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Autor |
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chinablue Leseratte
Alter: 62 Beiträge: 136
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21.04.2008 21:31 Tal der langen Schatten von chinablue
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Langsam trag ich meine Tage
durch das Tal der langen Schatten.
Dann, am Abend meines Weges
ragt mit aller Macht empor
das Bergmassiv der alten Jahre,
dem die Tragik, das Malade
der Ewigkeit in sein Gestein
gemeißelt sind.
Einst vereint allein in Anmut,
sind Sonnenauf- und -untergang
– der eine spät, der andre früh –
nun hoch oben beide eins.
Und haben doch bloß das
gemeinsam: Sie strahlen, statt
in Glanz, in stiller Trauer
wahrer Armut.
Im tiefen Tal der langen Schatten
wächst, wenn ich meine Tage friste,
Stück für Stückchen Himmel zu.
So bleiben dort im Jenseits jener
rauen Kämme des Gebirgs verborgen:
Gestern, Morgen, Sommer, Winter,
ich und ich.
Nur die Zeit, sie wuchert weiter.
Weitere Werke von chinablue:
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Taugenichts Reißwolf
Alter: 38 Beiträge: 1201
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21.04.2008 22:22
von Taugenichts
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Gefällt mir. Dieses Tal habe ich auch schon oft angeguckt, dort gewohnt allerdings zum Glück noch nie.
Die Bilder sind allesamt sehr dicht und atmosphärisch, diesmal gefällt mir zur Abwechslung eigentlich alles..... oder fällt mir noch was auf? ^^
Ich such noch mal genauer, Moment-
Hmmm. Nicht wirklich. Das einzige was ich persönlich finde, ist dass du die Tiefe des Tals irgendwie noch mehr zeigen könntest. Ich fühle mich beim Lesen noch nicht wirklich zwischen zwei Teifen Schluchten gefangen, was aber denke ich, sehr gut zum Text passen würde. Durch die Sonnenuntergänge und das Lichtspiel habe ich eher den Eindruck auf einem Felsenpodest zu thronen, statt in den lichtlosen Tiefen des Tals.
_________________ Hellseherei existiert nicht. Die Leute glauben mir mein Geschwätz nur, weil ich einen schwarzen Smoking trage. |
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Tayfun Eselsohr
T
Beiträge: 357 Wohnort: Ruhrpott
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T 21.04.2008 22:30
von Tayfun
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Hmm, das ist aber ein feines Stückchen. Richtige Dichter-Torte, die auf der Zunge zergeht: mit bekannten Metaphern ein altbekanntes Thema so umgesetzt, dass das Ganze doch außergewöhnlich und eindringlich in der Bildgewalt wird. Kann man noch und noch lesen.
Gefällt mir sehr.
LG Tayfun
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Rike Eselsohr
Alter: 45 Beiträge: 254
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21.04.2008 22:32
von Rike
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Hallo Andreas,
ich sehe dich wandern, inne halten und verschnaufen, die Hand über den Augen in die Sonne blickend, das Massiv stolz und in majestätischer Größe vor dir aufragen.
Es erinnert mich ein bisschen an einen dieser Hollywoodfilme im Kino.
Luftaufnahme zeigt atemberaubende Landschaft, eine undendliche, mächtige Weite. Darin ein leichtes Staubgewirbelt, ausgelöst durch deine Schritte auf sandigem Boden. Du bist Teil des großen Ganzen, wirst dir bewußt, was für ein Geschenk es ist, zu leben und gleichzeitig raubt es dir fast den Atem, weil du erkennst, wie klein und unbedeutend und unwichtig du allein in diesem großen Ganzen bist.
Dein Gedicht hat mich erreicht und berührt.
Besonders dein letzter Vers, wird mir haften bleiben:
Zitat: | Nur die Zeit, sie wuchert weiter. |
Wunderschön!
Gruß
Rike
_________________ Ach, in meinem wilden Herzen nächtigt obdachlos die Unvergänglichkeit (R. M. Rilke) |
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Berni Exposéadler
Alter: 64 Beiträge: 2518 Wohnort: Südhessen (aus NRW zugelaufen)
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21.04.2008 22:52
von Berni
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Hi chinablue,
ein sehr interessanter und schöner Text. Ich bin noch nicht fertig mit dem Lesen, denn man kann ihn nicht nur (wie Tayfun sagt), man muss ihn mehrfach lesen. Dann erst kommt man in den Genuss der immer neuen Bilder. Das geht zumindest mir so.
Ciao,
Bernd
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chinablue Leseratte
Alter: 62 Beiträge: 136
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22.04.2008 08:33
von chinablue
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Danke, ihr. Mit euren Kommentaren habt ihr mir wirklich eine große Freude gemacht, denn ich war mir selbst sehr unsicher, ob dieser Text gut ist. Da ich bisher fast nur in Reimen geschrieben habe, ist dieses Terrain noch mit wenig Erfahrung belegt.
Liebe Grüße
Andreas
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Brynhilda Felix Aestheticus
Alter: 44 Beiträge: 7748 Wohnort: Oderint, dum probent.
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28.04.2008 19:05
von Brynhilda
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Lieber Andreas!
Ich würde an diesem Gedicht nur eine Veränderung vornehmen, und zwar in der letzten Zeile.
Die würde ich viel einfacher so formulieren:
"Aber die Zeit wuchert weiter."
Die Schlichtheit würde noch eindringlicher klingen.
Ich merke das daran, daß ich bei diesem Satz in dieser Form Gänsehaut bekomme.
Aber es muß nicht sein.
Zu stark ist vielleicht auch nicht gut.
Ein wirklich großes Gedicht, über das ich mich gern noch einmal genauer mit dir unterhalten würde, wenn du nichts dagegen hast.
Viele Grüße,
Ilka
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Marius Erklärbär
M Alter: 29 Beiträge: 4 Wohnort: Gelnhausen Hailer
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