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Fake News


 
 
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F.J.G.
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Alter: 33
Beiträge: 1955
Wohnort: Wurde erfragt


Beitrag15.09.2019 19:00
Fake News
von F.J.G.
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

„Wo bin ich?“
Das war der erste Gedanke von Adalbert Schneewein, als dieser von seiner schrillenden Wohnungsklingel unsanft aus Morpheus’ Armen geschleudert wurde.
Ein Blick zum Wecker mit den phosphoreszierenden Zeigern. 3.25 Uhr nachts.
Schneewein befand sich im Obergeschoss seines Wohnhauses, das direkt an seine Tankstelle anschloss. Denn er war seines Zeichens Tankstelleninhaber; der letzte Besitzer einer unabhängigen Privattankstelle südlich von Svalbard, mit dem Firmennamen „Zum verstopften Partikelfilter“.
Ein zweites Mal läutete die Glocke.
„Ja ja, ich komm ja schon.“
Und als sei das noch nicht genug, ertönte auch noch eine Autohupe von unten, von der größten und einzigen Zapfsäule Schneeweins. Der riss das Fenster auf.
„Sind Sie noch zu retten? Wir haben geschlossen! Kommen Sie um Sieben wieder!“
„Ich brauche Benzin“, lautete die ernsthaft vorgetragene Antwort des Mannes unten. Er stand neben einem 300er SL Mercedes-Cabrio aus den Sechzigern.
Schneewein strengte sein Gehirn an. Er überschlug. In den Tank mochten 70 Liter passen, vielleicht 80. Bei einer Handelsspanne von 8 Cent pro Liter verdient er weniger als 10 Euro an dieser unvorhergesehenen Öffnung seines Geschäftes.
„Denken Sie, mich interessiert Ihr Wunsch nach Benzin, um diese Uhrzeit? Machen Sie dass Sie fort kommen, huschhusch!“
Der Mann unten atmete tief ein und schob die Schultern zurück.
„Wir können verhandeln“, sagte er dann. „Ich zahle Ihnen den doppelten Preis!“
„Ihr doppelter Preis kann mir gestohlen bleiben! Sie haben mich um meinen Schlaf gebracht!“
„Okay. Dreifacher Preis.“
„Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?“
„Wieso? Haben Sie sich weh getan? Nun gut. Ich zahle Ihnen das Fünffache. Das Fünf-fach-e!“, betonte er.
Schneewein dachte nach. Das Super kostete 1,15 €. Bei achtzig Litern Tankfüllung macht das beim fünffachen Preis über 700 Euro Umsatz.
Insgeheim rieb Adalbert Schneewein sich die Hände, doch versuchte er, sein Pokerface zu bewahren.
„Ich komme …“, singsangte er, streifte seinen Morgenmantel über und hastete die Treppe hinab.
Draußen war typisches vor-frühmorgendliches Übergangswetter. Auf der nahe verlaufenden Autobahn gab es um diese Zeit nur vereinzelte Scheinwerferlichter, die sich den Weg durch Dunstschwaden bahnen mussten.
Keine Minute verging, und Adalbert stand in Pantoffeln draußen und schüttelte die Hand des Mannes.
„Geronimo Türklink“, stellte sich dieser vor.
„Angenehm. Schneewein. So, welche Sorte darf’s sein?“
Als er dies vernommen hatte, kramte Geronimo in seiner Jackentasche herum. Er zog ein Feuerzeug hervor und pendelte mit diesem vor Adalberts Nase herum.
„Normalbenzin. Bis zum Rand, bitte.“

***

Schneewein hatte keine Ahnung, wie er die letzten anderthalb Stunden bis zum Klingeln seines Weckers vergeudet hatte. Dieser Typ, Türknauf oder wie er hieß, hatte ihm den ganzen Tag verdorben, das wusste Schneewein schon jetzt.
Adalberts Frau, Perpetua, hypnotisierte die blubbernde Kaffeemaschine, als ihr Gemahl die Küche betrat, um sich für den Tag zu stärken. Wortlos setzten sich beide an den fertig gedeckten Frühstückstisch.
„Ezechiel“, nuschelte Perpetua, während sie Klumpen von Honigbrötchen und Kaffeesud  in ihrem Mund durcheinander schaufelte, „Ezechiel wird wie vereinbart um sieben Uhr auf Arbeit kommen.“
„Ezechiel?“ Abrupt hielt Adalbert inne. „Unser Sohn?“
„Natürlich. Wie vereinbart.“
„Wie was, wie vereinbart? Das ist meine Tankstelle, und ich bediene sie!“
„Aber Schatz! Das haben wir doch vorige Woche beredet! Ich habe dir heute einen Ausflug spendiert.“
Dunkel dämmerte es Adalbert. Er war angetrunken gewesen. „A bsoffene Gschicht“, wie ein namhafter Ex-Politiker gesagt hätte. Und in diesem feuchtfröhlichen Wesenszustand hatte Perpetua ihm eine Kaffeefahrt aufgeschwatzt.
„Hier steht alles drin“, sagte Perpetua und wedelte mit dem Werbeflugblatt vor seinem Gesicht herum.
Entdecken Sie mit uns die Perlen von Bitterfeld-Wolfen“, las Adalbert.
Jeder teilnehmende Herr erhält einen gratis Bierhelm.
„Siehst du?“, freute sich Perpetua. „Ein Bierhelm! Hast du dir doch schon immer gewünscht!“
Zur Bestätigung tippte sie mit dem Daumen auf die Illustration. Ein Herr mittleren Alters trug einen Bauarbeiterhelm, auf dem ringsherum Bierdosen befestigt waren, die mit Strohhalmen zum Mund führten.
„Sehr exklusiv“, bestätigte Adalbert.

Kurz nach halb Sieben fuhr der Reisebus mit Firmenaufschrift des Unternehmers B. Trug vor der örtlichen Haltestelle vor und beförderte Adalbert und einige Andere mit der Galanterie eines Viehtransports ins Innere.
„Meine sehr verehrten Damen und Herren!“, rief ein sichtlich gut gelaunter jüngerer Mann ins Bordmikrofon, als sich das tonnenschwere Gefährt in Bewegung gesetzt hatte. „Ich heiße … ich heiße … Jörn Hacke. Meine – sehr – verehrten …“, betonte er laut und immer lauter. Er hatte es schwer, sich unter den 65 Seniorinnen und Senioren Gehör zu verschaffen.
„Was hat er gesagt?“, keifte eine ältere Frau, deren Hörgerätebatterien bald wieder zum Service gemusst hätten.
„Ich will endlich meinen Bierhelm haben!“, rief ein anderer. Und ein dritter:
„Sind wir bald da? Meine Prostata rebelliert!“
Ein Mit-Dreißiger mit strammem Scheitel begann zu witzeln. „Wir nehmen uns einfach einen Sportwagen. Schneller als dieser olle Bus. Dann holen wir uns unsere Teilnahmegebühr und unsere Bierhelme zurück, und dann werden wir sie jagen!“
„Aber meine Herrschaften!“, rief Jörn. „Sie werden doch noch an Ihre Bierhelme kommen!“

Doch bevor diese innovativen Kopfbedeckungen verteilt wurden, stand eine sehr informative Produktpräsentation auf der Tagesordnung.
Eine halbe Stunde lang lamentierte Jörn vor Publikum mit rar gesätem Interesse über die Vorzüge der neuen flatulenzbeständigen Matratze der Firma Pupolev. Danach ging es weiter mit der weltersten feuerfesten Klobürste, mit der man, so Jörn, „endlich in unbegrenztem Maße Chili genießen könne“. Doch Höhepunkt des Tages war Wischi, der Wischmopp.

„Dieses ultimative Hightech-Reinigungstool wird Ihr Leben verändern!“, rief Jörn begeistert. „Beginnend beim formschönen Griff aus Aluminium-Hohlrohr-Technologie mit einer großzügigen Länge von 1,60 Metern, der noch dazu durch einen einfachen Dreh des Gewindes inklusive Luxation des Daumens stufenlos verstellbar ist, setzt sich dieses Hightech-Device mit 2.000 formschönen, miteinander synchronisierten Zotteln mit Tornado-Turbo-Technologie an die Spitze des Marktes!“

Ein Oh und Ah raunte durch die Menge.

„Nie wieder aufwändig staubsaugen! Wischi erleichtert das Reinigen aller Oberflächen wie Fliesen, Teppiche, Glas, Spiegel, Massivgold, Damaszenerstahl, Lapis Lazuli und Aventurine! Wo Sie früher mühevoll geschrubbt und gebohnert haben, tausende Euro in Staubsaugerbeutel investierten und Ihre Stromrechnung in die Höhe trieben, gibt Ihnen Wischi, der Wischmopp, nun die Lebensqualität zurück, die Sie Ihrem Nachbarn nicht gönnen!“

Die Menge war gefesselt.

„Spannen Sie eine Kordel um die Stange und ziehen Sie wie wild daran – schon haben Sie einen vollwertigen Schleifwischer mit 60 Umdrehungen pro Minute, womit mühelos all der Schmutz entfernt wird, an dem Sie bislang so sehr gehangen haben!“

Die Menschen tobten und jubelten. Jeder von ihnen wollte einen Wischi haben. Und noch bevor Jörn auf die anderen Erfolge verweisen konnte – wie Trocki dem Trockner und Kacki dem Klopapier – reihten sich die Senioren auf und marschierten im Gleichschritt stramm zur Vertragsunterzeichnung.

Ein Rentner neben Adalbert war irritiert. „Sind Sie denn gar nicht begeistert davon? Möchten Sie sich denn gar nicht für unsere Sache einsetzen?“

„Mir ist die Qualität von Wischi egal“, antwortete Adalbert angewidert. „Wo ich sofort zuschlagen würde, wäre ein Fake-News-Filter für meinen Fernseher. Natürlich in 4K.“

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V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6153
Wohnort: Nullraum
Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag16.09.2019 11:49

von V.K.B.
Antworten mit Zitat

Hallo Inko,
das ist die erste Geschichte, die ich lese, und ich muss sagen, sie sagt mir wenig zu. Erst einmal kriege ich den ersten Teil des Textes nicht mit dem zweiten zusammen. Als nächstes wäre der Humor, man merkt, du gibst dir Mühe, witzig zu sein, aber der Humor kommt bei mir nicht an. Das mag aber Geschmackssache sein. Die Namen finde ich auch zu platt, sorry.

Grüße,
Veith


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Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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jaeani
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 138

Der bronzene Durchblick


Beitrag16.09.2019 20:57

von jaeani
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Selanna
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1146
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag18.09.2019 02:19

von Selanna
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Hallo 😊,
die Geschichte ist schrullig und skurril, das verraten schon die Namen, der Firmennamen B. Trug ist das Highlight, aber an manchen Stellen übertreibst Du, zumindest nach meinem Geschmack (ernsthaft vorgetragene Antwort…). Die Präsentation hingegen hat mich ein wenig an Loriot erinnert Smile
Was ich allerdings nicht verstanden habe, ist die Verbindung zwischen dem ersten Abschnitt und dem zweiten. Was hat der nächtliche Tankstellenbesucher mit der Kaffeefahrt zu tun?

Liebe Grüße
Selanna


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Nur ein mittelmäßiger Mensch ist immer in Hochform. - William Somerset Maugham
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Michel
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Das bronzene Bühnenlicht Das goldene Niemandsland
Der silberne Durchblick Der silberne Spiegel - Prosa
Silberne Neonzeit


Beitrag18.09.2019 10:42

von Michel
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Da hat sich einer die gängigen Klischees eines Anfängertextes unter den Nagel gerissen, oder? Jedenfalls beginnt der Text, indem jemand aufwacht, Verzeihung: Aus Morpheus‘ Armen geschleudert wird. Der Beginn hat nichts mit der Handlung von Teil 2 zu tun, die Witze gehen an mir vorbei und die zahllosen versteckten Hinweise zu entschlüsseln, hat mir anfangs wenig Spaß gemacht und später gar keinen. Da komme ich überhaupt nicht hinein, ganz humorbefreit, sorry.
Vorgabenprüfung: Geschichte beginnt an einer Tanke – Check. Jemand versucht Kontakt aufzunehmen – Check. Ekel – Check.
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Amarenakirsche
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Beitrag18.09.2019 11:39

von Amarenakirsche
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Hallo Unbekannte(r),
um es transparent zu machen, habe ich zehn Punkte in folgenden Kategorien verteilt: Vorgaben berücksichtigt, Inhalt, Sprache, Charakterisierung und Perspektive. Deinen Text habe ich persönlich so eingeordnet:

Vorgaben: 1/1
Inhalt: 2/3
Sprache: 2,5/3
Charakterisierung / Perspektive: 2,5/3

Klare Perspektive und Sprache. Besonders gut gefallen haben mir die Namen der Personen. Jörn Hacke lol2
Mir hat aber die Verknüpfung von Ende und Anfang gefehlt. Was hat der Typ, der den Tankwart nachts aus dem Bett läutet, mit B. Trug zu tun?
Im Vergleich mit den anderen Texten bist du bei mir auf dem 5. Platz gelandet und bekommst damit 6 Federn.

Liebe Grüße
die Kirsche
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Catalina
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 51
Beiträge: 427
Wohnort: Kehdingen


Beitrag18.09.2019 20:40

von Catalina
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Tankstelle
welche Person, kann ich nicht ausmachen
und auch das Gefühl finde ich nicht

Hm. Irgendwie habe ich das Gefühl, ich sollte mich mit meinem Kommentar zurück halten, denn Deine Art von Humor scheint eine ganz andere als meine zu sein. Das macht die Sache natürlich schwer, denn Du scheinst Dich fast zu überschlagen von (für Dich) witzigen Einfällen, die ich ganz persönlich aber nicht witzig finde.

Was mir sehr gefällt ist: ich kann den Spaß spüren, den Du beim Schreiben hattest. Und ich bin sehr gespannt auf Kommentare von anderen, die den Humor mit Dir teilen. Denn der Stil an sich ist solide und flüssig, da habe ich nichts zu meckern.
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hobbes
Geschlecht:weiblichTretbootliteratin & Verkaufsgenie

Moderatorin

Beiträge: 4292

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
Der silberne Scheinwerfer Ei 4
Podcast-Sonderpreis


Beitrag19.09.2019 19:56

von hobbes
Antworten mit Zitat

Das könnte eigentlich ganz lustig sein, mein Problem damit ist, dass es zu bemüht lustig sein will und das dann in meinem Fall nach hinten losgeht. Gerade die ganzen Namen, da bin ich auf Dauer eher bei Rolling Eyes als bei lol
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nebenfluss
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5990
Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
Podcast-Sonderpreis


Beitrag23.09.2019 17:55

von nebenfluss
Antworten mit Zitat

Der Tankstelleninhaber Adalbert Schneewein wird nachts aus dem Schlaf geklingelt. Jemand braucht Benzin und ist bereit, den fünffachen Preis dafür zu zahlen. Schneewein kann zwar um die Uhrzeit nicht rechnen (1,15 x 80 x 5 = 460, nicht >700), aber das ist nicht relevant, denn der Störenfried möchte nicht etwa seinen Mercedes, sondern nur sein Feuerzeug aufgefüllt haben.
Jemand im Publikum lacht, fragt sich aber auch, ob man sich das auf der Bühne jetzt wirklich gerade ausgedacht hat, und nicht eher ein gehörter Witz weitererzählt wurde.
Auch könnte man fragen, was die Anekdote am Anfang der Erzählung nötig machte, aber egal, der Autor soll schließlich improvisieren, da stellt sich diese Frage nicht.
Außerdem hat das humorige Warmschreiben ganz gut funktioniert, denn am nächsten Morgen ergibt sich ein witziger Abschnitt inklusive Dialog zwischen Adalbert und seiner Frau Perpetua. Beim Sohn setzte man die Tradition der althochdeutschen bzw. alttestamentarischen Namen fort und taufte ihn Ezechiel. Perpetua erinnert Adalbert an den für diesen Tag vereinbarten Ausflug, der sich als Kaffeefahrt ins Herz ostdeutscher Idylllosigkeit entpuppt. Ezechiel wird Adalbert an der Tankstelle vertreten.
So spritzig bis jetzt improvisiert wurde, wird der Humor mit der Zeit doch immer flacher. Wozu die Einbindung diverser Politiker-Zitate von Strache bis Gauland dienen könnte, bleibt auch unklar. Vielleicht soll es irgendwas mit dem Titel - „Fake News“ - zu tun haben.
Der Typ im Publikum, der bisher noch so großzügig gelacht hat, fragt sich langsam, wie tief er sich in die Verächtlichmachung einer Senioren-Kaffeefahrt hineinsteigern möchte. Das Ganze wirkt zunehmend wirklichkeitsfremd; so gelingt dem Verkaufsprofi Jörn Hacke das Kunststück, Rentner mit Bullshit-Begriffen wie "Hightech-Device" und "Tornado-Turbo-Technologie" zu "Ahs" und "Ohs" zu bewegen.
Schließlich taucht doch noch der Begriff "Fake News" auf, allerdings fällt sofort der Vorhang: Stück zu Ende. Als Pointe völlig missraten, muss der Autor wohl erschreckt auf die Uhr gesehen haben, ohne zum eigentlichen Thema seines Textes vorgedrungen zu sein. Das hält ihn aber nicht davon ab, dem Stück diesen Titel zu geben, vielleicht nur deshalb, weil eben um 21:29 Uhr irgendein Titel hermusste. Denn wie soll der Autor sonst in der Liste der Wettbewerbsbeiträge erkennen, welchen der Texte er auf keinen Fall anklicken will Laughing

Punkte hat der Text aber auf jeden Fall verdient. Die Vorgaben sind eher unauffällig integriert, aber zu finden. Der Text wirkt improvisierter als so ziemlich jeder andere im Wettbewerb, da lasse ich für manche Kalauer und das unbefriedigenden Ende 'mildernde Umstände' gelten.


_________________
"You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson)
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag23.09.2019 20:10

von Constantine
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Bonjour



Ich vermute als Vorgaben: 1C / 2A / 3B

Als ich deinen Text las, war das erste, was ich dachte: Es wird versucht witzig zu sein und ist es doch nicht. Witzige Namen machen noch lange keinen witzigen oder satirischen Text. Humor in Textform ist mit das schwerste, was man schrieben kann und dann noch mit Vorgaben in Häppchenform und in einem FFF, das ist eine Herausforderung, die bei mir leider nicht gezündet hat. Nicht lustig! Sorry.
Du hast in der kurzen Zeit viel geschrieben und machst einen Wechsel von Tankstelle zum Verkaufs-Ausflug mit Rentnern im Bus und kommst mit einem lapidar-abrupten Ende des Fake-News-Filters als Pointe, die leider nicht zündet, da sie völlig aus dem Zusammenhang alleine da steht. Als Persiflage auf diese Verkaufsevents benötigt dein Text zu lange, um sich dahin zu manövrieren, als politisches Statement gegen Fake News ist der gesamte Text davor leider nicht zielführend und als sozial-kritische Unterhaltung, dass Reiche einfach mit dem Geld wedeln müssen und jeder kommt angesprungen, dafür bewegt sich der Text später in eine völlig andere Richtung.

Im Vergleich mit den anderen Beiträgen hast du es leider nicht in meine Top 10 geschafft: zéro points.

Merci beaucoup
Constantine
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traumLos
Eselsohr


Beiträge: 380

Pokapro 2017


Beitrag25.09.2019 19:25

von traumLos
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Hallo Inco

Hurz, lässt sich dazu sagen. Ja, die Überzeichnungen sind Absicht. Die Namen und Firmennamen auch. Gibt es diese Verkaufsreisen heute überhaupt noch. Erkennbar ein absurder Text, der das auch sein will.

Leider hat das bei mir nicht verfangen. Warum? Vielleicht, weil es an jeder Stelle ein Tick zu viel ist? Oder weil ich hinter dem groben Klotz Humor nichts gefunden habe? Und der Humor allein bei mir nicht gezündet hat?

In jedem Fall, eine rein subjektive Bewertung.


_________________
Meine Beiträge geben nur meine Meinung wieder. Jede Einbeziehung realer oder fiktiver Personen wäre nur ein Angebot. Zwinkersmiley
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poetnick
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 834
Wohnort: nach wie vor


Beitrag25.09.2019 21:09

von poetnick
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Hallo Inco,

zeitweise hatte ich Mühe dem Geschehen zu folgen. Damit sind die FakeNews doppelbödig gelungen.
Originelle Geschichte und witzige Umsetzung; der Text ist bei denen, dich ich bepunktet habe.
Vielen Dank!

VG - Poetnick


_________________
Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus
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Eliane
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 824



Beitrag26.09.2019 22:12

von Eliane
Antworten mit Zitat

Vorgaben:
1) Flussufer/Spa/Tankstelle -> Tanke. Check.
2) kontaktfreudige/glückliche/Ruhm kassierende Person -> der Typ mit dem Feuerzeug. Check.
3) Verliebtheit/Enttäuschung/Ekel -> das "angewidert" im letzten Satz. Leider kommt es total aus dem Nichts.

Bewertung:
Der Text hat seine Highlights. Zum Beispiel:

Zitat:
womit mühelos all der Schmutz entfernt wird, an dem Sie bislang so sehr gehangen haben!


Ansonsten ist mir das alles aber etwas zuviel. Zu offensichtlich sprechende Namen, zu arg geschraubte Ironie. Und die Sprache ist an manchen Stellen unpräzise, zuweilen auch ziemlich ungelenk, zum Beispiel hier:

Zitat:
Denn er war seines Zeichens Tankstelleninhaber


oder hier

Zitat:
lautete die ernsthaft vorgetragene Antwort des Mannes unten


Was mir auch fehlt, ist eine schlüssige Geschichte. Die Geschehnisse kommen total unzusammenhängend. Und, hey: Super für einsfünfzehn? Wann genau spielt das? wink

Punkte: trotz eingehaltener Vorgaben leider eher nicht.
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firstoffertio
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5854
Wohnort: Irland
Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
Podcast-Sonderpreis Silberner Sturmschaden


Beitrag26.09.2019 22:12

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Das ist schön skurril. Allein schon die Namen.

Was mir auch gefällt: Ich erkenne da mehr Improvisation als in anderen Texten. Anfang und der Teil mit der enttäuschenden Busfahrt (ich habe ganz vergessen, wie man die nennt) passen nicht als üblicher Plot zusammen.
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Terhoven
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 401



Beitrag27.09.2019 00:10

von Terhoven
Antworten mit Zitat

Das hat was von Faust I und Faust II.
Wobei Faust II das gescheiterte Sequel war.

Hier ein wenig mehr Mut bei Faust I und es wär perfekt gewesen.

Faust I hatte doch alles:
    V1 C -- Tankstelle check
    V2 A -- eine Person, die sich extreme Mühe gibt, mit anderen in Kontakt zu treten  check
    V3 B -- Enttäuschung check


Und es heißt Wolfen-Bitterfeld.
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fabian
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 606



Beitrag27.09.2019 19:24
Re: Fake News
von fabian
Antworten mit Zitat

Hei Gei Sieben

Tut mir leid, ist mir irgendwie zu dick aufgetragen, ist nicht meine Art von Humor, eigentlich bin ich sogar völlig humorlos.
Ein Text ist für mich nicht deshalb schon kritisch, weil er das was er kritisieren will grotesk übersteigert.
Wobei: grotesk steht mir schon wieder zu sehr in der Nähe ästhetischer Kategorien, hier wäre wohl eher plump die passende Kennzeichnung.

Sorry.
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