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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig Wir, die 9A - Der Anfang


 
 
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Ariix
Geschlecht:männlichErklärbär
A

Alter: 22
Beiträge: 1



A
Beitrag04.09.2019 16:27
Wir, die 9A - Der Anfang
von Ariix
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Die Wolken zogen über unsere Köpfte. Der Wind bliess durch unsere Haare. Wir beide liefen von unserer Schule davon, welche nur so von Bauarbeitern und Baggern umgeben war. Es gab viele, die sich vor uns fürchteten, viele, denen wir ein Strich durch die Rechnung sind. Trotzdem existierten auch viele, die ihre Hoffnungen in uns stecken. Und alles in einem, bin ich wohl doch zufrieden mit dem, wer wir heute sind, auch wenn der Weg zu unserem derzeitigen "uns" nicht der Schönste war. Ja, das war er. Das war der Moment, nach dem ich mich so lange gesehnt habe.

Kapitel 1 – Diese Welt mit Monstern und Elite
- 1 Monat zuvor -

Hastig schlüpfte ich in meine Schuhe, welche nicht nur recht eng waren, sondern auch ein mittelgroßes Loch am Ende meines großen Zehs besaßen. Also schwing ich mir meinen Rucksack hinter die Schultern, schlug die Türe auf und rannte los. Der Morgen war echt eine einzige Katastrophe. Ich habe nicht nur verschlafen, was vermutlich daran lag, dass ich bis 3 Uhr nachts meine heißgeliebten Serien geschaut habe, sondern habe ich auch noch vergessen, für den riesigen Biologietest, den wir direkt in der ersten Stunde haben, zu lernen. Das ist zwar nicht das erste Mal, dass mir sowas passierte, doch diese Prüfung machte ganze 33% der Gesamtnote aus. Und außerdem, was zur Hölle ist bitte schon mit dem Wetter los? 20° Celsius um 7 Uhr morgens? Dabei ist es doch erst Anfang Sommer! Gestresst rannte ich über die Wiese, welche voller frisch erblühten Blumen erstrahlte, und welche ich immer als Abkürzung zur Bushaltestelle nahm, auch wenn darunter vielleicht ein oder zwei der schönen Pflanzen leiden mussten. Im letzten Moment sprang ich wie ein wildes Tier aus dem Gebüsch, nur um dann fast schon vor den Bus zu stolpern, welcher gerade kurz davor war loszufahren. Gerade noch geschafft. „Zack, wenn auf dem Fahrplan 07:08 steht, dann meint man damit auch 07:08." Herr Findich, für mich aber Hugu, welcher wie immer mit einer krummen Haltung vor dem Lenker saß, tippte mehrmals auf seine billige Armbanduhr, um darauf zu deuten, dass es schon 07:09 ist, und ich mich gefälligst daranhalten sollte. „Und trotzdem wartest du jeden Morgen auf mich, Hugu." Ich schmunzelte und lief zu einem Platz, wo ich dann meinen viel zu schweren Rucksack ablegte und mich auf meinen Hintern setzte. „Für dich immer noch Herr Findich!", rief er mir noch hinterher, obwohl er genau wusste, dass ich ihn niemals so nennen würde. Ich kenne den Typen durch die Firma meines Vaters, die schnellste Transportfirma im ganzen Land. Und Hugu hatte einmal das Privileg den LKW zu bedienen. Nun ja, zumindest so lange bis er in eine Laterne fuhr und somit seinen Job verlor. Aber genug herumgetrödelt, ich muss die Zeit nutzen um zu Büffeln. Also öffnete ich meinen Schulranzen, nur um dann festzustellen, dass ich dieses verdammte Buch nicht dabeihatte. Mein Herz schien mir fast schon meine Rippen zu brechen, so stark schlug es. Verdammt, das wird meinem Vater gar nicht gefallen. Ach ja, mein Vater ist ein Mistkerl. Zwar macht er einen Umsatz wie kein anderer, jedoch wollte er mir „ein normales Leben" ermöglichen, weshalb er sein riesiges Budget nicht mit mir teilte. Daher auch die Löcher in den Schuhen. Ich stieg an der richtigen Bushaltestelle aus und sprintete durch den Schulhof, schließlich gab es noch die Möglichkeit, wenigstens vor dem Unterricht die Seiten kurz zu überfliegen. Ich öffnete die Glastüre, eilte durch den Flur und stürmte in das Klassenzimmer rein. Es waren bereits mehrere Klassenkameraden anwesend, unter anderem mein Sitznachbar. „Simon, Simon, pack deine Biologiesachen aus!" Noch während ich zu meinem Platz schritt schrie ich durch das Zimmer. Halbverschlafen schaute er mich an, als würde ich chinesisch sprechen. „Was ist los? Schlecht geschlafen?", erkundete ich mich. Eigentlich sollte ich meine Fresse halten, denn schlussendlich bin ich derjenige, der mitten in der Nacht noch mit seinen Serien beschäftigt war. „Hab’ bis halb 4 morgens gezockt, lass mich in Ruhe.", antwortete er mit einem mürrischen Gesicht, und machte es sich mit seinen Armen auf seinem Schreibtisch gemütlich. Bis halb vier zocken? Der Typ ist ja immer noch schlimmer als ich. Mittlerweile kenne ich ihn seit 3 Jahren, und ich habe ihn, zumindest am Morgen, noch nie richtig ausgeschlafen im Klassenzimmer gefunden. „Ich brauche dein Biologiebuch, ich hab’ komplett vergessen zu lernen." Ich schleuderte meinen Rucksack auf den Boden und setzte mich. Er starrte mich mit sehr auffälligen Augenringen an. „Wofür lernen?", entgegnete er mir. „Du hast doch nicht etwa vergessen, dass wir heute eine Prüfung haben?", fragte ich ihn. Eine Weile lang schaute er mich nur an, bevor sich sein Gesichtsausdruck von einem Gelangweilten in ein Verstörtes umwandelte. „Was!? Diese Prüfung ist heute!? Wann hat er das gesagt? Dieses verdammte Arschloch von Lehrer hat es wahrscheinlich in den letzten Sekunden vor dem Klingeln im Flüsterton gesagt!" Verdammt, also sitzt er genauso in der Patsche wie ich. „Komm mit, wir borgen uns ein Buch", sagte ich und stand auf. „Ne, bin sowieso geliefert." Der Kerl ist so motiviert wie eh und je. Also lief ich rüber zu der Person, von der ich überzeugt war, dass sie gelernt hatte. „Hey Aria, kann ich dein-", ruckartig drehte sie sich rum und fing an zu reden. „Da bist du ja, hast du die neue Folge Prison Break gestern geschaut?" Stimmt ja, diese Idiotin ist ein noch schlimmerer Serienfreak als ich es bin. Sie ist zwar jemand, der gute Noten schreibt, und auch extrem viel lernt, aber um ehrlich zu sein macht sie auf mich nicht wirklich den hellsten Eindruck. „Hör zu, ich brauch einfach nur dieses verdammte Biologie Buch."
„Ach das. Das habe ich nicht dabei."
„Was meinst du mit ‘’Das habe ich nicht dabei’’?"
„Nun ja, heute haben wir doch die Prüfung, und die geht die ganze Stunde lang. Also warum sollte ich es dabeihaben?"
Das ist er. Der Moment, in dem ich so vieles bereuen muss. Und in 10 Minuten fängt auch schon die Lektion, und damit der Anfang des Untergangs, an. Es gibt nur eine Hoffnung. Ich blickte nach links, wo Amber, die beste Freundin von Aria, stand. „Hey Zwerg, rück mal das Buch rüber." Sie glotzte mich an, so als ob ich etwas Falsches gesagt hätte. „Zwerg!? Wen meinst du mit Zwerg!?" Stimmt ja, sie mochte das nicht, das hatte ich fast vergessen. Um ehrlich zu sein hatte ich es nicht vergessen, ich mochte nur ihre Reaktionen.
„Ach, das tut mir wirklich leid."
„Das hoffe ich doch."
„Ich nenne dich ab jetzt Gnom."
„Das ist ja noch schlimmer!", schrie sie mich an. „Hör zu, du bist 1.60 Meter, und damit die kleinste Person in diesem Raum. Wie sollte ich dich sonst nennen?" Das erinnerte mich an die Zeit, als ich noch neu in diese Klasse kam. Damals war ich auch noch ein Zwerg, ich und Amber waren auf derselben Höhe. „Außerdem ist es mittlerweile schon zu spät, um deinen Arsch zu retten.", sagte sie und deutete auf die Türe, welche gerade von unserem mürrischen, alten Biologielehrer geöffnet wurde. Verdammt, jetzt hab’ ich es vermasselt. Ich habe keine Zeit, um mich vorzubereiten. Alle sind schon dabei, sich hinzusetzen. „Zack, setz dich hin, die Prüfung beginnt." Der alte Sack hatte ein dämliches Grinsen auf seinem Gesicht, als ob er wusste, was vor sich geht. Also hatte ich keine Wahl, als mich dem Satan höchst persönlich zu stellen. Die Zeit verging, und als die Stunde, und damit auch die Prüfung, zu Ende ging, war ich ungelogen Übermaßen glücklich. Ich hatte die Prüfung zwar versaut, aber es gibt kein schlimmeres Gefühl, als von Aufgabe zu Aufgabe zu springen, ohne etwas ausfüllen zu können. „Man, die Prüfung war ja echt nicht schwierig." Als ich mich umdrehte, um der Person, welche diesen Bullshit gerade ausgesprochen hat, ins Gesicht zu spucken, kamen die anderen Jungs rüber. „Ich will sterben." Der Typ, der das gesagt hatte, war Janik. Kaum zu glauben, dass er einer der Schlechtesten in den Prüfungen ist. Denn so einen dummen Eindruck machte er gar nicht. „Ach kommt, so schlimm war es doch gar nicht." Eine weitere Person trat dem Gespräch bei. „Du hast es auch leicht, Andreas, deine Noten sind übernatürlich und du büffelst wie ein Schwein!" Ach man, wie ich diese Klasse liebe. In meiner alten, also bevor ich das Jahr wiederholen musste, war es anders. Irgendwie konnte ich mich einfach nicht zurechtfinden, ich hatte kaum Freunde und der Alltag war eine Qual. Ich konnte mich nicht in die Klasse intrigieren, da ich fürchte, dass ich irgendetwas falsches sagen würde. Andauernd besaß mich die Furcht vor dem unbeliebt sein, was dazu führte, dass ich wie ein Geist lebte – ohne dass ich groß auffiel. „Aber hey, Themawechsel, habt ihr schon Claw-Vorfall gehört?" Meine Aufmerksamkeit stieg, als diese Frage in die Runde geworden wurde. „Ja, hab’s in den Nachrichten gesehen. Anscheinend ist er noch auf der Flucht." Ja, es passierte schon wieder. „Was? Es gab noch einen Angriff? Was ist passiert?" Über dieses Thema schienen alle immer so aufgeregt. Menschen – nein – Menschenähnliche Monster mit übernatürlichen Kräften, die „Claws" genannt werden, treiben seit einigen Jahren ihr Unwesen. Wissenschaftler sind sich nicht sicher, woher sie kommen, aber eins ist klar: Diese Monster sind gefährlich. Immer wieder versucht der Staat, ein Exemplar gefangen zu nehmen, doch diese Viecher töten meistens ohne auch nur zu Zögern mehrere Soldaten. Allein in diesem Jahr gab es schon 163 Todesfälle, 132 davon waren Soldaten, der Rest normale, unschuldige Bürger. Einer dieser Bürger war auch meine Mutter, welche durch so ein Biest getötet wurde. Und das Schlimmste ist, dass der Täter immer noch frei herumläuft. „Zack, du willst doch in den Anti-Claw Trupp, oder?"
„Ja."
„Was echt? Irgendwie hätte ich schon Schiss, so ein Ding zu bekämpfen.", meinte Finn, ein weiterer Klassenkamerad, welcher ebenfalls perfekte Noten schreibt.
Der Anti-Claw Trupp. Wie der Name schon sagt, ist dies eine Eliteeinheit, die extra dafür ausgebildet wurde, um Claws zu jagen und niederzustrecken. Diese Leute sind die wahren Helden der Erde. Da Fernkampfwaffen, welche durch Munition betrieben werden, angeblich nur wenig bis gar keine Auswirkungen auf diese Monster haben, müssen sie sich sogar in den Nahkampf wagen. „Es gibt eine Theorie, dass Claws nur Menschen mit einer Krankheit sind. Das würde jedoch nicht ihr aggressives Verhalten erklären." Dario, welcher in das Gespräch eintrat, erzählte das mit voller Begeisterung, so als ob er die Theorie selbst aufgestellt hätte. Eine Krankheit? Von wegen! Das sind einfach nur Monster, die sich als Menschen tarnten. Ja, es sind nur Monster. Keine Gefühle, kein Herz, es sind nur Monster. „Naja, die Legende von Ikrol interessiert mich irgendwie mehr." Immer mehr Schüler kamen dazu, was kein Wunder war. Das Thema Claws ist gerade sehr beliebt, schließlich ist es das erste übernatürliche Phänomen, das bewiesen wurde. „Die Legende von Ikrol?"
„Als ob du noch nie davon gehört hast? Diese Theorie sagt aus, dass vor rund 200 Jahren eine Insel in der Luft existierte. Auf dieser sollen angeblich nur Claws gelebt haben. Jedoch wurde diese Insel auf Grund eines Krieges zwischen den 5 Herrschern, auch genannt den 5 Göttern von Ikrol, zerstört und fiel somit mitsamt den Claws auf die Erde", erklärte ich.
Ja, es kann natürlich sein, dass ich, nachdem ich von dem Tod meiner Mutter erfahren habe, mich sehr über Claws und deren Theorien informiert habe. „Ist das nicht ein bisschen zu Fantasy? Außerdem erklärt keiner dieser Theorien das Basis- und Erweitert-Prinzip.", entgegnete Finn auf meine Erklärung. Ja, dieses Prinzip war eines der ersten Sachen, die ich über diese Monster aufgenommen habe. Die Claws können nämlich in zwei Gruppen aufgeteilt werden: Basis und Erweitert. 94% aller Claws haben die Basis Eigenschaft. Diese gibt dem Besitzer übermenschliche Kraft, sowohl physisch als auch psychisch. Außerdem haben sie die Fähigkeit, Energie in Form von grün Leuchtender Materie auszustrahlen. Als ich das das erste Mal durchlas, war ich verwirrt, doch seitdem ich mehrere Aufnahmen von Claw Angriffen angeschaut habe, verstehe ich es. In den meisten Fällen schießen sie grüne, laserähnliche Geschosse aus ihrem Körper. Oft kommt diese Energie als Blitze hervor. Diese Biester tragen auch oft altmodische Waffen, wie Schwerter oder Äxte bei sich, die sie mit krasser Geschwindigkeit und unglaublicher Kraft einsetzen können. Die Fähigkeiten von Erweiterten sind noch merkwürdiger. Diese unterscheiden sich nämlich komplett voneinander. Anders gesagt gab es Fälle, bei denen ein Claw fliegen konnte. Ein anderer konnte Schallwellen erzeugen, die fast ein Haus zum Einsturz brachten. Nun ja, egal wie stark sie sind, oder was für eine Fähigkeit sie besitzen, es sind immer noch Monster. Und ich werde irgendwann zur Elite, und mich aufmachen, um all diese Bestien niederzustrecken.

Kapitel 2 – Gold ist gar keine Farbe!
Der Himmel änderte seine Farbe allmännlich von einem saftigen Blau zu einem düsteren Grau. Zuerst konnte man noch weit entfernte Donner hören, bevor es beinahe zeitgleich mit dem Klingeln anfing zu regnen. „Na toll." Amber stand neben mir, schützend vor dem Regen unter dem erweiterten Dach des Schulgebäudes. Zuerst hatte ich sie gar nicht bemerkt, liegt wohl an ihrer Größe. „Hast du etwa keinen Schirm dabei?" Warum fragte ich das? Danach würde ich mich noch schuldig fühlen. „Warum sollte ich denn sonst hier stehen?" Gute Frage, warum stand ich überhaupt noch hier? Also holte ich meinen Schirm heraus, spannte ihn auf und wollte gerade loslaufen. „Du hast doch bestimmt nichts dagegen, den mit mir zu teilen?" Verdammt, das hab’ ich jetzt davon. „Na gut, aber ich halte ihn, du kommst selbst auf Zehenspitzen nicht hoch genug", spottete ich, wie jeden Tag, über ihre sich nicht verändernde Größe. „Sag mal, wann hörst du eigentlich mit diesem Witz auf?" Sie lief hastig unter meinen Schirm und wir liefen los, in Richtung Bushaltestelle. „Witz? Was genau sollte an deiner Größe bitte witzig sein? Du meinst doch eher winzig? Wobei, ist es nicht eher traurig?" Sie blickte mich mit einem fast schon tödlichen Blick an, kurz bevor sie es doch tatsächlich wagte, mir den Haken zu stellen und mich so volle Kanne in eine mit Regenwasser gefüllte Pfütze zu befördern. Natürlich konnte sie sich das Lachen nicht verkneifen. Nein, ganz ehrlich, sie war immer noch am Lachen, als ich in den Bus einstieg. „Wir sehen uns morgen.", sagte sie mit einem Grinsen, was zeigte, dass die dachte, sie hätte ihre Revanche bekommen. „Du kannst froh sein, dass ich keine Zwerge mobbe.", meinte ich, kurz bevor sich die automatische Türe schloss und ich nur noch ansehen konnte, wie sie mir irgendwas hinterher schrie, was ich natürlich durch die Wände des Busses nicht hören konnte.
„Bin wieder da!", schrie ich durch mein Haus, obwohl ich genau wusste, dass es nichts brachte. Mein Vater war, wie jeden Freitag, auf irgendeinem Treffen, Interview oder eine andere Versammlung, die mich nicht wirklich interessiert. Ich machte es mir also auf der Couch gemütlich, schaltete den Fernseher ein, und begann damit, meine Lieblings Serien zu suchten. Vielleicht schaffe ich es heute, bevor die Uhr 3 Uhr nachts schlägt, damit aufzuhören.  
Es war 4 Uhr, und anstatt im Bett zu schlafen, lag ich immer noch auf derselben Couch, in derselben Position. Irgendwie hatte ich so gar keine Lust, meine Augen zu schließen. Ich fühlte mich so energiegeladen, als ob ich einen Marathon laufen könnte. Schlussendlich entschied ich mich dafür, mein Haus zu verlassen und einen Spaziergang zu machen. Schon komisch, normalerweise muss ich mich bemühen, um meine Augen offen zu halten, damit ich meiner Lieblingstätigkeit nachgehen konnte. Aber heute schien wieder so ein Tag zu sein, an dem meinem Körper alles egal war. Gemütlich lief ich also unter dem Licht der Laternen durch die Straßen, oder besser gesagt Wege, des kleinen Dorfes. Um ehrlich zu sein, war ich nie so den Fan von so einem stinkenden Dorf. Lieber wollte ich in einer Großstadt wohnen, wo man die ganzen Vorteile ausleben konnte. Nahegelegene Läden, Schule in derselben Stadt, und am wichtigsten, das Ausbildungscenter für den Anti-Claw-Trupp. Langsam musste ich mir das mal aus dem Kopf schlagen, schließlich kommen nur die Besten der Besten in diese Eliteeinheit, und haben das Privileg, die Menschheit zu beschützen. Trotzdem war dieses Dorf ein recht guter Lebensort. Selbst um diese Uhrzeit findet man noch Menschengruppen, die um die Häuser ziehen. Nachdem ich 15 Minuten damit verbracht habe, in eine Richtung zu laufen, entschied ich mich dazu, wieder nach Hause zu gehen. Mein Vater kommt meistens um diese Uhrzeit zurück, und ihm würde es wohl kaum gefallen, wenn ich mich um diese Zeit noch draußen aufhalte.
Nach nur einer halben Minute, nachdem ich meine Entscheidung getroffen habe, fiel mir eine Gestalt im Schatten meines Rückens auf. Normalerweise macht mir sowas keine Angst, doch der Fakt, dass diese Person allein unterwegs war, und dass sie in die Richtung meines Hauses lief, in welcher nicht viele Häuser stehen, beunruhigte mich. Zuerst dachte ich noch, es wäre Zufall, doch diese Gestalt kam immer näher und näher, bis sie nur noch wenige Meter hinter mir hinterherlief, und das mit zunehmender Geschwindigkeit. Ich hielt es nicht mehr aus, ich musste rennen! Gerade als ich vorhatte, davonzurennen, schnappte sich diese Gestalt meine Hand, und hielt mich mit all ihrer Kraft davon ab, wegzulaufen. Ängstlich blickte ich nach hinten, nur um einen älteren, blonden Mann vorzufinden, welcher definitiv nicht in einem guten Zustand war. „Bitte…" der Mann fing an zu sprechen. „Ich habe weder Geld noch Obhut, hätten Sie echt noch Geld übrig? Selbst wenn es nur wenig ist, alles hilft." All diese Aufregung um sonst. Also griff ich in meine Jackentasche, und kramte all das Geld heraus, was ich dabeihatte. Der Mann bedankte sich und verschwand in der Dunkelheit. Und vor so einem Obdachlosen habe ich mir fast in die Hosen geschissen. Ich schaute also auf meine Armbanduhr, welche mich wirklich fast dazu gebracht hat, meine Hosen zu beschmutzen. Sie war weg. Dieser verdammte Mistkerl hatte sie mir entnommen. Und da er schon seit mehreren Minuten in die entgegengesetzte Richtung wie ich lief, hatte ich wohl keine Chance, dieses Arschloch wiederzufinden. Naja, die Uhr war vielleicht nicht gerade teuer, doch so mein Mitgefühl hervorzulocken und mich dann zu bestehlen, sowas ist abartig.
Ich betrat also mein Zuhause, wo ich meinen Vater im Flur stehen sah. Verdammt, das war schlecht. „Zack, warst du etwa bis jetzt noch draußen!?", schrie mein Vater mich an. Ich musste mir schnell etwas einfallen lassen. „Hör zu, ich konnte nicht schlafen, also hab’ ich einen Spaziergang gemacht um mich abzu-" ein lauter Knall unterbrach meine Ausrede. Ich merkte, wie meine linke Wange anfing, höllisch zu schmerzen. Er hat es wieder getan. Er hat mich wieder einfach so geschlagen. „Hör verdammt nochmal auf dich wie ein Vollidiot zu benehmen, Zack!" Wieder schrie er so laut, dass vermutlich die ganze Nachbarschaft wach wurde. „Du wirfst nur schlechtes Licht auf mich!" Jetzt fing er schon wieder damit an. Ich sei der Sohn eines angesehenen Mannes, also müsse ich mich auch so verhalten. Schweigend lief ich neben ihm vorbei, stieg die Treppe hoch und warf mich ins Bett. Es war immer so. Egal was ich machte, ich war derjenige, der im Unrecht lag, und er das ach so große Genie mit einer riesigen Firma. Es mag zwar sein, dass er ein guter Geschäftsleiter ist, doch als Erzieher taugt er nichts. Seit dem Tod meiner Mutter, reden wir so gut wie nie miteinander und wenn er mich mal beachtet, dann schreit er mich an und wird mal wieder gewalttätig. Man, dieser Tag war echt die reinste Hölle.
Der Wecker holte mich, mit einem zu lauten und viel zu nervigem Ton aus meinen Träumen heraus. Kaum hatte ich die Augen geöffnet, hatte ich das extrem dringende Bedürfnis, sie wieder zu schließen. Ich war viel zu müde. Trotz aller Motivationsschwächen stolperte ich aus dem Bett und begab mich in die Küche, bei der ich zuerst vom Toaster einen elektrischen Schlag abbekommen hab, und dann, als ich mein Handyladekabel ausstecken wollte, die verdammte Kabelisolierung zerriss. „Das wird wohl echt ein beschissener Tag", murmelte ich vor mich hin. Ich zog also meine Schuhe an, bei denen mir auffiel, dass das Loch gewachsen ist, rannte raus, stolperte bei der Abkürzung zur Bushaltestelle über meine eigenen Füße und rannte fast gegen den Bus. So viel Unfug ist mir lange nicht mehr in so einer kurzen Zeit passiert, muss wohl ein Rekord sein. Ich betrat den Bus, nur um dann Hugus rotes Gesicht zu sehen. Der Typ hat vermutlich meine Stolperattacke mitbekommen.  Schweigend setzte ich mich auf den hintersten Platz des Busses, welcher wie Magie immer frei war. Außer den unglücklichen Vorfällen am Morgen verlief der Tag ganz normal. „Hey, sagt mal, was habt ihr eigentlich so in eurer Zukunft vor? Schließlich ist das hier unser letztes Schuljahr." Da hatte Jiob wohl recht, welcher mit seiner üblichen Cappy falsch herum auf dem Stuhl saß, und diese Frage in die Runde warf. „Nun ja, von uns Mädchen geht wohl der größte Teil in ein Gymnasium."
„Von den Jungs machen die meisten eine Lehre."
Das letzte Schuljahr, was? Die meisten Schüler freuen sich ja, die Schule endlich zu verlassen, aber bei mir bin ich mir nicht so sicher. Natürlich freue ich mich darauf, ein Mitglied des Anti-Claw-Trupps zu werden, doch irgendwie hab’ ich auch Angst davor. Außerdem muss ich zuerst einmal die Aufnahmeprüfung, welche schon in zwei Wochen stattfindet, bestehen. Diese ist zum Glück nur schriftlich, und da ich all die Zeit viel über Claws gelernt habe, sollte ich das hinbekommen. Aber dann kommt die wahre Herausforderung. Um die 300 Lehrlinge bestehen die Prüfung, doch nach einem harten Ausbildungscamp werden nur noch 10 – 20 übrigbleiben, welche dann die nächsten Jahre damit verbringen werden, zusammen mit Profis zu lernen, wie man Claws erkennen, jagen und töten kann. „Ich hoffe einfach, dass ich mit meiner neuen Klasse klarkommen werde", gab ich nach langem Überlegen zur Antwort. Unser Gruppengespräch wurde von einem knirschenden Geräusch, verursacht von unserem Biologielehrer, welcher die Türe öffnete, unterbrochen. Gerade als sich alle an ihre Plätze begaben, und unser Lehrer die Türe schließen wollte, kam ein Fuß dazwischen, welcher dies verhinderte. Der alte Sack öffnete die Türe. „Hey, ist dies der Klassenraum der Klasse 3A?" Ein Mann mit goldenen Haaren und einem übertriebenen Lächeln stand vor der Türe.
„Ja, dennoch startet hier gleich der Unterricht, also könnten sie später kommen?"
„Hören sie zu, ich brauche nur eine Sekunde, um den Schülern etwas mitzuteile-"
„Nein, es tut mir leid, meine Unterrichtszeit ist sowohl für mich als auch für die Schüler sehr kostbar." entgegnete unser Biologielehrer. Kostbar? Wo ist diese Verschwendung von Zeit bitte kostbar? Der Mann ignorierte die Wiederworte, trat in das Zimmer ein und setzte sich auf den Lehrertisch. Der Kerl hatte Mumm. „Hä? Den kenn’ ich doch…?", murmelte Simon, welcher ausnahmsweise mal nicht halbverschlafen wirkte. Wieder versuchte unser Lehrer, den Eindringling zu verscheuchen, doch diesmal schien der Goldhaarige noch angepisster zu sein. „Verpiss dich, alter Sack!", entgegnete er mit einem kalten Blick. Die Atmosphäre veränderte sich komplett. Am Anfang schien er wie ein freundlicher Mann, welcher nur eine Frage hatte, doch mittlerweile schien er nicht nur mies, sondern auch gefährlich. Unser Lehrer begann den Fehler, nicht aufzugeben, und packte seinen Gegner am Arm. Augenblicklich riss sich der Goldhaarige los, und wie durch Zauberhand flog der alte Sack durch das Schulzimmer, bis er stumpf gegen die Wand knallte, wo er auch einen Riss hinterließ. Danach war Ruhe. Niemand wollte etwas sagen. Wie man es auch drehte und wendete, der Goldhaarige hat unseren Lehrer kaum berührt, was das Geschehen noch unglaublicher machte. Ganz klar. Der Kerl, der immer noch auf dem Lehrertisch saß, war ein Claw.
„Okay, okay, ich weiß, dass ihr jetzt alle eingeschüchtert seid, und wahrscheinlich wegrennen und losschreien wollt. Aber solange ihr nicht vorhabt, euren Kopf zu verlieren, rate ich euch davon ab." In nur wenigen Minuten wurden wir von einer fröhlichen Klasse zu wehrlosen Geiseln. „Hört zu, ich habe nicht vor, euch zu töten. Nein, diesen Job werdet ihr selbst übernehmen. Sagt mal, kennen ein paar von euch die Legende von Ikrol?" Wovon redete der Typ da? Ein Claw, ein kaltblütiges Monster, stand gerade vor uns, und will uns was über die Legende erzählen? Warum versucht er immer noch, sich als Mensch auszugeben? „Ihr wisst schon, Ikrol, die fliegende Insel mit den fünf Göttern und so. Jedenfalls ist heute nicht euer Glückstag, denn vor euch steht der großartige Kintoki, einer der stärksten Fähigen, denen ihr je begegnen werdet! Ach, tut mir leid, wie nennt ihr uns? Claws? Ein ziemlich unpassender Name, da finde ich Fähige schon viel besser." Fähige? Ich verstand gar nichts mehr. Alles ging viel zu schnell. Unser Lehrer lag immer noch mit dem Rücken gegen die Wand, und der Gedanke, dass alle anderen Schüler von dem Vorfall hier nichts mitbekamen, beunruhigte mich. Außerdem erinnerte mich der Name Kintoki an etwas, und auch sein Gesicht kam mir immer bekannter vor.
„Ganz recht, ich bin Kintoki, einer der fünf Götter von Ikrol!"
Er schwing sich vom Tisch und grinste quer durch den Raum. Da hatte ich einen Geistesblitz. In einem Buch über Ikrol habe ich darüber gelesen. Über die einzelnen Götter, und wie stark sie wären, wenn sie tatsächlich existierten. Und jetzt stand da ein Claw, der vorgibt, so eine Gottheit zu sein.
„Achja, falls es euch noch nicht aufgefallen ist, bin ich schon mit jedem von euch in Kontakt getreten, meistens jedoch in einer anderen Gestalt." Kintoki kramte in seiner Tasche, um dann ein paar Handys und weitere, recht wertvolle Gegenstände herauszuholen, welche er anschließend durch den Raum warf. „Mein Handy!", hörte man von hinten. Auf mich flog eine billige Armbanduhr zu – meine billige Armbanduhr. Verstehe, dieser Dieb, das war Kintoki. „So, kommen wir mal zum wichtigen Teil. Ihr fragt euch bestimmt, warum ich mit euch allen in Kontakt getreten bin. Das ist recht einfach zu beantworten, denn seit dem Moment, and dem ihr mir begegnet seid, wart ihr bösartige, gefährliche Monster." Mein Atem blieb stehen, mein Herz raste noch schneller als zuvor. „Ganz genau, ich habe euch alle zu Fähige verwandelt."

Kapitel 3 – Zerbrochen und gespaltet
Stille. Zitternd saß ich auf meinem Stuhl, während ich versuchte zu verstehen, was zur Hölle dieses Monster gerade versucht zu sagen. „Ganz recht, ihr seid alle zu Claws geworden." Ich – Nein – Wir sollen Claws sein? Selbst wenn wir die Kräfte dieser Monster bekommen haben, sind wir noch lange keine von ihnen. „Sagt mal, was genau unterscheidet euch Menschen von uns?" Kintoki blickte durch die Klasse, wobei er wohl feststellen musste, dass alle viel zu schockiert waren, um auch nur ein Wort herauszubringen. „Ich verrate es euch. Es ist die Kraft." Augenblicklich begann seine Hand an zu leuchten, in einem grellen, goldenen Ton zu scheinen, um uns diesen Kraftunterschied vorzuzeigen. „Mehr nicht. Es ist nur die Kraft, die uns zu unterschiedlichen Lebewesen macht. Soll ich euch noch was verraten? Wenn ein Fähiger stirbt, wird seine Kraft übertragen. Anders gesagt, werden willkürlich Menschen zu Claws verwandelt, und dann brutal gejagt und oft niedergestreckt. Und ihr nennt uns Monster!" Plötzlich begann er laut loszulachen. „Dabei wart ihr diejenigen, die eure Kameraden getötet haben und das nur, weil ihr Angst vor ihrer Kraft hattet!" Das stimmt nicht. „Mittlerweile leben so gut wie gar keine Fähige mehr, die aus Ikrol stammen oder mit solchen verwandt sind!" Das stimmt nicht. „Denn bei dem Sturz der Insel, sind 99% aller Menschen, ich meine Fähige, gestorben!" Das stimmt nicht. „Und euer Anti-Claw-Trupp besteht aus nichts weiter als brutalen Menschen, die ihre eigenen Artgenossen töten, nur um das Geheimnis zu bewahren!"
„Das stimmt nicht!" Wie aus Reflex schrie ich diese Worte aus meiner Lunge raus. Verdammt, das war ein Fehler. „Oh? Da haben wir ja etwas Interessantes." Er kam langsam auf mich zu, während er, wie durch Magie, aus der Luft ein goldenes, langes Schwert zog und auf mich richtete. „Hör zu, ich weiß, dass es unglaubwürdig klingt, aber du bist definitiv nicht in der Position, so einen Aufruhr zu veranstalten." Schweiß glitt über meine Stirn, es fühlte sich an, als ob gleich all meine Muskeln nachgeben und ich vom Stuhl fallen würde. Anscheinend bemerkte er meine Angst und Verzweiflung, denn er grinste und steckte das Schwert weg. „Kommen wir zum wichtigen Teil, schließlich bin ich nicht nur hier, um euch die Augen zu öffnen." Als er seinen Rücken zu mir wand sackte ich fast zusammen. Ich weiß nicht warum, aber als er mit seinen Augen in meine sah, war es ungemein angsteinflößend.
„Ich werde ein Experiment durchführen, und ihr werdet meine Testobjekte sein." Langsam beruhigte ich mich und wagte es, mich umzusehen. Alle waren wir erstarrt und konnten ihre Augen nicht von ihm abwenden.
„Nur so, falls ihr es noch nicht geahnt habt, ich hab’ euch absichtlich zu Fähigen gemacht, und es war ziemlich aufwendig. Da die Fähigkeit nach dem Tod willkürlich weitervererbt wird, war es selbst für einen Gott wie mich schwierig, die Fähigkeit euch zuzuteilen, also fühlt euch geehrt." Geehrt? Experiment? Mittlerweile ließ der Adrenalinschub nach und ich konnte wieder klar denken. Vor mit ist ein angeblich übermächtiger Claw, der uns allen Clawkräfte gegeben hat und nun vorhat, an uns herumzuexperimentieren. Ich bin mir sicher, dass der Anti-Claw-Trupp eine so riesige Ansammlung von Clawkräften irgendwie aufspüren kann, und dann hier eintreffen wird, aber was dann? Wenn wir wirklich dieselben Kräfte haben wie diese Monster, dann wird es schwer werden, den Trupp von der ganzen Geschichte zu überzeugen.
„Also, ich erklär es euch." Seine Augen wanderten durch unsere Klasse, bis er letztendlich nickte. Seine Hand streckte er in die Luft, und mit aller Kraft schlug er sie Richtung Boden. Ein Angriff? Aber was für einer? Hat er nicht gesagt, er wird uns nicht töten. Ich schloss die Augen, im Hintergrund hörte ich noch ein paar Schreie, bevor es ruhig wurde. Als ich mich umsah, hat sich nur eine Sache geändert. Eine gold-schimmernde, transparente und unglaublich dünne Wand, trennte meinen Platz von Simons, und zog sich durch den ganzen Raum. „Ja, das passt. Das sind die Teams." Kintoki fuhr fort.
„Eure Klasse wird in zwei Gruppen aufgeteilt. Ihr habt alle Individuelle Fähigkeiten, also erweiterte Fähigkeiten, bekommen, und werdet diese benutzen, um das gegnerische Team auszuschalten." Die Fähigkeiten benutzen…? „Um das gegnerische Team auszulöschen?" Als ob sie meine Gedanken lesen konnte, vervollständigte Aria, welche unglaubwürdig auf die Wand schaute, die Amber und sie trennte, meinen Gedankengang. Ich schaute mich um. Viele meiner Freunde, wie Simon, Janik, Aria oder Andreas waren auf der anderen Seite. Vorsichtig berührte ich die Wand. Sie fühlte sich zwar weich an, war aber unglaublich stabil.
„Kommen wir zum entscheidenden Punkt. Dieses Experiment ist erst beendet, wenn ein Team komplett ausgelöscht ist. Und mit ausgelöscht, meine ich tot." Durch den ganzen Raum schlich eine noch düstere Stimmung als zuvor. Tot? Heißt das, ich muss all meine Freunde, die auf der anderen Seite saßen, umbringen!? „Da ihr noch keine Ahnung habt, wie ihr eure Fähigkeit benutzt, gebe ich euch Zeit bis Morgen um 12 Uhr. Erst dann ist es erlaubt, die Gegner anzugreifen. Achja, noch eine Warnung: Wenn ihr euch weigert, zu kämpfen, oder den Feind zu töten, bezahlt ihr mit eurem Leben."
Dieser Satz verpasste mir fast einen Herzinfarkt. „Anders gesagt, jemand muss sterben. Ihr oder der Feind, ihr habt die Wahl." Der Claw drehte sich um, lief an unserem bewusstlosen Lehrer vorbei und öffnete die Türe. Will er etwa einfach so gehen!? Er kam hier her, schaffte es innerhalb weniger Minuten unsere Leben zu zerstören und ging einfach so!?
Gereizt packte ich nach einem Stuhl, welchen ich mit voller Kraft auf den wahren Feind, Kintoki, zuschleuderte. Kurz vor dem Aufprall wurde er förmlich in Stücke zerfetzt, und ein Stuhlbein flog mit unglaublicher Geschwindigkeit auf mich zu, bevor es wenige Zentimeter vor meiner Nase innehielt und vor mir in der Luft schwebte. „Da ich es noch nicht gesagt habe, lasse ich es dieses Mal durchgehen. Wiederstand oder Rebellionen gegen mich, führen ebenfalls zum Tod." Mit diesen Worten verließ er den Raum, zeitgleich fiel das Stuhlbein auf den Boden. Die Wand, welche unsere Klasse in Zwei teilte, wurde ebenfalls in goldene, funkelnde Partikel aufgelöst. Unser Lehrer war immer noch am gleichen Ort, mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt, in der mehrere Risse zu erkennen waren. Von meinem Stuhl waren nur noch Spähen und kleinere Holzteile übrig. Damit war es beschlossen. Gold war hiermit meine Hassfarbe.
Nachdem wir versucht haben, unserem Biologielehrer, welcher all die Erinnerungen verloren hat, zu erklären, wie es zum Riss in der Wand und dem zerbrochenen Stuhl kam, und das gewissermaßen auch geschafft haben indem wir pure Lügen aufgetischt haben, ging jeder von uns schweigend nach Hause. Wir wussten, dass wir es keinem erzählen konnten. Außerdem mussten wir bis Morgen viele Entscheidungen treffen, und noch herausfinden, ob wir wirklich Fähigkeiten besaßen.
Zuhause angekommen machte ich mich auf, um zu testen, wie ich meine Fähigkeit aktivieren konnte. Ich versuchte es mit lächerlichen Posen und sogar mit noch lächerlichen Sprüchen – nichts funktionierte. Also ging ich, wie immer, auf einen Spaziergang, um mir meinen Kopf mal durchzulüften. Heute ist viel zu viel passiert das ich so schnell nicht verdauen werde.
Wieder war es mitten in der Nacht und wieder kam zu spät nach Hause. Und wieder wartete mein Vater auf mich. „Zack, was ist eigentlich in dich gefahren? Ich habe erfahren, dass du eine wirklich schlechte Biologienote erhalten hast! Und dann der Vorfall mit demselben Lehrer, welcher angeblich nach einem Unfall die Erinnerungen verloren hat! Und jetzt kommst du auch immer und immer wieder zu spät? Weißt du eigentlich, wie hart ich es habe? In deinem Alter hast du es ja noch leicht, da kannst du das nicht versteh-" diesmal war es mein Vater, welcher von mir unterbrochen wurde. „Du hast ja keine Ahnung, was ich alles durchmachen muss!", schrie ich, so laut, dass ich vermutlich alle Nachbaren weckte. Kurz war dann Stille.
„Wie bitte!?" Mein Vater reagierte, wie immer, mit purer Gewalt, doch diesmal war es anders. Ich hatte keine Schmerzen. Um genauer zu sein, hat er mich gar nicht getroffen. Ehe ich mich versah hatte ich die auf mich zufliegende Hand meines Vaters in meinem festen Griff. Ich weiß nicht, was ich darüber denken sollte. Einerseits war ich positiv überrascht von meiner Reaktion, andererseits war dies ein Beweis, dass ich wirklich ein Claw bin. Schließlich besaßen alle Claws superschnelle Reflexe und unglaubliche Kraft. Außerdem konnte ich noch nie so ruhig in einer Konfrontation mit meinem Vater bleiben. Ich lockerte meinen Griff, lief an ihm vorbei und murmelte „Lass mich in Ruhe", damit er nicht auf die Idee kommt, mich nochmal zu nerven. Ich hatte jetzt keine Zeit, um mich um solche Kleinigkeiten zu kümmern. Morgen war der entscheidende Tag, und ich hatte nicht mehr viel Zeit, um meine Fähigkeit zu finden und trainieren.
Schlecht gelaunt ging ich rüber zum Toaster, wo ich mir noch einen kleinen Nachtsnack zubereiten wollte, als mir dieses Scheiss Ding wieder einen elektrischen Schlag verpasste. Diesmal jedoch stärker als beim letzten Mal. Staunend blickte ich auf meine Hand, auf der ich winzig kleine Funken erkennen konnte. Oder, war das Einbildung? Nein, das könnte sie sein! Meine Fähigkeit! Aufgeregt rannte ich in meine Zimmer, und als ich den Türgriff fasste, wurde mir wieder ein Schlag verpasst. Das war kein Zufall. Als ich überzeugt davon war, dass mein Vater schlafen und ich allein war, fing ich an mich zu konzentrieren. Ich versuchte, das Gefühl dieser Funken nachzustellen, es mir vorzustellen. Urplötzlich knallte es. Ein Blitz – kein Funken – ein richtiger Blitz schoss aus meiner Hand, direkt in die Wand herein, in der nicht nur ein Riss entstand, sondern auch eine verkohlte Fläche zu sehen war. Das war unglaublich. So fühlt es sich also an, ein Claw zu sein. Meine Hand kribbelte und ich konnte schon hören, wie die Nachbaren auf unser Haus zu kamen, um sich zu beschweren. Diese Kraft ist gefährlich. Und mit dieser Kraft, muss ich meine Freunde beschützen, und gleichzeitig bekämpfen, was?

Kapitel 4 – Eiskalter Schauer
Ganz normal stieg ich aus meinem Bett. Ganz normal machte ich mir Frühstück, diesmal jedoch ohne Toaster. Ganz normal verpasste ich fast den Bus. Ja, alles war normal. Ich lief also durch die Schulgänge, als ich endlich auf jemanden traf, mit wem ich sowieso noch reden musste. „Finn, ich muss mit dir reden." Er blickte mich ernst an, schaute sich kurz um und nickte. „Unser Team wird sich in der Großen Pause um 10:00 im Lagerhaus treffen, sei also pünktlich", erklärte er mir, als wir zusammen den Klassenraum betraten. Alle waren da, doch es war unangenehm leise. Wir setzten uns schweigend an unsere Plätze, wo wir eigentlich gar nichts taten. Simon, welcher neben mir saß, schaute in die andere Richtung aus dem Fenster. „Heute, um 12:00 Uhr, wäre es dem anderen Team gestattet, und anzugreifen." Ich erinnerte mich an Finns Worte. Aber würden sie uns wirklich angreifen? Wenn wir nicht kämpfen, wird uns dieses Monster töten, also muss jemand den ersten Schritt machen. Unser Lehrer betrat den Raum. „Oh, ihr seid heute mal ungewöhnlich leiste. Ich glaube, das wird eine gute Stunde." Auch wenn alle leise wie nie zuvor waren, konzentrieren konnte sich niemand. Die Zeit verging und die Glocke läutete die Große Pause ein. Schnell eilte unser Team aus dem Raum, die restlichen versammelten sich an den Fenstern. Die haben also auch ne Besprechung, was? „Also Leute, es ist ernst." Finn begann zu sprechen. Wir werden wohl die zwei weiteren Stunden schwänzen, um uns vorzubereiten. „Also, erstmal müssen wir folgendes klären: Wer von euch kennt seine Claw-Fähigkeit?" Alle im Raum streckten ihre Hände in die Luft. „Gut. Um im Team arbeiten zu können, sollten wir wohl unsere Fähigkeiten zeigen. Meine bewirkt, dass ich mich unglaublich schnell bewegen kann. Das bezieht sich nicht nur aufs Laufen, sondern auf alle Bewegungen." Er schüttelte seinen Arm, der Ton, welcher dabei entstand, hörte sich wie ein Lasso oder sowas Ähnliches an. Einfach unglaublich. Dario trat nach vorne und zeigte, wie er sich Klonen konnte. Der Klon konnte selbstständig handeln und denken, es ist also wirklich ein zweiter Dario. Nun war der Zwerg dran. „Also, meine Kraft ist anscheinend Feuer." Augenblicklich entzündete sie ihre rechte Hand. „Ich konnte noch nicht allzu viel damit herumexperimentieren, da halt einfach zu gefährlich war." Nun war ich an der Reihe. „Ich kann Blitze entstehen lassen, aber auch ich konnte nicht viel damit herumprobie-" Als ich versuchte, meine Kraft zu demonstrieren, schoss ich einen Blitz nur knapp über die Köpfe meiner Freunde, welcher dann gegen die alte Holzwand dahinter einschlug, und für ein fettes Loch sorgte. „Pass doch auf!" „T-Tut mir leid, wie gesagt, ich konnte sie kaum ausprobieren." Das war knapp. Ich setzte mich wieder zu den anderen, welche wohl alle nicht mitbekommen haben, was für ein Loch direkt hinter ihnen war. Na, was solls. „Ich habe‘ die Kraft, Dingen die Schwerkraft zu entziehen", erklärte Joana, welche den Stuhl, auf dem Amber saß, fliegen ließ, und den Zwerg damit auch. Fiona hatte anscheinend Heilkräfte, welche sie hier jetzt nicht einsetzen konnte. Der Letzte im Team war Jiob, welcher noch seine Wind-Kraft erklärte. Feuer, Wind und Blitze, was? Sind das nicht Elementarkräfte oder so? „Achja, Zack, du kennst dich doch halbwegs mit Claws aus. Gibt es da was Wichtiges zu wissen?" Stimmt, der Rest hatte sich nie wirklich über diese Biester informiert. „Ich denke, das Wichtigste ist der Kräfteverbrauch. Ihr solltet eure Claw-Kräfte mir euren physischen Kräften vergleichen. Wenn ihr sie zu lange oder oft einsetzt, schwindet eure Energie langsam. Doch jetzt kommt das Problem. Wenn ihr zum Beispiel einen Marathon läuft, und irgendwann keine Energie mehr habt, dann bricht euer Körper zusammen und regeneriert seine Kräfte. Doch bei Claws ist es anders. Wenn ihr zu viel Energie einsetzt, werdet ihr zwar unglaublich erschöpft, aber ihr könnt eure Kräfte immer noch einsetzten. Anders gesagt, hindert euch euer Körper nicht daran, zu viel Energie einzusetzen, was dann tödlich enden kann. Also egal was ihr tut, überanstrengt euch nicht." Nachdem ich meinen Vortrag gehalten habe, redeten wir noch ein bisschen darüber, wie wir vorgehen wollen, und entschieden uns dazu, vorerst passiv zu bleiben. Wir standen also auf, um die Hütte zu verlassen, und unsere Kräfte in Kontrolle zu kriegen. Vor allem ich. „Warte, war hier schon immer so ein fettes Loch?", hörte ich noch hinter mir, als ich in Richtung Sportplatz lief.
Niemand war hier, war ja auch klar, alle waren im Unterricht. Also fing an wieder an, in zufällige Richtungen Blitze zu schießen. Die hellen Lichter schossen durch die Luft, trafen aber manchmal auch den Boden des Sportplatzes und kreierten ein kleines Einschlagloch. So wird das nichts. Wenn ich nicht schnellstens lerne, wie ich zielen kann, ist es zu riskant, diese Kraft im Kampf einzusetzen.  Immer und immer wieder setzte ich sie ein, bis ich mich hinsetzte, um mich auszuruhen. Es war ein komisches Gefühl, ohne sich zu bewegen außer Atem zu kommen. Die Klingel unterbrach meine Verschnaufpause. Es war 12 Uhr. Rein theoretisch könnte das andere Team jetzt in die Offensive gehen, während ich noch nicht mal rausbekommen habe, wie ich die Kraft ordentlich benutzen soll. Ich musste sehen, ob Simon und die anderen feindlich eingestellt waren. Also rannte ich in das Gebäude, die Treppe hoch und war schnurstracks auf dem Weg ins Klassenzimmer. Massen von Schüler waren auf den Fluren, welche alle in die Mittagspause gingen. Ich erreichte endlich mein Ziel und hielt inne. Aufgeregt blickte ich in beide Seiten – keine Person zu sehen. Zitternd betätigte ich den Türgriff und trat in das Zimmer. Es war leer. Haben sie etwa angefangen, gegen einander zu kämpfen!? Genau so schnell wie ich das Zimmer aufsuchte, sprintete ich jetzt davon, bis ich an einem Zimmer vorbeikam, welches anders als die anderen waren. Ich weiß nicht warum, aber es sendete eine Art Gefühl aus, die mir Gänsehaut verpasste. Vielleicht lag dies aber auch an der Temperatur, welche in diesem Abteil besonders tief war. Neugierig wagte ich einen Blick in den mysteriösen Raum. Ein kalter Wind bliess mir entgegen. Mein Atem kondensierte und tauchte wie Rauch vor meinem Gesicht auf. Ich spürte die Kälte auf meiner Haut und auch auf meiner Hand, welche die Metallklinke immer noch umfasste. Genauer betrachtet war es wunderschön, aber gleichzeitig auch beängstigend. Im Zimmer hingen Eiszapfen vor der Decke, der Boden war mit Eis bedeckt und in den Ecken waren ganze Eisklumpen zu sehen. Inmitten von all dem Chaos stand Simon, mit seiner Handfläche auf den Boden gedrückt. Reflexartig knallte ich die Türe zu, wodurch ich noch hören konnte, wie mehrere Eiszapfen auf dem Boden zerschmetterten. Ich rannte los, wobei ich immer wieder nach Hinten schaute. Er schien mir nicht zu folgen. Manche würden sagen, dass ich überreagiert hätte, aber der Kerl sah unglaublich gefährlich aus. Während ich meine Kraft noch so gut wie gar nicht bändigen konnte, hatte er sie scheinbar schon vollkommen im Griff. Wie durch Zufall tauchte Amber aus der Ecke hervor, wodurch ich sie fast umrannte. „Warum hast du es so eilig?" Sie fragte mit einem genervten Ton, anscheinend war ihr auch nicht so zumute. „Ich kenne Simons Fähigkeit. Wie es aussieht, kann er Eis bändigen oder zumindest die Temperatur unter den Minuspunkt setzen." Eigentlich erwartete ich eine eher abgeschreckte Reaktion, doch sie fing nur an, wie ein Psycho zu lachen. „Das ist ja perfekt! Mit meinen Flammen hat der absolut keine Chance gegen mich!" Selbst wenn das wahr war, so ganz konnte ich dem nicht trauen. Außerdem hatte ich immer noch nicht realisiert, dass ich wahrscheinlich schon heute gegen meine Klassenkameraden kämpfen musste. „Also hast du deine Flammen schon im Griff?", fragte ich. Der Blick des Zwerges verschlechterte sich erneut. „Es ist so, dass ich es nirgends austesten kann. Ich würde nur alles in Flammen setzen." Das war wohl ein Punkt. „Jedenfalls bin ich auf den Weg ins Klassenzimmer, es klingelt gleich." Gelassen spazierte sie an mir vorbei, in Richtung Klassenzimmer und so auch in die Höhle des Löwen. „Warte, warte, warte! Du willst ernsthaft am Unterricht teilnehmen!?" Ich packte sie an der Schulter, um sie davon abzuhalten, dass sie Simon in die Arme läuft. „Nicht nur ich." Amber deutete nach vorne, wo das ganze Team stand und nur auf uns zwei wartete. Ich hatte wohl keine andere Wahl, als mitzuspielen. Zusammen liefen wir also durch den Flur, an dem Eiszimmer vorbei und betraten das Klassenzimmer. Die anderen waren schon da, auf ihren Plätzen sitzend. Wir setzten uns schweigend hin und ignorierten einander. Die Stimmung war noch schlechter, als damals dieser Kintoki da war. Unser Biologielehrer, welcher sich immer noch nicht an den Vorfall erinnert, betrat das Zimmer. „Schon wieder seid ihr so ruhig, langsam macht mir dies Angst", scherzte er. Der alte Sack fing an, seine Materialien auszupacken, während mich die Stille immer noch plagte. Plötzlich knallte es. Janiks Stuhl kippte nach hinten, und bevor ich realisierte, was passierte, rannte er auch schon auf unseren Lehrer zu. Er sprang über ganze Tische und Schüler, bis etwas leicht aufblitzte, bevor er seine Faust mit voller Wucht in den Bauch des alten Sackes schlug. Ich hatte keine Ahnung, was abgeht. „Tut mir leid, aber wenn er mitbekommt, was für Monster wir sind, wars das." Die Worte, welche aus Janiks Mund kamen, hörten sich überhaupt nicht nach seinen an. Erst jetzt viel mir sein rechter Arm auf, welcher von Metall überzogen war. Unser Lehrer fiel zu Boden, und das feindliche Team stand auf. Hinter uns versperrten Aria und Andreas den Fluchtweg, während der Rest immer näherkam. So hatten wir wohl keine Chance, zu entkommen.


Kapitel 5 – Um Dinge zu beschützen, muss man andere bekämpfen
Langsam lief Janik, mit seinem in Metall gehüllten Arm, auf uns zu. Schritt für Schritt wurde mein Herzklopfen schneller. Ich hatte keine Ahnung, wie ich darauf reagieren sollte. Er stand für eine kurze Zeit da, bevor sein Tempo zunahm und er losstürmte. Sein Ziel war Jiob, welcher, genau wie der Rest, sich nicht regte. Ich wurde förmlich aus meinen Gedanken geschmissen, als Janik bei seinem Sprung abhob und gegen die Decke geworfen wurde, bis er dann wieder mit einem leichten Schrei zu Boden viel. Erst jetzt verstand ich, dass dies Joanas Werk war. „Rennt!" Dario, nein, sein Klon rannte auf Aria und Andreas zu, welche uns den Weg zur Freiheit versperrten. Die Beiden wichen aus, sodass unser Team die Lücke nutzen konnte, um aus dem Zimmer und anschließend auch aus dem Gebäude zu fliehen. Stimmt, genau wie wir ihre Fähigkeiten nicht kennen, so wissen sie auch nichts von unseren. Deshalb wichen die Beiden aus, da sie weder wissen, wie stark der Klon ist, noch wissen sie, ob Dario vielleicht noch mehr draufhat. Wir legten eine kurze Pause vor dem Gebäude ein, um kurz zu verschnaufen. Vor uns lag der Wald, welcher unsere Schule fast komplett umgab. „Am besten verstecken wir uns da, bis wir einen Weg gefunden haben, um das Blatt zu wenden", schlug Finn vor. Der Laut von zerbrochenem Glas versetzte uns in Angst, während durch das jetzt kaputte Fenster über uns ein rundes, grünes Objekt auf uns zuflog. Das war… eine Granate!? Die Waffe explodierte noch in der Luft, und eine Welle aus Rauch rasselte auf uns nieder. „Na los, egal wohin, rennt einfach!", rief ich, in der Hoffnung, dass dieser Rauch nicht giftig war. Wir stürmten in unterschiedliche Richtungen los. Bevor ich den Wald betrat, konnte ich noch ein paar meiner Freunde sehen, bevor sie hinter Bäumen und Gebüschen verschwanden. Verdammt, warum musste das Ganze so eskalieren? Egal wie gerne ich mich mit meinen Freunden versammeln würde, momentan geht das nicht. Also rannte ich einfach nur gerade aus, doch das Knistern, welches mich verfolgte, lies nicht los. Nachdem ich also mehrere Minuten unaufhörlich gerannt war, kam ich zu einem Entschluss, hielt an und drehte mich um. Vor mir stand niemand anderes als der Eisbändiger höchst persönlich.  Jetzt hatte ich auch keine Möglichkeit mehr, wieder weiter zu rennen. Ja, ich musste mich ihm stellen. „Warum? Warum geht ihr hier so offensiv ran?", fragte ich verzweifelt, immer noch erschöpft von dem ganzen Rennen. „Ich weiß ja nicht, ob es dein Team nicht mitbekommen hat, aber wir kämpfen hier um Leben und Tod. Und ich will gar nicht daran denken, was passiert, wenn wir gegen diesen Gott kämpfen müssten." Seine Einstellung schockte mich. Ich hätte nie gedacht, dass er so gefühlslos handeln würde. „Also, es tut mir wirklich leid, aber ich habe keine Wahl." Er richtete seine Handfläche auf mich. Dampf stieg aus seinem Körper, Eis bildete sich unter seinen Füssen. Er wird angreifen. Und wenn ich es nicht irgendwie schaff, seinen Angriff abzuwehren, bin ich tot. Mit einem „Es tut mir leid" schossen mehrere, riesige Eiszapfen mit unglaublicher Geschwindigkeit aus dem Boden heraus, und steuerten direkt auf mich zu. Jetzt oder nie. Wieder schossen meine Blitze in alle Richtungen, doch wie durch Zufall traf einer meiner Attacken die Armee aus Eiszapfen, und zerschmetterte diese in kleinere Teile, welche nun durch die Luft flogen. Es ist noch nicht vorbei. Hilflos versuchte ich, den Eisstücken auszuweichen, jedoch erfolgslos. Ein fast 10 Zentimeter langes Teil traf mich mit voller Wucht an meiner rechten Schulter und bohrte sich durch meine Haut. Ich ließ einen schmerzvollen Schrei raus und stolperte leicht nach hinten. Ich darf nicht nachlassen! Ohne zu zögern leitete Simon einen weiteren Angriff ein, wieder mit der gleichen Methode. Diesmal konnte ich meine Blitze zwar besser beherrschen, trotzdem trafen mich mehrere, kleinere Eisstücke und warfen mich fast zu Boden. Blut tropfte vor meine Füße. Meine Sicht wurde unscharf, ich konnte mich gerade noch auf den Beinen halten. Noch einen Angriff dieser Ausmaße übersteh ich nicht. Doch wieder schossen Simons Eiszapfen auf mich zu. Meine Blitze prallten dagegen, aber nicht nur das. Wie ein elektrischer Bohrer schufen sie sich ihren Weg durch das Eis, und das letzte was ich sah, bevor mich die Eiszapfen trafen und mich auf den Boden beförderten, war Simon, welcher von meinen Blitzen getroffen wurde und ebenfalls auf den Boden fiel. „Wenigstens konnte ich mich verteidigen" dachte ich, bevor mich mein Bewusstsein verließ und meinen Körper allein zurückließ.

Kapitel 6 - Silver Claw
Ich musste mehrmals blinzeln, bis sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten. Erst nach mehreren Sekunden realisierte ich, dass das Licht aus der Straßenlaterne neben mir stammt, und es schon mitten in der Nacht war. Ich versuchte, mich aufzurichten, scheiterte jedoch an den Schmerzen an meiner Schulter. Schnell griff ich danach, nur um festzustellen, dass kein Blut da war. Stattdessen spürte ich einen dicken Verband, welchen sich um meinen ganzen Oberkörper zog. Hat mich wer behandelt? Wer auch immer es war, er hat mich versorgt, mich aus dem Wald geschleppt und auf die Bank hier gelegt. „Bist du wach?" Die Stimme erschreckte mich dermaßen, dass ich von der hölzernen Sitzbank runter auf den matschigen Boden flog. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken. Haben deine Schmerzen nachgelassen?" Über mich bückte sich ein Mann mit langen, weißen Haaren. „Haben Sie mich behandelt?" Falls es wirklich dieser Mann war, welcher mich behandelt hat, muss er wahrscheinlich viele Fragen haben. Zum Beispiel warum Eiszapfen mehrere Zentimeter tief in meinem Körper gesteckt haben. „Ja, ich habe dich weiter drinnen im Wald gefunden. Du warst Blutüberströmt und Eiszapfen haben deine Schulter und deine Hüfte verletzt." Verdammt. Ich versuchte, mir irgendeine Erklärung auszudenken doch mir viel keine Plausible ein. „Deinem Gesicht nach zu urteilen, machst du dir wohl Sorgen, um euer Geheimnis." Wusste er es? Hatte er vielleicht schon den Anti-Claw Trupp gerufen, und versucht mich jetzt hier festzuhalten? Aber warum sollte er dann meine Wunden behandeln. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, ich weiß über alles Bescheid. Über deine Klasse, eure Kräfte und auch Kintoki." Er kennt den goldenen Bastard? Also ist er sein Komplize? Außerdem gibt es keinen Beweis dafür, dass er mich behandelt hat. Vergeblich versuchte ich, mich auf die Beine zu stellen. Auch wenn mein Körper vor Schmerzen zitterte, wenn ich weiterhin bei diesem Mann bleibe, sterbe ich. Erst jetzt, als ich ihn genauer betrachtete, viel mir seine gewaltige Aura auf. Es war genau wie bei Kintoki. Damals, als er unseren Lehrer gegen die Wand schleuderte, konnte ich mich nicht nur vor Angst nicht bewegen, sondern auch wegen seiner erdrückenden Aura. Sie war so erdrückend, dass es den Anschein hat, man würde von einem König stehen. Dabei sind es nur Bastarde. „Ich weiß… wer du bist", sagte ich ernst. In dem Zustand konnte ich unmöglich kämpfen, und ganz sicher nicht gegen so ein Monster. „Ach, dir ist es aufgefallen? Du scheinst ja ein sehr schlaues Bürschchen zu sein." Anders als Kintoki wirkte er ruhiger aber das, was mich wirklich störte, was sein Gesichtsausdruck. Zwar lächelte er, aber ich konnte nicht aufhören, darin einen Hilfeschrei zu sehen. „Ich gehe jetzt. Schließlich hat Kintoki gesagt, man soll das gegnerische Team und nicht ihn bekämpfen." Hoffentlich bringt es was, dass ich mich wie der gehorsame und eingeschüchterte Typ verhalte. Wenn er mitkriegt, dass ich nur zu gerne eine Rebellion gegen Kintoki anzetteln würde, dann schlägt er mir meinen Kopf ab. „Du willst wirklich deine Freunde töten? Und das obwohl du weißt, wer ich bin?" Was faselt er denn da? Stimmt er Kintoki etwa nicht zu? Will er uns helfen oder ausrotten? Egal von welcher Perspektive ich es betrachte, dieser Mann machte hinten und vorne keinen Sinn. „Hör zu, ich kann zwar nicht direkt gegen Kintoki kämpfen, aber ich kann euch helfen, stärker zu werden." Will er es etwa noch verwirrender machen? „Du bist doch auch einer der fünf Götter Ikrols, stimmts?"
„Ja."
Wenigstens habe ich etwas richtig vermutet. „Warum willst du uns dann helfen? Du bist doch auch ein Claw?"
„Du doch auch."
Bei diesen Worten zerbrach meine Ansichtsweise. Stimmt ja, wir sind jetzt Claws. In den Augen von allen anderen, sind wir genau solche abartigen Biester wie der Rest. „Wir sind nicht so wie der Rest. Wir töten keine unschuldigen Menschen!"
„Ist deine Klasse etwa nicht unschuldig?"
„Wir werden dazu gezwungen!"
„Da seid ihr nicht die einzigen. Klar, eure Situation ist speziell, so ein Experiment wurde vermutlich nie zuvor durchgeführt. Aber Kintoki hatte mit dem, was er euch im Klassenzimmer erzählt hat, recht." Die Worte, die er damals gesagt hat, gingen mir erneut durch den Kopf. „Anders gesagt, werden willkürlich Menschen zu Claws verwandelt, und dann brutal gejagt und oft niedergestreckt." Das hat er damals gesagt, und jetzt will der zweite der fünf Götter mir das bestätigen? Soll das heißen, dass wir Menschen die Jäger sind? Nein! Das sind Lügen! Warum sollte ein solches Monster denn sonst meine Mutter angegriffen haben!? Trotzdem wäre es ziemlich dumm, sich diesen Mann zum Feind zu machen. „Also, wie willst du uns helfen?" Er lächelte mich an und kam näher. Selbst wenn ich jetzt Angst hatte, wegrennen hätte sowieso nichts gebracht. „Also erstmal unterschätzt du deine Kraft unglaublich. Denn es mag zwar sein, dass Kintoki euch die Fähigkeiten gegeben hat, aber dir und 5 weiteren habe ich was viel besseres geschenkt."
„Was viel Besseres?"
„Ja, weißt du, wer ich bin?"
„Einer der 5 Götter von Ikrol."
„Ja und man nannte mich den Drachengott. Und das nicht ohne Grund. Als ich noch, zusammen mit den anderen 4 Göttern, über Ikrol regiert habe, habe ich mit ein paar Leibwächter angeschafft."
„Und was hat das mit uns zu tun?"
„Diese 6 Wächter, welche Drachenkrieger genannt wurden, sind alle im Untergang von Ikrol verstorben. Und da die Mächte immer weitervererbt werden…"
„Haben wir sie geerbt?" Der Drachengott nickte. „Wie heißt du eigentlich?", fragte ich, um ihn nicht die ganze Zeit „Drachengott" oder „du" nennen zu müssen. „Ich bin Kibou, und du Zack, oder?" Er kannte mich und meine Klasse schon. War auch kein Wunder, von so einem Experiment musste er ja fast was mitbekommen. „Kintoki weiß übrigens nichts den Drachenkriegerkräften." Das bedeutet, dass der Mistkerl uns unterschätzt, was eigentlich ein Vorteil ist. „Achja, wer sind die anderen Drachenkrieger?" Ich hatte zwar eine Vermutung, hoffte aber, dass ich falsch lag. „Die aus deiner Klasse, die Elementarkräfte haben." Verdammt. Anders gesagt hat auch Simon solche Kräfte, und jedes Team hat drei von den Drachenkriegern. „Hör zu, ich habe euch die Kräfte weitervererbt, da ich Potenzial in euch gesehen habe. Für mich wäre es daher auch ungünstig, wenn ihr euch gegenseitig bekämpft. Außerdem sieht es für dein Team nicht wirklich gut aus. Zwar konnten die meisten fliehen und sind mittlerweile schon Zuhause, aber dass ihr wegrennen musstet gibt dem anderen Team wohl Hoffnung. Versteh’ mich nicht falsch, ich bin auf keiner Seite und ich werde auch mit dem Rest in Kontakt treten, aber ich will, dass eure Klasse das Ganze hier heil übersteht. Also betrachte mich nicht als Feind. Und benutzt eure Waffen." Mit diesen Worten verschwand er in der Dunkelheit, noch bevor ich ihn fragen konnte, was er mit dem letzten Teil meinte. Unterwegs nach Hause überlegte ich mir eine Ausrede für meine Verletzungen. Ich erzähl meinem Vater einfach, ich wäre von der Treppe gefallen. Solange er meine Wunden nicht sieht, sollte das passen. Zuhause angekommen, musste ich feststellen, dass niemand da war. Wirklich ungewöhnlich war das jedoch nicht. Oben angekommen schlüpfe ich ins Bett, machte es mir gemütlich bis dann etwas meine Kehle berührte. Ich riss meine Augen auf. Im Mondschein, welchen durch das Fenster schien, konnte ich eine dunkle Gestalt mit einem langen Schwert, welches auf meinen Hals gerichtet war, erkennen. Mein Körper bewegte sich nicht. Ich wollte schreien, aber es fühlte sich an, als würde der Druck mir meine Kehle zuschnüren. „Ich soll eine Nachricht von Kintoki überbringen: Falls du vorhast, Kibou gegen ihn aufzuhetzen, zahlst du mit deinem Leben. Außerdem sollst du und der Rest euch nichts auf eure Drachenkräfte einbilden, denn egal wie viel Kraft ihr besitzt, euer Körper kann dem nicht mithalten. Also wenn ihr vor lauter Energie euren Körper nicht in die Luft jagen wollt…" Der Typ nahm sein Schwert und steckte es in eine schwarze Scheide. „Dann kämpft gegen Gegner auf eurem Level." Stumm machte er das Fenster auf und sprang in die weite Welt. Was war das!? Wie soll ich so denn noch bitte schlafen!? Wie ist der hier rein gekommen!? Und Kintoki weiß alles!? Der Kerl meint es ernst. „Achja, noch eine Warnung: Wenn ihr euch weigert, zu kämpfen, oder den Feind zu töten, bezahlt ihr mit eurem Leben." Dieser Satz ging mir immer wieder durch den Kopf. Ich habe den Kampf gegen Simon zwar überstanden, aber was, wenn es schon Tote gibt? Ein Schauer lief mir über den Rücken. Entweder muss ich meine Freunde töten oder wir müssen das Risiko eingehen, dass die ganze Klasse ihr Leben lassen könnte, um gegen den Bastard zu kämpfen. Beides wirkte nicht gerade aufmunternd. Und anscheinend hat der goldene Bastard auch Komplizen. Und Kibou wird uns im direkten Kampf auch nicht helfen, warum auch immer. Egal wie man es dreht und wendet, die Lage war beinahe aussichtslos. Mit diesen Gedanken schlief ich ein, mit dem Wissen, dass der morgige Tag mein letzter sein könnte.

Kapitel 7 - Assassine
Am nächsten Tag ging vermutlich keiner aus der Klasse in die Schule. Erstens, weil wir erneut die Verletzungen an unserem Lehrer erklären müssten und zweitens, weil dann beide Teams in einem Raum wären. Ein Kampf innerhalb der Schule wäre einfach zu riskant, unschuldige Menschen könnten in den Kampf geraten und verletzt werden. In den Gedanken vertieft lief ich also über die leeren Straßen. Es könnte gut sein, dass das gegnerische Team gerade einen Angriff plant, um einen von uns aufzuschalten. Falls es wirklich dazu kommt, dass ein einziger Schüler aus unserem Team gegen alle Gegner antreten muss, wäre dies katastrophal. Ich nahm also mein Handy und schlug vor, dass wir uns alle treffen sollten, um Risiken zu vermeiden. Alle stimmten zu. Kaum zu glauben, dass solche strategischen Gedanken mittlerweile normal für mich sind.  Urplötzlich schrie eine dunkle Stimme hinter mir durch die Straßen. „Hey du, bleib sofort stehen! Wir haben ein paar Fragen an dich!" Ich drehte mich um, als ich eine Gruppe aus Männern auf mich zu rennen sah. Diese Uniform kam mir bekannt vor. Es war der Anti-Claw Trupp! Verdammt, und einer von ihnen auch noch ein Messgerät in der Hand. Bin ich aufgeflogen? Aber, wenn ich ihnen die Situation erkläre, würden sie uns vielleicht helfen. Doch das würde wiederrum bedeuten, dass wir gegen Kintoki kämpfen müssten. Doch selbst er hat doch keine Chance gegen eine Armee aus voll ausgebildeten Anti-Claw Truppen, oder?  Die Zeit fliegt davon, ich muss mich entscheiden. Wenn das, was Kintoki sagte stimmt, dann würden sie mich direkt angreifen. Doch dieser Mistkerl hat eh nur Lügen erzählt. Ich blieb also stehen und setzte mein unschuldigstes Lächeln auf. Erschöpft hielten die Männer vor mir an und schauten mich an. „Sag mal, was machst du hier draußen? Der Weg ist ziemlich weit entfernt vom Dorf." Fragen die mich aus? „Nun ja, ich… ich gehe halt gerne spazieren, um meinen Kopf ein bisschen durchzulüften." Ich versuchte zwar, unschuldig zu klingen, aber die Nervosität in meiner Stimme war kaum zu überhören. Es lag ein Moment der Stille in der Luft bevor der Mann seufzte und die Truppe an mir vorbeizog. Zum Glück habe ich mich nicht dazu entschieden, wegzurenn-. Wie aus Instinkt drehte ich mich um, um dem Messer, welches auf mich zuflog, auszuweichen. Die Männer des Trupps standen in einer Formation da, alle mit Nahkampfwaffen ausgerüstet und bereit für den Angriff. „Wartet, ich bin kein normaler Claw, ich bin-" ohne zu zögern griff einer der Männer nach einer Pistole, und verfehlte meinen Kopf zum Glück nur um Zentimeter. Ich drehte mich um, rannte los und verließ den Weg, um den Wald zu betreten. Diese Situation kam mir ziemlich bekannt vor, es war praktisch das Gleiche als Simon mich verfolgte. Hier im Wald sollten sie mich zum Glück nur schlecht treffen können, was mir als Gejagter



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Beitrag04.09.2019 17:16

von F.J.G.
Antworten mit Zitat

Hallo Ariix!

Willkommen bei uns im Forum.

Ich möchte mich auch gleich ins Getümmel stürzen und dir meine Meinung kundtun.

Was am schnellsten auffällt:
Zunächst scheinst du die empfohlene Wortzahl von 2.000 in diesem Forum für erste Einstände bei weitem überschritten zu haben. Die Länge ist so ausgedehnt, dass ich nur Kapitel 1 gelesen habe.

Und dort tut sich mir nun ein großes Fragezeichen auf.

Es geht um eine Spezialeinheit à la GSG9, die gegen Fantasywesen kämpft. Dazu kommt eine Portion Mystik und Monster nach Vorbild von Stranger Things. Damit hast du schon mal eine ordentliche Portion Phantasie gezeigt und man weiß worum es geht. Nur — warum sagst du das nicht gleich, sondern lässt dich erst über eine Schulbusfahrt, Löcher im Schuh und schließlich einen schrecklichen Biotest, der am Ende gar nicht so schrecklich ist, aus?

Auch was das Thema Rechtschreibung betrifft, besteht bei dir — verzeih — großer Nachholbedarf.

Jeder Romanautor muss entscheiden, an welcher Stelle der Handlung er den Leser mit auf die Reise nimmt, d. h. wann und wo die Erzählung beginnt. (Nicht die Handlung! Jeder Prota hat eine Vergangenheit lange vor und eine Zukunft lange nach deinem Buch. Die Frage ist: Ab wann lässt er den Leser teilhaben?)

Das ist eine manchmal schwierig zu beantwortende Frage. Doch meist kommt man auf die richtige Fährte, wenn man sich nach den Worten eines hellen Kopfes richtet: „So spät wie möglich, aber so früh wie nötig.“

Um konkret zu werden: Mein Ratschlag wäre, noch einmal die Einstiegsszene zu überdenken, um den Leser von Anfang an zu fesseln.

Liebe Grüße
Kojote


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Selanna
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Beitrag05.09.2019 23:32

von Selanna
Antworten mit Zitat

Hallo Ariix,

ich habe nur den Text vor dem ersten Kapitel gelesen. Ich habe mich auch eine Zeitlang nicht einmal dazu überwinden können, weil Du mich mit dem Textvolumen abgeschreckt hast. Es wäre wirklich geschickter, wenn Du nur kleine Texthappen als Fortsetzung nach und nach einstellst Wink

Hier mein kleiner Beitrag:

Zitat:
Die Wolken zogen über unsere Köpfte. Komma statt Punkt der Wind bliess durch unsere Haare. Wir beide liefen von unserer Schule davon, welche nur so von Bauarbeitern und Baggern umgeben „umgeben“ ist zu fad und nichtssagend. Wimmelte? Belagert wurde? war. Es gab viele, die sich vor uns fürchteten, viele, denen wir ein Strich durch die Rechnung sind gemacht haben . Trotzdem existierten „existieren“ finde ich hier zu hochgestochen in einem ansonsten nicht hochgestochenen Text. Hier täte es auch ein: Kannte ich/ gab es auch viele, die ihre Hoffnungen in uns stecken. Und alles in einem, bin ich wohl doch zufrieden mit dem, wer wir heute sind, auch wenn der Weg zu unserem derzeitigen „uns“ nicht der Schönste war. Ja, das war er. Das war der Moment, nach dem ich mich so lange gesehnt habe.

Da haben sich zu viele Fehler (z.B. Köpfte) eingeschlichen und es ist stilistisch nicht ausgefeilt genug (z.B. welche statt schlicht die und siehe oben), um als „Vorwort“ zu funktionieren. Außerdem springst Du in der Zeit zwischen Präs und Prät hin und her. Da erkenne ich – das ist nicht böse gemeint – den Schriftstellerlaien sofort Wink

Ich bin kein Jugendbuch-Leser mehr und zwar recht kategorisch. Dass ich nicht weitergelesen habe, liegt also am Genre, zumindest größtenteils. Aber auch Dein Einstieg, den ich gelesen habe, konnte mich leider nicht zum Weiterlesen animieren. Zum Einen ist er Dir – aus meiner Sicht und für meinen Geschmack – stilistisch und - definitiv und generell – handwerklich nicht gut gelungen (siehe Rechtschreibfehler und falsche Redewendungen). Zum Anderen – und hier ist mein Rat mit Vorsicht zu genießen, weil ich nicht im Genre bin – finde ich ihn ein wenig abgekupfert. So etwas in der Art habe ich schon oft Filmen vorangestellt gelesen. Vielleicht ist das ein Muss und kommt an, ich hingegen fand es ausgelutscht. Auch das Pathos, das darin mitschwingt, sagte mir nicht zu. Aber auch hier bin ich nur eine Meinung von vielen.

Das nur als ergänzender Eindruck von mir, ich wünsche Dir noch ein paar Expertenstimmen aus dem dsfo.
Viel Erfolg beim Weiterschreiben!

Liebe Grüße
Selanna


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Nur ein mittelmäßiger Mensch ist immer in Hochform. - William Somerset Maugham
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