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Letzte Ruhe im Friedwald


 
 
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Fridolin
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 85
Beiträge: 304
Wohnort: Fellbach


Beitrag19.04.2019 15:57
Letzte Ruhe im Friedwald
von Fridolin
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Letzte Ruhe im Friedwald

Das Glöckchen tönt. Zu seinem leisen Klagen
gehn wir im Trauerzug zum „Letzten Hieb«.
Den Friedwald hatten die Gehetzten lieb,
die nach dem Freitod auf den Gleisen lagen.

Sie schenkten ihre Lebenssäfte Kranken
und fanden keine Zeit, sich hinzusetzen,
gezwungen, ständig ohne Sinn zu hetzen,
bis schließlich ihre Lebenskräfte sanken.

Die beiden konnten so nicht weiterleben.
Nun ruhen sie im Wald bei Licht und Rauschen.
Wir fühlen uns wie vor Gericht und lauschen,
wie Engel an der Himmelsleiter weben.

Bald weckt der Frühling wieder brausend Tote
und aus den Steinen wachsen tausend Brote.

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Ralphie
Geschlecht:männlichForenonkel

Alter: 71
Beiträge: 6398
Wohnort: 50189 Elsdorf
DSFo-Sponsor


Beitrag19.04.2019 18:18

von Ralphie
Antworten mit Zitat

Wäre es nicht besser, wenn die Glocke läuten würde?
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Fridolin
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 85
Beiträge: 304
Wohnort: Fellbach


Beitrag19.04.2019 18:57

von Fridolin
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ralphie hat Folgendes geschrieben:
Wäre es nicht besser, wenn die Glocke läuten würde?


Warum denn?
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Herr M
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
H


Beiträge: 40



H
Beitrag19.04.2019 21:35

von Herr M
Antworten mit Zitat

Wer sind "die beiden"? Sind das in soziale Einrichtungen Tätige, die Selbstmord begangen, weil sie das Leben nicht mehr aushielten?
Sorry, aber ich versehe hier nur Bahnhof.
Herzlichste Herr M
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Fridolin
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 85
Beiträge: 304
Wohnort: Fellbach


Beitrag20.04.2019 20:55

von Fridolin
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Viele meiner Gedichte tragen autobiografische Züge oder sind durch Erlebnisse in meinem persönlichen Umfeld geprägt, so auch dieses. Es geht nicht um eine unglückliche Liebe, wie man beim Freitod junger Leute annehmen könnte, sondern um Überforderungen im Kranken- und Pflegeberuf. Von meiner Tochter, die einige Zeit dort tätig war, weiß ich, dass das Personal schon im normalen Betrieb über die physischen und psychischen Grenzen belastet wird. Hinzu kommt, dass von dem Personal erwartet wird, dass es auch außerhalb der Beschäftigungszeiten jederzeit per Handy für Notfälle erreichbar sein muss, was schon fast die Regel ist. Außerdem ist es so, dass selbst Neulinge oft ohne gründliche Anleitung zu Tätigkeiten gezwungen werden, für die sie nicht die Qualifikation haben. Leider haben sich die beiden, von denen hier die Rede ist, nicht ihren Angehörigen anvertraut. In meinem Gedicht musste ich weitere Einzelheiten verschweigen, weil es sonst allzu persönlich hätte werden müssen. Bei der Bezeichnung "Zum letzten Hieb" handelt es sich um ein Gewann in einem Friedwald.

Ich gebe zu, das Thema ist eine schwere Kost und ich wollte eigentlich auch kein Shake-Sonett daraus machen, aber die Verse haben sich wie von selbst so gefügt.
Zur Überforderung im Pflegeberuf:
https://www.ukv.de/content/service/gesundheit-aktuell/burnout-im-pflegefall/

LG Friedhelm
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menetekel
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 104
Beiträge: 2451
Wohnort: Planet der Frühvergreisten


Beitrag21.04.2019 08:09

von menetekel
Antworten mit Zitat

Lieber Friedhelm,
ein sehr eindrucksvolles Gedicht.
Vielleicht hättest du im Titel einen Hinweis auf den Pflegeberuf geben sollen? In Richtung "Selbstpflege?"
Aber auch ohne das erschließt sich der tödliche Ernst des Ganzen.

Liebe und herzliche Grüße
m.


_________________
Alles Amok! (Anita Augustin)
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Fridolin
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 85
Beiträge: 304
Wohnort: Fellbach


Beitrag21.04.2019 20:14

von Fridolin
pdf-Datei Antworten mit Zitat

menetekel hat Folgendes geschrieben:
Lieber Friedhelm,
ein sehr eindrucksvolles Gedicht.
Vielleicht hättest du im Titel einen Hinweis auf den Pflegeberuf geben sollen? In Richtung "Selbstpflege?"
Aber auch ohne das erschließt sich der tödliche Ernst des Ganzen.

Liebe und herzliche Grüße
m.


Liebe Heidrun,
wie ich Reaktionen von Lesern meines Buches „Die Made an der Linde kaut“, in dem dieses Gedicht enthalten ist, entnehme, werden die Verse auch ohne Hinweise auf den Hintergrund als berührend empfunden. Wie du sagst, erschließt sich der tödliche Ernst auch ohne Erläuterung.

Vielen Dank für deinen Kommentar.

Österliche Grüße
von Friedhelm
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lilli.vostry
Wortschmiedin


Beiträge: 1219
Wohnort: Dresden


Beitrag23.04.2019 15:47
aw:LetzteRuheimFriedwald
von lilli.vostry
Antworten mit Zitat

Hallo Fridolin,

ich habe Dein Gedicht mehrmals gelesen und auch die näheren Erläuterungen von Dir, die auf eine Tragödie schließen lassen. Zwei Menschen gingen (unfreiwillig) aus dem Leben, die anderen halfen bis es ihnen selbst zu viel wurde und sie keinen anderen Ausweg mehr für sich sahen... Sehr tragisch!

Gerade deswegen erscheint mir der gereimte Ton, noch dazu nahe am Kitsch mit den "Engeln, die an der Himmelsleiter" weben, unpassend. Auch der Schluss, als Hoffnung gedacht mit den aufstehenden Toten und neuen Broten für Leidende, nicht angebracht. Es wirkt unecht, aufgesetzt.

Denn hier gab es leider keine Rettung, sondern nur Verzweiflung, und so sollten so hart es klingt, dieser Schmerz und Trauer auch stärker im Gedicht zum Ausdruck kommen.

Schwieriges Thema.
Respekt für den Versuch!

Und zu der Glocke: Sie läuten, da hat Ralphie recht. Das ist ihr Zweck, sie rufen zur Andacht in die Kirche, zu feierlichen, traurigen Anlässen. Tönen nicht wie andere Musikinstrumente nur um der Musik willen...

Lilli


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Fridolin
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 85
Beiträge: 304
Wohnort: Fellbach


Beitrag23.04.2019 19:44
Re: aw:LetzteRuheimFriedwald
von Fridolin
pdf-Datei Antworten mit Zitat

lilli.vostry hat Folgendes geschrieben:
Hallo Fridolin,

ich habe Dein Gedicht mehrmals gelesen und auch die näheren Erläuterungen von Dir, die auf eine Tragödie schließen lassen. Zwei Menschen gingen (unfreiwillig) aus dem Leben, die anderen halfen bis es ihnen selbst zu viel wurde und sie keinen anderen Ausweg mehr für sich sahen... Sehr tragisch!

Gerade deswegen erscheint mir der gereimte Ton, noch dazu nahe am Kitsch mit den "Engeln, die an der Himmelsleiter" weben, unpassend. Auch der Schluss, als Hoffnung gedacht mit den aufstehenden Toten und neuen Broten für Leidende, nicht angebracht. Es wirkt unecht, aufgesetzt.

Denn hier gab es leider keine Rettung, sondern nur Verzweiflung, und so sollten so hart es klingt, dieser Schmerz und Trauer auch stärker im Gedicht zum Ausdruck kommen.



Schwieriges Thema.
Respekt für den Versuch!

Und zu der Glocke: Sie läuten, da hat Ralphie recht. Das ist ihr Zweck, sie rufen zur Andacht in die Kirche, zu feierlichen, traurigen Anlässen. Tönen nicht wie andere Musikinstrumente nur um der Musik willen...

Lilli


Hallo Lilli,

das ist deine Sehweise, nicht meine und auch nicht die anderer Leser. Sie sei dir unbenommen. Und das eine Glocke tönt, hat schon Goethe bedichtet:

Die Mutter sprach: Die Glocke tönt, Und so ist dir's befohlen ...

Und im "Lied von der Glocke" dichtet Schiller:

"Von dem Dome, schwer und bang
tönt die Glocke, Grabgesang".

Auch im Volkslied tönt die Glocke:
"Horch, die Horch, die Glocke tönt,
der Alte mit den Schafen
hat schon übern Stall geschaut ...

Zur Himmelsleiter:

In der jüdisch-christlichen Tradition wird die Himmelsleiter, an der Engel weben und auf- und niedersteigen, vielfach als Bild für den geistlichen Aufstieg der Gläubigen verstanden. Die sogenannte „Himmelsleiter“ ist ein Symbol der Verbindung zwischen dem irdischen Dasein und dem Himmel und in der Kunst vielfach bildlich gespiegelt worden.

Die letzten vier Zeilen meines Gedichts sind Ausdruck jüdisch-christlicher Metaphorik: eine Hoffnung, die über den Tod hinaus weist und von Hinterbliebenen und Freunden selbst als Tröstung empfunden wurden.

Ich danke dennoch fürs Lesen und Kommentieren.

Österlicher Gruß
Fridolin
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