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RocketJo
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 37
Beiträge: 102
NaNoWriMo: 50755



Beitrag21.03.2019 13:15

von RocketJo
Antworten mit Zitat

So, nach so vielen Rückmeldungen (danke nochmal dafür) habe ich mich endgültig entschlossen, Zamanshi und seine Situation nochmal zu überdenken und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich mich vielleicht von ein paar Dingen verabschieden sollte. Wie seinem Gedächtnisverlust oder seiner Aufgabe als Spion. Ich gehe lieber wieder zurück zu meiner üblichen Situation, dass mein Held die Welt kennt, in der er lebt ^^
Das hat dann auch dazu geführt, dass der gute Mann urplötzlich persönliche Ziele und Wünsche bekommen hat. Mir war vorher gar nicht so recht aufgefallen, dass er gar kein eigenes Leben hatte Rolling Eyes

Langer Rede kurzer Sinn: Ich habe den Anfang komplett neu gestaltet und würde gerne wissen, ob er so besser wirkt. Außer Ort und Hauptfigur ist allerdings nichts mehr geblieben ^^

1. Westwehr

Auf meiner Suche erreichte ich Westwehr am Morgen des Vollmonds. Der letzte Nebel zog vom See an der Grenze zu Sidoa herauf und hüllte die Stadt in Farblosigkeit, doch das hielt die Leute nicht davon ab, das Fest vorzubereiten. Ich hatte die Feier zur Ehre der Schnecke in den letzten Jahren oft gesehen, immer an anderen Orten, aber die Geschäftigkeit der Menschen lenkte mich immer wieder von meiner Suche ab. Manchmal war es gut, für einen oder zwei Tage nicht an meine Aufgabe zu denken. Es ließ mir den nötigen Freiraum, mich selbst am Leben zu halten.
Ich drängte mich an den Händlern mit ihren Karren vorbei, ohne auf die hölzernen und steinernen Schnecken und Glühwürmchen zu achten, die sie bereits jetzt den Bewohnern der Garnisonsstadt anboten. Ich war die ganze Nacht gelaufen, müde und hungrig. Meine Nase folgte dem Duft von süßem Festgebäck zu einem großen Brunnenplatz im Herzen der Stadt. Vor den geschlossenen Handwerksläden liefen Bäcker mit Körben voller Zuckerkringel auf und ab, verteilten das Gebäck gegen kleines Geld an die Kinder, die auf dem Platz spielten. Viele von ihnen trugen Glühwürmchenmasken oder ein kleines Schneckenhaus aus festem Stoff auf dem Rücken.
Eines der Kinder rempelte mich im Spiel an. Es hielt inne, sah zu mir auf. Ich konnte die aufgerissenen Augen hinter der Maske erkennen. »Ihr habt aber eine schöne Maske, Onkel!«
Ich lächelte. Mein Gesicht war keine Maske, aber vermutlich war es besser, wenn das Kind es glaubte. Ich nickte ihm zu, dann blickte ich mich erneut auf dem Platz um. Sicher gab es hier irgendwo ein Wirtshaus, indem ich eine Kleinigkeit essen und mit etwas Glück ein Zimmer beziehen konnte.
In der Mitte des Platzes sprudelte Wasser aus dem Mund einer mannshohen Schnecke, rann ihre Flanken hinunter und plätscherte zurück in die Brunnenschale. Obwohl überall um mich herum Menschen durcheinander riefen, ihre Waren anpriesen oder Lieder sangen, konnte ich das leise Plätschern deutlich hören. Mehr noch, das Geräusch wurde immer lauter. Ganze Wogen flossen über den Platz, spülten die Menschen hinfort und rissen die Häuser in unendliche Tiefen. Das Wasser verfärbte sich rot vom Blut der Ertrunkenen, aus den Wellen wurden Flammen, die an den Ruinen der Häuser in den Himmel wuchsen. Funken stoben aus dem Gebälk, als die Dächer krachend in sich zusammenfielen. Das Wasser im Brunnen verebbte. Zwischen den Bränden taumelten Gestalten, riefen die Namen ihrer Verwandten. Hinter mir näherten sich Trompeten, Reiter, Fußsoldaten.
Ich fuhr herum.
Der Platz, die ganze Stadt war verschwunden. Ich stand auf einem Pass in den Bergen. Vor mir lag die Mauer eines Gebäudes. Ich erkannte das Gebäude wieder, meine Heimat. Ein dicklicher Mönch stand vor den Toren und deutete auf den spitzen Berg im Hintergrund. Mein Blick folgte seiner Geste. Ein Beben erschütterte das Gebirge, der Boden riss auf. Ein schwarzer Vogel stürzte vom Himmel und fraß den Berg. Etwas schälte sich aus dem großen Muttermal zwischen meinen Schulterblättern.
Mein eigener Schrei riss mich aus der Vision. Ich sank auf die Knie, tastete nach meinen Schultern, nach meinem Rücken. Doch da war nichts, kein fremdartiges Wesen, keine Wunde, kein Blut. Ich sank auf dem staubigen Boden des Platzes zusammen. Aus halbgeöffneten Augen erkannte ich, wie die Menschen einen Kreis um mich bildeten.
Sie sahen mich an, deuteten auf mich, tuschelten miteinander. Doch niemand kam, um mir zu helfen. Ein Bäcker versteckte sich hinter seinem Korb, einer der Händler hielt ein hölzernes Glühwürmchen schützend vor sich.
War dies die Wirklichkeit oder ein Teil der Vision? Der Staub kitzelte in meiner Nase, aber ich war zu schwach, um zu niesen. Ich schloss die Augen.
Feste Schritte näherten sich mir. »Heda!«
Ich hob den Kopf, blinzelte. Die Welt um mich herum fühlte sich fremdartig an, als ob ich nicht Teil von ihr wäre. Als ob ich nicht einmal Teil meines eigenen Körpers wäre. Keine meiner Gliedmaßen gehorchte mir. »Wo bin ich?«
»Ihr seid in Westwehr«, antwortete eine forsche Stimme, zu der ich nur die Stiefel erkennen konnte.
Allmählich fand ich die Kontrolle über meinen Körper wieder. Ich richtete mich schwerfällig auf, erst auf alle viere, dann auf die Knie.
Der Mann vor mir trug eine rotbraune Uniform mit goldenen Ziernähten und Knöpfen. Ich konnte seinen Rang nicht erkennen, schloss aber aus dem Aussehen der Uniform, dass er zumindest ein Marapuri wie ich sein musste.
»Wer seid Ihr? Was ist passiert?«
Ich hievte mich auf die Beine. Meine Knie zitterten. »Mein Name lautet Zamanshi. Ich bin auf der Suche nach Meinesgleichen.«
»Euresgleichen?« Der Soldat musterte mich. Sein Blick blieb einen Moment länger als nötig an meiner Kutte hängen, ehe er in meinem blassen Gesicht forschte. Er schüttelte den Kopf. »Menschen wie Euch habe ich hier noch nie gesehen und das Kloster ist eine Monatsreise von hier entfernt.«
»Eine Monatsreise? Ich bin so dicht an zu Hause?«
Der Soldat runzelte die Stirn. »Geht es Euch gut? Ihr scheint mir verwirrt zu sein?«
»Ich bin gesund.« Ich senkte den Blick. »Allerdings leide ich seit einigen Jahren an wiederkehrenden Visionen.«
»Visionen? Bei der Schnecke, nicht noch jemand, der einen Krieg heraufbeschwören will. Wenn Ihr ein Mönch seid, seid Ihr sicher ein Marapuri. Sind diese Visionen Eure Gabe?«
Ich schüttelte den Kopf. »Diese Visionen habe ich erst, seit ich das Kloster verlassen habe. Ich besitze die Fähigkeit, mich schnell von aller Art Verletzung und Krankheit zu erholen.«
Der Soldat zog die Augenbrauen zusammen. »Ich fürchte, ich werde Euch diese Behauptung vorerst glauben müssen. Habt Ihr eine Unterkunft in der Stadt?«
Ich schüttelte den Kopf.
Der Soldat deutete auf ein dreistöckiges Haus hinter dem Brunnen, schüttelte dann jedoch den Kopf und zeigte stattdessen auf die breite Straße, die den Platz nach Süden verließ. »Ihr solltet den Tempel aufsuchen. An einem hohen Feiertag werden die Wirte kein Bett mehr für Euch freihaben. Aber die Priester lassen keinen Mönch vor den Toren schlafen. Folgt dem Weg bis zur Palisade der Festung und dann nach Osten. Im Zweifel erkundigt Euch bei den Soldaten, aber eigentlich ist der Tempel leicht zu finden. Erwartet nur keinen Prunkbau.«
»Ich danke Euch.« Ich verbeugte mich vor dem Soldaten, wandte mich um und folgte der Straße durch den südlichen Teil Westwehrs. Die Menschen wichen mir aus, allerdings sicher nicht aus Respekt.
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Gast







Beitrag24.03.2019 22:20
Och ...
von Gast
Antworten mit Zitat

Auch mit einer Neufassung, die binnen weniger Tage erscheint, tu ich mich schwer, es kann ja nur eine Rohfassung sein. Da hatte ich erstmal keinen Bock drauf, behielt sie aber am Rande des Schirms: Erst mal den alten Inhalt verblassen lassen, dann nachsehen, ob ich etwa ein Vorurteil pflege.

Okay, es ist eine Rohfassung. Aber wenn die mal poliert und verschlankt ist ... Ja, doch, das kommt gut.

Okay, du hast uns vorgewarnt, aber:
Zitat:
An einem hohen Feiertag werden die Wirte kein Bett mehr für Euch freihaben.
Keine Wirtshausszene mehr. Sad

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RocketJo
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 37
Beiträge: 102
NaNoWriMo: 50755



Beitrag25.03.2019 14:50
Re: Och ...
von RocketJo
Antworten mit Zitat

emr hat Folgendes geschrieben:
Okay, du hast uns vorgewarnt, aber:
Zitat:
An einem hohen Feiertag werden die Wirte kein Bett mehr für Euch freihaben.
Keine Wirtshausszene mehr. Sad

 Wink


Joa, viel mehr als eine Rohfassung kann es noch nicht sein, dass ist wahr. Geht auch mehr darum, ob der Anfang so evt. stimmiger wirkt, als Richtugnsangabe für mich, welche Version besser ankommt, sozusagen ^^

Und nur weil Zamanshi nicht in einem Wirtshaus übernachtet, muss ich die Szene ja nicht völlig rausnehmen. Chidubem muss ja irgendwie auftauchen, er ist ja wichtig Razz
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