Beim Entsaften einer halben Zitrone

[wunderkerze]

Beim Entsaften einer halben Zitrone

Unerbittlich dringt die Kuppel
der Zitronenpresse in sie ein,
gnadenlos dreht meine Hand
den letzten Tropfen aus ihr heraus.

Hinterhältig stell´ ich mich auf ein Bein:
der größ´ren Kraftentfaltung wegen.
Da liegt sie nun, schmählich entsaftet,
Mit offenem Maul, fast staunend,

ein leerer Schlauch, nutzlos wie Staub.
Doch mich überkommt ein Zweifel.
 War ich zu hart? Denn irgendwie
fühl´ ich mich ihr wesensverwandt.


Auch ich fühl´ den Stachel im Fleisch,
fühl´ mich manchmal wie ausgepresst.
Dahin ist der Jugend sprühende Kraft.
Allerdings: In meiner Zitrone ist noch Saft.