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Hallogallo Klammeraffe
Alter: 61 Beiträge: 645 Wohnort: Auenland
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24.10.2019 09:14 Novemberblues im Oktober von Hallogallo
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In Nebel hüllt sich die Welt
ihre Konturen verschwimmen hinter matten Schatten
den Menschen an den Bushaltestellen
hat er die Farben weggewaschen
Neonlicht quillt auf nasse Straßen
von den kahlen Bäumen
fällt müde letztes Laub
die Gewissheiten des Sommers
sind feucht geworden
sein Atem riecht nach Magenleiden und Alter
ich habe mir einen grauen Bart stehen lassen
um nicht aufzufallen
in den greisen Wochen
die vor uns liegen
Weitere Werke von Hallogallo:
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wortklang Wortedrechsler
W
Beiträge: 88 Wohnort: Süddeutschland
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W 24.10.2019 14:14
von wortklang
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Gefällt mir sehr, Hallogallo.
Eine gelungene Mischung aus eher üblichen lyrischen Herbstbildern , z.B. "In Nebel hüllt sich die Welt" und "von den kahlen Bäumen / fällt müde letztes Laub", und aktuellen Alltagsbildern, wie "den Menschen an den Bushaltestellen / hat er die Farben weggewaschen // Neonlicht quillt auf nasse Straßen".
Stark finde ich die Worte: "die Gewissheiten des Sommers / sind feucht geworden". Da wird sofort eine Herbststimmung spürbar.
Ein bisschen fraglich finde ich ein paar kleine Stellen, wo ich verdichten würde:
Z2 "ihre" und Z 10 "und Alter" und die letzte Zeile würde ich streichen - nach meinem Empfinden.
Grüße von wortklang
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Hallogallo Klammeraffe
Alter: 61 Beiträge: 645 Wohnort: Auenland
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24.10.2019 15:05
von Hallogallo
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Danke für die Anregungen!
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Berni Exposéadler
Alter: 64 Beiträge: 2518 Wohnort: Südhessen (aus NRW zugelaufen)
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02.11.2019 02:45
von Berni
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Mir gefällt, wie du mit meiner absoluten Lieblingsjahreszeit umgehst. Zu mäkeln habe ich nichts, und besonders hervorheben möchte ich dieses gelungene Einfließenlassen eines gewissen Witzes in dein besonderes Herbstgedicht. Den "grauen Bart" finde ich genial.
LG
Berni
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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Hallogallo Klammeraffe
Alter: 61 Beiträge: 645 Wohnort: Auenland
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05.11.2019 10:02
von Hallogallo
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Danke für das kritische und konstruktive Feedback!
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Gast
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05.11.2019 13:38
von Gast
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Hallo Hallogallo,
im Grossen und Ganzen gefällt mir das auch ganz gut, obwohl ich mit der Assoziation "Winter = Alter" so meine Probleme habe - das Alter löst sich eben nicht wie der Winter wieder in einen neuen Frühling auf (ausser im Sinne von Wiedergeburt o.ä.). Ich finde, die letzte Strophe in "The Rose" fasst es wesentlich besser.
Aber egal, gucken wir mal wie die Juristen oder Mathematiker auf die Logik im Werk, ausgehend vom Axiom "Winter = Alter."
In Nebel hüllt sich die Welt
Hm, das klingt aber sehr solipsistisch. Ich lebe in einer Gegend, wo die Grenzen zwischen Nebel und strahlendem Sonnenschein oft nur wenige Kilometer auseinander liegen. "Die" Welt hüllt sich eigentlich nie in Nebel, höchstens "Meine" Welt oder "die Welt hier."
von den kahlen Bäumen
fällt müde letztes Laub
Das klingt wie "von der Glatze fallen die letzten Haare," was zu dem Problem führt, dass es vorher keine Glatze war, solange noch Haare drauf sind... analog sind Bäume auch noch nicht wirklich kahl, solange noch Blätter dran hängen, auch wenn die jede Sekunde nach Süden fahren werden.
die Gewissheiten des Sommers
sind feucht geworden
Mit der Metapher kann ich ehrlich gesagt gar nichts anfangen, vor Allem weil ich gerade im (klimawandelbeeinflussten) Sommer positive Dinge eher mit Feuchtigkeit verbinde. Trockene Dinge sind im heissen Sommer eher am Verdörren. Mehr Sinn würde für mich machen
die Gewissheiten des Sommers
sind trocken <oder spröde/morsch/faulig etc> geworden
Davon abgesehen finde ich "Gewissheiten" zu generisch, als dass sie automatisch den positiven touch bekommen würden, den Du implizierst. Die Melancholie und das Gefühl des Stehenbleibens im Herbst/Winter ist im Kopf genau so gewiss wie die Fröhlichkeit des Sommers. Statt "Gewissheiten" würde ich eher so etwas wie "Leichtigkeit," "Unbekümmertheit," "Lebendigkeit," "Fröhlichkeit" oder etwas Anderes mit eindeutig positiven Konnotationen behaftetes wählen.
Die letzte Strophe finde ich eher resignierend und passiv. Man kann ja auch in dem Wissen (wenn auch nicht der Gewissheit ), dass nach dem Winter der Frühling kommt versuchen, das Beste aus der Situation zu machen und der kalten Jahreszeit die positiven und schönen Dinge abzuringen und damit die Zeit so schmerzlos wie möglich hinter sich bringen. Gibt es einen Grund, warum die erzählende Person die erstere gegenüber der zweiteren Variante wählt? Liesse sich der Grund noch in irgendeiner angedeuteten Weise mit in das Gedicht integrieren?
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Hallogallo Klammeraffe
Alter: 61 Beiträge: 645 Wohnort: Auenland
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05.11.2019 16:42
von Hallogallo
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Danke für das profunde und ausführliche Feedback!
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