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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Postkartenprosa 04/2020
Es ging ums Herz/Unter Normwertgrenze

 
 
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Autor Nachricht
silke-k-weiler
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 49
Beiträge: 750

Das goldene Schiff Der goldene Eisbecher mit Sahne


Beitrag03.04.2020 19:00
Es ging ums Herz/Unter Normwertgrenze
von silke-k-weiler
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Es ging ums Herz

Wir sitzen bei der Linde, Susanne und ich. Der Baum ist jung, die prächtige Mitte vom Dorfplatz soll er mal werden, aber noch biegt er sich im Wind wie Susanne gestern beim Tanz. Den ganzen Abend hab ich ihr dabei zugesehen.
Heut in der Früh sind wir einander am Dorfbrunnen begegnet, hier bei der Linde, wie zufällig. Lange hab ich darauf warten müssen. Heut hab ich ihr endlich gestanden, was ich für sie fühl. Dass ich sie lieb. Jetzt liegt sie in meinen Armen und in der Morgensonne glänzt ihr Haar wie gesponnen Gold. Was bin ich für ein Glückspilz.
Ihr Vater war ja dagegen. Das hat sie auch gesagt. Und ich hab gesagt, dass eine Tochter schon auf ihren Vater hören muss. Aber wenns ums Herz geht? Dann auch? Dass ich wüsst, dass ich nur ein armer Kleinbauer wär. Aber was hat die Anzahl vom Vieh mit dem Herz zu tun? Oder die Größe vom Acker? Auf Händen tragen würd ich sie, mein Leben lang. Alles geben wollt ich ihr.
Das hat sie nachdenklich gemacht. Sie hat den Eimer Wasser abgestellt und gemeint, bei der Sache mit dem Herzen hätt ich wohl recht. Nur würde sie ganz sicher nicht mich nehmen. Und hat gelacht. Und gelacht. Wie eine Elster keckert.
»Erich Perschinger!« Ich blicke auf. Der Büttel kommt, zusammen mit drei Gehilfen. Wie sie mich ansehen. Strenge, kalte Augen haben sie, kalt wie Susannes weiße Haut. Nur wo meine Hände ihren Hals berührt haben, da hat es Farben: rot und violett und schwarz. Sie wird schon steif. Dass das so schnell geht.
»Es ging ums Herz«, erkläre ich, als sie mich grob auf die Beine ziehen. »Da lacht man nicht.«

Unter Normwertgrenze


»Erik, die Akkuleistung beträgt unter 10%«, informiert S.U.S.I. mich mit sanfter Stimme. Unter 10%? Da sollte man S.U.S.I. nicht warten lassen, das nimmt sie einem sonst übel. Zeit nach Hause zu gehen. Seufzend stehe ich auf. Aber ich kann mich einfach nicht zu einem neuen Modell durchringen, das sich über elektrische Nervenimpulse auflädt. Das würde unsere Verbindung unangenehm eng wirken lassen.
Um in der Krankenversicherung nicht hochgestuft zu werden, ziehe ich die UV-Schutz-Jacke über, die eben noch mein Kopfkissen war. Ein Vormittag im Park. S.U.S.I. hatte bislang wenig zu tracken.
Ich verlasse den Schatten, da sehe ich die Frau auf der anderen Seite der uralten Tanzlinde, des letzten Baumes dieser Stadt. Sie führt eine Yoga-Übung auf einer Matte durch. Fasziniert betrachte ich die Biegung ihres Leibes. Nachdem sie die Übung mit einem langen Ausatmen beendet hat, bemerkt sie mich und lächelt. Ich trete näher heran. Sie steht auf. Laub raschelt im Wind. Es hat die Farbe ihrer Augen.
»Empfange Gesundheitsstatus: Loss-of-function-Mutation des BRCA1, Risikoeinschätzung Mammakarzinom vor 50. Lebensjahr: 75%, Konduktorin für Hämophilie A, Eignung unterhalb Normwertgrenze.«
Die Frau tupft sich mit einem Handtuch Schweiß vom Hals.
»Eignung unterhalb Normwertgrenze.«
Nicht jetzt S.U.S.I.! Ich bin hin und weg. »Sind Sie öfter hier?«, frage ich. Ihr Lächeln ist eine Wucht.
»Eignung unterhalb Normwertgrenze. Leite Maßnahmen ein.«
Elektrische Impulse rasen vom Implantat ausgehend durch meinen Körper. Hände und Kiefer verkrampfen, Schmerzen vernebeln mir die Sinne. Dann ist es wieder vorbei.
»Einleitung weiterer Maßnahmen in Vorbereitung.«
Schon gut S.U.S.I., ich habe verstanden.
Ich hole zitternd Luft und wende mich von der Frau ab. Eignung unterhalb Normwertgrenze. S.U.S.I. muss es wissen. So haste ich aus dem Park auf die belebte Straße, tauche in den Implantat gesteuerten Menschenstrom ein und treibe fort.

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Gast







Beitrag11.04.2020 00:18
Re: Es ging ums Herz/Unter Normwertgrenze
von Gast
Antworten mit Zitat

Postkartenprosa hat Folgendes geschrieben:
Es ging ums Herz
...


Zwei auf den ersten Blick vollständig unabhängige Geschichten, die sich beide um Liebe und Begehren drehen. In der ersten verliebt sich ein einfältiger Kleinbauer irgendwann in der Vergangenheit in eine nicht standesgemässe junge Frau. Als sie ihn abweist, erwürgt er sie ungewollt und wird dafür verhaftet.

In der zweiten Geschichte in einer (fernen?) Zukunft verliebt sich ein Mann ebenfalls beim Vorübergehen in eine Frau und spricht sie an. Allerdings ist in seinem Körper ein System eingearbeitet, das ihre körperlichen Daten in Echtzeit analysiert und sie als aus medizinischen Gründen nicht adäquaten Partner ausschliesst. Der Mann gehorcht seinem device und bricht den Kontakt mit der Frau ab.

Beide (in sich jeweils abgeschlossenen und unabhängigen) Geschichten spielen am selben Ort, nur zu verschiedenen Zeiten, also ist Szenario 1. erfüllt (derselbe Ort ist natürlich durch die Linde bestimmt, die im 1. Text sehr jung, im 2. sehr alt ist).

Die Gegnerschaft ist hier zwischen den jeweiligen Paaren - die in beiden Fällen durchaus Sympathien füreinander verspüren - auf der Einen Seite  sowie den äusseren Einflüssen, die gegen die Beziehung arbeiten (im ersten Fall die gesellschaftlichen Konventionen, im zweiten Fall die erbarmungslos rationalisierende Technologie) auf der Anderen Seite.

Ausgestaltung: Gefällt mir sehr gut. Der beste Text; es gibt mehrere Betrachtungsebenen, und die Parallelen sind sehr subtil, aber beim näheren Hinsehen offenkundig. Mein Favorit!
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Lapidar
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 61
Beiträge: 2701
Wohnort: in der Diaspora


Beitrag12.04.2020 10:26

von Lapidar
Antworten mit Zitat

Recht interessante Zukunftsvision.
Die Linde als Spiegelpunkt kommt gut.
Und eigentlich geht es ja in beiden Stories ums Herz wink


_________________
"Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
If you can't say something nice... don't say anything at all. Anonym.
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a.no-nym
Klammeraffe
A


Beiträge: 699



A
Beitrag12.04.2020 21:51

von a.no-nym
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Hallo Inko,

dies ist ein neutraler Kommentar, um später ggf. eine Bewertung vornehmen zu können.

Freundliche Grüße
a.
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Amarenakirsche
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 30
Beiträge: 394
Wohnort: tief im Westen


Beitrag13.04.2020 10:22

von Amarenakirsche
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Mein Favorit. smile

Es gibt vieles, was mir an deinem Text gefällt: Der erste Teil aus der Perspektive des "Mörders", bei dem man erst nicht merkt, was er getan hat. Der zweite Teil mit S.U.S.I. und den nebenbei eingeflochtenen Details über die Zukunft, die Begegnung und die traurige Trennung. Die Linde als verbindendes Element, erst jung, dann uralt.

Gefällt mir sehr.
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Susanne2
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 503
NaNoWriMo: 53854



Beitrag13.04.2020 14:49

von Susanne2
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Liebe(r) AutorIn,

aus der trauten Zweisamkeit unter der Linde wird ein Rachemord. Es stellt sich mir die Frage, warum sich Susanne am letzten Abend noch mit ihm im Tanze gewiegt hat und ihn damit ermuntert hat, selbst einem romantischen Treffen unter der Linde war sie nicht abgeneigt – und dann lacht sie ihn aus? Okay, da hat sie wohl seine Verletzlichkeit unterschätzt – und sein Gewaltpotenzial. Wie schnell die Totenstarre eintritt erstaunt mich, oder wie lange er da neben der Leiche sitzen bleibt. Egal – das Motiv ist erkennbar, wird ja auch ausgesprochen.
Die Tanzlinde als verbindendes Objekt – jetzt sind wir in der Zukunft mit der immer befürchteten Überwachung und Lenkung, die niemand wollte. Die Namensverbindung machen Susanne und S.U.S.I. nicht sympathischer.
Bei der ersten Geschichte, ist der Erich nicht gut genug, in der zweiten Geschichte ist wieder S.U.S.I. diejenige, die bewertet. Und der Erik gibt nach und fügt sich in das Unvermeidliche ...
Die Frage, die sich mir stellt, ist, warum sind die „unter Normgrenze“ erkannten Individuen noch nicht ausgestorben? Was bezweckt S.U.S.I. bzw., wer steckt dahinter mit welcher Intention?
Originelle und erschreckende Umsetzung des Themas. Vorgaben alle erfüllt, passend zum Thema geschrieben.

Wegen sehr vieler guter Einsendungen, kann ich erst am Ende entscheiden, ob und wenn ja, wie viele Federn ich vergebe.

Freundliche Grüße
Sanne


_________________
Das Leben geht immer weiter - bis zum Tod.
(Aniella Benu - BJ 1959)

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Ribanna
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 61
Beiträge: 772
Wohnort: am schönen Rhein...


Beitrag13.04.2020 17:45

von Ribanna
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Schöne Idee, handwerklich gut.
Aber die Sprache im ersten Teil gefällt mir nicht, das ist rein subjektiv.

Außerdem fehlt mir ein wenig Schwung in beiden Texten, etwas Überraschendes oder so.


_________________
Wenn Du einen Garten hast und eine Bibliothek wird es Dir an nichts fehlen.
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holg
Geschlecht:männlichExposéadler

Moderator

Beiträge: 2396
Wohnort: knapp rechts von links
Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag13.04.2020 17:59

von holg
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Zwei wirklich unabhängige Texte. Ein Baum.

Beide mMn sehr gelungene Miniaturen. Die eine ein Historiendrama, die andere SF-Satire.

Hab ich als Ganzes gerne gelesen.


_________________
Why so testerical?
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Gast







Beitrag13.04.2020 18:08

von Gast
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Hallo Inko,

Interessanter Kontrast, der einige Fragen aufwirft, auf die wir in absehbarer Zukunft Antworten finden müssen.

Zunächst die Partnerwahl ganz traditionell. Erich gesteht Susanne seine Liebe, sie weist ihn zurück, lacht ihn aus, er bringt sie um und wird verhaftet. Nicht ganz klar ist, ob Susannes Zurückweisung seines Antrags eine reine Herzensangelegenheit ist (sie liebt ihn einfach nicht), oder ob dabei auch soziale Normen eine Rolle spielen, da er als armer Kleinbauer einfach ihren Ansprüchen nicht genügt. Erich läge damit sozusagen unter Susannes sozialer Normwertgrenze.

Dann die digitalisierte Partnerwahl 4.0, die gar nicht mehr nicht mehr den Menschen obliegt, sondern implantierten Computerchips, die inzwischen auch intimste Entscheidungen im Privatleben kontrollieren. Das Herz hat ausgedient, kalte Optimierungsalgorithmen haben die letzten Bastionen des Menschen erobert.

Eine Frage stellt sich mir: Warum lässt der Autor es in der ersten Geschichte zum Mord kommen? Soll damit angedeutet werden, dass die Algorithmen u.U. die sinnvollere Alternative sind?

Oberes Drittel in meinem Ranking: 7 Punkte

LG
DLurie
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V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6155
Wohnort: Nullraum
Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag15.04.2020 00:37

von V.K.B.
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Hallo Inko,
gleicher Platz, andere Zeit, sehr weit auseinander. Zwei mögliche Beziehungen, die nicht zustande kommen. Vorgaben gut umgesetzt, auch das BeGegnerIn-Konzept. Was ich nicht voreinander kriege, ist eine tiefere Verbindung der beiden Texte. Fortschritt oder zweifelhafter Fortschritt, vom Zurückweisungsmord zum KI-Verbot aus eugenischen Gründen? Vergleichbar sind die Situationen nicht wirklich. Ohne den Mord hätte ich mehr damit anfangen können, denn dann hätten wir einmal Zurückweisung durch einen Menschen und später durch Computerprogramm. Haben wir so zwar auch, auch durch außenstehende Autoritäten (Eltern/KI), aber der Mord steht im ersten Teil irgendwie im Vordergrund.

beste Grüße,
Veith


_________________
Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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Gast







Beitrag16.04.2020 16:37

von Gast
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Liebe/r Autor/in,

Du hast die Aufgabenstellung Nr. 1 – Texte spielen an demselben Ort in unterschiedlichen Zuständen – umgesetzt und das vorgegebene Thema erkennbar einfließen lassen.

Interessant finde ich die völlig unterschiedliche Wirkung der beiden Texte. Im ersten Teil entwickelt sich die Stimmung ins Unheimliche, und der Protagonist mutiert zum Psychopathen, während mich der zweite Teil beim Lesen eher zum Schmunzeln verleitet. Köstliche Vorstellung, wie S.U.S.I. Maßnahmen gegen ein weiteres Kennenlernen einleitet Laughing. Für was steht das Akronym?

Fazit: Originelle Umsetzung der Aufgabenstellung, angenehmer Schreibstil, Kanditat für Punkte!

LG Katinka
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag17.04.2020 11:07

von Jenni
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Das ist ja böse. Sie wird schon steif?! Aber schön erzählt dabei, mit trockenem Witz. Mag ich.
Der zweite Teil erzählt dann als Gegenstück eine überspitzt konstruierte Zukunftsversion der Begegnung zwischen zwei Menschen. Da geht es sachlicher zu, weniger leidenschaftlich als rational, das Herz spielt hier keine Rolle, dafür (oder deshalb) gibt es am Ende keine Toten. Der erste Text gefällt mir besser, jedoch, mir imponiert auch die Symmetrie mit der beide ineinandergreifen, fast auch ein bisschen ein Tanz. Gute Umsetzung des Themas und amüsant zu lesen.
5 Punkte
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Phenolphthalein
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 838

DSFo-Sponsor


Beitrag17.04.2020 15:51

von Phenolphthalein
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Hallo Inkognito,

Der letzte Text scheint parallelen zu ‚Gattaca‘ zu haben, oder? Okay, das tut nichts zur Sache.
Du hast versucht, beide Welten zu treffen und zudem auch die Sprache. Ob du das auch erfüllt hast?
Beim historischen Setting bin ich nicht der richtige Ansprechpartner. Mir ist eben nur aufgefallen, dass du da Akzente gesetzt hast. Mir fiel da auch auf, dass du Ansichten vertreten hast, die ich als Laie in diesem Setting als plausibel einstufen kann. Ich müsste das jedoch recherchieren, wollte ich das analysieren.

Im Sci-Fi-Text sind interessante Aspekte vorhanden und mir reicht das, doch ich kann mir vorstellen, dass da auch mehr ginge. Wie gesagt ist das für mich nicht nötig.
Schon alleine deswegen, weil du zwei gleichartige Dinge konträr beleuchten willst, und das gelingt dir m.M.n. nach.
Tatsächlich würde ich die Geschichte (weder die eine, noch die andere) lesen wollen. Beide sind mir zu extern oder zu nüchtern verfasst. Da kommt bei mir keine [emotionale] Bindung oder Identifikation auf. (Doch geht das bei 600 Wortern?)

Dennoch ist der Text für mich ein Kandidat für Punkte, wenn ich mich zur Objektivität zwinge.
Ich habe allerdings noch nicht alle Texte gelesen. Vom Gefühl her sieht es dennoch gut aus. Und das bedeutet viel.

Edit: 8 Punkte gab es.

Viele Grüße,

Pheno


_________________
Nichts ist leichter, als so zu schreiben, dass kein Mensch es versteht; wie hingegen nichts schwerer, als bedeutende Gedanken so auszudrücken, dass jeder sie verstehen muss.

-Arthur Schopenhauer
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d.frank
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D

Alter: 44
Beiträge: 1125
Wohnort: berlin


D
Beitrag17.04.2020 19:43

von d.frank
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Gruselig.

Da steht der alte Baum und sieht einen Mord und dann einen weiteren als Synonym für den Tot der bedingungslosen Liebe, die hunderte Jahre vorher auch schon nicht wirklich bedingungslos war.
Weiß nicht, vielleicht übersehe ich etwas, vielleicht trägt die KI nicht umsonst diese offensichtlich angelehnten Initialen. Aber irgendwas scheint mir unausgegoren. Vor allem im ersten Text: Erst sitzen sie da, dann stellt sich raus, dass die Dame schon steif wird. Die Perspektive des Erzählers ist an einigen Stellen künstlich ausladend, an anderen Stellen hält sie künstlich zurück. Insgesamt lässt das den ersten Text konstruiert wirken. Dann ist da dieser strenge Cut, den auch die gegenteiligen Titelschriften noch bekräftigen. Da ist schon das verbindende Symbol und die verbindende Aussage und der Text bringt mich schon auch zum Nachdenken. Aber naja, so mit Inbrunst möchte ich hier trotzdem nicht unterschreiben.

Edit:
Zwei Punkte


_________________
Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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Malaga
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 826



Beitrag18.04.2020 15:07

von Malaga
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Liebe, früher und heute, vielmehr: morgen.
Ich suche noch die Gemeinsamkeit. In beiden Fällen keine Erfüllung der Liebe,  im ersten sehr viel Selbstbestimmung, es geht dem Liebenden nur um sich, im zweiten die totale Fremdbestimmung.
Punkteverteilung am Ende im Gesamtkontext..
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hobbes
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Moderatorin

Beiträge: 4294

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
Der silberne Scheinwerfer Ei 4
Podcast-Sonderpreis


Beitrag18.04.2020 19:25

von hobbes
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Der Erich. Man ich bin ja durchaus versucht, ihn ein bisschen auszulachen, bei den Worten, die er da macht. Aber ich tue es nicht, denn ich nehme sie ihm ab, die Worte und dann passt es irgendwie wieder, dann passen auch solche Worte, bei denen ich sonst eher die Augen verdrehe.

Der zweite Teil aber, nun ja, der lässt mich ratlos zurück. Also was heißt ratlos, ich denke, ich verstehe, was du sagen willst, die Geschichte wiederholt sich, jetzt halt in einer anderen Zeit. Und wiederholt sich auch nicht, denn er geht ja davon, bringt sie nicht um, sie lebt weiter (außer natürlich, einer der beiden lebt sowieso gar nicht richtig, keine Ahnung, ob ich das alles ganz genau kapiert habe).
Das dumme ist ja, dass ich ziemlich sofort abschweife, sobald in Geschichten so etwas wie eine S.U.S.I. auftaucht.
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Eliane
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Beiträge: 824



Beitrag18.04.2020 20:39

von Eliane
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Vorgaben:

Begegnung: ja, beide Teile
Gegner: ebenfalls beide Teile
In: und auch das.

Ort/Ereignis/Objekt: Selber Ort, unterschiedliche Zustände. Möglicherweise mit der Linde sogar noch dasselbe Objekt.

Klassetext! Der Stilunterschied zwischen den beiden Teilen kommt genau auf den Punkt, beide sind in ihrem eigenen Stil gut ausgearbeitet, beide erzählen eine ähnliche, aber nicht gleiche Geschichte. Alle Vorgaben bestens erfüllt. Einer meiner Favoriten.

Punkte: Bestimmt!
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nebenfluss
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Beitrag19.04.2020 01:44

von nebenfluss
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Zwei Begegnung an der gleichen Dorflinde, einmal anno dazumal, kurz nach der Pflanzung, einmal in der Zukunft. Beide enden unglücklich, das erste Treffen mit einem Mord, die zweite wird von einem Implantat namens S.U.S.I. verhindert, bevor es überhaupt zu einer Annäherung kommen kann, weil die Gesundheitsprognose ungünstig für Partnerschaft bzw. Paarung ausfällt.
Etwas arg plakativ dystopisch, aber angesichts des begrenzten Platzes geht das für mich in Ordnung.
In gewisser, wenn auch ganz unterschiedliche Weise werden in beiden Fällen die potenziell Liebenden zu Gegnern - gute Idee. Außerdem gefällt mir, wie der Sprachstil der beiden Teile an die jeweilige Zeit angepasst ist und den Unterschied zwischen den beiden Epochen noch stärker veranschaulicht.


_________________
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lilli.vostry
Wortschmiedin


Beiträge: 1219
Wohnort: Dresden


Beitrag19.04.2020 03:05
aw:
von lilli.vostry
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Hallo,

zwei stilistisch eigene, sehr schöne, tragische Liebesgeschichten, die eine aus vergangener Zeit und die andere eine hypermoderne Vision/Dystopie.

Gemeinsame Bezugspunkte sind ähnliche Namen der Figuren und die uralte Tanzlinde, wo die Begegnungen stattfinden, beide ohne Happy End. Obwohl es beide Male um`s Herz ging...
Einmal verhinderte es der soziale Status, dann ein künstliches, in den Körper eingebautes Überwachungssystem, das nicht nach Gefühlen fragt, sondern nur Normwerten.

Das hat Potenzial zu einer größeren Geschichte.

Frohe Schreibgrüße,
Lilli


_________________
Wer schreibt, bleibt und lebt intensiver
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Missing Tales
Gänsefüßchen


Beiträge: 49
Wohnort: Zwischen den Zeilen, Deutschland


Beitrag19.04.2020 18:33

von Missing Tales
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Lieber unbekannter Schreiber,

Dies ist ein überwiegend neutraler Kommentar, damit ich bewerten kann. Vielleicht schaffe ich später noch etwas ausführlichere Kritik.

Trotzdem einmal ein paar knappe Worte:
Zwei unabhängie Texte, zweimal Gänsehaut auf ganz andere Art, und zwei Zeiten in denen ich definitiv nicht leben möchte. Deine Kurzgeschichten gingen mir wirklich unter die Haut und ich finde das Thema der BeGegnerIn in beiden wirklich schön umgesetzt. Definitiv ein Punkteverdiener für mich Smile

wünsche viel Erfolg beim Wettbewerb,

lg Missing Tales


_________________
Und zwischen den Zeilen eine Unendlichkeit
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silke-k-weiler
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 49
Beiträge: 750

Das goldene Schiff Der goldene Eisbecher mit Sahne


Beitrag20.04.2020 20:14
Re: Es ging ums Herz/Unter Normwertgrenze
von silke-k-weiler
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo RAc,

Zitat:
Postkartenprosa hat Folgendes geschrieben:
Es ging ums Herz
...


Zwei auf den ersten Blick vollständig unabhängige Geschichten, die sich beide um Liebe und Begehren drehen. In der ersten verliebt sich ein einfältiger Kleinbauer irgendwann in der Vergangenheit in eine nicht standesgemässe junge Frau. Als sie ihn abweist, erwürgt er sie ungewollt und wird dafür verhaftet.


erst einmal vielen, vielen Dank für Dein Punktegeschenk und die absolut korrekte Zusammenfassung beider Texte. smile  Ich würde nur sagen, er erwürgt sie im Affekt. "Ungewollt" klingt so nach "Versehen".

Liebe Grüße
Silke
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silke-k-weiler
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 49
Beiträge: 750

Das goldene Schiff Der goldene Eisbecher mit Sahne


Beitrag20.04.2020 20:15

von silke-k-weiler
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Hallo Lapidar,

Lapidar hat Folgendes geschrieben:
Recht interessante Zukunftsvision.


Waaaah! Ich finde sie gruselig. So gruselig.

Lapidar hat Folgendes geschrieben:
Die Linde als Spiegelpunkt kommt gut.


Super, das hatte ich gehofft. Und Danke für die Punkte!

LG
Silke
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