Die alte Mühle

[Elena]

Vergessene Pfade gehen.
Gesang in den Wäldern, verdächtiges
Rascheln in Büschen, aufgeschreckt
springt durchs Dickicht ein Nachtmahr.

Im Rausche der Wiesen
Gemäuer. Die zerbrochene Zeit,
Krähen nisten darin. Aus dem
Steingeviert quillt es grün, gewaltig
ein Mühlstein schläft
hinter Schatten. Im Brunnen
verdorren die Jahre.

Siebenmal gestorbene Laute.  
Wind in den Wiesen, wilde Margeriten
leuchten voraus.

[schwarzer lavendel]

liebe elena,
sehr dicht und atmosphärisch.
wirklich eindrücklich.
dicht und in der kürze
der länge der zeit angemessen.
***** .
liebe grüße
charlotte

[Michel]

Die zerbrochene Zeit, die gefällt mir. Als Bild entsteht das zerbrochene (Mühl-)Rad der Zeit. "Siebenmal gestorbene Laute" kriege ich für mich nicht entschlüsselt, es gibt dem Gedicht aber eine Märchenklang, ich halte nach sieben Raben oder der Mühle am Oderbruch Ausschau.
Gern gelesen. In einem Gedichtband fände ich dazu eine Radierung schön.

[Elena]

Liebe Charlotte,

in der Prignitz und anderswo findet man im Schatten der Wälder öfter mal vergessene Ruinen, bei dieser Mühle handelte es sich um eine königliche Mühle. Die ganze Szenerie hatte etwas Märchenhaftes, und ein Schwan, der im immer noch fließenden Mühlbach schwamm, machte die Szenerie vollständig. Melancholie total. Ich hoffe, dass mein Gedicht sie ein wenig rübergebracht hat.

Danke fürs Reinsehen, bis zum nächsten Gedicht.

Lieben Gruß, Elena

[Elena]

Lieber Michel,

du triffst es, es war wie ein Märchen auf offener Bühne, als wir auf diese Mühle stießen. Die Dinge sagen uns, dass die Zeit vergeht. Ich lese gerade noch mal Fontanes "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" und erfahre durch ihn erst jetzt, was ich gesehen habe. Und da fiel mir die alte Mühle ein, die wir bei unseren Wanderungen fanden, und hab das Gedicht aus dem Archiv geholt, in der Hoffnung, es hat noch keinen Grünspan angesetzt.

Dank dir fürs Reinsehen,

lieben Gruß, Elena