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Die Geschichte ist langweilig!

 
 
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MarVeRiCk94
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 29
Beiträge: 116



Beitrag12.04.2020 11:50
Die Geschichte ist langweilig!
von MarVeRiCk94
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo liebe Leute,

ich bin, wie einige von euch sicherlich bereits wissen, ein großer Fan von Fantasy-Geschichten und schreibe ja auch oft selbst welche. Aber genauso mag ich auch Sci-Fi oder Action-Geschichten in der realen Welt, wenn sie gut geschrieben sind und für meinen Geschmack die richtige Botschaft vermitteln.

Jetzt habe ich mal eine Frage an euch, die ich anhand eines Beispiels klar vermitteln möchte:

Für mich ist das unangefochtene Top Sci-Fi-Epos nach wie vor die Mass Effect-Trilogie (das ist kein Buch sondern eine Videospiel-Reihe, ist mir auch klar). In der Videospielbranche sind vielleicht nur wenige von euch auf dem Stand der Dinge, aber es gab ja erst vor Kurzem einen neuen Teil namens "Andromeda", bei dem viele Fans der Serie beklagten, dass die Geschichte des neuen Teils "zu langweilig" sei und man sich überhaupt nicht dafür interessieren würde, was in der Geschichte mit den Leuten passiert, die darin handeln.

Meine Frage:
Wie löst man dieses Problem? Wie kann ich beim Leser Interesse für meine Geschichte und meine Personen wecken?

Das Problem hat sich mir selbst noch nicht gestellt, allerdings könnte das natürlich erst noch kommen - schließlich habe ich noch keine meiner Geschichten in irgendeiner Form publiziert. Und um der Langeweile des Lesers vorzubeugen, möchte ich gerne mit euch das Thema diskutieren.

Bislang wirkte es mir immer mehr wie ein "magischer Bann", dass den Leser einfach anzieht. Und sicherlich wird es nie das Erfolgsrezept Nr. 1 geben, bei dem wirklich jeder Leser interessiert ist. Es wird immer welche geben, die die Geschichte nicht interessiert, ihnen nicht gefällt, einfach nicht ihrem Geschmack entspricht, und das ist ja auch in Ordnung. Trotzdem denke ich mir, muss es doch hier und da Anhaltspunkte geben, an denen man festmachen kann, wie eine Geschichte für die breitere Masse spannend wird, oder?


_________________
"Life is more than the Real Life."
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Koubert
Wortedrechsler


Beiträge: 80



Beitrag12.04.2020 14:11

von Koubert
Antworten mit Zitat

Hallo und frohe Ostern,

ein interessantes Thema, wie ich finde.

Vor kurzem ging es mir ähnlich mit einer Serie, und zwar Narcos Mexico. Ich habe mir die zweite Staffel angesehen und irgendwann gemerkt, dass ich vollkommen das Interesse verloren habe, obwohl mir die erste Staffel gut gefallen hat.

Das lag meiner Meinung nach daran, dass die Charaktere vollkommen an Tiefe verloren haben. In der ersten Staffel gibt es einen Agenten, von dem man viel sieht. Man mag ihn, erfährt viel über seine Familie, seine Arbeit, seine Einstellung usw.
Auch das Verhältnis des großen Drogenbosses, wie ich ihn hier jetzt mal nennen will, zu den Menschen in seiner Umgebung wird sehr persönlich erzählt.
Es geht nicht nur um die Handlung, sondern vielmehr, was diese auslöst und vorantreibt. Was sind die Gefühle der Figuren? Was treibt sie voran? Wo entstehen Verletzungen?

Das kommt in besagter zweiter Staffel meiner Meinung nach viel zu kurz. Es ist nur noch eine Aneinanderreihung von Geschehnissen, denen man auch kaum noch folgen kann, weil zu viele Charaktere auftauchen, die man auch zu wenig kennt.

Handlung ist wichtig, denke ich. Aber was einen am Ende catcht, ist das Menschliche in der Geschichte.
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Relffits
Gänsefüßchen
R


Beiträge: 19



R
Beitrag12.04.2020 15:14

von Relffits
Antworten mit Zitat

Stimme meinem Vorreder Koubert zu.
Charaktere und Handlungsstränge binden einen mit ihrer eigenen Vergangenheit und Gefühle erst an sich. Jeder fiebert mit Peter Parker/Spiderman mit, weil einem gezeigt wurde welche Schicksalsschläge er durchgemacht hat, wie diese ihn beeinflusst haben und damit werden seine Handlungen nachvollziehbar. Das gleiche gilt für Deadpool oder den Punisher, die allerdings weniger nett und zuvorkommend sind sondern Antihelden.
Selbst mit den "Bösen Typen" kann man in solchen Fällen mitfiebern, wie in der Serie Dexter. Niemand mag Serienkiller, aber man kann seine Entscheidungen und Handlungen und wie er zu dem was er ist geworden ist in gewisser Weise nachvollziehen.

Einen James Bond im Vergleich dazu. Kommt mir persönlich immer rüber wie ein Kerl ohne Vergangenheit und der die Welt rettet weil es eben sein Job ist. Klasse Action, sicherlich, aber man baut halt keine Verbindung zum Helden oder den Antagonisten auf.

Wodurch jeder Charakter bei mir persönlich erst einmal direkt 2,5 Sympathiepunkte verliert ist schlechter Humor. Entweder garkein Humor oder guter. Der Humor muss mich nichtmal zum lachen oder schmunzeln bringen, er sollte halt nur irgendwie "passen".
Glaube eine leichte Priste Witz verleiht einem Charakter auf schnellem Wege etwas menschliches, was schonmal ein Grundinteresse am Charakter aufbauen kann, wenn man nicht direkt die Emotionskeule herausholen möchte, sondern den Charakter erst später "offenbaren" möchte.

Etwas das ich glaube ich sogar hier bereits im Forum gelesen habe, kleine Ticks, Gewohnheiten o.Ä. die jeder von uns von sich selbst oder anderen kennt, womit man auf einfachen Wege einen Charakter sympathisch oder wirken lassen kann zbs. wie jemand den Geruchs seines frischen Kaffees genießt statt ihn einfach nur zu trinken.
Wen wir sympathisch finden mit dem fiebern wir eher mit. Solche Kleinigkeiten machen einen Charakter für sich gestellt nicht interessant, tragen aber einen Teil dazu bei.

Aber, früher oder später sollte dann halt schon der erste Punkt kommen, die Handlungen und Gefühle der Charaktere für den Leser nachvollziehbar machen.


Was mir öfters gesagt wurde was besonders wichtig sei für Spannung, sei das Risiko. Dem Leser sollte vermittelt werden das dem Protagonisten tatsächlich auch eine Gefahr in irgendeiner Weise droht. Irgendwelche Konsequenzen beim scheitern. Und das der Sieg nicht garantiert sei, denn wenn der Sieg quasi bereits feststeht gibt es keine Spannung.
Zu letzterem würde ich allerdings jedem den Webcomik/Manga/Anime "One Punch Man" ans Herz legen lol2
Jeder Sieg ist bereits im Vorfeld absolut klar und die Kämpfe sind jedes mal, wie der Name schon sagt mit nur einem Schlag des Helden erledigt. Selbst der Held ist davon gelangweilt, was er auch ständig zeigt, selbst in den schlimmsten Situationen. Dennoch Spannend. Warum, weil man gerade darauf hofft das der Held mal verliert, oder darauf hofft das der Held zumindest mal einen würdigen Gegner findet.
Spannung lässt sich sogar mit solch einer Geschichte aufbauen, sollange die Personen darin nachvollziehbar sind ^^
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Willebroer
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5437
Wohnort: OWL


Beitrag12.04.2020 15:44

von Willebroer
Antworten mit Zitat

Relffits hat Folgendes geschrieben:
.
Jeder Sieg ist bereits im Vorfeld absolut klar und die Kämpfe sind jedes mal, wie der Name schon sagt mit nur einem Schlag des Helden erledigt. Selbst der Held ist davon gelangweilt, was er auch ständig zeigt, selbst in den schlimmsten Situationen. Dennoch Spannend. Warum, weil man gerade darauf hofft das der Held mal verliert, oder darauf hofft das der Held zumindest mal einen würdigen Gegner findet.
Spannung lässt sich sogar mit solch einer Geschichte aufbauen, sollange die Personen darin nachvollziehbar sind ^^


Es gibt für alles Gegenbeispiele. Zum Beispiel Asterix und Obelix ("Leute? Was für Leute?"). Da wirkt es gerade durch die Vorhersehbarkeit.
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nothingisreal
Geschlecht:weiblichPapiertiger


Beiträge: 4002
Wohnort: unter einer Brücke


Beitrag12.04.2020 20:11

von nothingisreal
Antworten mit Zitat

Hast du "Haus des Geldes" gesehen? Auf Netflix (falls du es hast) findet man die Doku "Das Phänomen", die Einblicke über den Schaffungsprozess der Serie bietet. Insgesamt super interessant. Ab Minute 18 stellen sie die Frage "Warum ist Haus des Geldes so ein Erfolg?" und beantworten sie ziemlich ausführlich. Allerdings kann man den Titel der Serie in der Frage durch jeden beliebigen Titel ersetzen, egal ob es sich um einen Film oder ein Buch handelt.

Wie Willebroer sagt, es gibt für alles Gegenbeispiele. Trotzdem kann man sich ihre Antworten anschauen und die eine oder andere zu Herzen nehmen. So etwas wie spannende Charaktere sind auch Asterix und Obelix wink


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"Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten." - William Somerset Maugham
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Maunzilla
Exposéadler


Beiträge: 2821



Beitrag12.04.2020 22:51

von Maunzilla
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Ich bin kein großer Freund von Serien, sei es in Filmen oder in Büchern. Das liegt zum Einen daran, daß die meisten Autoren nur eine gute Idee haben. Wird die dann des Geldes wegen in die Länge gezogen, verliert die Geschichte an Interesse, weil eigentlich schon alles erzählt wurde und die Charaktere sich nicht weiter entwickeln. Das funktioniert eine Zeitlang bei Kmödien, aber auch da wird es irgendwann öde. Auch hat jede gute Geschichte ihren Rhytmus. Da kann man weder gefahrlos etwas wegschneiden, noch hinzufügen.
Zum Anderen ist es so, daß je länger eine Serie läuft, desto mehr Konsumenten muß man ansprechen, was sie immer flacher und mainstreamiger werden läßt. Alles, was irgendwie kantig oder gar kontrovers ist, wird entfernt, damit möglichst jede Zielgruppe eine Identifikationsebene findet.

Ich schaue übrigens kaum noch Fernsehen, weil die Filme und Serien den aktuellen Zeitgeist spiegeln, der so gar nicht meiner ist. Bei Büchern lese ich nie die Genres, die ich selber schreibe. Ich will nicht das nachahmen, was es schon gibt oder was en vogue ist, sondern nur, was ich selber gerne mag. Und das ist naturbedingt etwas, was nicht die Masse anspricht. Als Hobby-Autor kann ich mir das zum Glück leisten. Wäre ich gezwungen, das zu schreiben, was andere interessiert, machte mich das bestimmt auf Dauer sehr verdrießlich.

Bücher und Filme sind allerdings schlecht zu vergleichen, da sie, zumindest, was die Umstände ihrer Produktion betrifft, sich (noch) stark von einander unterscheiden. Werden Bücher mehrheitlich noch von einem Autor konzipiert und verfaßt, stehen hinter Filmen und Serien ganze Firmen und Dutzende von Fachleuten, die mitreden, mitgestalten und mitschreiben, die aufwendige Marktanalysen erstellen und deren Ergebnisse in die Konzeption einfließen lassen.


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Rainer Prem
Geschlecht:männlichReißwolf
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Alter: 66
Beiträge: 1271
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Beitrag14.04.2020 08:40

von Rainer Prem
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Maunzilla hat Folgendes geschrieben:
Ich bin kein großer Freund von Serien, sei es in Filmen oder in Büchern. Das liegt zum Einen daran, daß die meisten Autoren nur eine gute Idee haben. Wird die dann des Geldes wegen in die Länge gezogen, verliert die Geschichte an Interesse, weil eigentlich schon alles erzählt wurde und die Charaktere sich nicht weiter entwickeln.

...


Ich würde das nicht unbedingt pauschalisieren. Du hast recht damit, dass viele (die meisten?) Neu-Autoren nicht in der Lage sind, sich für einen zweiten Teil einer Geschichte etwas wirklich Neues einfallen zu lassen. Am schlimmsten ist das bei allem, was eine Romanze beinhaltet, wo typischerweise im ersten Band (spätestens kurz vor dem Ende) gleich eine ganze Gruppe von Freunden/Freundinnen/Geschwistern eingeführt wird und man sicher weiß, dass in den Folgebänden jedes Töpfchen sein Deckelchen finden wird.

Bei Fernsehserien ist allerdings die Entwicklung eine andere. Zum einen gibt es immer mehr, bei denen ein bestimmter Plot nicht in einer Folge abgehandelt, sondern über eine ganze Staffel verteilt wird. Damit ist das Feld offen, auch Nebenplots einzubauen, die oftmals interessanter als der Hauptplot sind. Zum anderen bedeutet die Flut an Streaming-Anbietern, dass auch weniger-mainstreamige Themen eine Chance bekommen. Im Falle von Fantasy denke ich z.B. an Carnival Row oder Sleepy Hollow (letzteres mir persönlich zu blutig, aber nichtsdestotrotz gut gemacht).
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Raphael_Lang
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
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Alter: 36
Beiträge: 36
Wohnort: Gerlingen


R
Beitrag14.04.2020 11:20
Re: Die Geschichte ist langweilig!
von Raphael_Lang
Antworten mit Zitat

MarVeRiCk94 hat Folgendes geschrieben:
Hallo liebe Leute,

Jetzt habe ich mal eine Frage an euch, die ich anhand eines Beispiels klar vermitteln möchte:

Für mich ist das unangefochtene Top Sci-Fi-Epos nach wie vor die Mass Effect-Trilogie (das ist kein Buch sondern eine Videospiel-Reihe, ist mir auch klar). In der Videospielbranche sind vielleicht nur wenige von euch auf dem Stand der Dinge, aber es gab ja erst vor Kurzem einen neuen Teil namens "Andromeda", bei dem viele Fans der Serie beklagten, dass die Geschichte des neuen Teils "zu langweilig" sei und man sich überhaupt nicht dafür interessieren würde, was in der Geschichte mit den Leuten passiert, die darin handeln.

Meine Frage:
Wie löst man dieses Problem? Wie kann ich beim Leser Interesse für meine Geschichte und meine Personen wecken?


Das Gute für einen Autor ist schon einmal: Man kann keine merkwürdigen Mimik-Animationen oder andere Grafikbugs "schreiben" Very Happy

Die Mass-Effect-Story ist auch eine meiner Lieblinge und es freut mich, dass es noch mehr Zocker hier gibt.

Teil 1-3 haben so viel zu bieten.
Commander Shepard, der/die erste Spectre der Menschen; Die Zitadelle und der Rat mit den Asari, Turianern und den Salarianern; die Masseneffekt-Portale; die Geth; die Protheaner und die urtümliche Bedrohung durch die mysteriösen Reaper.
Dann wirft das Spiel noch spannende Themen auf wie z.B. den Genozid der Kroganer verursacht durch das Wissenschaftlervolk der Salarianer.
Man hatte coole Kompagnons und Charaktere: Garrus, Liara Tsoni, Tali-zorah, Miranda, Legion und viele mehr, und nicht zu vergessen den "Unbekannten" Very Happy

Das habe ich alles noch im Kopf, obwohl es sicher schon 8 Jahre oder noch länger her ist, da ich de Spiele zum letzten Mal erlebt habe.

Andromeda habe ich auch gespielt, etwa 20-30 Stunden nach Erscheinen. Ich habe dem wirklich eine Chance gegeben, Bugs hin oder her. Ich könnte dir auf Anhieb nicht sagen, um was es eigentlich ging. Eine "Arche" im Weltraum, das weiß ich noch. Und die Insassen wissen nichts von den Geschehnissen auf der Erde. Ist ja eigentlich eine spannende Grundidee. Aber Charaktere? Welt? Aliens? Keine Ahnung. Ich weiß es einfach nicht mehr. Es ist so ... nichtssagend.

Zu deiner Frage: Die Mischung aus Empathie und Konflikt macht's. Zuerst musst du deinen LeserInnen Charaktere bieten, für die sie jubeln, lachen und weinen können, und an deren Problemen sie teilhaben können. Dafür musst du deine Charaktere mit Konflikten, Dilemmas und Entscheidungen beladen, an denen sie wachsen. Wenn du das dann alles mit einer spannenden und originellen Welt verwebst, hast du schon einmal einen großen Schritt in Richtung gutem Buch getan.
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MissClara
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 666



Beitrag17.08.2020 23:04
Re: Die Geschichte ist langweilig!
von MissClara
Antworten mit Zitat

Raphael_Lang hat Folgendes geschrieben:


Zu deiner Frage: Die Mischung aus Empathie und Konflikt macht's. Zuerst musst du deinen LeserInnen Charaktere bieten, für die sie jubeln, lachen und weinen können, und an deren Problemen sie teilhaben können. Dafür musst du deine Charaktere mit Konflikten, Dilemmas und Entscheidungen beladen, an denen sie wachsen. Wenn du das dann alles mit einer spannenden und originellen Welt verwebst, hast du schon einmal einen großen Schritt in Richtung gutem Buch getan.


Ist schon etwas älter die Frage, aber fand gerade so interessant, worauf Raphael hingewiesen hat bezüglich der Empathie. Oftmals wird nämlich "Empathie" mit "Sympathie" verwechselt. Wie oft bekommt man zu hören, dass eine Figur, die XY macht, nicht sympathisch sei und der Leser/Zuschauer dann nicht mehr mitgeht. Totaler Quatsch. Wenn dem so wäre, müssten ja alle Geschichten über Mafiabosse, Kriminelle usw. scheitern. Natürlich wollen wir Geschichten, die "larger than life" sind. Unser langweiliges Leben haben wir ja selbst. Aber wenn man nicht mehr mit geht, dann ist die Figur einfach noch nicht glaubhaft.

Stichwort Empathie. So lange der Leser nachvollziehen sie kann, warum eine Figur handelt, darf sie auch fern jeder Realität handeln, Hauptsache, die Motivation stimmt. (Und bitte nicht: Weil er dringend Geld braucht. Geldnot als dramaturgisches Mittel zieht nur, wenn dahinter etwas anderes verborgen ist - Armut = Demütigung vor Familie o.ä.)

Für mich sind meist Geschichten langweilig, die nur "Plot driven" erzählt sind. Das heißt, Ereignis XY bedroht den Helden und er erlebt tausend Abenteuer, um die Welt zu retten. Einfach so, weil er halt ein Held ist. Jede Geschichte braucht einen starken Plot, aber der Motor sollte aus den Charakteren heraus erzählt werden (durch Emotionen getriggert).

Gegen Langeweile steuern kann man außerdem, in dem man sehr unterschiedliche Charaktere miteinander zwingt, zu interagieren. Bsp: Drei Geschwister, die seit 10 Jahren nicht mehr miteinander gesprochen haben, müssen den letzten Wunsch des Vaters erfüllen. Am besten, ihre persönlichen Ziele kollidieren jeweils noch mit dem eigentlichen "Auftrag" des Vaters. So ergeben sich beim Schreiben immer wieder menschlich nachvollziehbare Konflikte.

So, dies nur ein paar Gedanken dazu smile  Musst du noch auf Sci-Fi übertragen - damit kenn ich mich gar nicht aus... aber ich bin sicher, die Spielregeln sind die gleichen, nur in anderem Ton. Dazu, wie man interessante Plots aufbaut kann ich den Klassiker von Robert McKee - STORY nur wärmstens empfehlen. Vieles von der Art zu plotten kann man m.E. auch auf Unterhaltungsliteratur anwenden.
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Raven1303
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Beitrag17.08.2020 23:16

von Raven1303
Antworten mit Zitat

Ich persönlich finde Andeutungen gut. Ein Geheimnis, das sich erst ganz langsam entfaltet, so dass man immer weiter liest (oder schaut) und den Autor schütteln möchte: "Nun sag es schon endlich! Warum macht der Protagonist das? Was ist denn da los???"
Und dann am Ende ein AHA-Effekt, so dass man am Liebsten nochmal von vorne anfangen möchte und dann kapiert man so einiges, das einem vorher nicht aufgefallen ist smile
Simon Beckett kann das ganz gut, finde ich.


_________________
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den Nächsten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn.
Ich kreise um Gott, um den uralten Turm und ich kreise Jahrtausende lang.
Und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm? Oder ein großer Gesang... (R.M. Rilke)
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MissClara
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Beiträge: 666



Beitrag18.08.2020 18:33

von MissClara
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Raven1303 hat Folgendes geschrieben:
Ich persönlich finde Andeutungen gut. Ein Geheimnis, das sich erst ganz langsam entfaltet, so dass man immer weiter liest (oder schaut) und den Autor schütteln möchte: "Nun sag es schon endlich! Warum macht der Protagonist das? Was ist denn da los???"
Und dann am Ende ein AHA-Effekt, so dass man am Liebsten nochmal von vorne anfangen möchte und dann kapiert man so einiges, das einem vorher nicht aufgefallen ist smile
Simon Beckett kann das ganz gut, finde ich.


Das muss aber echt gut gemacht sein! Mir geht es genau andersrum, wenn mich jemand künstlich auf die Folter spannt, lege ich irgendwann genervt weg. Wahrscheinlich bin ich deswegen auch für Thriller nicht so zu haben... zu ungeduldig (und Leichenbeschreibungen sind auch nicht so meins...)  Cool
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Kiara
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Beiträge: 1404
Wohnort: bayerisch-Schwaben


Beitrag18.08.2020 19:32

von Kiara
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MissClara hat Folgendes geschrieben:
wenn mich jemand künstlich auf die Folter spannt, lege ich irgendwann genervt weg.

Das kenne ich. Gerade beim angesprochenen Beckett, oder auch bei Fitzek. Sie haben ihre Stärken, ganz klar, aber dieses System wird von beiden m. E. überstrapaziert. Das sie beide mega-erfolgreich sind liegt der Fehler aber wohl bei mir.


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Zum Schweigen fehlen mir die Worte.

- Düstere Lande: Das Mahnmal (2018)
- Düstere Lande: Schatten des Zorns (2020)
- Düstere Lande: Die dritte Klinge (2023)
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V.K.B.
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Beitrag18.08.2020 20:11

von V.K.B.
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Ich denke, gerade bei Serien spielt auch der "jumped the shark"-Effekt eine große Rolle. Irgendwann ist alles schon mal da gewesen, man kann es nicht mehr toppen. Mass Effect ist ein typischer Fall dafür, denke ich. Die Charaktere sind einem in den ersten beiden Teilen ans Herz gewachsen, man baut seinen Helden und seine Beziehungen zu anderen immer weiter aus. In Teil 3 steht dann alles auf dem Spiel und das ganze fühlt sich wie Showdown mit zig Stunden Länge an, ohne einem jemals lang vorzukommen. Aber nach dieser Tour de Force ist die Luft dann leider raus. Ich habe Andromeda noch etwa 10 Stunden gespielt, aber bin auch nicht warm damit geworden. Es kam mir wir der Aufguss eines alten, abgestandenen Kaffees vor, und das lag nicht an Charakteren, die nicht gängigen Schönheitsidealen entsprechen oder ein paar Facial-Animation-Bugs, sondern die Luft war einfach raus. Gegen die Atmosphäre und Spannung, die Teil 3 vermittelt hat, kam das nicht annähernd an. Ich danke, Mass Effect Andromeda hätte vielleicht sogar ein gutes Spiel sein können, wenn es nich Mass Effect wäre und sich mit dem Abschluss der Original-Trilogie messen müsste. Irgendwann geb ich dem Ding vielleicht noch mal eine Chance. Oder hol doch lieber die PS3 wieder aus dem Schrank und spiele die Originaltrilogie nochmal durch. Denn da weiß man, was man hat.
Bei Fernsehserien geht mir das oft genauso, Arrow zum Beispiel. Die erste Staffel fand ich richtig gut. Dann kam immer mehr magischer Bullshit dazu, es musste immer lauter knallen und schnell war der Hai übersprungen und die Luft raus. Bei Game of Thrones trat dieses Phanömenen nie auf, aber bei Dark hatte ich kürzlich das gleiche Problem, habe die ersten beiden Staffeln geliebt und bin in dritte nicht mehr reingekommen. Aber auch da Shark Jumping, in den ersten beiden Staffeln kamen immer mehr Zeitzonen dazu, und durch Zeitreisen wurden die Beziehungen der Charaktere zueinander schon unübersichtlich genug, und dann muss auch noch eine Parallelwelt hinzukommen? Irgendwann ist einfach mal Schluss, und dann sollte auch Schluss sein.

beste Grüße,
Veith


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