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Amarenakirsche Eselsohr
Alter: 30 Beiträge: 394 Wohnort: tief im Westen
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05.04.2019 08:00 Protagonistin greift ein - oder doch nicht? von Amarenakirsche
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Hallo zusammen,
ich sitze gerade an der ersten Komplettüberarbeitung meiner Geschichte (YA Fantasy) und komme bei einer zentralen Szene nicht weiter. Vielleicht kann der Blick von außen helfen?
Kurz zur Erklärung: Es gibt zwei Höhepunkte, bei denen der Antagonist scheinbar kurz vor Vollendung seiner Pläne steht. Beim ersten ist es jedoch nicht der wirkliche Antagonist, nur jemand, den die Protas dafür halten. Das wird im Anschluss an die Szene klar, sie stehen wieder bei null und so weiter...
Beide Male bedroht der (angebliche) Anta meine Protagonisten mit einem mächtigen Gegenstand. Eigentlich was Fantastisches, aber um hier lange Ausführungen zu vermeiden, sagen wir mal, es handelt sich um eine Pistole. Beim ersten Mal ist es jedoch so, dass sie nur glauben, die Person hätte eine Waffe. Beim zweiten Mal hat der tatsächliche Antagonist sie wirklich.
In der jetzigen Fassung habe ich beide Male meine Protagonistin eingreifen lassen. Sie wirft sich dazwischen und entwendet ihm die "Pistole". Nun habe ich Zweifel, dass sich die Handlung zu sehr wiederholt. Klar, es sind zwei unterschiedliche Personen, die sie überwältigen will, und beim zweiten Mal soll es wesentlich bedrohlicher aussehen, aber trotzdem.
Dazu kommt, dass der innere Konflikt der Prota unter anderem darin besteht, dass sie sich solche Dinge nicht traut. Wäre es dann sinnvoller, sie erst am Ende aktiv werden zu lassen, damit die Entwicklung deutlicher wird?
Natürlich könnte man es so lösen, dass etwas oder jemand anderes den scheinbaren Angriff in der ersten Szene verhindert. Dann würde sie passiv bleiben. Ich habe aber leider häufig ein Problem mit Büchern, in denen die - meist weiblichen - Protagonisten nicht selbst handeln und irgendwie immer von außen gerettet werden, deswegen wollte ich das eigentlich nicht schreiben.
Ihr seht: Ich bin verwirrt. Vielleicht habt ihr Hinweise, die mich aus der Zwickmühle holen?
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crisihasi Eselsohr
Alter: 40 Beiträge: 244
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05.04.2019 09:05 Re: Protagonistin greift ein - oder doch nicht? von crisihasi
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Amarenakirsche hat Folgendes geschrieben: | Ich habe aber leider häufig ein Problem mit Büchern, in denen die - meist weiblichen - Protagonisten nicht selbst handeln und irgendwie immer von außen gerettet werden, deswegen wollte ich das eigentlich nicht schreiben. |
Das kenne ich sehr gut. Meinen letzten Text hatte ich versucht krampfhaft umzubiegen, um genau das nicht zu schrieben. Leider hatte ich versäumt, den Plot von Anfang an darauf auszurichten und somit wurde es zur Sisyphos-Arbeit
Ohne deinen Text zu kennen hat sich mir aber gleich der Gedanke aufgedrängt, dass du durch die Dopplung der Ereignisse eigentlich wunderbar ihre Entwicklung darstellen kannst. Beim ersten Mal greift sie nicht ein. Will es, traut sich nicht, macht sich Vorwürfe. Beim zweiten mal ist sie an ihrer Aufgabe gewachsen, hat evtl. Verlust erfahren oder eine andere Motivation, die sie dazu bringt sich zu überwinden, denn wie du beschreibst liegt das eigentlich nicht in ihrer Natur. Ich finde das eigentlich eine wunderbare Gelegenheit, die Geschichte so zu erzählen, wie du es dir vorgenommen hast und obendrein zu verdeutlichen, dass im entscheidenden Moment deine Prota die Dinge selbst in die Hand nimmt.
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RocketJo Leseratte
Alter: 37 Beiträge: 102 NaNoWriMo: 50755
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05.04.2019 09:12
von RocketJo
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Die Alternative wäre, ihr beim ersten Eingreifen eine sehr starke Motivation zu geben, über ihren Schatten zu springen. Dass der "moment of change" eben da schon gegeben ist. Ist allerdings die Frage, ob das dramaturgisch sinnvoll ist und nciht späteres Konfliktpotential verbaut.
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nothingisreal Papiertiger
Beiträge: 4002 Wohnort: unter einer Brücke
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05.04.2019 09:54
von nothingisreal
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Es ist schwer, so etwas zu beurteilen, ohne mehr Infos zu haben. Mein Gefühl sagt mir, beim ersten Mal traut sie sich nicht, macht sich daher später Vorwürfe, vielleicht auch ihr Mitstreiter ihr. Hier wäre Konfliktpotenzial möglich. Wenn deine Prota zum Beispiel näher beim Anta stand und somit tatsächlich eine Chance gehabt hätte, die Pistole dem Anta zu entwenden. Beim zweiten Mal hat sie viel dazu gelernt und greift - trotz Angst - ein.
_________________ "Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten." - William Somerset Maugham |
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Amarenakirsche Eselsohr
Alter: 30 Beiträge: 394 Wohnort: tief im Westen
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05.04.2019 10:28
von Amarenakirsche
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Hallo ihr drei und vielen Dank für eure Anregungen!
Ihr habt das Problem genau erkannt. Und ich glaube, eure Zusammenfassungen helfen mir sehr weiter.
RocketJo hat Folgendes geschrieben: | Die Alternative wäre, ihr beim ersten Eingreifen eine sehr starke Motivation zu geben, über ihren Schatten zu springen. |
Die Motivation wäre schon da. Der Anta bedroht die Mutter ihres Love-Interests und sie könnte hoffen durch ihr Eingreifen seine Zuwendung, Dankbarkeit etc. zu bekommen.
crisihasi hat Folgendes geschrieben: | Beim ersten Mal greift sie nicht ein. Will es, traut sich nicht, macht sich Vorwürfe. Beim zweiten mal ist sie an ihrer Aufgabe gewachsen |
nothingisreal hat Folgendes geschrieben: | Mein Gefühl sagt mir, beim ersten Mal traut sie sich nicht, macht sich daher später Vorwürfe, vielleicht auch ihr Mitstreiter ihr. Hier wäre Konfliktpotenzial möglich. Wenn deine Prota zum Beispiel näher beim Anta stand und somit tatsächlich eine Chance gehabt hätte, die Pistole dem Anta zu entwenden. Beim zweiten Mal hat sie viel dazu gelernt und greift - trotz Angst - ein. |
Ich glaube, ihr habt Recht. Das Konfliktpotenzial, das dabei entsteht, ist wesentlich besser. Sie hätte seine Mutter retten können und hat nichts getan. Ihre eigenen Vorwürfe und seine Wut / Verzweiflung könnte man sehr gut nutzen.
So muss ich nur eine andere Lösung finden, damit beim ersten Mal nichts Schlimmes passiert. Dann müsste jemand anderes eingreifen. Nur ist der Freund leider zu weit weg.
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crisihasi Eselsohr
Alter: 40 Beiträge: 244
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05.04.2019 10:53
von crisihasi
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Vielleicht ist ja gar kein Schuss in der Waffe
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Taranisa Bücherwurm
Alter: 54 Beiträge: 3180 Wohnort: Frankenberg/Eder
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05.04.2019 12:39
von Taranisa
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Zitat: | Ich glaube, ihr habt Recht. Das Konfliktpotenzial, das dabei entsteht, ist wesentlich besser. Sie hätte seine Mutter retten können und hat nichts getan. Ihre eigenen Vorwürfe und seine Wut / Verzweiflung könnte man sehr gut nutzen.
So muss ich nur eine andere Lösung finden, damit beim ersten Mal nichts Schlimmes passiert. Dann müsste jemand anderes eingreifen. Nur ist der Freund leider zu weit weg. |
Vorschlag: Sie greift ein, schafft es jedoch nicht, den Schuss zu verhindern, der dann "nur" den Arm oder das Bein der künftigen Schwiegermutter streift.
Oder ändere eine der beiden Situationen so, dass zwar beide Male eine Gefahrensituation entsteht, jedoch von unterschiedlichem Ausmaß.
_________________ Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22 |
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Amarenakirsche Eselsohr
Alter: 30 Beiträge: 394 Wohnort: tief im Westen
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05.04.2019 13:08
von Amarenakirsche
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crisihasi hat Folgendes geschrieben: | Vielleicht ist ja gar kein Schuss in der Waffe |
Taranisa hat Folgendes geschrieben: |
Vorschlag: Sie greift ein, schafft es jedoch nicht, den Schuss zu verhindern, der dann "nur" den Arm oder das Bein der künftigen Schwiegermutter streift.
Oder ändere eine der beiden Situationen so, dass zwar beide Male eine Gefahrensituation entsteht, jedoch von unterschiedlichem Ausmaß. |
Danke euch, das klingt beides gut. Ein Streifschuss ist leider nicht möglich, da es sich eben nicht um eine Pistole handelt, aber ich überlege mir mal etwas, das in eine ähnlich Richtung geht.
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RocketJo Leseratte
Alter: 37 Beiträge: 102 NaNoWriMo: 50755
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05.04.2019 14:23
von RocketJo
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Taranisa hat Folgendes geschrieben: |
Vorschlag: Sie greift ein, schafft es jedoch nicht, den Schuss zu verhindern, der dann "nur" den Arm oder das Bein der künftigen Schwiegermutter streift.
Oder ändere eine der beiden Situationen so, dass zwar beide Male eine Gefahrensituation entsteht, jedoch von unterschiedlichem Ausmaß. |
Die Lösung finde ich gar nicht mal schlecht. Du hättest dann das ursprüngliche Problem (Prota traut sich eigentlich nicht, ist aber gezwungen, es zu tun) soagr noch verschwärft. Beim endscheidenden Kampf hast du dann quasi doppelte Zweifel, weil es schon einmal schiefgegangen ist.
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shatgloom Eselsohr
Beiträge: 372 NaNoWriMo: 27985 Wohnort: ja, gelegentlich
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05.04.2019 18:57
von shatgloom
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Soweit ich es verstanden habe, ist beim ersten Mal der Antagonist gar nicht der echte Anta, hat keine echte Waffe und somit kann auch nichts Schlimmes passieren, wenn sie nicht eingreift.
Sie greift also nicht ein, es passiert nichts Schlimmes, aber sie lernt trotzdem aus der Situation und traut sich beim nächsten Mal etwas mehr zu.
Andere Variante: sie greift beim ersten Mal aus Angst nicht ein, jedoch ein anderer, muss ja kein Mann sein, oder?
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Amarenakirsche Eselsohr
Alter: 30 Beiträge: 394 Wohnort: tief im Westen
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05.04.2019 19:41
von Amarenakirsche
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So viele tolle Hinweise, danke euch!
shatgloom hat Folgendes geschrieben: | Soweit ich es verstanden habe, ist beim ersten Mal der Antagonist gar nicht der echte Anta, hat keine echte Waffe und somit kann auch nichts Schlimmes passieren, wenn sie nicht eingreift. |
Ja genau. Nur wollte ich dieses "Eingreifen" als Spannungsmoment nutzen. Also à la: "Ich lasse nicht zu, dass du jemanden bedrohst", Waffe wegschlagen (Cliff hanger) "ups, du hast ja keine Waffe".
Klar würde sie auch aus der Situation lernen, wenn gar nichts passiert, aber das kommt mit ein bisschen unspektakulär vor.
shatgloom hat Folgendes geschrieben: | muss ja kein Mann sein, oder? |
Nee, natürlich nicht, wäre aber auch okay. Ein Freund von ihnen könnte nah genug dran sein, das wäre im Moment meine liebste Alternative: Sie möchte helfen, kann aber nicht über ihren Schatten springen, und er greift ein. Er blamiert sich zwar ein bisschen, da ja nichts passiert wäre, bekommt aber Lob, weil er so beherzt gehandelt hat. Sie muss sich mit dem schlechten Gewissen herumschlagen, nichts getan zu haben, obwohl sie direkt vor dem Pseudo-Anta stand.
Die Idee von RocketJo und Taranisa, dass dennoch nicht alles unglimpflich abläuft, finde ich nach wie vor gut. Aber ich weiß nicht, wie ich das anstellen soll, da der Pseudo-Anta ja gar nichts Böses im Schilde führt.
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RocketJo Leseratte
Alter: 37 Beiträge: 102 NaNoWriMo: 50755
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06.04.2019 10:36
von RocketJo
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Was Gut und was Böse ist, ist abhängig vom Blickwinkel. Solange der Pseudo-Anta irgendetwas tut, was der (für den Leser) guten Seite schadet, tut er Böses. Und wenn er ihr bloß das letzte Stück Schokolade weg isst ;-p
Das ganze kann sich ja auch aufschaukeln. Der Pseudo bedroht die Mutter von Protas Freund, aber eigentlich ist es nur Show. Prota greift ein, die Dinge eskalieren (von Streit zu Gerangel zu Schlägerei), Mama stürzt und verletzt sich schwer. Eigentlich alles ein dummer Unfall, der aber letzten Endes (für deine Prota) darin begründet liegt, dass sich jemand also sie) in einer eigentlich harmlosen Situation eingemischt hat.
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Bea H2O Leseratte
Beiträge: 180
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07.04.2019 07:42
von Bea H2O
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Vielleicht kann sie ja in der ersten Szene wenigstens ein bisschen tun, was die Mutter nicht wirklich gerettet hätte, sondern deine Prota stattdessen nur in vermeintliche Gefahr bringt. Etwa:
Der Pseudo-Anta bedroht die Mutter mit der Pistole. Deine Prota befindet sich in einem Versteck nah an ihm und könnte ihn eigentlich überwältigen, würde sie es sich zutrauen. Stattdessen zeigt sie sich ihm als Ablenkungsmanöver (redet mit ihm oder so...er ist verwirrt, weil er ja gar nicht der echte Anta ist und somit greift er sie tatsächlich nicht an) Damit gibt die Prota irgendjemandem Zeit die Mutter zu befreien (oder zumindest ist das ihre Absicht. Es kann ja später herauskommen, dass der Pseudo-Anta die Mutter längst hätte töten können, hätte er es gewollt). Durch ihre verlorene Deckung macht sie sich aber zusätzlich auch selbst von dem Pseudo-Anta angreifbar (Spannungsmoment, wenn der Pseudo-Anta sich dann mit der Pistole ihr zuwendet) und "überlebt nur", weil sich ein Dritter eben doch "rechtzeitig" einbringt und den Pseudo-Anta überwältigt.
Nur so eine Idee
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Amarenakirsche Eselsohr
Alter: 30 Beiträge: 394 Wohnort: tief im Westen
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08.04.2019 08:44
von Amarenakirsche
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RocketJo hat Folgendes geschrieben: | Was Gut und was Böse ist, ist abhängig vom Blickwinkel. |
Auf jeden Fall, das möchte ich eh ausnutzen.
RocketJo hat Folgendes geschrieben: | Das ganze kann sich ja auch aufschaukeln. |
Das ist natürlich eine gute Idee. Da werd ich mal ein bisschen plotten.
Bea H2O hat Folgendes geschrieben: | Vielleicht kann sie ja in der ersten Szene wenigstens ein bisschen tun (...) Stattdessen zeigt sie sich ihm als Ablenkungsmanöver |
Deine Idee klingt spannend. Dass sie den Anta durch Reden aufhält, kommt aber später noch und es würde eventuell wieder die Chance nehmen, den Konflikt aufzubauen. Ich glaube, es passt tatsächlich besser zu ihr, nichts zu tun und sich später zu überwinden.
Danke, danke, danke für die vielen Ideen!
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