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Bildersturm Leseratte
B Alter: 51 Beiträge: 132 Wohnort: Köln
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B 13.06.2020 22:33
von Bildersturm
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Dann hab ich die Frage aber auch missverstanden.
Für mich ist ein Pitch letztendlich auch nur ein "Anreißer", nur eben auf B2B-Ebene. Ich bekomme beruflich täglich diverse Exposés/Treatments auf den Tisch, und der dazugehörige Pitch ist fast immer der typische "Elevator Pitch". Natürlich soll dieser die entsprechende Stimmung oder das Genre der Geschichte rüberbringen, aber mit einer direkten Auflösung ist das ganz selten verbunden (außer sie stellt das Wesen der Geschichte komplett auf den Kopf, dann wird das schon mal angedeutet). Es käme mir auch komisch vor, wenn jemand in 60 Sekunden hastig seinen Hauptplot runterspult und kurz vor dem Öffnen der Fahrstuhltür noch hastig hinterherwirft, "Na, und dann stellt sich heraus, dass X die ganze Zeit der Mörder war.". Komisch im stilistischen Sinne - im Prinzip ist für mich ein Pitch das Instrument, um einen Entscheidungsträger für eine Geschichte zu interessieren und ihn dazu zu bringen, sich näher mit dem darauf folgenden Exposé zu beschäftigen. In letzterem sollte die Auflösung natürlich präsent sein, schon um die logische Struktur des Plots zu einem nachvollziehbaren dramaturgischen Ende zu führen, aber von einem Pitch verlange ich, ehrlich gesagt, nur, dass er interessant oder dramatisch oder auf irgendeine Weise spannend/einzigartig genug ist, um mich für das Konzept zu interessieren. Mehr bekommt man meiner Meinung nach auch nicht in drei bis fünf Sätzen unter, ohne dabei gehetzt zu wirken.
Vielleicht ist das im literarischen Bereich tatsächlich anders, aber wenn "Pitch" hier eher als "Mini-Exposé" interpretiert wird, fände ich das sogar ein bisschen schade, denn Pitches sind durchaus schon eine eigene kleine Kunstform, an denen manchmal auch erfahrene Autoren/Produzenten scheitern, weil ihr Fokus oft woanders liegt.
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Merlinor Art & Brain
Alter: 72 Beiträge: 8676 Wohnort: Bayern
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14.06.2020 14:43
von Merlinor
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Bildersturm hat Folgendes geschrieben: | Für mich ist ein Pitch letztendlich auch nur ein "Anreißer" |
Hallo Bildersturm
Ja, im Sprachgebrauch des Verlagswesens hat sich das (leider) mittlerweile mancherorts so eingebürgert. Pitch klingt halt viel cooler, als Anreißer ...
Aber im "normalen" Geschäftsleben ist "Pitching" eben etwas anderes. Da soll in möglichst wenig Worten das (gesamte) Wesen einer Geschäftsidee vorgestellt werden. Und selbst hier wird begrifflich oft geschlampt, weil beispielsweise auf Meetings, in denen junge Startups möglichen Investoren ihre Projekte vorstellen oft noch von Pitching gesprochen wird, wenn es sich eigentlich schon um einigermaßen ausführliche Kurzvorstellungen handelt.
Wirkliche Pitches sollen ein Projekt in zwei drei Sätzen zumindest dem Wesen nach möglichst komplett vorstellen. Hierfür treffende Formulierungen zu finden ist natürlich schwieriger, als dies in einem doch schon recht ausführlichen Exposé zu tun. In der amerikanischen Filmindustrie hatte sich das zu einer ganz eigenen "Kunstform" entwickelt, hing an solchen Pitches doch oft der Zuschlag für millionenschwere Filmprojekte. Nur wenn so ein Pitch gut genug gemacht war, um die Aufmerksamkeit eines Produzenten oder Regisseurs zu erregen, hat der sich überhaupt dazu herabgelassen, einen Blick in das dazugehörige Exposé zu werfen.
Hierzulande mahlen die Mühlen etwas langsamer und so hat diese reine Form des Pitchens auch eine geringere Bedeutung am Markt, was dazu führte, das sprachlich oft geschludert wird und viele Autoren oder Projektentwickler sich den Begriff im Rahmen ihrer Exposés und Kurzvorstellungen angemaßt haben - weil es halt cool und professionell klingt ...
In einem Schriftstellerforum möchte ich so einen Begriff aber doch lieber etwas genauer benutzen ...
LG Merlinor
_________________ „Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“
MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942 |
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nothingisreal Papiertiger
Beiträge: 4002 Wohnort: unter einer Brücke
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14.06.2020 19:40
von nothingisreal
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agu hat Folgendes geschrieben: | Also ich habe in meinen Exposes im Pitch am Anfang nie die Auflösung rein geschrieben (nur dann im detaillierten Handlungsabriss), und vier davon sind zu Verträgen geworden.
Also müssen muss man gar nichts |
Danke agu!
Das sind dann aber wie Merlinor sagt Anreißer und keine Pitchings.
_________________ "Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten." - William Somerset Maugham |
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nothingisreal Papiertiger
Beiträge: 4002 Wohnort: unter einer Brücke
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14.06.2020 19:44
von nothingisreal
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Merlinor hat Folgendes geschrieben: |
Aber im "normalen" Geschäftsleben ist "Pitching" eben etwas anderes. Da soll in möglichst wenig Worten das (gesamte) Wesen einer Geschäftsidee vorgestellt werden. Und selbst hier wird begrifflich oft geschlampt, weil beispielsweise auf Meetings, in denen junge Startups möglichen Investoren ihre Projekte vorstellen oft noch von Pitching gesprochen wird, wenn es sich eigentlich schon um einigermaßen ausführliche Kurzvorstellungen handelt.
Wirkliche Pitches sollen ein Projekt in zwei drei Sätzen zumindest dem Wesen nach möglichst komplett vorstellen. Hierfür treffende Formulierungen zu finden ist natürlich schwieriger, als dies in einem doch schon recht ausführlichen Exposé zu tun. |
Ich kenne Pitches genauso wie du beschreibst: alles ist drin. Allerdings sind für mich zwei, drei Sätze keine Pitchings, sondern Loglines. Pitches dürften durchaus knapp eine halbe Seite lang sein. So mein Kenntnisstand.[/quote]
_________________ "Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten." - William Somerset Maugham |
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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14.06.2020 20:32
von BlueNote
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Sehr verwirrend (inzwischen)!
Der Pitch ist im Deutschen das Anschreiben und er muss nicht das enthalten, was amerikanische Geschäftsleute im Allgemeinen von einem "Pitch" so erwarten (richtig oder falsch verstanden?)
Vielleicht können ja noch ein paar Leute was dazu sagen, die bereits Anschreiben an deutsche Verlage verfasst haben.
Danke!
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5437 Wohnort: OWL
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14.06.2020 20:43
von Willebroer
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BlueNote hat Folgendes geschrieben: |
Vielleicht können ja noch ein paar Leute was dazu sagen, die bereits Anschreiben an deutsche Verlage verfasst haben.
Danke! |
Du meinst, wer schon mal einen Verleger im Fahrstuhl getroffen hat?
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Merlinor Art & Brain
Alter: 72 Beiträge: 8676 Wohnort: Bayern
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14.06.2020 21:29
von Merlinor
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BlueNote hat Folgendes geschrieben: | Der Pitch ist im Deutschen das Anschreiben |
Nein, der Pitch kann Teil des Anschreibens sein. Er muss nicht, aber sollte in einem Anschreiben enthalten sein, um dem Lektor in möglichster Kürze einen Begriff vom vorgestellten Werk zu geben. Aber gemäß nothingisreals Definition wäre da heutzutage wohl besser der Begriff der "Logline" angebracht, oder meinetwegen auch das, was man hierzulande als "elevator pitch" bezeichnet.
nothingisreal hat Folgendes geschrieben: | Ich kenne Pitches genauso wie du beschreibst: alles ist drin. Allerdings sind für mich zwei, drei Sätze keine Pitchings, sondern Loglines. Pitches dürften durchaus knapp eine halbe Seite lang sein. So mein Kenntnisstand |
Hallo nothinisreal
Ich schaue gerade im Netz unter *Loglines* und lese dort, dass die Logline dort als genau das beschrieben wird, was ich eigentlich unter dem Begriff Pitch kenne. Allerdings bezweifle ich, dass die Zuschreibung zur amerikanischen Filmindustrie so zutrifft. Das scheint mir eher eine Zuordnung aus deutschem Blickwinkel zu sein.
Am Anfang stand in der amerikanischen Filmindustrie einfach nur der Pitch als kürzest mögliche Zusammenfassung eines Filmprojekts. Mit weniger hätten sich die amerikanischen Filmmogule auch nicht zufrieden gegeben. Aber es scheint wohl so zu sein, dass im Laufe der Zeit tatsächlich eine Erweiterung des Begriffes stattgefunden hat, als sich auch andere Geschäftszweige des Begriffes bemächtigten.
Inwieweit das auch für die USA zutrifft, kann ich nicht sagen. Für möglich halte ich es, weil die Amerikaner, was Sprache betrifft, durchaus Pragmatiker sind. Ob und wie es zu Unterschieden im Gebrauch der jeweiligen lokalen Landessprachen gekommen ist, vermag ich ebenfalls nicht nachzuvollziehen, halte aber auch das für durchaus wahrscheinlich.
Mit *Pitching* hingegen werden in Deutschland heutzutage wohl tatsächlich auch etwas längere Zusammenfassungen eines Projekts bezeichnet, so wie du es beschreibst nothinisreal. Da muss ich mich also berichtigen, denn wenn es so in unserer Zeit der Usus ist, kann ich mich dem ja nicht gut entziehen.
Zugeschrieben wird der Ursprungt dieser Art des Pitching hier übrigens der Werbebranche, aber auch das scheint wie gesagt ein typisch deutsche Sichtweise zu sein.
Fazit: Ich bin halt mittlerweile ein alter Daddel und offenbar nicht mehr up to date, was die sprachliche Entwicklung betrifft ...
LG Merlinor
_________________ „Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“
MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942 |
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V.K.B. [Error C7: not in list]
Alter: 51 Beiträge: 6155 Wohnort: Nullraum
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15.06.2020 00:04
von V.K.B.
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Zitat: | Fazit: Ich bin halt mittlerweile ein alter Daddel und offenbar nicht mehr up to date, was die sprachliche Entwicklung betrifft ... smile | Und ich bin jetzt umso verwirrter, was genau da denn nun als "Pitch" ins Anschreiben soll. Ein Satz, der alles so kurz wie möglich zusammenfasst? Oder ein Absatz mit mehreren Sätzen, bis zu eine halbe Seite lang?
_________________ Hang the cosmic muse!
Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills … |
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Bildersturm Leseratte
B Alter: 51 Beiträge: 132 Wohnort: Köln
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B 15.06.2020 00:56
von Bildersturm
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V.K.B. hat Folgendes geschrieben: | Und ich bin jetzt umso verwirrter, was genau da denn nun als "Pitch" ins Anschreiben soll. Ein Satz, der alles so kurz wie möglich zusammenfasst? Oder ein Absatz mit mehreren Sätzen, bis zu eine halbe Seite lang? |
Aber dann kannst du auch gleich ein Exposé draus machen. Für mich bleibt ein Pitch ein Pitch. Aber wie gesagt, ich komm aus dem Filmbereich - Verlage mögen da noch anders denken.
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Nicki Bücherwurm
Alter: 68 Beiträge: 3613 Wohnort: Mönchengladbach
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15.06.2020 08:14
von Nicki
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BlueNote hat Folgendes geschrieben: | Sehr verwirrend (inzwischen)!
Der Pitch ist im Deutschen das Anschreiben und er muss nicht das enthalten, was amerikanische Geschäftsleute im Allgemeinen von einem "Pitch" so erwarten (richtig oder falsch verstanden?)
Vielleicht können ja noch ein paar Leute was dazu sagen, die bereits Anschreiben an deutsche Verlage verfasst haben.
Danke! |
Das Anschreiben ist das übliche:
Sehr geehrte Frau Schmitz,
hiermit schicke ich ... bla, bla, bla,
Mit freundlichen Grüßen
Blue Note
Der Pitch ist wirklich die sogenannte Fahrstuhlzusammenfassung, also die kürzestmögliche Zusammenfassung der kompletten Geschichte. Ich denke, so drei bis fünf Sätze könnten passen. (Mein Debütroman hatte 4 Sätze).
Dann gibt es noch eine Kurzzusammenfassung, die etwa das dreifache an Sätzen beinhalten kann. Ich vermute, das ist das Bonbon für den Lektor, der noch nicht einmal Zeit hat, das Exposé zu lesen.
In der AG Exposé findest du mehrere Beispiele, schon mal daran gedacht, dein Werk hier vorzustellen?
_________________ MfG
Nicki
"Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist." Henry Ford
"Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt." A.Einstein
*Sommerblues* September 2017 Eisermann Verlag
*Trommelfeuer* November 2017 Eisermann Verlag
*Silvesterliebe* 30. November 2018 Eisermann Verlag
*Gestohlene Jahre* Work in Progress |
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5437 Wohnort: OWL
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15.06.2020 11:07
von Willebroer
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Allein das Wort: "Pitch!"
Das klingt wie ein Peitschenhieb - oder wie ein Chamäleon, das mit der Zunge eine Fliege aus der Luft fängt.
Aber vielleicht könnte man es stufenweise aufbauen. Man schickt ein Pitch, dann aber auch eine Datei mit einem erweiterten Pitch, wo zwei weitere Punkte enthüllt werden.
Dann eine Datei mit "Hier erfahren Sie NOCH mehr". Und die vierte oder fünfte Datei (nur bei Interesse öffnen) enthält dann das komplette Exposé.
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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18.06.2020 21:51
von BlueNote
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Zitat: |
In der AG Exposé findest du mehrere Beispiele, schon mal daran gedacht, dein Werk hier vorzustellen?
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Ich glaube, dafür ist es noch zu früh. Ich brauche noch eine Überarbeitungsrunde.
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