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Präsens oder Präteritum

 
 
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Rapunzel
Leseratte
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Beiträge: 102



R
Beitrag09.04.2020 12:16
Präsens oder Präteritum
von Rapunzel
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Es ist schon witzig, wie es mit dem Schreiben ist... Ich war immer ein Verfechter der 3. Person, einer personalen Erzählweise und des Präsens. Dann habe ich irgendwann einmal damit begonnen, aus Interesse und Neugier in der Ich-Perspektive zu erzählen und siehe da - seitdem bin ich daran hängengeblieben. Nun merke ich, dass ich immer wieder ins Präsens falle. Besonders wenn es gut läuft und mir das Schreiben nicht schwer fällt, erzählt meine Protagonistin scheinbar gerne im Präsens. Für mich selbst war das aber lange Zeit ein "No-Go", da ich als Leser Bücher, die im Präsens standen, nie wirklich schätzen konnte.
Da meine Figuren aber ihre Geschichte scheinbar gern im Präsens erzählen würden, wende ich mich jetzt an euer Schwarmwissen. Wie empfindet ihr (besonders als Leser) das Präsens? Ich weiß, dass es immer mehr Bücher gibt, die es benutzen, aber hat sich nicht dennoch das Präteritum ... ich weiß nicht, welches Wort ich verwenden soll ... mehr bewährt? Besonders auch, wenn es um Verlage geht?

Vielen Dank!
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agu
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 49
Beiträge: 2018
Wohnort: deep down in the Brandenburger woods


Beitrag10.04.2020 16:00

von agu
Antworten mit Zitat

Hi Rapunzel,
ich hatte früher auch die Präferenz, dass Romane für mich in der 3. Person Präteritum geschrieben sein mussten, sonst mochte ich sie nicht. Beim Schreiben - dito.
Das hat sich inzwischen komplett geändert. Aus heutiger Sicht würde ich sagen, dass alle Ansätze - 3. Person oder Ich-Erzähler ebenso wie Präsens oder Präteritum - gleichermaßen gut funktionieren können, wenn sie gut gemacht sind und zum Stoff passen.

Bei manchen Genres ist das Gewohnheitsrecht auf einen bestimmte Zeitform+Erzähler natürlich mehr verhaftet als bei anderen - Historischer Roman z.B. scheint nur im Präteritum logisch zu sein, aber ich könnte mir vorstellen, dass ein Präsens-Ansatz sogar hier funktionieren würde, wenn er denn handwerklich denn gut gemacht ist.
Ich habe mir auch mal sagen lassen, dass etliche LeserInnen von Liebesromanen die dritte Person als Erzähler bevorzugen. Möglicherweise, weil in diesem Genre die äußere Beschreibung der Hauptfiguren mehr Wichtung hat als in anderen Genres und das in der 3. Person leichter geht (auch wenn es eine handwerkliche Unsitte ist, dass dafür die Perspektive gebrochen wird - aber anderes Thema).


Ich glaube nicht, dass Verlage eine Präferenz haben.
Wie gesagt, es muss zum Stoff passen und sollte gut umgesetzt sein. Ich bin z.B. der Meinung, dass Präsens und Ich-Erzähler beide nach kürzeren und prägnanten Formulierungen verlangen, als Präteritum und 3. Person. Oder vielleicht sind letztere auch einfach - ich sage mal, duldsamer, wenn der Autor Schwierigkeiten mit dem Sich-kurz-fassen hat und zu verschnörkelter und ausschweifender Sprache neigt. Blumige Fantasy-Sprache mit altertümlichen Verzierungen aus dem Mund eines Ich-Erzählers finde ich befremdlicher, als wenn sie aus der Sicht einer dritten Person geschrieben ist.

Aber eine wirkliche Doktrin gibt es hier nicht.
Alles ist möglich, sofern es gut gemacht ist smile


_________________
Meine Bücher:
Engelsbrut (2009 Sieben, 2011 LYX) | Engelsjagd (2010 Sieben) | Engelsdämmerung (2012 Sieben)
Die dunklen Farben des Lichts (2012, SP)
Purpurdämmern (2013, Ueberreuter)
Sonnenfänger (2013, Weltbild)
Kill Order (2013 Sieben)
Choice / als Chris Portman (2014, Rowohlt)
Wie man ein Löwenmäulchen zähmt / als Eva Lindbergh (2016, Droemer Knaur)
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Ron Swanson
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 33
Beiträge: 802
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Wohnort: Gütersloh


Beitrag10.04.2020 19:11

von Ron Swanson
Antworten mit Zitat

Ich schreibe selbst in der 1. Person, allerdings im Präteritum.
Das Präsens (hauptsächlich in der Ich-Perspektive) ist mir irgendwie suspekt, um ehrlich zu sein. Egal wie interessant die Geschichte auch klingt, ein Buch, das durchgehend in dieser Form geschrieben ist, würde ich nicht kaufen.

Warum würde ich es nicht kaufen?

Weil ich mir einfach nicht vorstellen kann, dass eine Person sämtliche Dinge die sie tut, auch in dem Moment reflektiert.
Natürlich wäre das Präteritum in dem Sinne auch nur eine Nacherzählung dessen, was passiert ist, aber das fällt irgendwie nicht so auf.

So das waren mal meine diffusen Gedanken zu dem Thema Embarassed
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Ron Swanson
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 33
Beiträge: 802
NaNoWriMo: 4094
Wohnort: Gütersloh


Beitrag10.04.2020 19:50

von Ron Swanson
Antworten mit Zitat

Hab noch was Interessantes zum Thema gefunden:

https://storyanalyse.de/zeitformen/
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Relffits
Gänsefüßchen
R


Beiträge: 19



R
Beitrag11.04.2020 11:08

von Relffits
Antworten mit Zitat

Ich würde dem Link keine allzu hohe Beachtung schenken.
Man merkt recht schnell, dass die Autorin die unterschiedliche Erzählperspektiven nicht versuchte neutral zu beleuchten, sondern sich von ihrer bereits festgelegten Meinung leiten ließ. Zumindest erweckt es sehr stark den Eindruck als wäre es so gewesen.
Es werden zwar auch positive Dinge genannt für die Präsenz Erzählweise, allerdings sind die hälfte dieser genannten Vorteile keine tatsächlichen Vorteile.
-Die Geschichte spielt sich im Hier und Jetzt für den Leser ab.
Das ist kein Vorteil. Wird es erst wenn man ihren zweiten Vorteil miteinbezieht, aber daraus machte sie ja einen zweiten Vorteil, warum auch immer. Ach ja, der fünfte Vorteil gehört hier ebenfalls rein, aber wurde ja zur Nummer Fünf.

-Der Strom von Dingen, die hintereinander geschehen, dient der Erzählung,...
Ja, no shit, Sherlock. Wenn das nicht der Fall ist, dann funktioniert deine Schichte einfach nicht, EGAL in welcher Erzählerperspektive und Zeitform.

Gebrachte Nachteile
-Spannung kann nur durch die ungewisse Zukunft geschaffen werden, so stellt sich der Ironie- und Spannungsaufbau schwieriger dar.
Ne. Einfach nur Nein.

-Die Treue zur Gegenwart, der Realität, gewährt kaum Platz für um Bedeutungen zu erklären oder etwas zum Verständnis anzubieten. Die Handlung muss für Erzählungen pausiert werden.
Das muss sie auch beim Präteritum. Oder man baut die Erklärungen einfach in die Handlung mit ein. Beides trifft auf jede Erzzählweise zu, ist also kein Nachteil des Präsenz zum Präteritum.

-durch die ständige Gegenwart wird die Geschichte ›aus der Zeit genommen‹ – Sie verliert den menschlichen Sinn, der unseren Platz in der Zeit und Welt bestimmt, wenn uns die Vergangenheit vorwärtsbringt und uns handeln lässt.
.... Ernsthaft? Wenn das die Meinung ist, dann ist sie einfach nur unfähig auch nur irgendetwas vernünftig im Präsenz zu formulieren.

Die restlichen Vor- und Nachteile beider Erzählweisen lasse ich mal raus. Was mich ebenfalls noch stört ist, der Blog und jede einzelne weitere ihrer Quellen und Seiten sind eigentlich nur eine große Werbeanzeige für das Grid Dings.
Desweiterin bin ich etwas skeptisch bei einer Frau, die meint im Selbstpuplishing ihr Buch zu veröffentlichen, dieses jedoch selbst lektoriert und dabei bereits in der ersten Szene des Buches nicht sonderlich aufgepasst zu haben scheint. Eine Frau die bereits liegend am Boden kauert duckt sich in der Regel nicht mehr wink
Ein Fehler, der beim Lektorieren auffallen müsste. Wäre für mich für sich genommen kein Problem, da Sie allerdings Lektoratsaufträge annimmt sollte sie entweder gut lektorieren können, oder die goldene Regel einhalten ... lektoriere nicht deine eigenen Texte. -_-  Funktioniert in der Regel einfach nicht.
Der letzte Punkt der mich an ihrer Glaubwürdigkeit zweifeln lässt, die einzigen Qualifikationen die sie angiebt als Lektorin sind die Mitarbeit bei diesem Grid Dingens.
Die einzigen Qualifikationen die sie angiebt als Mitarbeiterin bei diesen Grid Dingens sind die Dinge die sie durch dieses Grid Dingens gelernt hat.
Allerdings ist jeder ihrer Plattformen eine einzige Werbetafel zu diesem und dies dieses wird die unteranderem auch bezahlt .... Soll nicht heißen das diese Frau nicht vielleicht doch das nötige Wissen und die Fähigkeiten besitzt, allerdings erkenne ich darin keine nachweisbaren Qualifikationen für die man nicht erst bezahlen muss um zu erkennen, um welche es sich genau handelt.


....
Ähmmm. Ups. Bin etwas vom Thema abgewichen.
Ich schreib im Präteritum 3. Person
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Abari
Geschlecht:männlichAlla breve

Alter: 43
Beiträge: 1838
Wohnort: ich-jetzt-hier
Der bronzene Durchblick


Beitrag11.04.2020 13:49

von Abari
Antworten mit Zitat

Ich schreibe in 1. und 3. Personen beider heute üblichen Numeri (2. Person geht ja schlecht, weil sie immer die erste Person des Gegenübers ist) und allen Zeitformen. Warum? Weil ich es spannend finde, meine Möglichkeiten auszuloten. Mein bisher einziges (und sehr schleppendes) Romanprojekt ist in 1. Person Singular geschrieben. Aus technischen Gründen habe ich sowohl Präsens als auch Präteritum verwandt. Kommt halt ganz auf die Perspektive an: Für mich ist Präsens gefühlt näher. Bei Präteritum wird mir unbewusst bewusst [???], dass ich es mit einer erzählten Geschichte zu tun habe. Freilich ist die Beobachtung richtig, dass in den alten Texten das Präteritum dem übermächtigen Erzähler vorbehalten war und nur die wörtliche Rede im Präsens stand. Aber was sagt das denn über den Text aus? Die richtig alten Texte wurden oft erst Jahrhunderte nach ihrer Entstehung verschriftlicht und da von "es war einmal" zu sprechen, ist durchaus legitim.

Aber heute? Hmmm. Ich experimentiere gerne und bin für mich, wenn ich meine sprachlichen Grenzen erkenne, nichts anderes als auf dem richtigen Weg. Denn wo es weh tut, wird es interessant. Dort kann ich mich nämlich entfalten und entwickeln. Natürlich ist es auch schön, in der Komfortzone zu bleiben. Dann muss mir allerdings klar sein, dass ich Konventionen erfülle - und seien es meine eigenen. Da lohnt es sich, sich zu fragen, ob das, was ich gerade entschieden habe - denn nichts anderes ist es, egal ob bewusst oder unbewusst - ob das richtig, textgemäß und sinnvoll war.

Eine Pauschalregel gibt es in meinen Augen also nicht.


_________________
Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.

LG
Abari
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