Energie

[mikeykania]

schwarzes geäst der erinnerung
füll den freiraum der fragen, liebes
frost wandert über dir übers gesicht
als du das vergangene verwischst

schwarzes geäst der ruinen
land des ausradierten verlangens
nummern sind sinnlos, beeil dich
die schatten wittern dich schon

schwarzes geäst des waldes
nackt, lila-äugig wie zinfandel
schlag' einen pfad, verschwinde hier!
drahtdornen reißen deine haut auf

schwarzes krähengefieder
lichterloh verbrennen die anhängsel
niemand trägt schuld, mein bruder
in hochachtung, geschätzte schwester

[Elena]

Lieber Mikeykania,

anfangs glaubte ich, du schreibst vom Abschied, einer Liebe, die sich nicht erinnern will. Das glaubte ich bis zur zweiten Strophe noch, aber bei der dritten muss ich passen, und gar nicht klar komm ich mit der vierten Strophe. Es ist alles ein bisschen mystisch, ich komm nicht dahinter, was du sagen willst.

Du hast eine schöne Formulierung gefunden. Schwarzes Geäst der Erinnerung, das finde ich sehr schön, sehr poetisch, obwohl "des Erinnerns" wäre noch poetischer. Und was ist ein Zinfandel?

Ich weiß nicht, ob ein Leser, der dich nicht kennt, das Gedicht verstehen wird. Ich habe es nicht verstanden, was sicher an mir liegt, ich kann mich nicht in deine Gedanken hineinversetzen, mir fehlt die Flamme, die das Dunkle erleuchtet. Aber das Gedicht liest sich gut, bei all meinem Unverständnis.

Lieben Gruß, Elena

[mikeykania]

Liebe Elena,

danke für deinen Kommentar. "Zinfandel" ist ein dunkelvioletter, nahezu lilafarbener Wein.

Ja, das Gedicht ist mystisch und nicht zwangsläufig Zeile für Zeile ins Konkrete interpretierbar, so ist es auch beabsichtigt. Ich schaffe gerne solche Freiräume für die LeserInnen.

Schön, dass du dich mit dem Gedicht auseinandergesetzt hast.

Liebe Grüße
Mikey

[Kiara]

[mikeykania]

@Kiara:

Danke für den Klugschiss