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Einfacher Schreibstil vs. linguistische Meisterwerke

 
 
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Ca_Su_
Leseratte
C


Beiträge: 123



C
Beitrag18.05.2019 11:06
Einfacher Schreibstil vs. linguistische Meisterwerke
von Ca_Su_
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,
Mir ist aufgefallen, dass es eine deutliche Diskrepanz zwischen den Texten, die ich schreibe und denen, die ich für unglaublich gut halte, gibt.
Wenn ich mir mein Geschreibsel anschaue, dann ist der Text sehr schlicht gehalten, hier und da mal ein Fremdwort, aber nichts Verrücktes. Es geht mehr darum eine Geschichte zu erzählen.
Lese ich einen Text, der mich selber begeistert, dann ist das oft etwas verworrener (alleine vom Satzbau), beschreibt viel tiefgründiger Emotionen und macht nochmal einen Kontext Schlenker bevor er die eigentliche Sache auf den Punkt bringt.
Ich denke für die breite Masse ist ein einfacher Schreibstil wesentlich leichter zugänglich. Ergo als Autor vielleicht sogar... Besser? Immerhin will man seine Bücher an möglichst viele Menschen mit unterschiedlichen Bildungsniveau verkaufen.
Richtig beeindruckt bin ich, aber wie gesagt oft mehr von anspruchsvolleren Texten.
Wie geht es euch da? Denkt ihr auch, dass ein einfacher Stil helfen kann oder geht es euch darum auch das letzte aus der Sprache, der Dichter und Denker herauszuholen? smile
Freue mich über eure Antworten.
Viele Grüße
Ca_Su
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hobbes
Geschlecht:weiblichTretbootliteratin & Verkaufsgenie

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Beiträge: 4294

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
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Beitrag18.05.2019 11:29

von hobbes
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also ich mag ja am liebsten anspruchsvolle Texte, die ganz einfach daherkommen
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Ruby Smith
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 33
Beiträge: 1180
Wohnort: Kenten


Beitrag18.05.2019 12:50

von Ruby Smith
Antworten mit Zitat

hobbes hat Folgendes geschrieben:
also ich mag ja am liebsten anspruchsvolle Texte, die ganz einfach daherkommen


Das ist, denke ich, sowieso das Ideal. lol2


_________________
I'd like to add some beauty to life. I don't exactly want to make people know more... though I know that is the noblest ambition, but I'd love to make them have a pleasanter time because of me... to have some little joy or happy thought that would never have existed if I hadn't been born.

(Anne Shirley - Anne of Green Gables, Lucy Maud Montgomery)
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag18.05.2019 14:54

von BlueNote
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Zitat:

Wie geht es euch da? Denkt ihr auch, dass ein einfacher Stil helfen kann oder geht es euch darum auch das letzte aus der Sprache, der Dichter und Denker herauszuholen?

Ich kann einfache Texte nicht ausstehen. Wenn es nach mir ginge, könnte das alles auf dem Müll landen (wahrscheinlich wäre dann mein Roman auch mit dabei). Ein bisschen das letzte aus der Sprache rausholen für sein linguistisches Meisterwerk, müsste ein Autor für mich schon. Aber das tun ja auch die meisten, die ich lese ... auch die Übersetzungen.

Oberflächliches Geschreibsel ödet mich an. Was ist der Sinn von dieser Art Literatur?
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Ca_Su_
Leseratte
C


Beiträge: 123



C
Beitrag18.05.2019 22:08

von Ca_Su_
pdf-Datei Antworten mit Zitat

@hobbes: die lieben wir denke ich alle lol2

@bluenote: oh, eine sehr extreme Meinung ^^ liest du wirklich nie einfachere Sachen? Nur weil der Stil schlicht ist heißt es ja nicht zwangsläufig, dass der Autor nichts zu sagen hat.
Mir fällt es oft nach einem langen Tag schwer noch anspruchsvolle Literatur zu genießen, dafür muss ich Konzentration und Ruhe haben. So ein 08/15 Krimi hingegen lässt mich oft gut abschalten vorm Schlafen gehen.
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gold
Geschlecht:weiblichPapiertiger


Beiträge: 4939
Wohnort: unter Wasser
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Beitrag19.05.2019 08:32

von gold
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Hallo Ca_Su_ ,

klasse, das Thema deines Threads. Mich treibt dieses Thema auch um. Und bei mir gibt es auch einen Unterschied zwischen dem Stil, den ich lese und dem, den ich schreibe. Ich versuche möglichst viele-leser-kompatibel zu schreiben, weil ich nicht will, dass mein Roman irgendwo vor sich hindümpelt.  
Ich lass mich gerne von Literatur verführen, die mich durch ihren Stil mitzunehmen weiß, und das ist oft durch einen anspruchsvolleren Stil, wobei ich kein Freund von Prosa bin, an deren Sätzen ich kauen muss, um sie zu verstehen. Bei Lyrik ist das etwas anders. Da knabbere und goutiere ich ganz gerne.
Ich habe die Lyrik für mich entdeckt, weil ich da die Freiheit schätze, mit der Sprache zu spielen. Sie stellt für mich einen angenehmen Ausgleich zu meiner Schreibe in der Prosa dar, wobei ich mein Schreiben nicht niedermachen will. Ich stehe dazu, und es gefällt mir auch, kann ich dadurch schließlich eine Herzensangelegenheit an andere weitergeben.  

Und um mal auf einen ganz berühmten Vetreter der Prosa zu sprechen zu kommen: Hemingway. Er stellt mit seinem Roman "Paris - ein Fest fürs Leben" ein Beispiel für einen einfachen Schreibstil dar. Er treibt diesen sogar auf die Spitze. Sein minimalistischer Stil hat mich aufgerüttelt und richtiggehend entsetzt.


_________________
es sind die Krähen
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Make Tofu Not War (Goshka Macuga)

Es dauert lange, bis man jung wird. (Pablo Picasso)
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Catalina
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 51
Beiträge: 427
Wohnort: Kehdingen


Beitrag19.05.2019 21:42

von Catalina
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Was mich immer wieder beeindruckt: ein einfacher Stil, der mich trotz seiner Einfachheit berührt und mitnimmt. Manchmal aufgrund der ausgewählten Worte, manchmal aufgrund der Satzstellung und ganz oft, ohne dass ich einen Grund dafür benennen könnte.
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Stefanie
Reißwolf


Beiträge: 1741



Beitrag20.05.2019 10:11

von Stefanie
Antworten mit Zitat

Ich finde s ok, wenn der eigene Stil ein anderer ist als der, den man gerne liest.
Ein Buch ist für mich gut, wenn ich immer wissen will, wie es weitergeht.
Das muss nicht mit vielen Handlungschlenkern und komplizierten Satzkonstruktionen aufgehübscht werden.
Wenn ich mir über die Grammatik Gedanken mache, ist das eher ein Zeichen, dass mich die Handlung nicht packt.
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agu
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 49
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Wohnort: deep down in the Brandenburger woods


Beitrag20.05.2019 11:47

von agu
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Ich definiere die Qualität eines Buches für mich nicht über die linguistische Kunstfertigkeit, schätze sie aber sehr, wenn ich sie treffe - und sie zum Thema respektive dem Genre passt.

Ich sehe das ansonsten wie Hobbes - die Kunst ist es, das genau richtige Maß an Simplizität zu finden, das aber auf höchsten Niveau.

Ein Buch besteht für mich aus drei wesentlichen Elementen, die alle jeweils gut funktionieren müssen: Eine spannende, nicht vorhersehbare Handlung mit fesselnder Dramaturgie. Charismatische Charaktere, an denen man klebenbleibt. Textschönheit - also die linguistische Umsetzung.

Ich bewundere es, wenn jemand innerhalb des ihm eigenen Stils eine gewisse Meisterschaft erreicht. Das kann opulente Sprachmalerei sein (Charlotte Lyne in ihren historischen Romanen haut mich mit ihrer üppig-prachtvollen, fast sinnlichen Sprache immer vom Hocker, oder Antonia Michaelis, bei der die Sprache sich anfühlt wie eine Wiese mit Sommerblumen), oder ebenso ein knapper, adrenalingetränkter Stil für einen Thriller (meisterlich: Don Winslow oder Lee Child).

Sprachschönheit entsteht ja immer aus der richtigen Kombination vieler Elemente - Wortwahl und Wortbilder, Rhythmus und Klang (der Ratschlag, sich Sätze laut vorzulesen, kommt nicht von ungefähr - es macht einfach oft einen Unterschied, ob man nicht doch noch ein zweisilbiges Synonym für ein Wort findet, wenn drei Silben den Klang holprig machen), Vielfalt und Balance in Komplexität und Länge von Worten und Sätzen. Besondere Metaphern aus starken (weil selten verwendeten) Worten, die aber Raum zum Atmen brauchen und am besten in einer Wiese aus kleinen Allgemeinplätzen blühen... (Verzeihung, schon die zweite Botanik-Referenz ... liegt daran, dass meine Arbeitsplatzfenster auf den Garten rausgehen).



Liebe Grüße,
Andrea


_________________
Meine Bücher:
Engelsbrut (2009 Sieben, 2011 LYX) | Engelsjagd (2010 Sieben) | Engelsdämmerung (2012 Sieben)
Die dunklen Farben des Lichts (2012, SP)
Purpurdämmern (2013, Ueberreuter)
Sonnenfänger (2013, Weltbild)
Kill Order (2013 Sieben)
Choice / als Chris Portman (2014, Rowohlt)
Wie man ein Löwenmäulchen zähmt / als Eva Lindbergh (2016, Droemer Knaur)
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Klemens_Fitte
Geschlecht:männlichSpreu

Alter: 41
Beiträge: 2934
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag20.05.2019 15:22

von Klemens_Fitte
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So ganz weiß ich nicht, was ich mir unter linguistischen Meisterwerken vorstellen soll, aber vielleicht findet sich
hier
etwas?


_________________
100% Fitte

»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer)
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Ca_Su_
Leseratte
C


Beiträge: 123



C
Beitrag21.05.2019 11:27

von Ca_Su_
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gold hat Folgendes geschrieben:

 Und um mal auf einen ganz berühmten Vetreter der Prosa zu sprechen zu kommen: Hemingway. Er stellt mit seinem Roman "Paris - ein Fest fürs Leben" ein Beispiel für einen einfachen Schreibstil dar. Er treibt diesen sogar auf die Spitze. Sein minimalistischer Stil hat mich aufgerüttelt und richtiggehend entsetzt.


Den Buchtipp nehm ich gleich mit für den nächsten Urlaub smile

Stefanie hat Folgendes geschrieben:
Wenn ich mir über die Grammatik Gedanken mache, ist das eher ein Zeichen, dass mich die Handlung nicht packt.

 
Haha, ein wahres Wort lol2

agu hat Folgendes geschrieben:

adrenalingetränkter Stil für einen Thriller (meisterlich: Don Winslow oder Lee Child).


Kenn ich auch noch nicht, werde ich jetzt aber aus reiner Neugier lesen müssen ^^

agu hat Folgendes geschrieben:

Besondere Metaphern aus starken (weil selten verwendeten) Worten, die aber Raum zum Atmen brauchen und am besten in einer Wiese aus kleinen Allgemeinplätzen blühen... (Verzeihung, schon die zweite Botanik-Referenz ... liegt daran, dass meine Arbeitsplatzfenster auf den Garten rausgehen).


Seh ich ganz genauso!
 Botanik-Referenzen haben automatisch etwas sehr malerisches, also gerne mehr davon wink

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:

So ganz weiß ich nicht, was ich mir unter linguistischen Meisterwerken vorstellen soll, aber vielleicht findet sich
hier
etwas?


Definitiv findet sich da etwas, denke sogar schon fürs Wochenende. Auch vielen Dank für diesen gehaltvollen Tipp wink
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FTW
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 41
Beiträge: 28
Wohnort: Ich sehe in der Ferne die Berge


Beitrag16.09.2019 15:48

von FTW
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BlueNote hat Folgendes geschrieben:
Zitat:

Wie geht es euch da? Denkt ihr auch, dass ein einfacher Stil helfen kann oder geht es euch darum auch das letzte aus der Sprache, der Dichter und Denker herauszuholen?

Ich kann einfache Texte nicht ausstehen. Wenn es nach mir ginge, könnte das alles auf dem Müll landen (wahrscheinlich wäre dann mein Roman auch mit dabei). Ein bisschen das letzte aus der Sprache rausholen für sein linguistisches Meisterwerk, müsste ein Autor für mich schon. Aber das tun ja auch die meisten, die ich lese ... auch die Übersetzungen.

Oberflächliches Geschreibsel ödet mich an. Was ist der Sinn von dieser Art Literatur?



Finde ich ähnlich. Der Schriftenersteller sollte sich Mühe geben, idealerweise klassische nationale und internationale (Übersetzungen) Literatur in Mengen gelesen haben um zumindest einen Überblick zu erhalten, was alles mit Sprache möglich gemacht, welche Finessen und Doppeldeutigkeiten in der Literatur angedeutet werden können. Mal ganz abgesehen vom handwerklichen Zeug wie Spannungsaufbau, interessante Charaktäre ect.


Da stellt sich nun generell die Frage, ob alles was geschrieben wird auch einen künstlerischen Anspruch hat.
Hat ein Julia Roman einen solchen Anspruch?
Ein anderer Dreigroschenroman?
Meiner Meinung nach nicht, da in der Regel weder eine besonders packende Sprache gegeben, noch eine besonders packende Geschichte drinnen ist.


Jetzt wird der geneigte Hobbyautor natürlich sagen:
"Aber Kunst liegt im Auge des Betrachters (Geschmack)."
Dem kann ich nur entgegnen:
Nein, ein absolutes nein.
Kunst, und dazu zählt die (klassische, nicht modernistische) Literatur eben auch hat mit ihren Geschwistern Malerei, Bildhauerei, Musikkomponiererei eben etwas gemeinsam - sie soll ein Ideal herausarbeiten, Emotionen wecken und Schönheit (auch im Grusel) wecken, vor allem muß Kunst etwas aussagen (nein, nicht moralisch, nicht Oberlehrerhaft, wir müssen auch damit nicht dakor gehen - eine Aussage ist aber Voraussetzung).


Sagt einer das stimmt etwa nicht?
Gut, dann folgendes Beispiel, natürlich Literaturnobelpreiswürdig, denn was in der Malerei geht, muß dann ja auch in der Schreibezunft ebenso funktionieren:


[...Roter Kreis, grauer Punkt, ;; Schräge Linie mit Kreis am Ende, Farbe gelb, blau und metallisch-perlende Fläche rechts unten in der Seite. ...]


Große Kunst nicht wahr?
Was habe ich gemacht?
Das was seit einigen Jahrzehnten in der bildenden Kunst "vollbracht" wird.
Jeder kennt sie, kaum einer mag sie; die Rede ist von 'abstrakter' "Kunst".


Um in dieser artverwandten Symbolik verhaftet zu bleiben:
Das klassische Portrait einer oberbayerischen Voralpenlandschaft mit einem röhrenden Hirsch davor, ist mir und jedem mit normalen Verstand viel lieber, als eine nicht grundierte Leinwand mit ein paar Spritzern und Strichen darauf.


Und es ist scheißegal ob der Kunstbetrieb, Ranicki, der Literaturclub oder irgendwelche "Kritiker" den Mist aus Geldgier und noch niederen Motiven dann auch noch in den Himmel loben wollen.
Scheiße bleibt Scheiße, auch wenn ich dem Kackehaufen einen Preis verleihe.
Und Fett in der Ecke bleibt immer noch Fett und wird über Zeit nur noch ranziger....


Kurz:
Niemand käme auf die Idee zu seinen kleinen Kindern zu sagen, das Bild welches sie da eben kritzelten, sei große Kunst. Man sagt eher:
"Schön, haste gut gemacht. Die Sonne und die Finger mußt du aber noch ein wenig üben."
Nicht anders ist es in der Literatur.


Nur wird heutzutage soviel Unsinn im Kunstbetrieb produziert, da werden Agenden durchgedrückt die dann in den Himmel gelobt werden bei "Literaturclub" vom SRF & Co, die kaum mehr etwas mit dem originalen Auftrag der Kunst, nämlich Schönheit und das Greifen nach dem Ideal, zu tun haben.


Warum gibt es heutzutage keinen Schiller mehr? Keinen Fontane?
Keinen Lord Byron?
Kein Monet, kein Waldmüller?
Das Schöne ist zerstört worden, die Scheißewerfer haben Konjunktur und ich habe mehr Chancen heutzutage veröffentlicht zu werden wenn meine Geschichte von einer afrikanischen Rollstuhlfahrerin im Südwesten der USA handelt, als würde ich klassische Kunst/Literatur produzieren.


Unsere Gesellschaft sagt unseren kleinen Kindern nicht mehr:
"Schön (um zu motivieren), aber da mußt du noch ein bisschen üben an den Proportionen(konstruktive Kritik)."
Sondern sie lobt fast alles ausnahmslos in den Himmel.


Wie dem auch sei.
Einfache Texte von Menschen geschrieben die mehr als 1 Minute (ist eh schon sehr tolerant) zum Lesen einer A4 Seite benötigen, langweilen mich auch zumeist.
(obiges ist natürlich eine Verallgemeinerung).


Das war jetzt mein Meerrettich dazu.
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Klemens_Fitte
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Alter: 41
Beiträge: 2934
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Beitrag16.09.2019 19:14

von Klemens_Fitte
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Es ist lange her, dass ich einen derart unterhaltsamen Stuss im Forum gelesen habe. Danke dafür.

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Gerling
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G
Beitrag16.09.2019 20:02

von Gerling
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Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Es ist lange her, dass ich einen derart unterhaltsamen Stuss im Forum gelesen habe. Danke dafür.


Frenetischer Applaus. Nur unterhaltsam fand ich es eher nicht ...


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nebenfluss
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Beitrag16.09.2019 20:37

von nebenfluss
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FTW hat Folgendes geschrieben:
Warum gibt es heutzutage keinen Schiller mehr? Keinen Fontane?
Keinen Lord Byron?
Kein Monet, kein Waldmüller?

Ich glaube, sie sind einfach gestorben.
Ich war allerdings nicht dabei, weiß das nur vom Hörensagen.


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Mare
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Beitrag16.09.2019 20:53

von Mare
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Also ich bin zwar ein Anfänger und werde wahrscheinlich gleich eine auf die Nase bekommen, aber ich finde, auch einfach Kunst kann schön sein. Ich kann mit einfacher Sprache oder Gestiken viel ausdrücken und Emotionen auslösen, ohne das es langweilig oder abfällig herüber kommt.
Er strich mir mit seinem Finger zart über die Haut, ganz sanft, fast wie ein Windhauch und doch entfachte er ein Feuer in mir. Das Prickeln, das über meine Haut streift und in mir ein Schaudern auslöst. Ein Lächeln mit den Augen, warmherzig und doch lag ein lüsternes Funkeln darin.
Jetzt könnte ich so weiter schreiben und doch sind es einfache Sätze, die aus meiner Sicht viel ausdrücken können und nicht armselig wirken.
Ist aber nur die Meinung von einem Anfänger, der jetzt gleich in Deckung geht....


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Nina
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Beitrag16.09.2019 20:55

von Nina
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hallo ftw,

ich hab gelacht. schöner ironischer text.

zum thema von wittgenstein: "alles was sich sagen lässt, lässt sich klar sagen" und:
stil ist die fähigkeit, komplizierte dinge einfach zu sagen - nicht umgekehrt. (jean cocteau).
intelligente texte in schlichter sprache, sind m.e. das beste.

lg
nina


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kioto
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Beitrag16.09.2019 21:20

von kioto
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Hallo Nina,

Wittgenstein lebe hoch, bin ganz seiner Meinung.

Als SF und Belletristikleser bin ich Literaturmuffel. An Büchern aus der Shortlist zum deutschen Buchpreis bin ich regelmäßig gescheitert. Eines nervte endlos mit Metaphern, eines verzichtete auf die Kennzeichnung wörtlicher Rede, eines reihte Sätze endlos aneinander.
Ich gab schon auf. Dann, in unserer "Gemeindebücherei" (Büchertauschregal im Flur) fand ich 1q84 von Murakami Buch 1-3, 1500 Seiten. Ich fing an zu lesen und konnte nicht mehr aufhören. Keine Action, kaum Handlung, ein bisschen Romantik, ein bisschen Krimi, ein bisschen Phantastik, ein Schuss Mystik. Lange Beschreibungen von Kleinigkeiten, ein Schreibstil ohne jede Verzierung. Jeder Satz klar und eindeutig. Trotzdem oder gerade deswegen, Klasse.


_________________
Stanislav Lem: Literatur versucht, gewöhnliche Dinge ungewöhnlich zu beschreiben, man erfährt fast alles über fast nichts.
Phantastik beschreibt ungewöhnliche Dinge (leider m.M.) meist gewöhnlich, man erfährt fast nicht über fast alles.

Gruß, Werner am NO-Kanal
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Nina
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Beiträge: 5002
Wohnort: Berlin


Beitrag16.09.2019 21:25

von Nina
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Hallo Kioto,

ja, Murakami kann das, das stimmt. Auch Kafka hat in einfacher Sprache geschrieben. Und das ist ein Meisterschreiber gewesen.

LG
Nina


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schwarzistdiekatz
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Wohnort: Graz


Beitrag17.09.2019 01:40

von schwarzistdiekatz
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"Wahre" Schreibkunst Rolling Eyes
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FTW
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Alter: 41
Beiträge: 28
Wohnort: Ich sehe in der Ferne die Berge


Beitrag17.09.2019 06:45

von FTW
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@Klemens_Fitte
@Gerling

Mir ist klar, wenn man gewisse Dinge anspricht sich eben nicht nur Freunde zu machen.


Ich bleibe bei der These:
Für mich gibt es einen Unterschied zwischen "Krieg und Frieden", "Anna Karenina", "Effie Briest", "Kabale und Liebe" usw.
und
dem persönlichen Ausheulen vieler Autoren a lá
'Susi verliert ihren Mann (oder perspektivisch ihren Hund) und bewältigt nun ihre Trauer' (dann auch noch in sehr einfacher Sprache gehalten).
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BlueNote
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Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag17.09.2019 07:35

von BlueNote
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Zitat:

Mir ist klar, wenn man gewisse Dinge anspricht sich eben nicht nur Freunde zu machen.

Würdest du die "gewissen Dinge" in einem Literaturforum ansprechen und nicht in einem Schriftstellerforum (für Unterhaltungsliteratur), sähen die Reaktionen sicherlich anders aus. Es gibt genügend Menschen, die sich immer noch mit (Welt-)Literatur beschäftigen und sie lieben, auch wenn man hier die Prioritäten anders setzt.
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