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Einstand


 
 
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doc schubidu
Erklärbär
D


Beiträge: 4
Wohnort: Berlin - Madrid


D
Beitrag30.03.2024 19:13
Einstand
von doc schubidu
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo,
hier stelle ich zum Einstand den Anfang des ersten Kapitels eines Romanvorhabens vor:

1. Erstsemester in neuer Stadt
Das Sofa war schmal, zu schmal, um wirklich fest darauf schlafen zu können. Die Raben auf dem Dach krähten irgendwie näher als gewöhnlich und das hatte ihn aus seinem Halbschlaf geholt. Er stolperte zum einzigen Fenster seines kleinen dachschrägen Zimmers um zu schauen, was los war und sah eine Rabenversammlung direkt vor seinem Fenster. Sie pickten die Salami aus der angebrochenen Plastikverpackung, die er aus Ermangelung eines Kühlschranks draußen vor dem Fenster lagerte. Nun ja, das Frühstück war also futsch und er drehte sich erst einmal eine Zigarette um zu sich zu kommen. Der Rauch würde die triste Ansicht dieser Bude vernebeln und Klarheit bringen.
Es war Sonntag, die Läden in diesem gottverdammten katholischen Nest alle zu. Auf den Dächern lag Schnee und  die Theologiestudenten von links und rechts waren über’s Wochenende nach Hause gefahren, sowohl der bedrückte, als auch die Frohnatur. Dessen schallendes Lachen und das des Mädchens, das regelmäßig beim angehenden Pater zu Besuch war, fehlten Felix hier und jetzt. Er brauchte etwas Aufmunterndes, denn gestern hatte er sozusagen alles gewonnen und dann wieder verloren, wie ein Anfänger.
Es verhielt sich nämlich so, dass er dieses italienische Mädchen, Valentina, kennengelernt hatte. Trotz dröhnender Tanzmusik unterhielten sie sich mehrere Stunden. Abwechselnd berührten seine/ihre Lippen die Ohrmuschel der/des anderen sanft, um sich wichtige Nichtigkeiten auf Englisch zuzuschreien. Die Unterhaltung lief so selbstverständlich und ungehemmt, als würden sie sich ewig kennen, und gleichzeitig frisch und prickelnd wie eine Neuentdeckung. Doch dann kam plötzlich die Sperrstunde - daran konnte man sich als „Fischkopf“ unmöglich gewöhnen - und noch bevor man Nummern, Adressen oder sonstwas getauscht hatte, war Valentina bereits im Aufbruchgewirr mit den Leuten, bei denen sie wohnte, verschwunden. >Klappe<
Das kann doch aber nicht das Ende sein, hallte ein Alarm jetzt in seinem Kopf. Und obwohl er sich diesen Sonntag heute bereits seit einiger Zeit zum Vorbereiten auf die Logikklausur in dieser Woche reserviert hatte, ließ sich das so einfach nach dem gestrigen Ereignis nicht bewerkstelligen, so sehr er Logik, abstraktes Denken und so auch mochte. Ein Plan musste her, um sie ausfindig zu machen, angewandte Logik sozusagen. Die Zwölf-Uhr-Kirchenglocken zogen ihn aus der Tiefe des Treibsandes der Überlegungen und umgehend wurde gegenwärtig, dass Tabak und kriminalistisches Denken den immer stärker werdenden Hunger nicht würden vermindern können, eher im Gegenteil.
Draußen im Grauen war Felix der einzige Fahrgast in der Tram, die über die Brücke in Richtung Zentrum holperte. ...

bis hier erst einmal. Freue mich über Feedback. Ciao

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Arminius
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 65
Beiträge: 1223
Wohnort: An der Elbe


Beitrag30.03.2024 22:42

von Arminius
Antworten mit Zitat

Hallo doc,
zunächst mal: welche Art von Roman soll das werden? Es wäre hilfreich, das zu wissen. Eine geografische Kennmarke wäre auch nicht schlecht. Der "Fischkopf" ist eine vage Anspielung auf die Örtlichkeit. Irgendwo im Voralpenland?

Anmerkungen:
Raben krähen nicht. Lasse sie krächzen oder einfach lärmen.

Der Rauch würde die triste Ansicht dieser Bude vernebeln und Klarheit bringen. Lasse "Ansicht dieser" weg, dann fände ich es Daumen hoch

Abwechselnd berührten seine/ihre Lippen die Ohrmuschel der/des anderen sanft, um sich wichtige Nichtigkeiten auf Englisch zuzuschreien. Schreien und sanfte Berührung der Lippen schließen sich aus. Da wird das Vorstellungsvermögen überfordert.

hallte ein Alarm jetzt in seinem Kopf. Das würde ich umformulieren. Der anschließende Satz ist zu lang und zu umständlich formuliert.

Fazit: Der Einstieg verrät mir nicht allzu viel. Das macht mich unschlüssig, ob ich weiter lesen möchte. Dem Text selbst täten ein oder zwei Überarbeitungsrunden gut, um ihn flüssiger und klarer zu gestalten.
Dranbleiben!
Danke für's Einstellen.
Arminius


_________________
A mind is like a parachute. It doesn´t work if it is not open (Frank Zappa)
There is more stupidity than hydrogen in the universe, and it has a longer shelf life (Frank Zappa)
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Veritas
Gänsefüßchen
V


Beiträge: 18



V
Beitrag31.03.2024 01:02

von Veritas
Antworten mit Zitat

Hallo doc schubidu,

ich habe gerade deinen Einstandstext gelesen und lasse nur ein kleines Feedback da, weil ich nicht sicher bin, ob kleinteilige Textarbeit hier im Einstandsbereich angemessen wäre.

Als Einstieg in einen Roman kann ich mir die Szene gut vorstellen, allerdings ist der Ausschnitt sehr kurz, so dass ich noch nicht sagen  kann, ob mich die Geschichte so sehr fesselt, dass ich gern weiterlesen würde.

Der eher lockere, humorvolle Tonfall gefällt mir, insgesamt liest sich das gut, bis auf gelegentliche sprachliche Unsicherheiten  und ein paar Formulierungen, die (für meinen Geschmack) etwas zu dick aufgetragen wirken. Dazu bei Bedarf gern mehr, erstmal aber: Willkommen im Forum!
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Christof Lais Sperl
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 941
Wohnort: Hangover
Der silberne Roboter


Beitrag31.03.2024 08:01

von Christof Lais Sperl
Antworten mit Zitat

Schön! Da kann jemand schreiben! Aber, lass dir sagen: Die Läden sind auch in evangelischen Städten geschlossen. Ich spreche aus Erfahrung.

_________________
Lais
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doc schubidu
Erklärbär
D


Beiträge: 4
Wohnort: Berlin - Madrid


D
Beitrag01.04.2024 00:35

von doc schubidu
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke erstmal für die Gedanken zum geteilten Ausschnitt.

@Armenius,
- Fischköpfe sind die von der Küste. Es hat ein Nordlicht in einen südlich gelegenen Ort verschlagen (Sperrstunde, katholisch). Müsste ich vielleicht etwas präzisieren.
- ob Lippen sich beim Schreien sanft berühren können, hängt von der Situation ab, würde ich meinen, wie man es tut und wie man es empfängt. Diesen scheinbaren Widerspruch zwischen zuschreien und Sanftheit verwende ich absichtlich.
- habe mir einiges deiner konstruktiven Kritik ins Manuskript notiert.

@Veritas
- "Der eher lockere, humorvolle Tonfall gefällt mir,..."
Schön, dass das so rüberkommt.
- Deine Einschätzung über sprachliche Unsicherheiten und dick aufgetragene Formulierungen würde ich gerne bekommen.

@Christof Lais Sperl
- Ich ahnte, dass der Fluch auf das "gottverdammte katholische Nest" beleidigend rüberkommen könnte. Das möchte ich natürlich nicht, vielmehr soll hier die Wut der Figur deutlich werden.
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Veritas
Gänsefüßchen
V


Beiträge: 18



V
Beitrag01.04.2024 02:25
Re: Einstand
von Veritas
Antworten mit Zitat

doc schubidu hat Folgendes geschrieben:
Hallo,
hier stelle ich zum Einstand den Anfang des ersten Kapitels eines Romanvorhabens vor:

1. Erstsemester in neuer Stadt
Das Sofa war schmal, zu schmal, um wirklich fest darauf schlafen zu können. Die Raben [in der Stadt werden das eher Krähen sein. Mich reißt sowas aus dem Lesefluss, deshalb merke ich es an. "Sieht man einen Rabenvogel in der Stadt oder im Siedlungsgebiet kann man davon ausgehen, dass es sich um eine Rabenkrähe handelt." https://www.agrarheute.com/land-leben/rabe-kraehe-4-spannende-fakten-ueber-rabenvoegel-609303]
auf dem Dach krähten [die Raben/Krähen krähen nicht, das ist den Hähnen vorbehalten] irgendwie näher als gewöhnlich und das hatte ihn aus seinem Halbschlaf geholt [Insgesamt wirkt der Satz noch zu erklärend auf mich]. Er stolperte zum einzigen Fenster seines kleinen dachschrägen [einzigen, kleinen, dachschrägen ist eine recht hohe Adjektiv-Dichte, vielleicht ließe sich das anders lösen, damit es nicht zu viel auf einmal ist. Das Wort dachschrägen als Adjektiv empfinde ich als unglückliche Wortwahl – oder ist das ein Versehen und sollte Dachschrägen-Zimmer heißen?]Zimmers um zu schauen, was los war und sah eine Rabenversammlung direkt vor seinem Fenster. Sie pickten die Salami aus der angebrochenen Plastikverpackung, die er aus in Ermangelung eines Kühlschranks draußen vor dem Fenster lagerte. Nun ja, das Frühstück war also futsch und er drehte sich erst einmal eine Zigarette [Komma] um zu sich zu kommen. Der Rauch würde die triste Ansicht dieser Bude vernebeln und Klarheit bringen.
Es war Sonntag, die Läden in diesem gottverdammten katholischen Nest alle zu. Auf den Dächern lag Schnee und  die Theologiestudenten von links und rechts waren über’s Wochenende nach Hause gefahren, sowohl der bedrückte[würde ich in dem Fall groß schreiben], als auch die Frohnatur. Dessen schallendes Lachen und das des Mädchens, das regelmäßig beim angehenden Pater [Vorschlag: bei ihm] zu Besuch war, fehlten Felix hier und jetzt. Er brauchte etwas Aufmunterndes, denn gestern hatte er sozusagen alles gewonnen und dann wieder verloren, wie ein Anfänger.
Es verhielt sich nämlich so [das klingt ziemlich altbacken und fällt damit aus dem ansonsten eher lockeren Tonfall heraus], dass er dieses italienische Mädchen, Valentina, kennengelernt hatte. Trotz dröhnender Tanzmusik unterhielten sie sich mehrere Stunden. Abwechselnd berührten seine/ihre [ist sicher Ansichtssache, aber die Schrägstriche finde ich in einem Roman störend, die sind m.E. eher was für Sachtexte] Lippen die Ohrmuschel der/des anderen sanft, um sich wichtige Nichtigkeiten auf Englisch zuzuschreien [auch ich stolpere über den Widerspruch von sanft und schreien, empfinde das nicht als stimmig]. Die Unterhaltung lief so selbstverständlich und ungehemmt, als würden sie sich ewig kennen, und gleichzeitig frisch und prickelnd wie eine Neuentdeckung. Doch dann kam plötzlich die Sperrstunde - daran konnte man sich als „Fischkopf“ unmöglich gewöhnen - und noch bevor man Nummern, Adressen oder sonstwas getauscht hatte, war Valentina bereits im Aufbruchgewirr [das Gewirr des Aufbruchs, also Aufbruchsgewirr] mit den Leuten, bei denen sie wohnte [falls es an dieser Stelle nicht bereits zwingend erwähnt werden muss, würde ich das weglassen und ihr WG-Wohnen zu einem späteren Zeitpunkt einflechten], verschwunden. >Klappe<[?]
Das kann doch aber nicht das Ende sein, hallte ein Alarm [das ist mir zu dick aufgetragen. Klar, es arbeitet in ihm, die Gedanken kreisen, er findet keine Ruhe, aber unter einem hallenden inneren Alarm stelle ich mir was anderes vor, auch wenn ich glaube, seine Nöte durchaus nachvollziehen zu können] jetzt in seinem Kopf. Und obwohl er sich diesen Sonntag heute [den heutigen Sonntag] bereits seit einiger Zeit zum Vorbereiten auf die Logikklausur in dieser Woche [falls die Info "in dieser Woche" nicht zwingend gebraucht wird, würde ich die erstmal weglassen] reserviert hatte, ließ sich das so einfach nach dem gestrigen Ereignis nicht bewerkstelligen [das wirkt antiquiert und umständlich formuliert], so sehr er Logik, abstraktes Denken und so auch mochte. Ein Plan musste her, um sie ausfindig zu machen, angewandte Logik sozusagen. Die Zwölf-Uhr-Kirchenglocken zogen ihn aus der Tiefe des Treibsandes [das ist mir zu dick aufgetragen und passt nach meinem Empfinden nicht zum lockeren Stil] der Überlegungen und umgehend wurde gegenwärtig, dass Tabak und kriminalistisches Denken den immer stärker werdenden Hunger nicht würden vermindern können, eher im Gegenteil.
Draußen im Grauen [Hier falle ich jedesmal komplett aus dem Lesefluss. Grund: Das "Grauen", das bei mir Assoziationen weckt, die so gar nicht in die beschriebene Szene passen wollen. Ich habe das erstmal als sprachliche Unsicherheit wahrgenommen, aber vielleicht ist es auch spezieller Autorenhumor, der mich nur nicht erreicht?] war Felix der einzige Fahrgast in der Tram, die über die Brücke in Richtung Zentrum holperte. ...

bis hier erst einmal. Freue mich über Feedback. Ciao


Insgesamt habe ich den Eindruck (kann mich aber natürlich diesbezüglich und auch bei aller sonstigen Kritik täuschen!), dass es stilistisch etwas "flackert", meist ist es locker-flockig, zwischendurch gibt es kleine "Ausreißer" in andere Stilrichtungen.
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doc schubidu
Erklärbär
D


Beiträge: 4
Wohnort: Berlin - Madrid


D
Beitrag06.04.2024 09:47

von doc schubidu
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Guten Morgen Veritas,

Danke für deine ausführlichen und hilfreichen Anmerkungen. Bin völlig einverstanden, die ausgewählte Erzählweise nicht zu oft zu durchbrechen, da dies den Lesefluss eher hemmt. Es fällt mir unter dieser Prämisse auch leicht entsprechend umzuformulieren. Ja, und ich muss besser aufpassen um Normfehler zu vermeiden, sonst kräht noch ein Hahn danach Smile.

Ein feines Wochenende wünsche ich
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Chandrian
Gänsefüßchen
C


Beiträge: 41
Wohnort: Ruhrpöttchen


C
Beitrag10.04.2024 17:35
Re: Einstand
von Chandrian
Antworten mit Zitat

Veritas hat Folgendes geschrieben:
doc schubidu hat Folgendes geschrieben:
Hallo,
hier stelle ich zum Einstand den Anfang des ersten Kapitels eines Romanvorhabens vor:

1. Erstsemester in neuer Stadt
Das Sofa war schmal, zu schmal, um wirklich fest darauf schlafen zu können. Die Raben [in der Stadt werden das eher Krähen sein. Mich reißt sowas aus dem Lesefluss, deshalb merke ich es an. "Sieht man einen Rabenvogel in der Stadt oder im Siedlungsgebiet kann man davon ausgehen, dass es sich um eine Rabenkrähe handelt." https://www.agrarheute.com/land-leben/rabe-kraehe-4-spannende-fakten-ueber-rabenvoegel-609303]
auf dem Dach krähten [die Raben/Krähen krähen nicht, das ist den Hähnen vorbehalten] irgendwie näher als gewöhnlich und das hatte ihn aus seinem Halbschlaf geholt [Insgesamt wirkt der Satz noch zu erklärend auf mich]. Er stolperte zum einzigen Fenster seines kleinen dachschrägen [einzigen, kleinen, dachschrägen ist eine recht hohe Adjektiv-Dichte, vielleicht ließe sich das anders lösen, damit es nicht zu viel auf einmal ist. Das Wort dachschrägen als Adjektiv empfinde ich als unglückliche Wortwahl – oder ist das ein Versehen und sollte Dachschrägen-Zimmer heißen?]Zimmers um zu schauen, was los war und sah eine Rabenversammlung direkt vor seinem Fenster. Sie pickten die Salami aus der angebrochenen Plastikverpackung, die er aus in Ermangelung eines Kühlschranks draußen vor dem Fenster lagerte. Nun ja, das Frühstück war also futsch und er drehte sich erst einmal eine Zigarette [Komma] um zu sich zu kommen. Der Rauch würde die triste Ansicht dieser Bude vernebeln und Klarheit bringen.
Es war Sonntag, die Läden in diesem gottverdammten katholischen Nest alle zu. Auf den Dächern lag Schnee und  die Theologiestudenten von links und rechts waren über’s Wochenende nach Hause gefahren, sowohl der bedrückte[würde ich in dem Fall groß schreiben], als auch die Frohnatur. Dessen schallendes Lachen und das des Mädchens, das regelmäßig beim angehenden Pater [Vorschlag: bei ihm] zu Besuch war, fehlten Felix hier und jetzt. Er brauchte etwas Aufmunterndes, denn gestern hatte er sozusagen alles gewonnen und dann wieder verloren, wie ein Anfänger.
Es verhielt sich nämlich so [das klingt ziemlich altbacken und fällt damit aus dem ansonsten eher lockeren Tonfall heraus], dass er dieses italienische Mädchen, Valentina, kennengelernt hatte. Trotz dröhnender Tanzmusik unterhielten sie sich mehrere Stunden. Abwechselnd berührten seine/ihre [ist sicher Ansichtssache, aber die Schrägstriche finde ich in einem Roman störend, die sind m.E. eher was für Sachtexte] Lippen die Ohrmuschel der/des anderen sanft, um sich wichtige Nichtigkeiten auf Englisch zuzuschreien [auch ich stolpere über den Widerspruch von sanft und schreien, empfinde das nicht als stimmig]. Die Unterhaltung lief so selbstverständlich und ungehemmt, als würden sie sich ewig kennen, und gleichzeitig frisch und prickelnd wie eine Neuentdeckung. Doch dann kam plötzlich die Sperrstunde - daran konnte man sich als „Fischkopf“ unmöglich gewöhnen - und noch bevor man Nummern, Adressen oder sonstwas getauscht hatte, war Valentina bereits im Aufbruchgewirr [das Gewirr des Aufbruchs, also Aufbruchsgewirr] mit den Leuten, bei denen sie wohnte [falls es an dieser Stelle nicht bereits zwingend erwähnt werden muss, würde ich das weglassen und ihr WG-Wohnen zu einem späteren Zeitpunkt einflechten], verschwunden. >Klappe<[?]
Das kann doch aber nicht das Ende sein, hallte ein Alarm [das ist mir zu dick aufgetragen. Klar, es arbeitet in ihm, die Gedanken kreisen, er findet keine Ruhe, aber unter einem hallenden inneren Alarm stelle ich mir was anderes vor, auch wenn ich glaube, seine Nöte durchaus nachvollziehen zu können] jetzt in seinem Kopf. Und obwohl er sich diesen Sonntag heute [den heutigen Sonntag] bereits seit einiger Zeit zum Vorbereiten auf die Logikklausur in dieser Woche [falls die Info "in dieser Woche" nicht zwingend gebraucht wird, würde ich die erstmal weglassen] reserviert hatte, ließ sich das so einfach nach dem gestrigen Ereignis nicht bewerkstelligen [das wirkt antiquiert und umständlich formuliert], so sehr er Logik, abstraktes Denken und so auch mochte. Ein Plan musste her, um sie ausfindig zu machen, angewandte Logik sozusagen. Die Zwölf-Uhr-Kirchenglocken zogen ihn aus der Tiefe des Treibsandes [das ist mir zu dick aufgetragen und passt nach meinem Empfinden nicht zum lockeren Stil] der Überlegungen und umgehend wurde gegenwärtig, dass Tabak und kriminalistisches Denken den immer stärker werdenden Hunger nicht würden vermindern können, eher im Gegenteil.
Draußen im Grauen [Hier falle ich jedesmal komplett aus dem Lesefluss. Grund: Das "Grauen", das bei mir Assoziationen weckt, die so gar nicht in die beschriebene Szene passen wollen. Ich habe das erstmal als sprachliche Unsicherheit wahrgenommen, aber vielleicht ist es auch spezieller Autorenhumor, der mich nur nicht erreicht?] war Felix der einzige Fahrgast in der Tram, die über die Brücke in Richtung Zentrum holperte. ...

bis hier erst einmal. Freue mich über Feedback. Ciao


Insgesamt habe ich den Eindruck (kann mich aber natürlich diesbezüglich und auch bei aller sonstigen Kritik täuschen!), dass es stilistisch etwas "flackert", meist ist es locker-flockig, zwischendurch gibt es kleine "Ausreißer" in andere Stilrichtungen.


Frage an Veritas: Sind solche Ausreißer denn schlecht?
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Veritas
Gänsefüßchen
V


Beiträge: 18



V
Beitrag10.04.2024 22:43
Re: Einstand
von Veritas
Antworten mit Zitat

Chandrian hat Folgendes geschrieben:
Frage an Veritas: Sind solche Ausreißer denn schlecht?


Vorweg: Ich kann immer nur für mich sprechen, ein anderer Leser findet vielleicht genau das besonders gut, was ich als störend empfunden habe.

Bei mir ist es so, dass ich mich auf den Stil des Erzählers so weit einlasse, dass ich ihn im Grunde wie einen Anwesenden empfinde. Wechselt der Stil, reißt mich das unter Umständen aus dem Lesefluss, denn dann ist es, als hätte der Erzähler gewechselt, wäre nicht authentisch oder würde plötzlich "mit verstellter Stimme" sprechen. Deshalb finde ich es besser, wenn der Stil konstant ist, solange aus der gleichen Perspektive erzählt wird (wobei ich die wörtliche Rede hier als Sonderfall ausnehmen würde, denn da ist der Stil nicht nur von demjenigen abhängig, der redet, sondern auch davon, wer der Gesprächspartner ist).
Erfolgt ein Wechsel der Erzählperspektive, ist eine Veränderung des Stils m.E. ein geeignetes Gestaltungsmittel.
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