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So ein Scheiß


 
 
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firstoffertio
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Beitrag04.07.2019 21:22

von firstoffertio
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Treffen diese vier Zeilen auf alle Gruppen zu?
Sie sind sehr allgemein formuliert.
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Tula
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Beitrag04.07.2019 23:09

von Tula
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Das Ende habe ich genauso verstanden wie jeder andere Leser auch, und ebenso die Distanzierung gleich in S1.
Es ging mir um die Abfolge der Beobachtungen und der Darstellung der "empfundenen Wirklichkeiten", hinter welchen sich viele weitere Fragen öffnen. Sonst würde das Gedicht in einer weniger interessanten Verallgemeinerung enden (alles Idioten).

Ich bemerke trotzdem, dass du kein besonderes Interesse an der Diskussion hast. Vielleicht siehst du die Leser auch nur als Fata Morgana. Your choice.

G
Tula


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Cholyrika
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Beitrag05.07.2019 08:35

von Cholyrika
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Interesse an Diskussion?
Doch habe ich....und das sogar sehr.
Jedoch ist Diskussion eine Verallgemeinerung,
deren Qualität im Auge des Betrachters liegt.

Also nichts für ungut, wenn ich manchmal wortkarg wirke.
Das ist meine Art. Wink


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gold
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Beitrag05.07.2019 12:30

von gold
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@Patrick Schuler

habe dir eine PN geschickt.


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Es dauert lange, bis man jung wird. (Pablo Picasso)
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Berni
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Beitrag06.07.2019 23:42

von Berni
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Patrick Schuler hat Folgendes geschrieben:
Hallo Cholyrika

Wirklichkeit.
So ein Scheiß.
Irgendeine arme Sau, die sich in die Hose pinkelt und mit Hitlergruß
durch meine Straße marschiert. Deutschland-Trikot. Deutsches reines Bier und
ein leichter Geruch nach Erbrochenem. Wirklichkeit eben.

Wirklichkeit? Das ist ein sehr dehnbarer Begriff. Wirklich ist schon, was du beschreibst. "Wirklichkeit" aber in diesem Kontext, (ohne zu erläutern) gleichzusetzen mit: "überall Wirklich" ist ersteinmal nur gewagt.

Und dann direkt dasss nächste Problem: du sprichst hier, sofern dein Gedicht irgendeinen politisch-öffentlichen Diskurs berühren möchte, von einem allgemeinen und kollektivem Phänomen. Wirst aber im Fortlauf des Gedichtes, den direkten Bezug zu der Politischen Gruppe herstellen, die als "Rechtspopulistisch" bezeichnet wird. Erste Vermischung zweier völlig Unterschiedlicher Ebenen.

Der "Neo-Nazi" den du hier zu schildern versuchst, also eine bestimmte Art Mensch die einen ver(h)ehrenden, konkreten Bezug zur Ideologie des Nationalsozialistischen "Staates" aufweist, ist (und ja, es ist halt so) faktisch immer noch eine Minderheit in diesem Land. Jedenfalls nicht "Wirklichkeit eben" im Sinne von "überall eben"

Aber damit hast du ausversehen so ziemlich alles angeschnitten, was im Politischem Diskurs heute "schiefläuft".

"Nazi", oder "Neo-Nazi" oder "Rassist" sind ganz konkrete Begriffe, mit einer ganz konkreten Bedeutung! "Rassist" ist man zb. nur dann, wenn man (im Wissen darum) andere "Ethnien" aufgrund ihrer "Biologie" unterschiedlich wertvoll einschätzt. Wenn jm. sagt: die scheiß Ausländer...aber keinerlei Wertung der "Ausländer" aufgrund ihrer "Ethnie" trifft... ist er kein Rassist...

Dasselbe bei "Neo-Nazi" oder anderen Begriffen. Dennoch wird so ziemlich jedem, der auch nur in die falsche Richtung Kritik äußert, genau dieser Stempel an die Stirn geklotzt!

Aber die meisten "Rechtspopulisten" sind Menschen, die zb. über Flüchtlinge rein Kulturell urteilen. Die "Ethnie", ja sogar die Nation, kommt im Urteil, bis auf wenige Ausnahmen, überhaupt nicht vor...

Die Angst vor den "Anderen" bezieht sich im Wesentlichen, auf die islamisch geprägte Politik in ihren Herkunftländern.

Und der politische Islam ist nunmal ein Problem, ein ziemlich großes sogar.

Das hat natürlich auch einen Bezug zur Flüchtlingsfrage: es ist nun leider einmal Fakt, dass Zuwanderer als Bevölkerungsgruppe, im Vergleich mit jeder anderen Bevölkerungsgruppe überproportional viele Sexual und Gewaltstraftaten verüben. Das wird im öffentlichen Diskurs allerdings so wenig als möglich erwähnt und wird es erwähnt, sind die Gründe, die dafür genannt werden oft haarsträubend...nun ja:

Bsp? : Die Straftaten hängen vom Alter der Straftäter ab. Die Zuwanderer haben ein Alter, in dem alle Menschen faktisch mehr Straftaten begehen, als der Rest der Bevölkerung. Punkt.

Das dabei natürlich nicht erwähnt wird, dass sich die Straftaten anderer Bevölkerungsgruppen eher auf: ich vertick mal nen Zehner Weed, oder werf nen Salamibrot ans Jobcenterfenster beschränken, ist ..warum genau so?

Oder man sagt: die Zuwanderer sind deshalb so überproportional oft in den Statistiken zu finden, weil sie eher angezeigt werden als andere Bevölkerungsgruppen.

Aha...bei Mord, beide Arme brechen oder Vergewaltigung?  Ich will ja nichts sagen, aber bei Mord, oder Vergewaltigung, oder schwerer Körperverletzung fällt es schon schwer genug, dass nicht zu bemerken...
Und die meisten bemerkten Fälle eben...


Und das ist doch grotesk! Wieso glauben die Leute, man könne die Probleme in der Wirklichkeit nicht bemerken, ohne dabei in eine bestimmte politische Ecke gedrückt zu werden? Natürlich begehen Zuwanderer im Durchschnitt eher bestimmte Straftaten, schließlich sind sie mit anderen Normen aufgewachsen, durch andere Strukturen geprägt worden, so wie sich in Amerika eben eher Gangs bilden, als in Norwegen. Damit ist überhaupt nicht gegen die Menschen an sich gesagt! Nichts...

Ich bin der festen Überzeugung, dass alles das, was wir als "das Gute" bezeichnen, jedem Menschen, sofern er nicht über schwerwiegende Hirnschädigungen verfügt, als aktiver Teil dieser Spezies und seiner Persönlichkeit zugehörig ist. Denn das "Gute" ist ja nichts weiter als eine kurzeitige Grenzaufhebung, man erkennt sich, in irgendeiner Art und Weise im Anderen wieder und alle Verurteilungen fallen zumindest partziell und für einen Moment weg. Dann helfen wir, sind liebevoll und kümmern uns umeinander.

Aber alles das, was wie das "Böse" nennen, ist niemals aktiv, sondern immer nur Reaktion. Kein Mensch setzt sich ohne Vorgeschichte aus Lust und Laune dahin und beschließt seinen Nachbarn zu misshandeln. Das Leid, das er erfahren hat, ist das Motiv dafür, dass er anderen Leid zufügt.

Warum sage ich das? Ganz einfach:
Natürlich ist der Straffällig gewordene Zuwanderer kein minderwertiger, schlechter, böser Mensch, sondern j m. der an bestimmten Normen, Dogmen, Vorstellungungen und Autoritäten, die ihn kulturell und sozial geprägt haben, leidet. Es reicht ja schon, dass ein Mensch mit einer bestimmten, hochgradig bornierten Religion in Kindertagen konfrontiert wurde, um ganze Teile seiner Persönlichkeit so weit voneinander abzuspalten, das bei bestimmten Lehrsätzen und Handlungsanweisungen der Streit zwschen Emotion und Dogma so krasse Außmaße annimmt, dass er dem Dogma folgen muss, weil er sonst der Emotion recht geben müsste.

Kurz, kein Mensch ist als Mensch schlechter, grausamer, minderwertiger als irgend ein anderer Mensch. Er kann aber natürlich durch gewissen Prägungen eine besonders hohe Tendenz zu destruktivem Verhalten aufweisen.

Das! wird in der Hauptsache kritisiert, eben nicht seine Herkunft, Nation oder Hautfarbe. (einige Spinner ausgenommen)

Wie weit sich diese Strukturell bedingte moralische Realitätsverzerrung ausgebreitet hat und wie sie dazu beiträgt, das der politische (Dis)kurs zum Selbstläufer wird, der es immer schwerer macht, noch einzugreifen zeigt ein einfaches bsp.:


Das Christchurch Attentat (verachtenswert!!!) ist durch die Medien gegangen, wie kaum ein anderer Terroranschlag. Der Attentäter hatte allerdings in einer Schrift von ihm genauestens erklärt, warum und wie er dieses Attentat begehen wird. (Warum ich das weiß ?ganz einfach, weil ich verdammt nochmal verstehn wollte, was der Dreck sollte.)

Was schreibt er darin?

1. wenn ich das Attentat begehe, stürzen sich Alle! Medien darauf, weil es Rechts motiviert ist.

2. wenn ich das Attentat begehe heize ich die Stimmung zwischen Links und Rechts derart an, das es zum Kollaps kommen könnte.

3. ich gebe als mein Vorbild eine Person an, die zwar alles andere als ein Nazi, ein Rassist oder sonst etwas wäre, aber politisch Rechts orientiert ist. Das heizt die Stimmung weiter an.

4. ich spende in allen möglichen Ländern, den dort bekannten Vertretern einer "identitären" Politik Geld. Dann werden sich die Medien wie die Geier darauf stürzen und weil ich rechtsextrem bin, die betroffenen Personen ebenfalls als Rechtsextrem hinstellen, dass wird dann in der Öffentlichkeit auf möglichst alle Vertreter dieses politischen Standpunktes angewandt und heizt die Stimmung weiter an. (In Deutschland Martin Sellner)

Ziel der ganzen Sache ist es, dass die aufgeheizte Stimmung dazu führen soll, dass über ein Verbot der rechten Parteien nachgedacht wird und hoffentlich auch durchgesetzt wird. Dann werden sich große Teile der Bevölkerung nicht nur zu Unrecht diskriminiert, sondern auch gar nicht mehr repräsentiert fühlen. Was in der Folge Bürgerkriege auslösen soll.

Und wisst ihr was? Diese strunzen Ideen haben den Politischen Diskurs über Monate genauso, wie der Depp es geplant hat, dominiert! Genau so...

Es wurde in den USA über den Umweg des Waffengesetzes die Stimmung gefährlich angeheizt.

Bei seinem "Vorbild" ...dasselbe.

In Deutschland war Martin Sellner in allen präsenten Medien plötzlich eine Art Anführer einer Rechtsextremen Bewegung, die die ganze Gesellschaft bedroht. (Dabei ist der Typ bloß der Meinung, dass Kulturen getrennt gelebt werden sollten)

Es wurde sogar über Verbote nachgedacht. Gott sei Dank, ist in die Richtung nichts geschehen.

Wenn irgend ein Typ, mit ein paar so einfacher Ideen, den gesammten politischen Diskurs, genau wie er es geplant hatte, lenken kann, weil die Struktur dahinter immer dieselbe ist und es keiner bemerkt, läuft dann nicht irgendetwas gewaltig schief?

(Die Jounalisten haben dieses Buch ja sogar lesen müssen und dennoch genau das getan, was er ihnen zu tun vorgegeben hat)


Das passiert, wenn man nur noch moralisch urteilt.


Opa erzählt von Russland,
oder war es Mallorca? Er hat es vergessen, aber schlimm war es, sagt er.
Und ich glaube ihm. Alles.
Er ist mein Opa. Seine Wirklichkeit ist meine Wirklichkeit. Oder nur eine
Vermutung von Überleben.


Nopp, eben nicht. Es geht in dem ganzen Diskurs an so ziemlich gar keinem Punkt um das vergessen und dadurch wiedererstarken Nationalzozialischtischen Gedankenguts.

Es geht einzig und allein darum, das eine große Bevölkerungsschicht Probleme wahrnimmt, die im öffentlichem Diskurs nicht nur bloß zensiert vorkommen, sondern alle die, die darauf hinweisen so heftig bloßgestellt werden, dass sie zur einzigen Partei und Bewegung greifen, die diese Probleme anspricht. Dass die Lösungsvorschläge derselben teilweise dämlich und teilweise einfach ekelhaft sind, spielt dann keine Rolle mehr.

Letztlich ist es die Behandlung dieser Themen, die du, ohne es irgendwie schlecht zu meinen!,  an den Tag legst, die die Leute in die Rechte Politik drängen. Nicht ein wiedererstarken von Nazi-Gedanken -nein, ein Wegzensieren von der Problem-Welt ganzer Bevölkerungsgruppen, ist der Grund für die Stärke der AFD zb.


In der Nachbarstraße wurde eine Frau vergewaltigt. Wie die auch rumgelaufen ist. So jedenfalls mein Heinz.
Und Heinz weiß ja Bescheid mit den Frauen. Wirklichkeit. Und überhaupt,
die ganzen Flüchtlinge. Die riechen komisch. Edith weiß das. Sie war bei Aldi
und da stand einer vor ihr. So ein Schwarzer. Schlimm.
Trude kann das nur bestätigen. Zwei Wirklichkeiten sind schon nah dran am echten Leben.

Heinz, Edith, Trude...das waren Zeiten, als die Menschen noch so Namen trugen, nich wink

Das zielt dann aber an der Wirklichkeit vorbei.

Und das Triebtäter-Thema. Nun gut, ein strukturell recht obsoleter Punkt.

Und die ungerechte Verteilung des Vermögens in Deutschland. So ein Scheiß. Günther harzt seit 10 Jahren.
Mit Nebenjob natürlich. Denn Günther ist nicht blöd. Er ist ein Fuchs. Jetzt wird er Opa.
Karla ist eben schon weiter, als andere Mädchen mit fünfzehn. Stolz ist er. Und überhaupt, das mit dem Typen mit der vollgepissten Hose kann er verstehen, in dieser Gesellschaft. Wirklichkeit.
Gruppenwirklichkeit riecht wie Realität. Ist aber nur eine
Fata Morgana für Idioten.

Die ungerechte Vermögensverteilung? In diesem Themenkreis absoluter Bullshit. Haste Recht.

Das Menschen, in dieser Zahl, dieselben Probleme zu sehen scheinen, während der noch größere Teil sie nicht sieht, sagt erstmal gar nichts darüber aus, ob die Probleme da sind, oder nicht.

Das kann der eine dem Anderen vorwerfen und der Andere dem einen.
Beide haben recht, beide unrecht.

Beide Parteien leugnen aufgrund ihrer politischen Meinung verschieden Teile der Wirklichkeit, beide sehen andere Klar.

Was du hier aber machst, ist ...genau das... du urteilst nach der gängigen moralischen Sicht, die ein Mensch mit Herz und Verstand (natürlich) besitzen muss, also... die da...das sind Idioten. Punkt.



Jetzt mal ehrlich, wenn wir nicht jetzt anfangen uns einmal wertneutral die Frage zu stellen: was ist wahr! Auf der einen, wie auf der anderen Seite. um dann ernsthaft zu überlegen wie wir uns, statt uns darin zu erschöpfen (moralinsaure) Täterzuschreibungen zu setzten, und unser politisches Engagement daruf begrenzen "gegen die Nazis sein" dann crasht es bald.

Und zwar schlimm. Ich bin eigentlich nichtmal der Meinung, dass es noch früh genug ist, aber SO gehts nicht weiter. SO Radikalisiert man die eine Seite, die andere Seite und  kümmert sich immer weniger um die Realität, bis ws zu Kollaps kommt.

Das will nicht nur ich nicht.

So, jetzt haste deinen Streit
Und ich keine Leser mehr.

L.G
Patrick



Hallo Patrick,

mit Erschrecken las ich deinen Kommentar noch einmal genauer. Zum Glück wurde er noch nicht gelöscht. Ich hoffe, du hast diesen Kommentar ohne "viel Nachdenken" oder in einem "nicht zurechenbaren Zustand" geschrieben. Ich kann Michael nur zustiimmen, dass man beim Verfassen von solchen Kommentaren sehr vorsichtig sein und sein Hirn einschalten sollte.


Zitat:
Der "Neo-Nazi" den du hier zu schildern versuchst, also eine bestimmte Art Mensch die einen ver(h)ehrenden, konkreten Bezug zur Ideologie des Nationalsozialistischen "Staates" aufweist, ist (und ja, es ist halt so) faktisch immer noch eine Minderheit in diesem Land. Jedenfalls nicht "Wirklichkeit eben" im Sinne von "überall eben"



"Faktisch immer noch eine Minderheit!" Beruhigend! Die Extremen waren immer in der Minderheit, aber dazu kamen die Mitläufer, die es heute schon wieder zuhauf gibt. Das alles ist Wirklichkeit! Und wer dem widerspricht, der macht sich einer Verharmlosung schuldig, die es schon einmal gab. Wohin das führte, das wissen fast alle bis auf ein paar Vergessliche wie etwa der eine oder die andere AFD-Politiker(in).

Dieses Verharmlosen der aktuellen Gefahr von rechts finde ich zum Kotzen! Hier brodelts längst und der rechte Pöbel spürt Rückenwind und geht in Stellung. Hier der Pöbel und da die politische Parallele AFD, dieser Wolf im Schafspelz.


Gut, dass es Gedichte wie dieses gibt. Es führt zu Diskussionen!
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Tula
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Beitrag07.07.2019 00:29

von Tula
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Hallo

Hhmm .... endlich eine Diskussion ...

Was Patrick sagen wollte, kann nur er erklären. Was ich selbst auch herausgelesen habe bzw. interpretiere: es gibt Wölfe und Schafe. Vor den ersteren sollten wir auf der Hut sein. Mit anderen sollte man versuchen zu reden und zu verstehen WARUM sie sich von einem gewissen Diskurs und (oberfächlichen) "Modellen" angezogen fühlen. Wer sofort in die rechte Ecke 'verbannt' wird, kommt da nicht mehr raus. Das ist eine von Patrick's Aussagen.

Welche Wähler hat eigentlich die AfD. Sind's eher Jugendliche wie in S1 beschrieben oder auch verarmte Rentner? Ich frag' das mal so, weil ich es wirklich nicht weiß. Kennt jemand Statistiken dazu?

Unsere deutsche Vergangenheit spielt für uns eine besondere Rolle. Der Populismus ist aber ÜBERALL auf dem Vormarsch. Warum?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Patrick hier wissentlich irgendetwas oder -jemanden verharmlosen wollte:

"Es geht einzig und allein ... spielt dann keine Rolle mehr."

Der Populismus hat Ursachen, über die man ernsthaft diskutieren sollte. Ob das die Führungsspitzen Europa's wirklich begriffen haben, da bin ich mir nicht absolut sicher. Und mein Kommentar kommt nicht von ungefähr. Hier geht es NICHT allein um ein deutsches Problem.

Nun ich gebe zu, nun entfernen wir uns von der Textarbeit.

LG
Tula


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Berni
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Beitrag07.07.2019 00:45

von Berni
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Hallo Tula,


Zitat:
Der Populismus hat Ursachen, über die man ernsthaft diskutieren sollte.


Ganz sicher, lieber Tula. Da bin ich bei dir. Aber ich möchte keinerlei rechte Tendenz akzeptieren, mit welchen Argumenten sie auch immer erklärt wird. Dem rechten Treiben müssen wir bedingungslos entgegentreten!  Punkt!


Patrick wird sich hoffentlich erklären. Das würde mich freuen.

Zitat:
Hier geht es NICHT allein um ein deutsches Problem.


Hat auch niemand behauptet, aber das macht die Sache nicht besser.


Zitat:
Nun ich gebe zu, nun entfernen wir uns von der Textarbeit.


Ich glaube, das nimmt uns Michael nicht übel.
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firstoffertio
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Beitrag07.07.2019 00:56

von firstoffertio
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Mir ist das Gedicht nicht eindeutig genug im Entgegentreten. Die mehrmaligen Hinweise auf Wirklichkeit helfen dazu auch/gerade nicht.
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Tula
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Beitrag07.07.2019 01:00

von Tula
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sorry, nur um mir selbst eine der Fragen zu beantworten:

https://www.bpb.de/politik/grundfragen/parteien-in-deutschland/afd/273131/wahlergebnisse-und-waehlerschaft
Zitat:

In Ostdeutschland (einschließlich des früheren Ost-Berlins) erreicht die AfD im Schnitt doppelt so hohe Stimmanteile wie im Westen ... Zwei Drittel der AfD-Wähler sind männlich ...


bis hier überrascht mich nichts

Zitat:
Bezogen auf die Altersgruppen ist die AfD am erfolgreichsten bei den mittleren Jahrgängen der zwischen 35- und 59-Jährigen, wo sie gut 15 Prozent erreicht. In der jüngsten (18 bis 24) und ältesten Gruppe (über 70 Jahre) schneidet sie dagegen mit jeweils 8 Prozent deutlich schlechter ab (Zahlen der repräsentativen Wahlstatistik).


Interessant. Ich glaubte an einen stärkeren Anteil der sozial benachteiligten Rentner. Dem ist nicht so.

Jetzt aber Patrick

Tula


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Berni
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Beitrag07.07.2019 01:17

von Berni
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firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Mir ist das Gedicht nicht eindeutig genug im Entgegentreten. Die mehrmaligen Hinweise auf Wirklichkeit helfen dazu auch/gerade nicht.


Hallo FO,

hier möchte ich Tula zitieren und mich ihm anschließen:

Zitat:
Ich denke, der Text tut gut daran, sich NICHT in eine Ecke zu stellen bzw. die MEINUNG des Autors anzubieten. Es geht um Wirklichkeit als WAHRNEHMUNG, auch als Verzerrung der "wirklichen Wirklichkeit", oder vielleicht gerade deshalb. Der Text provoziert ohne sich vollständig zu erklären; ich denke, darin liegt seine Stärke.


Es geht hier ja immer noch um einen lyrischen Text und nicht um ein politisches Statement. Die kamen später mit den Kommentaren. Ja, Tula hat völlig Recht, wenn er gutheißt, dass der Text sich nicht in eine Ecke drängen lässt. Lyrik wie diese sollte Dikussionen entfachen und keine Wahrheiten verkünden. Und so wie es ausschaut, hat dieser Text damit begonnen ...

Ist aber wie immer nur meine Ansicht.
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V.K.B.
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Beitrag07.07.2019 02:16

von V.K.B.
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Berni hat Folgendes geschrieben:
Aber ich möchte keinerlei rechte Tendenz akzeptieren, mit welchen Argumenten sie auch immer erklärt wird. Dem rechten Treiben müssen wir bedingungslos entgegentreten!  Punkt!
Hier bin ich gerade ins Überlegen gekommen, was genau du damit meinst. Wo ist denn die Grenze zu rechten Tendenzen? Gilt das nicht schon für konservative CDU-Wähler? Ich möchte bestimmt niemandem davon beispringen, aber wie stellst du dir das "(fettgedruckt-)bedingungslose Entgegentreten" vor? Kulturrevolution 2.0?
Versteh mich nicht falsch, das ist wie neulich am Wahlstand der Grünen, als ich die fragte, wie genau ich mir das "FCK Nazis" auf dem Wahlplakat vorstellen solle. Sex mit denen haben, Vergewaltigung als probates politisches Kampfmittel? Nein, sei doch nicht so wörtlich gemeint, im übertragenen Sinne. Und der wäre?, fragte ich. Ja, nee, eben nicht tolerieren. Aha. Und wie mache ich das? Da konnte mir leider auch niemand eine konkrete Antwort geben. Dissen und ausgrenzen vielleicht? Aber davon wird auch niemand besser, und schon gar nicht minder radikal. (Aber ich hab die Grünen dann trotzdem gewählt, in Ermangelung einer besseren Alternative und als kleinstes Übel.)

Was wir, die "dagegen" sind, erstmal bräuchten, wäre eine konkrete, sinnvolle und zweckdienliche Vorgehensweise. (Und eine moralisch vertretbare, selbstredend). Ansonsten ist unser "dagegen-Sein" nämlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, ein ungehörter Schrei in der Wüste oder schlimmstenfalls Wasser auf die Mühlen.


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Patrick Schuler
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Beitrag07.07.2019 03:32

von Patrick Schuler
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Hallo in die Runde

Ich melde mich später noch einmal ausführlicher.

Nur soviel Berni: ich verharmlose nicht!
Der Kommentar ist auch alles andere als loses Gedankengefledder.

Schau, du machst ja gerade genau das was ich anzusprechen gesucht habe: Argumente spielen erstmal keine Rolle, wichtig ist gegen "Nazis" zu sein. Das reicht! Warum? Weil das nächste "Nazi-Regime" vor der Tür steht.

Nun, Berni, dem ist nicht so. Was falsch läuft, wenn wir uns diesen Themen annähern wollen ist leicht zu beschreiben.

Man rechnet sich einer bestimmten Gruppe zu und ist aufgrund der gängigen Gruppennorm nicht mehr in der Lage, den Menschen aus anderen Gruppen recht zu geben, wo sie recht haben und zu widersprechen, wo sie unrecht haben. Der Linke sieht zb. im politischen Islam oder der Flüchtlingsfrage allzu gerne überhaupt kein ernstzunehmendes Problem, den täte ers, müsste er den Rechten Recht geben und das geht nicht, das geht auf gar keinen Fall. Da muss man dagegen sein und Punkt! (sonst käme ja das nächste tausendjährige Reich) Die Rechten wiederrum haben keinerlei Bedürfnis zu begreifen, dass der Islam nur in politischer Form ein Problem ist und die allermeisten Flüchtlinge die Werte der offenen Gesellschaft stärker vertreten und lieben als sie selber es je getan haben. Man darf das ja gar nicht sehen, denn sonst müssten man den "Antifaschweinen" recht geben und gegen die muss man kämpfen und Punkt! (sonst käme ja das islamische Terrorregime)

Und so läuft es (fast) immer ab. Ob bei der links/Rechts Frage, der Umweltproblematik, der Ernährung, der Religion, der Frauenrechte...kurzum bei so ziemlich allen wichtigen Fragen des öffentlichen Diskurses.

Das dabei die Wirklichkeit unter die Räder kommt, weil sie allzu oft moralisch zensiert wird, spielt keine Rolle mehr.

Wenn wir irgendetwas tun wollen gegen Rechts (und ich hoffe das wollen wir alle!) dann müssen wir den öffentlichen Diskurs ändern.

Das heißt, die Menschen ernst nehmen, ihre Probleme anhören. Denn nur so kann eine weitere Radikalisierung (beider) Gruppen verhindert werden.

Nein Berni, das ist nicht verharmlosend, das ist nur einen einzigen Moment einmal die Welt ohne moralische Brille betrachtet.

Wir leben im 21. Jahrhundert und können auf eine Menge Wissen zurückgreifen in Philosophie, Psychologie und Bioneurologie. Böse Menschen gibt es nicht, Monster (im moralischem Sinne) gibt es nicht. Aber es gibt monströse Überzeugungen. Die zu lösen und zu lockern erfordert verstehen und nicht Zensur. Sonst verharmlost man das Problem zwar nicht bewusst, heizt es aber so weit auf, dass es wachsen kann und hat am Ende genau das, was man zu verhindern gesucht hat, gestärkt.


Später mal mehr.
Nur eines noch: Die Extremen sind seit Jahren nicht in der Unterzahl! Aber fast jeder in diesem Land denkt extrem, sobald er sich moralisch dazu verpflichtet fühlt, alle Seiten einbegriffen. Das macht es nicht leicht überhaupt noch wertneutral eine Bestandsaufnahme der Wirklichkeit treffen zu können.

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Patrick (der weder verharmlost, noch irgendeine Nähe zu den Rechten aufweist. Nein, einfach einer, der nicht will dass es kracht, wenn wir so weiter machen)
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Patrick Schuler
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Beitrag07.07.2019 03:38

von Patrick Schuler
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Oh... Wenn ich gesagt habe "es sei nicht so, dass ein nächstes Nazi-Regim" vor der Tür steht, bezog sich das vorallem darauf, das die politischen Tendenzen der rechten Politik, alle Länder inbegriffen, zu verschieden von dem Vorgehen der Nazis sind. Es wäre schrecklich, kämen sie an die Macht, aber auch wesentlich unterschieden von der Nazi Ideologie.
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V.K.B.
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Beitrag07.07.2019 04:15

von V.K.B.
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Ich hab da immer ein schönes Argument gegen das übliche "Das meinen die [beliebige Extremistengruppe einsetzen] auch!"-Totschlagargument:
"Die meinen auch, dass man atmen und Nahrung zu sich nehmen muss. Hörst du deshalb jetzt damit auf?"
Klar ist das polemisch, aber bringt das "bloß den XYZ niemals recht geben, ganz egal, was sie sagen" schön überspitzt auf den Punkt.


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Rübenach
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Beitrag07.07.2019 04:49

von Rübenach
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Patrick Schuler hat Folgendes geschrieben:


Man rechnet sich einer bestimmten Gruppe zu und ist aufgrund der gängigen Gruppennorm nicht mehr in der Lage, den Menschen aus anderen Gruppen recht zu geben, wo sie recht haben und zu widersprechen, wo sie unrecht haben.


Der Punkt ist aber, dass diese selbsternannten "besorgten Bürger" nicht Recht haben. Zumindest nicht in den wesentlichen Punkten.


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Tula
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Beitrag07.07.2019 10:55
Recht haben
von Tula
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Hallo

Mal ein Link zum Thema 'recht haben', den ich gestern auch noch fand.

https://www.google.com/amp/s/m.faz.net/aktuell/politik/inland/studie-waehler-von-afd-und-linke-haben-hang-zum-narzissmus-15939780.amp.html

Leider sucht sich der Mensch gern einfache Erklärungen bzw. einen Sündenbock. Pogrome und Massenexodus  gibt's wohl seit babylonischen Zeiten.

Ein durchaus verständlicher Standpunkt bedeutet noch nicht, dass der andere Recht hat, weil sich ein solcher meistens nur auf einen Aspekt und Teil des Problems bezieht und nicht aufs Ganze.

Ein ganz wichtiger Punkt wurde genannt: wir sind oft 'dagegen', weil dagegen immer einfach ist. Aber das 'wofür' wäre noch viel wichtiger. Geht es wirklich um einen entscheidenden 'Ruck nach rechts' oder eher um Frust und Protest? Der Populist verallgemeinert gern und verkauft das alte 'Fuck the system'. Da zieht der Unzufriedene gern mit.

Mit anderen Worten: ich sehe die größere Gefahr im Verlust der Glaubwürdigkeit des sogenannten Systems, der Parteien, die in Wirklichkeit immer weniger entscheiden, der Macht der Finanzmärkte, der Demokratie, die im Lobbyismus versinkt, der fehlenden Ideen überhaupt, Steuererleichterung für A und B als Wahlkampf-Argumente. Kein Wunder, dass die Zahl der Unzufriedenen wächst.

Und sperrst du das böse Kind in die Kammer, wird's selten artiger ....

LG
Tula


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poetnick
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Beitrag07.07.2019 12:04

von poetnick
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Hallo,

Michael, Dein Gedicht hat hier etwas in Gang gesetzt; von daher tritt es in einem passenden Moment
an den Tag. Mir waren die Bilder etwas zu holzschnittartig, altbacken (der Stalingrad-Opa, Heinz und Kalle), sind für mich Anklänge aus der Vergangenheit, die eine Art  ‚Digitalisierung‘ vertragen könnten. Das ist meine, jedoch durchaus fehlbare, Meinung.

Daraus hat aber eine interessante Diskussion Fahrt aufgenommen. Sie scheint sich um einige neuralgische Punkte unserer Zeit zu drehen, an denen sich eine starke Polarisierung im Sinne von: Schwarz/Weiß; Freund/Feind; Wahrheit/Fake, usw. entwickelt. (Migration, Identität, Gerechtigkeit, soziale Zugehörigkeit, Status,  um nur einige zu nennen).

Um klar zu sein: für NS und Neo-NS-Denken gibt es für mich keine Argumentations – und Verhandlungsgrundlage; das sind Überzeugungen( eigentlich Taten), die einen zivilisatorischen und antihumanistischen Tiefpunkt markieren und von daher eigentlich nur mit Einzelnen, denen, die in diesem geistigen Gefängnis verhaftet sind,  reflektiert werden können.
Doch das ist nicht der Punkt den Patrick hier – so lese ich es – in Abrede stellt. Es geht wohl im Weiteren um die Diskussionen (neudeutsch Diskurse), die die obengenannten gesellschaftlichen Fragestellungen aufwühlen und zunehmend durch Abgrenzung in Zornkollektiven selbstbestätigend geführt werden.

Dazu stelle ich mal ein Interview mit der Soziologin Cornelia Koppetsch, aus dem 'Tagesanzeiger' ein.

https://www.tagesanzeiger.ch/leben/gesellschaft/die-zeit-der-beliebigkeit-ist-vorbei/story/18666369

Ein paar Mal musste ich hier durchatmen, denn die Äußerungen zur Bildung von neuen Klassen und Wahrnehmungsfiltern spiegeln ein wenig vom alltäglichen Ping-Pong-Spiel  der (eigenen) Argumentationsgeschosse. Nicht in allem stimme ich mit ihr glattweg überein; habe einige Denkanstöße erhalten.

Grüße - Poetnick


P.S. ein bisschen Grammatik wurde von EDIT moniert


_________________
Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus
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Patrick Schuler
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Beitrag07.07.2019 17:37

von Patrick Schuler
Antworten mit Zitat

Zitat:
Zurück zu Patrick: der Ruck in Richtung extreme Ecken, egal ob links oder rechts, hat sicher mehrere Ursachen. Soziale Verunsicherung in der globalisierten Welt und das Gefühl der sich immer weiter öffnenden Schere von "oben und unten" sind für mich die Hauptursachen des Vormarschs des Populismus. Da war die Flüchtlingswelle ein Segen, nicht Ursache, sondern ein Mittel zum Zweck, der schon vorher existierte:
Das System ist am Ende. Werft den Kaiser in den Tiber! Hoch lebe der neue Kaiser! 


Hallo Tula

Das ist schon ganz richtig, was du schreibst. Es steht aber nicht unbedingt im Widerspruch zu meiner Aussage. Letztlich ist auch das Auseinanderdriften von "arm und reich" ein Problem, das im öffentlich-politischem Diskurs eher vernachlässigt wurde. Man speist die Menschen gerne mit einer Menge geballter Rhetorik und scharfzüngiger Unschärfe ab, statt ihnen zu vermitteln, dass etwas dagegen unternommen wird.
Der Nährboden für jede Art Parallel-Politik und Gesellschaft innerhalb des betroffenen Kreises, ist damit gepflügt.

Sicher betrifft das nicht bloß die sozialen Umstände, sondern geht tiefer. Die Demokratie, die auf diese Art und Weise, auf die Repräsentation der Bevölkerung durch Parteien setzt, befindet sich in einer seltsamen Zwickmühle. Schon innerhalb der Partei herrschen teils chaotische Zustände und Streitigkeiten, was die politischen Positionen betrifft, dass eine Repräsentation einer großen Bevölkerungsschicht kaum mehr möglich ist. Von den abdriftenden Meinungen innerhalb der Bevölkerung und der Komplexität der akkuten und langwierigen Probleme gar nicht zu sprechen. Wenn ich wählen gehe (Grün zumeist) ist das so eine Art 35% Wahl.

Es ist schon gut möglich, dass die AFD, gerade Anfangs, sehr zu punkten wusste, indem sie sich geschickt und teils manipulativ, genau die Probleme auf die Tagesordnung geschrieben hat, die in einer besonders konserativen Bevölkerungsschicht am ehesten ankommen. Es war ja für viele Menschen eine Erlösung sondergleichen, dass sie eine Partei gefunden haben, die sie (was die Probleme, weniger die Lösungen betrifft) in Gänze zu repräsentieren wusste.

Die Flüchtlingswelle war dann der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte, sicher.

Dieses Sprachproblem ist wohl auch von anderen Parteien bemerkt worden, wenn ich mich auch des Eindrucks nicht erwehren kann, sie umschlängeln das strukturelle Problem ein wenig, wenn sie jetzt allesamt eine jungere Generation für sich sprechen lassen wollen. Als ginge es um das Alter.


Zitat:
Bezogen auf die Altersgruppen ist die AfD am erfolgreichsten bei den mittleren Jahrgängen der zwischen 35- und 59-Jährigen, wo sie gut 15 Prozent erreicht. In der jüngsten (18 bis 24) und ältesten Gruppe (über 70 Jahre) schneidet sie dagegen mit jeweils 8 Prozent deutlich schlechter ab (Zahlen der repräsentativen Wahlstatistik).[

Interessant. Ich glaubte an einen stärkeren Anteil der sozial benachteiligten Rentner. Dem ist nicht so.



Mich überrascht das überhaupt nicht wink
Das ist genau die Generation, die nicht "direkt" in den poltischen Kollaps des zweiten Weltkrieges involviert war, die aber alt genug ist, um eine gewisse Nostalgie zu empfinden, die sie dem Konservativen Denken gegenüber besonders empfänglich macht.


Zitat:
Hallo Patrick,

mit Erschrecken las ich deinen Kommentar noch einmal genauer. Zum Glück wurde er noch nicht gelöscht. Ich hoffe, du hast diesen Kommentar ohne "viel Nachdenken" oder in einem "nicht zurechenbaren Zustand" geschrieben. Ich kann Michael nur zustiimmen, dass man beim Verfassen von solchen Kommentaren sehr vorsichtig sein und sein Hirn einschalten sollte.



Hi Berni

Der Kommentar wird wohl auch stehenbleiben. Warum bist du derart erschrocken? War es das Gefühl der Verharmlosung? Denn darauf gehe ich in meinem Kommentar ja ein.

Nein, verharmlosen möchte ich gar nichts. Ich halte es nur für sinnvoll, dass wir unsere Strategie ändern, mit der wir solchen Zuständen gegenübertreten.

Es gilt bis heute die seltsame Anmutung, man könne anhand eines Moral oder Gesetzkataloges, die Schuld eines Menschen bestimmen. Je nachdem wie der Katalog die Schwere der Schuld moralisch begründet, ist das Individuum mit derselben Schuld behaftet.

So wie in einem Gerichtssaal oft 20 Paragraphen sitzen und ihnen gegenüber ein einzelner Mensch.

Warum erwähne ich das? Nun, natürlich muss man in aller Schärfe und bedingungslosigkeit dem Irrsinn entgegentreten. Dennoch ist es kontraproduktiv, sich dabei auf Täterzuschreibungen zu konzentrieren, statt sich den Strukturen zuzuwenden, die "Täter" haben entstehen lassen.

Das aber stört mich am öffentlichen Diskurs enorm. Es geht ja doch nur darum, Position zu beziehen, statt anderen Positionen den Nährboden zu entziehen.  Es wird nicht analysiert, es wird beschimpft. Das ist das Problem.



Zitat:
"Faktisch immer noch eine Minderheit!" Beruhigend! Die Extremen waren immer in der Minderheit, aber dazu kamen die Mitläufer, die es heute schon wieder zuhauf gibt. Das alles ist Wirklichkeit! Und wer dem widerspricht, der macht sich einer Verharmlosung schuldig, die es schon einmal gab. Wohin das führte, das wissen fast alle bis auf ein paar Vergessliche wie etwa der eine oder die andere AFD-Politiker(in).

Dieses Verharmlosen der aktuellen Gefahr von rechts finde ich zum Kotzen! Hier brodelts längst und der rechte Pöbel spürt Rückenwind und geht in Stellung. Hier der Pöbel und da die politische Parallele AFD, dieser Wolf im Schafspelz.



Nun, da haben wir ein ernstes Problem.
Mein Versuch sollte (eigentlich auch verständlich) einen "Lösungsvorschlag" unterbreiten. Die Strukturen verstehen, nicht mit der Moralkeule alles kaputtkloppen. Wenn das nun gleichgesetzt wird, mit der indirekten Hilfe ein neues "3tes Reich" aufzubauen, ist dad nicht nur falsch, sondern auch....nicht besonders nett.

Versteh mich nicht falsch, ich will dir keinen Vorwurf machen, Berni, aber dein Urteil, das du aus meinem Kommentar herausgelesen hast, ist der Inhalt den ich in meinem Kommentar behandele. Es wäre doch recht schön wenigsten ein Argument (in dieser Richtung) zu hören, denn sonst weiß ich ja beim besten Willen nicht was ich falsch gemacht habe, sondern bloß dass ich alles falsch gemacht haben soll.



Zitat:
Dem rechten Treiben müssen wir bedingungslos entgegentreten!  Punkt!



Zitat:
Was du hier aber machst, ist ...genau das... du urteilst nach der gängigen Moralischen Sicht, die ein Mensch mit Herz und Verstand (natürlich) besitzen muss, ... die da...sind Idioten. Punkt.
(mein erster Kommentar)

Das habe ich hauptsächlich kritisiert. Du hast ja in deiner Antwort meine Kritik am Ende wörtlich übernommen.

So weit erstmal

L.G
Patrick
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Berni
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Beitrag07.07.2019 21:33

von Berni
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Hallo Patrick,

ich will jetzt gar nicht mehr von Neuem ausholen. Mir ist klar, dass bei uns nicht alles in bester Ordnung ist, dass vor allem die Politik viel zu tun hat, um Vertrauen zurückzugewinnen.

Aber darum ging es mir gar nicht. Das, was mich erschreckt hat, habe ich as Zitat in meinem vorigen Kommentar eingefügt. Nach meiner Ansicht hat es die Rechtsextremen immer gegeben (siehe z.B. NSU), aber jetzt wittern sie Morgenluft und kriechen wieder aus ihren Löchern. Und sie finden teilweise hier im Land, aber auch anderswo in Europa einen dankbaren Nährboden. Oder siehst du das anders? Und da hat man die Augen offen zu haben, das kann man nicht abtun damit, dass es in unserem Land viele Probleme gibt. Denn das interessiert diese Extremen doch gar nicht, ihnen geht es nur darum, wieder groß zu werden. Und die Zeiten stehen nicht schlecht. Oder bist auch du der Ansicht, dass die Medien nur alles aufbauschen?

Und wenn ich dann lese, dass jemand diese Gefahr anscheinend nicht ernst genug nimmt ( ist ja nur eine Minderheit), dann gehe ich dagegen an. So etwas lasse ich ncht stehen!

Nein, Augen auf und wehret den Anfängen.

Weißt du, ich ziehe den Hut vor denen, die aus der rechten Szene aussteigen. Die aber, die hinter den Extremen herlaufen, die kann ich nicht ernstnehmen. Geschichtsunterricht haben wir alle gehabt. Und es waren damals genau diese Hinterherläufer, die diese schrecklichen Zeiten erst ermöglicht haben. Hätten sie es niht getan, wäre es nie soweit gekommen. Und ja, wir leben im 21. Jahrhundert. Aber woher wollen wir wissen, dass nicht etwas Ähnliches noch einmal geschieht, wenn auch mit anderen Feindbildern? Einstellung, Gesinnung und auch markige Sprüche gibt es doch schon lange wieder, und man beginnt, sich daran zu gewöhnen. Das ist das Schlimmste!

Und darüber, ob man mit diesem Mob tatsächlich reden kann, darüber gibt es verschiedene Ansichten. Gerade heute habe ich dazu einen interessanten Beitrag gelesen. https://sz-magazin.sueddeutsche.de/mein-deutsch-juedisches-leben/rechtsextreme-dialog-antisemitismus-87482?utm_source=pocket-newtab


Darum ging es mir und das habe ich in meinem Kommentar meiner Anscht nach auch deutlich gemacht. Oder?
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V.K.B.
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Beitrag07.07.2019 22:57

von V.K.B.
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Berni hat Folgendes geschrieben:
Nein, Augen auf und wehret den Anfängen.
Und ich stelle nochmal die Frage: Wie? Einfach nur dagegen sein und ausgrenzen bringt nichts und macht die sich Radikalisierenden nur noch radikaler. Wenn ich Patrick richtig verstanden habe, möchte er einen Paradigmenwechsel. Das sehe ich ähnlich. Natürlich kann man mit einem gewalttätigen Mob nicht reden, wenn der als Mob unterwegs ist. Das ist dann Sache der Staatsgewalt, keine Frage. Aber in der Diskussion brauchen wir eine andere Lösung als Gewalt und Verteufelung. Das soll jetzt kein unterschätzen oder schönreden sein, ganz bestimmt nicht. Irgendwie muss man diesen Ideen den Nährboden entziehen. Es wäre zum Beispiel eine Möglichkeit, mehr in den Schulen zu tun, statt immer nur sparen, sparen, sparen und das Bildungssystem an die Wand zu fahren. Letztes Jahr habe ich noch Deutschunterricht für Flüchtlinge gegeben, jetzt bezahlt das Amt das nicht mehr. Deutsch als Fremdsprache Unterricht in Schulen wurde auch größtenteils wegrationiert. Die sind ja alle jetzt integriert und gut ist. Bullshit, viele haben schon ob der Sprachbarriere gar keine andere Wahl, als untereinander zu bleiben und ich werde den Gedanken nicht los, dass das auch nicht unbeabsichtigt ist. Wenn dann irgendwelche Spießer "Ghettobildung" schreien und radikal werden, muss man sich kaum wundern. Toleranz- und Anti-Gewaltprogramme werden auch stark zurückgefahren. Weil das Bildungssystem ja sparen muss. Förderschüler gehen in diesem System der Nicht-Integration (weil dafür einfach kompetentes Personal fehlt) unter und werden im Regen stehen gelassen. Muss man sich wundern, wenn die dann auf die Verlockungen der AfD reinfallen, weil sie meinen, da kümmert sich endlich mal jemand um uns? Niedersachsen zum Beispiel hat zwei Schulpsychologen, soweit ich weiß. Nicht pro großem Schulzentrum, sondern für das gesamte nördliche Bundesland. Momentane Wartezeit: drei Jahre.
Hartz-Vier Empfänger werden von Behörden wie Vieh gesehen, von einer sinnlosen Maßnahme zur nächsten geführt, nur um die Statistik schönzureden. Wirklich geholfen wird nicht oder kaum. Muss man sich wundern, wenn diese Leute irgendwann so die Schnauze vollhaben, dass sie radikal werden?

Wenn wir was ändern wollen, sollten wir erstmal da ansetzen. Aufpassen, dass niemand auf der Strecke bleibt. "Nazis" sind keine Dämonen, die aus der Hölle kommen, nein, die züchten wir selbst heran. Wenn keiner mehr, oder wesentlich weniger Menschen, in so ausweglosen sozialen Situationen landen und ständig ausgegrenzt werden, trocknet man auch den braunen Sumpf aus. Solange da nichts passiert, haben die Rattenfänger Hochkonjunktur. Und da ist mit einem "Fuck Nazis" nichts getan.


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Berni
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Beitrag08.07.2019 00:07

von Berni
Antworten mit Zitat

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Berni hat Folgendes geschrieben:
Nein, Augen auf und wehret den Anfängen.
Und ich stelle nochmal die Frage: Wie? Einfach nur dagegen sein und ausgrenzen bringt nichts und macht die sich Radikalisierenden nur noch radikaler. Wenn ich Patrick richtig verstanden habe, möchte er einen Paradigmenwechsel. Das sehe ich ähnlich. Natürlich kann man mit einem gewalttätigen Mob nicht reden, wenn der als Mob unterwegs ist. Das ist dann Sache der Staatsgewalt, keine Frage. Aber in der Diskussion brauchen wir eine andere Lösung als Gewalt und Verteufelung. Das soll jetzt kein unterschätzen oder schönreden sein, ganz bestimmt nicht. Irgendwie muss man diesen Ideen den Nährboden entziehen. Es wäre zum Beispiel eine Möglichkeit, mehr in den Schulen zu tun, statt immer nur sparen, sparen, sparen und das Bildungssystem an die Wand zu fahren. Letztes Jahr habe ich noch Deutschunterricht für Flüchtlinge gegeben, jetzt bezahlt das Amt das nicht mehr. Deutsch als Fremdsprache Unterricht in Schulen wurde auch größtenteils wegrationiert. Die sind ja alle jetzt integriert und gut ist. Bullshit, viele haben schon ob der Sprachbarriere gar keine andere Wahl, als untereinander zu bleiben und ich werde den Gedanken nicht los, dass das auch nicht unbeabsichtigt ist. Wenn dann irgendwelche Spießer "Ghettobildung" schreien und radikal werden, muss man sich kaum wundern. Toleranz- und Anti-Gewaltprogramme werden auch stark zurückgefahren. Weil das Bildungssystem ja sparen muss. Förderschüler gehen in diesem System der Nicht-Integration (weil dafür einfach kompetentes Personal fehlt) unter und werden im Regen stehen gelassen. Muss man sich wundern, wenn die dann auf die Verlockungen der AfD reinfallen, weil sie meinen, da kümmert sich endlich mal jemand um uns? Niedersachsen zum Beispiel hat zwei Schulpsychologen, soweit ich weiß. Nicht pro großem Schulzentrum, sondern für das gesamte nördliche Bundesland. Momentane Wartezeit: drei Jahre.
Hartz-Vier Empfänger werden von Behörden wie Vieh gesehen, von einer sinnlosen Maßnahme zur nächsten geführt, nur um die Statistik schönzureden. Wirklich geholfen wird nicht oder kaum. Muss man sich wundern, wenn diese Leute irgendwann so die Schnauze vollhaben, dass sie radikal werden?

Wenn wir was ändern wollen, sollten wir erstmal da ansetzen. Aufpassen, dass niemand auf der Strecke bleibt. "Nazis" sind keine Dämonen, die aus der Hölle kommen, nein, die züchten wir selbst heran. Wenn keiner mehr (oder wesentlich weniger) Menschen in so ausweglosen sozialen Situationen landen und ständig ausgegrenzt werden, trocknet man auch den braunen Sumpf aus. Solange das nicht passiert, haben die Rattenfänger Hochkonjunktur. Und da ist mit einem "Fuck Nazis" nichts getan.


Und ich sage noch einmal: ich werde bei Aussagen wie der von mir zitierten immer wieder einschreiten und meinen Senf dazugeben!

Aber die Ansätze, die du nennst, gehen genau in die richtige Richtung. Ich sagte wohl schon, dass die Politik aufwachen muss.

Zitat:
Es wäre zum Beispiel eine Möglichkeit, mehr in den Schulen zu tun, statt immer nur sparen, sparen, sparen und das Bildungssystem an die Wand zu fahren. Letztes Jahr habe ich noch Deutschunterricht für Flüchtlinge gegeben, jetzt bezahlt das Amt das nicht mehr. Deutsch als Fremdsprache Unterricht in Schulen wurde auch größtenteils wegrationiert. Die sind ja alle jetzt integriert und gut ist. Bullshidoch t, viele haben schon ob der Sprachbarriere gar keine andere Wahl, als untereinander zu bleiben und ich werde den Gedanken nicht los, dass das auch nicht unbeabsichtigt ist.


Der menschliche Fortschritt, von dem wir alle profitieren und den wir täglich leben, bringt es mit sich, dass die Welt enger zusammenrückt. Nationalismus und Abschottung sind heute weltfremd und können eigentlich nach meiner Ansicht nur noch extrem-ideologisch begründet werden.
Eine offenere, multikulturelle Gesellschaft, als die wir uns ja gern geben und die so wünschenswert wäre, kostet. Wenn das Geld aber in halbherzige Projekte gesteckt wird, die womöglich am Ende auch noch einschlafen, dann gibt es dafür wenig Verständnis. Da stimme ich dir vollkommen zu. Das sind die richtigen Ansätze, hier muss viel mehr sinnvoll und gezielt getan werden. Nicht nur mit Geld, sondern vor allem mit HIrnschmalz und Weitsicht.
Wir sollten nicht vergessen, dass wir auf Kosten der Dritten Welt lange sehr gut gelebt haben. Jetzt wird uns ein Teil der Rechnung präsentiert, aber das kommt nicht überraschend.

Ich bin im Großen bei dir und mein Kommentar, das sollte mittlerweile klar sein, ging in eine andere Richtung.

Es gibt viel zu tun und es ist höchste Zeit. Es wäre schön, wenn die demokratischen Parteien endlich aufwachten, bevor Andere zunächst einmal  hier und da das Rennen machen. Ich zweifle,, dass sie es wirklch schon kapiert haben. Sind sie überhaupt in der Lage dazu? Und falls nicht, was wird dann? Wobei wir wieder bei meinem Ausgangsthema wären.

Aber


Zitat:
Hartz-Vier Empfänger werden von Behörden wie Vieh gesehen, von einer sinnlosen Maßnahme zur nächsten geführt, nur um die Statistik schönzureden. Wirklich geholfen wird nicht oder kaum. Muss man sich wundern, wenn diese Leute irgendwann so die Schnauze vollhaben, dass sie radikal werden?


Wundern vielleicht nicht. Aber akzeptieren muss man es auch nicht. Mit Hartz-Vier verlieren sie ja nicht ihr Denkvermögen. Nein, es gibt keine Entschuldigung dafür, wenn jemand radikal wird! Gründe vielleicht, aber es wird dadurch nicht akzeptabler.


Lieber V.K.B.,
vermutlich meinen und wollen wir das Gleiche und packen das Thema nur von verschiedenen Seiten an. Ich habe keine Generallösungen, sonst wäre ich in der Politik prima aufgehoben. Aber ich bin ein Mensch, der Extremismus jeglicher Coleur nicht mag. Und auch mal seine Meinung dazu kundtut, wenn ich den Verdacht habe, dass zu viel diskutiert wird und die Realität aus dem Blick gerät.



p.s. Lyrik ist ein prächtiges Werkzeug, um solche Diskussionen wie diese scheinbar ganz leise zu entfachen. Michael hat beim Schreiben wohl nie die Vorstellung gehabt, dass seine Worte solch eine Diskussion anstoßen. Gut, dass er die Zeilen geschrieben hat.
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firstoffertio
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Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
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Beitrag08.07.2019 00:23

von firstoffertio
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Aus dem Link von Tula:

"Bezogen auf die Sozialstruktur der AfD-Wählerschaft kommen die vorliegenden Untersuchungen zu teilweise disparaten Befunden, was darauf hindeutet, dass monokausale Erklärungsversuche hier zu kurz greifen. So führen z.B. weder eine hohe Arbeitslosenquote noch ein höherer Ausländeranteil per se zu einer größeren Wahlbereitschaft der AfD. Im Westen scheint die AfD vor allen dort zu punkten, wo die Wähler ein unterdurchschnittliches Haushaltsaufkommen aufweisen und/oder einer Tätigkeit in der Industrie nachgehen. Im Osten ist sie in ländlichen Regionen stark, die unter Abwanderung leiden und ökonomisch abgehängt zu werden drohen. Arbeiter und Arbeitslose sind unter den Wählern zwar überdurchschnittlich vertreten, machen aber nur ein Viertel der AfD-Gesamtwählerschaft aus, während die übrigen drei Viertel auf Angestellte, Beamte und Selbständige entfallen. Auch bei den formalen Bildungsabschlüssen dominieren die mittleren Ränge (Niedermayer / Hofrichter 2016)."

Nehmen wir hinzu, dass vor allem Männer die AFD wählen, und das Alter der Wähler vor allem zwischen 35 und 60 liegt, was lässt sich daraus lernen?

Ich fand erstaunlich, dass auch in Baden Württemberg die AFD bei der letzten Bundestagswahl gut abschnitt. Ein reiches Bundesland, aber genau deswegen wird dort vielleicht der Gegensatz zwischen Gutverdienern und einem selbst, wenn man kein solcher ist, mehr empfunden?

Es könnte schon sein, dass Unzufriedenheit mit der eigenen Lage dazu führt, dass man den einfachen Aussagen der AFD aufsitzt? Weshalb neigen Männer (dieses Alters) mehr dazu?

Jünger hat man vielleicht eine bessere Ausbildung, sieht noch (berechtigte) Zukunftschancen?

Ähnlich, aber aufgrund anderer geschichtlicher Voraussetzungen, vielleicht im Osten. Da kenne ich mich zu wenig aus.

Den Anfängen zu wehren ist vielleicht schon zu spät, Berni, für die, die sich von der AFD etwas erwarten.
Wie wird man eine schlechte Gewohnheit los? Nicht, indem jemand das von einem verlangt. Das führt meist gerade zum Gegenteil. Man will sich nicht dreinreden lassen. Bessere Voraussetzungen für alle schaffen braucht Zeit, und kommt für viele zu spät.

Kann man hoffen, dass mit den Jüngeren, die ja älter werden, die AFD weniger Anhänger haben wird? Dass die Auswirkungen des Klimawandels in den Vordergrund treten? So wie man sich das Rauchen abgewöhnt, wenn man mal ernsthaft krank ist?

Die AFD ist ja, wie schon von anderen erwähnt, in ihrer Tendenz kein nur deutsches Phänomen. Leider sieht es international politisch gerade nicht sehr vielversprechend aus.
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