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Corydoras Klammeraffe
Alter: 39 Beiträge: 751 Wohnort: Niederösterreich
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12.10.2019 19:52
von Corydoras
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Daniel de Iguazu hat Folgendes geschrieben: |
Zitat: | Leseprobe von Amazon, Die Herren von Winterfell, Kapitel1 – Bran, erster Absatz:
Kalt und klar hatte der Tag gedämmert, mit einer Frische, die vom Ende des Sommers kündete. Sie brachen im Morgengrauen auf, zwanzig insgesamt, um der Enthauptung eines Mannes beizuwohnen, und Bran ritt unter ihnen , ganz nervös vor Aufregung . Es war das erste Mal, dass man ihn für alt genug erachtete, mit seinem Hohen Vater und seinen Brüdern zu gehen und zu sehen, ... |
Kein Deep-POV. Bran ist sieben Jahre alt. Der Text ist viel zu gehoben. Er nennt Eddard Stark einfach nur „Vater“ und nicht „hoher Vater“. Es klingt so, als würde eine weitere Person diese Geschichte erzählen, aber nicht Bran. |
Uäh, ich hab das nie auf Deutsch gelesenn, aber die Übersetzung klingt ja grauenhaft (für mich zumindest...).
Und, naja, die reden da tatsächlich alle ziemlich gehoben. Aber ich weiß schon was du meinst. Bei den Erwachsenen funktioniert das tatsächlich ein wenig besser, aber das Kindliche kommt in den Bran und Arya Kapiteln dennoch meist durch.
_________________ I'm not a king. I am just a bard. |
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nothingisreal Papiertiger
Beiträge: 4002 Wohnort: unter einer Brücke
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12.10.2019 20:19
von nothingisreal
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Corydoras hat Folgendes geschrieben: |
Uäh, ich hab das nie auf Deutsch gelesenn, aber die Übersetzung klingt ja grauenhaft (für mich zumindest...).
Und, naja, die reden da tatsächlich alle ziemlich gehoben. Aber ich weiß schon was du meinst. Bei den Erwachsenen funktioniert das tatsächlich ein wenig besser, aber das Kindliche kommt in den Bran und Arya Kapiteln dennoch meist durch. |
Die Perspektive bei Game of Thrones ist keine Deep-POV, sondern eine distanzierte personale Erzählerperspektive.
_________________ "Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten." - William Somerset Maugham |
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Corydoras Klammeraffe
Alter: 39 Beiträge: 751 Wohnort: Niederösterreich
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12.10.2019 22:16
von Corydoras
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Ich lasse mich darauf ein, dass es nicht tief genug ist (es ist viele Jahre her, dass ich das gelesen habe...) aber bei einer distanzierten Perspektive würde ich kaum die Gedanken des Perspektivträger kennen, oder?
Im Endeffekt ist die exakte Systematik bei einzelnen Werken aber wohl eh egal, denn der Erfolg eines Buches hängt vermutlich nicht nur davon ab.
_________________ I'm not a king. I am just a bard. |
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Mumienfreund Eselsohr
Beiträge: 327
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28.08.2021 15:26
von Mumienfreund
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Ich bevorzuge eher ein "Er hörte, wie die Tür aufging", eher, als ein umständliches Konstrukt zu lesen. dass meist in die erlebte Rede oder die Gedankenwelt des Perspektivträgers abdriftet.
"Ein Luftzug strich über seine Wange. Ging da etwa die Tür auf?"
Ein simples: "Die Tür ging auf", langt an manchen Stellen auch.
Der Idealzustand des Deep POV: Der Erzähler = Protagonist lässt sich m. E. eben nicht so einfach auf alles anwenden. Bei Dialogen kann ich natürlich die ganzen "verbotenen" Wörter weglassen, aber sobald man Beschreibungen abzuliefern hat, beginnt es umständlich zu werden.
Letztendlich geht es doch darum, dass Geschichten "erzählt" werden. Und dass sie erzählt werden, dazu wird ein Erzähler verwendet. Verschwinden wird er nie so völlig, bestenfalls näherungsweise.
Insofern kann man sich m.E. vielleicht darum bemühen, dem Erzähler so gut wie irgend möglich zu verstecken, aber ich wechsle lieber kurzzeitig von einem personalen Erzähler zu einem auktorialen, als mir ständig irgendwelche Sachen aus dem Fingern zu saugen, um ja nicht den Kopf meines Protagonisten zu verlassen, bzw. ich halte es nicht für nötig, jede kleinste Wahrnehmung meiner Protagonisten den Lesern mitzuteilen.
Wenn das unauffällig gemacht ist, stören sich die meisten auch nicht daran.
Meine Definition von Deep POV ist folgende:
Show don't tell in Reinstform.
verbotene Wörter und Ausdrücke:
Er dachte
Er fühlte … wie/dass
Er wusste … dass
… fragte sich …
… machte sich klar …
… wurde ihm bewusst, dass …
… vermutete …
… entschied …
… wünschte …
etc.
Mehr oder weniger alle Wörter der direkten oder indirekten Sinneswahrnehmung und alles, was auf einen Erzähler oder – noch schlimmer – auf den Autor/die Autorin hinweisen.
Auf Inquit-Formeln wird deswegen konsequent verzichtet.
Vorteil: Nah am Geschehen
Nachteil: Die Texte werden länger. Meiner Meinung nach gelingt es auch nicht immer, bzw. Sätze können sehr umständlich werden.
Am besten ist wohl eine Mischung. Ich setze es szenenweise ein.
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