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nicolailevin Eselsohr
Beiträge: 259 Wohnort: Süddeutschland
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02.11.2020 12:04
von nicolailevin
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Erstmal allen, die meinen Beitrag gelesen, kommentiert und bewertet haben, mein herzlicher Dank!
Als der Wettbewerb ausgerufen wurde, war ich – nach den Erfahrungen mit Fantasy-Texten hier im Einstand und der Werkstatt des Forums – überzeugt, dass sich eine breite Masse von mittelmäßigen Texten finden würde: mit Orkduellen und finsteren Herrschern, die idyllische Landschaften voller friedlicher Wesen unterjochen wollen – alles spielend in blassen Abziehbildern von Mittelerde mit seiner üblichen Elfenzwergenmenschenzauberer-Population.
Und ich, der ich noch nie eine Zeile Fantasy geschrieben hatte, beschloss, dieser verschnarchten Epigonentruppe ein knallig-parodistisches Ällabätsch zwischen die Beine zu werfen. Ich würde die allzu bekannten Welten durcheinanderrütteln, ich würde zu McDonald’s gehen und einen Whopper bestellen!
Tolkiens Elben (die mir mit ihrem Endzeitexodus eh schon immer auf die Nerven gefallen sind) würden nach Narnia migrieren und dort den Fuchs seiner Privilegien berauben, ihn zum Wutbürger werden lassen (Haha! Auch noch Gegenwartsrelevanz! Tiefe! Bedeutung!), der dann den aus Phantásien herübergepurzelten Meisterschützen Atreju für den Widerstandskampf der Winterhexe rekrutiert.
Gesagt, getan. Und ich war sehr zufrieden mit mir.
Dann sah ich die Beiträge, die eingeliefert worden waren – und erschrak! Diese Vielfalt, diese Qualität! Kaum Klischees, keine Orks und eine Menge cleverer und ganz eigener Geschichten. Auf einmal kam mir mein Ällabätsch gänzlich unangebracht vor und deplatziert, der Humor pennälerhaft schlicht. Am liebsten hätte ich den Text wieder zurückgezogen.
Aber das ging ja nun nicht. Ich aber fragte mich bange, ob der Humor für sich trägt – auch ohne Ällabätsch, ob jemand die Travestie nachvollziehen kann und vielleicht sogar lustig findet.
Mit großer Beruhigung stelle ich fest: einige von euch konnten. Viele haben das Durchgeknallt-Parodistische gelobt, manche sogar mehr Anspielungen reininterpretiert, als ich gesetzt hatte (sorry dafür! Keine Absicht!). Fan fiction, hat Sue Ulmer gesagt, nun ja, auch wenn das schmerzt: Jeder Parodie wohnt natürlich auch Hommage inne …
Veith hat sich sehr intensiv mit dem Gegenwartsbezug auseinandergesetzt; dazu sollte ich vielleicht auch noch was sagen. Nein, das soll keine Anti-AfD-Parabel sein – die Haltung des Fuchses wird nicht entlarvt oder widerlegt. Fast im Gegenteil, würde ich sagen: Sein Privilegienverlust ist handfest und seine Elfenfeindlichkeit hat gute nachvollziehbare Gründe – im Gegensatz zu den diffusen Deutungshoheitsverlustängsten, die Pegida & Co umtreiben.
Einen bewusst gesetzten Seitenhieb auf das Genre wollte ich dadurch landen, dass diese allzu bequeme Gut-Böse-Dichotomie, wie wir sie in der Fantasy finden, denen in die Karten spielt, die auch für ihre politische Weltsicht immer ein klares Feindbild zum Draufdreschen benötigen. Für meine Begriffe ist die Welt in der Regel differenzierter zu sehen …
Kritisiert wurde der mangelnde Lichtbezug, und da kann ich nur einräumen: Schuldig im Sinne der Anklage. Diese doofe Laterne steht bei mir ebenso unmotiviert rum wie bei C S Lewis, und der Versuch des Fauns, sie zum Symbol für den Sieg der Pevensie-Kinder zu erklären, fällt in der Tat eher schwach aus. Bliebe noch der dunkle Winter, den der Fuchs wiederhaben will, aber auch das ist nicht Kernelement der Story, das geb ich gerne zu.
Mir sind beim Nachlesen Schwächen aufgefallen, die euch offenbar nicht so sehr gestört haben. Wie Atreju durch einen Vulkanausbruch in Phantásien nach Narnia purzelt, kommt mir sehr an den Haaren herbeigezogen vor. Und dass der Text ab dem ersten Drittel praktisch nur aus Dialog besteht, fandet ihr auch nicht so schlimm, wie ich befürchtet haben. Damit scheine ich stilistisch durchgekommen zu sein, und das freut mich natürlich.
Nochmal danke an alle Bewerter und das Orgateam!
VG
Nico.
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Abari Alla breve
Alter: 43 Beiträge: 1838 Wohnort: ich-jetzt-hier
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02.11.2020 12:45
von Abari
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Tja, lieber nicolailevin,
zuviel gewollt tut der Kunst nicht gut. Und bei einem Fantasy-Wettbewerb davon auszugehen, dass sich nur die Damen und Herren aus dem Einstand darauf stürzen würden, war auch keine wirklich gute Idee, das stimmt.
Aber wie Du schreibst, waren in Deinem Text viele Anspielungen auf die "Frühzeit" der (immer noch großen) Fantasyepen, verwoben mit einer hübschen Fabel drin. Natürlich ist der Gute-Fee-Böser-Dämon-Drops längst ausgeschieden. Dennoch wohnt ihnen, also den Epen, immer noch so große Kraft inne, dass sie Menschen zu epigonalem Schreiben animieren. Vielleicht, weil wir immer noch es gerne einfach hätten, so wie zu Zeiten des kalten Krieges, wo das jeweils "Wir" die Guten und die "Anderen" die jeweils Bösen waren. Aber es wohnen zwei Seelen, ach, in unserer Brust ...
Es ist immer so, dass ich nach dem Absenden des eigenen Beitrages denke: Oje, was fürn Scheiß. Und wie geil ist das, was die anderen geschrieben haben. Aber dann taucht eine rostige Straßenlaterne auf, die mir zeigt: Es geht weiter. Einfach, weil sie doch noch funktioniert und mir Licht spendet. Die wünsche ich Dir auch. Formuliere evtl. um und sieh, was Du mit dem Text und der Text mit Dir zu machen gedenk(s)t. Denn ich bleibe bei meinem Statement, dass es schön fabuliert ist.
_________________ Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.
LG
Abari |
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