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Ralphie
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Beitrag02.07.2019 19:58
Wien
von Ralphie
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Agnethe lächelte unverbindlich. Als sie und Gabriele im Schlafzimmer beschäftigt waren, hatte Lühr sein Recht als Vater in Anspruch genommen und den Leutnant über seine Herkunft und beruflichen Pläne befragt. Demnach besaß Wilfrid russische, ungarische und tschechische Vorfahren. In den Adern seiner Mutter, einer Russin aus St. Petersburg, floss zusätzlich holländisches und litauisches Blut. Ihre Familie verdankte es Peter dem Großen, dass sie zu Ansehen und Reichtum gekommen war. Ihr Ahnvater war ein einfacher serzhant gewesen, der es im Krieg gegen Schweden zum polkovnik brachte und wegen seiner außerordentlichen Tapferkeit in den Adelsstand erhoben wurde.
Der Name Havelka wurzelte in Prag. Als junger Mann hatte sich Wilfrids Großvater František jedoch in Wien angesiedelt, um Kellner in einem Kaffeehaus auf der Rotenturmstraße zu werden. František war ebenso zielstrebig wie geschäftstüchtig. Die füllige, auffällig gekleidete Besitzerin des Kaffeehauses war dreißig Jahre lang die Mätresse eines Schrotthändlers aus Klosterneuburg gewesen und hatte ihn verlassen, als eine Krankheit mit dem seltsamen Namen Multiple Sklerose ihn vor zwei Jahren an den Rollstuhl fesselte. Jetzt war sie einundsechzig und alleine. František gefiel ihr, obwohl er mit einer jungen, rothaarigen Anwaltstochter vom Schanzelmarkt zusammen war. Sie fühlte sich von seinem einnehmenden Charme angezogen und beförderte ihn schon nach wenigen Wochen zum Oberkellner und bald darauf zum Geschäftsführer.

Diese beiden Absätze bereiten mir noch Probleme. Die Geschichte handelt ca. 1850. Damals war der Name Multiple Sklerose wohl noch nicht bekannt, und auch mit den russischen Dienstgraden bin ich nicht besonders vertraut.

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Epiker
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Beitrag02.07.2019 23:00

von Epiker
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Hallo!
Also was Multiple Sklerose angeht, so sagt Wikipedia, dass die Krankheit 1868 von dem Franzosen Jean-Martin Charcot la sclérose en plaques disséminées genannt worden war. 1877 schlug der Neurologe Julius Althaus vor, die Krankheit nach Charcot „morbus charcot“ zu nennen, was jedoch außerhalb Frankreichs unüblich geworden ist.
Vor Charcot scheint Multiple Sklerose nicht wirklich als eigene Krankheit bekannt gewesen zu sein, da eher die einzelnen Symptome (z.B. die Trübung der Sehkraft) im Vordergrund gestanden haben und dann z.B. von Augenärzten versucht worden waren zu heilen.

1849 war Multiple Sklerose überhaupt erst bei einem lebenden Menschen diagnostiziert worden, weshalb deine Characktere wohl eher keine Kenntnis von dieser Krankheit haben sollten/könnten, vor allem weil ja die Wissenschaft selbst bis Charbot 19 Jahre später, nicht wirklich was damit anfangen hatte können.

Zu den russischen Dienstgraden kann ich dir leider nichts sagen, jedoch muss es wirklich gleich so ein geballter Absatz reiner Hintergrundinformationen auf einmal sein? Ich würde das erheblich ausdünnen, bzw. Teile davon z.B. mittels Gesprächen vermitteln an anderen Stellen, wenn es wirklich wichtig ist, denn ich vermisste beim lesen dazwischen ein wenig die eigentliche Handlung des Buches.
Ich finde in einem Gespräch könntest du vielleicht so lange Absätze vermitteln, weil das Erzählen dieses Hintergrunds ja so dann vermutlich die Handlung weiter vorantreibt (wieso sonst sollte die Figur das tun?), so jedoch losgelöst von dieser bremst dieser Hintergrundinfoberg die Geschichte völlig aus.

PS: Außerdem gefällt mir dieses „Mätresse des Schrotthändlers“ nicht, Mätressen hatten Könige, keine Schrotthändler. Besser „Geliebte“ oder „Gespielin“.


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Aber der Mensch entwirft, und Zeus vollendet es anders!

-Homer-

(Dieses Zitat dürfte so manchem Schriftsteller mehr als einmal passiert sein Wink )
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Ralphie
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Beitrag03.07.2019 11:54

von Ralphie
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Ich habe die Multiple Sklerose herausgenommen und durch Hirnsclerose ersetzt, einen Begriff, der 1849 schon bekannt war. Die Mätresse lasse ich stehen, weil man so auch die Geliebte eines (verheirateten) Mannes nennt. Bei den russischen Diensträngen bin ich noch nicht ganz sicher. Fest steht, dass der Begriff polkovnik eine lange Tradition in der russischen Armee hat und dem deutschen Oberst entspricht.
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Epiker
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Beitrag03.07.2019 12:06

von Epiker
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Ralphie hat Folgendes geschrieben:
Die Mätresse lasse ich stehen, weil man so auch die Geliebte eines (verheirateten) Mannes nennt.


Das wäre mir neu und selbst wenn ich jetzt schnell nachgesehen habe, habe ich den Begriff der Mätresse immer nur in Verbindung mit dem Hof eines Herrschers, eines Adeligen, oder anderen mächtigen Mannes gefunden, jedoch nicht in Verbindung mit dem einfachen Bürgertum, oder gar eines Schrotthändlers.


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Ralphie
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Beitrag03.07.2019 12:14

von Ralphie
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https://www.duden.de/rechtschreibung/Maetresse
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nicolailevin
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Beiträge: 259
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag03.07.2019 13:08

von nicolailevin
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Ich stolpere über den Schrotthändler.

Schrott (und in Folge der Handel damit) entsteht in großem Umfang erst mit der Verbreitung von industriell gefertigten Metallprodukten (so ab der Gründerzeit 1875), speziell mit der massenhaften Verbreitung des Automobils (ab 1920).

Ich kann mir nicht vorstellen, wie jemand 1850 mit Schrotthandel reich geworden sein soll. Ich seh in der Epoche eher so kleine ärmliche Alteisenhändler, die von Haus zu Haus ziehen ...
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Ralphie
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Beitrag03.07.2019 13:38

von Ralphie
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Nun ja, ich musste die Geschichte vordatieren. Das haut schon hin. Laughing

Was mich mehr stört, ist der Schanzelmarkt. Ich bin kein Wiener. Ich weiß nur, dass es im 19. Jahrhundert einen Landstreifen an der Donau gab, der Schanzelmarkt genannt wurde. Darüber muss ich heute Nacht noch mal gründlich recherchieren. Cool
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Epiker
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Beitrag03.07.2019 14:47

von Epiker
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Das stimmt schon, dass man als Unterhalter einer Mätresse, ein verheirateter Mann ist, jedoch steht es in deinem Link ja selbst, man muss trotzdem adelig bzw. Fürst/Herrscher sein, wenn man sich Mätressen halten will, ansonsten ist das was anderes.

Ein Schrotthändler kann keine Mätresse haben, weil er keinen Hofstaat besitzt, in diesem Zusammenhang wird dieses Wort einfach falsch von dir gebraucht. Könige waren in der Regel verheiratete Männer, doch die Bettspiele mit ihrer Ehefrau waren der Thronfolge verpflichtet. Für reines Vergnügen gab es dann wiederum die Mätressen, die dadurch teils sehr mächtig und weit in der Hofhierarchie aufsteigen konnten, wie z.B. Madame de Pompadour im Frankreich des 18. Jahrhunderts.

Lies am besten einmal ein wenig über den Stand der Mätressen, dann wirst du selbst sehen, dass Bürgerliche niemals sowas hatten, ja am Ende sogar dafür verantwortlich waren, warum das Mätressentum verschwand.

Mätressen sind untrennbar mit der Institution eines Herrscherhofes verbunden, genauso wie nur unverheiratete jugendliche Mädchen des Adels als Komtessen bezeichnet werden konnten, jedoch nie und nimmer welche aus dem Bürgertum.


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