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Hoikern Schneckenpost
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Beiträge: 11 Wohnort: Frankfurt am Main
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H 31.03.2020 09:29 Schnell genug Sympathie aufbauen von Hoikern
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Guten Morgen,
ich schreibe schon einige Zeit an einer Geschichte mit großem Ausmaß. Die Frage, die sich mir jedoch schon von Anfang an stellte und die ich für mich noch nicht adäquat beantworten konnte, ist folgende:
Wie schnell sollte man mit dem Hauptprotagonisten Sympathie aufbauen?
Ich kann es ja kurz beschreiben. Meine Geschichte beginnt eigentlich erst so richtig an einem bestimmten Punkt, an dem sich der Hauptprotagonist in einer bestimmten Situation befindet. Nun wird es wahrscheinlich so sein, dass diese Situation und der Umgang von ihm damit einige Leser eventuell abschrecken wird, weshalb es für mich umso wichtiger ist, dass genug Sympathie aufgebaut wurde, um weiterhin mit ihm mitzufiebern. Das ganze Thema hatte ich gegen Ende bzw. Ende des Mittelteils des ersten Teils eingebaut. Bis zu diesem Punkt muss für diese Figur also so vel Interesse und Sympathie (Da ein Hauptcharakter ja immer eine gewisse Sympathie haben sollte) vorhanden sein, dass man ihm einige Dinge verzeiht.
Dazu kommt, dass die Geschichte aus 4 verschiedenen Perspektiven erzählt wird, wodurch noch weniger Raum bleibt, um jene Sympathie und Interesse wahrlich zu wecken. habt ihr eventuell einige Tipps für mich?
Vielen Dank schonmal.
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nothingisreal Papiertiger
Beiträge: 4002 Wohnort: unter einer Brücke
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31.03.2020 10:34
von nothingisreal
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Guten Morgen Hoikern,
das ist ein Irrtum. Der Leser muss für keine Figur Sympathie empfinden. Dafür Empathie. Ganz großer Unterschied. Es geht also nicht darum, dass ich weiter lese, weil ich deine Figur so sympathisch finde. Sondern darum, dass ich die Reaktion deiner Figur verstehe.
Was stimmt: Deine Figuren müssen interessant sein.
_________________ "Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten." - William Somerset Maugham |
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Hoikern Schneckenpost
H
Beiträge: 11 Wohnort: Frankfurt am Main
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nothingisreal Papiertiger
Beiträge: 4002 Wohnort: unter einer Brücke
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31.03.2020 11:16
von nothingisreal
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Hoikern hat Folgendes geschrieben: |
Aber ist es wirklich so, dass du eine Geschichte lesen würdest, wo du keine handelnde Figur zumindest ansatzweise sympathisch findest? Selbst wenn die Handlungen und Taten noch so nachvollziehbar sind? Natürlich gibt es immer Ausnahmen, aber die sind doch dann eher die Minderheit.
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Klar, die meisten Figuren finde ich nicht sympathisch. Ich kann mich jetzt auch an kein Buch erinnern, das ich gelesen habe, weil ich die Figur sympathisch gefunden habe. Interessant - ja, aber sympathisch - absolut nein. Für mich zählt Plot und Empathie. Wenn der Plot zieht und ich verstehe, warum Figuren so handeln, wie sie handeln, dann hast du mich als Leserin gewonnen.
Ich kenne auch Bücher, wo die Hauptfiguren total sympathisch waren, aber dafür Dinge gemacht haben, die ich null nachvollziehen konnte. Solche Bücher klatsche ich gegen die Wand.
_________________ "Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten." - William Somerset Maugham |
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Hoikern Schneckenpost
H
Beiträge: 11 Wohnort: Frankfurt am Main
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H 31.03.2020 11:26
von Hoikern
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Ich verstehe. Deine Antwort beruhigt mich gewissermaßen für das was ich vorhabe, nun noch eine Frage an dich. Inwiefern kannst du dich darauf einlassen, wenn die Aktionen zwar nachvollziehbar sind, aber gefühlt zu gehetzt rüberkommen? Irgendwie denke ich, dass dieser Punkt bei einer meiner Figuren zu schnell kommt. Ich denke zwar auch, dass ich es relativ nachvollziehbar geschildert habe und noch schildern werde, aber ich habe irgendwie das Gefühl, dass es quasi aus dem Nichts passiert, obwohl davor natürlich schon darauf aufgebaut wurde.
Also wieviel Aufbau braucht es deiner Meinung nach? Ab wann ist es zuviel? Und ist möglicherweise zuviel Vorgeplänkel unnötig, wenn nur das zählt, was nach diesem Punkt mit der Figur geschieht?
Ich danke dir. Und vielleicht gibt es ja noch andere Meinungen.
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Stefanie Reißwolf
Beiträge: 1741
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31.03.2020 11:29 Re: Schnell genug Sympathie aufbauen von Stefanie
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Lass ihn bei der Einführung der Person etwas tun, was sein späteres Handeln vorwegnimmt.
Also wenn er später die Prinzessin vorm Ertrinken rettet, lass ihn einen Vogel aus einem Regenfass fischen oder so. Eine kleine Handlung, die seinen Charakter zeigt, aber zu dem Zeitpunkt unwichtig erscheint.
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Orochi Neko Leseratte
Beiträge: 113 Wohnort: Hängematte
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31.03.2020 13:27
von Orochi Neko
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Mein Rat:Las ihn am Anfang des Buches nicht umbedingt einen Unschuldigen, oder ein fühlendes Wesen, abschlachten,niedermetzeln etc.
Wenn er überhaupt etwas oder jemanden tötet sollte er einen nachvollziehbaren Grund haben oder das Wesen schnell töten, ohne eingehende Beschreibung. Auch könntest du eine für die Handlung unerquickliche Figur einführen und dadurch einen Kontrast hervorrufen bei dem der Leser sieht das dein Protagonist im Vergleich zu der Figur eigentlich sehr nett ist. Ich hoffe es hat geholfen.
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Hoikern Schneckenpost
H
Beiträge: 11 Wohnort: Frankfurt am Main
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H 31.03.2020 15:51
von Hoikern
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Zitat: | Lass ihn bei der Einführung der Person etwas tun, was sein späteres Handeln vorwegnimmt. |
Und wie würde das aussehen, wenn er angenommen jemanden später tötet, aber eigentlich garnicht der Typ dafür ist, sondern das genaue Gegenteil? Was wäre die "harmlose" Variante von solchen Extremen, die man erstmal aufzeigen könnte? Also wie zeigt man etwas auf, das eigentlich komplett gegen den Charakter geht?
Zitat: | Auch könntest du eine für die Handlung unerquickliche Figur einführen und dadurch einen Kontrast hervorrufen bei dem der Leser sieht das dein Protagonist im Vergleich zu der Figur eigentlich sehr nett ist. |
Das hab ich sowieso. Also keine puren Bösewichte, aber genug Vielfalt ist drinnen, hoffe ich zumindest ^^
Zitat: | Wenn er überhaupt etwas oder jemanden tötet sollte er einen nachvollziehbaren Grund haben oder das Wesen schnell töten, ohne eingehende Beschreibung. |
Und wie wäre es in deinen Augen, wenn gerade dieser Prozess des Tötens das ist, was es so wichtig für ihn macht? Aber eben nur in diesem gewissen Moment. Wenn er quasi von sich selber dazu gezwungen wird und es auch genießt, obwohl er weiß, dass es falsch ist?
Das ist alles nur natürlich nur hypothetisch, es geht mir darum genau zu verstehen, wie ihr das seht. Ich danke euch für all eure Antworten bisher und für die weiteren.
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Orochi Neko Leseratte
Beiträge: 113 Wohnort: Hängematte
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31.03.2020 16:09
von Orochi Neko
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Dann musst du gut darstellen, dass er weiß das das was er gerade tut falsch ist.Aber er muss es obwohl das Opfer wahrscheinlich böse ist oder etwas anderes ist,bereuen.
Auch könntest du die Sympathie (oder Empathie) zu dem Protagonistin aufrechterhalten , indem er, nachdem er diesen , wenn du es so schreibst, brutalen Mord begangen hat,keinen Anderen massakriert, und das für ihn,aus Rache, eine einmalige Sache war.
Hoffe es hat geholfen.
Mach weiter so!
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nothingisreal Papiertiger
Beiträge: 4002 Wohnort: unter einer Brücke
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31.03.2020 16:43
von nothingisreal
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Hoikern hat Folgendes geschrieben: | Ich verstehe. Deine Antwort beruhigt mich gewissermaßen für das was ich vorhabe, nun noch eine Frage an dich. Inwiefern kannst du dich darauf einlassen, wenn die Aktionen zwar nachvollziehbar sind, aber gefühlt zu gehetzt rüberkommen? Irgendwie denke ich, dass dieser Punkt bei einer meiner Figuren zu schnell kommt. Ich denke zwar auch, dass ich es relativ nachvollziehbar geschildert habe und noch schildern werde, aber ich habe irgendwie das Gefühl, dass es quasi aus dem Nichts passiert, obwohl davor natürlich schon darauf aufgebaut wurde.
Also wieviel Aufbau braucht es deiner Meinung nach? Ab wann ist es zuviel? Und ist möglicherweise zuviel Vorgeplänkel unnötig, wenn nur das zählt, was nach diesem Punkt mit der Figur geschieht?
Ich danke dir. Und vielleicht gibt es ja noch andere Meinungen. |
Ich kann dir die Frage nicht beantworten, weil ich deine Geschichte nicht kenne. Tut mir leid.
_________________ "Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten." - William Somerset Maugham |
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Ribanna Klammeraffe
Alter: 61 Beiträge: 772 Wohnort: am schönen Rhein...
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31.03.2020 16:52
von Ribanna
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Hoikern hat Folgendes geschrieben: | ...
Und wie würde das aussehen, wenn er angenommen jemanden später tötet, aber eigentlich garnicht der Typ dafür ist, sondern das genaue Gegenteil? Was wäre die "harmlose" Variante von solchen Extremen, die man erstmal aufzeigen könnte? Also wie zeigt man etwas auf, das eigentlich komplett gegen den Charakter geht?
...
Und wie wäre es in deinen Augen, wenn gerade dieser Prozess des Tötens das ist, was es so wichtig für ihn macht? Aber eben nur in diesem gewissen Moment. Wenn er quasi von sich selber dazu gezwungen wird und es auch genießt, obwohl er weiß, dass es falsch ist?
Das ist alles nur natürlich nur hypothetisch, es geht mir darum genau zu verstehen, wie ihr das seht. Ich danke euch für all eure Antworten bisher und für die weiteren. |
In jedem Fall hat deine Figur ja einen Grund, zu handeln, wie er/sie handelt. Du hast dir bei der "Tat" ja etwas gedacht, oder? Dann lass den Leser teilhaben an dem (innerlichen) Weg, den dein Prota geht, um an diesen Punkt zu kommen. Zeig auf, dass diese "Tat" zwangsläufig kommen musste, unter welchen Zwängen der Prota handelt, wie es zu den Zwängen kam. Das ist doch die Kunst, nicht?
_________________ Wenn Du einen Garten hast und eine Bibliothek wird es Dir an nichts fehlen. |
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Mauskick Schneckenpost
M
Beiträge: 13
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M 31.03.2020 16:55
von Mauskick
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Ich schließe mich nothingisreal an. Um dir die Fragen in deinem zweiten Post zu beantrworten, müsste man denke ich deine Geschichte kennen.
Ich will mich nur mal insofern noch zu den ansonsten von dir gestellten Fragen äußern, dass ich persönlich nicht denke, dass dein Protagonist nicht gleichzeitig einen Mord "genießen" kann, wie du es geschrieben hast und gleichzeitig es dem eigentlichen Charakter oder seinen Werten völlig entgegegen steht. Ich finde das ergibt keinen Sinn und da du schreibst, dass du vorher schon darauf hingearbeitet und diese Handlung in irgendeiner Weise eingeführt hast, kann ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen, wie du das angestellt hast.
Ich denke auch, dass auf jeden Fall eine "innere Verarbeitung" nach dem Geschehen folgen sollte, indem er eventuelle erschrocken über sich selbst ist und sein eigenes Handeln hinterfragt bzw. Selbstzweifel aufzeigt.
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Abari Alla breve
Alter: 43 Beiträge: 1838 Wohnort: ich-jetzt-hier
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31.03.2020 17:47
von Abari
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Hey,
klassisch wäre eine beispielsweise arrogante Figur, die durch ein bestimmtes, sehr tiefgreifendes Ereignis "von ihrem Thron gestürzt" wird und dann in Schutt und Asche gelegt zur Besinnung (Katharsis) kommt.
Soweit die Klassiker, die mMn immer noch als sichere Grundlage für Geschichten jedweder Art dienen können, weil sie archetypisch sind. Aber das muss nicht sein. Wenn die Figur in ihrer Erlebniswelt nicht zur Räson gebracht werden kann, finde ich das genauso schlüssig und erzählenswert. Unbelehrbare gibt es viele und mMn werden die vom Leben so lange vor die gleiche Tür gestellt, bis sie sie durchschritten haben. Also doch irgendwie Katharsis.
Was könnte der geschätzte Leser erwarten? Weiß ich nicht, alles Mögliche. Sympathie für eine Figur zu empfinden macht sie mir persönlich etwas unattraktiv, weil sie mir dann wahrscheinlich zu lieb ist. Aber die Ecken und Kanten sind es ja, die eine Figur spannend machen. Empathie behagt mir da schon viel besser. Am besten behagt mir allerdings, wenn Seele und Geist gleichermaßen gefüttert werden. Entweder die völlig abgedrehte Story, bei der ich schon neugierdehalber weiterlese, weil auf jeder neuen Seite etwas Verrücktes passiert oder die Geschichte, die auf eine neue, mir bisher unbekannte Erkenntnis - und sei es nur über mich selbst - zustrebt.
Kommt halt immer auf die Geschichte an. Da haben nothingisreal und Mauskick vollkommen recht.
_________________ Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.
LG
Abari |
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Stefanie Reißwolf
Beiträge: 1741
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31.03.2020 17:58
von Stefanie
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Hoikern hat Folgendes geschrieben: | Zitat: | Lass ihn bei der Einführung der Person etwas tun, was sein späteres Handeln vorwegnimmt. |
Und wie würde das aussehen, wenn er angenommen jemanden später tötet, aber eigentlich garnicht der Typ dafür ist, sondern das genaue Gegenteil? Was wäre die "harmlose" Variante von solchen Extremen, die man erstmal aufzeigen könnte? Also wie zeigt man etwas auf, das eigentlich komplett gegen den Charakter geht?
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Dann muss er erstmal das Gegenteil tun. Zum Beispiel eine Maus in der Speisekammer, sein Vater sagt ihm, er soll sie töten, aber er fängt sie lebend und setzt sie aus, obwohl sein Vater ihn als Weichei verspottet. So wird gezeigt, dass er ein netter Kerl ist und es ihn Überwindung kostet zu tun, was er später tun muss.
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Hoikern Schneckenpost
H
Beiträge: 11 Wohnort: Frankfurt am Main
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51MONSTER2 Wortedrechsler
Alter: 33 Beiträge: 89 Wohnort: Limburg
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01.04.2020 11:30
von 51MONSTER2
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Auch wenn hier schon viele sehr gute Dinge angesprochen wurden, möchte ich doch noch ein wenig auf die Empathie eingehen.
Natürlich ist das Wichtigste, dass man verstehen kann, warum dein Charakter das tut. Wenn es keinen (ausreichend starken) Grund für sein Handeln gibt, kann das wie sinnlose Lust an der Tat wirken - oder, noch schlimmer, völlig unverständlich sein.
Aber grundsätzlich sympathisch oder so, dass man sich leichter in ihn hineinfühlen kann, weil er "echt" wirkt, wird er meiner Meinung nach durch Schwächen. Zeig vorher, was ihm schwer fällt, was ihm Angst macht, was für Sorgen er hat - ich denke, wenn du eine sinnvolle Motivation aufzeigst und ihn als einen Menschen darstellst, den man kennen könnte, sollte niemand das Interesse an ihm verlieren, nur, weil er etwas objektiv Böses macht.
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