Georgs Ausflug

[Truetext]

... die Fahrerei geht eigentlich gar nicht, passt irgendwie zur IAA-Kritik ) egal



Georgs Ausflug

Also ich meine, es ist ja nix Schlimmes, es machen ja heute viele Leute und fahren mal mit dem Auto von A nach B oder irgendwo hin, murmelte Georg, vor sich hin, während er ins Auto stieg ... die Schwiegermutter besuchen, zur Arbeit oder in den Urlaub fahren ... oder nur mal einen kleinen Ausflug ins Grüne oder eine schöne Fachwerkstadt. Eigentlich ist mir heute langweilig Zuhause, ich will mal was anderes sehen, mal ein Stück raus kommen und neue Eindrücke sammeln. Georg fuhr los. Eigentlich fuhr er ganz gerne mal einfach so ein bisschen umher. Das lenkte ab, er kam auf andere Gedanken und manchmal hielt er irgendwo an und trank einen Cafe, und aß ein Stück Kuchen. Blöd war, dass es solange dauerte, bis er aus Neustadt, wo er wohnte, raus war. Viele Kreuzungen, Ampeln, und meistens auch viel Verkehr - und manchmal dachte er, der ganze Verkehr kommt vielleicht nur, weil die anderen auch alle raus fahren wollen.
Wenn er dann aus der Stadt war, fuhr er meistens die Strecke wie er gerade Lust hatte. Ohne zu überlegen und willkürlich bog er irgendwo ab. Kleine Landstraßen durch schöne Landschaft, wo oft kleine Dörfer aufeinander folgten, hatten es ihm angetan.
Aber manchmal auch, wollte er weiter weg, dann fuhr er auch auf die Autobahn, das ging schneller und man kam weiter. Die blauen Schilder wiesen ihm den Weg. Offenbach stand da, Frankfurt oder Freiburg.
Georg ließ das Radio laufen, während er fuhr und er konnte sich gut entspannen. Er dachte nach über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Es war Sonntag und Georg war heute nicht besonders weit gefahren. Er hatte hatte die Autobahn schon bald verlassen, er folgte einer Landstraße, kam durch ein Dorf, hinter dem Dorf schlängelte sich die Straße in Serpentinen den Berg hoch, es folgte wieder ein Dorf, dann ein gerades Stück Landstraße und dann aufeinmal kam eine Geschwindigkeitsbegrenzung und er musste sehr langsam fahren. Ein Kreisverkehr wurde angezeigt. Als er sich dem Kreisel näherte, sah er einen großen Wegweiser.
Geradeaus ging es nach Chemnitz, rechts ging es nach Dresden, und links war Sackgasse und gesperrt. Georg bog rechts ab und gab wieder Gas. Dann aufeinmal wurde die Straße sehr holperig und er musste vorsichtig fahren.
Er war etwas genervt wegen die vielen Schlaglöcher, und war froh, als er rechts um eine Kurve bog, ein gelbes Ortsschild zu sehen, denn sicher würde die Straße hinter dem Dorf wieder besser werden. Als er sich dem Ortsschild näherte, war er gespannt, wie das Dorf hieß, denn manchmal hatten Dörfer wirklich sonderbare nahmen. Ein bisschen entsetzt war er schon, als er die schwarze Schrift auf dem gelben Schild dann las: Wohin willst du? stand auf dem Schild.
Was ist denn für ein unmöglicher Name für ein Dorf, da hat sich doch jemand einen Scherz erlaubt und das Schild verändert, schimpfte Georg.
Langsam fuhr er die Dorfstraße entlang und gelangte schließlich in der Ortsmitte an eine Kreuzung. Irgendwie war er jetzt nervös und wollte sich eigentlich wieder nach Hause orientieren. Als er sich der Kreuzung näherte, sah er die gelben Wegweiser. Die Straße teilte sich in zwei Richtungen, auf dem Wegweiser links stand: Hier gehts nicht weiter 32 km. Auf dem Wegweiser, der nach rechts zeigte, stand: Alle Richtungen sind richtig! 11 km und darunter einer mit: Ich weiß das Ziel auch nicht 15 km. Besser überhaupt nicht denken, dachte Georg und bog rechts ab, und fuhr erstmal weiter, denn er musste sich fassen.
Wenn sich da jemand einen Scherz erlaubt hatte, dann hatte er gründliche Arbeit gemacht. Jedenfalls ging das ein Stück zu weit, fand er. Und die Sache gehörte eigentlich sofort bei der Polizei angezeigt. Aber er hatte inzwischen bereits das Dorf Wohin willst du? schon wieder verlassen und war froh, diesen seltsamen Ort mit den gefälschten Wegweisern hinter sich zu lassen. Die Landstraße schlängelte sich durch grüne Wiesen und Georg versuchte das eigenartige Erlebnis zu vergessen. Ich weiß das Ziel auch nicht... was für ein Quatsch.
Trotzdem war er etwas ängstlich als er sich eher vorsichtig dem gelben Ortsschild des nächsten Dorfes näherte. Sehr erleichtert war er, als das Dorf einfach nur Steinbach hieß. Steinbach kannte er schon, da war er schon mal gewesen. Wenn er jetzt noch ein paar Kilometer geradeaus fuhr, kam er an eine Schnellstraße, wo er wieder links die Richtung nach Neustadt zurück einschlagen konnte. Erleichtert durchquerte er Steinbach fuhr dann ein paar Minuten durch einen Wald und dahinter kam tatsächlich die Kreuzung mit dem Wegweiser nach Neustadt. Ein paar kleine Orte musste er noch durchqueren, das wunderschöne Wiesenbach zum Beispiel, und dann waren es nur noch 20 Kilometer bis nach Neustadt zurück.
Die Sonne war untergegangen, als er es erreichte. Er parkte sein Auto vor dem Haus und ging hinauf in seine Wohnung. Etwas müde ließ er sich ins Sofa fallen und schaltete den Fernseher an. Der Bildschirm war eine Weile dunkel, Ton war nicht zu hören. Wie seltsam, dachte er, ist die Kiste kaputt? Dann aufeinmal tauchte eine Schrift auf der Mattscheibe auf, dort stand nur der eine Satz in weißer Schrift auf pechschwarzem Grund: Alle Richtungen offen. Was ist denn das für ein Mist schimpfte Georg und vergewisserte sich welches Programm er eingeschaltet hatte. Es war das 1. Programm. Er schaute auf die Uhr, es war genau 20 Uhr. Die Nachrichten hätten eigentlich jetzt laufen müssen. Er schaltete um: Nur ein schweigender Satz stand dort: Weiß der Himmel, wofür ich mich halte. Wieder nur dieser Satz und kein Ton. Irritiert schaltete Georg weiter:
Wer bin ich? teilte ihm das nächste Programm mit. Wohin soll ich? sagte der Privatsender ... Wozu das alles?  ... Wie lange geht das noch? sagten die nächsten beiden Programme.
Georg zappte wie wild weiter: Ich weiß auch nicht wohin. Keiner weiß das Ziel, Niemandsland teilten die Sender mit. Warum mache ich mir Sorgen? sagte jetzt das 1. Programm als er zu ihm zurückschaltet hatte.
Ist der Fernseher kaputt, sind alle übergeschnappt, oder bin ich es, der verrückt geworden ist? Georg stand auf. Ihn schauderte. Er ging zum Kühlschrank. Nein, dachte er und machte ihn wieder zu. Er ging zum Weinregal und griff nach einer Literflasche Rotwein und nahm vom Bord ein sehr großes Glas, dass eigentlich ein Bierglas war und einen halben Liter fasste. Georg füllte es bis zum Rand. Mit Glas und Rotweinflasche ging wieder zum Sofa. Er setzte sich und trank fast in einem Zug das Glas aus. Dann griff er wieder zur Rotweinflasche und füllte sein Glas erneut. Der Wein machte ihn ruhiger. Er lehnte sich zurück, das Glas in der einen Hand, in der anderen die Rotweinflasche, an der er sich festzuhalten schien.  
Allmählich kam er zu sich. Es kann alles nicht stimmen, sagte er sich. Ich habe einen schlechten Tag, und bilde mir etwas ein. Er wollte gerade wieder Mut fassen, zur Fernbedienung greifen und den Fernseher wieder einschalten, aber vorher nahm er die Rotweinflasche, um sich den Rest einzugießen. Dabei fiel sein Blick auf das Etikett. Es war vollkommen leer, keine Verzierung, kein Jahrgang und keine Traubensorte waren zu lesen. Nur genau in der Mitte stand in kleinen schwarzen Buchstaben ein einzelner, einsamer Satz: Hey Georg, gehts dir gut?

[Christof Lais Sperl]

Das Erzählerische hast du drauf. Hat mir gefallen. Vor allem der Schluß mit den seltsamen TV-Sendungen. Eine Kritik zur Rechtschreibung, ein Flüchtigkeitsfehler: ...Dörfer wirklich sonderbare nahmen...

Sonst gerne gelesen. Könnte noch länger werden!
LG, CLS