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Kaugummi [Drabble]


 
 
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Klemens_Fitte
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Beitrag29.08.2020 08:27

von Klemens_Fitte
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Brief an den Verleger


Mit diesem Brief, nach dem Sie keine weiteren von mir zu erwarten haben, verleihe ich meiner Enttäuschung darüber Ausdruck, dass anscheinend selbst geschäftskundige Verleger wie Sie nicht ahnen, welch Sensation die Veröffentlichung der Weiterführung und Vervollständigung des »Tristan« von Gottfried von Straßburg zum 800-jährigen Jubiläum wäre, und stattdessen freiwillig auf Ruhm und Verkaufszahlen verzichten. Lassen Sie mich hinzufügen, dass die von Ihnen kritisierte »unpassende« Sprache in Stellen wie »Tristan die Magd nun boinkte / bis der Schniedel ihm zersploinkte« in den Rahmen meiner vollständigen Neuübertragung der Originalverse eingebettet würde. Nun, auch dieser Goldesel ist Ihnen durch die sprichwörtlichen Lappen gegangen.

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»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer)
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Klemens_Fitte
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Beitrag30.08.2020 08:08

von Klemens_Fitte
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Weißer Wal, oder: Das Pandemiekind


Vielleicht, denkt Kämmerling, ist er ihr weißer Wal.
Dabei scheint sie zu jung, um sich an das Pandemiekind zu erinnern, den neunjährigen Kämmerling, der die endlosen Sommerferiennachmittage als Maskottchen im Rundfunkstudio verbrachte und die musikalischen Trivia des Moderators zumeist mit Schweigen quittierte, allenfalls in den Werbepausen ein, zwei Sätze sagte, die Moderator Ingo danach mit einem »Der Peter hat gerade gesagt …« wiederholen musste, bis die Zuhörer an Peters Existenz zu zweifeln begannen.
Und jetzt sitzt er dieser Journalistin gegenüber, unsicher, ob sie die Erfahrung einer abgetrennten, im Knäuel der Geschehnisse verlorenen Kindheit teilt – eine Erfahrung, die sie mit ihm assoziiert.

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Klemens_Fitte
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Beitrag31.08.2020 08:22

von Klemens_Fitte
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Aufschreiben 2


Wanderer Continental – Haderworths Hinterhofwerkstatt hatte schon einige Exemplare dieses Schreibmaschinenmodells gesehen, und er arbeitete gern an ihnen. Sie waren dafür gemacht, instandgehalten und repariert zu werden. Sie besaßen keine versteckten Schwachstellen, kein eingebautes Verfallsdatum. Wer mit dem Zusammenspiel ihrer Hebel und Rädchen vertraut war, dem fügten sie sich ohne Tücke. Dass dieses Exemplar anders war, wusste Haderworth vom ersten Augenblick an. Ebenso wusste er, dass er alles dafür tun würde, sie wieder zum Schreiben zu bringen – auch wenn es bedeutete, die Geister der Vergangenheit zu wecken.
»Es liegt nicht an der Mechanik«, murmelte er, »sondern daran, was darauf geschrieben wurde.«

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hobbes
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Beitrag31.08.2020 08:56

von hobbes
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Eine impertinente Schreibmaschine! Ja sowas. Oder na ja, ist vermutlich das falsche Wort (impertinent), aber wenn ich zu lange über das richtige nachdenke, antworte ich am Ende doch wieder nichts, überhaupt hätte ich schon viel öfter was antworten wollen, aber nun. Vor allem wollte ich auch noch nachfragen, was es denn nun mit der Rache von Mirko Zilahy auf sich hatte, das habe ich nämlich nicht so ganz verstanden, an wem er sich nun eigentlich gerächt hat oder rächen wollte. Und wo ich ihn nun erwähne, frage ich mich sofort, ob er vielleicht auf dieser Schreibmaschine ...? Und jetzt ist sie beledigt?
Aber vielleicht ist auch alles ganz anders und das großartigste Werk Literatur wurde auf ihr geschrieben und jetzt will sie einfach nur verhindern, dass sich irgendsoein Dilettant an ihr vergreift und alles gewesene in den Schmutz zieht.
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Klemens_Fitte
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Beitrag31.08.2020 09:46

von Klemens_Fitte
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Impertinent – ja doch, kann gut sein. Oder renitent? Um ehrlich zu sein, ich weiß gar nicht, in welche Richtung ich die Sache mit der Schreibmaschine und ihrer Schreibweigerung führen würde – also, falls dieses Drabble eins ist, das ich weiterführe. Witzig fand ich die Idee eines Pferdeflüsterer-Szenarios, nur eben mit Schreibmaschine statt Pferd und Haderworth statt Redford.
Aber na ja, mal schauen.

Zu Mirko Zilahys Rache: tja. Ich hab zwar das Nachwort gelesen (okay, quer-), aber ich kann’s dir leider auch nicht sagen, an wem oder weswegen er sich rächen wollte bzw. inwiefern ein Roman überhaupt eine Rache sein kann. Hm, vielleicht sollte ich daraus mal ein Drabble machen …

Danke fürs Reinschauen smile


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Mumienfreund
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Beitrag31.08.2020 10:33

von Mumienfreund
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Für mich ist die Sache klar. Der Junge vom Foto hat auf dieser Schreibmaschine geschrieben. Augstachels Sohn.

Vermutlich wird Haderworth beim Reparaturversuch (er findet eine mumifizierte Weintraube)  eine unangenehme Überraschung erleben (eine Type besitzt einen Wespenstachel), falls wir nicht gar seinen Tod.
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Klemens_Fitte
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Beitrag31.08.2020 11:31

von Klemens_Fitte
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Ich sehe schon, an wen ich mich in Sachen Plotten wenden muss smile extra

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Mumienfreund
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Beitrag31.08.2020 12:29

von Mumienfreund
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Ja, beim Plotten kannst du mich gerne fragen. Ist eigentlich ganz einfach, wie überhaupt das Bücherschreiben.

Kurze Sätze (am besten nur Hauptsätze). Auf A folgt B folgt C.
Meergrüne Augen, verschüchtertes Lächeln. Erröten. Er griff nach ihrer Hand. Eine wilde, ekstatische Nacht folgte, in der sich sowohl der Vorhang im azurblauen Nachthimmel bauschte als auch Bernadettes bebender Busen. Schuld, Missverständnis. Katharsis. Freude und Eierkuchen. Amen. Und der Segen kommt von oben.

Ja. So geht moderne Literatur heute, denke ich.

Deine anderen Sache sind viel zu, äh … sagen wir – kompliziert? Ja, ich glaube, das war das Wort.

Als Unterhaltungsliterateur schreibt man nur Sachen, wo der Leser nicht viel bei denken tun muss.
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hobbes
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Beitrag31.08.2020 12:58

von hobbes
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Hachz.

 smile

[sorry, off-topic:
Hör mal, Mumienfreund, so geht das nicht weiter, du musst jetzt wirklich mal Butter bei die Fische und einen Text von dir hier einstellen.
Weil, ich glaube, ich will den gern lesen.
Obwohl. Gibt natürlich auch so Leute, bei denen ich lieber Kommentare* lese als Texte.
Ach, mach einfach, was du willst.
Machst du ja vermutlich eh.

* den hier z.B. fand ich ziemlich lustig]
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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag31.08.2020 19:11

von Constantine
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Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Erinnern


Aufgrund seines Alters fiel niemandem auf, dass der Junge verschlossen wurde, sobald die Gespräche der Erwachsenen um die Realität zu kreisen begannen, entlang der Konturen eines gemeinsamen Faktenwissens verliefen oder in den glatten Bahnen der Alltagserfahrung. Es war nicht so, als hätte er nichts von der wirklichen Welt oder ihren komplexen Mechanismen gewusst, davon, worüber bei Tisch gesprochen wurde – vielmehr standen ihm zu all diesen Themen ganze Bücher vor Augen, nicht bruchstückhaft, nicht paraphrasierend, sondern wortgetreu, wie aus einem anderen Leben erinnert; und dann saß er da, der Kopf eine Enzyklopädie unzähliger einander widersprechender Sätze, die etwas zutiefst Unverstehbares beschrieben.

Hi Klemens,

ich mag den Gendanken, den du hier äußerst. Ich denke, jeder kennt das aus eigener Erfahrung, als Kind//Jugendliche/r irgendwo mit Erwachsenen am Tisch gesessen zu sein und ihnen bei ihren Gesprächen zugehört zu haben, dabei selbst still gewesen zu sein.
Für die Erwachsenen einfeutig: Die Erwachsenen mit ihren Erwachsenenthemen zu denen das Kind ihrer Meinung nach nichts beitragen kann.
Dein Text kehrt dies um und macht aus dem Schweigen des Kindes kein Schweigen, weil es nichts zu Erwachsenenthemen sagen gäbe, sondern weil es zu viel zu sagen gäbe.
Fein.

LG Constantine
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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag31.08.2020 19:41

von Constantine
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Hi Klemens

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Jetzt habe ich natürlich überlegt, wie sich der Eindruck, den man von diesem Faden bekommt, unterscheidet, je nachdem, welche Drabbles man zuerst liest, wie etwa die, die du aufführst. Klar, weit bin ich in diesen Überlegungen nicht gekommen, ich kenne nun einmal alle bisherigen Drabbles, inklusive derer, die ich derzeit noch auf Halde habe. Außerdem bin ich schon längst dabei, Vorstellungen und Ideen für ein "großes Ganzes" zu entwickeln, gehe also auch da nicht mehr unbeleckt ans Lesen oder Schreiben.

Zu dieser Äußerung von dir vorerst so viel: Ich ging sehr unbedarft in deine Drabbles "rein", nahm jedes für sich als selbständig auf (außer die deutlich als Mehrteiler gekennzeichneten) und las diese dementsprechend als Einzeltexte. Manche der Einzeltexte ließen sich thematisch vereinen, zB diese, die Kinder/Jugendliche vs die Welt/Sicht der Erwachsenen gegenüberstellen oder Eigenbrödler zeigen, die sich vor "denen da draußen" abschotten, oder jene, die als E-Mails/Briefe verfasst worden sind.

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:

Insofern immer wieder spannend, hier von anderen/neuen Sichtweisen zu lesen.

Ja, das finde ich auch.

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:

Von Drabbles selbst habe ich tatsächlich auch erst übers dsfo erfahren, da gab es eine Phase, in der mehrere Drabble-Texte oder -Fäden hier (mehr oder weniger) aktiv waren. In der Typenwalze reichen hundert Wörter oft nicht einmal für einen Satzeinschub, von daher ist diese Beschränkung eine neue Erfahrung für mich.

Ich freue mich, dasss dir dein "Spiel" mit diesem neuen Medium Spass zu machen scheint. Ich zumindest sehe, dass du Spaß (vielleicht ist Spaß das falsche Wort, vielleicht passt Neugier besser, oder vielleicht passt Spiel mit einer Textgattung besser) daran hast.

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Inzwischen bin ich, wenn ich meine handschriftlich notierten Drabbles ins Schreibprogramm übertrage, zwar meist ein paar Wörter drüber, aber allzu einengend empfinde ich es nicht.

Kann ich gut nachvollziehen und ich denke, mit der Zeit entwickelt man ein Gespür für die Länge, hier mal etwas zu lang, dort etwas zu kurz geraten und muss auf hundert Wörter "aufgefüllt" werden.

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Wobei das von dir erwähnte Mein Liebster dahingehend interessant ist, denn das ist mir aufgrund der Wortbeschränkung tatsächlich nicht so gelungen, wie ich es gern hätte. Nicht unbedingt hinsichtlich einer Sozialkritik an der Frauenrolle in Afrika – da würden auch hundert Wörter mehr nicht reichen, vor allem aber meine mangelhaften Kenntnisse nicht – sondern allein für meine Idee, ausgehend vom üblichen Text einer pseudo-persönlichen Spam-Mail das "Drama" der Verfasserin in eine individuelle und im Sinn des Betrugsgedankens überhaupt nicht mehr zielführende Richtung abdriften zu lassen; das ist zwar in den letzten Wörtern angelegt, aber da hätte ich mir tatsächlich mehr Raum gewünscht.

Die "Tragik" der Kürze des Mediums. Irgendwo muss eine Art Kompromiss gefunden werden.

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:

Bei anderen Drabbles gibt es natürlich die Geschichten, die Szenen, die man auf ganze Kapitel ausweiten könnte, und im Grunde nutze ich die Texte ja genau so: um einerseits interessante Ansatzpunkte zu skizzieren und andererseits gleich etwas darüberhinaus zu haben, nämlich einen fertigen (Kurz)Text.

Das ist sehr gut (und praktisch) gedacht.

LG Constantine
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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag31.08.2020 20:14

von Constantine
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Hi Klemens,

wieder ich und mit einem Feedback zu deinem Kurztext "Trennung":
Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Trennung


Die Trennung von Kathrin, die ihm von seinen Freunden zunächst als Akt der Emanzipation dargestellt wurde, als Schritt in ein selbstbestimmtes Leben – dabei hatte er sich gar nicht getrennt, sondern lediglich die Zwanglosigkeit und Vielfalt moderner Lebensführung genutzt, um die Beziehung in einen Engpass zwischen alltäglichen Verpflichtungen und zu erarbeitenden Zukunftsszenarien zu führen, der mit der Zeit immer schmaler wurde, bis nur noch blieb, getrennt hindurchzugehen – führte ihn stattdessen in ein jahrelanges Alleinsein; nicht aus Angst, sich erneut auf jemanden einzulassen, sondern weil ihm klargeworden war, wie anstrengend er Beziehungen fand. Insbesondere Intimität schien etwas, das seine Kräfte weit überstieg.


Ich finde, thematisch steckt in diesem Text viel darin, worüber es schier unendlich viel zu sagen gäbe: Beziehung und Trennung und das Dazwischen. Hier kommt es recht nüchtern berichtet vom Erzähler und mit einer unterschiedlichen Sicht: Für die Freunde des Protagonisten war die Trennung der richtige Schritt und ein Zeichen der Stärke und Selbstverwirklichung, für den Protagonisten die Selbsterkenntnis, dass ihn die zwischenmenschliche Beziehung zu einer Frau überfordert und eingeengt hat, weil dieses "Lebensmodell" konträr lief zu seiner Zwanglosigkeit und Oberflächlichkeit, die er lieber an den Tag legte. Der Text/Erzähler verurteilt den Protagonisten nicht, sondern wirft einen ehrlichen Blick auf ihn. Der Protagonist hat es versucht, ist ihm zu anstrengend. Weiter geht's in die Vielfalt moderner Lebensführungen.

LG Constantine
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Constantine
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Beitrag31.08.2020 20:31

von Constantine
Antworten mit Zitat

Hi Klemens,

ich wähle vorerst noch diesen satirischen Kurztext von dir hier aus:
Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Brief an den Verleger


Mit diesem Brief, nach dem Sie keine weiteren von mir zu erwarten haben, verleihe ich meiner Enttäuschung darüber Ausdruck, dass anscheinend selbst geschäftskundige Verleger wie Sie nicht ahnen, welch Sensation die Veröffentlichung der Weiterführung und Vervollständigung des »Tristan« von Gottfried von Straßburg zum 800-jährigen Jubiläum wäre, und stattdessen freiwillig auf Ruhm und Verkaufszahlen verzichten. Lassen Sie mich hinzufügen, dass die von Ihnen kritisierte »unpassende« Sprache in Stellen wie »Tristan die Magd nun boinkte / bis der Schniedel ihm zersploinkte« in den Rahmen meiner vollständigen Neuübertragung der Originalverse eingebettet würde. Nun, auch dieser Goldesel ist Ihnen durch die sprichwörtlichen Lappen gegangen.


Ein Autor schreibt einem Verlag eine sarkastische Rückmeldung auf die Absage, seinen Fortsetzungroman zu einem Klassiker samt der Neuübertragung dieses Klassikers nicht veröffentlichen zu wollen. Dieses Trotzverhalten hat etwas Erfrischendes, hier einem Verlag die Stirn zu bieten und zu sagen, euer Verlust, nicht meiner. Eine Satire auf Autoren und Verlage. Sie können nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander. Oder doch, im Zeitalter des Self Publishing und des Bod?
Hier wird der Verlag knallhart auf Verkaufszahlen reduziert, was nicht verwerflich ist, und der Verfasser mit einem (zu?) gesunden Selbstbewusstsein porträtiert.
Witzige Idee und gerne gelesen.

LG Constantine
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Klemens_Fitte
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Beitrag01.09.2020 07:26

von Klemens_Fitte
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Huch, hier war ja ganz schön was los Shocked

@Mumienfreund

Mumienfreund hat Folgendes geschrieben:
Ja. So geht moderne Literatur heute, denke ich.


Interessanter Blueprint für die moderne Unterhaltungsliteratur. Jetzt lese ich ja kaum noch, und wenn, dann keine gute, sondern ausschließlich schlechte (Unterhaltungs-)Literatur, und da habe ich den Eindruck: schlechtes U muss vor allen Dingen aus inneren Monologen bestehen; aus Absätzen und Absätzen von Gedankenrede.

@Constantine

Constantine hat Folgendes geschrieben:
ich mag den Gendanken, den du hier äußerst. Ich denke, jeder kennt das aus eigener Erfahrung, als Kind//Jugendliche/r irgendwo mit Erwachsenen am Tisch gesessen zu sein und ihnen bei ihren Gesprächen zugehört zu haben, dabei selbst still gewesen zu sein.
Für die Erwachsenen einfeutig: Die Erwachsenen mit ihren Erwachsenenthemen zu denen das Kind ihrer Meinung nach nichts beitragen kann.
Dein Text kehrt dies um und macht aus dem Schweigen des Kindes kein Schweigen, weil es nichts zu Erwachsenenthemen sagen gäbe, sondern weil es zu viel zu sagen gäbe.
Fein.


Dankeschön smile

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Zu dieser Äußerung von dir vorerst so viel: Ich ging sehr unbedarft in deine Drabbles "rein", nahm jedes für sich als selbständig auf (außer die deutlich als Mehrteiler gekennzeichneten) und las diese dementsprechend als Einzeltexte. Manche der Einzeltexte ließen sich thematisch vereinen, zB diese, die Kinder/Jugendliche vs die Welt/Sicht der Erwachsenen gegenüberstellen oder Eigenbrödler zeigen, die sich vor "denen da draußen" abschotten, oder jene, die als E-Mails/Briefe verfasst worden sind.


Ja, ich denke, die Arbeit der Auswahl, des Zusammenführens, Verknüpfens der verschiedenen angelegten Fäden ist eine, an die ich mich erst später machen werde. Das ist nicht parallel zum Schreiben der Drabbles zu leisten, zumindest nicht für mich, oder wenn, dann sind das so kurze Einfälle, wie man dies oder jenes einbauen oder weiterführen könnte – aber die schreibe ich nicht auf, sondern sage mir: wenn's gut war, wird's mir bei Gelegenheit schon wieder einfallen. Oder ich folge einfach der Spur, die in den Fragmenten angelegt ist.
Bis dahin drabble ich einfach. Und doch, ich denke, das ist mit Spaß genügend beschrieben.

Deine "Detailrückmeldungen"/Interpretationen der einzelnen Drabbles will ich eigentlich gar nicht zerreden – ich freue mich, dass du vieles von dem, was mir beim Schreiben vorschwebte, herausgelesen hast, während mir anderes beim Schreiben gar nicht so bewusst war, in mir aber auch keinen Widerspruch auslöst oder gar das Gefühl, falsch verstanden worden zu sein. Einen kritischen Blick auf die Verlagswelt möchte ich mir zwar nicht anmaßen, da bin ich ja außen vor (siehe meinen Userrang), aber die Hybris des Hobbyschreibers, der glaubt, den nächsten Bestseller geschrieben zu haben, kenne ich recht gut.

Vielen Dank fürs Reinschauen und die – für mich – ergiebige Auseinandersetzung mit dem hier Gedrabbelten.


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Klemens_Fitte
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Beitrag01.09.2020 08:22

von Klemens_Fitte
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Flüche


Zu den Flüchen, mit denen der Junge sein Leben beladen glaubte, zählte, dass jeder Moment, in dem er einen Menschen anblickte und sich Empfindungen für diesen Menschen eingestand – wie manchmal, wenn er seiner Mutter beim konzentrierten Lesen zusah oder dem Großvater bei seinen Bastelarbeiten – von einer tiefen Wehmut begleitet war, als würde er das alles bereits aus weiter Ferne betrachten, aus einer Zukunft, in der diese Menschen nicht mehr lebten oder sich auf andere Weise aus seinem Leben entfernt hatten, so dass jedes Gefühl der Liebe, das gegen seinen Willen in ihm entstand, bereits wie etwas Nachträgliches und Ungültiges erschien.

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Klemens_Fitte
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Beitrag02.09.2020 08:26

von Klemens_Fitte
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Resi Reacts


Theresa hatte lange mit sich gerungen: War es legitim, ihre Videos »Resi Reacts To … (First Time Watching In 30 Years!)« zu nennen, wenn die Technik sie zwang, manche Episoden mehrmals zu filmen, bis keine ihrer Reaktionen echt war? Paradoxerweise – ihren wenigen Stammzuschauern zufolge – wirkten diese Episoden unverfälschter und glaubwürdiger, nicht zuletzt aufgrund der unerwarteten dramaturgischen Tiefe von »D’Artagnan und die 3 MuskeTiere« – einer japanischen Zeichentrickserie von 1981 – die ihr auch beim mehrfachen Ansehen noch eine starke und substanzielle emotionale Reaktion ermöglichte, mit dieser wendungs- und intrigenreichen Handlung, die schon die junge Theresa mit einem fundamentalen Gefühl der Unsicherheit zurückgelassen hatte.

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hobbes
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Beitrag02.09.2020 13:16

von hobbes
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Resi Reacts lol Allein der Titel ist großartig.

Ansonsten bin ich ziemlich entrüstet über mich selbst, da ich hier fast immer nur etwas schreibe reagiere (hihi), wenn ich Dinge lustig finde und man jetzt meinen könnte, ich würde die anderen Sachen nicht mindestens genausogut finden. Aber mei. So ist das halt.
Und überhaupt ist das mit der Resi ja eigentlich gar nicht so lustig, ganz im Gegenteil.
Aber trotzdem!
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d.frank
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D
Beitrag02.09.2020 15:40

von d.frank
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Zitat:
Flüche


WOW...das mal in Worte zu kriegen Shocked [/quote]

Zitat:
schlechtes U muss vor allen Dingen aus inneren Monologen bestehen; aus Absätzen und Absätzen von Gedankenrede.


Ernsthaft?


_________________
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*Arthur Schopenhauer
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Klemens_Fitte
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Beitrag02.09.2020 17:18

von Klemens_Fitte
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hobbes hat Folgendes geschrieben:
Ansonsten bin ich ziemlich entrüstet über mich selbst, da ich hier fast immer nur etwas schreibe reagiere (hihi), wenn ich Dinge lustig finde und man jetzt meinen könnte, ich würde die anderen Sachen nicht mindestens genausogut finden. Aber mei. So ist das halt.


Och, ich find das nicht verwerflich. Ich glaube sogar, dass man (ich) dann, wenn man (ich) etwas Lustiges schreibt (schreibe), viel mehr auf Rückmeldung (Reaktionen) hofft (hoffe), als bei den "ernsteren" Texten. Schließlich ist ein Witz viel abhängiger davon, dass jemand mitlacht – und er macht dann auch viel mehr Spaß.

hobbes hat Folgendes geschrieben:
Und überhaupt ist das mit der Resi ja eigentlich gar nicht so lustig, ganz im Gegenteil.


Allerdings! Das ist (und das ist jetzt tatsächlich ¼ ernstgemeint) der erste Schritt zur Aufarbeitung einer traumatischen Erfahrung – denn die Serie gab es tatsächlich, ebenso wie das "fundamentale Gefühl der Unsicherheit", das sie im jungen Klemens_Fitte hinterließ, jedes Mal, wenn wieder eine Episode mit einem Cliffhanger endete oder mit der Frage, wie sich das nun wieder zum Guten wenden solle.¹
Jedenfalls mache ich "D’Artagnan und die 3 MuskeTiere" dafür verantwortlich, dass ich auch heute keine Serien ansehen kann, es sei denn, es sind Procedurals.²

Ähm … ja. Vielleicht sollte ich sie mir noch mal ansehen und darauf reacten.

*

d.frank hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Flüche


WOW...das mal in Worte zu kriegen Shocked


Öhm …? smile

d.frank hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
schlechtes U muss vor allen Dingen aus inneren Monologen bestehen; aus Absätzen und Absätzen von Gedankenrede.


Ernsthaft?


Nein, nicht e-rnsthaft, sondern u-nterhaltsam. Nein, im E-rnst: ja, meiner unmaßgeblichen Meinung nach schon, auch wenn das wahrscheinlich zu verkürzt ausgedrückt ist.
Ich meine natürlich nicht das, was man in sog. E-Literatur als innere Monologe oder Gedankenrede bezeichnen würde, oder beim 10k-Wettbewerb als Stream of consciousness oder so, aber: schlechte Unterhaltungsliteratur hat sich – in meiner Wahrnehmung – das Problem eines falsch verstandenen/falsch eingesetzten Deep-POV eingebrockt, der bedingt, dass alles, was an Handlung, Umgebungsbeschreibung, Hintergrundinfos, Charakterbeschreibungen etc. pp. durch die Wahrnehmung und eben vor allem – weil schlechte U-Schreiber verkappte Self-Insert-Schreiber sind – Gedanken der/s Prota/s gefiltert und dargestellt werden müssen.
Wenn du jetzt gern konkrete Beispiele hättest … hm, hab ich leider nicht zur Hand.



¹ Man muss sich ja vorstellen: damals war man abhängig von Sendezeiten, und wenn man eine Folge verpasste, dann hatte man sie verpasst, und mit ihr alle Auflösungen und Wendungen zum Guten.

²
Zitat:
Im Fernsehen bezeichnet procedural ein Seriengenre, bei dem innerhalb einer Episode ein Problem vorgestellt, untersucht und auch gelöst wird.

(Quelle: https://www.serienjunkies.de/glossar/procedural.html), Hervorhebung von mir.


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Mumienfreund
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Beitrag02.09.2020 23:16

von Mumienfreund
Antworten mit Zitat

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
d.frank hat Folgendes geschrieben:
Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
schlechtes U muss vor allen Dingen aus inneren Monologen bestehen; aus Absätzen und Absätzen von Gedankenrede.


Ernsthaft?


Nein, nicht e-rnsthaft, sondern u-nterhaltsam. Nein, im E-rnst: ja, meiner unmaßgeblichen Meinung nach schon, auch wenn das wahrscheinlich zu verkürzt ausgedrückt ist.
Ich meine natürlich nicht das, was man in sog. E-Literatur als innere Monologe oder Gedankenrede bezeichnen würde, oder beim 10k-Wettbewerb als Stream of consciousness oder so, aber: schlechte Unterhaltungsliteratur hat sich – in meiner Wahrnehmung – das Problem eines falsch verstandenen/falsch eingesetzten Deep-POV eingebrockt, der bedingt, dass alles, was an Handlung, Umgebungsbeschreibung, Hintergrundinfos, Charakterbeschreibungen etc. pp. durch die Wahrnehmung und eben vor allem – weil schlechte U-Schreiber verkappte Self-Insert-Schreiber sind – Gedanken der/s Prota/s gefiltert und dargestellt werden müssen.
Wenn du jetzt gern konkrete Beispiele hättest … hm, hab ich leider nicht zur Hand.

 Da kann ich so halbwegs nachvollziehen. Allerdings interessiert es mich, was du aktuell an schlechter Unterhaltungsliteratur liest. (bleibt auch unter uns (ich schwöre))


Mit einem Stream of consciousness hat das nichts zu tun, da gebe ich dir recht. Ich setzte relativ häufig die erlebte Rede eine, aus ganz pragmatischen Gründen, weil ich "dachte er, dachte sie" nicht besonders mag. Allerdings nicht inflationär, sondern Satzweise. Ganz Absätze wären mir zu viel.
Das Dilemma ist, dass das dieser deep POV auch etliche Nachteile mit sich bringt: Alles wird länger, die Erzählstimme (sofern man noch eine findet) tritt zunehmend in den Hintergrund und stört, wenn man sie später doch einsetzt, weil sie mehr oder weniger die Perspektive verletzt.
Gründe dafür sind meiner Meinung nach das Bemühen etlicher AutorInnen, filmisch zu erzählen und die (zumindest von mir beobachtete) Zunahme von Ich-Erzählungen. Einen Königsweg habe ich allerdings auch noch nicht gefunden.
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hobbes
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Beitrag02.09.2020 23:42

von hobbes
Antworten mit Zitat

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Das ist (und das ist jetzt tatsächlich ¼ ernstgemeint) der erste Schritt zur Aufarbeitung einer traumatischen Erfahrung – denn die Serie gab es tatsächlich, ebenso wie das "fundamentale Gefühl der Unsicherheit", (...)

Oh, das klärt dann auch gleich noch meine von mir gänzlich unterschlagene (aber vorhandene) Frage, ob es die Serie tatsächlich gegeben hat.

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
¹ Man muss sich ja vorstellen: damals war man abhängig von Sendezeiten, und wenn man eine Folge verpasste, dann hatte man sie verpasst, und mit ihr alle Auflösungen und Wendungen zum Guten.

Oh, ja. Schlimm.
Wenn man ganz viel Glück hatte, wurde es im Jahr darauf noch mal wiederholt.

Erinnert mich jetzt irgendwie an die Zeiten, in denen man in der Disco (gibt es noch Discos?) den DJ befragte, wenn der ein gutes, unbekanntes Lied spielte. War ja nicht so, als hätte man einfach eine Textzeile googlen können. Und die Beschaffung dieses Liedes dann erst.
 Shocked Herrje, ich bin schrecklich alt.
Aber was man da für Geschichten erzählen kann könnte! Cool Wohow Blink
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Beitrag03.09.2020 07:50

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Mumienfreund hat Folgendes geschrieben:
Allerdings interessiert es mich, was du aktuell an schlechter Unterhaltungsliteratur liest.


Also, wenn "lesen" meint: habe ich gekauft/wurde mir geschenkt und liegt auf meinem Nachttisch – da muss ich dich enttäuschen. Ich hab gar keinen Nachttisch. Ich kaufe mir auch (fast) keine Bücher mehr, und die Bücher, die ich mir kaufe, lese ich nicht. Oder erst Jahre später.
Was mir an (E-, U-, T- und was es sonst noch für Kategorien gibt)Literatur begegnet, begegnet mir entweder in diesem Forum oder beim Amazon-"Blick ins Buch", und weil ich tatsächlich in die meisten der hier im Forum vorgestellten Publikationen reinlese, ist der Algorithmus meiner Amazon-Empfehlungen etwas … eigen.

Also, ja, da lese ich, wenn ich lese. Und wenn da wenigstens filmisch erzählt würde, das fände ich ja tatsächlich spannend. Stattdessen ist da oftmals zwar keine eigenständige Erzählstimme, aber trotzdem das Gefühl, man würde von Prota/Ich-Erzähler zugelabert, weil eben alles durch deren Wahrnehmung gefasst und mit ihren Gedanken/Biografien kommentiert wird.

Ist vielleicht am besten, ich gebe ein zufällig herausgegriffenes Beispiel. Ich "empfehle", die ersten Absätze dieses Buchs zu lesen.

*

hobbes hat Folgendes geschrieben:
Oh, das klärt dann auch gleich noch meine von mir gänzlich unterschlagene (aber vorhandene) Frage, ob es die Serie tatsächlich gegeben hat.


Ich hab auch extra noch mal nachgeschaut, ob das nicht ein Fiebertraum war.

hobbes hat Folgendes geschrieben:
Erinnert mich jetzt irgendwie an die Zeiten, in denen man in der Disco (gibt es noch Discos?) den DJ befragte, wenn der ein gutes, unbekanntes Lied spielte. War ja nicht so, als hätte man einfach eine Textzeile googlen können. Und die Beschaffung dieses Liedes dann erst.


Oh ja. Oder wenn man jemanden fragte, ob er/sie diesen oder jenen Song kenne, und weil man den Titel natürlich nie gehört hatte und den Künstler nicht kannte, musste man ihn … vorsummen Shocked


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