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Basilisk Schneckenpost
B Alter: 46 Beiträge: 14 Wohnort: Basel (CH)
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B 01.08.2019 09:33 Wilde Pilze von Basilisk
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In deinen Armen fühl ich
mich gefangen.
Unfrei leg ich meine Arme
um dich, halte mich
fern von dir.
Spür ich dich
so nah an mir,
umschliesst mich
meine Klagemauer, fühle,
hinter Stein
gar nichts mehr.
Flüchtend in weite Felder,
taumelnd in düsteren Wäldern,
verlier ich mich,
in kalten Nächten,
in der Wärme
falscher Felle.
Zurück mit leisen Schritten und
wilden Pilzen, die
mit bösem Gift,
langsam töten,
was schon lange
im Sterben liegt.
Weitere Werke von Basilisk:
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Heidi Reißwolf
Alter: 42 Beiträge: 1424 Wohnort: Hamburg
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03.08.2019 21:23 Re: Wilde Pilze von Heidi
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Hallo Basilisk,
herzlich willkommen im Forum. Du hast eine coole Biografie. Und Basel ist eine tolle Stadt.
Basilisk hat Folgendes geschrieben: | In deinen Armen fühl ich
mich gefangen.
Unfrei leg ich meine Arme
um dich, halte mich
fern von dir.
Spür ich dich
so nah an mir,
umschliesst mich
meine Klagemauer, fühle,
hinter Stein
gar nichts mehr.
Flüchtend in weite Felder,
taumelnd in düsteren Wäldern,
verlier ich mich,
in kalten Nächten,
in der Wärme
falscher Felle.
Zurück mit leisen Schritten und
wilden Pilzen, die
mit bösem Gift,
langsam töten,
was schon lange
im Sterben liegt. |
Ein wenig kürzen würde nicht schaden, ich bin ja eher für knapp bzw. nur das Nötigste, weil dann für den Leser doch mehr Raum zur Eigeninterpretation bleibt. Wenn du magst, nehm ich den Text noch mal genauer unter die Lupe.
Inhaltlich gefällt mir die Widersprüchlichkeit deines LI, sein Wollen und Handeln gehen nicht konform. Gerade in der ersten Strophe entwickelst du ein Bild, das angenehm verzerrt wirkt, durch das In-den-Arm-nehmen im Kontrast zum Gleichzeitig-fern-halten. Das ist schon gut gelöst als Bild.
Das Ende ist niederschmetternd. Mag ich, weil unausweichlich (obwohl auch hier für meinen Geschmack zu viel an Wortmaterial drin ist). Mittendrin die warmen, falschen Felle lese ich als LIs Ersatzbefriedigung. Vielleicht kauft es sich Liebe, vielleicht sind es andere "Dinge", mit denen es sich von seinem Schmerz ablenkt. Jedenfalls erlebt es Qualen, solche, die zur innerlichen Erstarrung und Dämpfung des Gefühlslebens führen, zumindest in meinem Lesen.
Wie anfangs schon angedeutet, denke ich, dass eine Überarbeitung lohnend wäre, weil die Bilder meinem Empfinden nach doch teils überladen sind und es dem Text gut tun würde, wenn du ihn ein wenig entlastest.
Liebe Grüße
Heidi
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Basilisk Schneckenpost
B Alter: 46 Beiträge: 14 Wohnort: Basel (CH)
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NanaMinze Schneckenpost
Alter: 34 Beiträge: 9 Wohnort: Berlin
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04.08.2019 09:45
von NanaMinze
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Hallo Basilisk,
Ich bin auch neu hier und nicht so erfahren. Wollte trotzdem meine Meinung geben.
Ich habe den Text mehrmals durchgelesen bis ich gemerkt hab, der Text kann so vieles beschreiben. Eine unglückliche Liebe, Sucht, Depression... Die leidende Person, kann nicht davon weg und kann aber auch nicht ohne. Am Ende dann der traurige Ausweg? Die letzte Strophe hat mich sehr berührt und gepackt. Inhaltlich, aber auch wie sie geschrieben ist. Könnte fast für sich selbst stehen. Auch die Wortkombination "wilde Pilze" klingt schön.
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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05.08.2019 06:10
von BlueNote
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Hallo Basilisk,
ich lese in deinen Zeilen das gefühlsmäßige Beschreiben der Aufrechterhaltung einer Beziehung, die schon lange keine mehr ist. Umarmungen finden (gewohnheitsmäßig) statt, ohne dass der Protagonist den Bruch laut zugeben wollte - ihn aber umso mehr in sich fühlen zu scheint. Mit recht blumigen Worten wird hier die eigene Gefühlsleere in Szene gesetzt.
Die letzte Strophe lese ich als Selbstanklage. Die wilden Pilze, die mit bösem Gift langsam töten, bringt der Protagonist herbei. Das lyrische Du erscheint eher als Opfer. So, wie du es schreibst, kommt bei mir wenig Mitgefühl auf. Das Selbstmitleid wird zur Waffe (giftige Pilze) und tötet langsam. Soll man Sympathie aufbringen für einen Menschen, der langsam tötet (nur weil er selber "leidet"?
BN
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Basilisk Schneckenpost
B Alter: 46 Beiträge: 14 Wohnort: Basel (CH)
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Basilisk Schneckenpost
B Alter: 46 Beiträge: 14 Wohnort: Basel (CH)
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Anoa Leseratte
A Alter: 67 Beiträge: 143 Wohnort: Berlin
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A 05.08.2019 09:40
von Anoa
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Zu lang ist der Text nicht. Aber ist er nicht ein bisschen heftig für das Ende einer normalen schlechten Beziehung? Ein bisschen zu viel Drama?
Just hop on the bus, Gus- kennt Ihr das Lied?
_________________ Mona Ullrich, Berlin |
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Basilisk Schneckenpost
B Alter: 46 Beiträge: 14 Wohnort: Basel (CH)
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Charlie Rose Kane Leseratte
Alter: 47 Beiträge: 197 Wohnort: Leipzig
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05.08.2019 13:10
von Charlie Rose Kane
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ich will gar nix bekritteln. ich kann das gedicht fühlen, und es erinnert mch an einen bordi ... keinen bestimmten ... gut geschrieben. und bordis fühlen nun einmal auch so bzw. können es.
_________________ ~c.r.k. ~ |
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Basilisk Schneckenpost
B Alter: 46 Beiträge: 14 Wohnort: Basel (CH)
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Heidi Reißwolf
Alter: 42 Beiträge: 1424 Wohnort: Hamburg
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05.08.2019 21:34 Re: Wilde Pilze von Heidi
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Hallo Basilisk,
ich merke, ich mag den Text nun immer mehr. Die Beschäftigung mit dem Kürzen hat das gemacht.
Hier deine Version:
Basilisk hat Folgendes geschrieben: | In deinen Armen fühl ich
mich gefangen.
Unfrei leg ich meine Arme
um dich, halte mich
fern von dir.
Spür ich dich
so nah an mir,
umschliesst mich
meine Klagemauer, fühle,
hinter Stein
gar nichts mehr.
Flüchtend in weite Felder,
taumelnd in düsteren Wäldern,
verlier ich mich,
in kalten Nächten,
in der Wärme
falscher Felle.
Zurück mit leisen Schritten und
wilden Pilzen, die
mit bösem Gift,
langsam töten,
was schon lange
im Sterben liegt. |
Und hier - nicht erschrecken, ich hab versucht so zart wie möglich mit dem Text umzugehen - eine erste kürzere Version:
Zitat: | In deinen Armen fühl ich
gefangen.
Unfrei leg ich meine Arme
um dich,
halte mich fern.
Spür ich dich nah,
umschliesst mich
meine Klagemauer, fühle,
hinter Stein.
Nichts.
Flüchtend in Weite,
taumelnd in Wäldern,
verlier ich mich,
in kalten Nächten,
in Wärme
falscher Felle.
Zurück mit leisen Schritten,
wilden Pilzen,
tötet langsam böses Gift,
was lange schon
im Sterben liegt. |
Hier eine andere veränderte Version:
Zitat: | In deinen Armen fühl ich
gefangen.
Unfrei leg ich mich
um dich,
halte fern.
Spür ich dich nah,
umschliesst mich
meine Klagemauer, fühle
nichts.
Flüchtend in Weite,
verlier ich mich,
in kalten Nächten,
wärmen falsche Felle.
Zurück mit leisen Schritten,
tötet langsam
böses Gift,
was lange schon
im Sterben liegt. |
Ich denke, die Pilze brauchst du im Text nicht unbedingt. Sie sind schon im Titel und das Leserdenken verbindet das böse Gift damit. So ist es freilassender.
Das sind zwei Versuche, es ginge sicher noch radikaler, vielleicht so:
Zitat: | Deine Arme fühl ich
bin gefangen.
Unfrei leg ich mich
um dich.
Halte fern.
Spür ich dich nah,
umschliesst mich
eine Mauer, fühle
nichts.
Flüchtend
verlier ich mich,
in kalten Nächten,
wärmen Felle falsch.
Leiser Schritt zurück,
tötet langsam,
was lange schon
stirbt. |
Hier ist das Gift nun auch raus, was die wilden Pilze interessanter macht, ich meine damit den Sprung zum Titel. Ich muss beim Lesen die Brücke schlagen und darf ordentlich mitdenken und auch andere Wege finden. Das betrifft auch andere Begriffe, die ich hier rausgenommen oder gedreht habe. Beim Original ist klar, worauf du abzielst, es ist wenig Interpretationsfreiraum deshalb.
Auch, was die Klagemauer betrifft. Wenn du das Klagen rausnimmst, wirkt die Mauer fester, es gibt keinen Laut, nichts mehr. Das LI verstummt in der Mauerumarmung. Es hat keine Chance und das nichts-Spüren wird meiner Meinung nach deutlicher. Ist halt die Frage, ob diese Sache deinem LI entspricht.
Das sind nur Anregungen. Bin gespannt, was du aus dem Text machst. Viel Freude noch beim Basteln.
Liebe Grüße
Heidi
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Nina Dichterin
Beiträge: 4948 Wohnort: Berlin
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06.08.2019 11:20 Re: Wilde Pilze von Nina
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Hallo Basilisk,
Willkommen im Forum, wir kennen uns noch nicht. Doch ich habe mir beide Deiner Einstandsgedichte durchgelesen und bin sehr angetan davon. Du schreibst in einer einfachen und klaren Sprache, was ich sehr, sehr, sehr, sehr mag. Nicht rätselhaft und doch eine Geschichte auch im Geheimen erzählend. Sehr schön. Ich las, Du fängst erst an mit dem Dichten, das finde ich ganz toll, dass Du schon jetzt so schön Deine Verse und solch schöne Verse schreibst.
Ich gehe mal durchs Gedicht.
Basilisk hat Folgendes geschrieben: | In deinen Armen fühl ich
mich gefangen.
Unfrei leg ich meine Arme
um dich, halte mich
fern von dir. |
Sehr gut. Daran würde ich nicht ein Wort ändern oder streichen.
Ich weiß sofort, worum es geht, und die unheilvolle Geschichte nimmt ihren Lauf. Die widersprüchlichen Gefühle dem Lyrischen Du gegenüber werden auch sofort klar.
Basilisk hat Folgendes geschrieben: | Spür ich dich
so nah an mir,
umschliesst mich
meine Klagemauer, fühle,
hinter Stein
gar nichts mehr. |
Sehr gut. (Ich hoffe, Du kannst soviel Lob vertragen *lach*). Du hast ein sehr gutes Sprachgefühl. Die Art, wie Du Deine Worte setzt, finde ich sehr schön. (Welche Lieblingsdichter hast/liest Du, wenn ich fragen darf?)
Inhaltlich: Es gibt noch diese Berührung, dieses Miteinander, doch es ist kein Schönes. Der Schmerz klagt oder vielleicht (Selbst-)oder Fremdvorwürfe. Whatever: Unhappiness is talking through these verses.
Basilisk hat Folgendes geschrieben: | Flüchtend in weite Felder,
taumelnd in düsteren Wäldern,
verlier ich mich,
in kalten Nächten,
in der Wärme
falscher Felle. |
Auch das hier, ganz wunderbar! Ich verstehe, was Du sagst. Die Flucht, das Flüchten, irgendwo hin, freiwillig oder unfreiwillig, es gibt keine Wärme in diesem Miteinander.
Basilisk hat Folgendes geschrieben: | Zurück mit leisen Schritten und
wilden Pilzen, die
mit bösem Gift,
langsam töten,
was schon lange
im Sterben liegt. |
Hier, in der letzten Strophe möchte ich nur eine Sache anregen (sofern es sich inhaltlich mit dem deckt, was Du erzählen möchtest):
Du könntest anstelle von:
Zurück mit leisen Schritten und wilden Pilzen ....
Zurück mit leisen Schritten zu wilden Pilzen
schreiben.
Das ist inhaltlich aber ein Schlenker in eine andere (weitere!) Richtung. Ich weiß nicht, ob Du das möchtest. Es verlagert das Gift an eine andere Stelle. It's up to you, es ist Dein Gedicht.
Jedenfalls: Ein tolles Einstandsgedicht. Ich möchte unbedingt dafür plädieren, dass Du weiterhin Deiner Spur folgst und schreibst, wie Du schreibst. Das natürlich aus Dir Entstandene und so Festgehaltene hat die meiste Kraft. So, wie Deine beiden Gedichte hier stehen, sehe ich zumindest sehr viel Potential und ich möchte Dich wirklich ermutigen, einfach da weiter zu machen, wo Du bist. Das ist bereits ein sehr schöner Stil.
LG
Nina
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Basilisk Schneckenpost
B Alter: 46 Beiträge: 14 Wohnort: Basel (CH)
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B 06.08.2019 12:08
von Basilisk
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Hallo Heidi.
Danke, dass du dir so viel Mühe gemacht hast mit meinem Gedicht.
Ich finde deine Versionen allesamt machbar, habe aber beim mehrfachen Lesen und vergleichen mit meiner Version festgestellt, dass mir der Rhythmus nicht so zusagt. Zudem fehlen mir gewisse Bilder, die ich VOR dem Schreiben im Kopf hatte und die ich auch gerne im Gedicht halten möchte.
Aber mir zeigen deine Versionen, die Möglichkeiten des Kürzens, Reduzierend und Eindampfens. Ich habe dazu gelernt.
Auch, und diese Lektion fühlt sich für mich als Anfänger gut an, dass ich trotz Kritik und Vorschlägen an dem festhalte, was sich für mich richtig und gut anfühlt....
Soweit...
Herzlichst,
der Basilisk
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Basilisk Schneckenpost
B Alter: 46 Beiträge: 14 Wohnort: Basel (CH)
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B 06.08.2019 12:19
von Basilisk
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Liebe Nina.
Ich habe hier drin, vorallem als Neuling, viel erwartet. Eine Rückmeldung wie deine aber bestimmt nicht.....
Erstmal Danke für diese ausführliche und ermutigende Reaktion auf mein Schreiben!
Ich versuche meinen Stil beizubehalten und vorallem nichts zu kopieren oder zu wiederholen. Ich habe dies von anfang an versucht, auch wenn die Gefahr für beides immer wieder in jedem Text lauert.
Zu deiner einzigen Änderungsanregung:
Zitat: |
Hier, in der letzten Strophe möchte ich nur eine Sache anregen (sofern es sich inhaltlich mit dem deckt, was Du erzählen möchtest):
Du könntest anstelle von:
Zurück mit leisen Schritten und wilden Pilzen ....
Zurück mit leisen Schritten zu wilden Pilzen
schreiben.
Das ist inhaltlich aber ein Schlenker in eine andere (weitere!) Richtung. Ich weiß nicht, ob Du das möchtest. Es verlagert das Gift an eine andere Stelle. It's up to you, es ist Dein Gedicht.
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Es verlagert das Gift eben genau so, wie ich es nicht möchte, auch wenn es rein sprachlich und bildlich genauso gut funktionieren würde. Aber eben mit anderem Sinn.
Danke nochmals!!
Herzlichst,
der Basilisk
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