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Einfacher Schreibstil vs. linguistische Meisterwerke

 
 
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FTW
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 41
Beiträge: 28
Wohnort: Ich sehe in der Ferne die Berge


Beitrag17.09.2019 08:48

von FTW
Antworten mit Zitat

Ich fühle mich auch unterhalten bei 'Wallenstein' von Schiller den ich gerade lese.
Das eine schließt das andere doch nicht aus.


Oder setzt Du Unterhaltungsliteratur gleich mit seicht/leichte Sprache usw.?


Mit meinem eingangs hier im Diskussionsstrang geschriebenen Beitrag habe ich mich schließlich nur einem Vorredner angeschloßen.
Demnach stehe ich anscheinend auch nicht ganz so alleine mit dieser oder einer ähnlichen Meinung da....wobei selbst wenn, wäre mir das auch gleich.


Wie gesagt:
Es besteht auch ein Unterschied zwischen Mozarts 'Zauberflöte' und einer x-beliebigen Musikgruppe die man allenthalben minütlich im Radio hören kann: "...Baby I love you forever, la la laaa, huu huu huuu..."
Eventuell hat das ja auch alles seine Berechtigung, dennoch finde ich aber ein Autor sollte sich schon etwas Mühe geben in Sprache und Thema.
Wer extra seine Texte einfach hält, wird doch beliebig vielleicht sogar austauschbar?
Idealerweise bleibt Kunst eben nicht in der Mittelmäßigkeit verhaftet und orientiert sich auch nicht nach ihr, sondern strebt nach höchster Vollendung um etwas Großes oder gar episches zu erschaffen.


Hätte auch nicht gedacht mit meiner Aussage/These, dem einen oder anderen auf den Schlips zu treten und schon gleich gar nicht habe ich gedacht unhöflicherweise diese meine Aussage als "Stuss" formuliert quittiert zu bekommen.
Aber da an anderer Stelle ja auch schon ein Zitat bemüht worden ist, füge ich untypischerweise für mich eben auch mal eines hinzu:
"Ein Schriftsteller, der eilt, heute und morgen verstanden zu werden, läuft Gefahr, übermorgen vergessen zu sein." (Johann Georg Hamann)


Selbstverständlich bin ich an einem weiteren sachlichen Diskurs interessiert.
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Klemens_Fitte
Geschlecht:männlichSpreu

Alter: 41
Beiträge: 2938
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag17.09.2019 10:11

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

FTW hat Folgendes geschrieben:
Hätte auch nicht gedacht mit meiner Aussage/These, dem einen oder anderen auf den Schlips zu treten und schon gleich gar nicht habe ich gedacht unhöflicherweise diese meine Aussage als "Stuss" formuliert quittiert zu bekommen.


Du schriebst u. a.

FTW hat Folgendes geschrieben:
Das klassische Portrait einer oberbayerischen Voralpenlandschaft mit einem röhrenden Hirsch davor, ist mir und jedem mit normalen Verstand viel lieber, als eine nicht grundierte Leinwand mit ein paar Spritzern und Strichen darauf.

FTW hat Folgendes geschrieben:

Das Schöne ist zerstört worden, die Scheißewerfer haben Konjunktur und ich habe mehr Chancen heutzutage veröffentlicht zu werden wenn meine Geschichte von einer afrikanischen Rollstuhlfahrerin im Südwesten der USA handelt, als würde ich klassische Kunst/Literatur produzieren.

(Hervorhebungen von mir)

und dachtest nicht, das könnte kontrovers sein? Ich jedenfalls habe kein Problem damit, das als den Stuss zu bezeichnen, der es mE ist. Ich habe es ja immerhin noch unterhaltsam genannt, nicht bedenklich – aus meiner Sicht ist es beides – und für mich behalten, was sich in mir denkt, wenn ich von Scheißewerfern lese, von abstrakter Kunst und modernistischer Literatur, die das Gute und Schöne zerstört haben; da ist reaktionär noch eins der harmloseren Adjektive, die mir einfallen. Ich bin auch nicht ans Bücherregal gegangen und habe herausgesucht, mit welchen Ressentiments sich bspw. die Künstler des Bauhaus oder die Schöpfer sog. Entarteter Kunst konfrontiert sahen, und mit welchem Vokabular und welchen Argumentationen da gearbeitet wurde.
Könnte ich, mache ich nicht. Denn: wozu?

FTW hat Folgendes geschrieben:
Selbstverständlich bin ich an einem weiteren sachlichen Diskurs interessiert.


Das ist die Krux für mich: Du forderst ein, was du mE selbst weder einlösen noch erkennen würdest. Ich meine, du hältst das, was du bisher im Faden geschrieben hast, wahrscheinlich für eine Argumentation, für Thesen, für einen sachlichen Diskurs – wozu sollte ich mir da Mühe machen?

Ich mag 90 Prozent von dem vergessen haben, was ich in zehn Jahren Philosophie- und Kunstgeschichtsstudium gelernt habe, aber deshalb muss ich mich nicht auf ein Weltbild einlassen, das sich zwischen den Polen von röhrendem Hirsch einer- und abstrakter Kunst andererseits bewegt. Halt dich meinetwegen für den einsamen Streiter gegen Social Justice Warriors und Special Snowflakes, die mit ihrer modernistischen Kacke das Gute und Schöne zerstört haben, gefördert von den geldgierigen Reich-Ranickis des Literaturbetriebs, oder tu dich mit BN zusammen, als letzte Vertreter der Literatur im dsfo – wenn ich ab und an "Stuss" dazwischenschreie, wird dich das ja nicht sonderlich belasten, du bist schließlich nicht so verweichlicht wie alle Generationen nach dir.


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FTW
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Beitrag17.09.2019 10:23

von FTW
Antworten mit Zitat

@Klemens_Fitte
Ich bin beeindruckt wie schnell Du das auf die politische Ebene transportierst.
Hätte gedacht es ginge um die Kunst und den Anspruch die sie selbst, perspektivisch die Künstler an sich selbst haben sollten.


Nein, das mit dem "Scheißewerfern" ist tatsächlich so gemeint.
Es gibt diese Aktions-"Künstler" die mit Körperflüssigkeiten hantieren oder auch schon mal Teile von sich verzehren. Das war also nicht unhöflich oder so meinerseits gemeint.


Ich sehe schon, Du möchtest mich also in eine rechte Ecke stellen.
Woow....
Da findet man Schiller besser als Dreigroschenromane und man wird als Weltkriegszündler hingestellt.
Traurig sowas.
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Klemens_Fitte
Geschlecht:männlichSpreu

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Beiträge: 2938
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag17.09.2019 10:32

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

FTW hat Folgendes geschrieben:
Ich bin beeindruckt wie schnell Du das auf die politische Ebene transportierst.


Danke.

FTW hat Folgendes geschrieben:
Da findet man Schiller besser als Dreigroschenromane und man wird als Weltkriegszündler hingestellt.


Ich muss zum Glück nicht aufzeigen, an welchen Stellen – und auf welche Art – deine "Argumentation" über "Ich finde Schiller besser als Dreigroschenromane" hinausgeht; ebenso wenig muss ich aufzeigen, dass ich dich nicht als Weltkriegszündler hingestellt habe – es steht ja alles noch da, und wer sich eine Meinung bilden möchte, kann das tun.

FTW hat Folgendes geschrieben:
Traurig sowas.


Tut mir leid, aber als Mitglied der Politcal-Correctness-Polizei habe ich eine Quote zu erfüllen.


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FTW
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

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Beitrag17.09.2019 10:59

von FTW
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Es ist meiner Meinung nach eine Themenverfehlung Deinerseits, da Du offensichtlich nicht auf den Inhalt meiner These eingehen willst.


Ich habe diesbezüglich eine andere Meinung als Du und muß Dich auch nicht beschuldigen, abstempeln oder sonst wie versuchen Dich als Person in Verruf zu bringen.


Wenn ich jetzt auf diesem Niveau bleiben wollen würde, könnte ich schreiben, daß ich auch hin und wieder Fleisch esse oder eben absolut vegan lebe.
Das wäre eine Argumentation die genauso nichts mit unserer Diskussion zu tun hat, wie die, welche Du angebracht hast.


Aber als selbsternannte Forenpolizei, wie Du offensichtlich zugibst Dich selbst zu sehen, möchtest Du andere Menschen die von Dir dann gebrandmarkt werden könnten, verschrecken an der Diskussion teilzunehmen um diese zu unterdrücken.


Ehrlich gesagt finde ich das langweilig und auch ziemlich dreist.
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Rübenach
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Beiträge: 2832



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Beitrag17.09.2019 11:07

von Rübenach
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FTW hat Folgendes geschrieben:

Das klassische Portrait einer oberbayerischen Voralpenlandschaft mit einem röhrenden Hirsch davor, ist mir und jedem mit normalen Verstand viel lieber, als eine nicht grundierte Leinwand mit ein paar Spritzern und Strichen darauf.


Du hast das Porträt der glutäugige Zigeunerin vergessen, die üblicherweise links neben der Voralpenlandschaft hängt. Jetzt mal unabhängig davon, dass du mich als jemanden ohne "normalen Verstand" disqualifizierst und damit eine sachliche Diskussion von vorne herein unmöglich machst: Wie passt deine obige Aussage zu dieser hier?

FTW hat Folgendes geschrieben:

Idealerweise bleibt Kunst eben nicht in der Mittelmäßigkeit verhaftet und orientiert sich auch nicht nach ihr, sondern strebt nach höchster Vollendung um etwas Großes oder gar episches zu erschaffen.


Interessieren würde mich auch, wieso "Effie Briest" so viel besser sein sollte als der Dreigroschenroman?

edit:
FTW hat Folgendes geschrieben:
daß ich auch hin und wieder Fleisch esse oder eben absolut vegan lebe.

ist jetzt nicht wirklich eine Argumentation.

edit 2:
Dich stellt hier niemand in eine Ecke, die du nicht schon vorher für dich gewählt hast.


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Bunt Speck
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Beitrag17.09.2019 11:24

von Bunt Speck
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So, ich lese hier jetzt eine Weile mit und ich kann mich jetzt nicht mehr zurückhalten, weil auch mir die unterschwellig politische Dimension in deiner Argumentation, FTW, echt sauer aufstößt.
Wenn Du diejenigen, die auf den röhrenden Hirsch in einer Voralpenlandschaft als normal an Verstand charakterisierst, implizierst Du ja, dass diejenigen, die auf die Farbspritzer stehen, von krankem Verstand, oder abgeschwächt nicht-normalem Verstand sind. Das ist leider durch die Geschichte des letzten Jahrhunderts nicht wertfrei zu verstehen. Nichts ist befreit von Geschichte, den Geschichte schafft Identität und Bedeutung ... und wir sind - Gott sei Dank - mittlerweile lange von der Auffassung entfernt, dass Liebhaber morderner Kunst nicht normal sind. ... von der afroamerikanischen Rollstuhlfahrerin möchte ich gar nicht sprechen.

Es sei jedem belassen, was ihn an der Kunst begeistert und was nicht. Ich wage auch zu bezweifeln, dass die sogenannte hohe Kunst in ihrer eigenen Lebenszeit als solche wahrgenommen wurde. Das ist wohl vielmehr eine rückblickende Kategorie. Wer möchte sich schon aufschwingen, die zeitgenössische Kunst im Moment ihres Erscheinens als wertvoll oder wertlos zu klassifizieren. Und auch ein Rembrandt oder ein Dürer oder ein Dali haben sich zunächst vor allem verkaufen können ... oder Koons. Und die meisten Granden der Malerei haben Auftragsarbeiten gemacht und nicht Kunst um der Schönheit Willen betrieben. Klar gibt es Techniken, die die eine besser, der andere schlechter beherrscht. Aber letzten Endes entscheidet immer der Rezipient, was Kunst wert ist, egal ob monetär oder ideell.

Wenn Du, FTW, also nicht in die rechte Ecke gestellt werden willst. Dann überdenke bitte deine Vergleiche. Denn, nichts ist frei von Konnotation.


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FTW
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Beitrag17.09.2019 11:26

von FTW
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@Rübenach
Ich wüßte jetzt nicht wo ich Dich tangiert haben sollte.
Machst Du etwa abstrakte Kunst?


Genau das wollte ich eben diskutieren.
Es soll ja nicht nur einmal schon vorgekommen sein, wie Putzfrauen im Louvre etwa, versehentlich Installationen und dergleichen in den Müll geschmissen haben, schlichtweg weil sie das "Kunstwerk" eben nicht erkannt haben.
Vielleicht war ihr Verstand nicht "normal" genug.


Soll Kunst also nur für einen gewissen elitären Kreis erkennbar sein?
Muß man dazu tatsächlich an der Kunstakademie Sorbonne studiert haben um sowas dann zu erschaffen bzw. zu erkennen?
Andererseits kann jeder heute eine Abstraktion in Öl malen, wirklich jeder, aber der Adressat, der Leser/Betrachter/Hörer hat dann regelmäßig Probleme es zu erkennen?


Ich muß bei meiner These bleiben, zwischen Rembrandt und einem dieser x-beliebigen Abstraktmaler gibt es einen qualitativen Unterschied.
Und ich denke, selbiges gilt für alle Sparten der Kunst.


Man muß sich ja auch nicht dümmer anstellen als man tatsächlich ist, den Dreigroschenroman von Brecht meinte ich auch nicht, sondern die üblichen seichten und austauschbaren (wie im Louvre die von mir genannten "Kunstwerke") Julia oder Romana Dreigroschenromane.


FTW hat Folgendes geschrieben:
daß ich auch hin und wieder Fleisch esse oder eben absolut vegan lebe.

ist jetzt nicht wirklich eine Argumentation.
Eben, Du hast es erkannt. Genauso ist Klemens_Fitte kaum auf meine These eingegangen sondern stellte Behauptungen auf, quasi als Argument die eben auch nichts mit meiner These zu tun haben.
Deshalb spiegelte ich diese Art zu argumentieren mit meinem Fleisch-Vegan-Beispiel.
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FTW
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Beitrag17.09.2019 11:45

von FTW
Antworten mit Zitat

Bunt Speck hat Folgendes geschrieben:

Wenn Du, FTW, also nicht in die rechte Ecke gestellt werden willst. Dann überdenke bitte deine Vergleiche. Denn, nichts ist frei von Konnotation.



Zumindest hast Du ein paar Interessante Inhalte beigesteuert.


Frage:
Darf man dann überhaupt noch auf deutsch sprechen und schreiben, da ganz NS-Deutschland die selbe Sprache benutzt hat?
Ich finde weder gut was damals passiert ist, noch abstrakte Kunst toll.
Na da schau her...



Im Umkehrschluß könnte das bedeuten, die besagte Putzfrau im Louvre hätte einen nicht "normalen" Verstand, da sie das "Kunstwerk" nicht erkannt und in den Müll geschmissen hat.
Oder ist Kunst nur noch für eine selbsternannte Elite da und zugänglich?
Muß ich Müll (den man regelmäßig bei Aktionskünsten sehen kann) denn jetzt für gut finden?
Habe ich mich dann weit genug distanziert?
Ist doch albern.


Bunt Speck hat Folgendes geschrieben:

Aber letzten Endes entscheidet immer der Rezipient, was Kunst wert ist, egal ob monetär oder ideell..


Also wenn leere Plastikflaschen die von der Decke hängen um auf die Verschmutzung der Meere aufmerksam zu machen, dann ist das jetzt große Kunst.
Weil, für solche Aktionskunstausstellungen gibt es einen Markt.
Also, das bezweifel ich eben.
Ich habe den David in Florenz gesehen und finde, beide sind qualitativ nicht miteinander zu vergleichen.


Das mit der afrikanischen Rollstuhlfahrerin aus den USA übrigens, ist für mich deswegen ein Beispiel, da meiner Meinung nach von vielen "Künstlern" auf einer Welle mitgeritten wird.
Da ist es mir ehrlich gesagt egal ob sie, oder ein blonder Hühne aus Skandinavien dafür hergenommen wird um irgendetwas zu transportieren.
Ich will weder die Kunst als solches für irgendetwas missbraucht und benutzt sehen, noch die literarische Auskotzerei auf seichten Niveau weil 'Susi's Hund gestorben ist und sie ihre Trauer darüber bewältigen muß'.
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Rübenach
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Beitrag17.09.2019 11:58

von Rübenach
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FTW hat Folgendes geschrieben:


Im Umkehrschluß könnte das bedeuten, die besagte Putzfrau im Louvre hätte einen nicht "normalen" Verstand, da sie das "Kunstwerk" nicht erkannt und in den Müll geschmissen hat..


Den "normalen Verstand" (was immer das auch sein soll) hast einzig du in die Diskussion eingeführt, niemand anderes argumentiert mit dieser Figur.

Da du so auf der Putzfrau im Louvre rumreitest: Mit ein wenig Kunstverstand (den man natürlich bei niemanden à priori voraussetzen sollte) hätte die Putzfrau im Louvre erkennen können, was sie da wegwirft. Ich frage mich nur, was dieses Beispiel mit der Diskussion zu tun hat. Aber das wirst du uns sicherlich erklären können.

Hier mal ein Link: https://www.keinblatt.de/blog/?tag=louvre


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FTW
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Beitrag17.09.2019 12:15

von FTW
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Kurz angebunden (in der Arbeit) versuche ich den für mich wichtigen Unterschied aufzuzeigen:


Jeder kann Striche und Farbklekse auf eine Leinwand bringen und es als abstraktes Kunstwerk preisen.
Jeder kann eine Badewanne mit einem Pflaster bekleben und diese dann in ein Museum stellen.
Jeder kann Müll und Plastikflaschen an die Decke kleben und sagen es sei eine Kunstinstallation.
Jeder kann irgendwie ohne sprachliche oder thematische Tiefe bei Durchhaltevermögen eine Geschichte zu Papier bringen.


Sehr wenige können malen wie Caravaggio.
Sehr wenige können einen David bildhauerisch erstellen.
Sehr wenige können etwas eine La Traviata komponieren.
Sehr wenige können ein lyrisch-dichterisches Theaterstück wie Shakespeare oder Schiller erschaffen.


Erstere, wenn ihre Talente und ihre Befähigungen nicht weiter reichen, können sich im besten Falle "Hobby-Kunsthandwerks-X" nennen, während
zweitere aufgeführte Gattung Mensch etwas geschaffen hat, was sehr viele Menschen berührt ob schöngeistig oder kontrovers, als Meister ihrer Zunft beinahe unerreichbar in der Wiederausführung für andere - etwas was die Zeiten übersteht, worauf sich Kultur u. a. begründet und wir dann in der Zukunft darauf staunend, nicht zurückgeschreckt oder gar angeekelt blicken können.
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Bananenfischin
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Beitrag17.09.2019 12:31

von Bananenfischin
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Das könnte ich auch. Das ist wahrscheinlich das häufigste Argument, das in dem Zusammenhang gebracht wird. Ja, aber du bist nicht auf die Idee gekommen, könnte man da antworten.
Perfektes Handwerk imponiert, und aus dem Versuch, Kunst zu definieren, entstanden zahlreiche Ansätze, aber die einfache Erklärung meines Kunstlehrers ist für mich persönlich die Entscheidende geblieben: Kunst ist die Idee, sind die Gedanken hinter dem Werk.


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FTW
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Beitrag17.09.2019 12:40

von FTW
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Bananenfischin hat Folgendes geschrieben:
Das könnte ich auch. Das ist wahrscheinlich das häufigste Argument, das in dem Zusammenhang gebracht wird. Ja, aber du bist nicht auf die Idee gekommen, könnte man da antworten.
Perfektes Handwerk imponiert, und aus dem Versuch, Kunst zu definieren, entstanden zahlreiche Ansätze, aber die einfache Erklärung meines Kunstlehrers ist für mich persönlich die Entscheidende geblieben: Kunst ist die Idee, sind die Gedanken hinter dem Werk.


Ideen und Kreativität haben alle Menschen, ja sogar Tiere besitzen Kreativität, etwa die Krähe die ein Stöckchen nimmt und es in einen Holzspalt drückt um die Ameisen die dann auf jenem kleben mitherauszuziehen um sie zu verspeisen. Das ist kreativ.

Wenn die Idee hinter einem (Kunst-)werk steht, langt dann die schlechte dilettantische, minimalistische Ausführung um es tatsächlich als Kunst deklarieren zu können?
Spielen da nicht noch andere Faktoren, wie eben die gekonnte Ausführung, das Meisterhafte eine Rolle?

Beispiel:
Jeder kann irgendwie backen.
Wer in eine Konditorei geht und eine Schwarzwälderkirschtorte haben will, erwartet kaum einen unfertigen Teig und einen Brei aus den Zutaten ohne die vorher entsprechende Ausführung, das könnte dann ja jeder, macht aber immer noch nicht die Schwarzwälderkirschtorte aus.
Um in diesem Beispiel zu bleiben, ja; es gibt auch andere Rezepte und Konditoren probieren sich auch stetig aus um neue Kuchen zu erschaffen. Aber ohne das Talent bzw. in diesem Fall das Handwerkszeug wird das eben nichts.

Und danke für den konstruktiven Beitrag smile
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Gast







Beitrag17.09.2019 12:55

von Gast
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Hallo FTW

FTW hat Folgendes geschrieben:

Finde ich ähnlich. Der Schriftenersteller sollte sich Mühe geben, idealerweise klassische nationale und internationale (Übersetzungen) Literatur in Mengen gelesen haben um zumindest einen Überblick zu erhalten, was alles mit Sprache möglich gemacht, welche Finessen und Doppeldeutigkeiten in der Literatur angedeutet werden können.

Dass der Schriftsteller sich Mühe geben sollte ist eine doch recht banale Aussage.
Stellt sich für mich die Frage, was genau du unter klassisch verstehst. Ich würde bezweifeln, dass man unabdingbar Goethe, Schiller und Fontane gelesen haben muss, um literarisch Hochwertiges zu produzieren.



FTW hat Folgendes geschrieben:

Da stellt sich nun generell die Frage, ob alles was geschrieben wird auch einen künstlerischen Anspruch hat.
Hat ein Julia Roman einen solchen Anspruch?
Ein anderer Dreigroschenroman?
Meiner Meinung nach nicht, da in der Regel weder eine besonders packende Sprache gegeben, noch eine besonders packende Geschichte drinnen ist.

Ich weiß nicht ob ein Dreigroschenroman überhaupt den Anspruch erhebt, Kunst zu sein.

FTW hat Folgendes geschrieben:

Jetzt wird der geneigte Hobbyautor natürlich sagen:
"Aber Kunst liegt im Auge des Betrachters (Geschmack)."

Das ist eine unzulässige Generalisierung. Ich bin auch Hobbyautor, würde aber nie behaupten, Kunst liege im Auge des Betrachters, sei reine Geschmacksache.

FTW hat Folgendes geschrieben:

Kunst, und dazu zählt die (klassische, nicht modernistische) Literatur

Was meinst du genau mit modernistischer Literatur?

FTW hat Folgendes geschrieben:

- sie soll ein Ideal herausarbeiten, Emotionen wecken

Das machte auch Goebbels in seinen Reden...

FTW hat Folgendes geschrieben:

und Schönheit (auch im Grusel) wecken,

Da muss ich irgendwie an den Schönheitsschlaf denken..

FTW hat Folgendes geschrieben:

vor allem muß Kunst etwas aussagen (nein, nicht moralisch, nicht Oberlehrerhaft, wir müssen auch damit nicht dakor gehen - eine Aussage ist aber Voraussetzung).

Wieder sehr allgemein. Eine Aussage hat selbst die Gebrauchsanweisung meines Staubsaugers.

FTW hat Folgendes geschrieben:

Das klassische Portrait einer oberbayerischen Voralpenlandschaft mit einem röhrenden Hirsch davor, ist mir und jedem mit normalen Verstand viel lieber, als eine nicht grundierte Leinwand mit ein paar Spritzern und Strichen darauf.

Das Portrait des röhrenden Hirschs ist also klassisch. Mmmh – weiß trotzdem nicht, ob ich ihn mir an die Wand hängen würde. Und ich halte mich für relativ normal.
Nur weil du keinen Bezug zur abstrakten Kunst findest, heißt das doch noch lange nicht, dass sie nur Mist produziert. Du sitzt da auf einem sehr wackeligen Hochsitz, um im Bild der oberbayrischen Voralpenlandschaft zu bleiben.



FTW hat Folgendes geschrieben:

Und es ist scheißegal ob der Kunstbetrieb, Ranicki, der Literaturclub oder irgendwelche "Kritiker" den Mist aus Geldgier und noch niederen Motiven dann auch noch in den Himmel loben wollen.
Scheiße bleibt Scheiße, auch wenn ich dem Kackehaufen einen Preis verleihe.
Und Fett in der Ecke bleibt immer noch Fett und wird über Zeit nur noch ranziger....

Die Verunglimpfung von Ranicki finde ich völlig unangebracht. Der Mann war doch eher konservativ in seinem Geschmack, kannte viele Klassiker in- und auswendig. Hast Du mal seine Autobiographie Mein Leben gelesen. Wenn nicht: solltest du tun. Das würde dein schräges Bild von ihm vielleicht korrigieren.

FTW hat Folgendes geschrieben:

Das Schöne ist zerstört worden, die Scheißewerfer haben Konjunktur und ich habe mehr Chancen heutzutage veröffentlicht zu werden wenn meine Geschichte von einer afrikanischen Rollstuhlfahrerin im Südwesten der USA handelt, als würde ich klassische Kunst/Literatur produzieren..

Ich weiß nicht, worauf du mit der afrikanischen Rollstuhlfahrerin im Südwesten der USA anspielst.
Egal: Warum sollte eine Geschichte mit einer afrikanischen Rollstuhlfahrerin im Südwesten der USA als Protagonistin nicht kunstvoll erzählt werden können?



FTW hat Folgendes geschrieben:

Einfache Texte von Menschen geschrieben die mehr als 1 Minute (ist eh schon sehr tolerant) zum Lesen einer A4 Seite benötigen, langweilen mich auch zumeist.

???. Die Verfasser einfacher Texte sind also oft irgendwie minderbemittelt? Ich habe deinen Beitrag mehrfach gelesen, und brauchte für die Lektüre deutlich mehr als eine Minute. Das lag aber daran, dass ich zunächst nicht recht glauben wollte, was für einen -mit Verlaub- Unfug ich da lese.

LG
Dlurie
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FTW
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Beitrag17.09.2019 13:17

von FTW
Antworten mit Zitat

Zitat:
Hallo FTW

.....

FTW hat Folgendes geschrieben:

- sie soll ein Ideal herausarbeiten, Emotionen wecken

Das machte auch Goebbels in seinen Reden...

....

Dlurie


Ganz großes Kino. Hauptsache Goebbels wurde erwähnt.
Aber ich gehe mal darauf ein.


Also, weil Goebbels Emotionen weckte und Ideale herausarbeitete, dürfen wir heutzutage keine Emotionen mehr haben und müssen Ideale verteufeln?


Muß ich nicht ganz verstehen, nichts für ungut wink
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nebenfluss
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Beitrag17.09.2019 13:22

von nebenfluss
Antworten mit Zitat

FTW hat Folgendes geschrieben:
Genau das wollte ich eben diskutieren.
Es soll ja nicht nur einmal schon vorgekommen sein, wie Putzfrauen im Louvre etwa, versehentlich Installationen und dergleichen in den Müll geschmissen haben, schlichtweg weil sie das "Kunstwerk" eben nicht erkannt haben.
[...]
Soll Kunst also nur für einen gewissen elitären Kreis erkennbar sein?

Zur Frage (den ersten Teil des Zitats brauche ich später noch):
Das hat niemand behauptet, aber ich würde die Frage gern an dich zurückreichen. Denn du bist doch derjenige, der bestimmten Kulturprodukten wie Julia-Heftchen und Liebesschnulzen in Radio jede Kunsthaltigkeit absprechen will. Was für ein Kunstverständnis ist das, wenn nicht ein elitäres?

Da ich keine Lust auf eine wischiwaschi PC-Diskussion habe (und das Entsprechende dazu schon gesagt wurde), möchte ich deine vorherige "These" hier nochmal aus einem nüchternen Blickwinkel betrachten:
FTW hat Folgendes geschrieben:
ich habe mehr Chancen heutzutage veröffentlicht zu werden wenn meine Geschichte von einer afrikanischen Rollstuhlfahrerin im Südwesten der USA handelt, als würde ich klassische Kunst/Literatur produzieren.

Hier behauptest du ja nicht nur bestimmte Präferenzen auf dem Buchmarkt, sondern stellst auch zwei sehr verschiedene Dinge gegenüber: Zum einen das konkrete Setting einer Geschichte (Prota, Schauplatz), zum anderen ein recht abstraktes künstlerisches Ideal. Das eine schließt deiner Meinung nach das andere aus. Warum?

Bitte berücksichtige in deiner Antwort auch, dass eine afrikanische Rollstuhlfahrerin in den USA zwar mit deinem Kunstverständnis offenbar inkompatibel ist, während andererseits (Zitat oben) die Putzfrauen im Louvre - überspitzt gesagt - darüber entscheiden sollten, was dort künftig an der Wand hängt.

Vielleicht verstehe ich ja dann, warum du die Deutungshoheit über den "normalen Verstand" beanspruchen darfst. Auch die Frage, wie tief du in die "rechte Ecke" gehörst, wäre dann sicher viel differenzierter zu erkennen.
Werd mal konkret, und gib dir ein bisschen Mühe dabei.


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BlueNote
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Beitrag17.09.2019 13:53

von BlueNote
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Ist ein Dreigroschenroman mehr wert als ein Groschenroman und weniger, als die Dreigroschenoper?
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Bananenfischin
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Beitrag17.09.2019 14:04

von Bananenfischin
Antworten mit Zitat

FTW hat Folgendes geschrieben:

Wenn die Idee hinter einem (Kunst-)werk steht, langt dann die schlechte dilettantische, minimalistische Ausführung um es tatsächlich als Kunst deklarieren zu können?


Nein, heißt meine Antwort unter Streichung des einen Worts, denn Minimalismus bedeutet ja nicht automatisch eine handwerklich ungekonnte Ausführung.
Natürlich ist das Handwerk wichtig.
Ich wollte ausdrücken, dass es unzureichend ist, nur das Werk zu betrachten und nicht die Idee, die Theorie, die Entwicklung etc. dahinter. Es ist für mich unzulässig, jemandem mangelndes Können etc. zu unterstellen, nur weil etwas auf den ersten Blick einfach erscheint.


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schwarzistdiekatz
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Beitrag17.09.2019 14:24

von schwarzistdiekatz
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So, jetzt habe ich mich lange zurückgehalten. Ich finde diese arrogante Überheblichkeit bzgl. "Was ist oder hat Anspruch gute Literatur zu sein" mehr als nervend. Geschmäcker sind eben unterschiedlich und fertig.

Ich z.B. bin weder ein Schiller, ein Fontane, ein Hemingway und schon gar nicht ein Lord Byron. Trotzdem habe ich einen guten Vertrag bei einem namhaften großen Publikumsverlag - soll ich mich deswegen genieren oder irgendjemand anderer der in Genres schreibt, die irgendwer nicht als "hochklassig" bezeichnet.

Ich liebe solche Menschen, die glauben, über alle möglichen Autoren lächelnd herabsehen zu können, aber meist selbst bei keiner einzigen Agentur oder seriösen Verlag landen konnten/können.

Tatsache ist, dass es einen Markt gibt und nachdem richten sich Verlage. Und wenn Leute z.B. gerne gut gemachte Krimis, Thriller, Frauenunterhaltung, Young Adult oder Love-Stories lesen, dann wird der halt bedient. Und hier etwas marktfähiges zu schreiben, bedarf definitiv einiges an Talent.

Außerdem sollten mmn gerade Jung- und Neuautoren mal aufhören sich ständig an irgendwelchen Vertretern der "Weltliteratur" zu messen, sondern lieber darauf schauen, ihren eigenen Stil weiterzuentwickeln bzw ihre eigenen Stärken zu nutzen. Was bei dieser "Ich schreibe jetzt wie XYZ" herauskommt, sieht man ja meist.

Abschließend hat alles Berechtigung, das Freude macht. Wenn wer gerne John Sinclair, Betty, Rosi, Liebende aus Oberbayern oder Pupsi und Stinki (das übrigens von Sebatian Fitzek ist) lesen will, dann ist das halt so und niemand muss hier mit dem Zeigefinger herumwedeln. Das Gleiche gilt, wenn jemand nur Gurdijeff, Kishon, Lovecraft oder Hesse liest.
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Bunt Speck
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Beitrag17.09.2019 14:31

von Bunt Speck
Antworten mit Zitat

Also zwei Ebenen muss ich hier nochmal kommentieren:
1. Die rechte Ecke
2. Was ist Kunst?

Rechte Ecke:

FTW hat Folgendes geschrieben:

Frage:
Darf man dann überhaupt noch auf deutsch sprechen und schreiben, da ganz NS-Deutschland die selbe Sprache benutzt hat?


Ja, das darfst Du noch. Und darum ging es auch gar nicht. Es ging um die Bedeutungen, die in den Worten mitschwingen. Es ging um die Kombination aus "Kunst" und "normalem Verstand", die eben sehr reaktionär anmutet und denjenigen, der das so verbindet in die rechte Ecke rückt, weil das Gegenüber unweigerlich an die Kunstwahrnehmung der Nazis erinnert wird. Diese Schlussfolgerung aufgrund der Wort- und Bildwahl ist naheliegend und, wenn unbewusst gewählt, unglücklich. Nutzen darfst Du sie trotzdem, solltest nur verstehen, wenn Du dann bestimmte Stempel bekommst.
Übrigends ist das ja kein auschließliches Nazi-Deutschland-Problem. Mit falsch gewählten Worten kann man in jedem Kulturkreis anecken ... man muss in China ja nur "Menschenrechte" nutzen. Man sollte also vielleicht ein gewisses Feingefühl für die Wortbedeutung entwickeln. Dann kann auch das Argument "Man darf wohl gar nix mehr sagen" gespart werden.
Solltest Du hier also missverstanden worden sein, wundert es mich, warum Du das Bild weiter verteidigst. Aber gut, das dient vielleicht auch nur der zweiten Frage ...

Was ist Kunst?
Das möchte ich gar nicht beantworten und auch nicht versuchen. Du hast geschrieben:

FTW hat Folgendes geschrieben:

Jeder kann Striche und Farbklekse auf eine Leinwand bringen und es als abstraktes Kunstwerk preisen.
Jeder kann eine Badewanne mit einem Pflaster bekleben und diese dann in ein Museum stellen.
Jeder kann Müll und Plastikflaschen an die Decke kleben und sagen es sei eine Kunstinstallation.
Jeder kann irgendwie ohne sprachliche oder thematische Tiefe bei Durchhaltevermögen eine Geschichte zu Papier bringen.


Sehr wenige können malen wie Caravaggio.
Sehr wenige können einen David bildhauerisch erstellen.
Sehr wenige können etwas eine La Traviata komponieren.
Sehr wenige können ein lyrisch-dichterisches Theaterstück wie Shakespeare oder Schiller erschaffen.


Den ersten Abschnitt würde nahezu komplett bejahen. Aber nur nahezu, weil der Abschnitt mit dem Museum nicht stimmt. In museale Ausstellungen kommen nur die Objekte, die von den Kuratoren als ausstellenswert angesehen werden. Damit kann nur der sein Objekt ins Museum bringen, der mit seiner Arbeit, egal wie, die Kuratoren überzeugt.
Im Fall der Plastikflaschen mag das geklappt haben.

Abschnitt zwei bejahe ich dagegen vollkommen.

Allerdings die Sache mit der schöngeistigen/kontroversen Berührung ist schon wieder nicht Sache des Künstlers, sondenr des Betrachters. Und gemeinsame kulturelle Schätze können auch ganz schnell wieder dem kulturellen Verständnis widersprechen. Das haben nicht nur die Nazis versucht, sondern vor und nach ihnen schon genug andere. Man denke an den Bildersturm in den Kirchen mit der Reformation, denen viele "Kunstschätze" zum Opfer gefallen sind, man denke an die gesprengten Buddhastatuen in Pakistan oder die Zerstörung der Sammlung im Museum Baghdad durch (wenn ich mich jetzt nicht irre) den IS ... Es liegt eben im Auge des Betrachters, ob der David und/oder ein Jackson Pollock Kunst ist.
Und eines ist mir als Musiker, der Techniken kennt, beherrscht und gelernt hat, ganz sicher ... Helge Schneiders Katzeklo schreibt man als Laie nicht. Dazu braucht es Befähigung ... wie auch für einen Mark Rothko.

Daher finde ich auch die Frage nach "einfacher Sprache" und "linguistischem Meisterwerk" Quatsch. Die Unterscheidung treffe ich für mich und andere mögen es anders sehen. Für mich ist Michael Ende ein Meister seines Fachs, für Ranicki nicht.


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FTW
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Beitrag17.09.2019 14:35

von FTW
Antworten mit Zitat

nebenfluss hat Folgendes geschrieben:
FTW hat Folgendes geschrieben:
Genau das wollte ich eben diskutieren.
Es soll ja nicht nur einmal schon vorgekommen sein, wie Putzfrauen im Louvre etwa, versehentlich Installationen und dergleichen in den Müll geschmissen haben, schlichtweg weil sie das "Kunstwerk" eben nicht erkannt haben.
[...]
Soll Kunst also nur für einen gewissen elitären Kreis erkennbar sein?

Zur Frage (den ersten Teil des Zitats brauche ich später noch):
Das hat niemand behauptet, aber ich würde die Frage gern an dich zurückreichen. Denn du bist doch derjenige, der bestimmten Kulturprodukten wie Julia-Heftchen und Liebesschnulzen in Radio jede Kunsthaltigkeit absprechen will. Was für ein Kunstverständnis ist das, wenn nicht ein elitäres?

Da ich keine Lust auf eine wischiwaschi PC-Diskussion habe (und das Entsprechende dazu schon gesagt wurde), möchte ich deine vorherige "These" hier nochmal aus einem nüchternen Blickwinkel betrachten:
FTW hat Folgendes geschrieben:
ich habe mehr Chancen heutzutage veröffentlicht zu werden wenn meine Geschichte von einer afrikanischen Rollstuhlfahrerin im Südwesten der USA handelt, als würde ich klassische Kunst/Literatur produzieren.

Hier behauptest du ja nicht nur bestimmte Präferenzen auf dem Buchmarkt, sondern stellst auch zwei sehr verschiedene Dinge gegenüber: Zum einen das konkrete Setting einer Geschichte (Prota, Schauplatz), zum anderen ein recht abstraktes künstlerisches Ideal. Das eine schließt deiner Meinung nach das andere aus. Warum?

Bitte berücksichtige in deiner Antwort auch, dass eine afrikanische Rollstuhlfahrerin in den USA zwar mit deinem Kunstverständnis offenbar inkompatibel ist (das habe ich nie gesagt), während andererseits (Zitat oben) die Putzfrauen im Louvre - überspitzt gesagt - darüber entscheiden sollten, was dort künftig an der Wand hängt (sagte ich ebenso nicht).

Vielleicht verstehe ich ja dann, warum du die Deutungshoheit über den "normalen Verstand" beanspruchen darfst. Auch die Frage, wie tief du in die "rechte Ecke" gehörst, wäre dann sicher viel differenzierter zu erkennen
Meine linke, rechte, liberale, konservative, religiöse oder atheistische Einstellung, meine Hautfarbe oder Herkunft, Alter und Geschlecht spielen keine Rolle bei der Diskussion einer aufgestellten These, außer man möchte sich zur digitalen Inquisition oder was sonst noch rechnen.
Werd mal konkret, und gib dir ein bisschen Mühe dabei.
Das mache ich die ganze Zeit, ich kommuniziere ja hier, auch wenn anscheinend beide Seiten, ja ich schließe mich da nicht aus, Probleme haben immer alles so "rüberzubringen" wie es gemeint ist....wir sind ja im Internet und sprechen nicht von Angesicht zu Angesicht.




Ich kritisiere den Kunstbetrieb heutzutage, da meiner Meinung nach viel zu viel Wert auf Modernismus gelegt wird, also den Müll, den dann der "einfache Bürger" wegmacht oder unverständlich wegschaut.
Der ganze Begriff "Kunst" wird dahingehend verwässert, das man dann schief angeschaut wird wenn man sagt man sei Schriftsteller/Maler/Bildhauer (gibt's sogar ne Diskussion hier im Forum darüber), weil der "einfache Bürger" über 100 Jahre nun, angefangen mit den Dadaisten, Sachen und Ulk, oder Müll vor die Nase gesetzt bekommt, die er dann nicht mehr versteht und dann echte Künstler, die einen Anspruch versuchen wahrzunehmen mit soetwas dann assoziiert werden.


Dann kritisiere ich weiter die Deutungshoheit die von Modernisten ausgeht, die mittlerweile selbst an den Kunstakademien lehren traurigerweise, und viele von ihnen das vorher da gewesene (Renaissance, Klassizismus, ect.) als schlecht und veraltet darstellen wollen, nur das unbedingt Neue . Beuys war einer dieser Typen.


Sicher sind die Grenzen fließend zwischen Kunsthandwerk und Kunst, zwischen seichter, guter und Weltklasse- Literatur.
Aber Fördergelder für "Kunstaktionen" auszugeben, wie dem nackten Ausziehen einer Dame auf einem öffentlichen Platz, das Stehen ihrerseits auf zwei Stangen und unten am Boden eine leere Leinwand, die dann mit in der Vagina gefüllten Farbe und einem zusätzlich hineingeschobenen rohen Ei herausgepresst und somit "bemalt" wird, halte ich für nicht nur sittenwidrig und dekadent, sondern auch für, und jetzt wird die Überraschung wohl groß sein - keine Kunst.
Egal welcher Professor das verteidigt, egal welche Kunststudenten aus Duckmäusertum und Gefallsucht das gutheißen.


Man mache ein Exempel auf Probe, man nehme eine Kindergartengruppe, die besagte Putzfrau aus dem "Louvre" oder irgendjemanden der nicht im modernen Kunstbetrieb ist und führe ihn/sie in die sixtinische Kapelle und danach vor eine "Installation" mit Cola-Flaschen und Streichholzschachteln - ich wette die sixtinische Kapelle punktet mehr.
Muß und kann alles so episch sein wie diese Gemälde?
Sicher nicht, aber es könnte doch ein Ideal sein auf das es hinzustreben gilt.
Ach ich vergaß, Ideale und Emotionen wecken sind auch ganz schlecht.


Und wenn dann noch solche Vertreter des Modernismus hingehen und der Putzfrau das Kunstverständnis absprechen wollen, evtl. weil sie selber studiert und eine ganz große Ahnung davon hätten, dann bezeichne ich das als elitär.
Vielleicht bekommt dann die Putzfrau echt noch ein schlechtes Gewissen, weil sie die Streichholzschachteln und Cola Flaschen der "Kunstinstallation" in säubernder guter Absicht weggeschmissen hat und hält sich selbst dann für minderbemittelt.
Gute Kunst erreicht aber alle Schichten irgendwie, alle Alters- und Bildungsschichten, womöglich unterschiedlich, aber sie wird als etwas größeres erkannt.
Demütig neige ich mein Haupt vor vielen Gemälden und weiß, daß das eben nicht jeder machen kann und die Muße den Künstler beim Erschaffen begleitet hat.
Das kann ich wohl leider echt nicht über die Gummistiefel im Sand (ja, auch schon gesehen) oder eine weiße Leinwand mit einem roten Punkt darauf sagen.
Beim besten Willen nicht, ich habs probiert, ich schaff's nicht.


FTW hat Folgendes geschrieben:
Kurz angebunden (in der Arbeit) versuche ich den für mich wichtigen Unterschied aufzuzeigen:


Jeder kann Striche und Farbklekse auf eine Leinwand bringen und es als abstraktes Kunstwerk preisen.
Jeder kann eine Badewanne mit einem Pflaster bekleben und diese dann in ein Museum stellen.
Jeder kann Müll und Plastikflaschen an die Decke kleben und sagen es sei eine Kunstinstallation.
Jeder kann irgendwie ohne sprachliche oder thematische Tiefe bei Durchhaltevermögen eine Geschichte zu Papier bringen.


Sehr wenige können malen wie Caravaggio.
Sehr wenige können einen David bildhauerisch erstellen.
Sehr wenige können etwas eine La Traviata komponieren.
Sehr wenige können ein lyrisch-dichterisches Theaterstück wie Shakespeare oder Schiller erschaffen.


Erstere, wenn ihre Talente und ihre Befähigungen nicht weiter reichen, können sich im besten Falle "Hobby-Kunsthandwerks-X" nennen, während
zweitere aufgeführte Gattung Mensch etwas geschaffen hat, was sehr viele Menschen berührt ob schöngeistig oder kontrovers, als Meister ihrer Zunft beinahe unerreichbar in der Wiederausführung für andere - etwas was die Zeiten übersteht, worauf sich Kultur u. a. begründet und wir dann in der Zukunft darauf staunend, nicht zurückgeschreckt oder gar angeekelt blicken können.

...ich sehe immer noch keinen der mir da eine andere Sichtweise erläutert.
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schwarzistdiekatz
Geschlecht:männlichEselsohr


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Beitrag17.09.2019 14:38

von schwarzistdiekatz
Antworten mit Zitat

Bunt Speck hat Folgendes geschrieben:
Daher finde ich auch die Frage nach "einfacher Sprache" und "linguistischem Meisterwerk" Quatsch. Die Unterscheidung treffe ich für mich und andere mögen es anders sehen. Für mich ist Michael Ende ein Meister seines Fachs, für Ranicki nicht.

Genau so ist es, ganz abgesehen davon, dass "einfaches" Schreiben oder zb auch elliptisches Schreiben an sich schon eine eigene Kunstfertigkeit ist, die nicht jeder beherrscht. Wie hat Churchill so schön gesagt: "Hätte ich mehr Zeit gehabt, wäre meine Präsentation kürzer geworden."
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