Eine schwarze Kabelrolle steht aufgerollt
am Straßenrand
wie ein Steuerrad der Leere
im Treibsand verrinnender Tage
Trittbretter klirren verräterisch
vor dem Haus
wenn jemand in die Nacht
oder den Morgen flieht
weg vor dem grollenden Stillstand
sich selbst ausgesetzt
außer Kraft gesetzt
geschäftig getarnte Bewegung
dazwischen atemberaubende Stille
kein Vogellaut
ab und zu verlegenes Husten
bevor mit den Baggern (es braucht keine Uhr mehr)
in der Früh die Bauarbeiter anrücken
wie die letzten Heroen der Arbeit
während andere Löcher in die Luft starren
ringsum das Leben brach liegt
rattern sie mit ihren Maschinen
dass der Boden zittert
die Bäume tragen Manschetten
Grün wuchert hinter den Absperrungen
Leitern führen in die Tiefe
säuberlich verteilter
gelber und blauer Schubkästen
in denen sich neue Fernwärmeleitungen
schlängeln wie dunkle Bandagen
unterirdisch im Leib der Straße
um die Corona wohl einen Bogen macht
wo sie abgeschottet weiter schuften
die Straße muss fertig werden
damit der Verkehr wieder rollt
Was für ein gutes Gedicht! So ruhig und gut beobachtet und unaufdringlich dargestellt. Keine Effekthascherei und gerade deshalb ein Effekt. Geh mir nachher gleich eine Baustelle anschauen.
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