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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Phantastisch! 10/2020
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Eliane
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 823



Beitrag03.11.2020 21:20

von Eliane
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anderswolf hat Folgendes geschrieben:

Danke, dass ich dein Oberhammer sein durfte. Ich hoffe, du bist nicht allzu enttäuscht, dass du mit deiner Einschätzung zur Autorenschaft danebenlagst. Andererseits wäre ich auch gern Veith, dann hätte ich jetzt nämlich gewonnen Wink
Spaß beiseite: Ich freue mich wie bolle hierüber:

Schön smile und nein, meine Einschätzung enttäuscht mich nicht, ich bin in sowas nämlich absolut legendär schlecht und hatte schon drauf gewartet, wieviele von meinen drei Zuordnungen, die ich diesmal gewagt habe, wohl falsch sind lol (erstaunlicherweise nur diese eine, übrigens wink)

Zitat:
Und natürlich ein dickes Dankeschön auch für die unfassbaren zwölf Punkte!

Sie sind verdient smile Gerne!
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Abari
Geschlecht:männlichAlla breve

Alter: 43
Beiträge: 1838
Wohnort: ich-jetzt-hier
Der bronzene Durchblick


Beitrag03.11.2020 22:26

von Abari
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anderswolf hat Folgendes geschrieben:
Abari hat Folgendes geschrieben:
Hervorragend. Das hat sich gelohnt zu lesen.

Das hört man doch gern! Also ich höre das gern! Und ich habe mich natürlich auch über grandiose acht Punkte von Dir gefreut smile extra


Gern geschehen. Schöner Text - schöne Punkte. Immerhin Platz drei in meinem persönlichen Ranking. wink


_________________
Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.

LG
Abari
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Gast







Beitrag03.11.2020 23:30

von Gast
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Hallo,

ich habe mir nun mal die Mühe gemacht, selbst zu verstehen, warum mich der Text so gar nicht angesprochen hat.

Das Abtörnen fängt relativ früh an. Nach meinem Wissensstand ist es unmöglich, an ein schwarzes Loch so nahe heranzukommen, dass man dessen Komponenten optisch mit bloßen Augen voneinander unterscheiden kann, ohne sofort eingesogen zu werden.

Dann: „Rotierendes Zeug um einen Haufen Nichts..." gefolgt von "Viel Leere, dazwischen Materie, darunter das vertikale Ziehen eines wirbelnden Abgrunds." Erst ist das "Zeug" UM das "Nichts," dann ist "die Materie" ZWISCHEN "der Leere." Vermutlich könnte man ellenlang begründen, dass "Nichts" und "Leere" komplett verschiedene Dinge sind, und dann ist es vermutlich auch begründbar, dass es zwischen DER Leere (singular! Wie kann es zwischen einer Sache irgendetwas geben?) Materie geben kann. Und dann gibt es plötzlich ein "unter" der ganzen Anordnung...

Für mich sieht das erstmal nach astrophysischem Bullshitbingo in hardcore aus. Gut, kann man ja machen, wenn man sich auf einen gewissen Grad von Sinnlosigkeit einläßt. Dazu passen dann auch Sätze wie "Außer man kompilierte die Energie des Schwarzen Lochs selbst in die zu erzeugende Illusion, was allerdings nur mit umgestülptem Gehirn funktionierte". Urghs. Spätestens nach dem dann folgenden "Mit einem Komprimierungsgedanken schuf Franz einen kleinen Nimbusköder, den der unterschwellige Sog sofort mit sich riss" hört sich das nur noch nach Albernheit und einem komplett freidrehenden Gehirn als Selbstzweck an.

Der Schluss ist dann irgendwie wieder wie das große Finale wie Space Odyssee, wo sich Anfang und Ende alles Seins wiederfinden, und der Prota ist überall und Nirgends. Der Teil kommt recht gewaltig und signifikant rüber, läßt sich aber mit dem im ersten Teil freidrehenden Wortautomaten so gar nicht zu einem konsistenten Bild zusammenbringen.

Es ist schon ok, mal damit zu spielen, alles und sein Gegenteil gleichzeitig zuzulassen. Watterson macht das immer sehr schön, zum Beispiel in dem Cartoon, wo er T.Rexe in Kampfjets setzt. Aber dann sind wir eben komplett albern und unsinnig, so dass es wieder herrlich absurd und aberwitzig ist. Das finde ich aber in deinem Text nicht.

Möglicherweise übersehe ich hier etwas sehr signifikantes und werde umgehend von nobelpreisgekrönten Astrophysikern von der 100%igen Richtigkeit deiner Schilderungen belehrt. Dann gehe ich halt wieder mit der Eselsmütze in die Ecke, bin ich ja gewohnt. Aber viel abgewinnen kann ich deinem Text deswegen trotzdem nicht, sorry...
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anderswolf
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1069



Beitrag04.11.2020 15:43

von anderswolf
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Zitat:
Astrophysik


Au weia, ist das jetzt die karmische RAche dafür, dass ich bei hobbes' Beitrag mehr auf den Mondphasen als auf den Pegasi herumgeritten bin?

Zitat:
ich habe mir nun mal die Mühe gemacht, selbst zu verstehen, warum mich der Text so gar nicht angesprochen hat.

Vielen Dank erstmal dafür, denn das ist ja mal eine Zusatzleistung, die nicht selbstverständlich ist.

Zitat:
Das Abtörnen fängt relativ früh an. Nach meinem Wissensstand ist es unmöglich, an ein schwarzes Loch so nahe heranzukommen, dass man dessen Komponenten optisch mit bloßen Augen voneinander unterscheiden kann, ohne sofort eingesogen zu werden.


Nach meinem Wissensstand ist es ebenfalls unmöglich, durch einen Spiegel hindurchzutreten ohne ihn sogleich zu zerstören. Gleichwohl verstehe ich vielleicht, was du - unabhängig jetzt davon, ob wir uns in einem Phantastik-Wettbewerb befinden oder nicht - damit sagen willst: Du glaubst der ersten Prämisse des Textes nicht. Und schlimmer: Dich beschäftigt die Physik mehr als die Geschichte, was natürlich doof für die Geschichte ist, die dich als Leser verloren hat.

Zitat:
Dann: „Rotierendes Zeug um einen Haufen Nichts..." gefolgt von "Viel Leere, dazwischen Materie, darunter das vertikale Ziehen eines wirbelnden Abgrunds." Erst ist das "Zeug" UM das "Nichts," dann ist "die Materie" ZWISCHEN "der Leere." Vermutlich könnte man ellenlang begründen, dass "Nichts" und "Leere" komplett verschiedene Dinge sind, und dann ist es vermutlich auch begründbar, dass es zwischen DER Leere (singular! Wie kann es zwischen einer Sache irgendetwas geben?) Materie geben kann. Und dann gibt es plötzlich ein "unter" der ganzen Anordnung...


Franz Kalo hat Folgendes geschrieben:
"Rotierendes Zeug um einen Haufen Nichts. Ich bin kein Experte, aber das entspricht meiner Vorstellung von einem Schwarzem Loch."

Erzähler hat Folgendes geschrieben:
Franz schloss die Augen, öffnete seinen Geist und griff mit seinem Bewusstsein aus. Viel Leere, dazwischen Materie, darunter das vertikale Ziehen eines wirbelnden Abgrunds.


Ich habe hier noch mal Kontext eingefügt, denn der klärt vielleicht einen Teil des scheinbaren Widerspruchs in der Beschreibung (wenngleich nicht deine Unzufriedenheit). Dass da erst das "Zeug um Nichts" (die ordentliche Zitatformatierung spare ich mir gerade mal), und dann "Materie zwischen Leere" steht, hat unter anderem damit zu tun, dass im ersten Fall Franz eine kurze Beschreibung dessen gibt, was er mit seinen Augen sieht, und im zweiten Fall der Erzähler die Eindrücke wiedergibt, die Franz magisch wahrnimmt.

Ich gebe dir recht, die Formulierung "Materie zwischen Leere" ist falsch, "Leere, darin Materie" macht es nicht viel besser, denn entweder ist ein Raum leer oder es ist was drin, so dass eigentlich eine ganz andere Formulierung hermüsste. Die dann vielleicht auch klärt, dass Franzens visueller Eindruck "Schwarzes Loch" auch einen anderen Ausschnitt beschreibt als "Leere, Materie, Abgrund". Die magische Sicht beschreibt, was Franz von seinem Aussichtspunkt fühlt: eine große Menge Universum, die eingesogen wird von einem Schwarzen Loch inmitten, quasi wie ein Abfluss in der Mitte eines Teichs, in den das Wasser (stellvertretend für die Leere) samt Blättern, Fischen, Algen, Kröten, Froschlaich etc. (als Materie-Imitat) hinabstrudelt. Ja, immer noch nicht das gleiche wie ein Schwarzes Loch, aber zumindest eine Verbildlichung dessen, was Franz wahrnimmt (vor allem die Unterströmung).

Dass ich das so erkläre, heißt natürlich nicht, dass du mir das abnimmst. Dass ich dich als Leser schon im ersten Absatz verloren habe, bedeutet ja, dass du nicht mehr liest, sondern kritisch beäugst, was ich dir da präsentiert habe. Und da ist man dann als Leser auch schnell unversöhnlich, weil man sich fragt: Warum tue ich mir das an?

Zitat:
Für mich sieht das erstmal nach astrophysischem Bullshitbingo in hardcore aus. Gut, kann man ja machen, wenn man sich auf einen gewissen Grad von Sinnlosigkeit einläßt. Dazu passen dann auch Sätze wie "Außer man kompilierte die Energie des Schwarzen Lochs selbst in die zu erzeugende Illusion, was allerdings nur mit umgestülptem Gehirn funktionierte". Urghs. Spätestens nach dem dann folgenden "Mit einem Komprimierungsgedanken schuf Franz einen kleinen Nimbusköder, den der unterschwellige Sog sofort mit sich riss" hört sich das nur noch nach Albernheit und einem komplett freidrehenden Gehirn als Selbstzweck an.


"Bullshitbingo in hardcore" klingt, als habe ich dich als Leser nicht nur verloren, sondern auch noch verärgert. Ich kenne diese Momente im Wettbewerb, wo man sich denkt: "Was soll der Scheiß, da passt doch vorn wie hinten nix, warum wurde das für den Wettbewerb zugelassen, wie soll man das erst ertragen und dann auch noch ordentlich kommentieren? Von Bewerten mal ganz abgesehen. Gäbe es Negativpunkte, dieser Beitrag würde alle abräumen."

Was du mir da vorwirfst, sind ein Witz und Worldbuilding. Ob uns das jetzt weiterbringt, wenn ich den mauen Scherz erkläre (dass nämlich ein Perpetuum mobile nicht existiert) oder ein softes Magie-System, das ich auch nur in Ansätzen entworfen habe (nämlich genau für die Anwendungsfälle, die auch im Text stehen) wage ich zu bezweifeln. Was das "komplett freidrehende Gehirn als Selbstzweck" angeht, bin ich mir nicht sicher, ob ich verstehe, was du meinst, interpretiere aber zweierlei: Erstens vermutest du, ich hätte meine Kreativität nicht in Bahnen gelenkt, sondern einfach alles unzensiert in den Text reingepackt, was sich mir an Ideen bot. Zweitens unterstellst du mir keine Motivation hinter Text und Formulierung, wenn ich den "Selbstzweck" richtig deute.

Ob du es mir glaubst oder nicht, ich habe ziemlich lange um die Formulierungen gerungen, gerade bei der Frage, wie ich die Beschreibung von Raumzeitmagie möglichst niederschwellig gestalte (sprich ohne großen Infodump über das Magiesystem). Dass mir das innerhalb eines zeitlich befristeten Wettbewerbs nicht vollbefriedigend gelingen würde, war mir klar, Albernheit und komplette Freidrehung sehen auch anders aus (siehe meine unbearbeiteten Vorentwürfe für den Text).

Zitat:
Der Schluss ist dann irgendwie wieder wie das große Finale wie Space Odyssee, wo sich Anfang und Ende alles Seins wiederfinden, und der Prota ist überall und Nirgends. Der Teil kommt recht gewaltig und signifikant rüber, läßt sich aber mit dem im ersten Teil freidrehenden Wortautomaten so gar nicht zu einem konsistenten Bild zusammenbringen.

Es ist schon ok, mal damit zu spielen, alles und sein Gegenteil gleichzeitig zuzulassen. Watterson macht das immer sehr schön, zum Beispiel in dem Cartoon, wo er T.Rexe in Kampfjets setzt. Aber dann sind wir eben komplett albern und unsinnig, so dass es wieder herrlich absurd und aberwitzig ist. Das finde ich aber in deinem Text nicht.


Franz Kalo ist in der Tat weniger "Calvin & Hobbes" als ... naja, Kubrick halt auch nicht. Muss er ja auch nicht sein, ist ja weder Comic Strip noch Film, sondern fiktionale Prosa. Was nicht heißen soll, dass Fiktion keinen Anspruch an sich selbst haben soll, ganz im Gegenteil. Heißt nur, dass da andere Möglichkeiten und Einschränkungen zur Verfügung stehen.
Wenn ich dich richtig verstehe, hätte den Text für dich nur retten können, wenn ich jeglichen Anstrich vermeintlichen Realismus' (im Rahmen einer Phantastik-Geschichte mit Raumzeitmagie) abgelegt hätte und also wirklich freigedreht hätte (um mal deine Vokabel zu nutzen).

Den Vorwurf, dass die Geschichte nach dem ersten Drittel an Frische und Spannung verloren hat, haben mir auch andere gemacht, und dem schließe ich mich insofern gerne an, dass ich rückblickend auch wünschte, mir wäre mehr eingefallen als Franz Kalos gezeigte Passivität angesichts der potentiellen Selbstzerstörung. Als Anomalist sollte er mehr Tricks auf Lager haben als ... keine. Da hätte dann sicher auch absurderes stehen können als die im Grunde weder mit Sinnen erfassbare noch ernsthaft mit Worten beschreibbare Auflösung seines physischen und psychischen Selbsts.

Zitat:
Möglicherweise übersehe ich hier etwas sehr signifikantes und werde umgehend von nobelpreisgekrönten Astrophysikern von der 100%igen Richtigkeit deiner Schilderungen belehrt. Dann gehe ich halt wieder mit der Eselsmütze in die Ecke, bin ich ja gewohnt. Aber viel abgewinnen kann ich deinem Text deswegen trotzdem nicht, sorry...


Nun ist dieser Wettbewerb ja kein wissenschaftlicher, sondern ein phantastischer. Du legst bei deiner Bewertung meines Textes also - und das ist meine persönliche, vielleicht auch einen Hauch sich angegriffen fühlende Meinung - falsche Maßstäbe an. Zur besseren Illustration, was ich meine, reiße ich ein Zitat von Dir aus dem Zusammenhang:

RAc in 3:26 hat Folgendes geschrieben:
Das Einzige, wo ich kollektiv nochmal nachhaken möchte, ist Dies: Mehrere von Euch haben nach eigener Aussage "phantastische Elemente vermisst." Darf ich fragen, ob es sein kann, dass Ihr an die Phantastik eure eigenen Maßstäbe angesetzt habt und nicht die der Wettbewerbsvorgaben, die wie folgt lauten?

sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
Unter "Phantastik" verstehen wir in diesem Wettbewerb das Schreiben über nur in der Vorstellung existierende Welten, Nicht-Erklärbares in unserer realen Welt oder mögliche zukünftige Entwicklungen, die (noch) nicht naturwissenschaftlich erklärt werden können.


Daraus geht für mich unmissverständlich hervor, dass "traditionelle" Fantasyelemente optional waren (bei einem reinen Fantasywettbewerb wäre ich nicht angetreten) und das "Nicht-erklärbare in unserer realen Welt" hinreicht.


Die Frage, ob ich die falschen Maßstäbe bei der Kritik an deinem Text angelegt habe, beantworte ich im Zweifelsfall eher in der dortigen Diskussion, gleichwohl habe ich das Gefühl, dass du bei der Bewertung meines Textes eben gar keine Phantastik zugelassen hast, weder in Franzens Beschreibung und Wahrnehmung des Schwarzen Lochs noch in den womöglich selbst Synästhesie überschreitenden Formulierungen, die das Entmaterialisiertwerden durch den Jet eines Schwarzen Lochs verbildlichen sollen.

Wobei ... was heißt da "falsch"? Es gibt hier ja keine absoluten Wahrheiten. Solange sich nicht sleepless oder Michel dazu äußern, wer die richtige Auslegung der Wettbewerbsvorgaben getroffen hat und wer nicht (und ich nehme nicht an, dass das passiert), haben wir alle das Recht, unsere eigenen Maßstäbe zu nutzen, auch auf die Gefahr hin, dass wir falsch liegen (aus Sicht der Anderen).

Sprich: Dir muss mein Text nicht gefallen, du musst dich auch nicht dafür entschuldigen, dass er dir nicht gefällt. Klar, mir wäre es lieber, wenn alle meine Texte lieben würden, aber das wird wohl eh nicht passieren. Gleichzeitig freue ich mich ja über konstruktive Kritik, weil ich hier ja nicht nur hier bin, weil es Amazon-Gutscheine zu gewinnen gibt, sondern auch, um was zu lernen. Und die Auseinandersetzung mit dem, was ich schreibe (und sei es nur, um mein Ego zu verteidigen), ist eh der größere Gewinn.

Und abschließend erkläre ich dir noch, was du tatsächlich übersehen hast, und was ich in meiner Antwort auf Veiths Kommentar schon angedeutet habe:

anderswolf hat Folgendes geschrieben:
V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Nichts. Alles. hat Folgendes geschrieben:
Franz Kalo starrte reglos in die Finsternis auf der Innenseite des Spiegels.

Nein, ich les das jetzt nicht alles noch mal von vorne.

Ungefähr das dürfte Franzens Reaktion sein. Wobei sich ihm wahrscheinlich beim nächsten Besuch im Spiegel etwas anderes offenbarte.


Denn der Spiegel ist kein Portal. Zumindest keines, das in die Tiefe des Weltalls führt, erst recht nicht direkt auf den Ereignishorizont eines Schwarzen Lochs, sondern eher in die Psyche des Nutzers.
Franz Kalo hat Folgendes geschrieben:
"Rotierendes Zeug um einen Haufen Nichts. Ich bin kein Experte, aber das entspricht meiner Vorstellung von einem Schwarzem Loch."


Klingt jetzt nach rückwirkender Kontinuität, hat sich aber im Schreibprozess tatsächlich schon ergeben. Relativ früh schon, war mir klar, dass dieses Schwarze Loch eher eine Metapher für meine und damit auch Franzens deprimierende Entscheidungsunfreude/-angst darstellt, die nur überwunden werden kann, wenn man sich "Per aspera ad astram" dem Übel halt dann einfach doch stellt. Mit allen Konsequenzen, die meistens darin bestehen, dass man sein altes Leben hinter sich lässt. Samt staubgrauem Anzug und gerissenem roten Faden. Natürlich trifft das nicht auf jede kleine Entscheidung zu, aber es gibt manchmal Momente, da steht man an Lebenskreuzungen, und da ist die Frage, welche Richtung man einschlägt oder ob man nicht vielleicht lieber stehenbleibt, schon drastisch. Mir fällt spontan mein Coming Out dabei ein, was sich vorher angefühlt hat, als wäre ich in Blei eingegossen. Hinterher war mein altes Leben vorbei, vieles in Scherben, doch einiges, wenn nicht das meiste, zum Besseren gewandelt.

Und ja, mir ist klar, wie wenig das der Text tatsächlich hergegeben hat. Und dass deine Kritik daran, wie ich Astrophysik behandelt habe, dadurch nicht weniger valide ist. Allerdings habe ich ja nun mal keinen Universum-Reiseführer mit hilfreichen Tipps zum Umgang mit Schwarzen Löchern geschrieben, sondern einen Text über einen Anomalisten, der durch einen Spiegel tritt und mit dem Schwarzen Loch in seinem Inneren konfrontiert wird (und natürlich deswegen auch sich selbst dort trifft).

Ich danke dir jedenfalls (auch wenn das vielleicht nicht so klang) für deine kritische Auseinandersetzung mit Nichts. Alles., denn auch wenn mir dein Kommentar den Eindruck vermittelt hat, dass du doch mein Vater sein könntest, habe ich viel Wertvolles daraus mitgenommen.
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Gast







Beitrag04.11.2020 19:10

von Gast
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Hmmmm, ich werde mit deiner Mutter mal eines dieser Gespräche führen müssen. Vermutlich wird dein Nachtisch dabei Thema sein... Razz

anderswolf hat Folgendes geschrieben:


Wenn ich dich richtig verstehe, hätte den Text für dich nur retten können, wenn ich jeglichen Anstrich vermeintlichen Realismus' (im Rahmen einer Phantastik-Geschichte mit Raumzeitmagie) abgelegt hätte und also wirklich freigedreht hätte (um mal deine Vokabel zu nutzen).



Nein, freidrehen wäre eine Variante gewesen - das "Puff the Magic Dragon" Schema, das u.A. Maunzilla gewählt hat. Am Anderen Ende des Spektrums hätte eine Geschichte gestanden, in der alle Handlungsebenen und -stränge eine gewisse Schlüssigkeit, Glaubwürdigkeit haben und gleichberechtigte Lesarten liefern, im Idealfall umeinander oszillieren, sich gegenseitig den Stab in die Hand geben und sowohl für sich allein als auch in Kombination funktionieren (Veith und sleepless können solche Dinge, verdammt gut sogar, und sogar mit recht komplexen technischen Themen). Dazwischen gibt es viele andere denkbare Varianten, z.B. schwarze Löcher, die durch Staubsauger initiiert werden... Du verstehst worauf ich hinaus will? Die Geschichte wäre ok, wenn sich das schwarze Loch als Konzept zumindestens in grober Annäherung mit dem deckt, was ein populärwissenschaftlich interessierter Laie darunter versteht.

Ich bin selber kein Experte, was schwarze Löcher angeht, aber ich habe eine naturwissenschaftliche Denke und Ausbildung, und mein Wissen über schwarze Löcher (von den tragbaren Löchern vom Pink Panther mal abgesehen, die ich auch sehr cool finde) kommt aus den Wissenschaftsseiten von der Süddeutschen und dem Deutschlandfunk. Auf diesem Wissensstand erwarte ich schon eine einigermaßen schlüssige Eröffnung, wenn schon die Erwartung geweckt wird, dass die SLs hier eine Rolle spielen.

Ich denke, das ist das Hauptproblem für mich: Wer schon Ariadnefäden und Nimbusköder (also komplett frei erfundene Konzepte, dessen Funktionsweise sich LeserIn schon aus dem Kontext erarbeiten kann, die aber erstmal komplette Fiktion sind) in der Eröffnung mit "realen" Konzepten wie schwarzen Löchern vorstellt, erzeugt eine Inkonsistenz, und damit eine offene Klammer im Kopf von LeserIn (zumindestens bei mir), die den Fluß stört, weil sie geschlossen werden will. Dazu dieses Ding mit dem Zeug um das Nichts gefolgt von der Materie zwischen der Leere... da gilt die alte Regel: Wenn's erklärt werden muß, hat es ein Problem. Ich finde die Erklärung auch nicht besonders überzeugend. Warum müssen hier zwei Perspektiven her, vor Allem solche, die dasselbe Bild völlig gegensätzlich erklären? Will der Erzähler hier schon andeuten, dass Franz ein Wahrnehmungsproblem der anderen Art hat?

Also Vieles ist für mich einfach nicht rund.

Macht das Sinn?

Die anderen Dinge beantworte ich in meiner Rezension deiner Rezension meines Textes, bis dahin erstmal vielen Dank für deine Ausführungen!
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holg
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Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag05.11.2020 13:12

von holg
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Nur kurz eingeworfen:
ich finde die Diskussion wirklich interessant, verstehe aber ein paar Punkte nicht.

Jegliche Form von Techno-Phantastik oder SF lebt mMn davon, an der Grenze zwischen Physik und Bullshit entlang zu wandeln und sich mal ein bisschen weiter hierhin, mal dorthin zu neigen. Das haben wir von 2001 über Solaris bis Star Trek oder das mit den -Wars und den X-Akten überall. Von daher würde ich persönlich da eher Wert auf Unterhaltung als auf ein (in einer Kurzgeschichte) schlüssiges Magie- oder alternatives Physiksystem legen.
Aber das ist wohl Geschmacksache.

Zu der Leere-Materie-Dichotomie: Da sehe ich keine. Schon allein aus dem Energie-Materie-Äquivalent folgt, dass, wo auch immer Energie vorhanden ist, zumindest zeitweise auch Materie sein muss. Und was ist falsch an der Vorstellung, dass da viel Leere ist und dann hin und wieder Zeug herum fliegt? Außerhalb des Ereignishorizontes sollte das auch für einen ruhenden Betrachter unterscheidbar sein. Einfrei fallender Betrachter hat eh ein eigenes Bezugssystemen und damit zumindest in seiner Nähe eine differenzierte Wahrnehmung.

Eingesogen werden:Außerhalb des Ereignishorizontes ist es zumindest theoretisch möglich, von dem schwarzen Loch wieder weg zu kommen. Da ich das schwarze Loch in der Geschichte eher als metaphysisches Objekt wahrgenommen habe, als ein wirklich in einem Spiegel befindliches physikalisches Phänomen (ja, lol ey), der Spiegel phantastiktypisch eher als Portal in die Seele als ins Weltall fungiert (was sich zugegebenermaßen erst im Laufe der Story manifestiert, da wenig foreshadowing), hatte ich da eher gar keine Probleme mit.
Erst recht nicht, wenn der HEULE-Agent mit seinem Bewusstsein die Gegend erkundet. Da ist mMn eh alles erlaubt. Er hätte das ja auch als Blumenwiese mit einer Statue als Zentrum sehen können, zu der hin geflügelte Pferde unwiderstehlich angezogen werden.


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anderswolf
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Beitrag05.11.2020 17:18

von anderswolf
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Zitat:
Die Geschichte wäre ok, wenn sich das schwarze Loch als Konzept zumindestens in grober Annäherung mit dem deckt, was ein populärwissenschaftlich interessierter Laie darunter versteht.

Ich glaube, jetzt habe ich dich besser verstanden. Den Text hätte für dich retten können, wenn nicht ein offensichtlich wissenschaftlich desinteressierter Laie wie ich ihn geschrieben hätte, sondern eben Veith oder sleepless.

Gleichzeitig hast du in einem Beitrag eines Phantastik-Wettbewerbs eine wissenschaftlich korrekte Abhandlung über die Funktionsweise eines Schwarzen Lochs erwartet, außer acht lassend, dass Franz Kalo der Einordnende ist, seiner Einschätzung nach selbst kein Experte, aber jemand mit einer offensichtlich inkorrekten Vorstellung von einem Schwarzen Loch. Hätte er die Funktionsweise eines Schwarzen Lochs besser gekannt, hätte er sich bestimmt ein wissenschaftlich korrektes Schwarzes Loch vorgestellt, wie man das aus den Wissenschaftsseiten der SZ und aus dem DLF kennt. Oder auch nicht. Ich kenne Franz Kalo nicht gut genug.

Andererseits kenne ich auch niemanden, der bislang nah genug an ein Schwarzes Loch rangekommen wäre, um zu berichten, wie es da aussieht. Also wirklich aussieht, und nicht nur wie die Wissenschaft sich das vorstellt. Denn auch das, was uns da als Wissen dargelegt wird, sind letztlich nichts anderes als Konzepte. Ja, Konzepte, die sich mittlerweile in überprüfbaren Gleichungen berechnen lassen, aber letztlich nur Konzepte, die irgendwann mal nur Theorien waren und davor irgendwann mal Ideen.

Eine tolle Idee beispielsweise ist der Ariadnefaden, den - Überraschung - Ariadne im Minotaurus-Mythos der griechischen Antike Theseus gab, damit er sich im von Daedalus gebauten Labyrinth nicht unrettbar verliert. Rückholleinen der Feuerwehr basieren auf diesem Konzept. breadcrumb-Navigation wird darum auch manchmal Ariadnepfad genannt.

Schätzungsweise wird niemals jemand auf ein Schwarzes Loch stoßen, wie Franz Kalo sich das vorgestellt hat, als er durch einen magischen Spiegel trat, vielleicht war es eine reine Anomalie, und ich hätte nicht zulassen dürfen, dass Franz Kalo das in seinem Kopf als Schwarzes Loch bezeichnet, wo doch jeder weiß, dass das ganz anders funktioniert.

Relevant ist, dass dich das nicht erreicht hat. Dass es dich abgetörnt hat, weil du - getriggert durch ein Wort - dich nicht mehr auf die innere Stimmigkeit des Textes konzentriert hast, sondern darauf, wie falsch ich ein "reales" Konzept mit fiktiven Konzepten kombiniert habe. Das ist mir ja mit den Mondphasen in hobbes' Geschichte so gegangen, ich kann das also nachvollziehen.

Zu der Wahrnehmungsproblematik: Franz nutzt zwei komplett verschiedene Sinne, einmal sieht er, einmal fühlt er, dementsprechend hat er auch eine andere Wahrnehmung.
Ich nutze gleich einen sehr hinkenden Vergleich, also nicht erschrecken. Was ich mit meinen Augen wahrnehme und mit - sagen wir mal - einer Röntgenaufnahme sichtbar machen könnte, würde ich unterschiedlich beschreiben, denn ich nehme ja auch unterschiedliche Details war. Manchmal braucht es eine andere Belichtung oder gar andere Beleuchtung, beispielsweise einer Natriumdampflampe, um ein ansonsten unsichtbares Wesen sichtbar zu machen.

Aber sei es drum. Wir kommen da nicht mehr zusammen. Wie du sagst:
Zitat:
Wenn's erklärt werden muß, hat es ein Problem.


Danke dir trotzdem für dann doch recht umfassende Beschäftigung mit meinem Text.
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anderswolf
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Beiträge: 1069



Beitrag05.11.2020 17:24

von anderswolf
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holg hat Folgendes geschrieben:
Da ich das schwarze Loch in der Geschichte eher als metaphysisches Objekt wahrgenommen habe, als ein wirklich in einem Spiegel befindliches physikalisches Phänomen (ja, lol ey), der Spiegel phantastiktypisch eher als Portal in die Seele als ins Weltall fungiert (was sich zugegebenermaßen erst im Laufe der Story manifestiert, da wenig foreshadowing), hatte ich da eher gar keine Probleme mit.

Ich habe zugegebenermaßen recht wenig vorausschattiert, meine Konsequenz muss also daher sein, deutlicher und klarer an meiner Vision für einen Text zu arbeiten, damit ich nicht im Nachhinein eine Erkenntnis in vergrätzte Leser hineinhämmern muss, die das gar nicht wollen.

Zitat:
Erst recht nicht, wenn der HEULE-Agent mit seinem Bewusstsein die Gegend erkundet. Da ist mMn eh alles erlaubt. Er hätte das ja auch als Blumenwiese mit einer Statue als Zentrum sehen können, zu der hin geflügelte Pferde unwiderstehlich angezogen werden.

Ha! Ich glaube, ich kenne so eine Wiese. Die ist irgendwo weiter oben lol
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Gast







Beitrag05.11.2020 18:58

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo holg!

holg hat Folgendes geschrieben:
Nur kurz eingeworfen:
ich finde die Diskussion wirklich interessant, verstehe aber ein paar Punkte nicht.

Jegliche Form von Techno-Phantastik oder SF lebt mMn davon, an der Grenze zwischen Physik und Bullshit entlang zu wandeln und sich mal ein bisschen weiter hierhin, mal dorthin zu neigen. Das haben wir von 2001 über Solaris bis Star Trek oder das mit den -Wars und den X-Akten überall. Von daher würde ich persönlich da eher Wert auf Unterhaltung als auf ein (in einer Kurzgeschichte) schlüssiges Magie- oder alternatives Physiksystem legen.



Jein (siehe weiter unten).


holg hat Folgendes geschrieben:


Aber das ist wohl Geschmacksache.



100% Zustimmung. Theoretisch liesse sich die Diskussion damit beenden... Wink


holg hat Folgendes geschrieben:



Zu der Leere-Materie-Dichotomie: Da sehe ich keine. Schon allein aus dem Energie-Materie-Äquivalent folgt, dass, wo auch immer Energie vorhanden ist, zumindest zeitweise auch Materie sein muss. Und was ist falsch an der Vorstellung, dass da viel Leere ist und dann hin und wieder Zeug herum fliegt? Außerhalb des Ereignishorizontes sollte das auch für einen ruhenden Betrachter unterscheidbar sein. Einfrei fallender Betrachter hat eh ein eigenes Bezugssystemen und damit zumindest in seiner Nähe eine differenzierte Wahrnehmung.



Es ging mir an der Stelle eigentlch mehr um die sprachliche Problematik, also einmal das "Zeug um einen Haufen Nichts" gefolgt von "Materie zwischen der Leere," also zwei offensichtlich widersprüchliche spatiale Beziehungen zwischen Nichts/Leere und Materie/Zeug, und dann zweitens die fehlerhafte Verwendung des Wortes "zwischen" (ich muss da immer an meinen Lieblingswitz aus Grundschulzeiten denken: Was ist der Unterschied zwischen einem Storch? Zwei gleichlange Beine, vor allem das Rechte).

holg hat Folgendes geschrieben:


Eingesogen werden:Außerhalb des Ereignishorizontes ist es zumindest theoretisch möglich, von dem schwarzen Loch wieder weg zu kommen. Da ich das schwarze Loch in der Geschichte eher als metaphysisches Objekt wahrgenommen habe, als ein wirklich in einem Spiegel befindliches physikalisches Phänomen (ja, lol ey), der Spiegel phantastiktypisch eher als Portal in die Seele als ins Weltall fungiert (was sich zugegebenermaßen erst im Laufe der Story manifestiert, da wenig foreshadowing), hatte ich da eher gar keine Probleme mit.
Erst recht nicht, wenn der HEULE-Agent mit seinem Bewusstsein die Gegend erkundet. Da ist mMn eh alles erlaubt. Er hätte das ja auch als Blumenwiese mit einer Statue als Zentrum sehen können, zu der hin geflügelte Pferde unwiderstehlich angezogen werden.


Ok. Hier müssen wir jetzt zwei logische Dinge voneinander trennen:

1. Der Unterschied zwischen einer uns bekannten Realität und einer völlig phantasierten Welt ausserhalb unseres Erfahrungshorizonts
2. Der Unterschied zwischen dem, was rein in einem Kopf vorgeht, und dem, was in Interaktion zwischen einem Prota und seier/ihrer Umwelt passiert.

Zu 1.:

Es ist eigentlich relativ einfach. Ich versuche es mal an einem Beispiel klar zu machen: Es gibt Folgen bei Star Trek, in denen eine komplett neue Welt ins Spiel kommt. Da haben sich Autor und Produzent praktisch einen Blankoscheck ausgestellt, in dem sie die Regeln komplett selber definieren können.

Es gibt aber auch Folgen, wo die Crew in die menschliche Vergangenheit zurückgebeamt wird, sagen wir mal das Rom der Gladiatorenkämpfe. Hier ändern sich nun die Regeln komplett, weil es einen Bezugsraum zur Realität gibt. Zweifellos sehen diese Folge nicht nur Fantasyliebhaber, sondern auch Hobby- oder Profihistoriker, die sich zu verschiedenen Graden mit dem alten Rom auseinandergesetzt haben (oder Mischformen). Ich bin mir sicher, dass von denen so Einige mit Argusaugen auf jedes Detail gucken und so einige hämische Bemerkungen für jeden Nagel an einem Essedum übrig haben, der nicht historisch richtig ist. Mit andere Worten: Das Werk muß sich an einer realen Meßlatte messen lassen. Also die Statue im Zentrum mit den geflügelten Pferden ist der Blankoscheck; das schwarze Loch ist etwas, von dem ich (solange nicht klar ist, dass es mit einem "wirklichen" schwarzen Loch nichts zu tun hat) erwarte, dass es in irgendeiner Form kompatibel zu meiner Vorstellung davon ist.

Zu 2.:

Ja klar. Was sich im Kopf eines Protas abspielt, ist ein Hyperblankoscheck, also ein Blankoscheck für alle Banken der Welt. Da braucht man keinerlei Regeln einzuhalten. Das ist für AutorIn das komfortabelste überhaupt (siehe auch die Bemerkung der Eltern von anderswolf und meine Anmerkung zu Hobbes' Geschichte). Wenn sich also beim Lesen herausstellt, dass es sich hier um ein reines Kopfding handelt, sind die Regeln wieder außer Kraft gesetzt.

Nur: In der Geschichte interagiert Franz mit anderen Charakteren. Solange die also nicht auch nur in seiner Einbildung existieren (Metablankoscheck), muss Franz sich also in seiner Interpretation schon an Regeln außerhalb seines Kopfes halten. In der Tat habe ich mich schon gewundert, dass der Dialog am Anfang nicht so abgelaufen ist:

„Franz? Ich empfange dich nur dunkel. Siehst du was?“
„Ein Schwarzes Loch.“
„Bist du dir sicher?“
„Rotierendes Zeug um einen Haufen Nichts. Ich bin kein Experte, aber das entspricht meiner Vorstellung von einem Schwarzem Loch.“
"HÄ? Hätten wir gestern Abend etwas Anderes rauchen sollen? Wenn Du so etwas tatsächlich sehen kannst, bist Du entweder schon dematerialisiert, oder wir müssen dringend deine Medikamentendosierung anpassen!"

Außerdem wäre HEULE eine recht unglaubwürdige Organisation, wenn sie Leute in diese Feldeinsätze schickt, die psychisch so instabil sind, wie anderswolf es andeutet ("Relativ früh schon, war mir klar, dass dieses Schwarze Loch eher eine Metapher für meine und damit auch Franzens deprimierende Entscheidungsunfreude/-angst darstellt").

Wie schon geschrieben versuche ich hier nur zu formulieren, warum der Text für mich auf so vielen Ebenen unschlüssig und unrund erscheint. Es muß ja Niemand die Lesart teilen.

Ich finde die Diskussion übrigens auch sehr interessant; es macht mir Spaß, solche Ideen auszutauschen, und ich hoffe, es wird nicht als Rumgenörgle an anderswolfs Text mißverstanden (nichts läge mir ferner).
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anderswolf
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1069



Beitrag20.11.2020 17:09

von anderswolf
Antworten mit Zitat

High Life gesehen, einen verstörenden Film über Menschen, die einem Schwarzen Loch zutrudeln, und zweierlei erkannt:

1. Ja, eine korrekte Darstellung eines Schwarzen Lochs sieht anders aus, und in einem erneuten Anlauf, den Text zu schreiben, würde ich das jetzt auch anders machen. Meine anfängliche Vorstellung deckte sich mit dem, was die Crew zu Beginn sieht: Weltallkram, der in der Langsamkeit ferner Sternenbewegungen um ein Zentrum kreist, das selbst unsichtbar bleibt, weil: Schwarzes Loch. Später jedoch bekommt einen näheren Blick auf die Singularität, und da ist außer Schwärze und dem in die Schwärze hineinfallendem Funkenplasma nichts mehr zu sehen, blickfeldausfüllendes Nichts überall, und es ist nahezu unvorstellbar, dass dem jemand wieder entkommen könnte.

2. In der Nichts-Leere-Dichtomie tendiere ich dazu, dir, RAc, partiell recht zu geben: es funktioniert so nicht. Aber nicht, weil Franzens Wahrnehmung gestört ist, sondern weil der Autor unfähig war, ordentlich zu beschreiben, was da wann gesehen wird. Und ich habe das auch erst gestern verstanden, wie sehr wir aneinander vorbei geredet haben. Denn das passiert: Franz schwebt da schwerelos in einer sicheren Entfernung, wo er den kreisenden Sternennebel sieht, in dessen Zentrum eben Nichts ist (was ja nicht stimmt, weil da ja durchaus was ist, nämlich sich selbst verschlingende Materie, die halt nur so dicht ist, dass man sie nicht mehr sehen kann etc., aber Franz drückt das eben so aus), und das gibt er auch seiner Liaison Sandra so wieder. Als er dann den magischen Blick einschaltet, beschreibt er aber ein anderes Bild: nämlich die große Leere des Weltalls (nicht des Schwarzen Lochs), in dem die Materie des Weltallkrams auf das Schwarze Loch zutrudelt, das im Zentrum all dessen steht, das er aber mit seiner magischen Sicht gar nicht näher beschreibt, nur den Schwerkraftsog, der von ihm ausgeht.

Dass Franz Kalo aber überhaupt mit einem Schwarzen Loch konfrontiert wird, nachdem er durch einen Spiegel getreten ist, würde ich hingegen nicht ändern, egal ob der Spiegel nun nur ein Echo seiner eigenen Seelenlage oder ein tatsächliches Portal zu einem real existierenden Schwarzen Loch darstellt. Franz Kalo ist eine fiktive Person mit dem fiktiven Beruf des Anomalisten in einer fiktiven Organisation, deren Akronym HEULE lautet. Da ist die Begegnung mit einem Schwarzen Loch natürlich nicht selbstverständlich, aber eben auch nicht komplett unvorstellbar. Ihm also zu unterstellen, dass entweder mit seiner Medikamentendosis was nicht stimmt oder aber der Konsum psychotroper Substanzen zu einer Fehlwahrnehmung seinerseits geführt haben könnte, entspricht meines Erachtens nicht den Grundregeln der Genre-Rezeption. Und ich habe keine Ahnung, warum Franzens Liaison auf Laborseite, die mit ihm nur noch telepathisch verbunden ist, seit sie ihn durch einen Spiegel hat treten sehen, ihm verdrogte Wahrnehmungsstörungen unterstellen sollte. Davon abgesehen, dass - und da wird deine Erklärung, warum mein Text für dich auf so vielen Ebenen unschlüssig und unrund erscheint, mal wieder persönlich und fast schon beleidigend - "meine und damit auch Franzens deprimierende Entscheidungsunfreude/-angst" kein Anzeichen einer psychischen Instabilität darstellt.

Mich beschäftigt die Geschichte weiterhin, unter anderem, weil ich - ausgelöst durch die Phantasma-Absage* auch nochmals die Wettbewerbsvorgaben gelesen habe - lauter neue Ideen bekommen habe, was Franz Kalo denn spannenderes hätte zustoßen können in diesem Spiegel. Leider ist mir auch aufgefallen, dass mir nicht ganz klar ist, worum es in der Geschichte eigentlich gehen sollte; und das ist das eigentliche Manko, das ich ausräumen muss, bevor ich mich an eine Neufassung der Geschichte machen kann. Mal sehen, ob das besser klappt als bei meinem immer noch auf Halde liegenden Remix von Glossar/Cavator.

* Nein, ich hatte mir keine Chance darauf eingeräumt, aber zumindest wurde da und in der dadurch angestoßenen Kurzdiskussion nochmals auf die erweiterten Spielregeln hingewiesen, die ich seit Bekanntgabe des Themas nicht mehr angesehen hatte.
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