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Elena Eselsohr
E Alter: 82 Beiträge: 218 Wohnort: Berlin
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E 28.09.2020 16:39 Der Uhu von Elena
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Interessiert registriere ich
die Dramen der Straße. Hier, vor diesem Café
mit dem sündteuren Gesöff der
besseren Kreise, diesem Aussichtsplatz
eines Uhus im Stadtgewühl, könnte ich
anstandslos sterben.
Beim Anblick der endlosen Kette
Vorübergehender denke ich an dich, an gestern
an deine unbeteiligte Umarmung, die
Wunden hinterlassen hat, die sich sobald
nicht schließen werden.
Ein Windstoß, er weht mir das Haar
in die Stirn, und ich frage mich ernsthaft,
wann werde ich sterben, mit dem
Gesicht eines verletzten Uhus
im Stadtgewühl.
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schwarzer lavendel Leseratte
Beiträge: 113
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28.09.2020 18:48
von schwarzer lavendel
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oha, liebe elena!
mit dem einstieg tue ich mich etwas schwer -
Interessiert registriere ich
das fühlt sich phonetisch hart an.
aber dann bin ich drin und es tut wieder weh.
besonders das "anstandslos sterben."
es hat aber auch etwas von freiheit, weil du
nicht dazugehören musst.
die zweite strophe ist verlorenheit. aber die
gehört wohl dazu - in dieser gegend.
mag ich wieder sehr!
liebe grüße
charlotte
_________________ nur eine idee, aber eine schöne. |
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schwarzer lavendel Leseratte
Beiträge: 113
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28.09.2020 19:00
von schwarzer lavendel
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wie wäre als titel
als uhu
?
_________________ nur eine idee, aber eine schöne. |
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Elena Eselsohr
E Alter: 82 Beiträge: 218 Wohnort: Berlin
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E 29.09.2020 06:54
von Elena
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Liebe Charlotte,
danke für deinen Kommentar. Ich habe den Text überarbeitet, den Titel lasse ich so. Besser?
Der Uhu
In mich gekehrt, registriere ich
mit flüchtigem Blick die kleinen Dramen der Leute.
Hier, in diesem Straßencafé, beim sündteuren Gesöff
besserer Kreise, an diesem Aussichtsplatz eines Uhus
im Stadtgewühl, hier könnte ich anstandslos sterben.
Beim Anblick der endlosen Kette
Vorübergehender denke ich an dich, an gestern,
an deine unbeteiligte Umarmung, den Kuss,
der mich streifte. Wunden haben sie hinterlassen,
die sich sobald nicht schließen werden.
Ein Windstoß. Er weht mir das Haar in die Stirn,
und ich frage mich ernsthaft, wann werde ich sterben,
hier in diesem überfüllten Straßencafé, im Stadtgewühl,
mit dem Gesicht eines verletzten Uhus.
Lieben Gruß, Elena
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Nina Dichterin
Beiträge: 5000 Wohnort: Berlin
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29.09.2020 12:13
von Nina
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Liebe Elena,
ich heiße zwar nicht Charlotte, aber mir geht es ebenso mit Deiner ersten Zeile im Gedicht.
Das liegt aber gar nicht am Wort "interessiert", sondern an "registriert". Registriert, das ist so
hart, so unpoetisch irgendwie. Ich kann es nicht besser sagen.
Ich hatte spontan die Idee, einfach die erste Zeile fallen zu lassen, also komplett zu streichen,
da es sie "eigentlich" nicht benötigt und man so direkt ins Geschehen fällt. Doch vermutlich ist
Dir die Einhaltung der Form wichtig, insofern muss also eine andere Idee her. Vielleicht fällt Dir
zum registrieren eine Alternative ein? Da gibt es ja einiges, aber ich will nichts vorweg nehmen.
Noch etwas anderes: Wenn Du eine überarbeitete Version eines Gedichtes einstellst, kannst Du
unter dem Eingabefeld die Option "neue Version" (weiß nicht die genaue Bezeichnung) anklicken,
dann kann ein Leser, der Deinen Faden anklickt gleich sehen, dass es eine überarbei-
tete Version gibt.
Ansonsten gefällt mir Dein Gedicht auch sehr. Ich finde den Uhu als Sinnbild auch sehr gut
gewählt. Ich mag Deine Wahl der Worte auch, die die Situation in der Stadt beschreiben, wie
"sündteuer", "Gesöff", "Stadtgewühl". Die Formulierung "hier könnte ich anstandslos sterben"
berührt und trifft.
Liebe Grüße
Nina
_________________ Liebe tut der Seele gut. |
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schwarzer lavendel Leseratte
Beiträge: 113
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29.09.2020 13:07
von schwarzer lavendel
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liebe elena,
so fehlt mir irgendwie das distanzierte.
der fremde blick vom aussichtsplatz.
ich überlege noch ein bisschen.
liebe grüße
charlotte
_________________ nur eine idee, aber eine schöne. |
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Elena Eselsohr
E Alter: 82 Beiträge: 218 Wohnort: Berlin
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E 29.09.2020 17:43 Der Uhu von Elena
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Ach, Nina, da habe ich dich mit Charlotte verwechselt, mit Brille wär das nicht passiert. Entschuldige.
Was gefällt dir an "registrieren" nicht? Das schafft sofort Abstand, es ist ein Wort aus einem ganz anderen Sachkreis, und deshalb, eben weil ich keine Cafégängerin bin und mich eigentlich dort nicht wohlfühle, finde ich es genau das richtige Wort. Das wird noch unterstützt durch "sündteuer" und "Gesöff". Schlag ein anderes Wort vor, falls du eines hast. Es muss ein so hartes Wort sein.
Du bist eine gute Kommentatorin, wenn noch was siehst, was nicht passt, schreib mir.
Aber vielen Dank für deinen Kommentar. Blödsinn, was mir da passiert ist.
Entschuldige nochmal, liebe Nina.
Nichts für ungut, Elena
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Elena Eselsohr
E Alter: 82 Beiträge: 218 Wohnort: Berlin
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schwarzer lavendel Leseratte
Beiträge: 113
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29.09.2020 18:26 Re: Der Uhu von schwarzer lavendel
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Elena hat Folgendes geschrieben: | Charlotte, ich habe schon Nina geschrieben. Sieh mal rein, gilt auch für dich.
Wenn du ein Wort weißt, das die Distanz zum äußeren Geschehen besser ausdrückt, schreib es auf.
Lieben Gruß, Elena |
ich überlege schon die ganze zeit.
sobald ich eine idee habe, stell ich
sie ein.
liebe grüße
charlotte
_________________ nur eine idee, aber eine schöne. |
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Abari Alla breve
Alter: 43 Beiträge: 1838 Wohnort: ich-jetzt-hier
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29.09.2020 18:41
von Abari
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Hey,
ein anmutig zynisches Gedicht, dass mich mit seiner Melancholie sehr gut erreicht.
Ich möchte keineswegs in Eure Überlegungen grätschen.
Dennoch ein Vorschag: Statt "registriere" (für mich ein Wort wie ein Kassenbon oder eine Aktennotiz) "bemerke" oder anmutiger und schlichter "fühle"?
Stellt keine absolute Lösung dar, aber vielleicht bewegt sich, was Du meinst, in diesem Wortfeld? Was denkst Du?
_________________ Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.
LG
Abari |
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Elena Eselsohr
E Alter: 82 Beiträge: 218 Wohnort: Berlin
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E 29.09.2020 18:48
von Elena
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Elena hat Folgendes geschrieben: | Liebe Charlotte,
danke für deinen Kommentar. Ich habe den Text überarbeitet, den Titel lasse ich so. Besser?
Der Uhu
In mich gekehrt, nehme ich mit flüchtigem Blick
die kleinen Dramen der Leute zur Kenntnis.
Hier, in diesem Straßencafé, beim sündteuren Gesöff
besserer Kreise, an diesem Aussichtsplatz eines Uhus
im Stadtgewühl, hier könnte ich anstandslos sterben.
Beim Anblick der endlosen Kette
Vorübergehender denke ich an dich, an gestern,
an deine unbeteiligte Umarmung, den Kuss,
der mich streifte. Wunden haben sie hinterlassen,
die sich sobald nicht schließen werden.
Ein Windstoß. Er weht mir das Haar in die Stirn,
und ich frage mich ernsthaft, wann werde ich sterben,
hier in diesem überfüllten Straßencafé, im Stadtgewühl,
mit dem Gesicht eines verletzten Uhus.
Lieben Gruß, Elena |
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Elena Eselsohr
E Alter: 82 Beiträge: 218 Wohnort: Berlin
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schwarzer lavendel Leseratte
Beiträge: 113
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29.09.2020 21:50
von schwarzer lavendel
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liebe elena, ja. so ist es gut.
es ist ganz dein stil. und weil es mich
wirklich bewegt, habe ich es mal in
meinem stil geschrieben. so, wie es
in mir spricht.
ich hoffe, dass das ok ist?
das ist wie eine übersetzung in
charlottisch.
liebe grüße
charlotte
In mich gekehrt mit flüchtigem Blick
die kleinen Dramen der Leute.
Hier, in diesem Straßencafé,
beim sündteuren Gesöff besserer Kreise,
an diesem Aussichtsplatz eines
Uhus im Stadtgewühl,
könnte ich anstandslos sterben.
Beim Anblick der endlosen Kette
Vorübergehender denke
ich an dich,
an gestern,
an deine unbeteiligte Umarmung,
den Kuss, der mich streifte.
Wunden haben sie hinterlassen,
die sich sobald nicht schließen werden.
Ein Windstoß. Er weht mir
das Haar in die Stirn,
und ich frage mich ernsthaft,
wann werde ich sterben,
hier in diesem überfüllten Straßencafé,
im Stadtgewühl,
mit dem Gesicht eines verletzten Uhus.
_________________ nur eine idee, aber eine schöne. |
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Elena Eselsohr
E Alter: 82 Beiträge: 218 Wohnort: Berlin
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E 30.09.2020 03:25 Der Uhu von Elena
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Danke, Charlotte, dass du dir die Mühe gemacht hast und versucht, das Chaos zu glätten. Dein Vorschlag aber leidet leider daran, dass der Bezug nicht stimmt. Ich gehe auf "registrieren" zurück, meiner Ansicht nach drückt das Wort aus, dass das Ich etwas wahrnimmt, aber nicht versteht, weil es mit sich selbst beschäftigt ist. So drückt sich die Distanz zum äußeren Geschehen aus.
Die Langzeilen haben auch einen Sinn. Heute, wo Gedichte nur noch gelesen und sehr selten noch rezitiert werden, drückt allein das Bild des Geschriebenen schon etwas aus, in diesem Fall, dass das Ich versucht, sich selbst zu finden, und dass die Umgebung sich bewegt, ohne dass es das Ich wirklich wahrnimmt. Kann sein, dass ich da was konstruiere, aber ich denke mir das so.
Hab vielen Dank noch mal, Charlotte.
Lieben Gruß, Elena
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schwarzer lavendel Leseratte
Beiträge: 113
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30.09.2020 06:38
von schwarzer lavendel
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liebe elena,
verstehe ich sofort. das geht mir bei
eigenen gedichten auch so, dass ich dann
denke, es sei ja ein anderes gedicht.
und registriert ist vielleicht wirklich genau
das richtige. ich bin nur phonetisch über
interessiert registriere ich
gestolpert.
liebe grüße
charlotte
_________________ nur eine idee, aber eine schöne. |
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Nina Dichterin
Beiträge: 5000 Wohnort: Berlin
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01.10.2020 13:54
von Nina
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Liebe Elena,
ich verstehe auch gut, dass Du bei Deinem Wort bleiben möchtest -
ich registriere, dass es das Wort ist, das für Dich am besten passt -
und so soll es auch sein, dass wenn es keine passende Alternative
gibt, dass Du es so lässt, wie es für Dich am besten ausdrückt, was
Du meinst und sagen willst. Also doch registrieren.
Manchmal braucht es diese (Um-)Wege, ich kenne das auch. Dass
ein Wort "zu haken" scheint, doch es findet sich einfach kein anderes
Wort, das an der Stelle stehen kann, jedenfalls keines, das sagt, was
man selbst ausdrücken und sagen möchte.
Insofern: Meinen Segen hast Du. Alles gut. Das Gedicht muss für
einen selbst stimmig sein, das finde ich auch sehr, sehr wichtig.
Einen schönen Tag Dir.
Liebe Grüße
Nina
_________________ Liebe tut der Seele gut. |
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