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d.frank Reißwolf
D Alter: 44 Beiträge: 1122 Wohnort: berlin
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D 18.10.2020 18:00 Anamorphose eines Wachzustandes von d.frank
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Sie fallen per Tamtam aus dem Schlaf. In der Rückblende hat es sich angefühlt, als wäre etwas gleichzeitig auf Sie herab wie auch durch Sie hindurch gegangen und ungefähr auf Höhe Ihrer Ohren steckengeblieben. Bildlich gesprochen ragt der Rand davon jetzt noch über allem, was sich unterhalb Ihrer Nase befindet.
Eine Art imaginärer Ring des imaginären Saturn oder eine weit hochgerutschte, altmodische Halskrause. Ich nehme an, dass man sich das nur schwer vorstellen kann, in dem Moment habe ich es ja selbst nicht glauben wollen. Aber die jeweilige Hälfte meiner Ohren steckte offensichtlich noch drin und ich hegte die Befürchtung, dass alles darüber, wie eine abgetrennte Halbkugel, vom Kopf insgesamt herab rutschen würde.
Etwas oder jemand hatte mich halb geköpft - ein vergleichsweise harmloser Unfallhergang. Wie schön, dass alles in meinem Leben immer nur halb sein musste: halb so schlimm, halb so viel Grund zur Freude, Würstchen aus Halberstadt.
Kaum, dass ich es aus dieser Warte betrachtet hatte, wollte ich schon von Glück reden, dass das Ding meinen Kopf nicht in der Senkrechten getrennt hat.
Meinem halbwachen Verstand sei an dieser Stelle vielleicht nachzusehen, dass er sich noch immer in völliger Umnachtung befand.
Sind Sie schon einmal ohne Zuhilfenahme ihrer Arme aus dem Bett gestiegen und haben das Licht angemacht? Versuchen Sie das mal! Sich von der Matratze zu rollen, während ihre Hände den oberen, leicht verrutschbaren Teil ihres Kopfes halten. Das ist ein ziemlicher Akt. Und wenn Sie den dann ohne größere Einbußen, jedoch unter zeitweiligem Verlust Ihrer aufrechten Würde hinter sich gebracht haben, stehen Sie auch schon vor der nächsten schier unlösbaren Aufgabe.
Hände sind eigentlich nur dann praktisch, wenn man sie auch benutzen kann. Alternativ wäre es auch mit frei beweglichen Ellenbogen gegangen. Ganz plötzlich war da aber noch etwas Anderes, dem ich mich also zu stellen hatte.
Ein seltsam saugendes, abwechselnd schabendes Geräusch irgendwo in meinem näheren Umfeld, das wegen der eben angeführten Schwierigkeiten noch immer im Dunklen lag.
Haben Sie schon mal, mit den Händen am Kopf, in der Schwärze ihres eigenen Zimmers einen ungewöhnlichen und dazu noch furchteinflößenden Laut gehört? Geräusche, die sich nicht sofort erklären lassen, sind an sich ja schon ein Grund für aufkeimende Panik. Man verfällt fast unweigerlich in die verrücktesten Assoziationen: Mäuse oder Ratten, na klar. Aber dafür auch viel zu monoton, ja, beinahe gemächlich, jedenfalls alles andere als ein zielloses und hektisches Herumgekratze . Vielleicht der Nachbar, der gestürzt ist und auf der Schwelle zum aufrechten Gang nach Halt sucht, die Körpermitte über den Boden schleifend und einen Spazierstock oder ein gut verstecktes Holzbein am Mann? Oder die NachbarIN, gelangweilt und missmutig , wie sie mit diabolischem Grinsen ihre Nägel an den Heizungsrohren wetzt. Eine ausgewachsene Python? Die riesenhafte Königin eines tropischen Insektenschwarmes? Besonders heikel erschien mir, dass das Geräusch verstummte, sobald ich versuchte, es genauer auszumachen. Jetzt bloß nicht den Kopf verlieren! Ach ja, da war ja noch was. Ein schönes Beispiel dafür, wie das ist, wenn man sich erst mal an eine Haltung gewöhnt hat.
Also machte ich mich tastenden Schrittes und die Arme wieder bewusst an die Schläfen gepresst auf zum nächstgelegenen Lichtschalter. Und was macht das Geräusch, dieses heimtückische Etwas? Es heftet sich an mich, oder besser gesagt, an die Geräusche, die nun wiederum ich verursache. Jeden meiner Schritte beantwortet es mit seinem eigentümlich saugenden und schabenden Singsang. Ich bleibe stehen, es gibt sich schweigend, ich setze zum Gehen an, es saugt und schabt. Irgendwas an mir selbst, meinen nackten Füßen zum Beispiel, aber nein, das wäre ja Quatsch, denn das Ding hatte sich ja schon vorher und ganz ohne mein Zutun bemerkbar gemacht. Also doch die feindlich gesonnene Nachbarschaft! Mitsamt versteckter Kamera. Wenn deren Motiv war, mir Angst einzujagen, würde ich mich anstrengen müssen, ihnen die Tour zu vermasseln. Dieser kurz gefasste Kampfgeist reichte aber nicht lang, weil ich umständehalber sehr kopflos war. Ein Zustand, der dazu beitrug, dass ich mich binnen weniger Sekunden ernstlich verfolgt fühlte. Da möchten Sie wohl den Kopf schütteln, nicht wahr? Seien Sie lieber froh, dass Sie noch einen haben! Wenn Sie sich andererseits das Lachen nicht verkneifen können, sehe ich Ihnen das nach, weil die Sache wohl ziemlich grotesk aussah. Ein ausgewachsener 130 Kilo Mann stolpert, die Hände an das wacklige Haupt gepresst, wie von Sinnen durch seine eigene, aber stockdunkle Wohnung, verfängt sich in einem Haufen Wäsche, stürzt fast vornüber, kann sich zum Glück noch fangen und ist froh, dass ihm der Beinahesturz nicht den Kopf gekostet hat. Richtet sich auf - immer schön grade halten - und presst sich schwer atmend an den Wänden seines Flures entlang. Rückwirkend betrachtet kann ich an dieser Stelle nicht mal mehr sagen, warum ich meinte, mein Heil in der Küche suchen zu müssen. Ich glaube, es war das Geräusch, es hatte mir schnurstracks den Weg abgeschnitten! Sind Sie schon mal vor Ihrem offenen Kühlschrank gestanden? Den leeren Blick auf Wurstpackungen und Saftkanister gerichtet, ohne zu wissen, was Sie hier eigentlich auszurichten haben? So in etwa hat es sich angefühlt, dieser Augenblick, wenn einem das bewusst wird und man müde und leicht belustigt über sich selbst den Kopf schüttelt, denn das konnte ich jetzt und zwar ganz ohne Verlustangst. Der obere Teil meines Kopfes lag nämlich, sauber getrennt wie auch umgedreht, und für das essende Auge hübsch garniert in einer wasserklaren Lache. Umgeben vom silbernen Rand eines neumodischen Serviertabletts und artig auf seinen Besitzer wartend. Und was denken Sie, was der da gedacht hat? Sehr richtig! Das, was man ohne Kopf halt so denken kann.
Weitere Werke von d.frank:
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silke-k-weiler Klammeraffe
Alter: 49 Beiträge: 748
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18.10.2020 21:54
von silke-k-weiler
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Lieber Text,
ich weiß es nicht.
Vorgaben: Die Erzählung beginnt mit einem nicht näher bezeichneten, meiner Meinung nach behaupteten Unfall mit einem Gegenstand, der irgendwas mit dem Kopf von irgendwem macht. Joaaaahhh ... winken wir mal durch.
Licht? Kühlschrank? Und da liegt der Kopf am Schluss tatsächlich. Gott sei Dank, dann wieder schnell unter die Daunen.
Ansonsten paar schöne Momente, ich mag den hier: Oder die NachbarIN, gelangweilt und missmutig , wie sie mit diabolischem Grinsen ihre Nägel an den Heizungsrohren wetzt.
Phantastisch? Irgendwie nicht. Oder? Horror vielleicht? Klingt nach nem Alptraum oder vorm zu Bett gehen noch üppig gegessen. In einem anderen Zusammenhang gelesen, wären wir beide uns eventuell ein Stückchen näher gekommen, aber so bin ich im Moment sehr skeptisch, da Du nicht in meine Erwartungshaltung passt. Und die Vorgaben sind meiner Meinung nach nur freundlich als Empfehlung zur Kenntnis genommen worden, wirklich Relevanz hatten sie bei der Umsetzung nicht.
Liebe Grüße
Silke
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V.K.B. [Error C7: not in list]
Alter: 51 Beiträge: 6124 Wohnort: Nullraum
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18.10.2020 22:04
von V.K.B.
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Hallo unbekannter Autor, Autorin, heimlich mitschreibende KIs, magische Wesen oder was auch immer,
Ich kommentiere direkt beim ersten Lesen und während ich lese, damit die Leseeindrücke so frisch wie möglich sind. Daher kann es sein, dass ich mal auf etwas hinweise, was sich später im Text noch klärt.
Disclaimer vorweg: All meine Kritiken sind in diesem Wettbewerb hochgradig subjektiv und bedeuten damit eigentlich gar nichts, außer wie mir ein Text persönlich gefallen hat. Ich neige zu Sarkasmus und mache mich auch gerne mal über Dinge lustig. Ich bitte diejenigen, die eine gefühlt zu harte Kritik von mir abbekommen, das nicht persönlich und mit Humor zu nehmen, denn es ist ganz bestimmt nicht böse gemeint. Ich nehme aber auch kein Blatt vor den Mund, wenn jemand seinen Text bei einem Wettbewerb der ungeschönten und schonungslosen Kritik vorwirft. Wer ein Problem damit hat, möge das Lesen meines Kommentars an dieser Stelle abbrechen.
So, los geht‘s, you have been warned …
Das ist der zweite Text, den ich lese, ausgewählt habe ich ihn nach dem Titel. Der klingt nämlich anspruchsvoll, und der vorige Text war mir zu trivial. Bitte enttäusche mich nicht, lieber zweiter Text.
Zitat: | als wäre etwas gleichzeitig auf Sie herab wie auch durch Sie hindurch gegangen und ungefähr auf Höhe Ihrer Ohren steckengeblieben. Bildlich gesprochen ragt der Rand davon jetzt noch über allem, was sich unterhalb Ihrer Nase befindet. | Ich hoffe, ich bin dann noch in der Lage, zu kommentieren. Erster Gedanke: Yes, jemand traut sich zweite Person, das wird wenigstens kein Einheitsbrei.
Zitat: | in dem Moment habe ich es ja selbst nicht glauben wollen. Aber die jeweilige Hälfte meiner Ohren | Jetzt wechselst du doch zur ersten Person?
Zitat: | steckte offensichtlich noch drin und ich hegte die Befürchtung | und wechselst vom Präsens ins Präteritum?
Zitat: | Da möchten Sie wohl den Kopf schütteln, nicht wahr? Seien Sie lieber froh, dass Sie noch einen haben! | Hier hast du den Gag überzogen.
Zitat: | Sind Sie schon mal vor Ihrem offenen Kühlschrank gestanden? | Nein, ich bin aus Norddeutschland. Da habe ich das höchstens getan.
Okay… Was ich an der Geschichte mag, ist, dass sie herrlich absurd ist. Und sich stilistisch ein bisschen was traut. Dumm nur, dass du das Thema verfehlt hast. Es sollte um LICHT gehen, nicht um die Abwesenheit davon. Hier steht aber klar Dunkelheit im Vordergrund, und das erfüllt daher für mich die Vorgaben leider nicht, wofür ich dir in meiner internen Wertung massiv Punkte abziehen muss. Einen wirklichen Sinn kriege ich da ins Ende leider auch nicht rein.
Danke fürs Mitmachen und beste Grüße,
Veith
_________________ Let the cosmic muse I summoned forth inspire thee …
Warning: Cthulhu may still occasionally jumpscare people … |
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Gast
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19.10.2020 14:10
von Gast
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Hat nicht zu Punkten gereicht; auf Grund der Vielzahl der Einreichungen habe ich leider auch keine Zeit für eine detaillierte Rezension (vielleicht später)...
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Raven1303 Klammeraffe
Alter: 41 Beiträge: 540 Wohnort: NRW
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19.10.2020 19:52
von Raven1303
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Liebe/r Unbekannter/r,
du schreibst ja flüssig und in schönen Wendungen und Bildern, aber deine Geschichte ist mir dann irgendwie doch zu kompliziert. Ich kann da irgendwie nicht recht folgen, was das alles soll. Isst der sich jetzt selber oder wer ist der Übeltäter? Bin gespannt auf die Auflösung
Liebe Grüße
_________________ Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den Nächsten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn.
Ich kreise um Gott, um den uralten Turm und ich kreise Jahrtausende lang.
Und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm? Oder ein großer Gesang... (R.M. Rilke) |
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Westmonster Wortedrechsler
Beiträge: 94
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19.10.2020 20:05
von Westmonster
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Super geschrieben, erinnerte mich ein bisschen an Die Verwandlung. Aber ich kam nicht so recht dahinter, was mir der Dichter bloß sagen will.
_________________ Many Things in Life will Catch your Eye.
Only a few will Catch your Heart.
Pursue Those. |
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Stefanie Reißwolf
Beiträge: 1743
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20.10.2020 07:58
von Stefanie
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Am Ende komme ich nicht mehr ganz mit. Die Augen sind im oberen Teil des Kopfes. Wo ist der jetzt und was sieht der aus der Perspektive?
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Rodge Klammeraffe
Beiträge: 844 Wohnort: Hamburg
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20.10.2020 08:21
von Rodge
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Ich finde die Idee eines halben Kopfes abstoßend, habe nicht zu Ende gelesen, daher kann ich das nicht werten. Das ist dann auch nicht das Problem der Geschichte, sondern Ausdruck meines persönlicher Geschmacks.
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Gast
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20.10.2020 19:49
von Gast
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Liebe/r Autor/in,
dir ist ein schöner Text mit einem außergewöhnlichen Plot gelungen . Ich finde deinen Beitrag auf wunderbare Weise humorvoll geschrieben, das Kopfkino funktioniert und ein paar Stellen haben mich zum Lachen gebracht, vielen Dank dafür. Die Vorgaben hast du meiner Meinung nach erfüllt, einzig die Form, wie du den Text eingestellt hast, wirkt etwas lieblos, und es hätte nicht geschadet, noch einmal drüber zu lesen und ein paar Absätze für eine bessere Lesbarkeit einzufügen.
Über die Punktevergabe entscheide ich erst, wenn ich alle Geschichten gelesen habe.
LG Katinka
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4279
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22.10.2020 11:46
von hobbes
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Igitt.
Das ist dann eine der Geschichten, die ich normalerweise nicht lesen würde, weil ich die Vorstellung widerlich finde, bzw. weil ich mir das überhaupt gar nicht erst vorstellen will.
Den Anfang mit der Anrede finde ich noch dazu schwierig. Ich hätte Stein und Bein geschworen, dass da irgendwas kaputt sein muss, bevor ich viele Sätze (jetzt wollte ich fast schon Köpfe schreiben) später kapiert habe, dass ich angesprochen werde und das Sie mitsamt dem Ihnen schon in Ordnung geht.
Finde es als Einstieg in der Art trotzdem eher unglücklich.
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Ribanna Klammeraffe
Alter: 61 Beiträge: 772 Wohnort: am schönen Rhein...
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23.10.2020 06:57
von Ribanna
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Tut mir Leid, aber der erste Absatz ist so unverständlich, dass ich den Rest nur noch überflogen habe. Keine Punkte.
_________________ Wenn Du einen Garten hast und eine Bibliothek wird es Dir an nichts fehlen. |
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F.J.G. Bitte keinen Weichspüler verwenden
Alter: 33 Beiträge: 1948 Wohnort: Wurde erfragt
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23.10.2020 12:53
von F.J.G.
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Ich hatte mal 'nen Kumpel1, der Philosophie studiert hat.
Ihm hätte dieser Text bestimmt gut gefallen.
Ich hingegen – der ich durch besagten Kumpel in die Welt der Philosophie eingeführt wurde – werde hier mit dem gleichen Phänomen konfrontiert wie bei philosophischen Texten:
Ich kapier's nicht.
Ja, das sage ich ganz offen und ehrlich. Meinetwegen hätte hier ein Lorem ipsum stehen können, ich hätte ebenso viel Inhalt draus mitgenommen.
Liegt bestimmt an mir, das gebe ich zu. Dennoch ist meine Aufgabe in diesem Kontext, Texte aus meiner eigenen Perspektive zu bewerten. Und dafür springen auf meiner Seite leider null Punkte raus. So leid es mir tut bei dem großen Aufwand, den du sicherlich in diesen Text gesteckt hast.
1 Frei anmaßend nach Alexander Bommes
_________________ Ab sofort erhältlich: Achtung Ungarn! Ein humorvolles Benutzerhandbuch |
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MoL Quelle
Beiträge: 1845 Wohnort: NRW
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23.10.2020 21:32
von MoL
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Leerer Kommentar. Auf Wunsch kann ein ausführliches Feedback gern bei mir erfragt werden.
_________________ NEU - NEU - NEU
gemeinsam mit Leveret Pale:
"Menschen und andere seltsame Wesen"
----------------------------------
Hexenherz-Trilogie: "Eisiger Zorn", "Glühender Hass" & "Goldener Tod", Acabus Verlag 2017, 2019, 2020.
"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021. |
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Taranisa Bücherwurm
Alter: 54 Beiträge: 3180 Wohnort: Frankenberg/Eder
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25.10.2020 15:07
von Taranisa
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Hast du dir die Vorgaben für diesen Wettbewerb durchgelesen? Weder eine der drei Anfangssituationen ist vorhanden, noch spielt Licht/Lampe/Laterne eine Rolle.
_________________ Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22 |
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nicolailevin Eselsohr
Beiträge: 259 Wohnort: Süddeutschland
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27.10.2020 08:35
von nicolailevin
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Das geht ja gut an! Schon im Titel ein Wort, das ich nicht kenne und nachschlagen muss. Aha. Ein Vexierbild, das sich nur aus einem bestimmten Winkel erkennen lässt. Na, meinetwegen.
Der Icherzähler wurde also im Schlaf halb enthauptet und stolpert nun durch seine Wohnung, er hält sich den Kopf, wird von Geräuschen gequält und findet schließlich die obere Hälfte seines Kopfes appetitlich drapiert im Kühlschrank. Spontan frage ich mich, wie er sehen kann, wenn seine Augen zur abgetrennten Hälfte gehören, aber – hey! – es ist schließlich Phantastik! Durch den kurzen Text ziehen sich Wortwitze, hauptsächlich rund um den halbierten Kopf, mal mehr, mal weniger (Halberstadt!) gelungen.
Im Ganzen ist es schon okay lustig als kleine abseitige groteske Szene. Für Punkte bleibt es mir aber zu sehr Fingerübung.
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anderswolf Reißwolf
Beiträge: 1069
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27.10.2020 18:26
von anderswolf
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Kalauer aus Halberstadt. Jetzt mit mehr Hirn.
Ein Text schwankend zwischen absurder Tiefsinnigkeit ("Hände sind eigentlich nur dann praktisch, wenn man sie auch benutzen kann.") und verstörendem Humor ("Oder die NachbarIN, gelangweilt und missmutig , wie sie mit diabolischem Grinsen ihre Nägel an den Heizungsrohren wetzt."), alles in allem recht kopf- und orientierungslos, mehr so wie die Art von Träumen, die ich seit Coronabeginn habe. Soll vielleicht darauf eine Metapher sein, nicht zu meinem Erlebnis direkt, sondern vielmehr vielleicht eine Analogie zum allgemeinen Unwohlempfinden, vielleicht aber auch einfach nur ein Einfall von zwischendurch.
Schwierig für mich jedenfalls, mir tatsächlich vorzustellen, was ich mir da vorstellen soll. Denn die Aufschneiderei ist mir zu verwirrend dargestellt, vor allem angesichts des Restkopfes im Kühlschrank, wo spätestens dem Leser und dem angeköpften Protagonisten ja ein Licht aufgehen sollte. Tut es aber nicht. Denn ich dachte, dass der Kopf nur zerschnitten, nicht etwa zwischen Bett und Kühlschrank verteilt sei. Klar, der Gedanke ist dem Körper gerne mal voraus, besonders nächtens, wenn eins von beidem noch im Halb- bis Vollschlaf befindlich ist, aber hier ist das alles ein bisschen zu … unscharf.
Formal: Phantastik, klar. Das Licht… muss das im Kühlschrank sein, denn ansonsten ist ja irgendwie finster. Gleichzeitig fraglich, wie sehr das im Kern der Geschichte selbst steht. Die Stille und Reglosigkeit gab es wirklich nur zuvor oder ist hier mehr vom Unfall auszugehen? Eine Disqualifizierung ist hier sicherlich diskutabel.
Keine Punkte.
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Constantine Bücherwurm
Beiträge: 3308
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28.10.2020 18:38 Re: Anamorphose eines Wachzustandes von Constantine
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Bonjour Inko,
ein sehr irritierend Ding, dieser Text, oder eher der Erzähler, der aus mir unerklärlichen Gründen irgendjemanden mit seinen Fragen adressiert und für mich nicht wirklich klar ist, ob der Ich-Erzähler diese Fragen stellt oder ob es ein anderer Erzähler ist, oder was mit diesem Hin und Her von Sie-Adressierung und dem sehr distanziertem Ich-Erzähltem erzählt werden möchte, denn der Ich-Prota erreicht mich nicht und die Adressierung an irgendein "Sie" erreicht mich auch nicht, weil ich mich nicht angesprochen fühle.
Señora Incógnita hat Folgendes geschrieben: | Sie fallen per Tamtam aus dem Schlaf. In der Rückblende hat es sich angefühlt, als wäre etwas gleichzeitig auf Sie herab wie auch durch Sie hindurch gegangen und ungefähr auf Höhe Ihrer Ohren steckengeblieben. Bildlich gesprochen ragt der Rand davon jetzt noch über allem, was sich unterhalb Ihrer Nase befindet.
Eine Art imaginärer Ring des imaginären Saturn oder eine weit hochgerutschte, altmodische Halskrause. Ich nehme an, dass man sich das nur schwer vorstellen kann, in dem Moment habe ich es ja selbst nicht glauben wollen. Aber die jeweilige Hälfte meiner Ohren steckte offensichtlich noch drin und ich hegte die Befürchtung, dass alles darüber, wie eine abgetrennte Halbkugel, vom Kopf insgesamt herab rutschen würde.
Etwas oder jemand hatte mich halb geköpft - ein vergleichsweise harmloser Unfallhergang. Wie schön, dass alles in meinem Leben immer nur halb sein musste: halb so schlimm, halb so viel Grund zur Freude, Würstchen aus Halberstadt.
Kaum, dass ich es aus dieser Warte betrachtet hatte, wollte ich schon von Glück reden, dass das Ding meinen Kopf nicht in der Senkrechten getrennt hat.
Meinem halbwachen Verstand sei an dieser Stelle vielleicht nachzusehen, dass er sich noch immer in völliger Umnachtung befand.
Sind Sie schon einmal ohne Zuhilfenahme ihrer Arme aus dem Bett gestiegen und haben das Licht angemacht? Versuchen Sie das mal! Sich von der Matratze zu rollen, während ihre Hände den oberen, leicht verrutschbaren Teil ihres Kopfes halten. Das ist ein ziemlicher Akt. Und wenn Sie den dann ohne größere Einbußen, jedoch unter zeitweiligem Verlust Ihrer aufrechten Würde hinter sich gebracht haben, stehen Sie auch schon vor der nächsten schier unlösbaren Aufgabe.
Hände sind eigentlich nur dann praktisch, wenn man sie auch benutzen kann. Alternativ wäre es auch mit frei beweglichen Ellenbogen gegangen. Ganz plötzlich war da aber noch etwas Anderes, dem ich mich also zu stellen hatte.
Ein seltsam saugendes, abwechselnd schabendes Geräusch irgendwo in meinem näheren Umfeld, das wegen der eben angeführten Schwierigkeiten noch immer im Dunklen lag.
Haben Sie schon mal, mit den Händen am Kopf, in der Schwärze ihres eigenen Zimmers einen ungewöhnlichen und dazu noch furchteinflößenden Laut gehört? Geräusche, die sich nicht sofort erklären lassen, sind an sich ja schon ein Grund für aufkeimende Panik. Man verfällt fast unweigerlich in die verrücktesten Assoziationen: Mäuse oder Ratten, na klar. Aber dafür auch viel zu monoton, ja, beinahe gemächlich, jedenfalls alles andere als ein zielloses und hektisches Herumgekratze . Vielleicht der Nachbar, der gestürzt ist und auf der Schwelle zum aufrechten Gang nach Halt sucht, die Körpermitte über den Boden schleifend und einen Spazierstock oder ein gut verstecktes Holzbein am Mann? Oder die NachbarIN, gelangweilt und missmutig , wie sie mit diabolischem Grinsen ihre Nägel an den Heizungsrohren wetzt. Eine ausgewachsene Python? Die riesenhafte Königin eines tropischen Insektenschwarmes? Besonders heikel erschien mir, dass das Geräusch verstummte, sobald ich versuchte, es genauer auszumachen. Jetzt bloß nicht den Kopf verlieren! Ach ja, da war ja noch was. Ein schönes Beispiel dafür, wie das ist, wenn man sich erst mal an eine Haltung gewöhnt hat.
Also machte ich mich tastenden Schrittes und die Arme wieder bewusst an die Schläfen gepresst auf zum nächstgelegenen Lichtschalter. Und was macht das Geräusch, dieses heimtückische Etwas? Es heftet sich an mich, oder besser gesagt, an die Geräusche, die nun wiederum ich verursache. Jeden meiner Schritte beantwortet es mit seinem eigentümlich saugenden und schabenden Singsang. Ich bleibe stehen, es gibt sich schweigend, ich setze zum Gehen an, es saugt und schabt. Irgendwas an mir selbst, meinen nackten Füßen zum Beispiel, aber nein, das wäre ja Quatsch, denn das Ding hatte sich ja schon vorher und ganz ohne mein Zutun bemerkbar gemacht. Also doch die feindlich gesonnene Nachbarschaft! Mitsamt versteckter Kamera. Wenn deren Motiv war, mir Angst einzujagen, würde ich mich anstrengen müssen, ihnen die Tour zu vermasseln. Dieser kurz gefasste Kampfgeist reichte aber nicht lang, weil ich umständehalber sehr kopflos war. Ein Zustand, der dazu beitrug, dass ich mich binnen weniger Sekunden ernstlich verfolgt fühlte. Da möchten Sie wohl den Kopf schütteln, nicht wahr? Seien Sie lieber froh, dass Sie noch einen haben! Wenn Sie sich andererseits das Lachen nicht verkneifen können, sehe ich Ihnen das nach, weil die Sache wohl ziemlich grotesk aussah. Ein ausgewachsener 130 Kilo Mann stolpert, die Hände an das wacklige Haupt gepresst, wie von Sinnen durch seine eigene, aber stockdunkle Wohnung, verfängt sich in einem Haufen Wäsche, stürzt fast vornüber, kann sich zum Glück noch fangen und ist froh, dass ihm der Beinahesturz nicht den Kopf gekostet hat. Richtet sich auf - immer schön grade halten - und presst sich schwer atmend an den Wänden seines Flures entlang. Rückwirkend betrachtet kann ich an dieser Stelle nicht mal mehr sagen, warum ich meinte, mein Heil in der Küche suchen zu müssen. Ich glaube, es war das Geräusch, es hatte mir schnurstracks den Weg abgeschnitten! Sind Sie schon mal vor Ihrem offenen Kühlschrank gestanden? Den leeren Blick auf Wurstpackungen und Saftkanister gerichtet, ohne zu wissen, was Sie hier eigentlich auszurichten haben? So in etwa hat es sich angefühlt, dieser Augenblick, wenn einem das bewusst wird und man müde und leicht belustigt über sich selbst den Kopf schüttelt, denn das konnte ich jetzt und zwar ganz ohne Verlustangst. Der obere Teil meines Kopfes lag nämlich, sauber getrennt wie auch umgedreht, und für das essende Auge hübsch garniert in einer wasserklaren Lache. Umgeben vom silbernen Rand eines neumodischen Serviertabletts und artig auf seinen Besitzer wartend. Und was denken Sie, was der da gedacht hat? Sehr richtig! Das, was man ohne Kopf halt so denken kann. |
Trotz Ich-Perspektive ist der Erzähler zu distanziert verfasst. Seine Beschreibungen sind mir zu "klinisch", zu steril, zu geschwätzig, als höre der Ich-Erzähler gerne nur sich selbst reden und dies dazu sehr ausgiebig und oberflächlich. Mich lässt dieser Text leider zu sehr links liegen als Leser, als dass mich das Schicksal des Protagonisten und die in diesem Beitrag "erzählte" Geschichte interessiert.
Es tut mir leid: zéro points.
Merci beaucoup.
Constantine
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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28.10.2020 21:38
von firstoffertio
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Das Anamorphische hab ich nicht kapiert. Ist es, dass sich der gefühlte Saturnring am Ende im Kühlschrank als Silberschale entpuppt?
Skurril mit Bildern und Sprache gespielt hier.
Ein wenig zu kopflos hinterlasst mich der Test.
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d.frank Reißwolf
D Alter: 44 Beiträge: 1122 Wohnort: berlin
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D 31.10.2020 15:21
von d.frank
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Weil ich jetzt genug Zeit hatte, mit anderen Augen auf dieses Machwerk zu blicken, würde ich jetzt gern noch ein paar Korrekturen vornehmen.
und überlege, ob mir das wirklich, was bringt.
Überlege auch, ob dieses kopflastige Schreiben mein Ding ist, ob ich mich gern in so ein Korsett zwingen lasse und ob die Freiheit der Kunst nicht viel schöner ist, selbst wenn die dann keiner versteht.
_________________ Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer |
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Abari Alla breve
Alter: 43 Beiträge: 1838 Wohnort: ich-jetzt-hier
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31.10.2020 15:46
von Abari
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Pointe getroffen, aber sonst etwas zäh und in der Durchführung anstrengend zu lesen.
_________________ Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.
LG
Abari |
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Minnewall Leseratte
M Alter: 32 Beiträge: 132 Wohnort: Bonn
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M 01.11.2020 11:48
von Minnewall
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Eliane Klammeraffe
Beiträge: 829
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01.11.2020 13:33
von Eliane
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Damit ich die Beiträge einigermaßen gerecht bewerten kann, vergebe ich jeweils maximal 5 Punkte für:
Thema "Licht": 0
Beginn "Stille / Unfall / Verfolgungsjagd": 5
Genre Phantastik: 5
Schreibstil: 1
persönlicher Eindruck: 1
Summe: 12
Es tut mir leid, aber mit dieser Geschichte kann ich so gar nichts anfangen. Sie versucht mir etwas zu erzählen, das mir schleierhaft bleibt, und springt permanent zwischen Personen und Zeitformen hin und her, was mich gelinde gesagt ziemlich irritiert. Auch die Logik hakt an etlichen Stellen (erst hält er seinen Kopf mit den Händen fest, dann presst er die Arme daran, obwohl er sie eigentlich nicht bewegt hat - und wie soll das überhaupt funktionieren, die Arme an den eigenen Kopf pressen?). Die Grundidee ist in ihrer Absurdität ziemlich witzig, aber im Moment bleibt sie hinter ihren Möglichkeiten.
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