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Der Homeoffice-wegen-COVID-Faden

 
 
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F.J.G.
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Alter: 33
Beiträge: 1958
Wohnort: Wurde erfragt


Beitrag13.03.2020 13:35
Der Homeoffice-wegen-COVID-Faden
von F.J.G.
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Liebe Foristi,

eingangs möchte ich bekräftigen, dass es in keinster Weise meine Absicht ist, etwas Makabres oder Geschmackloses zu posten. Ich nehme Corona ernst und bin mit Gedanken und Gebeten bei den Infizierten und deren Angehörigen.

Hier in Österreich wird diese Stunden gemunkelt, es können in ein paar Stunden alle Geschäfte zusperren und in ein-zwei Tagen sogar eine Ausgangssperre inkraft treten, auch wenn dies gestern vom Gesundheitsstadtrat dezidiert abgelehnt wurde.

Hamsterkäufe haben meine bessere Hälfte und ich schon seit über einer Woche hinter uns. Essen und vor allem Medikamente sind zur Genüge abundant, sowohl in ihrer, als auch in meiner Wohnung.

Besagte bessere Hälfte arbeitet hier in Wien als Lehrerin. Konkret heißt das, dass sie heute noch arbeiten muss, aber am frühen Nachmittag heimkommt. Wenn die Obrigkeit vernünftig ist, bleiben die Schulen ganz geschlossen; in der Tat jedoch wird derzeit noch angestrebt, dass Lehrkräfte während der gesamten Krise in der Schule bleiben, um die Kinder berufstätiger Eltern zu betreuen. Das ist natürlich ein Schuss ins Knie aus epidemologischer Sicht. Und die Schüler? Die jubeln geradezu über das Virus. Unglaublich.

Wenigstens habe ich jetzt im Zuhause-eingesperrt-Sein viel mehr Zeit und Möglichkeit, meine schriftstellerischen Projekte fortzuführen.

Daher meine Frage an euch:

Wie erlebt ihr die derzeitige Krisensituation?

Ich schreibe nicht nur weiter an meinem Roman, sondern führe auch Tagebuch.

Es geht abwärts mit diesem Planeten. Dass es so kommen würde, hätte man eigentlich voraussehen können.
Die Bolzonaros und Trumps dieses Planeten lachen über den Klimawandel, denn sie selbst sind es ja nicht, die höchstpersönlich absaufen.
Die Höckes, Gaulands und Straches verbreiten Hass und Hetze und treten die Errungenschaften der Demokratie mit Füßen.
Das Volk, das alle Annehmlichkeiten für selbstverständlich hält, lässt sich einlullen. Mit Bundesliga, Puntigamer und Gerichtsshows und Scripted Reality im vormittäglichen Privatfernsehen. Nun gehen die Zahlen des Vienna Int'l Airport um 70% zurück, aber (... ) leben weiter in ihrer Filterblase.
Ich wusste vor Jahren, dass es irgendwann so kommen müsste.
Und jetzt?
Wir leben auf einem Planeten, der 100 Sekunden vor einem atomaren Schlagabtausch steht (laut Doomsday Clock). Und das mit einem Volk, das dumm ist wie Bohnenstroh.


Der Wiener Aktienindex ATX hat gestern den stärksten Absturz seiner Geschichte erlebt.
Die New Yorker Börse zeichnete über 10% im Minus, der Handel wurde  zwischenzeitlich ausgesetzt, so niedrig stand der DJI seit 1987 nicht mehr.

Eine Ausgangssperre rückt in den Bereich des Möglichen.

Meine bessere Hälfte ist durch das alles wahnsinnig mitgenommen. Sie war in den Vereinigten Staaten und hat dort den Stillstand mitbekommen, der darauf folgt, wenn Flugzeuge in Gebäude fliegen. Und für sie fühlt sich es erneut genau so an.

Natürlich hat es seine Vorteile, ungestörtes Homeoffice genießen zu dürfen. Nur wenn ich Einfluss hätte, würde ich liebend gern auf die Umstände verzichten.

Alle, die unter ähnlicher Angst wie meine Verlobte und ich leiden, nehme ich ernst, und kann ihnen als Trost nur aussprechen:
Wisst ihr, warum der Mensch so lange auf diesem Planeten überleben konnte?
Er ist das einzige Lebewesen, das sich bewusst anpassen kann.

Es geht immer weiter. Und es gibt immer einen Weg.
Bleibt gesund.


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nothingisreal
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Beiträge: 4002
Wohnort: unter einer Brücke


Beitrag13.03.2020 15:02

von nothingisreal
Antworten mit Zitat

Lieber Kojote,

ich verstehe deine Sorgen, dennoch handelt es sich um einen vergleichsweise ungefährlichen Virus. Die Welt steht immer kurz vor dem Weltuntergang und die Menschheit vor ihrem Aussterben. Dennoch leben wir normalerweise völlig unbedacht vor uns hin und werden uns erst der Gefahr bewusst, wenn es uns persönlich betrifft. Es gibt viel schlimmere Virusinfektionen, die in Afrika und Co. grassieren, aber uns geht es meistens am Arsch vorbei, weil die Länder gefühlt zu weit weg sind. Vor zwei Wochen war auch Corona kein richtiges Gesprächsthema, weil er "nur" in China war, heute kriegt man kein Klopapier mehr in den Geschäften.

Eine mögliche Ausgangssperre und Schließung aller Einrichtungen empfinde ich persönlich als richtig und vernünftig. Mich stört das nicht, auch wenn es auch mein Leben natürlich durcheinander bringt.

Und dass die Schüler jubeln, ist doch absolut verständlich? Solange die Eltern nicht auf die Idee kommen, mit ihnen in den Urlaub zu fahren, oder sie wilde Partys veranstalten, sollen die sich über die verlängerten Ferien (oder Hausarrest wink ) freuen. Warum auch nicht?

Es braucht auch jemanden, der auf die Kinder aufpasst. Kleinere Kinder können nicht einfach zuhause bleiben. Allerdings nicht auf alle Kinder von berufstätigen Eltern, das ist klar, sonst macht die ganze Schließung gar keinen Sinn. Wenn es nach mir ginge, würde ich nur die Menschen arbeiten lassen, deren Arbeit unverzichtbar ist (Ärzte, Verkäufer, etc.). Alle anderen können sich ruhig mit den Kindern einen Home-Urlaub gönnen.

Zitat:
Wie erlebt ihr die derzeitige Krisensituation?


Ich beginne damit, dass ich das ganze nicht als Krisensituation sehe. Ich finde, das Wort Krise sorgt sofort für Schnappatmung. Es ist eine Pandemie, die man nicht unterschätzen darf, aber es ist kein Weltuntergang. Und wenn doch, vielleicht lernt die kommende Zivilisation aus unseren Fehlern wink


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F.J.G.
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Alter: 33
Beiträge: 1958
Wohnort: Wurde erfragt


Beitrag13.03.2020 15:36

von F.J.G.
pdf-Datei Antworten mit Zitat

nothingisreal hat Folgendes geschrieben:
Und dass die Schüler jubeln, ist doch absolut verständlich? Solange die Eltern nicht auf die Idee kommen, mit ihnen in den Urlaub zu fahren, oder sie wilde Partys veranstalten, sollen die sich über die verlängerten Ferien (oder Hausarrest wink ) freuen. Warum auch nicht?


Nein, das ist für mich absolut unverständlich. Und auch für meine Verlobte als Lehrerin.

Das ist ein Virus, an dem Menschen sterben. Und als Fünft- oder Sechstklässler sollte man die Reife besitzen, über so etwas nicht zu jubeln, das gebieten Anstand, Takt und Moral.

Mit „verlängerten Ferien“ hat das ebensowenig zu tun. Schüler, die zu Hause bleiben müssen, lernen dort weiter, mit dem gleichen Aufwand den sie vor Ort angewandt hätten. Genau wie ich auch nicht den ganzen Tag auf dem Sofa liege, sondern an meinem Roman weiterschreibe.


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a.no-nym
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Beitrag13.03.2020 17:55

von a.no-nym
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Kojote hat Folgendes geschrieben:
Nein, das ist für mich absolut unverständlich. Und auch für meine Verlobte als Lehrerin.

Das ist ein Virus, an dem Menschen sterben. Und als Fünft- oder Sechstklässler sollte man die Reife besitzen, über so etwas nicht zu jubeln, das gebieten Anstand, Takt und Moral.


Hallo Kojote,

bevor ich darauf evtl. eine Antwort verfasse, frage ich lieber nochmal nach – nicht dass mir da irgendwo was entgangen ist: Meinst Du das ernst?

Freundliche Grüße
a.
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Gast







Beitrag13.03.2020 17:55

von Gast
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Ich habe auch gehört, dass auf der Baustelle die Leute zuhause bleiben werden, weil sie kein Material mehr bekommen, und dass generell fast alle zuhause bleiben. Ich glaube aber nicht, dass die Supermärkte und Ärzte schließen werden - ansonsten hat der Kurz ein gewaltiges Problem, da er gesagt hat, die Supermärkte bleiben offen. Gehamstert habe ich nichts - geh jetzt noch zum Billa ein paar Kleinigkeiten holen, das wars. Ich vertraue in dieser Hinsicht dem Kanzler. Sofern er nicht auf Plünderungen steht, hätte er das bekanntgegeben, dass man sich versorgen soll. Ein paar Tage frei wäre aber eh nice.
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Merlinor
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Beitrag13.03.2020 19:15

von Merlinor
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Hallo Kojote

Nach allem, was bisher kommuniziert wurde ist der Virus für Kinder und gesunde Erwachsene relativ ungefährlich. Bei denen überwiegen milde Krankheitsverläufe, ähnlich einer leichten Erkältung. Du und Deine Freundin, Ihr müsst Euch also keine großen Sorgen wegen dieses Virus machen. Es wird Euch aller Voraussicht nach nur wenig anhaben können

Die größte Risikogruppe sind ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen wie zum Beispiel Herzschwäche oder chronischen Lungenerkrankungen. Bei jüngeren Menschen gibt es zwar Ausnahmen, denn auch jüngere Menschen können Vorerkrankungen haben, oder anderweitig geschwächt sein. Dann gehören auch sie zur Risikogruppe. Aber schwere Krankheitsverläufe sind selbst in dieser Risikogruppe selten, denn deren Immunsysteme sind in der Regel dennoch stärker, als die von Senioren.

Da ich zu der Gruppe mit den größten Risiken gehöre (Ich habe ein schweres Herzleiden sowie eine schwere Lungenerkrankung namens COPD und in deren Gefolge noch so allerlei weitere Gebresten wie zum Beispiel eine Niereninsuffizienz und leide darüber hinaus an den Folgen einer Krebstherapie, die mein Immunsystem nachhaltig und auf Dauer beeinträchtigt hat), muss ich mir also schon Gedanken machen.
Aber ich sehe nicht ein, weshalb ich mich deshalb verrückt machen sollte. Es kommt ohnehin, wie es kommt. Als mich meine diversen Erkrankungen eine nach der anderen erreicht haben, habe ich beschlossen, mir davon niemals die gute Laune verderben zu lassen. Das Leben ist halt lebensgefährlich, da kann man eh nichts machen. Also sollte man es genießen, solange es eben dauert ...

Die getroffenen Maßnahmen werden die Ausbreitung des Virus vielleicht verlangsamen, aber am Ende kommen die meisten Menschen um eine Infektion ohnehin nicht herum. Ob ich also glimpflich davonkommen werde ist absolut nicht abzusehen. Es ist also wenig wahrscheinlich, dass ich einer Infektion auf Dauer entgehen kann. Dann wird sich zeigen, was mein Körper davon hält. So what? Soll ich deshalb in Panik ausbrechen?

Natürlich freuen sich die Kinder, wenn sie plötzlich nicht mehr in die Schule müssen. Da sie vermutlich dennoch nicht so frei mit ihren Kameraden spielen dürfen, wie sie es aus normalen "Ferien" gewohnt sind, wird sie diese Pause am Ende aber weniger begeistern, denke ich.
Ja, das Virus fordert Tote. Sollen die Kinder deshalb jetzt mit Leichenbitterminen in ihren Zimmer sitzen? Ich halte das für überzogen. Jedes Jahr sterben im Straßenverkehr tausende Menschen. Weder werden deshalb die Straßen gesperrt noch ständige Trauerveranstaltungen abgehalten. Warum auch: Gevatter Tod begleitet uns jeden Tag sehr nahe, auch wenn die Gesellschaft diese Tatsache möglichst auszublenden versucht.

Ja, ich gehöre zur Hochrisikogruppe. Die Gefahr, an dieser Infektion zu sterben, ist zumindest für mich durchaus real. Dennoch halte ich das fast schon hysterische Geschrei um diesen Virus für überzogen. Da wird jetzt nach und nach das gesamte öffentliche Leben lahmgelegt, um eine zwar etwas stärkere, aber dennoch "nur" grippeähnliche Infektionskrankheit zu verlangsamen.
Nicht um sie wirksam zu bekämpfen. Das geht ohnehin nicht, solange man kein Heilmittel oder wenigstens ein probates Mittel besitzt, um sie wirksam zu lindern.
Nein, die ganzen Maßnahmen dienen nur dazu, ihre Ausbreitung zu verlangsamen. Aufhalten wird sie ohnehin niemand. Die macht aller Voraussicht nach so lange weiter, bis ein ausreichend großer Teil der Bevölkerung die Krankheit durchlaufen hat und der Infektionszyklus deshalb von sich aus zusammenbricht.

Ob diese Verlangsamung ausreichen wird, das System schnell genug zur Bewältigung der jetzigen Krise zu befähigen, daran habe ich Zweifel. Exponentielle Kurven haben die Eigenart, eine ziemlich große Kraft und Geschwindigkeit zu entwickeln, sobald sie einmal in einen höheren Bereich vordringen. Das wird auch diesmal so kommen, auch wenn wir ihre anfängliche Entwicklung noch ein wenig dehnen können. Im Grunde genommen ist unser Gesundheitssystem aber schon jetzt, in der Anfangsphase dieser Pandemie, in seinen Grundfesten erschüttert und in Teilen bereits überfordert. Schon jetzt muss man also nacharbeiten, hinkt man der Entwicklung bereits hinterher. Wenn die Verbreitungsrate weiterhin exponentiell steigt - und das wird sie - wird man sie wohl ohnehin nicht mehr einholen können.

Aber vielleicht hat das Ganze am Ende ja ein Gutes: Zumindest in Deutschland fängt man gerade an, das Diktat der wirtschaftlichen Effektivität, unter dem man das gesamte Gesundheitssystem in den letzten Jahrzehnten fast zu Tode gespart hat, in Frage zu stellen. Vielleicht wird man am Ende dieser Krise ja vielleicht zu dem Schluss kommen, dass es sinnvoll ist, das System in Zukunft etwas robuster und nachhaltiger aufzustellen, als das jetzt noch der Fall ist. Alleine schon aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus: Gerade muss die Welt lernen, dass es am Ende eben auch wirtschaftlich gesehen wesentlich teurer ist, ein System wie das Gesundheitswesen aus vordergründigen Kostenerwägungen nicht nachhaltig und solide aufzustellen. Nachhaltigkeit lohnt! ... übrigens nicht nur im Gesundheitswesen ... aber das ist ein anderes Thema.

Wie auch immer es kommen wird: Nimm es mit Gelassenheit. Ändern wirst Du ohnehin nichts.

LG Merlinor


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„Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“

MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942
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Gast







Beitrag13.03.2020 19:39

von Gast
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Gerade gelesen: Die Lebensmittelgeschäfte werden geöffnet bleiben, egal was passiert, sagt ein Geschäftsführer von Spar, und es gibt genug Vorräte. Hamsterkäufe sollten vermieden werden, nur dann ist ein geregelter Ablauf im Geschäft und Lager möglich. Ich glaube auch nicht, dass Ärzte und Apotheken schließen werden - was für mich ein Problem wäre, da ich Medikamente nehme und brauche ...

Dass man die sozialen Kontakte einstellen soll, ist vernünftig, aber nicht besonders effektiv. Das Virus ist ja überall - auf Bankomat-Tasten, Türen, Kugelschreiber, Pakete ... Wie lange ist das Virus überhaupt aktiv? Wird es durch Hitze getötet?

Bei aller Ernstnahme der Lage: Ein bisschen viel Panikmache ist da schon im Spiel. Es ist eine Grippe, an der Risikogruppen sterben können - an Grippe sterben aber nicht seit gestern Menschen (nur gabs halt da keine Livestreams).
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Kiara
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Beitrag13.03.2020 19:39

von Kiara
Antworten mit Zitat

Merlinor hat Folgendes geschrieben:

Aber vielleicht hat das Ganze am Ende ja ein Gutes: Zumindest in Deutschland fängt man gerade an, das Diktat der wirtschaftlichen Effektivität, unter dem man das gesamte Gesundheitssystem in den letzten Jahrzehnten fast zu Tode gespart hat, in Frage zu stellen. Vielleicht wird man am Ende dieser Krise ja vielleicht zu dem Schluss kommen, dass es sinnvoll ist, das System in Zukunft etwas robuster und nachhaltiger aufzustellen, als das jetzt noch der Fall ist. Alleine schon aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus: Gerade muss die Welt lernen, dass es am Ende eben auch wirtschaftlich gesehen wesentlich teurer ist, ein System wie das Gesundheitswesen aus vordergründigen Kostenerwägungen nicht nachhaltig und solide aufzustellen. Nachhaltigkeit lohnt! ... übrigens nicht nur im Gesundheitswesen ... aber das ist ein anderes Thema.

Danke für deine Worte aus deiner Sicht. Dass Arbeitsweisen in Kliniken usw. angepasst werden, wäre wünschenswert, aber da so viele Kliniken in privater Führung stehen... da zählt der kurzfristige Gewinn, so scheint es mir, derzeit oft mehr. Naja, hoffe ich eben.


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Zum Schweigen fehlen mir die Worte.

- Düstere Lande: Das Mahnmal (2018)
- Düstere Lande: Schatten des Zorns (2020)
- Düstere Lande: Die dritte Klinge (2023)
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F.J.G.
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Beitrag13.03.2020 20:17

von F.J.G.
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Liebe Kolleginnen und Kollegen,

natürlich ist völlig richtig, die Contenance zu bewahren und nicht den Teufel an die Wand zu malen. Ich bin ganz einfach ein besorgter Bürger, ohne mich in den Bereich der Panik zu begeben oder andere Leute in den Wahnsinn zu treiben.

Ich habe auch nicht vor, speziell das Coronavirus als Grundlage allen Übels oder Ursache für einen Weltuntergang darzustellen. Mein Eingangsposting soll vielmehr so zu verstehen sein, dass COVID-19 meiner Meinung nach eine Kostprobe ist, was unserem Planeten in Zukunft bevorsteht, wenn weitere Katastrophen, wie auch immer sie heißen mögen, über uns hereinbrechen. Dieser öffentliche Stillstand sorgt, verglichen mit dem bisherigen Höhepunkt am 11. September 2001, für die größte öffentliche Irritation ever.

Wie heißt es so schön?

Das Letzte, was die Erde hören wird, ist die Stimme eines Wissenschaftlers, der sagt, dass das alles ausgeschlossen ist.

Insofern: Panik nein -- begründete Vorsicht ja.


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Arawn
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Beiträge: 433



Beitrag13.03.2020 20:33

von Arawn
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Zitat:
Bei aller Ernstnahme der Lage: Ein bisschen viel Panikmache ist da schon im Spiel. Es ist eine Grippe, an der Risikogruppen sterben können - an Grippe sterben aber nicht seit gestern Menschen (nur gabs halt da keine Livestreams).


Covid-19 ist keine Grippe/Influenza. Grippe wird durch Influenzaviren ausgelöst.

https://de.wikipedia.org/wiki/Influenzavirus

https://de.wikipedia.org/wiki/SARS-CoV-2

https://de.wikipedia.org/wiki/Erkältung#Krankheitserreger

Ein grippaler Infekt ist keine Grippe.

Ein paar interessante Interviews zum Thema Viren:

Interviews mit Alexander Kekulé:
https://www.dctp.tv/filme/kekule-fuenfte-kolonne-der-viren

https://www.dctp.tv/filme/ein-virus-das-aus-dem-dschungel-kam-newsstories-11022015

Interview mit Karin Mölling:
https://www.dctp.tv/filme/moelling_supermacht-der-viren
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Schlomo
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Alter: 67
Beiträge: 215
Wohnort: Waldperlach


Beitrag13.03.2020 20:36

von Schlomo
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@Kojote: Speziell für dich zur Entspannung:

https://www.youtube.com/watch?v=Huf-7dZ8Rts


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#no13
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Gast







Beitrag13.03.2020 20:39

von Gast
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Zitat:
Covid-19 ist keine Grippe/Influenza. Grippe wird durch Influenzaviren ausgelöst.


Dann ist es halt ein Infekt. Ich wollte nur auf das Verhältnis hinweisen.

Simpsons-Seher wissen übrigens seit langem, was Sache ist:

https://www.youtube.com/watch?v=f2oJk8d_nCA&t=3s

Hehe Laughing
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Eliane
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 824



Beitrag14.03.2020 01:14

von Eliane
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Ich steige mal gerade aus einem anderen Thread (nämlich dem hier: https://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=10887&postdays=0&postorder=asc&start=3388 ) quer ein. Wenn etwas nicht 100%ig zum hier Gesagten passen sollte, liegt das daran.

Tja. Also. Wo anfangen? Vielleicht damit:
Zitat:

Das Letzte, was die Erde hören wird, ist die Stimme eines Wissenschaftlers, der sagt, dass das alles ausgeschlossen ist.

Nee. Sowas sagen Wissenschaftler nicht. Höchstens welche in Filmen, keine echten, jedenfalls nicht die, die ich kenne. Ich gehöre zu dem Club. Den meisten von uns ist ziemlich klar, dass alles, was wir zu wissen glauben, auch wieder umgeschmissen werden kann. So funktioniert Wissenschaft nämlich.

Und ich glaube auch nicht, dass die Welt jetzt wegen Corona untergehen wird. Auch nicht die Weltwirtschaft. Aber hysterisch finde ich die Vorsichtsmaßnahmen nicht, die gerade heute auch hier über uns hereingebrochen sind. Wenn ich darf, würde ich das gerne mal ein wenig auseinanderklamüsern.

1) SARS-CoV2, das COVID-19 auslöst, ist kein Influenzavirus (das war ja schon aus den vorigen Postings klar). COVID ist demnach auch keine Grippe, aber die Symptome und insbesondere die Komplikationen ähneln denen einer Grippe. Was insofern problematisch ist, als dass wir uns gerade mitten in der alljährlichen Grippewelle befinden und somit die Krankenhäuser auch ohne COVID mit Patienten, die z.B. beatmet werden müssen, zu tun haben. Jeder zusätzliche Patient, der durch COVID dazukommt, konkurriert quasi mit denen, die bereits da sind. Nun kennt man aber die Influenza und weiß, dass deren Wellen üblicherweise im Frühjahr zu Ende gehen (das Virus verträgt Sonnenlicht nicht, und im Frühjahr halten sich die Leute nicht mehr so viel in geschlossenen Räumen auf, so dass das Infektionsrisiko sinkt). Die Arbeitshypothese 1 ist hier also: Gelingt es uns, die COVID-Pandemie etwas zu verzögern, können wir damit der Grippewelle ausweichen und auf höhere freie Kapazitäten in den Kliniken bauen.

2) Nach aktuellem Stand sieht es so aus, dass die Hauptrisikogruppe ältere Menschen und Personen mit Vorerkrankungen sind. Jüngere Menschen erleiden deutlich seltener schwere Verläufe, ausgeschlossen ist das jedoch nicht. Egal wie schwer sie erkranken, der Punkt ist: Jeder Mensch, der infiziert ist, infiziert weitere Personen. Jüngere Menschen gerade aufgrund der bei ihnen milderen Krankheitsverläufe sehr wahrscheinlich sogar noch mehr Personen als die Patienten, die schwerkrank sind. Hier ist der Knackpunkt, warum diese drastischen Maßnahmen getroffen werden: Je weniger Kontakt die Menschen untereinander haben und je besser sie auf Hygienemaßnahmen achten, desto weniger Möglichkeiten für eine Übertragung der Infektion bestehen.

Es ist richtig, dass wir momentan erleben, dass die Anzahl der Infizierten exponentiell zunimmt. Aber wenn wir deswegen den Kampf schon verloren geben (@ Merlinor), dann vergessen wir eines: In der Natur wird jedes exponentielle Wachstum irgendwann abgebremst. Eine Wachstumskurve verläuft zunächst linear, dann exponentiell, und schließlich kommt die Sättigungsphase, in der das Wachstum abflacht und endet. Der Grund dafür ist, dass die Ressourcen schwinden. Das würde nach aktuellen Berechnungen bei COVID passieren, wenn 60 - 70% der Bevölkerung infiziert sind/waren und deswegen nicht mehr neu infiziert werden können. Wenn das allerdings zu schnell passiert, überlastet das jedes Gesundheitssystem, egal ob öffentlich oder privat organisiert. Deshalb lautet Arbeitshypothese 2: Wenn wir die Anzahl der Sozialkontakte einschränken, zwingen wir das Virus quasi verfrüht in die Sättigungsphase, weil es keine neuen Menschen mehr findet, die es noch infizieren kann (und nein, um das zu schaffen, braucht man keine Medikamente). Schön zu sehen in der Modellrechnung in der Grafik hier: https://www.nytimes.com/2020/03/11/science/coronavirus-curve-mitigation-infection.html

Die Fläche unter den Kurven steht für die Anzahl der Infizierten - und sie ist unter beiden Kurven gleich, d.h. in beiden Fällen werden gleich viele Menschen infiziert. Der Unterschied - die Hoffnung - ist, dass es im zweiten Fall viel länger dauert, bis diese Infektionen passieren. Die Patienten kommen nicht alle gleichzeitig in die Krankenhäuser, was diese entlastet und auch die Sterblichkeitsrate senkt, denn wenn die Kliniken nicht an/über ihre Kapazitätsgrenze getrieben werden, können die Patienten besser behandelt werden (übrigens auch die mit anderen Erkrankungen, deren Mortalitätsraten ebenfalls durch eine zu hohe Belastung der Kliniken steigen würden). Hier hinkt übrigens auch der Vergleich mit Verkehrstoten etc.: Die kommen nämlich nie in solchen Zahlen auf einmal in die Kliniken.

3) Wie man ebenfalls in der Kurve sieht, verlängert sich dadurch der Verlauf der Pandemie. Auch das ist eine der Hoffnungen, denn Arbeitshypothese 3 lautet: Wenn wir mehr Zeit haben, können wir mehr über das Virus lernen und es evtl. besser bekämpfen. Im Augenblick ist es so, als würden wir in einer WG wohnen, in die ein neuer Mitbewohner zieht - aber der war nicht selbst da, um das Zimmer anzuschauen, sondern hat nur seinen Bruder geschickt. Gewisse Ähnlichkeiten zwischen den bekannten Coronaviren und SARS-CoV 2 sind da, aber das hilft nur sehr begrenzt bei der Bekämpfung der Viren. Kaum jemand, der nicht mal selbst im Labor gestanden hat, kann sich vorstellen, wie lange Wissenschaft dauert. Momentan haben wir nur Abschätzungen, keine belastbaren Daten, aber wir haben auch keine Zeit, auf diese Daten zu warten. Dann wäre es wirklich zu spät. Deswegen mögen die Maßnahmen steinzeitlich erscheinen, aber gerade Isolation ist etwas, das sich seit eh und je beim Infektionsschutz bewährt hat. Und etwas Besseres haben wir schlicht im Augenblick nicht.

4) Das Argument "Die Mortalitätsrate ist vergleichbar mit der einer Grippe, so gefährlich kann das gar nicht sein." Tja. Wie hoch muss die Mortalitätsrate und wie drastisch der Verlauf sein, damit eine Krankheit weltweit möglichst viele Menschen tötet? Überraschenderweise beides eher niedrig - denn wenn ein Virus die Menschen zu schnell und effektiv tötet, zieht es sich quasi selbst "den Boden unter den Füßen weg". Der Grund dafür ist, dass Menschen, die sehr schnell sehr starke Symptome bekommen, meist nicht noch durch die halbe Welt reisen und ihre Viren verbreiten. Sie sterben, und zwar dort, wo sie gerade sind. Oder die deutlichen Symptome sorgen dafür, dass man sie zügig isolieren kann. Das heißt nicht, das es ausgeschlossen wäre, dass sich etwa Ebola (Mortalitätsrate zwischen 25 und 90%) weltweit verbreitet, aber übermäßig wahrscheinlich ist das nicht.

Ein Virus dagegen, das stumme Verläufe verursacht oder das einen sehr langsamen Krankheitsverlauf induziert und dabei infektiös ist, hat eine ungleich höhere Wahrscheinlichkeit, weltweit verbreitet zu werden. Beispiel HIV: Bis wir überhaupt bemerkt haben, dass da eine Pandemie im Gang ist, hat es mehr als 50 Jahre gedauert! Und von hier aus ist es simple Statistik: Virus 1 (hohe Mortalitätsrate, wenige Infizierte) wird in der Summe weniger Menschen töten als Virus 2 (niedrige Mortalitätsrate, sehr viele Infizierte). Daher Arbeitshypothese 4: Wenn wir nicht wenigstens versuchen, den Verlauf der Pandemie zu verlangsamen (aufhalten geht nicht mehr, aber so haben wir wenigstens die Chance, Medikamente/Impfungen zu entwickeln), wird SARS-CoV 2 weltweit Millionen Menschen töten.

Übrigens finde ich in diesem Zusammenhang interessant, dass die Zahlen der Grippetoten nur eine Schätzung sind, nicht etwa Patienten, die nachweislich an Influenza verstorben sind. Deckt sich mit der Aussage einer Klinikärztin, die mir neulich erzählte, sie hätte in etlichen Dienstjahren noch keinen einzigen Influenza-Todesfall in ihrem Krankenhaus erlebt. Aber dazu kann ich jetzt keine qualifizierte Aussage treffen, das müsste ich nochmal genauer recherchieren.

5) Lassen wir mal die Theorie hinter uns. Was bedeutet das für die Praxis?

- Ist es Hysterie, Schulen zu schließen? Nach aktuellem Wissen haben Kinder besonders häufig stumme Verläufe, werden also wahrscheinlich überdurchschnittlich häufig andere Menschen infizieren. Also: Nein. Gute Maßnahme (solange die Kinder dann auch zuhause bleiben und nicht zu Oma und Opa gekarrt werden oder Party machen - also meine Sechstklässlerin versteht das übrigens sehr wohl und freut sich trotzdem über die freien Tage, die sie nebenbei gesagt mit Arbeitsblättern und Aufgaben aus der Schule verbringen wird).

- Großveranstaltungen absagen? Macht Sinn - sehr viele Kontakte zwischen Menschen aus sehr verschiedenen Regionen (das wird bald nicht mehr so relevant sein, wenn das Virus weiter verbreitet ist, im Augenblick aber schon noch) auf eng begrenztem Raum, häufig in geschlossenen Räumen --> hohes Infektionsrisiko. Und dann gleich auf viele Menschen. Siehe Heinsberg.

- Wie ist das mit den Hamsterkäufen? Ich glaube, hier ist das Problem an einer ganz anderen Stelle als die, über die lauthals geschrien wird. Nämlich darin, dass wir alle heute daran gewöhnt sind, alles sofort verfügbar zu haben, täglich einkaufen zu gehen und keinerlei Vorräte mehr zuhause zu haben. Hätten alle Menschen wenigstens ein Minimum an Vorräten daheim (wie es der Katastrophenschutz ohnehin empfiehlt), gäbe es auch keine Hamsterkäufe - man würde checken, was vielleicht etwas wenig ist, und das nachkaufen. Es gäbe keine leeren Regale - die ihrerseits damit zu tun haben, dass Supermärkte heute ihre "Lager" auf die Straße verlegt haben, weil das billiger ist. Sprich, sie haben kaum noch Lagerkapazität und können nicht eben mal größere Mengen nachfüllen, sondern müssen auf die nächste Lieferung warten. Wenn jetzt, wie geschehen, vielen Menschen auf einmal auffällt, dass sie ja vielleicht selbst demnächst von Quarantänemaßnahmen betroffen sein könnten, sind halt die Regale schnell leer ... Selbstverständlich rechtfertigt das keinesfalls, in Krankenhäusern Desinfektionsmittel oder gar Ausrüstung zu klauen (zumal man das eh nicht braucht) oder gigantische Mengen zu horten.

- und zuletzt: Die Angst ... offen gestanden glaube ich, dass wir die nicht wegdiskutieren oder -schieben sollten, denn ich vertrete die Ansicht, dass Angst dazu da ist, uns zu schützen. Natürlich sollte sie nicht in Hysterie oder Panik umschlagen. Aber eine gesunde Angst ist durchaus sinnvoll. Die Menschen, die keine Angst haben, sind die, die am meisten Unheil anrichten, die im aktuellen Fall z.B. fröhlich weiter in Risikogebiete in den Urlaub fahren und die nächste Virusladung mit nach Hause bringen.

Falls jemand bis hierhin gelesen hat: Danke fürs Durchhalten smile
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V.K.B.
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Alter: 51
Beiträge: 6155
Wohnort: Nullraum
Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag14.03.2020 05:50

von V.K.B.
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Zitat:
Falls jemand bis hierhin gelesen hat: Danke fürs Durchhalten smile
Ja, hier!
Vieles, was du sagst, halte ich für absolut richtig, bei den Punkten Angst und Hysterie möchte ich widersprechen. Wie Merlinor sagt, Leben ist gefährlich. Ich fahre im Schnitt jede Woche mehr als 100 km Auto, und jedesmal, wenn ich mich hinters Steuer setze, setze ich damit mein Leben aus Spiel.Tue ich im Prinzip auch schon, wenn ich unter Menschen gehe, denn mich könnte ja irgendein Wirrkopf ermorden. Oder wenn ich schlafe, es könnte ja ein Feuer ausbrechen und Kohlenmonoxid vorausschicken, bevor ich es überhaupt bemerke. Ich könnte jede Sekunde tot umfallen, weil mein Körper irgendein schwerwiegendes Problem hat, von dem ich noch nichts weiß und das bisher keine Symptome zeigte. Alles schon Menschen passiert. Ist möglich, kann passieren, ja. Wenn es danach ginge, müsste man in ständiger Angst vor allem leben – und den Verstand verlieren. Angst ist keine Lösung, sondern angebrachte Vorsicht und Vernunft. Also nicht Panik, sich hinters Steuer zu setzen, sondern nicht vorher Alkohol trinken und auch nicht mit Tempo 250 über die Autobahn kacheln, und schon gar nicht wenn man müde ist.

Wenn jetzt aber Blätter wie die FAZ zu Hamsterkäufen raten und Dinge wie "Panik ist Bürgerpflicht" als Clickbait titeln (völlig egal, wie man es im Artikel dann relativiert und letztendlich nur "Alarmbereitschaft" meint), halte ich das durchaus für Hysterie, und in solchen Fällen (leider kein einzelner) schon für gewollte oder zumindest in Kauf genommene ethisch nicht vertretbare Panikmache. Ich war heute einkaufen, ganz normal, und so ziemlich der einzige an der Kasse, der nicht einen übervollen Einkaufswagen hatte. Und es ist erschreckend, wie aggressiv die Leute sind. Da wird gepöbelt, geschubst, um die letzten Exemplare eines Artikel gestritten. Leichte Handgreiflichkeiten schon eingeschlossen.

Was mir Sorgen macht, ist nicht die Pandemie, sondern was die Leute daraus machen. Ich habe das Gefühl, wir spielen gerade mit unserer Zivilisation, und das kann ganz böse ausgehen. Denn Zivilisation ist ein fragiles Gefängnis der menschlichen Natur und eine Gesellschaft ist immer nur einen Schritt von Barbarei und vom "Recht" des Stärkeren entfernt. Was nützt uns das Abflachen einer Infektionskurve, wenn sich die Leute irgendwann die Köpfe einschlagen? Wenn ich mir den exponentiellen Verlauf der Hysteriekurve in den letzten zehn Tagen ansehe, halte ich das nicht mehr für ausgeschlossen. "Keep Calm" ist das Gebot der Stunde, und nicht "Panik ist Bürgerpflicht".


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nothingisreal
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Beitrag14.03.2020 11:42

von nothingisreal
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Merlinor hat Folgendes geschrieben:
Natürlich freuen sich die Kinder, wenn sie plötzlich nicht mehr in die Schule müssen. Da sie vermutlich dennoch nicht so frei mit ihren Kameraden spielen dürfen, wie sie es aus normalen "Ferien" gewohnt sind, wird sie diese Pause am Ende aber weniger begeistern, denke ich.
Ja, das Virus fordert Tote. Sollen die Kinder deshalb jetzt mit Leichenbitterminen in ihren Zimmer sitzen? Ich halte das für überzogen. Jedes Jahr sterben im Straßenverkehr tausende Menschen. Weder werden deshalb die Straßen gesperrt noch ständige Trauerveranstaltungen abgehalten. Warum auch: Gevatter Tod begleitet uns jeden Tag sehr nahe, auch wenn die Gesellschaft diese Tatsache möglichst auszublenden versucht.


Vielen Dank Merlinor, ich habe mich nicht getraut, das so hinzuschreiben, weil ich nicht zur Risikogruppe gehöre. Aber ich stimme dir absolut zu.

Was mich gerade hart nervt sind Eltern, die tatsächlich unter Quarantäne Ferien verstehen. Die Kinder müssen nicht zur Schule, also sollen die sich halt mit Freunden treffen. Ähm, nein. Sonst bräuchte man die Schulen nicht zu schließen. Da gebe ich auch der Regierung die Verantwortung, das die Leute das so interpretieren, wie sie wollen. Die sollen halt klare Regeln aufstellen, wer was grad darf.


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Murmel
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Beitrag14.03.2020 20:36

von Murmel
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Buch

von Murmel
wer sich für die Science hinter den Voraussagen der Infektionsrate interessiert: https://medium.com/search?q=Coronavirus
https://medium.com/@tomaspueyo/coronavirus-act-today-or-people-will-die-f4d3d9cd99ca

Covid-19 verursacht beidseitige Lungenentzündung. Raucher sind viel stärker betroffen, so schiebt man die höhere Sterberate von Männern in China der Tatsache zu, dass sie in der Regel starke Raucher sind und die Frauen nicht.


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Schlomo
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Beitrag14.03.2020 21:47

von Schlomo
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Hallo, Kojote!

Ich denke, deine Idee mit dem Tagebuch ist nicht schlecht. Kennst du Nora Graser? Sie hatte damals, als sie in der Antarktis war, in der Süddeutschen Zeitung eine Rubrik "Tagebuch aus der Antarktis". Hat mich echt begeistert.

Als sie wieder zurück war, hat sie das Buch: "Kalte Füße inklusive: Mein Jahr in der Antarktis von Graser, Nora" geschrieben, das ich wirklich verschlungen hab. Genial! Megastark! Solltest du lesen, gibts bei eBay antiquarisch.

Ich kann mir gut vorstellen, dass du an so etwas Spaß haben könntest. Kannst ja jeden Tag ein paar Zeilen mit deinen Erlebnissen in der Isolationsfolter Quarantäne hier posten. Also ich werd das sicher gerne lesen. Bin aber selbst zu faul, etwas derartiges zu schreiben. Bei mir läuft alles den gewohnten Gang, einziger Unterschied: Ich hab Vorräte für drei Leute für 4 bis 6 Wochen gehamstert, um nicht raus zu müssen...


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lenaleabi
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Beitrag15.03.2020 11:50

von lenaleabi
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Hallo Embarassed
Da ich noch Schülerin bin, dachte ich, mische ich mich mal ein.
Wir haben jetzt Zwangsferien, die ich perfekt nutzen kann, um meinen Roman zu beenden.
Meine Klasse hat sich tatsächlich gefreut, ich allerdings nicht wirklich. Abgesehen davon, dass ich meine Freunde nicht mehr sehen kann, ist der Grund für diese "Ferien" einfach nur traurig.
Die Natur scheint sich wirklich zur Wehr zu setzen...
Also gute Besserung und viel Kraft an Infizierte und Angehörige!


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Wenn du den Boden erreichst, gibt es nur noch einen Weg: Hinauf.
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Eliane
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Beitrag16.03.2020 03:04

von Eliane
Antworten mit Zitat

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Falls jemand bis hierhin gelesen hat: Danke fürs Durchhalten smile
Ja, hier!

Danke und sorry, dass ich nicht schneller zum Antworten gekommen bin!

Zitat:
Vieles, was du sagst, halte ich für absolut richtig, bei den Punkten Angst und Hysterie möchte ich widersprechen. Wie Merlinor sagt, Leben ist gefährlich. Ich fahre im Schnitt jede Woche mehr als 100 km Auto, und jedesmal, wenn ich mich hinters Steuer setze, setze ich damit mein Leben aus Spiel.Tue ich im Prinzip auch schon, wenn ich unter Menschen gehe, denn mich könnte ja irgendein Wirrkopf ermorden. Oder wenn ich schlafe, es könnte ja ein Feuer ausbrechen und Kohlenmonoxid vorausschicken, bevor ich es überhaupt bemerke. Ich könnte jede Sekunde tot umfallen, weil mein Körper irgendein schwerwiegendes Problem hat, von dem ich noch nichts weiß und das bisher keine Symptome zeigte. Alles schon Menschen passiert. Ist möglich, kann passieren, ja. Wenn es danach ginge, müsste man in ständiger Angst vor allem leben – und den Verstand verlieren. Angst ist keine Lösung, sondern angebrachte Vorsicht und Vernunft. Also nicht Panik, sich hinters Steuer zu setzen, sondern nicht vorher Alkohol trinken und auch nicht mit Tempo 250 über die Autobahn kacheln, und schon gar nicht wenn man müde ist.

Natürlich hast Du recht, jeder von uns könnte jederzeit tot umfallen. Und die meiste Zeit schieben wir diesen Gedanken weit von uns. Aber wenn man vernünftig damit umgeht, dann ist es gerade dieser Gedanke, der einem hilft, das Leben als etwas Wertvolles wahrzunehmen und zu schätzen. Okay, ich gebe zu: Nicht für alle geeignet, die Strategie, und sie kostet auch gewaltig Kraft, weil jedes Glück mit dem Bewusstsein verknüpft wird, dass im nächsten Augenblick alles vorbei sein könnte. Trotzdem hilft mir persönlich genau diese Art zu denken dabei weiterzuleben, seit ich vor Jahren eine Totgeburt hatte - was damals sehr nachhaltig jegliches Sicherheitsgefühl und Vertrauen ins Leben bei mir zerstört hat.

Zurück zur Angst: Ich sehe einen gewaltigen Unterschied zwischen Angst und Panik. Angst ist ein Gefühl, eine unserer Grundemotionen. Sie ist weder gut noch böse, sondern einfach da. Und ich glaube, dass gerade dann, wenn wir versuchen, die Angst zu unterdrücken, überhaupt erst Panik daraus wird. Wenn wir rechtzeitig (!) auf unsere Angst hören, ihr Raum geben und darüber nachdenken, warum sie da ist und wovor sie uns warnt, können wir rational entscheiden, ob die Angst recht hat oder nicht und welche Schlüsse wir daraus ziehen sollten. Etwa in Deinem Beispiel mit dem Autofahren: Dass Du darüber nachgedacht hast, warum Du nicht vor dem Fahren Alkohol trinken und dann mit 250 über die Autobahn kacheln solltest, hat damit zu tun, dass Du Dir eben sehr wohl der Gefahr bewusst bist, die vom Autofahren ausgeht - sprich, Du hast Angst. Keine übermächtige, aber eine, die Dich zum Nachdenken und zum vernünftigen Fahren bringt. Im Gegensatz zu jemandem, der diese Angst nicht hat und deswegen besoffen Rennen auf der Autobahn fährt.

Zitat:
Wenn jetzt aber Blätter wie die FAZ zu Hamsterkäufen raten und Dinge wie "Panik ist Bürgerpflicht" als Clickbait titeln (völlig egal, wie man es im Artikel dann relativiert und letztendlich nur "Alarmbereitschaft" meint), halte ich das durchaus für Hysterie, und in solchen Fällen (leider kein einzelner) schon für gewollte oder zumindest in Kauf genommene ethisch nicht vertretbare Panikmache. Ich war heute einkaufen, ganz normal, und so ziemlich der einzige an der Kasse, der nicht einen übervollen Einkaufswagen hatte. Und es ist erschreckend, wie aggressiv die Leute sind. Da wird gepöbelt, geschubst, um die letzten Exemplare eines Artikel gestritten. Leichte Handgreiflichkeiten schon eingeschlossen.

Das ist selbstverständlich unter aller Kanone, keine Frage. Und, wie gesagt, ich halte Angst für angebracht, keinesfalls Panik oder Hysterie (die machen einen handlungsunfähig). Was das Verhalten der Leute angeht: Da bin ich nicht mal sicher, ob es mit Panik zu tun hat - ich würde vielmehr hemmungslosen Egoismus dafür verantwortlich machen.

Zitat:
Was mir Sorgen macht, ist nicht die Pandemie, sondern was die Leute daraus machen. Ich habe das Gefühl, wir spielen gerade mit unserer Zivilisation, und das kann ganz böse ausgehen. Denn Zivilisation ist ein fragiles Gefängnis der menschlichen Natur und eine Gesellschaft ist immer nur einen Schritt von Barbarei und vom "Recht" des Stärkeren entfernt. Was nützt uns das Abflachen einer Infektionskurve, wenn sich die Leute irgendwann die Köpfe einschlagen? Wenn ich mir den exponentiellen Verlauf der Hysteriekurve in den letzten zehn Tagen ansehe, halte ich das nicht mehr für ausgeschlossen. "Keep Calm" ist das Gebot der Stunde, und nicht "Panik ist Bürgerpflicht".

Wie gesagt - Panik ist daneben. Trotz der Angst ruhig zu bleiben, das halte ich für das Gebot der Stunde, und damit meine ich nicht nur die Angst um sich selbst, sondern auch die um andere. Die, die uns dazu bringt, nicht nur uns selbst zu schützen, sondern eben auch andere. Dazu braucht es allerdings Empathie ... zugegebenermaßen fürchte ich, dass die heutzutage nicht so verbreitet ist ...

So oder so: Wenn die Infektionskurve nicht abflacht, haben wir fürchte ich das Herumgeschubse und gegenseitige Köpfeeinschlagen nicht mehr im Supermarkt zu erwarten, sondern im Krankenhaus. Deswegen bin ich dafür, aus der Angst ein angemessenes Maß Respekt folgen zu lassen, dass uns dazu bringt, uns umsichtig und solidarisch zu verhalten. Klappt sicher nicht bei allen. Meine Hoffnung ist, das es bei genug Menschen funktioniert.

nothingisreal hat Folgendes geschrieben:
Was mich gerade hart nervt sind Eltern, die tatsächlich unter Quarantäne Ferien verstehen. Die Kinder müssen nicht zur Schule, also sollen die sich halt mit Freunden treffen. Ähm, nein. Sonst bräuchte man die Schulen nicht zu schließen. Da gebe ich auch der Regierung die Verantwortung, das die Leute das so interpretieren, wie sie wollen. Die sollen halt klare Regeln aufstellen, wer was grad darf.

Bei uns wurde das eigentlich sowohl von der Landesregierung als auch von der Schule klar kommuniziert. Es ist auch nicht so, dass die Kinder einfach frei hätten. Hier in BaWü müssen sie am Montag nochmal in die Schule, um sich Aufgaben und Anweisungen abzuholen, außerdem gibt es per Online-Plattform täglich (passend zum Stundenplan) Arbeitsaufträge. Ich rechne keineswegs mit Ferien, sondern mit einer sehr fordernden Zeit für Eltern und Kinder. Wir haben hier schon Arbeitszeiten vereinbart, in denen die Kinder an ihren Schulsachen und ich im Homeoffice arbeiten werden. Ob das jeden Tag funktioniert, weiß ich natürlich nicht (realistisch gesehen: wird es nicht). Und alle Freizeitaktivitäten, die über unser Grundstück hinausgehen, sind selbstverständlich gestrichen.

Meinen Kindern ist durchaus klar, wie ernst die Situation ist - wir hören zusammen Radionachrichten, reden viel, sie haben Angst, zum Beispiel um Oma und Opa oder die asthmakranke Freundin. Trotzdem leben Kinder immer im Augenblick, und deswegen freuen sie sich eben auch über die "Ferien", in denen sie halt nicht um sechs Uhr morgens aufstehen müssen und dank des Wegfalls aller Termine mehr Freizeit zur Verfügung haben werden. Was ich irgendwo auch wieder verstehen kann und was auch hilft, trotz der Angst (s.o.) den Kopf nicht zu verlieren.

lenaleabi hat Folgendes geschrieben:
Die Natur scheint sich wirklich zur Wehr zu setzen...

Das ist menschliches Denken. Die Natur denkt und plant nicht, sie folgt den Naturgesetzen und dem Zufall. Was wir hier gerade sehen, ist sozusagen "Evolution at work". Mit allen Konsequenzen, die uns aus unserer menschlichen Warte als grausam erscheinen (sind sie ja auch!). Aber bewusst tut die Natur das nicht.

@ Murmel: Danke für die interessanten Links

und @ all: Bleibt gesund und haltet durch!
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nothingisreal
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Beitrag16.03.2020 09:19

von nothingisreal
Antworten mit Zitat

Zitat:
Bei uns wurde das eigentlich sowohl von der Landesregierung als auch von der Schule klar kommuniziert. Es ist auch nicht so, dass die Kinder einfach frei hätten. Hier in BaWü müssen sie am Montag nochmal in die Schule, um sich Aufgaben und Anweisungen abzuholen, außerdem gibt es per Online-Plattform täglich (passend zum Stundenplan) Arbeitsaufträge. Ich rechne keineswegs mit Ferien, sondern mit einer sehr fordernden Zeit für Eltern und Kinder. Wir haben hier schon Arbeitszeiten vereinbart, in denen die Kinder an ihren Schulsachen und ich im Homeoffice arbeiten werden. Ob das jeden Tag funktioniert, weiß ich natürlich nicht (realistisch gesehen: wird es nicht). Und alle Freizeitaktivitäten, die über unser Grundstück hinausgehen, sind selbstverständlich gestrichen.

Meinen Kindern ist durchaus klar, wie ernst die Situation ist - wir hören zusammen Radionachrichten, reden viel, sie haben Angst, zum Beispiel um Oma und Opa oder die asthmakranke Freundin. Trotzdem leben Kinder immer im Augenblick, und deswegen freuen sie sich eben auch über die "Ferien", in denen sie halt nicht um sechs Uhr morgens aufstehen müssen und dank des Wegfalls aller Termine mehr Freizeit zur Verfügung haben werden. Was ich irgendwo auch wieder verstehen kann und was auch hilft, trotz der Angst (s.o.) den Kopf nicht zu verlieren.


Hallo Eliane,

es freut mich sehr, dass es bei euch so gut klappt. Ich muss aber auch anmerken, dass du eine Akademikerin bist. Entsprechend hast du auch deine Kinder erzogen.
Ich kenne einige bildungsfremde Menschen, entweder über Verwandte oder persönlich. Für sie ist Corona etwas völlig anderes als für dich und deine Kinder. Das sind Menschen, die glauben, dass man grünen Tee in der Schwangerschaft trinken sollte, damit man ein Mädchen bekommt. Sie glauben, Corona wäre von der Pharmaindustrie erfunden worden. Sie glauben allen Falschmeldungen, die gerade im Umkreis sind, nur nicht den "Staatsmedien". Sie glauben, dass die Kinder gerade Ferien erhalten haben und die armen Kinder sie doch bitte nutzen sollen, um endlich sehr viel Spaß haben zu können wie sich mit Freunden zu treffen oder Fußball zu spielen.


Ich arbeite übrigens immer in Home-Office. Ein Tipp von mir: Rituale. Dann klappt es.


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Eliane
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Beiträge: 824



Beitrag16.03.2020 10:01

von Eliane
Antworten mit Zitat

Hallo NIR,

naja, wie gut das dann klappt, werden wir sehen ... Sicher wird es mal besser und mal schlechter klappen mit dem Schulkram. Ich mache auch ganz regulär Homeoffice, normal zwei Tage die Woche, allerdings normal, wenn die Kinder in der Schule sind. Das ist erheblich einfacher 😉

Was die Leute angeht, von denen Du erzählst: Ach du Schande. Was man dagegen unternehmen kann, weiß ich auch nicht. Mir ist es ohnehin unbegreiflich, dass es anscheinend immer mehr Leute werden, die irgendeinen Verschwörungsmist glauben ... 🤔

Zugegebenermaßen sind wir tatsächlich noch etwas näher dran am Geschehen als die meisten, mein Mann ist in der Labormedizin und für die Corona-Diagnostik zuständig. Da wird einem der Ernst der Lage etwas schneller bewusst, und das färbt selbstverständlich auch auf die Kinder ab.
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Arawn
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Beitrag16.03.2020 11:50

von Arawn
Antworten mit Zitat

Eliane hat Folgendes geschrieben:
lenaleabi hat Folgendes geschrieben:
Die Natur scheint sich wirklich zur Wehr zu setzen...

Das ist menschliches Denken. Die Natur denkt und plant nicht, sie folgt den Naturgesetzen und dem Zufall. Was wir hier gerade sehen, ist sozusagen "Evolution at work". Mit allen Konsequenzen, die uns aus unserer menschlichen Warte als grausam erscheinen (sind sie ja auch!). Aber bewusst tut die Natur das nicht.


Laut Wikipedia bezeichnet ›Natur‹ in der Regel das, was nicht vom Menschen geschaffen wurde.

Ich verstehe unter ›Natur‹ das Universum, u. z. weil der Mensch nicht gegen Naturgesetze verstoßen kann (also auch nicht auf Stoffe zurückgreifen kann, deren Existenz die Naturgesetze nicht gestatten). Wir sind ein mit Intelligenz und Bewusstsein ausgestattetes Spezialwerkzeug der Natur, mit dessen Hilfe sie einige komplexe Strukturen bildet, die sie nicht auf andere Weise bilden kann. D. h. sie kann zwar ohne das Werkzeug eine komplexe Struktur wie die DNA bilden, aber z. B. kein Smartphone. Die Natur wird sich erst durch den Menschen ihrer selbst bewusst und denkt über sich nach. (Das schließt nicht aus, dass sie selbst von einem übernatürlichen / gottähnlichen Wesen erschaffen wurde.) Eine Bohrinsel ist also so natürlich wie ein Eisbär oder ein Asteroid.

In der belebten Natur wehrt sich ständig einer ihrer Teile gegen einen anderen. Die Natur wehrt sich niemals gegen etwas anderes als sich selbst. Sie kann gegen sich selbst als Ganzes weder gewinnen noch verlieren. Sie hat weder Gegner noch Verbündete.

Vielleicht gilt das auch für die unbelebte Natur: In einem Stern z. B. wehrt sich der Strahlungsdruck gegen die Gravitation.

SARS-CoV-2 hat einfach die Transportmöglichkeiten genutzt, die die Natur mit Hilfe ihres Werkzeugs ›Mensch‹ entwickelt hat. Und das Werkzeug wehrt sich jetzt gegen das Virus. Aber keiner der Akteure ist natürlicher als der andere.
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