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Matthias


 
 
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Ralphie
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Beitrag08.11.2019 19:58
Matthias
von Ralphie
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Den nachfolgenden Text habe ich nachträglich in mein Manuskript eingefügt, weil ich der Meinung war, dass die Nebenfigur des Matthias deutlicher herausgearbeitet werden müsse. Ich bitte zu beachten, dass ich das Ganze hier im Altersheim geschrieben habe und dass meine Möglichkeiten begrenzt sind.

Nach Paris erhielt Matthias eine Zeit lang Post von einem Mädchen aus der Rue du Grenier Saint-Lazare. Sie war Zimmermädchen in dem Hotel gewesen, in dem er für die Dauer seines Aufenthalts in der Seine-Metropole abgestiegen war. Das Mädchen hieß Dominique Desailly, hatte eine Abtreibung hinter sich und war wegen ›ungebührlichen Verhaltens‹ von der Sorbonne verwiesen worden – ein blutjunges Ding mit flachen Brüsten, einem viel zu schmalen Gesicht, Sommersprossen und einer dunklen Lockenfrisur, wie die bräunlich getönte, weiß mit STUDIO BROCHARD signierte Fotografie belegte, die Dominique Desailly in ihrem zweiten oder dritten Brief an Matthias schickte.

Es ist anzunehmen, dass Matthias in Paris mit Dominique geschlafen und dass Dominique sich in ihn verliebt hatte. Das bewies die Hartnäckigkeit, mit der sie ihm Woche für Woche manchmal einen, manchmal zwei Briefe schrieb. Dass Dominique mit einem Metzgergesellen aus Marigny-le-Châtel verlobt war, schien ihrer Leidenschaft für Matthias keinen Abbruch zu tun. Matthias übersetzte ihre Briefe mithilfe eines Wörterbuches und eines Sprachführers der französischen Sprache, während ich neben ihm auf der Polsterlehne seines Sessels saß. Natürlich war ich nicht eifersüchtig. Es war mir klar, dass ich einen Mann von Matthias’ Schönheit nie ganz für mich alleine haben würde - zumal er mir versicherte, dass Dominique nur ein Abenteuer gewesen sei.

Ich verzieh ihm den kleinen Seitensprung. Matthias klebte ihre Fotografie zu den anderen Fotos mit schönen Frauen in ein in blaues Kunstleder gebundenes Fotoalbum und vertraute ihre Briefe dem Kaminfeuer an. Er tat Dominique als Teil seiner Frankreicherfahrungen ab und schien wenig überrascht zu sein, als sie ihm in ihrem letzten Brief mitteilte, dass sie ihren Metzgergesellen aus Marigny-le-Châtel geheiratet hatte.

In demselben Brief stand auch, dass sie ihre Stelle als Zimmermädchen im Hotel ›Bretagne‹ gekündigt habe und stattdessen Garderobiere im Musée d’Orémieux geworden sei. Jahre später, als ich Dominique schon fast vergessen hatte, erfuhr ich durch die Zeitung, dass sie zur Museumsdirektorin aufgestiegen war und sich für das Wahlrecht der französischen Frauen an Straßenlaternen ketten ließ. Dominique war inzwischen geschieden, lebte mit einem zwanzig Jahre älteren Kriminalautor aus Caen zusammen, propagierte die freie Liebe und war in die Schlagzeilen geraten, als sie sich während einer Podiumsdiskussion vor französischen Feministinnen nackt ausgezogen hatte.

Doch das ist nicht die Geschichte von Dominique Desailly, sondern die von Matthias Mathiesen, obgleich es sicher hochinteressant ist, zu wissen, dass es ein Mädchen von fünfundzwanzig Jahren geschafft hat, Direktorin eines der vier berühmtesten Museen von Paris zu werden. Kehren wir zurück zu Matthias Mathiesen, seinem nihilistischen Oberlippenbärtchen und seinem weiß gestrichenen Haus in der Moltkestraße.

Auch Matthias betätigte sich in seiner Freizeit als Kriminalautor und veröffentlichte unter dem Pseudonym Jack Cardigan eine Unmenge von Kriminalromanen, die allesamt in der englischen Oberschicht angesiedelt waren. Er schrieb jeden Tag immer nur genau zwei Stunden, dann hörte er auf, manchmal mitten in einem Satz. Matthias wusste nicht, woher er die Ideen für seine Romane hatte, aber es fielen ihm immer die haarsträubendsten Geschichten ein. Sein Stil lag irgendwo zwischen Edgar Allan Poe und William Makepeace Thackeray; Matthias versuchte jedoch, nicht allzu kompliziert für seine meist jugendlichen Leser zu schreiben. Sein Verleger, ein bärtiger Riese aus einer Kleinstadt in Oberfranken, glaubte diese Leserschaft ausfindig gemacht zu haben - zwei Drittel seien Jungen oder junge Männer im Alter von vierzehn bis achtzehn Jahren, die noch keine eigene Freundin hätten und glaubten, in der versteckten Sexualität von Matthias’ dicken Sergeant-Hector-Romanen das Ventil für ihren ausufernden Geschlechtsdrang gefunden zu haben. Der Rest der Leser seien Mädchen und Erwachsene.

Matthias bestand darauf, dass sämtliche Rechte an seinen Romanen bei ihm verblieben, weil er mit deutschen Verlagen schlechte Erfahrungen gemacht hatte. In seinem neuesten Roman, Sergeant Hector und der Würger von Southampton, erzählte er von einem jungen Mörder aus der Highfield Lane in Southampton, der des Nachts in die Wohnungen alleinstehender reicher Frauen einbrach, diese mit einem Stemmeisen niederschlug, auszog und anschließend mit einer Drahtschlinge erwürgte. Der Roman war gut und flüssig geschrieben und führte Sergeant Hector im Laufe seiner Ermittlungen immer wieder auf die falsche Fährte. Der ursprüngliche Hauptverdächtige, ein Stauer aus dem Überseehafen von Southampton, fiel als Täter aus, weil er selbst mitten im Roman ermordet wurde. Der zweite Verdächtige, ein undurchsichtiger Taubenzüchter namens Charleston McEveety, kam als Täter ebenfalls nicht in Frage, weil er zur Zeit der Morde in einer Nervenheilanstalt eingesessen hatte. Schließlich führte die Spur zu dem jungen Mann aus der Highfield Lane; Matthias beschrieb ihn als Spröss¬ling einer zerrütteten Familie. Der Vater hatte schon als Zwanzigjähriger regelmäßig zur Flasche gegriffen, und es waren ihm Kontakte zu einer in Southampton ansäs¬sigen Schlepperbande nachgesagt worden. Die Mutter hatte früher im Rotlichtmilieu gearbeitet und ihren Sohn aus dem Haus geschickt, wenn fremde Männer zu Besuch kamen.

So lernte der Junge sehr früh die Straße und die Gewalt in seinem Viertel kennen. Matthias nannte ihn Toby Delano - er hatte den Namen aus zwei Romanen von Herman Melville zusammengeklaubt. Da Toby Delano die eigentliche Hauptfigur von Sergeant Hector und der Würger von Southampton war, hatte Matthias ihn mit einer Vielzahl von teils schrulligen, teils bedenklichen Charaktereigenschaften ausgestattet. Toby Delano hatte ein aufbrausendes Temperament und konnte auf der anderen Seite sehr lieb und zärtlich sein, was die Liebe zu seiner Mutter und seiner Schwester Fedalla bewies, deren Namen Matthias ebenfalls aus einem Roman von Herman Melville hatte.

Als Zwölfjähriger kam Toby zum ersten Mal mit dem Gesetz in Berührung, weil er einen Gemüsehändler von der Howard Road bestohlen hatte. Toby wurde zu drei Mo-naten Jugendgefängnis verurteilt und verdankte es nur der Fürsprache seiner Lehrer, dass die Strafe zur Bewährung ausgesetzt wurde. Zum Glück hatte er den armen Gemüsehändler nicht verletzt, sonst hätte der Richter ihn für zwei Jahre hinter Gitter gebracht.

Am Tag nach der Gerichtsverhandlung - und dem milden Urteil - schloss er sich einer der zahlreichen Jugendbanden von Southampton an. Es kam zu Messerstechereien und Einbrüchen in die Geschäfte und Kioske rund um die Portswood Road, und Toby musste sich erneut vor einem Gericht verantworten. Dieses Mal war der Richter weniger gnädig gestimmt und brummte ihm eine Gefängnisstrafe von fünf Jahren auf. Toby war achtzehn, als er den Knast verließ. Er hatte keine Freundin oder sonst ein Mädchen, das er heiraten konnte, und war überrascht, wie viele Autos es mittlerweile in England gab. Das Gefängnis hatte ihn abgehärtet, und er war sehr viel nachdenklicher und misstrauischer gegenüber anderen Leuten geworden. Er fand eine Stelle als Hilfsarbeiter in einem Holzgroßhandel an der Ecke King Edward Avenue und Beulah Road, aber die anderen Arbeiter mieden ihn, weil er im Gefängnis gesessen hatte und trotz seiner Jugend als vorbestraft galt. Toby arbeitete schwer, um die teure Miete in der Highfield Lane zu bezahlen. Sein Vater war inzwischen gestorben, Fedalla hatte das Haus verlassen, und seine Mutter saß nur noch am Fenster, um auf die Straße zu schauen.

Dann lernte er Ismael Thornhill kennen, einen schmierigen Studenten aus einem Vorort von Liverpool, der in Winchester Soziologie und Rechtswissenschaften studierte, weil er später einmal ein berühmter Anwalt werden wollte. Ismael hatte eine ähnliche Vergangenheit wie Toby vorzuweisen, aber er war vorsichtiger und vor allem klüger als sein neuer Freund gewesen und konnte dem Dekan ein blitzsauberes Führungszeugnis präsentieren, als er sich vor knapp zwei Jahren um einen Studienplatz beworben hatte. Es hatte Schwierigkeiten mit seiner Vermieterin gegeben, und sein Mietvertrag war gekündigt worden. Ismael Thornhill suchte dringend eine neue, billige Unterkunft.

Toby schlug ihm ein Geschäft vor. Das Zimmer von Fedalla stand leer. Fedalla hatte einen Altenpfleger aus Portsmouth geheiratet und war von heute auf morgen aus der Wohnung ausgezogen. Ismael konnte das Zimmer haben – zu einem Mietpreis, der den seines jetzigen Zimmers nicht oder nur geringfügig übertraf. Ismael schlug ein, und die beiden Männer besiegelten ihren Vertrag bei einem Glas Bier aus Graiguenamanagh.

Ich las den Roman innerhalb einer Woche, obwohl er beinahe neunhundertsechzig Seiten stark war und sich fast nur mit unterschwelliger Sexualität beschäftigte. Die Figur des Ismael gefiel mir - ebenso die des bärbeißigen Sergeant Hector mit seiner gebogenen Hornpfeife, die immer ausging. Dass sein Assistent, Constable Eddie Spearman, ein kleiner, untersetzter Mann mit einem Kneifer auf der Nase, den Fall fast im Alleingang löste, schmälerte den Unterhaltungswert der Geschichte nicht im Geringsten.

Da sein Verleger, der bärtige Riese aus der Kleinstadt in Oberfranken, ihm aus welchen Gründen auch immer Leserbriefe vorenthielt, war Matthias auf das Urteil seiner Bekannten angewiesen, von denen er wusste, dass sie seinen Roman gelesen hatten.

Ich fand den Roman großartig, bemängelte aber, dass die Figur des Ismael für eine Nebenfigur zu komplex angelegt sei. Ismael trat in der Geschichte lediglich als Lieferant für die Mordwerkzeuge Tobys in Erscheinung und wurde von diesem gegen Ende des vorletzten Kapitels als unbequemer Mitwisser umgebracht. Matthias sah ein, dass ich recht hatte. Dass er seine Nebenfiguren wie Hauptfiguren zeichne, liege möglicherweise daran, dass er für sein Leben gern fabuliere, entschuldigte er sich. Er habe deswegen schon einen Kursus über die Technik des dramatischen Erzählens besucht. Aber Herr Freytag, sein Studienleiter, sei der Meinung gewesen, dass man als Autor gar nicht genug Sorgfalt walten lassen könne, wenn man seine Nebenfiguren entwickele.

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Ribanna
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Beitrag09.11.2019 14:23

von Ribanna
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Ein solider, runder Text, der gut zu lesen ist. Ich habe nichts daran auszusetzen! Laughing

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Wenn Du einen Garten hast und eine Bibliothek wird es Dir an nichts fehlen.
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Christof Lais Sperl
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Der silberne Roboter


Beitrag09.11.2019 16:10
Schön!
von Christof Lais Sperl
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Aber nimm die „Seine-Metropole“ raus. Zu abgedroschen.

_________________
Lais
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Ralphie
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Beitrag09.11.2019 16:15

von Ralphie
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Ich bin auch gegen Synonyme, aber in diesem Fall denke ich, dass ich es stehen lassen werde.
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Leseprobe
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L


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L
Beitrag11.11.2019 10:56

von Leseprobe
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Den Anfang habe ich gerne gelesen. Die Seine-Metropole würde ich auch stehen lassen. Der Zwischenschwenk auf Dominique gefiel mir sehr. Allerdings: Du schreibst ja, du möchtest Matthias besser vorstellen. Anschließend stellst du aber seinen Roman vor, den ich dann mehr und mehr überflogen habe, weil ich keine Zusammenfassung lese möchte, die mit deinem Roman nichts mehr zu tun hat. Diesen Teil finde ich störend - schade. Den Anfang aber wie gesagt, sehr gut.

_________________
... diese gläserne Gegenwart ...
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Ralphie
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Beitrag11.11.2019 12:55

von Ralphie
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Nun ja, Matthias ist im Nebenberuf Schriftsteller. Da bot es sich an, von seinem neuesten Roman zu erzählen.
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Gast







Beitrag11.11.2019 14:19

von Gast
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Hallo Ralphie,

schließe mich den Vorpostern an: Das ist gut und flüssig geschrieben. Insbesondere das nihilistische Oberlippenbärtchen hat mir gut gefallen. Laughing

Allerdings stellt sich mir doch eine Frage. Wenn der Textauszug dazu dient, die Nebenfigur des Matthias deutlicher herauszuarbeiten:  Musst du dazu die komplette Handlung seines Romans zusammenfassen?  (mit den Namen der Protagonisten) Spielt diese Romanhandlung noch eine Rolle im weiteren Verlauf deines Romans?

LG
DLurie
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Ralphie
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Beitrag11.11.2019 15:35

von Ralphie
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Hi, DLurie!

Nein, die Romanhandlung spielt keine Rolle mehr. Ich war nur, als ich das Ding schrieb, sehr von John Irving und seinem Zirkuskind beeinflusst, und ich dachte mir, so etwas willst du auch in deinem Roman haben.

 Very Happy
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Gast







Beitrag11.11.2019 16:38

von Gast
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Ralphie hat Folgendes geschrieben:

Ich war nur, als ich das Ding schrieb, sehr von John Irving und seinem Zirkuskind beeinflusst, und ich dachte mir, so etwas willst du auch in deinem Roman haben.

 Very Happy


Den kenn ich leider nicht. Hab nur (mit Begeisterung) den Garp gelesen...
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Beitrag11.11.2019 17:07

von Gast
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Also der Roman im Roman (RiR) kommt bei Irving öfter mal vor. Der hat aber immer auch die Funktion, dem Leser die Sicht des Protas (der in diesen Fällen natürlicherweise immer ein Autor ist) auf die Welt zu vermitteln. Die Handlung des RiR selber ist dabei nicht das ausschlaggebende, sondern mehr was die Art und Weise, wie der RiR geschrieben ist (fatalistisch? melancholisch? zynisch?) dabei hilft, den Prota und seine Persönlichkeit besser zu verstehen.

Ich habe eigentlich Alles gelesen, was Irving je geschrieben hat, und mit der Zeit fand ich die RIRs immer unnötiger, vor Allem weil man das Gefühl hat, dass er nur noch über seinen eigenen Beruf (Autor) schreibt.

Wenn es keine Funktion hat, würde ich es weglassen. Oder irgendetwas einbauen, was sich später in der 1. Handlungsebene wieder aufgreifen lässt.

Zum Rest deines Textes fällt mir nicht viel auf. Es ist sehr gut, flüssig und schlüssig geschrieben und macht Lust auf mehr.
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Ralphie
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Beitrag11.11.2019 17:33

von Ralphie
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Zitat:


Wenn es keine Funktion hat, würde ich es weglassen. Oder irgendetwas einbauen, was sich später in der 1. Handlungsebene wieder aufgreifen lässt.


Aber es schadet doch niemand.
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Beitrag11.11.2019 18:08

von Gast
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Ralphie hat Folgendes geschrieben:
Zitat:


Wenn es keine Funktion hat, würde ich es weglassen. Oder irgendetwas einbauen, was sich später in der 1. Handlungsebene wieder aufgreifen lässt.


Aber es schadet doch niemand.


Hm, was soll ich darauf antworten? So wie Du schreibst, habe ich nicht das Gefühl, dass ich Dir irgendetwas über das Schreiben erzählen kann, was Du nicht schon weißt...

Meiner Überzeugung nach muß allerdings Alles in einem Roman eine Funktion für die Geschichte haben. Alles Unnötige schafft offene Klammern im Gehirn des Lesers, die niemals geschlossen werden, und somit den Leser davon ablenken, die Geschichte aufzunehmen. In sofern halte ich insbesonders längere funktionslose Passagen für, doch, schädlich. Wenn ich ein Buch nach dem Lesen zuklappe und im Hinterkopf habe "wofür zum Henker hat er/sie das nun geschrieben? Was bitte hat das mit der story zu tun?" dann ärgert mich das. In jedem wirklich gut gechriebenen Buch, an das ich mich erinnere, gibt es solche offenen Enden nicht, da dient Alles und Jedes der Geschichte.

Wohlgemerkt, das ist meine Meinung, ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit.
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Ralphie
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Beitrag11.11.2019 19:38

von Ralphie
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Eine überregional erscheinende Zeitung aus Frankfurt am Main feiert Matthias später als einen Schriftsteller, der die deutsche Sprache bis an die Grenzen des Ausdrückbaren beherrscht. Ich denke, das legitimiert es, einen Blick in sein Buch zu werfen.

 Very Happy
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Beitrag11.11.2019 23:47

von Gast
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Ralphie hat Folgendes geschrieben:
Eine überregional erscheinende Zeitung aus Frankfurt am Main feiert Matthias später als einen Schriftsteller, der die deutsche Sprache bis an die Grenzen des Ausdrückbaren beherrscht. Ich denke, das legitimiert es, einen Blick in sein Buch zu werfen.

 Very Happy


Also in dem Fall fände ich es wesentlich eleganter, wenn Du die Inhaltsangabe von Matthias' Roman in einem Zeitsprung nach Vorne aus dem Blickwinkel des Rezensenten der FFm Zeitung schreibst, so nach dem Motto:

-----------------------------------------------------------------------------

"Jahre später würde der Literaturkritiker Fabian Dormettinger von der FAZ den zu dem Zeitpunkt jüngsten Roman von Matthias, Sergeant Hector und der Würger von Southampton, als Schlüsselwerk rezensieren und Matthias eine "Beherrschung der Deutschen Sprache bis an die Grenze des Ausdrückbaren" bescheinigen. In dem laut Dormettinger in der epischen Breite an Dickens heranreichenden Roman...
"

...

Ich hatte den Roman weit vor Dormettinger gelesen und stimme mit ihm darin überein, daß  das Buch sich fast nur mit unterschwelliger Sexualität beschäftigte...
-----------------------------------------------------------------------------

Dann hättest Du einen Zeitsprung in die Zukunft, der genau zu dem Zeitpunkt in die Vergangenheit zurück erinnert, in dem die Handlung wieder aufgenommen wird. Noch besser: Du könntest alle literarischen Wertungen, die im Originaltext zwischen allwissendem Erzähler und der Ich-Perspektive hin und her oszillieren, an den Kritiker deligieren und dich mit ihm virtuell auseinandersetzen ("Wo Dormettinger falsch lag, war seine Überbewertung von Matthias' Besessenheit mit der Warze an seinem Ohrläppchen"). Damit würde der RiR nicht so sehr wie ein aus Spass an der Freude eingewebter Wandteppich erscheinen.
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Ralphie
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Beitrag12.11.2019 05:15

von Ralphie
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Das lässt sich schwer verwirklichen. Martha, die Heldin, erwähnt diesen Satz so nebenbei, weil Matthias weiß, wie Jacques Offenbach richtig hieß.
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Beitrag12.11.2019 11:56

von Gast
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ok, verstanden. Bin ja schon ruhig...
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Ralphie
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Beitrag06.04.2021 15:46

von Ralphie
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Jetzt, wo ich Abstand von der Geschichte gefunden habe, muss ich gestehen, dass ihr Recht habt ...
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