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Die große Umkehr


 
 
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Ribanna
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 61
Beiträge: 772
Wohnort: am schönen Rhein...


Beitrag19.06.2020 18:00
Die große Umkehr
von Ribanna
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Die große Umkehr
Der Angeklagte, Karsten Paulsen, trägt ein ein rotes T-Shirt und eine Jeans, seine dunkelblonden Haare, die ein wenig zu lang sind, streicht er gleichmütig immer wieder aus dem Gesicht. Er hat lässig die langen Beine unter dem Tisch ausgestreckt. Quasi regungslos neben ihrem Klienten sitzt Patricia Douglas, die als Expertin für die Zeit vor der Großen Umkehr gilt. Sie strahlt eine geradezu sphärische Ruhe aus.
Ihnen gegenüber der Platz von Peter Wollner, der durch große Kenntnis der Satzung und sein Wissen über die Neuorganisation nach der Großen Umkehr bekannt geworden ist. Er ist, sozusagen, der Chefankläger. Wollner kommt gerade auf mich zu.
»Guten Tag, Herr Wollner, Tom Kluge, ARD, hätten Sie einen Moment für ein Interview?«
»Eigentlich passt es gerade ni-«
»Herr Wollner, Sie sind der Chefankläger. Was genau ist so außergewöhnlich an der heutigen Sitzung?«
»Nun«, Wollner räuspert sich, fährt mit der Hand zwischen T-Shirt-Kragen und Hals, räuspert sich ein zweites Mal. »Nun, die Angelegenheit ist äußerst komplex und diffizil, aber wie sie ja vielleicht in der Einladungsschrift lesen konnten -« »Sie meinen die Anklageschrift?«
»Wir nennen sie nicht so. Es gibt keine Anklage und keine Verbrecher unter uns. Das ist Vokabular vergangener Zeiten. Herr Paulsen ist kein Täter, wie das vielmals dargestellt wird, und ich bin kein Richter.«
Erneut der Griff zum Halsausschnitt des Shirts, erneutes Räuspern, außerdem tippt er ständig mit einem Fuß auf.
»Entschuldigen Sie mich, ich werde erwartet!«
»Aber so warten Sie doch!«
Wollner eilt, sein Gang raumgreifend, fast hektisch, zu seinem Platz, schon erhebt sich das Plenum, setzt sich wieder.

Wollner kommt gleich zur Sache. »Zeit ist das höchste Gut, das die Menschheit kennt. Einst stritten die Menschen um ihre Zeit und kamen dabei nie zur Ruhe. Berufsarbeit wollten alle - aber auch Zeit für die Kinder. Der Haushalt musste gemacht werden, aber man wollte auch Zeit für sich selber. Waren Haushalt, Beruf und Kinder einigermaßen versorgt, klagten die Partner einander, dass man ja keine Zeit für die Beziehung habe. Zeit für Alte gab es kaum, die mussten hinter all den anderen Verpflichtungen zurückstehen. Dank der Großen Umkehr haben wir gelernt, anders mit dieser Ressource umzugehen. Durch die Einführung der Wakatimaten mit seinem genialen Algorithmen ist es gelungen, jedem die Zeit zukommen zu lassen, die angemessen für ihn und die jeweilige Tätigkeit ist. So, wie wir Nahrungsmittel, Kleidung und Fahrzeuge für alle zur Verfügung stellen, so eben auch die Zeit. Streit und Ungerechtigkeit kann es nicht mehr geben, weil jeder genau das bekommt, was jemand von gleichem Alter, Geschlecht, kurz: in der gleichen Lebenssituation auch bekommt. Die Gerechtigkeit, die früher ständig eingefordert wurde, existiert heute.«  
Paulsen hüstelt. Künstlich. Streicht sein Haar hinters Ohr.
»Dieser Mann jedoch«, fährt Wollner fort, »hat versucht, unser wunderbares System zu unterlaufen. Er hat Zeit gestohlen!«
Der Angeklagte lehnt sich vor, steht aber nicht auf.
»Nein, das stimmt nicht!«
»Bitte, seien Sie still. Sie bekommen Redezeit, wenn meine abgelaufen ist.«
Die Wakatimaten an der Wand zeigen an, dass der Vorsitzende noch 27 Einheiten zur Verfügung hat.
»Eigentlich ist das, was Karsten Paulsen getan hat, eine Art Revolution. Ja, ein Umsturzversuch!« Raunen im Publikum,
Wollner aber lässt sich nicht beirren.
»Diese Welt ist schön, gut und gerecht. Das größte Übel dieser Welt, die krankmachende Hetze, der Stress - alles passé. Jeder trägt durch sein Handeln und mit seiner Zeit zum Wohl der Gemeinschaft genau so wie zu seinem eigenen bei. Er weiß ja, dass für alle Aktivitäten Zeit vorhanden ist.« Er holt tief Luft, atmet schnell und angespannt. Wirft einen Blick auf den Wakatimaten und fährt dann, schneller sprechend, fort.
»Einsamkeit unter alten Menschen gibt es nicht mehr, weil die Menschen Zeit bekommen haben, sich um den Nächsten zu kümmern. Kinder werden zu gleichen Zeitanteilen von ihren Eltern versorgt und betreut. Keinem fehlt etwas, weil an alle gedacht ist. Gerechtigkeit! Gleichheit! Das ist doch … also vor Jahrzehnten … damals, also da hätte man das paradiesisch genannt.«
Seine Augen glänzen, sein Kopf ist hochrot, er ist schweißüberströmt. In seinem Gesicht aber steht die Hingabe und der Glauben an dieses elysische System geschrieben.
Im Saal ist es sehr ruhig geworden, Zuschauer, Vorsitzender und Unterstützerin richten ihren Blick auf Karsten Paulsen.
 Der schickt sich an, sich zu erheben, aber Patricia Douglas ist eine Sekunde schneller.
Ihre Stimme hat ein angenehmes, dunkles Timbre, dadurch zieht sie die Zuhörer schnell in ihren Bann.
»Karsten Paulsen hat, wie die meisten hier im Saal, die Zeit vor der Großen Umkehr nicht erlebt. Niemand von Ihnen, so wage ich zu behaupten, kann nachvollziehen, wie es damals war.«
Sie schaut mit beeindruckend großen, braunen Augen ihr Gegenüber, Wollner, an. »Man mag die Satzung kennen, und man mag die Große Umkehr für das beste halten, was uns je passiert ist -«
Getuschel im Zuschauerraum, Unruhe selbst bei Wollner.
»Es ist ja auch ganz wunderbar gewesen. Es ist die Lösung von Unzufriedenheit, Ungerechtigkeit und Neid gewesen! Sie betont das Wort ›ist‹ jedes mal deutlich und nickt dabei zur Unterstreichung mit dem Kopf.  
Die Zuschauer hängen an ihren Lippen.
»Und dennoch«, ihre Stimme wird leiser, eindringlicher, »dennoch ist das Ziel der Großen Umkehr nicht erreicht, wenn nicht alle zufrieden sind.« Sie verstummt, setzt sich anmutig wieder hin, nickt Paulsen zu.  

Der steht gelassen auf. Er streicht mit einer geradezu bedächtig wirkenden Geste seine Haare aus dem Gesicht, schaut in die Runde. Sieht seine Unterstützerin an, lässt seinen Blick auf Wollner ruhen.
»Diese Welt ist schön, gut und gerecht. Das waren Ihre Worte, nicht wahr?« Wollner nickt unmerklich.
»Alle haben ihren penibel genau errechneten Anteil jeder Ressource. Dafür müssen wir nichts tun, der steht uns einfach zur Verfügung. Wir haben Nahrung, Kleidung, Wohnung. All diese Dinge stammen aus der Region, werden von uns selbst in der Gemeinschaftszeit erarbeitet. Wir wissen, woher das Fleisch kommt, wir wissen, dass das Getreide, das Obst nicht mit Chemie behandelt werden - weil wir gemeinsam dort vor Ort arbeiten. Dafür wurden uns Zeiteinheiten zugeteilt.
Wir haben Zeitzuteilungen, um unseren erwählten Beruf auszuüben, um unsere Kinder zu erziehen, uns um sie zu kümmern - alles ist geregelt. Aber«, wieder schaut er in die Runde, nimmt diesmal den Vorsitzenden zuerst, dann Douglas und zum Schluss wieder Wollner ins Visier, »aber wir haben auch Zeit bekommen, die wir nach unseren Wünschen und Neigungen frei gestalten können. Freizeit.«
Wollner trommelt mit den Fingerspitzen auf den Tisch, erhebt sich und fällt Paulsen ins Wort.
»Sie haben Zeit missbräuchlich verwendet, und das ist gegen das System!« Er lässt sich erschöpft zurück auf seinen Stuhl fallen.
»Genau das ist die Frage«, Paulsen redet ruhig weiter, als sei er nie unterbrochen worden. »Diese Zeit war doch meine Zeit, Zeit zur freien Verwendung! Niemand ist zu Schaden gekommen.«
Wollner springt erneut auf, hektische rote Flecken an Hals und  Gesicht. »Sie hatten ihre Sozialzeit längst abgearbeitet. Frau Huber hatte - nach akribischen Berechnungen - Anspruch auf 207 Wakati-Einheiten, sie haben diese abgeleistet und dann in ihrer Freizeit noch einmal fast 300 Einheiten mit ihr verbracht, bis wir Ihnen auf die Schliche kamen. Dadurch ist das ganze System durcheinander geraten. Frau Huber bekam weit mehr, als ihr zusteht, Sie haben mehr vertan. Zeit kann man nicht zurück holen, sie fehlt dann ganz einfach!«
Paulsen, der noch immer an seinem Platz steht, nickt.
»Es war doch aber meine Zeit?« fragt er bescheiden. »Freizeit darf ich doch verbringen, wie ich möchte?«
»Frau Huber hat mehr bekommen als andere, das geht so nicht! Warum machen Sie so etwas? Das System ist doch perfekt, nichts als Gerechtigkeit!«
Paulsen schließt einen Moment die Augen, bevor er wieder, wie gehabt in die Runde schaut. »Frau Huber hat mehr gebraucht. Ich hatte ihr mehr zu geben. Gerechtigkeit ist nicht, wenn alle das Gleiche bekommen.«
Er spricht jetzt so leise, dass alle sich vorbeugen, um ihn zu hören.
»Nicht?« fragt Wollner verwundert. »Auf dem Prinzip der gleichmäßigen Verteilung beruht doch aber unser ganzes System?« Zum ersten Mal klingt er, als wolle er wirklich verstehen.
Paulsen schaut lange erst Wollner, dann den Wakatimaten an der Wand an. Es sind nur noch wenige Einheiten.
»Gerechtigkeit ist, wenn jeder bekommt, was er braucht! Gerechtigkeit ist, die Freiheit zu haben, mal mehr und mal weniger zu geben - und zu brauchen.«
Die Wakatimaten surren laut, dann beginnen sie zu piepen. Die Zeit ist abgelaufen.

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nicolailevin
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 259
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag04.07.2020 14:48

von nicolailevin
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Wir sind also vor Gericht. Das ist clever: Die Idee, ein Plädoyer für die Utopie halten zu lassen, löst das Erklärbärproblem ziemlich elegant.

Ich mag an dem Text die Idee, das Grundproblem sei die Zeit. Das hat sonst keiner, und ich wäre nie von selbst drauf gekommen. Gibt einen unerwarteten Denkanstoß. Dafür schon mal einen Originalitätsbonus.

Dass sich der Auflehner dagegen stellt, indem er zwar Zeit "stiehlt", aber sich dennoch in die Logik fügt und nicht etwa das ganze Konstrukt in Stücke haut, fand ich irgendwie enttäuschend.

Mir hat nach hinten auch der gedankliche Höhepunkt gefehlt, die Story hat nach dem ersten großen "Aha!" etwas Antiklimaktisches, Pointenfreies, da stimmt für meine Begriffe der Spannungsbogen nicht.
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Hummelchen48
Geschlecht:weiblichWortedrechsler


Beiträge: 93
Wohnort: Rheinland-Pfalz


Beitrag05.07.2020 06:59

von Hummelchen48
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Hallo,

eine Welt, in der Menschlichkeit unter Strafe steht.
Interessant.

Grüße

Hummelchen
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Gast







Beitrag05.07.2020 22:26

von Gast
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Ja, zum Glück ist der Chefankläger nicht auch der Richter smile
Zitat:
Es gibt keine Anklage und keine Verbrecher unter uns

erinnert mich an 1984. Auch dort gibt es prinzipiell keine Verbrecher, trotzdem verschieden unkonforme Menschen spurlos.

Was ich nicht verstehe: Wie der Stress eliminiert wurde, wenn doch überall die Zeit tickt, z.B. die Redezeit. Ich wär gestresst!

Und ja, allen gleich viel Zeit pro Task zuzuordnen wäre höchst ungerecht und würde in der Schule sofort die Intelligenten mit schneller Auffassungsgabe stark bevorzugen.
Aber übers ganze gesehen haben wir tatsächlich alle gleich viel Zeit zur Verfügung - nämlich 24 Stunden pro Tag!
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silke-k-weiler
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 49
Beiträge: 750

Das goldene Schiff Der goldene Eisbecher mit Sahne


Beitrag06.07.2020 11:34

von silke-k-weiler
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Hallo Text,

es geht um Zeit, Gerechtigkeit, und dass Gerechtigkeit nicht Gleichmacherei ist. In Deiner Utopie wird jedem zu gleichen Teilen ausreichend Zeit zugeteilt, um der Arbeit, der Sozialpflege, Hobbies etc nachzugehen. Das hat uns alle zufrieden gemacht, denn vor der "Großen Umkehr" war mangelnde Zeit einfach der casus knacksus gewesen. Jetzt aber regeln nicht näher bezeichnete Wakatimaten alles, und zwar völlig gerecht. Nur einer hat dieses ausgeklügelte, gerechte System umgangen, indem er von seiner Freizeit was abgezwackt hat, um Frau Huber zusätzliche Zeit angedeihen zu lassen. Verpackt ist diese Geschichte in eine Art Gerichtsreport.
Für mich geht die durchaus interessante Kernaussage in dieser Form ein wenig unter.
Lieblingsstelle:
»Nun, die Angelegenheit ist äußerst komplex und diffizil, aber wie sie ja vielleicht in der Einladungsschrift lesen konnten -«
»Sie meinen die Anklageschrift?«  Laughing

Ob es für Punkte reicht, kann ich noch nicht sagen. Schön geschrieben, aber etwas bieder, finde ich.

Herzlichst
Silke
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d.frank
Geschlecht:weiblichReißwolf
D

Alter: 44
Beiträge: 1125
Wohnort: berlin


D
Beitrag06.07.2020 12:30

von d.frank
Antworten mit Zitat

Interessant, dieses utopische Gleichheitsding an der Ressource Zeit festzumachen. Den ersten Absatz hätte es nicht gebraucht, denke ich, und naja, Gerichtssaal ist immer so abgegriffen, aber das ist eine sehr persönliche Einschätzung. Insgesamt ist mir das auch zu viel Dialog (Gerichtssaal halt), der lässt sich aber relativ flüssig lesen und wirkt authentisch. Fazit: leichtweg durchgelesen

_________________
Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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hobbes
Geschlecht:weiblichTretbootliteratin & Verkaufsgenie

Moderatorin

Beiträge: 4294

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
Der silberne Scheinwerfer Ei 4
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Beitrag06.07.2020 22:01

von hobbes
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Das finde ich jetzt interessant. Habe ich doch gerade noch anderswo geschrieben, dass ich es doof finde, wenn Texte so "inhaltlich" daherkommen, weil mich Inhalte doch gar nicht so sehr interessieren. Und jetzt kommt dieser Text und ich mag vor allem das Inhaltliche daran, also die Idee dieser speziellen Utopie.

Den ersten Absatz finde ich übrigens total unnötig. Genau wie den ersten Monolog von Wollner. Klar, du willst da die (neue) Welt erklären, aber mei. Trau der Leserin mehr zu, sie muss doch gar nicht alles so genau wissen.
Na ja, zumindest in meinem Fall ist das so, andere sehen das vermutlich anders.
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Xeomer
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Beitrag08.07.2020 21:21

von Xeomer
Antworten mit Zitat

Ich habe einen Mix aus "Equilibrium" und "In Time" vor dem geistigem Auge. Eher eine Dystopie als eine Utopie. Sollte aber passen, oft liegt das eine, ja nahe beidem Anderen.

Zitat:
Das ist Vokabular vergangener Zeiten.
Neusprech Cool

Ich habe es so verstanden, dass die KI (Wakatimaten) nun für jeden die Zeit bestimmt, damit es für alle gerecht ist. Was sich mir nicht so ganz erschließt ist, warum nicht die Roboter mehr machen, damit alle mehr Zeit haben. Aber vielleicht ist das auch unterschwellig so gemeint.

Es ist eine Geschichte die keinen Richter und keinen Kläger kennt und doch jemanden anklagt Laughing

Das Konzept finde ich faszinierend und den Kniff am Schluss passend.

Die Bewertung nehme ich später vor.

Viele Grüße,
Xeomer


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V.K.B.
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Alter: 51
Beiträge: 6155
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Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag09.07.2020 01:19

von V.K.B.
Antworten mit Zitat

Hallo unbekant,
der du hier am Wettbewerb teilgenommen hast und jetzt eine Kritik und Bewertung von mir, welcher ich seit ein paar Jahren Mitglied dieses Forums bin, erwartest, nach einem Punktevergabeschema, das …

Diese seltsame Begrüßung führt gleich, etwas spiegelvorhaltend, zum ersten Kritikpunkt, der mir sofort beim Lesen in den Sinn kommt:

Zitat:
So, wie wir Nahrungsmittel, Kleidung und Fahrzeuge für alle zur Verfügung stellen, so eben auch die Zeit. Streit und Ungerechtigkeit kann es nicht mehr geben, weil jeder genau das bekommt, was jemand von gleichem Alter, Geschlecht, kurz: in der gleichen Lebenssituation auch bekommt. Die Gerechtigkeit, die früher ständig eingefordert wurde, existiert heute.
Warum zum Teufel erklärt er das? Das müssen die Zuschauer doch wissen. Erklärbär in Verkleidung? Nee, ehrlich, ungeschickter kann man Infodump nun wirklich nicht machen.

Zitat:
Wirft einen Blick auf den Wakatimaten und fährt dann, schneller sprechend, fort.
Kriegt er keinen Bonus, weil er das für die Leser erklären muss und sich im Verfahren schenken könnte, weil es die Anwesenden eh alle wissen? Ganz ehrlich, das klingt, als würde bei einem heutigen Prozess, wo jemandem vorgeworfen wird, Geld gestohlen zu haben, der Ankläger erstmal erklären würde, was Geld ist und wie das Umlaufsystem damit funktioniert.

Oha, der (nicht-)Angeklagte ist dann ja auch vom Erklärbär besessen. Kein Wunder, dass am Ende die Zeit ausgeht.

Trotz all der Erklärungen verstehe ich das System nicht. Jeder bekommt bestimmte Zeiteinheiten zugewiesen, die er aber für bestimmte Dinge nutzen muss. Mehr Zeit in etwas zu stecken ist nicht erlaubt, weil die Verteilung dann ungerecht wäre. Dann bekommt er noch Freizeit, die er aber allein und mit gar nichts verbringen muss, weil sonst irgendwer oder irgendwas mehr Zeit von ihm gewidmet bekäme, als ihm zusteht. Man könnte in seiner Freizeit kein Buch lesen, weil dann dem Autor ungleich viel Zeit gewidmet wird. Man könnte überspitzt gesagt eigentlich nicht mal in einem Schrank hocken, weil dann dem Schrank mehr Zeit zukommt als dem Bett. Welchen Sinn ergibt das und wie käme man darauf, ein solches System einzuführen? Menschen ist zwar eine Menge absurder Unsinn zuzutrauen, aber das geht doch ein bisschen sehr weit.
Ich kann daher auch nicht verstehen, wieso das, was der (nicht-)Angeklagte getan hat, etwas so besonderes sein soll. Niemand soll je vorher auf den Gedanken gekommen sein, seine Freizeit mit einer anderen Person zu verbringen? Wie will man überhaupt gewährleisten, dass jeder die gleiche Sozialzeit bekommt, also genau die gleiche Zeitdauer mit der gleichen Anzahl anderer Personen verbringt? Sorry, das ganze System ergibt überhaupt keinen Sinn, wenn man ein bisschen darüber nachdenkt. Daran ändern auch quasi-magische Wakatimaten-Algorithmen nichts. Oder in wieviele Sprachen man Uhren noch umbenennen könnte.

Schön finde ich aber den Ansatz, zu versuchen, die Idee, dass wir alle Sklaven der Uhr und des Terminkalenders sind, ins Absurde weiterzudenken. Auch wenn mich die Umsetzung leider nicht überzeugt hat.

beste Grüße,
Veith


_________________
Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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Heidi
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1425
Wohnort: Hamburg
Der goldene Durchblick


Beitrag10.07.2020 21:26

von Heidi
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In dieser höchst kommunistisch anmutenden Gesellschaft gibt es nicht nur Nahrung, Kleidung und Fahrzeuge für jeden – alles gerecht und in gleichem Maße – es betrifft auch die Zeit, die den Menschen anhand eines Wakatimaten, der Zeiteinheiten für unterschiedliche Tätigkeiten freigibt, zur Verfügung gestellt wird. Ist die Zeit abgelaufen, auch die, in der eine Unterhaltung stattfindet und diese unter Umständen gerade voll im Gange ist, dann ist das vielleicht ein inneres Problem, nach außen hin wird darüber aber nicht mehr diskutiert. Die Zeit ist dann abgelaufen und Zeit darf nicht geklaut werden – wodurch in mir eher der Charakter eine Dystopie entsteht als einer Utopie. Die Gesellschaft lebt nicht in Freiheit, sie wird überwacht durch ein Gerät.

In Fall dieser Geschichte wird ein gewisser Paulsen verdächtigt, Zeit geklaut zu haben und zwar, indem er Frau Huber, die ihre Freizeit-Einheiten schon aufgebraucht hatte, dennoch weiterhin getroffen hat (er hatte noch nicht alle aufgebraucht). Es kommt zu einem Gerichtsverfahren. Paulsen argumentiert damit, Gerechtigkeit entstehe erst dann, wenn jeder die Zeit bekäme, die er brauche und Frau Huber habe die Zeit gebraucht. Dann piept der Wakatimat und die Geschichte ist zu Ende
So habe ich den Text verstanden.

An sich finde ich die Idee zum Text interessant, weil doch auch Fragen aufgeworfen werden, etwa was das Zeit-Thema betrifft. Irgendwie fühlte es sich während des Lesens so an, als hätten wir genau das schon längst freiwillig eingeführt. Zeit in Etappen verpackt, die wir uns selbst aufbürden, indem wir unseren Tag komplett verplanen und sogar das Jahr oder Jahre oder das ganze Leben. Gerade die Digitalisierung führt dazu, dass Zeit immer mehr in ein Korsett gepackt wird und letztlich Nervosität entsteht. Dabei haben wir weitaus mehr Zeit als Menschen in früheren Zeiten, die den ganzen Tag damit beschäftigt waren, Nahrung selbst herzustellen, zu jagen und zu überleben.

Dennoch: Das Ende der Geschichte kommt etwas zu abrupt, als wüsste sie nicht so recht, wohin mit sich. Die Pointe soll hier vermutlich sein, dass dann in dieser doch höchst philosophischen Diskussion letztlich die Zeit wieder einen Strich durch die Rechnung macht. Der Wakatimat lässt nichts anderes zu und mault die Zeit zu Ende. Mich überzeugt die Geschichte nicht wirklich, obwohl gute Ansätze vorhanden sind.

Punkte gibt es leider keine.
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag11.07.2020 19:02

von Constantine
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Bonjour

Coole Idee mit der Zeittaktung für alle und der gerechten Aufteilung der Zeitspannen in Blöcke und dann hat man zwar für alles Mögliche ein Zeitfenster erhalten, kann aber zB das Zeitfenster Freizeit nicht für einen anderen Zeitblock verwenden. Eine Utopie, die sich für den Protagonisten zum Gerichtsalptraum entwickelt hat.
Gerne gelesen und für mich der fünfte Platz in meiner Top Ten: sept points.

Merci beaucoup
Constantine
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firstoffertio
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5854
Wohnort: Irland
Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
Podcast-Sonderpreis Silberner Sturmschaden


Beitrag11.07.2020 22:51

von firstoffertio
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Das ist einer der interessanteren Texte.
Auch hier kein sci-fi. Lediglich die gleichmäßige Verteilung von Zeit, sowie dessen, was sonst gebraucht wird, wurde eingeführt und geregelt.
Aber wie so viele Regelungen ist auch diese nicht automatisch gut und gerecht.

Das Setting einer Gerichtsverhandlung ist gut gewählt. Die Veränderung der Gesellschaft kommt dabei so mehr nebenbei bei mir an.
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chaoticinfinity
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 26
Wohnort: Bayern


Beitrag12.07.2020 08:35

von chaoticinfinity
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Kommentar um bewerten zu können
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Malaga
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 826



Beitrag12.07.2020 11:38

von Malaga
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Aufgabe hier als Gerichtsszene realisiert. Das Setting ist schön.
Das Problem der Zeit wurde gelöst, indem jedem ein gleiches Quantum zugeteilt wurde, nur einer rebelliert, auf seine Weise. Erinnert an den alten Marx: Gleichheit ist nicht Gleichheit, sondern: Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen.

Sollten aber nicht laut Aufgabenstellung ZWEI große Menschheitsprobleme gelöst werden? Ist das Zeitproblem tatsächlich eines der dringendsten?
Bewertung am Ende im Vergleich
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Gast







Beitrag13.07.2020 22:35

von Gast
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- Welche Krise(n) wurde(n) überwunden? ungerechte Zeitverteilung

- Wie? Algorithmische Zeitzuteilung an alle Menschen nach starren Kriterien

- Aus welchem Blickwinkel wird das Geschehen geschildert? BeobachterIn (einer fiktiven zukünftigen ARD) von einem Prozeß gegen einen Gegner

- Wer ist der in der Ausschreibung geforderte Unzufriedene? angeklagter "Dissident"

=> Anforderungen erfüllt? Ja

-----------------------------------------------

- Hat die Darstellung logische Fehler? Ist die Handlung schlüssig? Ich finde den Ansatz sehr originell. Auf die Idee, dass Zeit ein Krisenauslöser und im Umkehrschluß ein zugeteiltes Zeitmanagement eine Krisenbewältigung sein kann, muß man erstmal kommen.

- Wie ist die handwerkliche Ausgestaltung? Leider ist die Perspektive und Struktur komplett kontraproduktiv. Die Aufgabe, LeserIn die Philosophie hinter der Krise und deren Lösung zu vermitteln, liegt ausgerechnet bei dem Chefankläger. Dadurch, daß er (für die Teilnehmer redundant, da die ja bereits in dieser Realität leben) all diese Ausführungen während des Prozesses macht, geht ihm die Zeit verloren, womit er die Problemlösung selber ad absurdum führt.

So ein Anfängerfehler wird einem so relevanten Teil des Systemes bestimmt nicht passieren. Das ist ein sehr krudes show and tell. Fast jede andere Darstellungsweise der Krisenbewältigung wäre besser gewesen.

- Punkte und Begründung: Keine

----------------------------------------------

- Welche anderen Einreichungen sind vom Sujet her vergleichbar?

- Sonstige Kommentare:
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poetnick
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Beiträge: 834
Wohnort: nach wie vor


Beitrag16.07.2020 21:41

von poetnick
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Hallo Unbekannt,

du hast hier eine interessante Szenerie entworfen. Die kafkaeske Situation wird
durch die (gewollte) Komik derselben wohltuend gebrochen.
Gefällt mir in seiner Dynamik und erhält daher Punkte.

LG - Poetnick


_________________
Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus
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Michel
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Beiträge: 3379
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Das bronzene Bühnenlicht Das goldene Niemandsland
Der silberne Durchblick Der silberne Spiegel - Prosa
Silberne Neonzeit


Beitrag17.07.2020 10:41

von Michel
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Gerichtsverhandlung über missbräuchlichen Verbrauch von Zeit. Aber ist das eine Utopie? Zumindest Wollner geht es überhaupt nicht gut in dieser Welt, während sein Antagonist Paulsen eine ganz eigene Vorstellung davon hat, wie Zeit verteilt werden muss.
Den Ablauf des gerichtlichen Streits empfinde ich als etwas hölzern, die Figuren wirken ein wenig wie Schablonen. Vielleicht sind sie zu stark überzeichnet, zu karikiert, um noch eine andere Wirkung als Befremden auszulösen. Eigentlich ein netter Trick, den Infodump in ein Plädoyer einzubauen, in dem ohnehin Dinge erzählt werden, die jeder schon weiß. Über den Singular-Plura-Fehler („Einführung der Wakimaten mit seinem genialen Algorithmus“) stolpere ich bei jedem Lesen, das ist etwas ärgerlich.
Etwas oberlehrerhafter Schluss, den man natürlich unterschreiben kann: Manchmal brauchen Menschen eben mehr als andere, manchmal weniger. Dafür sitzt die letzte Zeile perfekt. Piep. Zeit aus.


_________________
Seit 27. April im Handel: "Rond", der dritte Band der Flüchtlings-Chroniken
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Ribanna
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Beiträge: 772
Wohnort: am schönen Rhein...


Beitrag18.07.2020 11:25

von Ribanna
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Hallo,
ich bedanke mich bei allen Kommentatoren und möchte ein paar Erläuterungen da lassen.

Nicolailevin hat Folgendes geschrieben:
Ich mag an dem Text die Idee, das Grundproblem sei die Zeit. Das hat sonst keiner, und ich wäre nie von selbst drauf gekommen. Gibt einen unerwarteten Denkanstoß. Dafür schon mal einen Originalitätsbonus.


Darauf bin ich durch mehrere Beiträge bei Twitter gekommen, in denen junge Frauen einforderten, ihre Partner sollten sich  die "Care-Zeit" mit ihnen teilen. Außerdem haben eben diese jungen Frauen sich drüber beklagt, dass der Tag so wenig Stunden hat...

Hummelchen48 hat Folgendes geschrieben:
...eine Welt, in der Menschlichkeit unter Strafe steht.

Ist das so? Die Zeiten für die Alten ist ja extra für jeden eingeplant, nicht? So haben die immer jemanden, der sich kümmert.

Zitat:
Was ich nicht verstehe: Wie der Stress eliminiert wurde, wenn doch überall die Zeit tickt, z.B. die Redezeit. Ich wär gestresst!


Wollner ist ja auch gestresst. Aber es ist eben für alles Zeit da, und das wollten die Menschen ja. Wie qualitativ gut diese Zeit ist, steht auf einem anderen Blatt. Genau das wollte ich (auch) zeigen: Wollner preist wie ein Politiker das super gute System an, aber er leidet selber darunter. Trotzdem verteidigt er es bis zum Piep. Menschlich, oder?
 
Silke-K-weiler hat Folgendes geschrieben:
Schön geschrieben, aber etwas bieder, finde ich.

Was genau meinst du mit "bieder"?

Ich schicke das jetzt erst mal ab, aber die anderen bekommen ihre Kommentare noch, versprochen.


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Wenn Du einen Garten hast und eine Bibliothek wird es Dir an nichts fehlen.
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Ribanna
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Wohnort: am schönen Rhein...


Beitrag18.07.2020 16:48

von Ribanna
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d.frank hat Folgendes geschrieben:
Den ersten Absatz hätte es nicht gebraucht,


Da seid ihr schon zwei, du und hobbes. Ich bin nicht sicher, ob ich den ersten Teil ganz weglassen könnte. Ich wollte  gleich anfangs zeigen, dass Wollner hektisch, aufgeregt und gestresst ist, Paulsen aber dir Ruhe selbst. Mir war wichtig, beide Figuren zu karikieren.
hobbes hat Folgendes geschrieben:
...ich mag vor allem das Inhaltliche daran, also die Idee dieser speziellen Utopie.

Danke. Ich freue mich sehr, dass die Idee ankommt.

Xeomer hat Folgendes geschrieben:
Es ist eine Geschichte die keinen Richter und keinen Kläger kennt und doch jemanden anklagt

Fast wie im wirklichen Leben, nicht?

V.B.K. hat Folgendes geschrieben:
Warum zum Teufel erklärt er das? Das müssen die Zuschauer doch wissen. Erklärbär in Verkleidung? Nee, ehrlich, ungeschickter kann man Infodump nun wirklich nicht machen.
Er ist eine Art Politiker. Die machen das so. Sollte ein wenig parodierend gemeint sein. Immer wieder betonen, wie toll alles ist, aber das selber eigentlich nicht empfinden.
...Welchen Sinn ergibt das und wie käme man darauf, ein solches System einzuführen? Menschen ist zwar eine Menge absurder Unsinn zuzutrauen, aber das geht doch ein bisschen sehr weit.

Es ist der Wunsch nach einer gerechten Verteilung aller Tätigkeiten, ohne dass eine davon vernachlässigt wird. Wie schon ober geschrieben, habe ich Twittereinträge gelesen, die eine "gerechte Verteilung der Care-Arbeit" gefordert haben, Damit habe ich dann gespielt: Zeit, um den Kindern die Nase zu putzen, Zeit, um den Müll 'raus zu bringen, Zeit, ein Butterbrot zu schmieren, tbc. Kann man das so einteilen? Ist das dann gerecht? - so kam es zu der Idee
Dazu passt hervorragend Heidis Kommentar, genau wie der von Constantine

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Irgendwie fühlte es sich während des Lesens so an, als hätten wir genau das schon längst freiwillig eingeführt. Zeit in Etappen verpackt, die wir uns selbst aufbürden, indem wir unseren Tag komplett verplanen und sogar das Jahr oder Jahre oder das ganze Leben. Gerade die Digitalisierung führt dazu, dass Zeit immer mehr in ein Korsett gepackt wird und letztlich Nervosität entsteht. Dabei haben wir weitaus mehr Zeit als Menschen in früheren Zeiten, die den ganzen Tag damit beschäftigt waren, Nahrung selbst herzustellen, zu jagen und zu überleben.


Constantine hat Folgendes geschrieben:
Coole Idee mit der Zeittaktung für alle und der gerechten Aufteilung der Zeitspannen in Blöcke und dann hat man zwar für alles Mögliche ein Zeitfenster erhalten, kann aber zB das Zeitfenster Freizeit nicht für einen anderen Zeitblock verwenden.


Malaga hat Folgendes geschrieben:
Sollten aber nicht laut Aufgabenstellung ZWEI große Menschheitsprobleme gelöst werden? Ist das Zeitproblem tatsächlich eines der dringendsten?

Die gesamten Ressourcen werden nach System verteilt. Das wären dann wenigstens zwei Probleme. Ob die Zeit das dringendste ist? Die einen sagen so, die anderen so...
Zitat:
Dadurch, daß er (für die Teilnehmer redundant, da die ja bereits in dieser Realität leben) all diese Ausführungen während des Prozesses macht, geht ihm die Zeit verloren, womit er die Problemlösung selber ad absurdum führt.

Warum das so ist, habe ich oben schon geschrieben. Es war Absicht, und das Absurde war gewollt. Poetnik schreibt dazu:
Poetnik hat Folgendes geschrieben:
Die kafkaeske Situation wird
durch die (gewollte) Komik derselben wohltuend gebrochen.

Michel hat Folgendes geschrieben:
Über den Singular-Plura-Fehler („Einführung der Wakimaten mit seinem genialen Algorithmus“) stolpere ich bei jedem Lesen, das ist etwas ärgerlich.

In der Tat, das ist ärgerlich. Das hätte mir nicht passieren dürfen - und tat es trotz mehrmaligem Korrekturlesen doch.


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silke-k-weiler
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Beiträge: 750

Das goldene Schiff Der goldene Eisbecher mit Sahne


Beitrag18.07.2020 21:51

von silke-k-weiler
Antworten mit Zitat

Ribanna hat Folgendes geschrieben:

Silke-K-weiler hat Folgendes geschrieben:
Schön geschrieben, aber etwas bieder, finde ich.

Was genau meinst du mit "bieder"?


Bitte das "etwas" nicht untern Tisch fallen lassen. Wink Hm, mir fehlte eine Pointe. Der Handlungsablauf war mir etwas zu brav gehalten.

Es gibt wirklich schöne Momente, z.B. wenn Wollner sich "fast hektisch" zu seinem Platz begibt, um gleich festzustellen: "Zeit ist das höchste Gut, das die Menschheit kennt."

Eine KI, die Wakatimaten, die Zeit zuteilen, fand ich auch originell, auch wenn ich gerne mehr über sie erfahren hätte.

Dann gibt es wieder Stellen, die für mich Tempo rausnehmen z.B.:

- Sie schaut mit beeindruckend großen, braunen Augen ihr Gegenüber, Wollner, an.

Ich benötige diese Information nicht. Ich möchte eher wissen, wie es mit Paulsen weitergeht.
Mir ist auch nicht klar, was konkret Paulsen zu befürchten hat, sollte die Versammlung befinden, dass er tatsächlich wider das System gehandelt hat.
Ich glaube, mir fehlt der fühlbare Konflikt gewünscht. Wollner regt sich zwar auf, aber im Endeffekt erschöpft sich seine Empörung in einem "Das geht so nicht!".
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