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Daniel Techet Gänsefüßchen
D Alter: 32 Beiträge: 22 Wohnort: Tettnang
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Nina Dichterin
Beiträge: 5012 Wohnort: Berlin
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15.07.2020 13:07 Re: Gestaltende Formen von Nina
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Hallo Daniel,
Willkommen im Forum. Dein Gedicht habe ich gerade gelesen. Darunter steht: "aus: Impressionen I", d.h. das Gedicht ist so gedruckt und eigentlich ist es "nur" zum Lesen gedacht, aber eine Rückmeldung ansonsten nicht weiter erforderlich? Falls doch, hätte ich die eine oder andere Anmerkung. Falls nicht, auch gut. Das Thema (Werden und Vergehen literarisch zu verarbeiten) finde ich immer wieder interessant.
Liebe Grüße
Nina
_________________ Liebe tut der Seele gut. |
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Daniel Techet Gänsefüßchen
D Alter: 32 Beiträge: 22 Wohnort: Tettnang
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Die_Idee Wortedrechsler
Alter: 48 Beiträge: 62 Wohnort: Am Tellerrand 101
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20.07.2020 07:12 Würde dir auch gern noch eine Rückmeldung geben von Die_Idee
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Lieber Daniel,
liebe Grüße auch von mir. Ich finde dieses Gedicht sehr schön und gelungen. Ich finde besonders die Wendung "Knospengleiche Schaffenskraft aus sich selbst heraus" sehr schön.
Einen Vorschlag hätte ich allerdings, ich würde die Wiederholung anders setzen in deinem Gedicht. Wie findest du diese Variante:
... Eine Reise endet da
wo ihr Sinn sich selber ausgeschöpft,
sich zu Ende gelebt hat.
Und:
...Knospengleiche Schaffenskraft aus sich selbst heraus,
die ein unsichtbares Bild und eine unsichtbare Idee in sich trägt
und ihm Form und Nutzen gibt.
(Ihm wäre in dem Fall der Neubeginn, den du vorher nennst.)
Wie findest du es, wenn die Wiederholungen so gesetzt wären? Ich finde die Wiederholung von "sich" betont den Tod in der ersten Strophe und die Vermeidung der Wiederholung von "die" in der zweiten Strophe betont mehr das Ergebnis zu dem die Schaffenskraft wieder führt. Wie siehst du das? Ich bin sehr gespannt auf deine Meinung. Ich finde aber, die Änderungen sind gar nicht zwingend nötig, sie sind nur ein Stück weit - und auch ein Stück weit nach subjetkivem Empfinden, finde ich - eine Verdichtung des Textes. Ich finde deinen Text auch so schon sehr gut, eindeutig. Wie siehst und empfindest du das? Ich bin sehr gespannt und freue mich auf eine Antwort von dir.
_________________ Herzliche Grüße
Die_Idee |
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Daniel Techet Gänsefüßchen
D Alter: 32 Beiträge: 22 Wohnort: Tettnang
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Die_Idee Wortedrechsler
Alter: 48 Beiträge: 62 Wohnort: Am Tellerrand 101
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20.07.2020 12:47 Das Lob kann ich nur zurückgeben von Die_Idee
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Lieber Daniel,
ich habe mich zutiefst gefreut über deine offene und wie ich es selbst ehrlich empfinde ebenso weise wie wertschätzende Art zu antworten. Dein Vergleich mit dem Kind trifft die wachsenden Fähigkeiten von (Hobby) Schriftstellern sehr gut. Ich bin wirklich nicht die erfahrenste Schreiberin, aber hey, jeder hat mal klein angefangen und ich denke ich kann konstruktiv, ja gern auch schöpferisch - das Wort hat mich sehr berührt - meine Meinung sagen und ich meine ehrlich ich habe ein gewisses Gespür für Texte. Bei einem Webseminar von 100 Teilnehmern fiel mir neulich als einziger auf, warum ein Text noch nicht funktionierte, wie die Dozentin dann auch auf meinen Hinweis hin schrieb, das hat mich riesig gefreut! Schreiben und Lesen finde ich ungeheuer bereichernd für meinen inneren Horizont, ja für meinen seelischen Ausgleich. Ich möchte es ganz offen sagen, ich finde dein Talent ist zu spüren, deine Gedichte empfinde ich als dicht und in sich stimmig. Lass dir trotzdem Zeit, noch sicherer zu werden und innerlich mit deinen Werken zu wachsen, da hast du eine Superhaltung schon dazu finde ich. Ich wünsche dir ebenfalls von Herzen alles Gute und viel Sonne auf deinem Autorenweg.
_________________ Herzliche Grüße
Die_Idee |
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Nina Dichterin
Beiträge: 5012 Wohnort: Berlin
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26.07.2020 16:57 Re: Gestaltende Formen von Nina
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lieber daniel,
ich schreibe dir nun mal ein paar gedanken auf, die mir zu deinem gedicht kamen:
titel: gestaltende formen.
beim dichten geht es, zumindest mir, ums verdichten. da du schon länger dichtest, weißt du sicher,
was ich damit meine, ich schreibs aber gern noch mal aus: verdichten meint (für mich:): mit
treffenden und wenigen worten etwas erzeugen und transportieren - eine
atmosphäre, ein umstand, ein zustand, eine beziehung, gefühle.
für mich gilt das auch für den titel.
kryptisch soll das ganze aber nicht sein, das mag ich nicht, wenn aus einem gedicht ein rätsel
gemacht wird, wo ich mir den kopf zerbrechen muss, weil es so reduziert ist, dass es sich (für mich)
wie ein wortkrampf liest. (schönes wort, nicht? grad erfunden. *gg*).
das nur mal zwecks komplettierung dessen, was ich meine.
zurück zum titel.
Daniel Techet hat Folgendes geschrieben: | Gestaltende Formen |
ich würde ihn reduzieren zu: formen.
formen sagt für mich schon vieles aus. dass sie bestehen oder sich verändern. dass sie werden. oder
vergehen. und genau darum geht es ja in deinem gedicht. das "gestaltende" ist für mich schon im
wort "formen" drin. deshalb empfinde ich es als zuviel und verzichtbar.
strophe 1:
Daniel Techet hat Folgendes geschrieben: | Gestaltende Formen
Und wieder ein Sterben.
Ein Vergehen dessen was war.
Verwehend zersetzt sich das Alte.
Eine Reise endet da,
wo ihr Sinn sich selber ausgeschöpft
und zu Ende gelebt hat. |
1. Zeile: Fein.
2. Zeile: Würde ich weglassen. Sterben heißt vergehen und verändern. Insofern: Verzichtbar,
ohne dass etwas an Aussage oder Inhalt verloren geht.
3. Zeile: Fein.
4. Zeile: Hm. Dort ist das "da" evtl. verzichtbar, aber das ist Geschmackssache. wird zu: Eine Reise endet
5. Zeile: verzichtbar ist m.E. das Wort: selber; wird zu: wo ihr Sinn sich ausgeschöpft
6. Zeile: das ist eine merkwürdige Formulierung, jedenfalls solang das "selber" mitgelesen wird. Demzufolge
müsste es lauten: ... und sich selbst zu Ende gelebt hat. Das klingt komisch. "Ein Ende gefunden ..." so in
der Art könnte ich mir das stattdessen vorstellen, ist aber nur eine spontane Idee. Vielleicht hast Du eine
bessere oder willst das sogar so lassen, wie Du es geschrieben hast.
strophe 2:
Daniel Techet hat Folgendes geschrieben: | Dann aber Neubeginn.
Knospengleiche Schaffenskraft aus sich selbst heraus,
die ein unsichtbares Bild und eine unsichtbare Idee in sich trägt,
die ihr die Form und ihren Nutzen gibt. |
1. Zeile: Warum das "aber"? Formulieren eines Faktes: Dann evtl.: Dann der Neubeginn. Oder: Dann: Ein
Neubeginn. Oder noch kürzer: Dann: Neubeginn.
2. Zeile: Das knospengleiche ist Geschmackssache, ich mag es nicht. Ich würde es sogar streichen. Und auch
hier würde ich evtl. auch das "selbst" streichen. Wird zu: "Schaffenskraft, aus sich heraus ..."
3. Zeile: Da würde ich das unsichtbar streichen, beide. Wird zu: "die ein Bild und eine Idee in sich trägt ..."
Jetzt, nachdem ich es geschrieben habe, würde ich sogar die Idee weglassen und nur das Bild stehen lassen.
oder nur die Idee und nicht das Bild. Eines von beiden halte ich für verzichtbar.
4. Zeile: das ist mir fast zu technisch formuliert. Der Nutzen ist mir auch nicht ganz geheuer.
strophe 3:
Daniel Techet hat Folgendes geschrieben: | Und aus unsichtbaren Welten strömt die Kraft
und Energie für das gestaltende Formen.
Die Dinge horchen
nach der Kraft des Schöpfers
und nach seinen stillen Gedanken,
die wie Winde um die Schöpfung gehn. |
1. Zeile: schön!
2. Zeile: Kraft und Energie ... ist da nicht eines verzichtbar? Und hier nun die Wiederholung des Titels. So
richtig schön finde ich das hier nicht. Ich würde es mehr auf das Lenken, was geschieht. Nicht mit dem
Fokus auf Gestalten, sondern auf Neu-Werden.
3. Zeile: schön!
4. Zeile: schön! verzichtbar das: nach
5. Zeile: wie Winde um die Schöpfung, das klingt unfreiwillig komisch, finde ich. Das ist noch nicht wirklich
stimmig dieses letzte Bild. Gedanken wie Winde? Hm. Mein Fall ist es nicht.
So, ich hoffe, das war nun erhellend, klar und hilfreich für Dich. Es ist natürlich meine Lesart. Andere
haben sicherlich andere Meinungen dazu.
Weil es nun recht viele Anmerkungen geworden sind: Dein Gedicht gefällt mir gut insgesamt. Das möchte
ich nicht unerwähnt lassen.
LG
Nina
_________________ Liebe tut der Seele gut. |
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menetekel Exposéadler
Alter: 104 Beiträge: 2452 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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26.07.2020 17:27
von menetekel
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Hallo Daniel,
aus meiner Sicht lieferst du einen bemerkenswerten Erstling.
Mir gefällt gerade das "Vegehen" besonders gut - ein interessantes, weil doppeldeutiges Wort:
Etwas Sterbendes vergeht. Aber auch ein Schöpfer / Mensch / Sünder kann sich vergehen. In deiner Formulierung könnte sich die Gestaltungskraft selbst vergangen haben (Auswahl der falschen Form?)
Insofern sehe ich (mindestens) zwei parallele Ebenen; eine die das Sterben selbst zum Thema hat, die andere, die einen misslungen (lyrischen?) Versuch zum Sterben verurteilt.
Insofern erkenne ich nichts Überflüssiges im und am Gedicht, das sich zudem durch einen besonderen Wohlklang auszeichnet.
Herzlich willkommen.
m.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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