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Auszug 2. Kapitel - Kelch der Portale


 
 
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Pollux
Leseratte


Beiträge: 102



Beitrag12.03.2020 11:57
Auszug 2. Kapitel - Kelch der Portale
von Pollux
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hi.
Ich arbeite am zweiten Teil meiner Trilogie und habe jetzt mit der ersten Überarbeitung angefangen.
ich wollte einmal eure Meinung zum Schreibstil haben, damit ich für mich vergleichen kann, ob ich im ersten Durchgang schon flüssiger schreibe, als noch vor zwei Jahren. Damals hatte ich vieeele Korrekturen benötigt, bis der Schreibstil passabel genug war, um den Text anderen vorsetzen zu können.

Aber es heißt ja, dass man mit der Zeit besser wird. Laughing





Mitten in der Nacht gab es natürlich keinen Zug nach Windchurch. So viel Glück hatten sie nicht, so dass Diana und Kellan mit dem Pferd weiter ritten. Dabei war Diana so schrecklich müde. Es musste inzwischen drei Uhr nachts sein und bis nach Windchurch waren es noch mindestens vier oder fünf Stunden mit dem Pferd. Wie sollte sie das aushalten?
Kellans Reisetasche und ihr Koffer schlugen ihr unangenehm gegen die Beine. Inzwischen war sie aber so müde, dass es sie auch nicht mehr interessierte, das sie gegen Kellans Rücken gesunken war.
»Dort vorne ist ein Gasthaus«, hörte sie Kellan sagen. »Wir reiten am Tag weiter. Das Pferd ist müde und das Lampenöl geht zuneige.«
»Mh-hm«, murmelte Diana schläfrig. Ihr war grade alles egal, Hauptsache sie durfte schlafen, ohne befürchten zu müssen vom Sattel zu fallen. Allerdings bezweifelte sie, dass das Gasthaus um diese Zeit noch Gäste empfing. Es war mitten in der Nacht und nirgends brannte ein Licht.
Kellan stieg vom Sattel, band das Pferd fest und ging zur Eingangstür, wo auch nach mehrmaligem Klopfen niemand öffnete.
»Ich versuch es an der Hintertür.«
»Mh-hm.«Diana gähnte hinter vorgehaltener Hand. Ihr war alles recht.
Nach wenigen Minuten kam Kellan zurück und brachte das Pferd, samt Diana auf dem Sattel hinter das Gasthaus, wo sich eine Unterstellmöglichkeit für Tiere und Dampfkutschen befand.
»Ein Zimmer kriegen wir nicht, dafür aber zwei Betten im Saal«, erklärte der Cú Sìth.
Saal? Diana sah zu dem alten, schiefen Fachwerkhaus und bezweifelte, dass damit ein geräumiger Schlafsaal mit weichen Kissen und warmen Decken gemeint war. Aber bei ihrer Erschöpfung empfand sie sogar einen alten Baumstumpf als bequem. Kellan schnallte das Gepäck ab und Diana rutschte vom Sattel, wobei ihr jeder einzelnen Knochen schmerzhaft in Erinnerung holte, dass sie überhaupt keine Übung im Reiten hatte und es kaum eine Körperstelle ohne blaue Flecke und Prellungen gab.
Alles tat ihr weh, die Beine, die Hüfte, der Rücken, die Schultern. Gequält stöhnte Diana auf und streckte sich vorsichtig. Wie schön es doch jetzt wäre, wenn jemand zu ihr kommen und sie in den Arm nehmen könnte, ihr vielleicht auch die Schultern massierte.
Mit einem traurigen Lächeln dachte sie daran, wie sie vor Dourifs Haus in Coles Arme gefallen war und wie ihr in dem Moment klar geworden war, dass der Ermittler für sie doch mehr als nur ein Kollege war. Oh, wie sehr wünschte sie sich zurück in seine Arme.
Solche Gedanken waren quälend, denn es war nicht zu ändern. Sie nahm Kellan die Taschen ab, damit er das Pferd noch vom Sattel befreien konnte.
An der Hintertür des Gasthauses wartete eine kleine, magere Magd mit einer Petroleumlampe auf die beiden nächtlichen Gäste. Diana betrat einen gefliesten Raum, in dem Ersatzstühle, Lampenöl, Kerzen und andere Dinge gelagert wurden. Es roch penetrant nach altem Fett, Verbranntem und fauligen Kartoffeln, was den Appetit auf ein Frühstück doch arg minderte. Sowie Kellan ebenfalls eingetreten war, schloss die Magd ab und führte beide in einen muffigen Flur. Dort gab es neben weiteren Türen eine Treppe in den Keller und hinauf in den ersten Stock, doch das kleine, flackernde Licht der Petroleumlampe reichte kaum, um alles genau zu erkennen.
Die Magd öffnete jene Tür zum Schlafsaal, hinter der eine beißende Wolke aus Schweiß, Alkohol, Verdauungsproblemen und schlechter Mundhygiene nur darauf gewartet hatte ins Freie entweichen zu können.
Herr im Himmel! Diana sah Kellan vorwurfsvoll an, dass er sie ernsthaft in das Loch schleppte.
Ungerührt trat der Bibliothekar durch die Tür und ließ sich von der schweigenden Magd die freien Betten zeigen. Widerwillig folgte Diana, denn was für eine Wahl hatte sie schon, außer bei den Pferden zu schlafen?
Der sogenannte Saal war ein Zimmerchen mit Holzboden und nackten Putzwänden, an denen sich gut zehn Stockbetten aufreihten. Mittig von der Zimmerdecke hing eine alte, verstaubte Petroleumlampe auf kleiner Flamme, deren Glasschirm durch jahrelangem Fliegendreck schmutzig gelbes Licht produzierte.
Mehr als die Hälfte der Betten war mit Wanderarbeitern, Tagelöhnern und anderen Personen mit schmalen Geldbeutel belegt.
Die Luft war erfüllt von Schnarchen, Schmatzen und Schnaufen und als Diana neben dem Stockbett stehen blieb, welches ihr und Kellan als Schlafplatz dienen sollte, glaubte sie die Freudenrufe der Bettwanzen zu hören.
Sie fühlte sich wie in einem bösen Traum. Wie konnten die Menschen freiwillig hier schlafen?
Schweigend streckte die Magd die Hand hin und ließ sich mit ein paar Pennies bezahlen. Mehr war der Schlafplatz auch nicht wert.
»Geh nach oben«, schlug Kellan flüsternd vor, nachdem die Magd gegangen war. »Ich liege direkt unter dir.«
Unbehaglich sah sich Diana um und nickte mechanisch. Hier lagen zu viele fremde Männer, die wenig zu verlieren hatten. Im Schein der Petroleumlampe konnte sie nirgends eine Frau in den Betten erkennen, dafür aber zwei wache Augenpaare, die zu ihr rüber starrten. Alles in ihre krampfte sich zusammen.
Oh Gott, wie soll ich hier schlafen?
Kellan bemerkte die zwei wachen Personen ebenfalls und sah sie finster an, bis die ihre Blicke abwandten.
Gut, es hatte seine Vorteile einen Zwei-Meter-Mann bei sich zu haben.
Diana kletterte in das obere Bett und blickte voller Ekel auf die schmutzige Matratze, auf der sie kleine schwarze Punkte umher krabbeln sah, als wenn es die Bettwanzen kaum erwarten konnten, dass sie sich endlich hinlegte.
Der Kissenbezug präsentierte einen großen grauen Fleck, der sich durch unzählige fettige Haare und dreckiger Bärte gebildet hatte. Haare und braune Flecke komplettierten das widerliche Gesamtbild.
Oh Gott, wiederholte Diana in Gedanken. Das kann Kellan nicht ernsthaft verlangen.
Es war kein Wunder, dass die meisten Schlafgäste in voller Montur in den Betten lagen und Jacken oder Taschen als Kopfkissen nutzten. Niemand kam ernsthaft auf die Idee sich ohne Mantel und Stiefel in den Schmutz zu legen.
Sie schob das Kissen mit dem Ellenbogen weg und legte ihren Koffer als provisorische Kopfunterlage in Position. Der war zwar hart und unbequem, aber sauber. Zuvor holte sie noch die Pistole heraus, drückte sie schützend an sich und drehte sich mit dem Gesicht zur Wand.



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Kelch der Toten
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lindaa
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 27



Beitrag17.04.2020 20:50

von lindaa
Antworten mit Zitat

Hallo Pollux!

Ein paar Fragen zum Anfang: In welcher Zeit spielt die Geschichte? Und warum hast du ausgerechnet diese Szene zum Überarbeiten gewählt? Also warum genau das zweite Kapitel und nicht den Anfang des Buches. Oder habe ich den vielleicht wo anders verpasst? Ich finde es im großen und ganzen gut geschrieben, deinen Stil finde ich flüssig und gut zu lesen. Allerdings würde ich mit diesem Einstieg jetzt nicht unbedingt weiter lesen, daher die Frage nach dem 1. Kapitel. In der Szene ist das erste das mich neugierig auf mehr gemacht hat, die erwähnte Pistole in der letzten Zeile.

Hier ein paar Anmerkungen
Zitat:
»Ein Zimmer kriegen wir nicht, dafür aber zwei Betten im Saal«, erklärte der Cú Sìth.
Warum spricht der in der Wir-Perspektive? Er ist ja nicht mit Diana und Kellan gemeinsam auf der Schlafplatz suche oder?

Zitat:
Aber bei ihrer Erschöpfung empfand sie sogar einen alten Baumstumpf als bequem
Wahrscheinlich nur Geschmackssache, ich würde hier jedoch etwas schreiben wie: Doch so erschöpft wie sie war, würde ihr wohl sogar ein Baumstumpf als bequem erscheinen. Denn so wie du es ohne Konjunktiv formulierst klingt es für mich ein bisschen als hätte man ihr tatsächlich einen Baumstumpf angeboten.

Zitat:
Die Magd öffnete jene Tür zum Schlafsaal, hinter der eine beißende Wolke aus Schweiß, Alkohol, Verdauungsproblemen und schlechter Mundhygiene nur darauf gewartet hatte ins Freie entweichen zu können..... Mehr als die Hälfte der Betten war mit Wanderarbeitern, Tagelöhnern und anderen Personen mit schmalen Geldbeutel belegt....... Die Luft war erfüllt von Schnarchen, Schmatzen und Schnaufen .....
Ich mag solche Sätze mit Aufzählungen, allerdings hast du hier in wenigen Zeilen gleich drei Stück davon, was zumindest für mich ein bisschen zu viel des Guten ist.

Zitat:
Wie konnten die Menschen freiwillig hier schlafen?
Diese rhetorische Frage macht für mich hier nicht so viel Sinn da Diana selbst ja nur wenige Zeilen darüber erläutert dass es Menschen mit schmalen Geldbeuteln sind, welche dort nächtigen. Sie machen es also nicht freiwillig sondern aus Geldgründen.

Und ein kleiner fact der mir als Backpacker aufgefallen ist: Das ist vielleicht für deine Geschichte nicht relevant, man sollte allerdings niemals Gepäckstücke auf mit Bettwanzen verseuchte Betten legen, da diese sich sonst im Gepäck einnisten. Das würde ich also vielleicht rausnehmen weil das nicht so authentisch ist smile

Eine kleine Bemerkung noch zum Schluss, mir ist aufgefallen dass du generell sehr viele Sätze mit ,dass..... verwendest. Darauf würde ich vielleicht auch noch ein bisschen achten und diese reduzieren.

Ich hoffe ich konnte dir weiterhelfen.

Liebe Grüße!
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Thomas74
Geschlecht:männlichExposéadler

Alter: 49
Beiträge: 2329
Wohnort: Annaburg


Beitrag17.04.2020 21:17

von Thomas74
Antworten mit Zitat

Hallo Pollux!

Ja, dieser Text liest sich deutlich flüssiger. Du hast ja selber gemerkt, dass man nicht zwingend jedes kleinste Detail erklären muss.
Was mich (immer noch) stört, sind die häufigen doppelten und dreifachen Adjektive.

Die kleine, magere Magd, die alte, verstaubte Petroleumlampe,
Muss die Petroleumlampe alt und verstaubt sein? Erkennt der Erzähler überhaupt, dass sie alt und nicht nur verstaubt ist. Und ist das relevant?

Zitat:
»Mh-hm«, murmelte Diana schläfrig. Ihr war grade alles egal, Hauptsache sie durfte schlafen, ohne befürchten zu müssen vom Sattel zu fallen. Allerdings bezweifelte sie, dass das Gasthaus um diese Zeit noch Gäste empfing. Es war mitten in der Nacht und nirgends brannte ein Licht.


Vorschlag:

"Mh-hm", murmelte Diana schläfrig. Sie wollte nur noch in ein richtiges Bett.
--umschreibt eigentlich alles. Das sie bezweifelt, dass die Spelunke noch offen hat usw. ist irrelevant.

Oder:
Zitat:
Sie fühlte sich wie in einem bösen Traum. Wie konnten die Menschen freiwillig hier schlafen?


Überflüssig, nur eine Zusammenfassung deiner bildreichen Schilderung

Zitat:
Der Kissenbezug präsentierte einen großen grauen Fleck, der sich durch unzählige fettige Haare und dreckiger Bärte gebildet hatte. Haare und braune Flecke komplettierten das widerliche Gesamtbild.

Der Kissenbezug war fleckig und voller Haare. Von welcher Körperbehaarung die Flecken stammen, mag zwar einen Forensiker interessieren, aber sonst niemanden.

Zitat:
Niemand kam ernsthaft auf die Idee sich ohne Mantel und Stiefel in den Schmutz zu legen.


Genau das Gleiche erklärst du einen Satz vorher. Daher ist auch diese Zusammenfassung überflüssig.

Aber das alles ist Meckern auf höherem Niveau als beim Erstling! Mir gefällt die Geschichte trotzdem.


_________________
Optimismus ist, bei Gewitter in einer Kupferrüstung auf dem höchsten Berg zu stehen und "Scheiß Götter!!" zu rufen.
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Pollux
Leseratte


Beiträge: 102



Beitrag24.04.2020 19:15

von Pollux
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@Lindaa
Die Geschichte spielt 1904.

Zitat:
Muss die Petroleumlampe alt und verstaubt sein? Erkennt der Erzähler überhaupt, dass sie alt und nicht nur verstaubt ist. Und ist das relevant?

Alt, weil rostig, bzw. angelaufen. Die Öllampen/Petroleumlampen waren früher häufig aus Messing/Zinn/Bronze/etc.
Aber irgendwie ließt sich "rostige Petroleumlampe" nicht gut und da kam ich zum alt und staubig ^^ Für das Ambiente einer Absteige fand ich das erwähnenswert, ist aber kein Muss.


Ist aber, wie schon gesagt, die aller erste Fassung. Mir ging es nur um eine Einschätzung zum Stil, da bei meinen ersten Gehversuchen hier, noch sehr viel zu bemängeln war Laughing

Das da aber noch viel zu richtigen und verbessern ist, ist mir klar smile Aber man ist doch wesentlich motivierter, wenns keine Katastrophe ist Laughing


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Kelch der Toten
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