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Dort wo Worte enden fängt die Bedeutung erst an


 
 
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vwpoetry
Geschlecht:weiblichErklärbär
V


Beiträge: 2



V
Beitrag23.02.2020 19:46
Dort wo Worte enden fängt die Bedeutung erst an
von vwpoetry
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

- Mir ist bewusst, dass dieser Text den grammatikalischen Normen nicht immer entspricht, Hinweise darauf sind nicht nötig. Versucht es als zusätzliche künstlerische Freiheit zu betrachten -

Sie fühlt sich wie gefangen.

Eisenstäbe engen sie ein, sie hängt an Ketten und zieht Klötzer mit sich her.

Sie kann nicht mehr.

 

Diese Gedanken begleiten Marie täglich in die Nacht.

 

Seit zwei Jahren kann Marie nicht mehr still schlafen,  

denn verdammt dieser Hass raubt ihr den Schlaf.  

 

Den Hass den Marie von ihren Mitschülern bekommt. Dieser Hass, der sich in abwertenden Blicken äußert.  

Der Hass, den sie sich gegenüber selbst empfindet, wenn ihre Mitschüler über sie tuscheln und sie ausschließen.  

 

Tief in ihr bekämpfen sich Krieger mit Schwertern und rauben ihr die Kraft.  

Sie ist so verdammt geschafft, sie ist so leer und _

 

Marie war 12 Jahre alt.

Sie war ein schönes Mädchen: langes, volles, dunkles Haar.  

Ihre Augen waren groß und tief. Jeder der in diese schaute fühlte sich geborgen und geliebt.

Sie war ein lebensfrohes Mädchen.  

Sie begegnete jedem stets freundlich und offen.

 

Doch sie war nur scheinbar, wirklich da

Scheinbar durchSICHTbar

Scheinbar greifbar,

scheinbar hautnah,

unWundbar

Doch SCHEINbar ist keine WAHRheit.


Denn während sich dieser Schein immer mehr festigte,

zerbrach immer mehr von Maries einst so perfekten Welt.

 

Marie war 14 Jahre alt.  

 

Sie konnte keinen Hass empfinden,

niemandes Hilfe verweigern,

niemals ihr Selbstwohl dem Gemeinwohl vorziehen

und so

konnte Marie nicht „nein“ sagen.

 

Sie konnte nicht „nein“ sagen.

 

Nicht NEIN zu ihrer Mutter, als diese sie alleine lies,

nicht NEIN, als man sie wie ein Objekt zwischen Vater und Jugendamt hin und herschob,

nicht NEIN zu all dem Essen, dass sie aus Frust in sich hinein sog,

nicht NEIN zu all den abwertenden Blicken ihrer Mitschüler, sie sei zu fett.

Marie sagte nicht NEIN zu dem Finger in ihrem Rachen,

nicht NEIN zu den Kilos, die sie verlor.

 

Doch dass Marie mit jedem kotzenden Strahle ein Stück mehr ihrer selbst verlor, das wusste sie nicht.

 

Dass sie mit jedem Kopfnicken immer mehr von ihrem eigenen Willen verlor und zum Mitläufer einer auf AUSsehen und ANsehen geprägten Masse wurde, das wusste sie nicht.

 

Einst wurde sie gefragt: „Hey Marie du bist so ruhig geworden und wir haben so lange nicht mehr gesehen. Wie geht es dir?“

Doch das wusste sie nicht. Und auf keine Antwort folgte keine weitere Nachfrage.


Marie war 16 Jahre alt.  

 
Gefangen in einer Gesellschaft auf AUSsehen und Ansehen geprägt gab sich Marie deren Idealbild komplett hin.

Von außen so scheinBAR wunderBAR,

unter Schminke und kurzen Kleidern versteckt,

gab es nichts mehr, was so wirklich echt an ihr war.

 

Sie begann anders zu sprechen, sich anders zu kleiden

Und jede Nacht tränenverschmiert in den Schlaf zu gleiten.

 

Noch immer hatte sie das Gefühl, sie sei nicht genug.

Und noch immer spürte Marie, sie kann nicht mehr.

 

Mehr Schminke,  

mehr kurze Kleider,  

mehr Alkohol und Party.  

Mehr von diesem betäubenden Gefühl,  

mehr Rausch,  

mehr Anpassung.  

Marie wünschte sich mehr Anerkennung.

Sie wünschte sich geliebt zu werden.

und vor allem wünschte sie sich kein Außenseiter mehr zu sein.

 

2014: Richterliche Zwangseinweisung in eine psychiatrische Anstalt. 123 Tage Aufenthalt. Soziale Isolation.  

Kampf ums Leben, das überleben wird immer schwerer.

 Essplan, jede Woche 500g mindestens, das schaffe schafft sie nicht!!  

 

Sie hat sich damit abgefunden, dass das Leben scheiße ist,

aber wenn sie wenigstens dünn ist, das dachte sie, ja dann werden sie die Menschen sie wenigstens mögen.

„Marie du bist so schön geworden“

„Und Marie wie hast du es nur geschafft so abzunehmen?“  

„Und kannst du mir nicht ein paar Tipps geben?"

 

Wie hätte sie solche Zuneigung ablehnen können?

Wie hätte sie sagen können: nein verdammt ich bin ich schön! Ich bin ernsthaft krank und wenn du wirklich darüber nachdenkst so viel zunehmen, dann werden wir bald beide sterben.

Doch statt Ehrlichkeit und Realismus, hasste sie sich selbst mittlerweile so sehr, dass sie alles für nur einen Funken Zuneigung getan hätte.  

Begraben unter eintausend Dornröschen küssen, steht alles still in ihrem Kopf.  

Es ist die Gesellschaft, die sie nieder macht, ein Abgrund, eine Ballung voller Individualitäten, dessen Entfaltung doch nur bewertet wird.  

Sie schämt sich wieder so fett geworden zu sein!  

Weiterhin sind wir diejenigen, die diese abwertenden Blicke geben, dazu Gründe zum Selbsthass, Diäten und zum harten Kampf des Überlebens.  

Es sterben Menschen um uns herum, verdammt, doch wir sind so dumm und übersehen alle neuen Wege, anstatt das ganze Farbspektrum war zunehmen, sehen wir nur das was scheinbar offensichtlich ist.

Und diese Hände, die uns gegeben sind, strecken wir nicht zu unserem Nächsten, sondern behaupten stattdessen, dass sie gefesselt sind!


Doch wer kann es uns verübeln?

Wie könnten wir anders handeln, wenn die Industrie uns genauso erzieht? Allein heute habe ich selbst dreimal überlegt ob ich wirklich aufstehen, rausgehen und auf diese Bühne treten sollte, obwohl ich mich doch selbst heute schon wieder viel zu fett fühle.  

Wie oft habt ihr schon zur schwarzen Jeans gegriffen, anstatt zum Rock, weil diese eurer Figur doch viel mehr schmeichle?

Wie oft habt ihr in der Öffentlichkeit nichts anderes als einen Salat essen wollen, um eben den Blicken der anderen nicht zum Opfer zu fallen?  

Ein dämliches Idealbild wird uns von den Medien vermittelt, doch dass die Menschen die glücklich sind, diejenigen sind, die am schönsten sind, hat Marie nicht gelernt.



Marie war 18 Jahre alt.  

Dort wo Worte enden, fängt die Bedeutung erst an.[/i]

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Mettbrötchen
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 35
Beiträge: 490
Wohnort: Rheinland
Ei 1


Beitrag24.02.2020 00:26

von Mettbrötchen
Antworten mit Zitat

Zitat:
- Mir ist bewusst, dass dieser Text den grammatikalischen Normen nicht immer entspricht, Hinweise darauf sind nicht nötig. Versucht es als zusätzliche künstlerische Freiheit zu betrachten -


Wie bitte?! Laughing


_________________
I read somewhere how important it is in life not necessarily to be strong... but to feel strong.
(Christopher McCandless
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