte sich in seinen Rücken gebohrt, der Mund öffnete sich schnappend und er versuchte, die kühle Nachtluft in seine Lunge zu saugen; doch so sehr er sich auch anstrengte, sie wollten sich nicht füllen.
Neben ihm hörte er Gemurmel, dann Schritte, sah im Augenwinkel orangenen Schein die Nacht verdrängen und kurz darauf ein von einer Kapuze bedeckte Gestalt, die sich mit einer Fackel in der Hand über die Kluft beugte.
“Hm …”, machte die Gestalt mit alter Stimme und schnalzte mit der Zunge. “Einen Deut zu spät.”
Der Kopf wandte sich nach hinten. “He, ihr! Hallo? Ja, geht voraus und erledigt es ohne mich. Kurz und schmerzlos, verstanden? Was? Bekommt ihr, wenn es erledigt ist. Und jetzt los!”
Wieder legte sich der Fackelschein über das Gesicht des Krummfingrigen. Die Gestalt schlug die Kapuze zurück und eine Unzahl flatternder Schatten erhob sich raschelnd in die Luft.
Der Krummfingrige erkannte ihn sofort: “H-Herr …”
“Sch-sch, nicht reden, Herr Kapitän. Sie haben mir gut gedient, besser als jeder andere Arbeiter, um genau zu sein. Leider mussten sie noch erleben, wie es sich anfühlt, wenn die Falter ausschwärmen, um zu sterben. Es ist ein Sterben ohne Bürde.”
Doch diese Worte hörte der Kapitän nicht mehr. Die Vergangenheit begann erneut, ihn zu verschlingen und diesmal wollte sie ihn nicht entkommen lassen. “G-Gilf, es … es tut mir … so leid.”
Ein tiefes Seufzen, fernab der Welt des Alptraums. “Ihr armen Seelen. Es bricht mir jedes Mal erneut das Herz. Aber ich werde ihnen auch jetzt noch geben, was ich ihnen damals versprach, Herr Kapitän. Du siehst, Mutter, ich bin ein guter Mensch, ich bin ein gütiger Mensch. Schaust du auch gut zu? Und auch du, Vater … ist es etwa das, was Monster tun?”
Ein Fingerzeig und die Schmetterlinge schwärmten aus, bedeckten das Gesicht des Kapitäns.
“Nein!”, schrie er. Die vielen toten Hände zerrten ihn zu Boden, das Gesicht schlug hart auf dem Deck auf. Er hörte das Ziehen einer Klinge.
Jetzt, sagte Gilf. Jetzt wirst du uns Rede und Antwort stehen, bester Freund.
Er spürte etwas über sein Gesicht krabbeln, dann wurde er auf den Rücken gedreht, starrte in die vielen toten Augen seiner Leute, spürte, wie sie ihn an Armen und Beinen festhielten und sah Gilf, wie er erhobenen Schwertes über seinem rechten Bein stand. “Warum nur?”, fragte Gilf kopfschüttelnd.
“Nein!”, schrie der Kapitän erneut.
Das Krabbeln auf seinem Gesicht wurde stärker und stärker, wurde so stark, dass er nichts mehr anderes spüren konnte, selbst dann nicht, als das Schwert durch sein Bein schlug.
Es war vertraut, dieses Gefühl. So wunderbar vertraut.
 


Natürlich nur repräsentativ:
auf Platz 3i:
Licht/Lichter - 10 mal im Text

auf Platz 2
krumm/Krummfingriger - 14 mal im Text


And the winner is (very knapp):
Augen  - 15 mal im Text



Es tut mir leid: zéro points.


Merci beaucoup.
Constantine
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holg
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Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag29.10.2020 18:09

von holg
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Sprachlich gefällt mir das sehr. Aber ich kriege da kein klares Bild der Geschichte zusammen. Vlt. liegt das ein bisschen an der Sättigung durch die vielen Geschichte.
Jedenfalls leider nicht in meinen Top 10.


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F.J.G.
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Beitrag30.10.2020 11:38

von F.J.G.
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Leider bin ich doch relativ schnell ausgestiegen. Bandwurmsätze sind gar nicht mein Ding, und man wird von den klobigen Beschreibungen mit kiloweise Adjektiven geradezu erschlagen. Mag sein, dass dahinter eine sehr interessante Idee steckt, aber als Leser möchte ich ge-, und nicht nur angefüttert werden.

Danke dennoch für den Text.


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Abari
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Der bronzene Durchblick


Beitrag31.10.2020 16:30

von Abari
Antworten mit Zitat

Joar, interessante Geschichte, aber etwas mühsam zu lesen.

_________________
Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.

LG
Abari
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Eliane
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Beiträge: 824



Beitrag01.11.2020 14:06

von Eliane
Antworten mit Zitat

Damit ich die Beiträge einigermaßen gerecht bewerten kann, vergebe ich jeweils maximal 5 Punkte für:
Thema "Licht": 4
Beginn "Stille / Unfall / Verfolgungsjagd": 3
Genre Phantastik: 5
Schreibstil: 3
persönlicher Eindruck: 3
Summe: 18

Lässt mich ein wenig ratlos zurück. Ich habe eine Weile gebraucht, um in den Text überhaupt reinzukommen, am Anfang ist er für mich zu verworren, ich verstehe nicht, was die Lampen sind und was sie mit den Schmetterlingen zu tun haben. Dann packt er mich doch, und ich fange an zu verstehen. Dennoch: Der Stil wirkt auf mich wie "ein bisschen zu viel versucht", stellenweise zu gestelzt, erst als er einfacher wird (in den Erinnerungen des Krummfingrigen), lässt er mich eintauchen.

Die Idee dahinter gefällt mir allerdings sehr gut.
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Sue Rovia
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Alter: 30
Beiträge: 586
Wohnort: Metronom
Das bronzene Floß Silbernes Licht


Beitrag01.11.2020 19:54

von Sue Rovia
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Ich mag den Horror, stolpere hier aber mehrfach über sprachliche Konstrukte und Worte.
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Minnewall
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Beitrag01.11.2020 21:10

von Minnewall
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Hallo, liebe Leute!

Wow, so viele Kommentare, von denen ich eine Menge lernen kann. Schon einmal vielen Dank dafür! smile

Ich habe mich nur schwer darüber gewundert, warum von einigen die Schmetterlinge mit irgendwelchem Kreischen und dem Smalltalkfaden des Wettbewerbs in Verbindung gebracht wurden. Dann habe ich mir den Faden gerade von Anfang an durchgelesen. Tja, da habe ich einfach Pech gehabt, mit den Schmetterlingen. Gewollt war das beileibe nicht. Laughing
Der erste Satz für den Wettbewerb stand bereits fest, als ich mir die Themenvorgaben durchlas. Na ja, blöd gelaufen, das.

Ich danke euch herzlich für eure Mühe, liebe Leute, und werde mich die Tage mit jedem Kommentar einzeln befassen und entsprechend Rückmeldung geben.

Bis dahin! smile

Liebe Grüße
Finn
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V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

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Beiträge: 6155
Wohnort: Nullraum
Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
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Beitrag02.11.2020 01:10

von V.K.B.
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Minnewall hat Folgendes geschrieben:
Ich habe mich nur schwer darüber gewundert, warum von einigen die Schmetterlinge mit irgendwelchem Kreischen und dem Smalltalkfaden des Wettbewerbs in Verbindung gebracht wurden. Dann habe ich mir den Faden gerade von Anfang an durchgelesen.
Nicht nur dieser Smalltalkfaden, das ist ein langjähriger Running-Gag  A L L E R  Smalltalkfäden zu DSFO-Wettbewerben. Vermeide auf jeden Fall auch Wurstwasser und Bügelwäsche in jeglicher Form.

Könntest du deine Geschichte bitte nochmal erklären? Wenn man sich schon die Mühe gemacht hat, da durchzusteigen, möchte man schließlich auch wissen, ob man irgendwo richtig lag.


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Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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Minnewall
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Wohnort: Bonn


Beitrag02.11.2020 19:36

von Minnewall
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Hallo Silke!

Schön, dass du vorbei geschaut und mir einen Kommentar dagelassen hast! smile

silke-k-weiler hat Folgendes geschrieben:
Lieber Text,

schwierig, sehr schwierig. Atmosphärisch dicht, keine Frage, für meinen Gusto streckenweise zu dicht, die ganzen Adjektive bedrängen mich regelrecht und wollen mir eine Stimmung und Bilder aufzwingen (wobei sich der "schopflose Schopf" auch noch etwas schräg liest).


Ja, diesmal habe ich es mit der sprachlichen Ausschmückung wohl etwas übertrieben. Und das von dir Zitierte ist wirklich schräg. Ich weiß leider nicht, was da in mich gefahren ist, haha.

silke-k-weiler hat Folgendes geschrieben:
Es geht, so wie ich den Text verstehe, im Kern um Schuld. Der Kapitän hat seine Mannschaft verraten (für Geld?), einer der Matrosen war sein Freund aus Kindertagen. Nun dient er in einer Mine (vermutlich, nachdem ihm das Geld schneller ausgegangen war, als ihm lieb war), zusammen mit anderen Gestalten. Oder ist es eine Art Hölle? Dient der Schmetterling als Symbol für die Seele? Steht di Farbe Blau hier für Hoffnung? Gibt es für den Kapitän keine Hoffnung auf Läuterung von seiner Schuld? Wer ist die Kapuzengestalt am Schluss? Es gibt einige offene Fragen.


Offene Fragen, ja, das stimmt. Ich finde es immer schwierig, dem Leser zu erklären, was es mit einem Text auf sich hat, den man selbst geschrieben hat; denn das klingt so nach "hier, so sollte es sein." Das einzige, was ein Text meiner Meinung nach sollte, das ist, für sich alleine zu sprechen. Schließlich könnte man sonst liebgewonnene Interpretationskonstrukte einreißen, die auf dem Schweigen des Autors errichtet wurden (gut, dafür ist dieser Text hier wahrlich kein Paradebeispiel Laughing).

Zudem verhielte es sich mit dem Erklären dieses Textes wohl wie mit dem Erklären eines Witzes, der nicht verstanden wurde: es wird nicht besser.

Dennoch: Da die Geschichte in dieser Geschichte von mir bis zur Unkenntlichkeit verkleistert wurde und ich mir ein bitterliches Versagen meinerseits eingestehen muss, möchte ich wenigstens meine ursprüngliche Intention darlegen:

Bei mir fängt's immer mit dem ersten Satz an. Nicht mit Vorplanerei, nicht mit dem Titel oder dem Schluss. Und was irgendwann in meinem Kopf auftauchte, das war: "Als die Lichter kamen, brachen die Schmetterlinge aus." Das fand ich klasse, hat mich neugierig gemacht; ich wollte wissen, was für eine Geschichte sich dahinter verbergen mag. Die habe ich dann durch wiederholte Schreibversuche aufzudecken versucht und das so lange, bis die Idee sich klar herauskristallisiert hatte und ich ihr hinterherschreiben musste. Die Idee war folgende:

Schmetterlinge, die in der Lage sind, psychische Lasten zu nehmen, indem sie Menschen in einen Zustand tiefster Gedankenlosigkeit versetzen. Doch die Schmetterlinge brechen aus und mit ihrem Verschwinden kehren auf einen Schlag auch all die Gedanken und Schmerzen zurück, die sie genommen hatten.

Und so stieß ich irgendwann auf den Kapitän, dessen schmerzliche Welt der Erinnerungen sich immer wieder mit der realen mischte.

Deine Interpretation ist also gar nicht so weit von meiner Intention entfernt.

silke-k-weiler hat Folgendes geschrieben:

Mal sehen, ich lasse Dich mal ruhen und werde Dich ein zweites Mal lesen.
(edit: Leider hast Du es nicht unter meine ersten Zehn geschafft. Ich glaube, das lag wirklich an dem Zuviel an Bildern, die teilweise sehr kraftvoll sind, das will ich Dir überhaupt nicht absprechen, aber meiner eigenen Fantasie wenig Platz lassen.)


Ja, ich kann das voll und ganz nachvollziehen. Ich mag es zwar, wenn man sprachlich etwas dick aufträgt, doch diesmal ist es wohl ein bisschen zu dick geraten. Aber aus Fehlern lernt man. Und an dieser Stelle möchte ich mich nochmals herzlich bei dir bedanken, liebe Silke, für dein Vorbeischauen und dein Kommentieren. Freut mich immer sehr, von dir zu lesen.

Liebe Grüße
Finn
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Minnewall
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Beitrag07.11.2020 10:54

von Minnewall
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Raven1303 hat Folgendes geschrieben:
Liebe/r Unbekannte/e,

also erst einmal möchte ich dir sagen, dass du einen schönen Schreibstil hast und die Idee mit den Schmetterlingen finde ich sehr gelungen.

Nur habe ich den Sinn deiner Geschichte nicht so recht verstanden. Da deine Geschichte aber da nicht die erste ist heute, liegt es vielleicht an mir.
Den ersten Absatz musste ich zweimal lesen.
Sind die jetzt in einer Höhle oder in einem Boot?


Hallo Raven!

Schön, dass du vorbeigeschaut und mir was dagelassen hast. smile

Nein, das lag bestimmt nicht an der Vielzahl an Geschichten in diesem Wettbewerb. Ich habe mich leider -- in ziemlich ungekonnter Manier -- zu sehr ausgetobt, mit der Sprache, sodass eine Geschichte dahinter nur schwer zu entdecken ist. Darüber hinaus habe ich wohl auch zu wenig Hinweise bzw. Hintergrundinformationen gegeben, die nötig wären, um sich einen Sinn zu erspinnen. Nicht unbedingt jenen, den ich als Autor sah, aber wenigstens den Ansatz eines eigenen. Da habe ich leider bitterlich versagt, denn die überwiegende Mehrzahl konnte rein gar nichts mit dem Text anfangen bzw. wollte sich nicht weiter mit diesem beschäftigen, weil ich zu dick und wirr aufgetragen habe. Aber gut, daraus lerne ich, es beim nächsten Mal nicht zu übertreiben.
Spaß daran, den Text zu schreiben, hatte ich jedenfalls. Und überraschenderweise mag ich ihn immer noch.

Das mit der Höhle und dem Boot ist eine Technik, die ich schon ein paar Mal in Büchern von King gelesen habe: die Vermischung von Erinnerung/Phantasie mit der Realität. Da gibt es nur einen Unterschied: Er kann's und ich nicht. lol2 Werde ich mir nochmal genauer anschauen, das Ganze und fleißig üben.

Raven1303 hat Folgendes geschrieben:

Sie sind also Sklaven und am Ende töten sie den Verräter, der sie an einen unbekannten Mann verkauft (?) hat, der mit Leuchtschmetterlingen dealt?
Ich mag ja Spannung und dass dem Leser nicht sofort alles auf dem Präsentierteller serviert wird, aber bei dir hat das Hinauszögern der Infos, was da eigentlich los ist, irgendwie genervt - nun bin ich heute aber generell eher genervt, also siehe es mir nach. Ich bin heute vielleicht in schlechter Stimmung für deine Geschichte gewesen, für die du dir ganz offensichtlich viel Mühe gegeben hast.


Zu deiner Interpretation vermag ich nichts zu sagen, denn es ist deine ganz eigene des für sich stehenden Textes. Eine Interpretation, die kein Ganzes ist, weil du die Geschichte dahinter wegen meines Unvermögens nicht klar genug erkennen konntest. Deine Verwirrung kann ich -- wie gesagt -- bestens nachvollziehen. Viele Baustellen, an denen ich zu arbeiten habe.

Haha, keine Sorge, alles gut! smile Ich selbst mag es, wenn man mit dem Rausrücken der Informationen ein wenig mehr Zeit lässt. Doch ich kann leider immer nur schwer selbst einschätzen, ob das jetzt ein wenig zu langsam ist oder nicht. Zwar versuche ich mich immer weitestgehend in die Lage eines Lesers zu versetzen, wenn ich nochmal über den Text gehe, doch kann ich unmöglich das übersehen, was ich eben sehe, kann keine Unterscheidung machen, ob das nun aus den Zeilen an sich heraus erwachsen ist oder aus einzelnen Wörtern oder ob es ein Ganzes ist, das über die Summe seiner Teile hinaus geht. Ich kann eben immer nur sagen, ob mir das Lesen Vergnügen bereitet hat. Eine neutrale Lesererfahrung kann ich nicht simulieren, das funktioniert einfach nicht, auch wenn ich den Text ein paar Monate liegen lasse. Ich erinnere mich daran, wie es war, ihn zu schreiben und alles, was damit in Verbindung stand blubbert wieder hoch. Vielleicht ist die Lösung ja, so viel zu schreiben, dass man sich nicht mehr erinnern kann.

Raven1303 hat Folgendes geschrieben:

Bei der Umsetzung der Vorgaben bin ich mir auch ehrlich gesagt nicht sicher, ob du sie erfüllt hast. Vermutlich sitzen sie die ganze Zeit da in regungsloser Stille, aber das merkt man ja erst einige Sätze später. Die Dunkelheit ist ja in den Minen, wo sie aber zur Zeit nicht sind.
Was das am Ende mit Mama und Papa auf sich hat, ist mir auch zu hoch.
Sorry, aber da bin ich leider raus ...


Ich glaube mittlerweile sogar, ich habe die Vorgaben nicht erfüllt. Im Sinn hatte ich einen Unfall: den Ausbruch der Schmetterlinge und die damit einhergehenden Verletzungen der Höhlenbewohner. Doch beginnt die Geschichte nicht wirklich damit. Das dauert ein wenig zu lange, für mein Empfinden.
Und das mit dem Schlaf, nun ja, in völliger Stille ist das nicht, schließlich rauscht es ja.

Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, ich habe mich sehr über deine Rückmeldung gefreut, wie über jede, die mir dagelassen wurde. Es hilft mir dabei, mich zu verbessern. Irgendwie bin ich ziemlich froh, so eine Nullnummer hingelegt zu haben. Viel, viel Übungsmaterial. Das ging mir aus, weil ich selbst nicht wusste, woran ich arbeiten sollte. Mir fehlte das Feedback.

Also nochmal: vielen Dank, Raven! Ich wünsche dir ein schönes Wochenende! smile

Liebe Grüße
Finn
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