Roman zu kurz

[Lieselotte]

Ich weiß, dass viele eher das entgegengesetzte Problem haben und in der Überarbeitungsphase ordentlich  kürzen  müssen.
Aber bei mir ist es tatsächlich so, dass das Manuskript für meinen Erstling (Jugendroman) zu kurz ist (ca. 27.000 Wörter). Das wird ja nun keinen Verlag hinterm Ofen hervorlocken.

Allerdings empfinde ich die Story als rund und das Hinzufügen nicht notwendiger Szenen kann daher nur bedingt eine Lösung sein.

Hatte jemand von euch schon einmal so ein Problem? Wie sah eure Lösung aus bzw. was konntet ihr als Ursache ermitteln?

[nothingisreal]

Das sind ungefähr neunzig Normseiten, richtig?

Es gibt drei Möglichkeiten:

- Du hast eine längere Kurzgeschichte bzw. eine Novelle geschrieben.
- Du hast Szenen nicht richtig ausgeschrieben. Ich hab mal ein Buch von einer Autorin gelesen, die eine wirklich gute Geschichte geschrieben hat, aber teilweise sogar wichtige Szenen in wenigen zusammenfassenden Sätzen abgefrühstückt hat. Beispiel: Als er um die Ecke bog, traf er auf mehrere Männer, die ihn zusammenschlugen. Gedanken, Gefühle, Beschreibungen etc. fehlten. Möglicherweise ist es bei dir so ähnlich?
- Du hast nicht das volle Potenzial deiner Geschichte ausgeschöpft.

Hast du hier schon mal was rausgestellt?

[Rainer Prem]

[Ralphie]

27.000 Wörter sind tatsächlich wenig. Überarbeitete das Manuskript noch mal und schmücke deine Figuren und Handlungsorte ein bisschen aus. Das hilft immer.

[Lieselotte]

Danke erstmal für die bisherigen Antworten.

Ich denke schon, dass die Story Potenzial für einen Roman hat, also um eine etwas lang geratene Kurzgeschichte handelt es sich definitiv nicht.

Es könnte ein bisschen wie bei der erwähnten Schriftstellerin sein. Zwar würde ich den zitierten Sachverhalt nicht so knapp fassen, aber ich neige zum Teil schon dazu, zusammenzufassen statt zu beschreiben. Die Selbsterkenntnis ist da, ich hab auch ein Gefühl dafür, wo es besonders stark auftritt, aber momentan fehlen mir irgendwie noch die Mittel, es zu ändern.

[Ralphie]

Kannst Du eine Leseprobe hier einstellen?

[Ruby Smith]

[Lieselotte]

Am Wochenende bin ich ohne Manuskript auf dem PC unterwegs. Montag werde ich mich dann vielleicht mal trauen, was reinzustellen.

Wie ist das denn eigentlich - kann das irgendwie nachteilig sein, z.B. wenn man das Manuskript mal an einen Verlag oder Wettbewerb schicken sollte? Also dass man sich hier Hilfe gesucht hat? Ich weiß natürlich auch nicht, ob Verlagsmenschen hier überhaupt reingucken, aber trotzdem bin ich unsicher.

[Gliese581]

Keine Angst. Das ist völlig abwegig. Wer keine Hilfe sucht, würde eher als ignorant gelten und den Eindruck hinterlassen, als wüsste er bereits alles. Ich hatte schon mal geschrieben: alleine das Ergebnis zählt, nichts weiter.

[Lieselotte]

Als ich grad ein Kapitel zum Reinstellen raussuchen wollte, kam mir auf einmal jedes absolut schrottig und unangemessen unliterarisch vor. Ich muss wohl nochmal tüchtig dran arbeiten, bevor ich es in den Einstand setzen kann.

[Markus Staib]

Ich bin zwar selbst noch am Anfang meiner Reise, habe aber bereits gemerkt, dass ich es doch schaffe meine Texte auszuschmücken, ohne dabei den Kern der Szene zu verwässern.

Das hat mich selbst überrascht, da ich im Deutsch-Fachabitur massivst Probleme hatte auf die geforderten ~800 Wörter zu kommen. Bei knapp 720 Wörtern war schluss bei mir und ich hab abgegeben (ich bekam doch noch ne 2- ).

Ich gehe gerne folgendermaßen vor:
Ich schreibe die Szene soweit ich sie im Kopf habe, um erst einmal alles raus zu bekommen was passieren soll und dergleichen. Danach schaue ich mir den Text noch einmal an und baue dann entsprechend aus. Entweder werden die Ortsbeschreibungen ein wenig aufgebläht oder, was ich auch schon öfter hatte, mir kommt eine weitere Idee die man einbauen könnte und so kann ich die Szene weiter ausbauen. Öfters muss ich mir auch einfach was überlegen, bekomme da aber auch des Öfteren neue Ideen die sich einbauen lassen.

Einen fiktiven Tagebucheintrag habe ich so innerhalb von ~2 Stunden von knapp 320 Wörtern auf über 1200 bekommen.

Versuch es mal.

[lenaleabi]

Ich selbst hatte/habe immer das Problem VIEL zu wenig auszuschmücken und daher auch auf sehr kurze Ergebnisse zu kommen.
Dann habe ich aber nochmal jedes Kapitel angesehen und ausgeschmückt. Ich hatte wirklich unglaublich viel erzählt und Gefühlen/Beschreibungen wenig Raum gelassen. Jetzt sieht es gleich viel besser aus und ich komme womöglich sogar auf eine viel höhere Zahl an Wörtern als ich wollte.