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kreative Metaphern erfinden

 
 
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Tinkseltown
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
T

Alter: 23
Beiträge: 10



T
Beitrag24.01.2019 09:02
kreative Metaphern erfinden
von Tinkseltown
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Manchmal sind Metaphern einfach die bessere Wahl für das Show don’t tell. Nicht nur, dass es schwierig ist manche Situationen zu beschreiben. Nein. Je nach Metapher wirkt der Text auch mystischer. – Die Geschichte ist dann wie ein Puzzle, dass das Gehirn des Lesers erstmal lösen muss. Klar! Ich darf nicht zu viele haben. Aber Geschichten wie z.B. Der Kleine Prinz bestehen nur aus Metaphern, die den Leser zum nachdenken anregen sollen. Jedoch benutzten viele Autoren immer die gleichen Metaphern. Das nervt irgendwann! Und die Aufgabe eines Autors ist ja den Leser zu unterhalten. Nicht den Möchtegern-Göthe zu spielen! Also. Wie kann ich kreative und verständliche Metaphern erfinden?
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PhilipS
Geschlecht:männlichLeseratte


Beiträge: 109



Beitrag24.01.2019 09:50

von PhilipS
Antworten mit Zitat

Ich bezweifle, dass es dafür einen handlichen Baukasten gibt. Ich finde auch, dass viele Metaphern, die standardmäßig gebraucht werden, nichtssagend geworden sind. (Wer weiß denn noch, dass ein Lauffeuer ein Feuer entlang einer vorher gelegten Linie aus Schießpulver ist, das in der Schlacht gelegt wird?)

Alles, was mir an Tipps einfällt, ist: Suche ein Bild, das zur Situation passt, und achte darauf, nicht verschiedene Metaphern durcheinanderzuwerfen.


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Thomas74
Geschlecht:männlichExposéadler

Alter: 49
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Wohnort: Annaburg


Beitrag24.01.2019 10:17

von Thomas74
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PhilipS hat Folgendes geschrieben:
(Wer weiß denn noch, dass ein Lauffeuer ein Feuer entlang einer vorher gelegten Linie aus Schießpulver ist, das in der Schlacht gelegt wird?)

.

 Wink  Ich weiß es...
Ist aber eine 08/15-Beschreibung.
Preisfrage : woher kommt 08/15??
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PhilipS
Geschlecht:männlichLeseratte


Beiträge: 109



Beitrag24.01.2019 10:54

von PhilipS
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Thomas74 hat Folgendes geschrieben:

Ist aber eine 08/15-Beschreibung.
Preisfrage : woher kommt 08/15??


Aus dem 1. WK. Die Reichswehr hatte zwei Modelle von einem bestimmten Gewehr, das eine stammte aus einer Produktionsreihe, die im Februar 1915 aufgelegt worden war (Modell 02/15). Das andere stammte aus einer Produktionsreihe von August 1915. Dafür waren Produktionsstandards festgelegt worden, daher wurde "08/15" zum Synonym für standartisierte Serienproduktion. /Off-Topic


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V.K.B.
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Beitrag24.01.2019 12:02

von V.K.B.
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Zitat:
Preisfrage : woher kommt 08/15??
Nee, nix Weltkrieg, Beamtenwesen. 08/15 beschreibt den typischen Verwaltungsbeamten: Null Ahnung, 8 Stunden Zeit absitzen und und dafür A15 kassieren.

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Ribanna
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

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Beitrag24.01.2019 12:02

von Ribanna
Antworten mit Zitat

Die meisten Dinge, so auch das "gute Schreiben" erlernt man durch stetiges Üben und ein bisschen Talent. Schreib viel, lies viel, wechsle ab und zu das Genre und schreib auch Dinge, die dir nicht so liegen. Schreib nicht gleich an dem großen Roman, schreib Kurzgeschichten, Beschreibungen, Novellen, Berichte, Gedichte usw.
Wenn du diese Texte dann anderen zeigst, versuche mal, ihre Anmerkungen auch umzusetzen, ihre Tipps anzuwenden und ihre Ratschläge zu befolgen - statt dich auf ein neues Thema, eine neue Idee zu stürzen.
Versuch nicht nicht, besonders originell zu sein, die tollsten Aphorismen, die bildhaftesten Metaphern, die formvollendetsten Sätze zu kreieren, sondern sei authentisch.
Ich bin sicher, das weder Goethe noch Saint Exupéry sich mit der Absicht hingesetzt haben, jetzt mal einen Klassiker, ein Stück Weltliteratur zu schreiben.


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Thomas74
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Beitrag24.01.2019 12:06

von Thomas74
Antworten mit Zitat

Nein, Variante 1 ist schon richtig.
Der Begriff stammt aus den 30ern, als bei der Wiederbewaffnung veraltete und standartisierte Mg zum Einsatz kamen. Das Gleichnis steht für Massenware minderer Qualität.
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Ribanna
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 61
Beiträge: 772
Wohnort: am schönen Rhein...


Beitrag24.01.2019 12:19

von Ribanna
Antworten mit Zitat

Thomas74 hat Folgendes geschrieben:
Nein, Variante 1 ist schon richtig.
Der Begriff stammt aus den 30ern, als bei der Wiederbewaffnung veraltete und standartisierte Mg zum Einsatz kamen. Das Gleichnis steht für Massenware minderer Qualität.

Ich denke, V.K.Bs Anmerkung sollte ein Scherz sein! Smile


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Thomas74
Geschlecht:männlichExposéadler

Alter: 49
Beiträge: 2344
Wohnort: Annaburg


Beitrag24.01.2019 12:35

von Thomas74
Antworten mit Zitat

Ribanna hat Folgendes geschrieben:
Thomas74 hat Folgendes geschrieben:
Nein, Variante 1 ist schon richtig.
Der Begriff stammt aus den 30ern, als bei der Wiederbewaffnung veraltete und standartisierte Mg zum Einsatz kamen. Das Gleichnis steht für Massenware minderer Qualität.

Ich denke, V.K.Bs Anmerkung sollte ein Scherz sein! Smile


Ja, aber wenn man Blödsinn oder Scherze oft genug wiederholt, schaffen sie es irgendwann zu Wikipedia...
Gerade bei historischen Gegebenheiten. Oder anders gesagt, der Unterschied zwischen Gott und den Historikern besteht darin, dass Gott die Vergangenheit nicht mehr ändern kann.
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RememberDecember59
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Beitrag25.01.2019 08:06

von RememberDecember59
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Liebe Tinkselstown,
ich glaube, du gehst das von der falschen Seite aus an. smile Sprache ist nur ein Werkzeug. Wendungen wie „sich wie ein Lauffeuer verbreiten“ sind nicht nichtssagend, denn jeder weiß ganz genau, was damit gemeint ist. Und das ist doch erstmal das Wichtigste: Verstanden werden. Dass kaum mehr jemand die Entstehungsgeschichte dieses Vergleichs im Kopf hat – wen juckt’s?! Man verwendet doch auch Worte wie „einbläuen“ und andere, das ist nun mal unser momentaner Sprachschatz, und der reicht wirklich über weite Strecken aus, vor allem in der Unterhaltungsliteratur.

Wenn das nicht mehr der Fall ist, merkt man es. Wenn einem der normale Wort- und Phrasenschatz eben nicht mehr reicht, um auszudrücken, was man ausdrücken will. Weil man zum Beispiel andere Assoziationen wecken will als die, die eine gewohnte Metapher weckt; weil eine andere Metapher irgendwie einfach treffender ist; weil man einem Gefühl oder einer Wahrnehmung nicht wirklich gerecht wird und die Tiefe nicht mit Standardsprache einfangen oder wenigstens andeuten kann.
Wenn ein Autor dagegen zwanghaft nach originellen Vergleichen und Metaphern sucht, anstatt den Inhalt die Notwendigkeit dafür vorgeben zu lassen, merkt man das einem Text oft an und es wirkt bemüht.

Wenn man aber zu dem Schluss kommt, dass an einer gewissen Stelle das sich verbreitende Lauffeuer einfach nicht das Richtige ist, dann gibt es leider keinen Prozess, an den man sich halten kann, um am Ende die passendere Wendung zu finden. Manchmal springt sie einen an, manchmal überlegt man ewig, wie man jetzt etwas Komplexes in Worte fassen soll, weil einem das fast unmöglich erscheint. Vielleicht wird das mit zunehmender Erfahrung besser, ich hoffe es.
Wichtig dabei ist, glaube ich, dass man sich eben nicht einschränkt. Also nicht von vornherein auf Worte, Wendungen oder sonstwas verzichtet, sondern sich alle Möglichkeiten offen lässt, die die geschriebene Sprache einem bietet. Wenn ich manchmal Diskussionen über das Verteufeln von Adjektiven, Füllwörtern, „und“ am Satzanfang, Kursivschreibung, Strichpunkten und was sonst nicht alles gerne als schlechter Stil bezeichnet wird, lese, dann kann ich nur den Kopf schütteln. Ich mag auch manches nicht, aber das ist alles Material, das einem fürs Schreiben zur Verfügung steht und das man sich nicht selbst von vornherein wegnehmen sollte.
Soweit mal meine (bisherige) Meinung zu diesem Thema. smile


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Bartimäus: "...-was ist das?"
Kobold: "Hätte mich das jemand anders gefragt, o Herr, der ihr Schrecklich und Unübertrefflich seid, hätte ich ihn einen Dummkopf genannt, bei Euch jedoch ist diese Frage ein Zeichen jener entwaffnenden Schlichtheit, welche der Born aller Tugend ist. ..."

Bartimäus I (Jonathan Stroud)
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PhilipS
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Beitrag25.01.2019 12:00

von PhilipS
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RememberDecember59 hat Folgendes geschrieben:
Liebe Tinkselstown,
ich glaube, du gehst das von der falschen Seite aus an. smile Sprache ist nur ein Werkzeug. Wendungen wie „sich wie ein Lauffeuer verbreiten“ sind nicht nichtssagend, denn jeder weiß ganz genau, was damit gemeint ist.


Das glaube ich eben nicht. Ich habe das Beispiel benutzt, weil ich über die Verwendung genau dieses Vergleichs eine kleine Diskussion mit meinem Lektor hatte. Klar, man weiß, dass etwas, das sich wie ein Lauffeuer verbreitet, sich sehr schnell verbreitet. Warum? Weil dieser Vergleich ständig benutzt wird. Nun ist es aber so, dass Vergleiche und Metaphern auch von ihrem "Hintergrund" leben, der beim Gebrauch mitassoziiert wird. Im Falle des Lauffeuers also der kriegerische Hintergrund. Wenn der verschwindet, wird der Vergleich zwar noch verstanden, verliert aber an Tiefe.

Ein Gedanke, den ich noch hatte: Wenn man einen guten Vergleich oder eine Metapher sucht, könnte man sich ja überlegen, welchen Hintergrund die Person hat, die ihn benutzt, oder aus deren Perspektive der Vergleich verwendet wird. Ein Seemann würde etwa davor warnen "Das Boot zum Schwanken zu bringen", ein Bauer vielleicht nicht unbedingt.


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RememberDecember59
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Wohnort: Franken


Beitrag25.01.2019 12:19

von RememberDecember59
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PhilipS hat Folgendes geschrieben:
Klar, man weiß, dass etwas, das sich wie ein Lauffeuer verbreitet, sich sehr schnell verbreitet.


Eben. Damit ist die Wendung also nicht nichtssagend. smile


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PhilipS
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Beitrag25.01.2019 12:28

von PhilipS
Antworten mit Zitat

Vielleicht ist "nichtssagend" übertrieben. Worum es mir geht, ist, dass der Ursprung des Vergleichs immer weniger Leuten bekannt ist, wodurch der assoziative Kontext immer seltener gegeben ist, und der Vergleich an Tiefe verliert. Vergleiche und Metaphern arbeiten immer auf verschiedenen Ebenen. Es geht hier nicht nur darum, die Geschwindigkeit von etwas mit der Geschwindigkeit eines Lauffeuers zu vergleichen, sondern auch die Parallele zur Schlacht zu ziehen. Als Kontrast: Wenn ich ein Kamel als "Wüstenschiff" bezeichne, sage ich nicht einfach nur, dass ein Kamel ein Transportmittel für die Wüste ist, wie ein Schiff ein Transportmittel für das Meer. Ich vergleiche dabei auch die Wüste mit dem Meer, deute an, dass beide gleichermaßen gefährlich für Menschen und dabei voller Schönheit und Leben sind, vergleiche Dünen mit Wellen, mache auf die schwankenden Bewegungen des Kamels aufmerksam, von denen einem schon mal übel werden kann, genau wie auf einem Schiff etc. Eine gut gewählte Metapher oder vergleich leistet mehr als nur eine isolierte Eigenschaft zwei unterschiedlichen Gegenständen gleichzeitig zuzuschreiben.

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RememberDecember59
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Beitrag25.01.2019 13:15

von RememberDecember59
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Ich halte diese Tiefe schlichtweg nicht für etwas besonders Schützenswertes. Es stört mich nicht, dass für den Lauffeuer-Vergleich jegliche Hilfe zu spät kommt, dass keiner mehr an eine Schlacht dabei denkt und dass er jetzt einfach synonym für eine schnelle Verbreitung verwendet wird. In ein paar Jahren ist er vielleicht ganz verschwunden, dafür gibt’s neue Wendungen.

Vielleicht hätte ich mir den „Wen juckt’s?“-Satz sparen und einfach sagen sollen, dass es mich nicht juckt. Laughing Dafür ernte ich nämlich auch regelmäßig Unverständnis von meinem Schwiegervater, der Linguist ist.


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PhilipS
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Beitrag25.01.2019 13:18

von PhilipS
Antworten mit Zitat

Ich glaube, dass gerade diese Tiefe das ist, was Metaphern und Vergleiche interessant macht. Aber vielleicht ist hier das Ende des Begründens in dieser Frage erreicht.

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Merlinor
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Beitrag25.01.2019 15:43

von Merlinor
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Hallo

Mir geht es ähnlich wie RememberDecember59. Nein, ärger noch, denn ich sehe das Problem nicht: Wenn sich etwas "wie ein Lauffeuer" verbreitet, dann sind Dramatik und Geschwindigkeit doch ausreichend gegeben. Um beides zu unterstreichen, wird diese Metapher eingesetzt. Da braucht es keine Rekursion auf die militärische Herkunft der Begriffskombination.
Ihre Bedeutung ist bekannt und im heutigen gesellschaftlichen Sprachschatz Konsens. Die etymologische Herleitung hingegen ist im allgemeinen gesellschaftlichen Sprachgedächtnis nur noch wenig präsent.
Die Metapher steht im heutigen gesellschaftlichen Sprachverständnis weitgehend für sich selbst und funktioniert dennoch sehr gut.

Es ist manchmal sogar recht problematisch, bei einer Metapher zu sehr nach ihrer historischen Herleitung zu schielen: Beim Begriff "Rabeneltern" zum Beispiel, wird die Herleitung schwierig, denn Raben sind sehr fürsorgliche Eltern. Dennoch wird ihnen diesbezüglich ein so schlechter Ruf angedichtet, dass eine stehende Metapher daraus werden konnte, die sich bis heute hält. Bis in unsere Tage gilt der Ausdruck "Rabeneltern" als Inbegriff für einen Mangel an Fürsorglichkeit und schlechte Elternschaft.

Um deren Ursache herauszukristallisieren muss man tief in altem Volksaberglauben graben, bis hin zu fast schon archaischen, magisch-religiös verschrobenen Glaubensvorstellungen aus alter Vorzeit. Da landet man tief im etymologischen Dickicht und aus dem entspringt hier nur wenig verwertbare begriffliche "Tiefe".
Dennoch, und entgegen jeglicher modernen Erkenntnis über die tatsächliche Lebenswelt der Raben, hält sich die Metapher unbeirrt im täglichen Sprachschatz der Menschen und wird in ihrem Gebrauch auch nicht angezweifelt.

Ich glaube also nicht, dass es eine "goldene" Regel für den Umgang mit Metaphern gibt. Sie unterliegen wie alle sprachlichen Begriffe und Regeln in ihrem Gebrauch einem steten Entwicklungsprozess und dürfen meiner Meinung nach benutzt werden, wo immer sie sich anbieten und sich sinnvoll in das Konzept eines Textes einfügen.

Kurz: Ich sehe das eigentlich recht entspannt.

LG Merlinor


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„Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“

MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942
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Thomas74
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Beiträge: 2344
Wohnort: Annaburg


Beitrag25.01.2019 15:49

von Thomas74
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Man kann sie auch vorsichtig (!) anpassen.
Wenn in einer Szenerie z.b. keine Wiesel vorkommen können, wohl aber anderes Ungeziefer, was spricht dagegen, jemanden statt "wieselflink" "rattenflink" sein zu lassen ?

Und wo es keine Rindviecher geben kann, muß eben ein anders sprachliches Vergleichsbild herhalten.
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Willebroer
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Wohnort: OWL


Beitrag25.01.2019 19:30

von Willebroer
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Für Metaphern - oder Vergleiche, um die es hier oft geht - gilt dasselbe wie für die Wortwahl allgemein: sie müssen verstanden werden, sonst sind sie sinnlos. Es sei denn, man schreibt moderne Lyrik oder hermetische Literatur. Daher die Neigung, Bekanntes zu wiederholen, um bloß kein Risiko einzugehen.

Wenn allerdings gängige und übliche Metaphern bis zum Erbrechen (auch so eine Metapher) ausgereizt und abgenudelt werden, dann erzeugen sie keine Aufmerksamkeit oder besseres Verständnis mehr, sondern verkleistern die Wahrnehmung. Monotonie wirkt eher einschläfernd. Ist vielleicht auch gewollt.

Gerade im Medienbereich scheint es das Prinzip zu geben, immer das zu nehmen, was ganz oben in der Schublade liegt. Dann legt man es wieder zurück, und beim nächstenmal, wenn man wieder was braucht, zieht man die Schublade auf - und was liegt da ganz oben ...?

Man braucht nur mal darauf zu achten, wie oft in den Schlagzeilen etwas "explodiert". Mieten, Preise, Aktienkurse ... Besonders oft ist schon die Erdbevölkerung explodiert oder stand kurz davor.

Also irgendwann werden überstrapazierte Metaphern immer häufiger falsch verwendet (Beispiel: "unklar"). Dann tragen sie nicht zur Genauigkeit oder besseren Verständlichkeit bei, sondern täuschen diese nur vor.

Also neue oder originelle Metaphern? Nur her damit - aber kritisch bleiben. Am meisten gefallen mir solche, die im Rahmen eines eigenen Settings entstehen und sich als so prägnant erweisen, daß sie auch in der Realität draußen überleben. Beispiel: "des Pudels Kern". Oder "Perlen vor die Säue".

Wie man darauf kommt, wie man wirklich neue erfindet, ist damit nicht geklärt, aber die Antwort liegt schon in der Fragestellung: "kreative" Metaphern gibt es eigentlich nicht - wenn man nicht selber kreativ wird.
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Babella
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

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Beiträge: 889

Das goldene Aufbruchstück Der bronzene Roboter


Beitrag26.01.2019 08:07

von Babella
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Das Bild mit der Schublade ist schön! Eine Metapher, die funktioniert.

Ganz oben liegt auch immer die "Welle". Da wird schon darüber nachgedacht, ob das jetzt eine "Kältewelle" sei oder einfach Winter.

Da rollen sich mir die Fußnägel hoch.
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Tinkseltown
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
T

Alter: 23
Beiträge: 10



T
Beitrag26.01.2019 22:50

von Tinkseltown
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Zitat:
Schiff ein Transportmittel für das Meer.

Aber dann müsste das Auto auch als »Stadtschiff« umgeschrieben werden können, oder?
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Willebroer
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5442
Wohnort: OWL


Beitrag27.01.2019 00:35

von Willebroer
Antworten mit Zitat

Tinkseltown hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Schiff ein Transportmittel für das Meer.

Aber dann müsste das Auto auch als »Stadtschiff« umgeschrieben werden können, oder?


Früher hieß das "Straßenkreuzer". Es gibt auch "Kapitäne der Landstraße".
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Murmel
Geschlecht:weiblichSchlichter und Stänker

Alter: 68
Beiträge: 6367
Wohnort: USA
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Beitrag27.01.2019 01:28

von Murmel
Antworten mit Zitat

In amerikanischen Schreibschulen und Ratgebern wird auf "frische" Bilder/Metaphern Wert gelegt, vermutlich ist das bei deutschen dann ebenso. Wobei gute Schreiblehren gleich die Warnung hinterher schicken, dass man es auch übertreiben kann.

Mir ist das letzthin beim Lesen eines Thrillers einer sehr bekannten deutschen SP Autorin aufgefallen. Da kamen "frische" Vergleiche fast wie Fremdkörper daher. Vermutlich, weil ich darauf sensibilisiert bin. Aha, schon wieder ein Vergleich, der mehr oder weniger funktioniert. Es gibt Meister dieser Vergleiche, aber in diesem Fall stimmte das nicht. Das war zu gewollt, die "Tiefe", wenn man es so nennen möchte, hat gefehlt. Der Vergleich hat nicht nachgeklungen. Das sollte er aber.

Manchmal passt der ursprüngliche Spruch einfach besser als ein erzwungener Ersatz, der hohl bleibt.


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