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Geheimnisverrat beim Exposé gleich zu Beginn?

 
 
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag11.06.2020 09:49
Geheimnisverrat beim Exposé gleich zu Beginn?
von BlueNote
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo!

Viele Romane laufen ja auf eine gewisse Aufklärung hinaus. Z.B. Die Geliebte von Ödipus war in Wirklichkeit seine Mutter. Oder der Mörder war wieder der Gärtner. Als Autor ist man ja versucht, bei seinem Schreiben eine gewisse Spannung aufzubauen. Ist es im Exposé eher erwünscht, dass die Auflösung an den Beginn gestellt wird, auch wenn dann der Grund, den Rest überhaupt noch zu lesen, fast schon wegfällt?

BN
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Gerling
Geschlecht:männlichExposéadler
G

Alter: 59
Beiträge: 2386
Wohnort: Braunschweig


G
Beitrag11.06.2020 10:24

von Gerling
Antworten mit Zitat

Verlage und Agenten fordern, dass im Exposé auch die Auflösung beschrieben wird. Cliffhanger oder ähnliches gehören da nicht rein.

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BlueNote
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Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag11.06.2020 10:40

von BlueNote
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ja schon! Aber gleich zu Beginn? Z.B. Der Roman handelt von einer Liebesbeziehung, bei der sich am Ende das Liebespaar als Mutter und Sohn entpuppt. Oder stellt man die Auflösung auch an den Schluss der Beschreibung?
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Gerling
Geschlecht:männlichExposéadler
G

Alter: 59
Beiträge: 2386
Wohnort: Braunschweig


G
Beitrag11.06.2020 10:50

von Gerling
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Chronologisch, so wie im Buch.

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Dorka
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Beitrag11.06.2020 10:51

von Dorka
Antworten mit Zitat

Hallo BlueNote,

das Exposé folgt der Erzählung im Roman. Also sollte im Exposé die Auflösung dort erscheinen, wo sie im Roman auftaucht. Wenn bei Dir das Geheimnis erst auf den letzten Seiten gelüftet wird, sollte es auch im Exposé gegen Ende auftauchen.

Gruß Dorka
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Taranisa
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Wohnort: Frankenberg/Eder


Beitrag11.06.2020 17:33

von Taranisa
Antworten mit Zitat

Das Exposé zeigt ja auch den Weg zur Auflösung auf. So können Lektoren sehen, ob sich alles schlüssig aufbaut.

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V.K.B.
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Beitrag11.06.2020 19:34

von V.K.B.
Antworten mit Zitat

Aber müsste das nicht schon im Pitch stehen?

Ungefähr so:
"Der nach einem verstörenden Orakelspruch als Baby ausgesetzte Ödipus wächst in einem benachbarten Königreich heran, erobert später das Reich seiner Eltern, tötet den dortigen König und heiratet dessen Frau, ohne zu wissen, dass es sich dabei um seine Mutter handelt und er die Prophezeiung damit erfüllt."

Ist jetzt vielleicht nicht ganz druckreif, aber müsste doch so ähnlich aussehen und würde schon ganz am Anfang alles verraten.


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agu
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Beitrag11.06.2020 21:26

von agu
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Gerling hat Folgendes geschrieben:
Chronologisch, so wie im Buch.

Sehe ich auch so.

Wenn man vor das detaillierte Expose zwei oder drei Sätze Pitch setzt, kann man da auf die komplette Auflösung ja noch verzichten und den eher als Anreißer wie einen Klappentext schreiben.


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Engelsbrut (2009 Sieben, 2011 LYX) | Engelsjagd (2010 Sieben) | Engelsdämmerung (2012 Sieben)
Die dunklen Farben des Lichts (2012, SP)
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BlueNote
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Beitrag11.06.2020 21:32

von BlueNote
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Das war meine Befürchtung, dass man den Pitch schreiben müsse, wie V.K.B. ihn demonstriert hat.
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nothingisreal
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Beitrag11.06.2020 22:10

von nothingisreal
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BlueNote hat Folgendes geschrieben:
Das war meine Befürchtung, dass man den Pitch schreiben müsse, wie V.K.B. ihn demonstriert hat.


Muss man das? Oder kann man eher einen "Klappentext" am Anfang setzen? Frage an Leute, die sich öfters erfolgreich bei Verlagen beworben haben. Laughing


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agu
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Beitrag11.06.2020 22:48

von agu
Antworten mit Zitat

Also ich habe in meinen Exposes im Pitch am Anfang nie die Auflösung rein geschrieben (nur dann im detaillierten Handlungsabriss), und vier davon sind zu Verträgen geworden.
Also müssen muss man gar nichts smile


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Merlinor
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Beitrag12.06.2020 16:16

von Merlinor
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Hallo

Ein Pitch sollte in möglichst wenig Wortene/Sätzen den gesamten Inhalt eines Textes widerspiegeln.
Selbstverständlich gehört zu einem Pitch deshalb auch die Auflösung der Geschichte.
Der Pitch gehört allerdings in das Anschreiben, nicht ins Exposé.
Wenn Du allerdings einen Pitch auch an den Anfang des Exposés setzt, dann muss er vollständig sein. Alles andere ist kein Pitch, sondern maximal ein Anreißer.

LG Merlinor


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BirgitJ
Klammeraffe


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Beitrag12.06.2020 18:01

von BirgitJ
Antworten mit Zitat

Moin,

in meine Pitches schreibe ich nie die Auflösung. Der Pitch soll als Anreißer Interesse am Rest wecken und endet bei mir offen. Oder mit einer Frage.

Also im Falle von Ödipus etwas wie: Findelkind Ödipus wächst am Hof des Königs ... auf. Zum Mann gereift erobert er das benachbarte Reich, tötet den König und heiratet dessen Witwe. Das greifen die Götter in das Geschehen ein.

Grüße wünscht Birgit


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V.K.B.
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Beitrag12.06.2020 21:37

von V.K.B.
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So, das mit dem Pitch interessiert mich jetzt auch. Ich bin mit einem eigenen Exposé nämlich auch immer noch nicht zufrieden, aus den gleichen Gründe wie BlueNote. Ich hab auch gelernt, ein Pitch müsse vollständig sein und auch die Lösung beinhalten. Aber das widerstrebt mir komplett. Mein ganzes Buch geht im Prinzip darum, dass der unzuverlässige Erzähler den Leser mit jeder Menge psychologischer Tricks davon abhält, seine eigentlich ganz simple Absicht zu durchschauen, die dann erst am Ende klar wird. Ein zusammenfassender Pitch würde diesen Effekt komplett kaputtmachen (was das Exposé eigentlich eh schon tut).

Hat noch jemand einen brauchbaren spoilerfreien Pitch für das Beispiel Ödipus? Der von BirgitJ passt ja nicht wirklich zur Handlung, da greifen ja nicht plötzlich irgendwelche Götter ein, das tragische Schicksal ist von Menschen in Gang gesetzt, eben was dabei rauskommen kann, wenn man auf Prophezeiungen irgendwelcher bekifften Priesterinnen hört. Hätten Ödipus' Eltern nicht auf das Orakel (über)reagiert, wäre das ganze ja überhaupt nicht passiert. Wie pitcht man denn nur eine solche logische Ringstruktur, ohne sie zu spoilern???


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BirgitJ
Klammeraffe


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Beitrag12.06.2020 22:15

von BirgitJ
Antworten mit Zitat

Die Frage für einen guten Pitch ist doch die nach dem Protagonisten/der Protagonistin, dem Gegenstück und dem was jeweils gewollt ist. Die stärkste Motivation prägt nicht nur die Geschichte, sondern auch den Pitch. Der endet bei einem Wendepunkt der Geschichte. Ödipus hat die Witwe des besiegten Nachbarkönigs geheiratet. Selbst wenn man nicht weiß, dass es eigentlich seine Mutter ist, wird man bei dieser Ausgangslage nicht von einer störungsfreien Ehe ausgehen dürfen.

Um bei dem Ödipus- Beispiel zu bleiben, ist der Pitch ein anderer, wenn Ödipus die Hauptfigur ist oder seine Mutter. Es kommt was anderes beim Pitch raus, wenn es ihm darum geht, seine wahren Eltern zu finden oder einfach nur das Nachbarreich zu erobern.

Der Pitch, der alles verrät, ist einer, der von außen auf die Geschichte schaut. Er kennt alle Motivationen als handelnden Figuren. Er schaut in alle Köpfe und weiß einfach alles. Dann braucht es vielleicht Götter, um im Pitch nicht alles zu verraten. Nimmt man im Pitch aber die gleiche Sichtweise ein wie im Roman sieht es anders aus.

@Veith, ohne deinem Roman zu kennen, fällt es mir jetzt schwer, noch mehr dazu zu sagen.


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BrianG
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Beitrag13.06.2020 10:14

von BrianG
Antworten mit Zitat

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
... dass der unzuverlässige Erzähler den Leser mit jeder Menge psychologischer Tricks davon abhält, seine eigentlich ganz simple Absicht zu durchschauen ...


Hallo Veith, das Zitat kann meiner Meinung nach genau so in einem Pitch drinstehen. Was es mit den psychologischen Tricks usw. auf sich hat, steht dann im Expose. Aber auch wenn ich deine Story nicht kenne, vermute ich, dass dieser Satz genau ihr Punctus Knacktus ist.


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V.K.B.
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Beitrag13.06.2020 13:14

von V.K.B.
Antworten mit Zitat

BrianG hat Folgendes geschrieben:
V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
... dass der unzuverlässige Erzähler den Leser mit jeder Menge psychologischer Tricks davon abhält, seine eigentlich ganz simple Absicht zu durchschauen ...


Hallo Veith, das Zitat kann meiner Meinung nach genau so in einem Pitch drinstehen. Was es mit den psychologischen Tricks usw. auf sich hat, steht dann im Expose. Aber auch wenn ich deine Story nicht kenne, vermute ich, dass dieser Satz genau ihr Punctus Knacktus ist.


Das pitcht aber doch höchstens die Erzählweise, und nicht die Handlung oder den Plot.


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Merlinor
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Beitrag13.06.2020 13:49

von Merlinor
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Hallo Leute

Ich fürchte, hier wird von einigen der Begriff "Pitch" missverstanden. Worüber ihr sprecht sind Anreißer. Die haben ihre eigenen Regeln und haben wenig mit einem Pitch gemein.

In einem Pitch versucht der Autor die Essenz des ganzen Manuskripts in möglichst wenige Sätze und Worte zu packen. Pitching hat sich zuerst in der (amerikanischen) Filmindustrie entwickelt. Dort ist es schwierig, Manuskripte an die Produzenten und Regisseure zu vermitteln, weil die mit Filmideen überhäuft werden und keine Zeit haben (wollen), sich mit denen jeweils gründlich auseinanderzusetzen. Die wollen in zwei drei Sätzem wissen, worum es geht und entscheiden dann, ob sie ein Thema interessiert und sie sich die Idee etwas genauer anschauen wollen. Aus dieser Notwendigkeit entwickelte sich im Laufe der zeit die spezielle Kunst des Pitchens: Bring eine Filmidee mit möglichst wenig Sätzen auf den Punkt.

Im Buchbereich gehört der Pitch normalerweise in das Anschreiben und soll, wenn er gut gemacht ist, den Rezipienten im Verlag dafür interessieren, einen Blick in das beiliegende Exposé zu werfen. natürlich will der jeweilige Lektor wissen, ob es sich bei dem Manuskript beispielsweise um eine Geschichte mit Happy End, oder eine mit einem schlechten Ausgang handelt. Kurz: Der Pitch soll das gesamte Wesen des Textes in wenig Worten einfangen. Dazu gehört selbstverständlich auch der Ausgang der Geschichte.
Der Anreißer hingegen ist in unserem Fall ein (mögliches) Element in einem Exposé. Da ist es nicht zwingend nötig, bereits den Ausgang der Geschichte zu beschreiben, wobei ein "Anreißer" in einem Exposé schon etwas sachlicher und neutraler daherkommen sollte, als beispielsweise in einem Klappentext oder sonstiger Werbung.

LG Merlinor


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sleepless_lives
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Beitrag13.06.2020 14:35

von sleepless_lives
Antworten mit Zitat

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Hat noch jemand einen brauchbaren spoilerfreien Pitch für das Beispiel Ödipus? Der von BirgitJ passt ja nicht wirklich zur Handlung, da greifen ja nicht plötzlich irgendwelche Götter ein, das tragische Schicksal ist von Menschen in Gang gesetzt, eben was dabei rauskommen kann, wenn man auf Prophezeiungen irgendwelcher bekifften Priesterinnen hört. Hätten Ödipus' Eltern nicht auf das Orakel (über)reagiert, wäre das ganze ja überhaupt nicht passiert. Wie pitcht man denn nur eine solche logische Ringstruktur, ohne sie zu spoilern???

Ödipus kann man nicht spoilern, denn die Idee, die er transportiert, ist, dass der Mensch seinem Schicksal nicht entkommen kann, so heftig er oder sie das auch versucht. Es ist von Anfang an klar, wie die Geschichte enden wird, dass die Prophezeiung eintreffen wird. Die Menschen haben nichts in Gang gesetzt, es wäre sowieso so gekommen. All ihr Tun trägt nur dazu bei, dass das Schicksal seinen Lauf nimmt.

Zusätzlich zu dem, was Merlinor gesagt hat, wirft das ein Licht auf den Pitch. Denn um die Ödipus-Geschichte zum Beispiel einem altgriechischen Theaterveranstalter zu verkaufen, müsste gerade dieser Aspekt betont werden, denn er entsprach dem herrschenden Denken. Nicht eine überraschende Wendung. In deinem Fall, V.K.B., müsstest du die Motivation für den unzuverlässigen Erzähler und die späte Aufdeckung erkunden und die Aussage oder Idee dahinter in den Mittelpunkt stellen. Denn offensichtlich ist dir die späte Enthüllung sehr wichtig. Oder sieh es umgekehrt: Lektor oder Agent liest Pitch ohne Enthüllung, sieht vielleicht eine Geschichte, von der der Verlag schon jede Menge hat, liest nicht mehr weiter. Wie Merlinor schon gesagt hat: Der Pitch muss überzeugen. Wenn du ein zumindest potentiell zentrales Alleinstellungsmerkmal irgendwo vergräbst, so dass man es bestenfalls später per Zufall findet, schneidest du dich möglicherweise ins eigene Fleisch.


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BrianG
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Beitrag13.06.2020 15:37

von BrianG
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Vielleicht als Ergänzung zu Merlinor:

In verschiedenen Kursen zum Thema Marketing (aber nicht nur dort) kursiert das Schreckgespenst des "Elevator Pitches". Das basiert auf folgender Annahme:

Du bist jemand mit einer genialen Geschäftsidee (oder, im literarischen Fall, mit einer genialen Buchidee). Wie es das Glück so will, fährst du mit genau dem Geschäftspartner (oder Lektor) in einem Aufzug. Du hast genau die Zeit der Aufzugsfahrt, den Kerl (oder die Kerlin) an den Haken zu bekommen. Das sind zwischen 30 Sekunden und 2 Minuten.

In dieser kurzen Zeit musst du es schaffen, genug Interesse zu wecken, dass das Gespräch nach der Aufzugsfahrt weitergeht.

Für Autoren ist das eine wunderbare Übung, die Essenz ihrer Ideen herauszuarbeiten. Warum sollte jemand das Buch lesen? Warum würde diese Person es weiterempfehlen. Was würde die Person sagen, wenn sie es weiterempfiehlt?

@Veith: Mit dem Zitat, das ich in meinem vorhergehenden Post gebracht habe, hättest du mich schon mal am Haken gehabt. Ein unzuverlässiger Erzähler, da fängt schon mal etwas an, vor meinem inneren Auge abzulaufen. Eine Geschichte, die vordergründig von A berichtet, während in Wahrheit B abläuft. Das klingt interessant, da will ich mehr wissen.

@Merlinor: Den Begriff Anreißer finde ich cool. Wenn ich dich richtig verstehe, würde dieser Begriff eher in Threads über das Thema "Der erste Satz" gehören, richtig?


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Merlinor
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Beitrag13.06.2020 20:41

von Merlinor
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BrianG hat Folgendes geschrieben:
@Merlinor: Den Begriff Anreißer finde ich cool. Wenn ich dich richtig verstehe, würde dieser Begriff eher in Threads über das Thema "Der erste Satz" gehören, richtig?


Hallo BrianG

Nein, nicht wirklich, wobei ein guter erster Satz natürlich auch ein Anreißer sein kann.
Ein Klappentext ist beispielsweise ein Anreißer. Er dient einzig und alleine dem Zweck, das Interesse des Lesers zu wecken. Er ist der Marktschreier vor der Bude des Flohzirkus. In ihm muss natürlich nicht drinstehen, wie die Geschichte später einmal ausgehen wird. Das würde die Neugier des Lesers ja gleich wieder ersticken.

LG Merlinor

PS.: Ich mag Dein Beispiel mit der Aufzugsfahrt ... smile


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Beitrag13.06.2020 20:56

von V.K.B.
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sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
Es ist von Anfang an klar, wie die Geschichte enden wird, dass die Prophezeiung eintreffen wird. Die Menschen haben nichts in Gang gesetzt, es wäre sowieso so gekommen. All ihr Tun trägt nur dazu bei, dass das Schicksal seinen Lauf nimmt.
Nach damaligem Denken definitiv. Aber letztendlich bleibt die Frage nach freiem Willen vs Determinismus.

sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
In deinem Fall, V.K.B., müsstest du die Motivation für den unzuverlässigen Erzähler und die späte Aufdeckung erkunden und die Aussage oder Idee dahinter in den Mittelpunkt stellen. Denn offensichtlich ist dir die späte Enthüllung sehr wichtig. Oder sieh es umgekehrt: Lektor oder Agent liest Pitch ohne Enthüllung, sieht vielleicht eine Geschichte, von der der Verlag schon jede Menge hat, liest nicht mehr weiter.
Danke, das ist ein guter Punkt. So hatte ich es erst drin stehen, und war dann nicht mehr so überzeugt, weil ich gedacht habe: das spoilert ja gleich alles. Aber du hast natürlich recht. Der Leser kann langsam merken, dass er eine Anti-Story liest (oder sich die fast eher in seinem Kopf selber baut) und sich damit letztendlich selbst auf den Leim gegangen ist, weil er von gängigen Tropes ausgeht und sich dadurch falsche Prämissen in den Kopf setzt, die verhindern, auf eine eigentlich ganz simple und völlig offensichtliche Sache zu kommen. Ich war selbst überrascht, wie gut das bei allen Testlesern funktioniert hat.

Ich dachte, wenn ich das ins Exposé schreibe, beraube ich den Leser dieser Erfahrung. Aber du hast recht, dem Leser des Exposés geht es ja nicht um eine eigene Leseerfahrung, sondern darum, was an dem Buch besonders ist.

BrianG hat Folgendes geschrieben:
@Veith: Mit dem Zitat, das ich in meinem vorhergehenden Post gebracht habe, hättest du mich schon mal am Haken gehabt. Ein unzuverlässiger Erzähler, da fängt schon mal etwas an, vor meinem inneren Auge abzulaufen. Eine Geschichte, die vordergründig von A berichtet, während in Wahrheit B abläuft. Das klingt interessant, da will ich mehr wissen.
Das deckt sich ziemlich mit dem, was sleepless meinte. Ja, ich denke, da hab ich wohl selbst in eine falsche Richtung gedacht.

Also zusammenfassendes Fazit: Ja, ruhig alles im Exposé spoilern und von Anfang an reinen Wein einschenken. Sollte dann wohl auch für BlueNotes Ausgangsfrage gelten. Gut, dass ich sein Buch vor dem Exposé gelesen habe, der Leseerfahrung wäre ich auch ungern beraubt worden. Aber Buchleser und Exposéleser sind ja auch ganz unterschiedliche Dinge, vergisst man leicht. Also danke für die Klärung.


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