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Beifahrerwechsel


 
 
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nebenfluss
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Beitrag15.09.2019 19:00
Beifahrerwechsel
von nebenfluss
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„Voll“, grummelt Ingo, als wir beiden die Tankstelle betreten. Die Schlange reicht fast bis zur Tür. Unter 1,40 für den Liter Super, und das an der Autobahn, da fahren selbst die ab, deren Tank noch zu drei Vierteln gefüllt ist. Außer wir, wir wollen keinen Sprit, Ingo will sogar nichts, wie meistens, aber ich brauche dringend Fluppen. Die Aussicht auf ein Wochenende zwischen militanten Nichtrauchern macht die Sucht irgendwie schlimmer. Die Hinfahrt verbringe ich deshalb ketterauchend am offenen Fenster. Am besten würde mir so übel, dass ich mich selbst in einen Rauchgegner verwandle. Dummerweise wird mir nie das kleinste bisschen schlecht vom Rauchen, die Sache scheint zunehmend aussichtslos. Nur Ingo ist etwas fahl im Gesicht, kann aber auch vom wenigen Schlaf kommen. Er verbringt halbe Nächte vor Internetseiten, die zu vier Fünfteln Verschwörungstheorien verbreiten.
Links am Stehtisch ein Typ in tadellosen Jeans und Sacko, der mit einem langstieligen Löffel die Schaumreste aus einem Kaffeeglas kratzt. Vor mit bezahlt ein Trucker seine sechs Liter Diesel. Ich überschlage die verbleibende Fahrtstrecke, während Ingo sich gelangweilt ein Magnum aus der Tiefkühltruhe grapscht und die junge Frau an der Kasse ihren Hals zu mir reckt.
„Sieben Päckchen Luckies, ohne Zusätze, rot, sechs-fuffzig“.
„Ungesund“, grummelt Ingo.
Ich zeige auf das Eis in seiner Hand, weiße Schokolade, weiße Eiscreme, dazwischen Buckel, die man für Mandeln halten soll, aber auch Fabrikationsfehler sein könnten. „Warum kaufst du es dann?“
„Ökologisch“, grummelt Ingo.
„Das habe ich auch gelesen!“, mischt der am Stehtisch ein mit hoher, heiserer Stimme ein, lässt den Löffel in das Glas plumpsen und greift nach seinem Smartphone. „Das ist die einzige Möglichkeit, den Klimawandel noch zu stoppen!“
„Richtig“, grummelt Ingo.
„Wartet, ich hab's gleich.“ Sackomann, eifrig, den Blick ans Display gefesselt, kommt auf uns zu.
Ich drehe mich um, will weg hier, rauchen, mir geht es noch viel zu gut, doch die Schlange hinter uns versperrt den Weg. Nach links und rechts greift sie vielhändig in Regale, blättert in Zeitschriften   und telefoniert breitbeinig mit Onkel Heinrich.
„Wir müssen alle viel mehr Zucker essen! Das hat eine Studie herausgefunden!“ Sackomann streckt eine Hand über meine Schulter. „Ich bin übrigens der Klaus!“
„Angenehm“, grummelt Ingo.
 „Entschuldigung. Entschuldigung! Darf ich mal ...“
„Na also, da haben wir's doch!“ Klaus zieht die Hand zurück und hält mir von der anderen Seite triumphierend sein Smartphone vors Gesicht. Die Website von Nestlé.
Fast geschafft. Ich muss nur noch an dieser imposanten Frau vorbei, die außerhalb der Schlange am mannshohen Ständer mit Motorenöl lehnt, den sie locker überragt, bestimmt zwei Meter, die Gute, dazu breite, muskulöse Schultern, verschränkte Arme und so viel Schminke im Gesicht, dass man ein Fenster damit zuspachteln könnte.
„Unglaublich“, raune ich Ingo zu.
„Divers“, grummelt Ingo zurück. Es soll eine Frage sein, aber das hört nur, wer Ingo extrem gut kennt.
Die Frau sieht mich weiterhin ausdruckslos an, doch am Mundwinkel platzt etwas Rosafarbenes ab.
Vielleicht versucht sie zu lächeln.
„Wer ganz viel Zucker ist, dem vergeht irgendwann die Lust auf Fleisch!“, ruft Klaus.
„Ich liebe dich“, sagt das Gesicht.
„Das kann nicht sein“, sage ich.
 „Doch, und Fleischkonsum ist schlecht für die CO2-Bilanz! Also ...“
„Wir kennen uns doch überhaupt nicht.“
„Hey, hört ihr mir mal kurz zu!“
„Ich habe von dir geträumt“, seufzt die Frau und breitet theatralisch die Arme aus. „Ich wusste, eines Tages würde ich dich treffen. Und jetzt ...“
„... würde ich gerne vorbei“, vollende ich den Satz und lächle entschuldigend, , nach vorne und halbrechts, als ich einen eisernen Griff an meiner Hand spüre.
„Das kann ich nicht. Wir alle müssen zugreifen, wenn das Glück vor uns steht.“

Jetzt, im Sommer, fährt sie ein rotweißes Cabrio, „wegen der Kopffreiheit“. Wir sind auf dem Weg in die sächsische Schweiz. Sie raucht noch schneller als ich; bereits auf der Einfädelspur fliegt die Kippe hinter uns auf die Straße; im Rückspiegel redet Klaus begeistert auf Ingo ein, während der lässig aus dem Fahrerfenster winkt.

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MoL
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Das bronzene Stundenglas


Beitrag16.09.2019 09:48

von MoL
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Eine tolle Geschichte, lieber Inko! Ließt sich ein bisschen ungeplant, das Ende, aber nichtsdestotrotz schön! Smile

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gemeinsam mit Leveret Pale:
"Menschen und andere seltsame Wesen"
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Hexenherz-Trilogie: "Eisiger Zorn", "Glühender Hass" & "Goldener Tod", Acabus Verlag 2017, 2019, 2020.
"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021.
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hobbes
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Beitrag16.09.2019 22:05

von hobbes
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Ach, schade. Das hat Potential. Aber zum Ende hin wird es dann leider zu, wie soll ich sagen, zu sehr: "was sind denn das für bekloppte Vorgaben, Mist, nur noch zehn Minuten Zeit, ach, scheißegal."
Das finde ich echt schade. Ich hab den Verdacht, die Geschichte könnte mir zehn Stufen ausgereifter und nicht ganz so Hals über Kopf am Ende ganz gut gefallen.
Besonders mag ich die Schlange als eigene Figur.
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V.K.B.
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Beitrag17.09.2019 01:40

von V.K.B.
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Hallo Inko,
Die Szene gefällt mit, schön absurd, besonders, wie sie alle durcheinanderreden und Antworten querbeziehen. Der Schluss ist mir nicht ganz klar, ich nehme an, das ist später (vorher war kein Sommer? Aber ich finde keinen Hinweis im Text) und sie sind jetzt alle zusammen unterwegs. Sogar mit Klaus. Oh Mann.
Ach ja, und ich mag Ingos ein-Wort-Antworten, guter running-gag.
Vorgaben sind alle klar umgesetzt und das ließ sich gut lesen.

Ob's für Punkte reicht, kann ich noch nicht sagen.

Grüße,
Veith


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Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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F.J.G.
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Beitrag17.09.2019 08:41

von F.J.G.
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Ein netter Text. Weckt in mir Assoziationen als "prosaischer Poetry Slam".

Ich wünschte, ich könnte solch kurze und unterhaltsame Texte schreiben, ohne dass mich gleich das Bedürfnis überkommt, alles genau zu plotten und eine komplette Storyline zu schaffen.

Klein, aber oho.


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Catalina
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Beitrag17.09.2019 12:13

von Catalina
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Tankstelle
gleich zwei Personen, die sich extreme Mühe geben, mit anderen in Kontakt zu treten
Verliebtheit

Zwei Männer starten in ein Wochenende und treffen an einer Autobahntankstelle zwei skurrile Gestalten: den geschwätzigen Klaus, der über Klimaschutz spricht, und eine männlich wirkende Frau, die behauptet, den Erzähler zu lieben. Zu viert verlassen sie dann die Tankstelle in dem rotweißen Caprio der Frau.

Dein Text wirkt auf mich sehr skurril, was ich eigentlich mag. Ich vermute in ihm ein gesellschaftskritisches oder politisches Gleichnis, das würde ihn für mich wesentlich aufwerten. Bis jetzt finde ich dazu keinen Zugang (ich bin darin aber auch nicht wirklich gut) und so bleibt der Text für mich nichtssagend.

Leider. Denn ich finde ihn sehr flüssig und unterhaltsam geschrieben, das hat mir gefallen - auch wenn mir Ingo mehr als einmal zu viel gegrummelt hat. wink
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Selanna
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Beiträge: 1146
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag18.09.2019 02:16

von Selanna
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Hallo 😊,
Der Anfang geht flott voran und das trotz zwei Bruch-Angaben Wink . Die Einmischung von Klaus kommt etwas abrupt und übergriffig, ist aber noch gar nichts gegen die der mannshohen Frau. Und dann nehmen Ingo und der Ich Klaus und Frau im Cabrio mit bzw. es ist das Cabrio der Frau (aber warum? wie kam es dazu? Scheint mir sehr überraschend, diese Wendung) und jeder hat seinen Seelenfreund gefunden, der Raucher die Raucherin und der Verschwörungstheoretiker den Zuckerfanatiker? Zumindest ist das meine Interpretation.
Die einzelnen Ideen finde ich nicht schlecht, aber die Zusammenstellung und Ausführung folgt zu schnell und unverbunden aufeinander, leider komme ich nicht so ganz mit und empfinde die Geschichte deshalb leider als nicht sehr rund.

Liebe Grüße
Selanna


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Michel
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Beitrag18.09.2019 10:43

von Michel
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Vorgabenprüfung: Die Geschichte beginnt in einer Tanke – Check. Sackomann mischt sich ein – Check. Die Frau äußert Liebe – Check.
Rotziger Ton, verrauchte Atmo, sehr modern-desillusioniert. Im ersten Teil zumindest. Dann wird‘s abgedrehter, der Sackofreak mit dem Zucker, die Schöne der Nacht mit abplatzender Deko und die ganz große Liebe im Cabrio, ausgedrückt in Kippen pro hundert Meter. Abgedreht. Nicht so mein Ding, aber das gut. Bonus für Originalität.
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Amarenakirsche
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Beitrag18.09.2019 11:15

von Amarenakirsche
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Hallo Unbekannte(r),

leider hat es dein Text nicht in die Reihe derer geschafft, denen ich Federn gegeben habe.
Das lag vor allem daran, dass mir die Handlung zusammenhangslos vorkam, wenn neue Figuren aufgetaucht sind. Ich denke, es ist gewollt, dass sie alle aneinander vorbeireden, aber dadurch fehlte mir der Sinn des Ganzen, wenn du verstehst. Der Schluss kam mir sehr abgehackt vor.
Gut gefallen hat mir dein Schreibstil. Vor allem, wie du Ingo über seine Sprache charakterisierst.

Liebe Grüße
die Kirsche
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Constantine
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Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag23.09.2019 20:10

von Constantine
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Bonjour



Ich vermute als Vorgaben: 1C / 2A / 3A

Eine lockere Szene in einer Tankstelle, die sich angenehm liest und die Vorgaben geschickt mit verwebt. Am Ende gibt's etwas fürs Herz und etwas zum Schmunzeln. Gut.

Du hast es in meine Top 10 geschafft und erhältst: six points.

Merci beaucoup
Constantine
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Terhoven
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 401



Beitrag24.09.2019 09:21

von Terhoven
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Hallo Inko,

der Trucker mit seinen 6 Litern Diesel hat mich überzeugt. Radler gabs wohl nicht, hehe

    V1 (B) Tanke check
    V2 (A) Aufmerksamkeit check -- Sackomann, sehr gut, klingt wie Saruman
    V3 (A) Verliebtheit check, bisschen überfallartig, aber die Zeit war knapp. Ging mir nicht anders.
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poetnick
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Alter: 62
Beiträge: 834
Wohnort: nach wie vor


Beitrag25.09.2019 20:53

von poetnick
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Hallo Inco,

witzig, tempodromverdächtig und originell.
Daher bei meinen punk(t)igen Texten.
Vielen Dank!

VG - Poetnick


_________________
Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus
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traumLos
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Beiträge: 380

Pokapro 2017


Beitrag26.09.2019 17:43

von traumLos
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Hallo Inco

Irgendwie habe ich irgendwann verpasst, wohin der Text will. Macht aber nichts. Vielleicht wollte er einfach nur über die Autobahn. Hat sich sehr gut lesen lassen, interessante Figuren und auf dem Weg in die sächsische Schweiz. Was will man mehr, um sich gut unterhalten zu lassen.


_________________
Meine Beiträge geben nur meine Meinung wieder. Jede Einbeziehung realer oder fiktiver Personen wäre nur ein Angebot. Zwinkersmiley
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Eliane
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Beiträge: 824



Beitrag26.09.2019 21:15

von Eliane
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Vorgaben:
1) Flussufer/Spa/Tankstelle -> Tankstelle: check.
2) kontaktfreudige/glückliche/Ruhm kassierende Person -> der Sakkomann. Check.
3) Verliebtheit/Enttäuschung/Ekel -> Die Frau an der Tür. Check.

Bewertung:
Hat großartige Stellen, die auf wunderbar beiläufig beobachtende Art witzig sind. Zum Beispiel:
Zitat:
Vor mit bezahlt ein Trucker seine sechs Liter Diesel.

oder
Zitat:
und telefoniert breitbeinig mit Onkel Heinrich.


Der Schluss ist irgendwie kryptisch. Zu wenig Zeit? Ich hätte gern noch etwas weitergelesen.

Punkte: mal sehen. Auf jeden Fall ein Kandidat. - edit: Vier sind es geworden.
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Bananenfischin
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Beitrag27.09.2019 14:39

von Bananenfischin
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Wieder einmal war ich begeistert, was für Texte in zweieinhalb Stunden entstehen können: Geschichten mit schlüssiger Handlung, rotem Faden, guten Dialogen, aber auch stilistisch ausgefeilte Texte, innere Monologe und Betrachtungen (oder beides). Die Punktevergabe in den oberen Rängen fiel mir leichter als die in den unteren. Aus Zeitmangel kann ich keine ausführliche Begründung dalassen, will aber kurz sagen, was mir an jedem bepunkteten Text gefallen hat.
Hier gefällt mir die schnoddrige Erzählweise. Am Ende scheint die Zeit knapp geworden zu sein.
4 Punkte von mir.


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Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge

Aktuelles Buch: Geliebte Orlando. Virginia Woolf und Vita Sackville-West: Eine Leidenschaft

I assure you, all my novels were first rate before they were written. (Virginia Woolf)
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fabian
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Beiträge: 606



Beitrag27.09.2019 19:07
Re: Beifahrerwechsel
von fabian
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Die Idee finde ich ... mau – mit Potential.
Aber wegen der Dialoge zum Schluss gibt es dann doch noch einen ziemlich willkürlich gesetzten einen Punkt.
Ach ich geb doch drei. Die Walküre ist gut gelungen in ihrer Monstrosität.
Erinnert mich irgendwie an Nobody is perfect (Osgood in Some like it hot).
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nebenfluss
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Beitrag30.09.2019 15:38

von nebenfluss
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Hallo zusammen,

ehrlich gesagt bin ich freudig überrascht, wie wohlwollend der Text unterm Strich von euch aufgenommen wurde. Ich habe ja einige eurer Texte mit ziemlich nörgeligen Kommentaren versehen, und hätte ich Zeit für eine Selbstkritik gefunden, wäre das Urteil wohl auch eher vernichtend ausgefallen. Vor allem verstehe ich nicht, wo die Zeit abgeblieben ist. Da schenkt man mir schon eine halbe Stunde mehr, und trotzdem kommt nur eine recht geringe Wortmenge dabei raus, und es sind trotzdem noch diverse Schlampigkeiten drin.
Ich selbst betrachte die Geschichte als Trash im positiven Sinne – sie ist einerseits recht banal, enthält aber schon ein paar amüsante Elemente. Doch wenn ich sehe, wie routiniert hier manche runterschreiben können, fällt mein Beitrag dagegen schon stark ab.

Für das größte Manko halte ich die Abkürzung am Ende, das wurde auch von vielen benannt. Statt die Geschichte zu einem natürlichen Ende kommen zu lassen, musste(?) sie aus Zeitgründen überhaupt zu irgendeinem Fazit gelangen. Warum der Prota sich einfach in dieses Cabrio zerren lässt und das kurz darauf sogar für eine erfreuliche Entwicklung hält, bringt der Text überhaupt nicht überzeugend rüber.

Insgesamt lese ich aber auch viel Lob für Schreibstil und Erzählweise. Das motiviert mich und gibt mir auch Orientierung – wobei ich natürlich ohne den FFF-Zeitdruck weniger holterdipolter schreibe.

Vielen Dank euch allen! Für‘s Lesen, Kommentieren und die großzügig verteilten Punkte, die ihm dann immerhin zum 8. Platz verholfen haben.

Rückmeldung zu den einzelnen Kommentaren folgt am Abend.


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nebenfluss
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Beitrag30.09.2019 18:52

von nebenfluss
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MoL hat Folgendes geschrieben:
Eine tolle Geschichte, lieber Inko! Ließt sich ein bisschen ungeplant, das Ende, aber nichtsdestotrotz schön! Smile

„Ungeplant“ trifft es, schön sollte es sein. Danke für das Lob!


hobbes hat Folgendes geschrieben:
Ach, schade. Das hat Potential. […] Ich hab den Verdacht, die Geschichte könnte mir zehn Stufen ausgereifter und nicht ganz so Hals über Kopf am Ende ganz gut gefallen.

Ich frag‘ jetzt mal nicht, wie hoch du dir diese Stufen vorgestellt hast ...  Potential beziehe ich mal eher auf die Schreibe an sich, denn dieser speziellen Geschichte jetzt noch ihr Potential zu entlocken, dafür ist sie mir dann doch zu gaukelig.

hobbes hat Folgendes geschrieben:
Aber zum Ende hin wird es dann leider zu, wie soll ich sagen, zu sehr: "was sind denn das für bekloppte Vorgaben, Mist, nur noch zehn Minuten Zeit, ach, scheißegal."

Nein, ich fand die Vorgaben weder bekloppt noch war mir irgendwas scheißegal. Aber – siehe oben – ich hätte auch ein besseres Zeit-Ergebnis-Verhältnis von mir erwartet.
hobbes hat Folgendes geschrieben:
Besonders mag ich die Schlange als eigene Figur.

Das freut mich sehr. Ich mochte das beim Schreiben auch, hatte aber keine Ahnung, ob es funktioniert.


V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Die Szene gefällt mit, schön absurd, besonders, wie sie alle durcheinanderreden und Antworten querbeziehen.

Dank dir. Ich glaube, es sind eigentlich nur zwei Stellen. Hätte ich gerne noch intensiver gemacht, aber das wäre in dem Zeitfenster schon Königsdisziplin gewesen.
V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Der Schluss ist mir nicht ganz klar, ich nehme an, das ist später (vorher war kein Sommer? Aber ich finde keinen Hinweis im Text) und sie sind jetzt alle zusammen unterwegs. Sogar mit Klaus. Oh Mann.

Ja, da ist ein Zeitsprung drin. Über Wetter und Jahreszeit habe ich keine Sekunde nachgedacht, sondern nur daran, dass ein Zwei-Meter-Mensch eine besondere Vorliebe für Cabrios haben dürfte. Was die im Winter fährt, hätte der Prota vielleicht noch erfragen können, wäre ihm noch Zeit dafür geblieben.   
V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Ach ja, und ich mag Ingos ein-Wort-Antworten, guter running-gag.

Schön, dass dir das aufgefallen ist. Er antwortet darüber hinaus ausschließlich in Adjektiven (können auch Adverbien dabei sein, da kriege ich immer leicht Hirnkrampf, aber vom Prinzip her).


Kojote hat Folgendes geschrieben:
Ein netter Text. Weckt in mir Assoziationen als "prosaischer Poetry Slam".

Ich wünschte, ich könnte solch kurze und unterhaltsame Texte schreiben, ohne dass mich gleich das Bedürfnis überkommt, alles genau zu plotten und eine komplette Storyline zu schaffen.

Klein, aber oho.

Vielen Dank, Koyote.
Deine Selbsteinschätzung überrascht mich allerdings, weil ja gerade dein eigener Beitrag u. a. deshalb Punkte von mir bekam, weil er so "improvisiert" wirkt, also eben gerade nicht geplottet.

Catalina hat Folgendes geschrieben:

Dein Text wirkt auf mich sehr skurril, was ich eigentlich mag. Ich vermute in ihm ein gesellschaftskritisches oder politisches Gleichnis, das würde ihn für mich wesentlich aufwerten.

Du vermutest bitte was? lol
Aber schon interessant, weil Zeitgeist und Gesellschaftskritik durchaus ein Element in meinem Schreiben sind. Hier hatte ich das gar nicht auf dem Schirm.
Vielleicht so: Zwei Ewiggestrige treffen auf die moderne Welt. Der eine raucht wie ein Schlot, was heutzutage kaum noch legitim ist. Der andere staunt eine Frau an, die nicht seinen Vorstellungen von Weiblichkeit entspricht und fragt sich, ob das nun dieses "divers" ist, von dem neuerdings so viel gesprochen wird.
Aber viel mehr steckt wirklich nicht dahinter – wenn du willst, kannst du noch meine Antwort an Selanna hinzulesen. Abgesehen davon ...
Zitat:

 Bis jetzt finde ich dazu keinen Zugang (ich bin darin aber auch nicht wirklich gut) und so bleibt der Text für mich nichtssagend.
Leider. Denn ich finde ihn sehr flüssig und unterhaltsam geschrieben, das hat mir gefallen - auch wenn mir Ingo mehr als einmal zu viel gegrummelt hat. wink

Flüssig und unterhaltsam reicht mir im Rahmen dieses Wettbewerbs völlig. Ingos ständiges Grummeln: Klar, das macht man so eigentlich nicht. Aber ich hatte einfach Spaß daran, das konsequent durchzuziehen, wie auch das mit den Adjektiven, halt irgendwie verbal eindimensional, der Typ.
Vielen Dank für deine Zeit und deinen ehrlichen Kommentar!


Selanna hat Folgendes geschrieben:

Der Anfang geht flott voran und das trotz zwei Bruch-Angaben Wink

Was meinst du denn mit Bruch-Angaben?

Selanna hat Folgendes geschrieben:
Und dann nehmen Ingo und der Ich Klaus und Frau im Cabrio mit bzw. es ist das Cabrio der Frau (aber warum? wie kam es dazu? Scheint mir sehr überraschend, diese Wendung)

Siehe meinen vorherigen Post. Ich war auch extrem überrascht, nämlich von der Uhrzeit Laughing
Du hast ganz klar recht. Ich würde die Hinleitung zum Ende und diesen Zeitsprung fast schon erbärmlich nennen.

Selanna hat Folgendes geschrieben:
und jeder hat seinen Seelenfreund gefunden, der Raucher die Raucherin und der Verschwörungstheoretiker den Zuckerfanatiker? Zumindest ist das meine Interpretation.

Passt schon. Verschwörungstheoretiker bleiben ja am liebsten unter sich (in ihrer Blase), Raucher mehr zwangsläufig, weil sie heute gewissermaßen ausgegrenzt werden. Das hätte – im Nachhinein – in der Hinleitung thematisiert werden können. Aber gut, wenn man es sich als Leser(in) zur Not auch hinzudenken kann.
Selanna hat Folgendes geschrieben:
Die einzelnen Ideen finde ich nicht schlecht, aber die Zusammenstellung und Ausführung folgt zu schnell und unverbunden aufeinander, leider komme ich nicht so ganz mit und empfinde die Geschichte deshalb leider als nicht sehr rund.

Sehe ich ähnlich. Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit.


Michel hat Folgendes geschrieben:

Rotziger Ton, verrauchte Atmo, sehr modern-desillusioniert. Im ersten Teil zumindest. Dann wird‘s abgedrehter, der Sackofreak mit dem Zucker, die Schöne der Nacht mit abplatzender Deko und die ganz große Liebe im Cabrio, ausgedrückt in Kippen pro hundert Meter. Abgedreht.

Wäre das ein Klappentext, ich würde das Buch sofort kaufen smile

Michel hat Folgendes geschrieben:
Nicht so mein Ding, aber das gut. Bonus für Originalität.

Danke für den Bonus. Nicht so dein Ding - kann ich sehr gut nachvollziehen. Der Text ist so 'hippelig', während du, glaube ich, mehr auf Kontemplation aus bist. Ich habe dich auch schon länger als Wunschkandidaten für meine AG vorgemerkt (sollte es damit eines Tages etwas werden), weil ich genau diesem Blick auf meinen Roman gut gebrauchen könnte.


@Amarenakirsche:
Da schreibe ich jetzt nur deshalb nichts weiter dazu, weil deine Punkte in anderen Kommentaren schon genannt (und von mir beantwortet) wurden. Bei Interesse kannst du dort nachlesen. Vielen Dank für deine Meinung!


Alle anderen müssen sich bis nach dem Abendessen gedulden.


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Beitrag30.09.2019 21:38
Re: Beifahrerwechsel
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Constantine hat Folgendes geschrieben:
Ich vermute als Vorgaben: 1C / 2A / 3A

Eine lockere Szene in einer Tankstelle, die sich angenehm liest und die Vorgaben geschickt mit verwebt. Am Ende gibt's etwas fürs Herz und etwas zum Schmunzeln. Gut.

Du hast es in meine Top 10 geschafft und erhältst: six points.

Freut mich, Constantine. Die Vorgaben vermutest du natürlich richtig.


Terhoven hat Folgendes geschrieben:
der Trucker mit seinen 6 Litern Diesel hat mich überzeugt. Radler gabs wohl nicht, hehe

Jetzt, wo du deine 12 Punkte nicht mehr zurückziehen kannst, kann ich ja gestehen, dass ich bei Diesel einfach nur an den Kraftstoff gedacht habe  rotwerd
Dank dir.


traumLos hat Folgendes geschrieben:
Irgendwie habe ich irgendwann verpasst, wohin der Text will. Macht aber nichts. Vielleicht wollte er einfach nur über die Autobahn. Hat sich sehr gut lesen lassen, interessante Figuren und auf dem Weg in die sächsische Schweiz. Was will man mehr, um sich gut unterhalten zu lassen.

Das wäre so etwa die wohlwollenste Zusammenfassung, die ich auch selbst für den Text hinbekäme. Ich wollte mit Text zunächst nirgendwo bewusst hin, das war meine Interpretation der Wettbewerbsankündigung. Gegen Ende wurde das natürlich zum Problem. Denn einen Text einfach aufhören zu lassen, ohne jede Auflösung, wer will das schon.


[quote="Eliane"]
Hat großartige Stellen, die auf wunderbar beiläufig beobachtende Art witzig sind. Zum Beispiel:
Zitat:
Vor mit bezahlt ein Trucker seine sechs Liter Diesel.

oder
Zitat:
und telefoniert breitbeinig mit Onkel Heinrich.


Eliane hat Folgendes geschrieben:
Ich hätte gern noch etwas weitergelesen.

Danke, das freut mich alles sehr.


Bananenfischin hat Folgendes geschrieben:

Hier gefällt mir die schnoddrige Erzählweise.

Ja, die dürfte mit schnoddrig treffend bezeichnet sein. Dank auch an dich.


fabian hat Folgendes geschrieben:
Die Idee finde ich ... mau – mit Potential.
Aber wegen der Dialoge zum Schluss gibt es dann doch noch einen ziemlich willkürlich gesetzten einen Punkt.
Ach ich geb doch drei. Die Walküre ist gut gelungen in ihrer Monstrosität.
Erinnert mich irgendwie an Nobody is perfect (Osgood in Some like it hot).

Stimmt, eine gewisse Ähnlichkeit besteht. Vielleicht hätte ichnur Dialog machen sollen. Dialoge kann ich.
Danke für die zwei Punkte Spontanspende.


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