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Der Traum


 
 
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KarlFunkel
Schneckenpost

Alter: 47
Beiträge: 5
Wohnort: Laniakea


Beitrag29.06.2019 16:10
Der Traum
von KarlFunkel
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich hoffe, ich habe den Bogen mit ca. 2000 Wörtern nicht gleich überspannt. Der Text hat am Anfang viele Schlänker. Die sich erst im Laufe der Geschichte ebnen. Deshalb habe ich gleich diesen Brocken reingestellt damit es nicht ganz so konfus ist.  Viel Spaß beim Lesen.

Ein langer recht harter Winter neigte sich dem Ende. Stürmischer Regen prasselte an die alten unisolierten Fenster und von der ersten zarten Wärme des Frühlings, war noch lange nichts zu spüren. Im Kamin brannte das Feuer denn Heizöl war dieser Tage recht viel Geld wert und Einer hatte nur recht wenig.
Einer, dieser Name hatte es ihm in der Schule nicht gerade leicht gemacht, aber da seine Mutter aus den nördlichen Gefilden stammte, Dänemark oder Schweden, er wusste es nicht mehr genau, musste er auch einen schwedisch-dänischen Namen bekommen.
Einer saß in der Mitte seines Wohnzimmers und war wieder einmal, wie meistens, in Gedanken versunken. „Ich befinde mich in der Mitte meines Wohnzimmers, in der Mitte meines Hauses welches ziemlich genau in der Mitte Deutschlands liegt. Deutschland wiederum liegt in der Mitte von Europa.. irgendwie…  
Und Europa wiederum liegt zwischen den amerikanisch und asiatischen Kontinent. Also kann man sagen, Europa liegt in der Mitte der Welt. Kurz gesagt ich sitze in der Mitte der Welt.“

So interessant diese, wohl eher äußerst spekulative Annahme, auch sein mochte, sie war ungefähr so sinnvoll wie Zweikomponentenkleber in Zahnpasta.
Also schob er die Gedanken über die Mitte der Mitte und wo man sich gerade mittenmäßig aufhält beiseite und versuchte etwas konstruktiver zu werden.

„.. oh mann, ich bin auch noch unglaublich mittelmäßig.“
 Der verdammte Mist mit der bescheuerten Mitte ließ sich wohl doch nicht so einfach wegschieben.
Eigentlich wollte er einen Plan schmieden wie es mit seinem Leben jetzt weitergehen sollte. Von wegen Beruf,  Ansehen und ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft zu werden.  Alles Dinge die heutzutage wichtiger sind denn je.
„Shit, wie kann man ein wertvolles Mitglied von etwas werden, was seinen eigenen Wert schon vor langer Zeit verheizt hat?“ dachte er. „Gesellschaft… es gibt nur noch eine Gesellschaft und das ist die mit beschränkter Haftung.

Es war immer das Selbe. Wenn er einmal ernsthaft damit anfangen wollte sich aus dem Bann der Isolation, den er sich selbst auferlegt hatte herauszuholen, kam ihm die Logik dazwischen und erklärte ihn, das alles wie es gerade ist, schon irgendwie richtig ist und man sich die Anstrengung am besten gleich sparen könne.

Resigniert stand er auf und schlurfte in Richtung Küche um sich dort eine schöne heiße Tasse Tee zu machen. In der Diele war es dunkel und in der Küche brannte nur eine schwache Funzel, deren mattes Licht minimal durch den Türspalt schien.
Da bemerkte er, wie die Dunkelheit in der Diele immer dichter zu werden schien. Und das Licht, dass durch den Spalt der Küchentür drang welches ihm als einzige Orientierungshilfe diente, schien plötzlich von akuter Schwindsucht befallen zu sein, und dann, erlosch es vollends. Indes hatte die Dunkelheit beinahe so etwas wie eine stoffliche Form angenommen und der Weg zur Küche war auf einmal so weit, er wollte einfach kein Ende nehmen.
Einer hatte normalerweise keine Angst vor der Dunkelheit. Er lebte allein und begnügte sich während der langen Wintermonate, mit ein paar Kerzen oder einer kleinen Lampe in dem Raum in dem er sich gerade aufhielt. Er hätte blind zur Küche gehen können, ohne sich dabei den kleinen Zeh zu stoßen. Doch momentan schrieen seine überdrehten Sinne: „Vorsicht nicht weitergehen!“, als ob man barfuss durch trübes Wasser watet, in dem tausende von Seeigeln sind.
Nur das hier die Seeigel auch in der Luft hingen. Normalerweise waren er und die Dunkelheit recht gute Freunde. Aber Diese war irgendwie anders. Sie schien nicht neutral zu sein, so wie es sich für Dunkelheit oder Sonnenschein gehörte. Diese schien eine aggressive Energie zu besitzen, welche mit jedem Schritt den er tat zunahm und dichter wurde. Sie umgab ihn wie eine zähe, emotionale Flüssigkeit. Schließlich wurde sie so dicht, das er sie nicht mehr durchdringen konnte.
Er blieb verdutzt stehen und spürte wie das Aufkeimen von Panik in kleinen Wellen von Außen in Richtung seiner Mitte schwappte. Er war von imaginären Seeigeln eingekreist und fühlte sich so nackt wie ein gehäuteter Säugling. Das Angstgefühl pulsierte nicht direkt in Richtung Herz, nein vielmehr Richtung Mitte, seiner Mitte.

Sein Körper fühlte sich wie betäubt an. „Steht mein Fuß auf dem Boden? Ich kann keinen Boden fühlen und ich kann auch meinen Fuß nicht fühlen, ebenso die Hände, die Arme“. Alles schien taub zu sein. Nicht ihm zu gehören.
„Löse ich mich auf?“ Er versuchte vergebens sich zur Ordnung zu rufen. „Jetzt reiß dich verdammt noch mal zusammen. Du stehst hier im Flur, bist ein bisschen verpeilt weil du ja mitten in der Nacht Shirley Jackson lesen musstest. Und eine rege Fantasie hast du auch also ..“ Da bewegte sich doch was? „Oh verdammt, das bilde ich mir definitiv nicht ein. Ich bin mir zwar gerade gar nicht mehr so sicher, ob ich überhaupt einen Körper habe aber was ich sehe, sehe ich.“ Die Dunkelheit verdichtete sich noch mehr und begann zu fluktuieren. Sie wogte um ihn herum und war dabei von einer, stetig steigenden Kälte durchsetzt. Eine ihm vollkommen unbekannte Art von Kälte.
 „So könnte sich die Kälte des Weltalls anfühlen“, dachte er. Sie zog mit unbarmherziger Kraft alle Wärme, Energie und Hoffnung aus einem heraus. Das Schlimmste von allem war, dass es eine willentliche, zielgerichtete Kälte zu seien schien und er konnte ihr rein gar nichts entgegensetzen, außer den total nutzlosen Gedanken, „Das hier passiert nicht! Dunkelheit ist etwas, wo eben gerade kein Licht ist…mehr nicht… und Kälte kann keinen eigenen verdammten Willen haben. Ich sehe was ich sehe aber ich glaube nicht was ich sehe.“
Doch das stimmte nicht, er glaubte es und er fühlte es, was das ganze endgültig zu einer Realität machte. „Ich schnappe gleich.. „ Sogar der innere Monolog riss ab.

Ein schwarzes Wesen wogte vor ihm. Es strahlte nicht mehr Kälte aus sondern das pure Antileben. Konzentrierte negative Energie. Er konnte es fast nur fühlen, denn so sehr er sich auch anstrengte, er konnte es einfach nicht richtig sehen. Es war als würde sein kleiner Verstand damit überfordert. Es war die Dunkelheit des Wesens, sie gleißte, blendete. Sie war so dunkel das die Augen schmerzten, sogar wenn sie geschlossen waren. Ein bisschen so als ob man in eine schwarze Sonne sieht.
Mit viel Mühe erkannte er zwei horizontale Schlitze in Mitten der wogenden Dunkelheit. Und er wusste, „das sind seine Augen“ und genau dazwischen war noch ein vertikaler Schlitz, das dritte Auge.
 

Aus den drei Schlitzen stachen feine Nadeln aus Licht. Er begriff mit einer schrecklichen Gewissheit; „Wenn dieses ‚Ding’, das da direkt vor mir ist, jetzt seine Augen öffnet und in die meinen blickt, werde ich auf der Stelle und unrettbar wahnsinnig. Der Blick dieser Augen wird mir das Hirn rausbrennen!“
Jetzt öffneten sich die beiden waagrechten Schlitze und der horizontale.
Er presste seine Augenlider zusammen so fest er nur konnte, aber die gleißende Helligkeit drang ungehindert durch.

Es roch nach Gras. Er war auf einer Wiese. Sein Körper fühlte sich steif an. Er stand da und starrte mit weit aufgerissenen Augen in die Sonne. Jetzt schloss er sie und versuchte mit kreisenden Bewegungen und leichten Druck seiner Hände, die Schmerzen aus den Augäpfeln zu massieren. Er blinzelte, öffnete langsam die Augen und versuchte sich umzusehen. Doch durch sein Blickfeld irrlichterten immer noch grelle, helle Flecken.
Was war hier nur los? War er eingeschlafen und stehend aufgewacht, wie ein Irrer in die Sonne blickend? „Hoffentlich habe ich mir nicht die Netzhaut zerblendet.“ dachte er.
Die Erinnerung kam zögerlich zurück. Er war in ein kleines Städtchen gefahren um dort im Park ein bisschen zu lesen und so der Permanenz seines recht geräumigen und gemütlichen Wohnzimmers zu entfliehen. Der einzige Ort, an dem er sich während der vielen langen Wintermonate aufgehalten hatte. Aber es konnte noch so angenehm und gemütlich sein, sobald die Temperaturen stiegen und eventuell sogar die Sonne mal raus kam, musste auch er raus, um ein Bad aus Licht und Wärme zu nehmen.

Es war angenehm, die kühlen Handrücken an die Augen zu drücken. Aber nicht nur die Hände waren kalt. Sein ganzer Körper fühlte sich noch wie ein Eisklotz an. „Was zur Hölle war das eben? Für einen Traum war das ganze zu intensiv. Ich bin immer noch völlig verkrampft und meine Körpertemperatur dürfte momentan wohl nicht mehr als 17° betragen.“ Was es auch war, es ging tief. Er dehnte sich, damit sich seine total verspannten Muskeln wieder etwas lockerten. Er schüttelte Arme und Beine um die Blutzirkulation wieder in Gang zu bringen.

Die Parkanlage war einige Hundert Jahre alt. Zwischen den Wiesen standen große Bäume, die wohl schon einige Menschengenerationen überlebt hatten. Sie lag etwas  erhöht und so hatte man einen tollen Ausblick auf das Städtchen.
Weiter unten durchschnitt ein Spazierweg die Wiese auf dem gelegentlich Jogger oder Frauen mit Kinderwägen vorbeikamen.

Einer legte sich halb sitzend auf die Decke die er mitgebracht hatte, beobachtete die Szenerie und begann sich allmählich wieder zu entspannen. „Scheiß auf den Scheiß, es ist vorbei. Ich bin hier im Park. Die Vögel zwitschern vergnügt in den Bäumen, Leute gehen spazieren und mir ist immer noch schweinekalt.“
Die Sache mit der Kälte, die, wie es schien, einfach keine Wärme wieder in seinen Körper zurücklassen wollte, entnervte ihn. Denn, das war ein Faktum. Ach was, das war ein Fakt, ein Fuck, ein unleugbarer Fuckt, von dem es unmöglich war ihn zu ignorieren. Die Panik, das Wesen oder was auch immer waren verschwunden aber diese bissige Kälte schien nicht verschwinden zu wollen. Sie verweilte in ihm, wie eine stetige Mahnung an das eben erlebte.
In kalten Winternächten wandte er ein Bio Feedback Methode an. Wenn Hände und Füße wie Eisklötze waren und einfach nicht warm werden wollten, lenkte er seine Aufmerksamkeit dorthin und stellte sich vor wie warmes Blut durch die kalten Glieder gepumpt wurde und meistens half das sogar. Er versuchte es.

Nach einigen Minuten kribbelten seine Extremitäten und wurden dann warm. Nur die eine Stelle in der Mitte seiner Brust, brauchte etwas länger um wieder mit Wärme erfüllt zu werden.
„Es hat geklappt“. Sagte er erleichtert zu sich. „Und wieder einmal hat mein messerscharfer Versstand meine total ausgeflippte Fantasie besiegt, oder andersherum?“ Er legte die Decke zusammen und ging runter in die Stadt um noch eine Kleinigkeit zu essen, bevor er sich wieder auf den Heimweg machen würde.

Er saß, mittlerweile wieder recht entspannt, in einem Café und aß venusische Dunstcreme. Plötzlich saß ihm ein Mann gegenüber. Er hatte gar nicht bemerkt wie dieser zu seinem Tisch gekommen war. Er war sehr schlank, mit grau-meliertem Haar, so um die Fünfzig in eleganter, schwarzer und indigofarbener Kleidung. „Eh, hallo, kann ich ihnen Helfen?“ fragte Einer und versuchte die Reaktion des Mannes,  der ihm nun gegenüber saß, zu erkennen.
Was jedoch recht schwierig war, da zwischen ihnen Einer’s venusische Dunstcreme auf den Tisch stand und diese voluminöse Gaumenfreude versperrte ihm die Sicht oder genauer gesagt, sie verschleierte ihm die Sicht. Denn Dunstcreme ist wie ein Tennisball aus Nebel der nach Walderdbeere, Winterluft und ganz leicht nach reprogrammierter Guave schmeckt. Und davon hatte er einen Stapel von zirka neunzehn Stück auf seinen Teller gehäuft. Diese vermeintlich exoterrestrische Schlemmerei hat gerade mal soviel Nährwert und Kalorien wie ein halbes Glas Wasser. Sie besteht eben nur aus Geschmack und Dunst.

„Ich dachte sie könnten eventuell einige Fragen haben.“ sagte der Mann. „Tja, wer hat die nicht. “Entgegnete Einer und dachte bei sich, „kann dieser Tag noch komischer werden?“ „Ja, das kann er absolut.“ Der Mann schob die Dunstcreme beiseite, blickte Einer direkt in die Augen und fuhr weiter fort. „Sie haben ja gar keine Vorstellung, wie komisch dieser Tag noch werden kann. Sie haben noch nicht einmal an der Oberfläche gekratzt.“

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silke-k-weiler
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 49
Beiträge: 748

Das goldene Schiff Der goldene Eisbecher mit Sahne


Beitrag03.07.2019 12:06
Re: Der Traum
von silke-k-weiler
Antworten mit Zitat

KarlFunkel hat Folgendes geschrieben:
Der Text hat am Anfang viele Schlänker. Die sich erst im Laufe der Geschichte ebnen. Deshalb habe ich gleich diesen Brocken reingestellt damit es nicht ganz so konfus ist.  Viel Spaß beim Lesen.


Dennoch blieb der Text für mich recht konfus. Wink

Moin erstmal!

Als erstes möchte ich anmerken, dass ich gefühlt in jedem Satz über Kommafehler gestolpert bin. Falsch gesetzte Kommata erschweren den Lesefluss ungemein. Vor allem wirken sie teilweise willkürlich gesetzt.

z.B. hier: Stürmischer Regen prasselte an die alten unisolierten Fenster und von der ersten zarten Wärme des Frühlings, war noch lange nichts zu spüren. <- das Komma hat das nichts verloren. Ich meine, man könnte vor "und" eines setzen, um den Gesamtsatz etwas zu gliedern, aber dort nicht.
Oder hier: Sie wogte um ihn herum und war dabei von einer, stetig steigenden Kälte durchsetzt. <- das muss auch weg!
Hier wiederum gehören welche hin:
Sie war so dunkel, dass die Augen schmerzten, sogar wenn sie geschlossen waren. Ein bisschen so, als ob man in eine schwarze Sonne sieht.

In Deiner Vorstellung schreibst Du zwar: Leider hab ich schon in der Schule mehr gemalt als am Unterricht teilgenommen. Deshalb eine kleine Vorwarnung; meine Rechtschreibung und Interpunktion sind oft nicht gerade das gelbe vom Ei, um nicht zu sagen unter aller Kanone.

Aber: Für mich ist das nur bedingt eine Entschuldigung, weil es im Netz viele Möglichkeiten gibt, sein Wissen diesbezüglich aufzufrischen. Und ich denke, Du wirst mehr Feedback erreichen, wenn sich der Text einfacher lesen lässt. Ich stand mit Interpunktion auch lange auf Kriegsfuß. Und wenn man dann noch ein gewisses Alter erreicht hat und mehrere Rechtschreibreformen mitgemacht hat ... eieiei. Daran musst Du arbeiten, Sorry, wenn ich das so klar sage, aber ich glaube, es steigert die Bereitschaft, sich mit Deinem Text auseinanderzusetzen.

Das dazu. Ich habe mir den Text zweimal durchgelesen. Du hast ihn als SF und Satire kategorisiert, also habe ich diese Aspekte berücksichtigt. Trotzdem werde ich nicht warm damit. Da ist also ein Mann, der aus seinem Wohnzimmer in die Küche geht, unterwegs im Flur aber von einer Dunkelheit überfallen wird, aus der sich ein schwarzes Wesen materialisiert, welches für den Mann das pure Antileben darstellt. Kurz darauf wird er allerdings in einem Park wach und hat nur geträumt (wenn ich das richtig verstanden habe). Noch immer ist ihm kalt, aber mit erfolgreich angewandtem Biofeedback kehrt wieder Leben in seine Glieder zurück, sodass er beschließt, einen Happen zu essen. In dem Café, das er zu diesem Zweck aufsucht, setzt sich dann aber ein Typ zu ihm, der Bemerkungen macht, die darauf schließen lassen, dass unser Prota doch nicht geträumt hat.

Schon der Anfang liest sich holprig:

Ein langer recht harter Winter neigte sich dem Ende. Stürmischer Regen prasselte an die alten unisolierten Fenster und von der ersten zarten Wärme des Frühlings, war noch lange nichts zu spüren. Im Kamin brannte das Feuer denn Heizöl war dieser Tage recht viel Geld wert und Einer hatte nur recht wenig.

Das Wörtchen "recht" taucht hier etwas zu oft auf. Wink  Am besten lässt du es ganz weg. Dann sehe ich die beiden Sätze im Widerspruch zueinander: der Winter neigt sich dem Ende entgegen. Vom Frühling ist noch lange nichts zu spüren. Woran mache ich es dann fest, dass sich der Winter seinem Ende entgegenneigt? Weil aus den Schneestürmen Regengüsse geworden sind? Weil die Temperaturen "endlich" knapp über 0 Grad liegen und nicht bei -10?

Seine Gedanken über das Thema "Mitte" fand ich am Anfang ganz nett, aber dann bekamen sie für mich zunehmend Platitüden-Charakter. Zumal sie viel Raum einnehmen und letztlich zu nix führen.

Einers Begegnung mit der Dunkelheit liest sich sehr zäh. Spannung stellte sich für mich nicht ein und bei flapsigen Formulierungen "schien plötzlich von akuter Schwindsucht befallen zu sein" hatte ich Lust abzubrechen. Sehr groß wurde diese Lust bei der Metapher: "fühlte sich so nackt wie ein gehäuteter Säugling".
Warum ein gehäuteter Säugling? Neutral Ich meine ... es geht doch darum, ein Gefühl des Ausgeliefertseins zu vermitteln, oder? Das geht sprachlich auch anders!
Oder: Ach was, das war ein Fakt, ein Fuck, ein unleugbarer Fuckt, von dem es unmöglich war ihn zu ignorieren. Würde ich bei Bukowski hinnehmen: Man bekam keine Seifenlauge, nur Wasser und eine Bürste, und die Scheiße (Anm. Taubenkot) ging schlecht wieder ab. Das war ein nicht zu leugnender Fuckt. (frei nach: Kaputt in Hollywood) - Bei Bukowski würde ich solche Wortspiele geradezu erwarten. Aber hier an der Stelle?

Ist der Text eigentlich Teil einer größeren Geschichte? Roman? Novelle?

Puh, also ... mich hättest Du als Leser leider nicht gewonnen. Die Formulierungen wirken bemüht, ich finde auch keine Satire darin.
Wo geht der Text hin? Weißt Du es? Ich habe es nicht herausfinden können. Weiterhin fehlt mir der Ansatz, mir die Welt vorzustellen, in der sich das Geschehen abspielt. Parks, Jogger, Kinderwägen ... klingt höchst bekannt. Die venusische Dunstcreme reißt es nicht mehr raus.
Es fällt mir auch schwer, Dir überhaupt einen Verbesserungsvorschlag zu machen, weil es mich so gar nicht gepackt hat. Hobel da auf jeden Fall sprachlich noch einmal drüber. Ich empfinde Schreiben wie das Arbeiten mit Ton. Erst habe ich einen Klumpen vor mir, aus dem ich nach und nach die Formen herausarbeite. Ich gehe immer mehr ins Detail, glätte und nehme Material weg, wo es notwendig ist. Du hast, meiner Meinung nach, Deinen Text in einem sehr frühen Stadium veröffentlicht. Es liest sich wie eine Rohfassung. Da muss noch sehr viel geglättet werden.

Viele Grüße
Silke
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a.no-nym
Klammeraffe
A


Beiträge: 699



A
Beitrag03.07.2019 23:46

von a.no-nym
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Hallo KarlFunkel,

mir geht es mit Deinem Text genau wie Silke - und zwar aus den gleichen Gründen, die sie Dir genannt hat. Nur habe ich nicht bis zum Schluss durchgehalten, sondern tatsächlich nach einigen Absätzen aufgegeben bzw. den Rest nur noch überflogen.

Der nordische Name lautet m.E. nicht Einer, sondern Einar. Nun könnte "Einer" als Name ja vielleicht trotzdem einen besonderen Reiz entwickeln, weil es dem Text eine weitere Bedeutungsebene hinzufügt - eine solche hat sich mir jedoch beim Lesen nicht erschlossen.

Für Text und Autor alles Gute!
Freundliche Grüße
a.
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Marv.inharvest
Gänsefüßchen
M


Beiträge: 17



M
Beitrag04.07.2019 09:41

von Marv.inharvest
Antworten mit Zitat

Hi,

Schön, dass du deinen Text postest. Ich weiß da gehört auch immer eine Überwindung zu und umso schwieriger ist es, wenn es dann Kritik hagelt.
Aber das gehört dazu.

Die beiden Vorredner bringen es gut auf den Punkt.

Ich kann dir noch raten, wenn du das Gefühl hast, einem Leser vor dem Lesen deines Werkes noch was erklären zu müssen, dann ist der Text nicht fertig.

Schreib so lang weiter, bis du das Gefühl hast, dass der Text sich selbst erklärt.

VG
Marvin
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V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6154
Wohnort: Nullraum
Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag04.07.2019 13:05

von V.K.B.
Antworten mit Zitat

Hallo KarlFunkel,
ich habe den Text gelesen und sehe viele Anfängerfehler, aber auch Potenzial. Ich werde jetzt nicht im Detail darauf eingehen, denn dafür fehlt mir einfach die Zeit (wollte eigentlich gar keinen Text lesen, aber dann bin ich drangeblieben). Deshalb nur kurz. Erst einmal, lerne mal Kommaregeln und achte auf das/dass und solche Dinge, das stört beim lesen. Von allzu direkter Gedankenrede rate ich ab, das geht besser indirekt. Aber das ist ein Tipp, den ich mir wahrscheinlich schenken kann, denn früher habe ich das genauso gemacht. Und von jemandem hier gesagt bekommen, das ginge besser indirekt und er habe das früher auch so gemacht und mit Klauen und Zähnen verteidigt. Und ich dachte: Da hattest du doch recht. Heute sehe ich das genauso wie er. Aber es war kein Verbesserungsvorschlag, der mich dort hingebracht hat, sondern Schreiberfahrung.
Für einen selbst ist der Text immer richtig und stimmig, sonst würde man ihn nicht einstellen. Aber zwischen Leser und Autor liegen (leider) immer Welten, das muss einem bewusst werden. Daher also nur der Tipp: Schreib viel, hol dir Feedback, und akzeptiere, wie es beim Leser ankommt. Experimentiere. Lerne dazu. Ist ein harter Weg, manchmal auch frustrierend und steinig, aber lohnt sich. Doch ich denke, man muss diesen Weg durch Erfahrung selbst finden und lernt nicht durch Schreibratgeber. Ging jedenfalls mir so.

In diesem Sinne Willkommen im Forum, bleib dran und lass dich nicht durch Kritiken verschrecken, wenn deine Texte noch nicht so ankommen, wie sie sollen. Das wird, keine Sorge. Aber braucht Zeit und Arbeit.

Beste Grüße,
Veith


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Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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KarlFunkel
Schneckenpost

Alter: 47
Beiträge: 5
Wohnort: Laniakea


Beitrag08.07.2019 01:02

von KarlFunkel
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Einen schönen guten Abend!

Erstmal vielen Dank für des Feedback. Es hilft schon sehr wenn andere Leute, mit einem differenzierteren Blick, den Text zerpflücken den man selbst für supertoll hält.

silke-k-weiler,
das mit den Kommas ist wirklich ein Problem. Ich habe mich schon auf diversen Seiten umgeschaut. Doch es ist für mich ungefähr so, wie wenn jemand sagt: "Du, die Infinitesimalrechnung ist ganz einfach. Schau mal auf die und die Seite, da wird das Ganze anschaulich und einfach erklärt." Aber ich werde es weiter versuchen. Vielleicht machts ja mal *klick*.

Mit dem 'recht' hast du natürlich auch recht. Ich benutze es recht oft, ..ups. Danke, sowas fällt mir komischerweise selber nie auf.

Die Geschichte ist noch lange nicht fertig und umfasst momentan 80 Seiten. In den Forumsregeln für den Einstand hab ich gelesen, man soll zu Beginn das erste Kapitel rein stellen. Dies war in meinem Fall aber ehr ein Fehler. Denn dieser Anfang ist gleichzeitig auch der Anfang meiner Schreiberei überhaupt. Ich habe bis dahin noch nie etwas geschrieben. Höchstens Notizen bei guten Ideen, um sie nicht zu vergessen. Im weiteren Verlauf wird der Text dann flüssiger.
Ich wollte es machen wie bei der Malerei. Eine grobe Vorgabe und daraus dann mit Kreativität etwas formen. Ich hab auch keinen Rahmen für die Geschichte und weiß nur so ungefähr, wo sie hinführen könnte. Und die Vorgabe werde ich wohl besser verwerfen oder komplett überarbeiten.

a.no-nym,
Einar ist der korrekte Name das stimmt aber Einer ist hier ganz bewusst als Name gewählt.

Marv.inharvest,
danke für den Tipp. Ich habe nichts gegen Kritik. Bin ja noch ein Neuling. Mir wäre es schon lieber gewesen wenn ich alles auf Anhieb perfekt kann aber leider ist dass ja nirgends so.

V.K.B.,
ich werde wohl nicht umhin kommen mir die Kommaregeln einzuhämmern. Die Gedankenrede war ein Experiment. Kommt im weiteren Verlauf, glaub ich, gar nicht mehr vor.
Du hast recht, dass(?) es sich lohnt. Wenn man beim Schreiben richtig in den Flow kommt und alles nur so flutscht und passt und sich stimmig anfühlt. Manchmal erklären sich dann Dinge von ganz allein, von denen man Anfangs nicht wusste, was sie in dem Text überhaupt verloren haben. Shocked Ist echt spannend.. meistens.

Nochmals Danke an Alle. Ich werde mir eure Verbesserungsvorschläge zu Herzen nehmen.  

Viele Grüße,
Karl F.
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Lemminem
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 26
Beiträge: 18
Wohnort: Oldenburg


Beitrag08.07.2019 13:53

von Lemminem
Antworten mit Zitat

Hallöchen,

Auch wenn dein Text interessant ist, bin ich wie einige meiner Vorgänger nicht gänzlich durchgekommen. Lag an den Kommas und daran, dass es irgendwo zu konfus wurde - vielleicht sage ich einfach dazu ein paar Worte. Es wäre enorm hilfreich, wenn du die Sätze kürzer machst. Das ist ein Problem, dessen ich mich selbst auch absolut nicht freimachen kann. Versuch am besten, dir immer wieder vor Augen zu halten, dass du deinen eigenen Text VIEL besser lesen kannst als jeder andere, der da nach dir kommt. Natürlich sind das hier alles geübte Leser, denen man auch anspruchsvollere Sätze zumuten kann. Aber wenn du in jedem Absatz mit drei Meter langen Sätzen auf deine Leser einprügelst, ist das auf Dauer ermüdend.

Ebenfalls etwas aufgehangen habe ich mich an betont tragischen Formulierungen wie "vor ihm wogte ein schwarzes Wesen" (oder so ähnlich) - keine Ahnung, was dabei genau mein Problem ist, aber es wirkt ein wenig geselzt. Manche Wörter, Formulierungen und Phrasen wirken kontextlos und nicht unbedingt passend.


Ich hoffe, das Feedback ist hilfreich smile

Liebe Grüße,
Kiano


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