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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Zehntausend 01/2019
Kokon

 
 
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nebenfluss
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Beiträge: 5982
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Beitrag25.01.2019 17:00

von nebenfluss
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Hallo Inko,

sieh an, da kommt ja tatsächlich ein Schmetterling drin vor wink
Bzw. ein werdender.

Hm, ein schwieriger Kommentar für mich. Beeindruckt hat mich das von Anfang an, aber wie viele Punkte er nun wirklich verdient hat, da war ich bis zuletzt unschlüssig.
Grund dafür ist wohl, dass es sich um einen relativ „gefühligen“ Beitrag in diesem Wettbewerb handelt, und solche Texte bei mir relativ schnell eine Kitsch-Abwehr auslösen. Andererseits sehe ich, dass hier sehr gewissenhaft um die richtigen, eben nicht abgeschmackten Worte gerungen wurde. Vermute stark jemandem, der in erster Linie in der Lyrik unterwegs ist.
nickname könnte mit L anfangen
Die Hekate musste ich googeln.
Die Darstellung des Lebensweges ist gelungen. Der Prota ist an sich ein empfindsamer Mensch, der sich aber den Erwartungen seines Vaters an einen „richtigen Sohn“ angepasst hat. Der indirekte Hinweis, der Prota habe nichts bzw. etwas Besseres zu tun (Subtext: Weiß aber selbst nicht, was) hätte für mich nicht ganz so häufig fallen müssen.

Am Ende spricht für den Text, dass er sich auch bei mehrfachem Lesen nicht abgenutzt hat. Mit Platz 5 bin ich jetzt zufrieden, da fühlt er sich für mich richtig an.


_________________
"You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson)
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Constantine
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Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag25.01.2019 18:22

von Constantine
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Bonjour

Ich bekomme in deinem Text deinen Prota/Erzähler nicht gegriffen, was mir deinen Text leider zu distanziert und unnötig künstlich erscheinen lässt.
Irritation bei: Zunächst heißt es "Wolken beschatten die Pergola." Für mich bedeutet das, dass es keinen klaren Himmel gibt. Kurz darauf heißt es "heißem Terracotta" und "hinauf in den Azur". Hier habe ich eher sonnige Assoziationen. Was jetzt? Wolken beschattet oder Azur?

Was die Motivation des Protas angeht, bin ich ratlos: Spätestens am Ende des Sommers wird der Prota sich in die steinerne Hülle (=ins Haus?) zurückziehen. Warum? Bleibt er den ganzen Sommer über in/unter der Pergola und geht erst dann wieder in sein Haus?

Es tut mir leid: zéro points.

Merci beaucoup.
Constantine
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anderswolf
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Beitrag28.01.2019 11:20

von anderswolf
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Als hätte ich nichts Besseres zu tun.

Ingeborg hat Folgendes geschrieben:
Es kommen härtere Tage.
Die auf Widerruf gestundete Zeit
wird sichtbar am Horizont.
Bald mußt du den Schuh schnüren
und die Hunde zurückjagen in die Marschhöfe.
Denn die Eingeweide der Fische
sind kalt geworden im Wind.
Ärmlich brennt das Licht der Lupinen.
Dein Blick spurt im Nebel:
die auf Widerruf gestundete Zeit
wird sichtbar am Horizont.

Drüben versinkt dir die Geliebte im Sand,
er steigt um ihr wehendes Haar,
er fällt ihr ins Wort,
er befiehlt ihr zu schweigen,
er findet sie sterblich
und willig dem Abschied
nach jeder Umarmung.

Sieh dich nicht um.
Schnür deinen Schuh.
Jag die Hunde zurück.
Wirf die Fische ins Meer.
Lösch die Lupinen!

Es kommen härtere Tage.


Rafft sich also einer nicht auf und stattdessen nur sein bisheriges Leben. Verschränkt drei Leben: ein zerlebtes, ein verlorenes, ein beginnendes. Als hätte man nichts Besseres zu tun, als gäbe es nichts Wichtigeres, das einer Aufmerksamkeit bedürfe, als müsse man sich nicht um die Gegenwart kümmern, als wolle man nicht in die Zukunft aufbrechen, die ja doch unweigerlich kommen wird. Es kommen härtere Tage.

Liegt einer im Schatten unter dem Blauregen, wie die Robinie und Bachmanns Lupinen ein Schmetterlingsblütler, sie alle enthalten Gift in ihren ruhenden Teilen, also in Samen, Wurzel und Holz. Giftig auch die Maiglöckchen, vor allem in Blüte und Frucht. Es ist hoher Sommer, knapp nach Mittag, knapp nach Jahresmitte, knapp nach dem Höhepunkt eines durchschnittlichen Lebens. Sechs Häutungen überstanden, alle sieben Jahre ein neuer Mensch, mit Anfang 40 schon hinter sich: Kindheit, Drogen, Krieg, Eltern, den geliebten Freund. Einzige Aussicht: Asche zu Asche, Staub zu Staub, Erde zu Erde, Stein zu Stein. Es kommen härtere Tage.

Vorher aber der Schlupf des Schmetterlings, einer Orpheus- und Ikarus-Figur, einem Wiedergeborenen und Seelengefäß. Orpheus, Liebling und womöglich Sohn des Licht-, Musik-, Heil- und Rachegottes Apoll, Argonaut und betörendster aller Sänger, stieg hinab in die Unterwelt auf der Suche nach seiner Geliebten Eurydike, verlor aber die schon fast vom Tod Gerettete, als er sich nach ihr umblickte. Ikarus entkam Minos' Labyrinth auf Flügeln aus Federn und Wachs, kam dabei aber der Sonne zu nah und stürzte ins Meer. Orpheus und Ikarus sind Figuren, die dem Dunkel, dem Leblosen entkommen, sind wie Hekatē Psychopompoi, Schwellengänger, Wiederkehrer, doch auch Mahner, die Endlichkeit des Lebens zu erkennen: Es kommen härtere Tage.

Zuletzt das Formale, die Sprache und die zerfetzte Lyrik, die keine ist: Blitzbilder nur, Erinnerungen an Verse, die einander nicht halten, nicht miteinander oder mit dem Erzählten mithalten können oder wollen. Eine verklärende Ebene, die es im wahren Leben nicht gibt, und die sich immer weniger halten lässt, je näher man dem Menschlichen kommt. Kann man die Gewalt der eigenen Geburt und die Ambossarbeit des Vaters noch mit Bildern übermalen, gelingt das nicht mehr, wenn das Grauen des Krieges oder der Verlust des Geliebten in den Fokus geraten. Das ist so unerträglich, dass man kaum glauben mag, was doch unbestreitbar ist: Es kommen härtere Tage.
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anderswolf
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Beitrag28.01.2019 11:27

von anderswolf
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lebefroh hat Folgendes geschrieben:
Die Idee, das Leben des Protagonisten dem Leben bzw. der Geburt des Schmetterlings gegenüberzustellen, fand ich gut.

Überzeugen konnte mich der Text jedoch trotzdem nicht, weil mir die Lebensgeschichte überdramatisch und klischeehaft vorkam.

Leider keine Punkte.


Freut mich, dass Dir die Grundidee gefallen hat, auch wenn die Ausführung Dich nicht überzeugen konnte.
Kennte ich nicht jemanden, dessen Lebensgeschichte in etwa so verlaufen ist, mir klänge das wahrscheinlich auch zu sehr nach dramatischer Fiktion.

Danke Dir für Deinen Kommentar!
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anderswolf
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Beitrag28.01.2019 11:54

von anderswolf
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Herdis hat Folgendes geschrieben:
Ein Leben im Zeitraffer. Diese Vorgabe ist für mich erfüllt.

Von der Mottovorgabe "(Un-)Haltbare Gegenwart "Die gestundete Zeit" von Ingeborg Machmann:
Die auf Widerruf gestundete Zeit
wird sichtbar am Horizont."
inspiriert oder sich damit auseinandersetzend?

Nicht wörtlich, aber im Kontext schon. Vorgabe m.E. nach erfüllt.

Ob E-Lit oder U-Lit- da halte ich mich (bei allen Texten, die ich hier bewerte) raus.

Ich empfand den Text als sehr eindringlich. Die kurzen Lyrik Einschübe konnte ich zwar nicht überall gedanklich nachvollziehen, was für mich aber den Text insgesamt nicht schmälert. Ein oder zwei Passagen sind in meinen Augen im Zeitstrang etwas verrutscht, ich hätte sie vielleicht anders sortiert. Trotzdem war der Text leicht nachzuvollziehen und gut geschrieben. Ich als Leser habe definitiv mit dem Protagonisten mitgelitten.


Freut mich, dass Du die Vorgaben erfüllt siehst, ob E oder U, das ist ja ohnehin fraglich, verfolgt man die nebenan stattfindende Grundsatzdiskussion, sich da rauszuhalten, ist also nicht verkehrt.

Die "Lyrik" ist ja durchaus umstritten, gut für mich also, dass sie Dein Leseerlebnis nicht eingeschränkt haben. Magst Du mir verraten, wo Du die zeitliche Anordnung verrutscht siehst?
Und vielen Dank für die Einschätzung, der Text sei gut geschrieben und empathieerzeugend (wenn ich das "mitgelitten" so abstrahieren darf). Das ist es nämlich, was ich mit meinem Schreiben erzeugen will.

Vielen Dank für Deinen Kommentar und vor allem natürlich für grandiose acht Punkte!
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anderswolf
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Beitrag28.01.2019 12:02

von anderswolf
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Eredor hat Folgendes geschrieben:
Ach ne, jetzt. Ein blauer Schmetterling, hm? Idea
Du könntest Hobbes sein, aber eigentlich ist mir gar nicht wichtig, richtig zu liegen. Dein Text ist saugut, und der kriegt Punkte. Womit ich nicht einverstanden bin: Den Gedichtpassagen mittendrin. Das ist kein gutes Gedicht, was da steht. Die Prosa ist besser. Viel, viel besser.

Nachtrag: Ich habe doch viel mehr Favoriten, als ursprünglich gedacht. Sei daher nicht enttäuscht, wenn du weniger Punkte erhältst, als durch mein Lob ersichtlich wurde. Weil das Lob immer noch ernst gemeint ist.


Zugegebenermaßen hat mich hobbes' zuverlässige Schmetterlingserwähnung auf die Kokon-Idee gebracht, näher bin ich aber nicht dran.

Freut mich sehr, dass Du den Text saugut findest. Dass Du der Pseudolyrik nix abgewinnen konntest, wundert mich nicht. Ich habe ja oben schon geschrieben, dass es kein Gedicht ist, sondern nur Blitzbilder.

Vielen Dank für Deinen Kommentar (und die Bestätigung, dass ich bei der Prosa bleiben sollte), vor allem aber für drei tolle Punkte! Und da bin ich tatsächlich nicht enttäuscht, denn bei der Konkurrenz überhaupt Punkte bekommen zu haben, finde ich eh schon gut.
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anderswolf
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Beitrag28.01.2019 17:28
Re: Kokon
von anderswolf
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Heidi hat Folgendes geschrieben:
Ein ganzes Leben -
als hätten wir nichts Besseres zu tun.
Das ist eine spannende Aussage, die den Text durchzieht. Als wäre das Leben etwas, das man sich nicht aussuchen kann, es kommt auf uns zu und wir haben keine Wahl, so lese ich das. Der Ich-Erzähler empfindet so.

Das LI ist dermaßen passiv, er wählt seinen Weg nicht selbst, alle Bewegung in seinem Leben ist von außen vorangetrieben. Sicherlich hätte er Besseres zu tun, aber er wüsste nicht, was das wäre. Und so liegt er eben und atmet und erinnert sich, bevor die Gegenwart sich an ihn erinnert und ihn im Leben voranscheucht.

Zitat:
Mir gefallen besonders die lyrischen Zwischenstücke, der Rest des Textes liest sich in einer melancholischen Stimmlage (mag ich) und eher flaumigen Sprache, die an ferne Zeiten erinnert, was mir wiederum weniger gefällt. Auch die Blau-Bezüge find ich schön gewählt und diesen Schmetterling, der den ganzen Text begleitet, den Bezug zur griechischen Mythologie finde ich spannend und passend zur gewählten Sprache, aber auch inhaltlich zum Thema und Motto. Es ist ein ruhiger Text über ein ganzes Leben, was ich schön finde.

Freut mich, dass Dir das Lyrische positiv aufgefallen ist. Andere konnten damit ja deutlich weniger anfangen. Die fanden dann wiederum die Prosa ansprechender. Auch die griechische Mythologie, die Dir gefällt, stößt anderen auf, der Schmetterling polarisiert ebenso. Im Mix bin ich dann wahrscheinlich fein raus Wink
Da mir Schmetterling und Mythologie unentbehrlich scheinen, freut es mich, dass sie Dir stimmig zum Text erscheinen.

Zitat:
Inhaltlich fehlt mir etwas Auffälliges. Klar kann ein Leben eben nur sein, wie es ist. Es muss nicht immer hoch hergehen, ich meine auch eher inhaltliche Auffälligkeiten, das können genauso auch Bilder sein. Auch die Raffung finde ich noch nicht gut genug eingesetzt. Es fehlen Zwischenschritte, um beim Lesen auch wirklich ein zusammengezogenes Leben sichtbar wird. Es dauert vorweg schon sehr lange, bis überhaupt die Figur greifbar wird; erst kommt eine sehr lange Einleitung.

Tatsächlich habe ich mich im Leben meines LI sehr zum Sklaven meines Konzepts gemacht: ich wollte Abschnitte etwa im Abstand von jeweils sieben Jahren zeigen: also die Geburt, Einschulung und Mat mit 7, den Verlust der Freundschaft mit 14 und den darauffolgenden Absturz, den Beginn der Soldatenzeit mit 21, die Rückkehr ins Leben mit 28, die Beerdigung mit 35, das Herantasten an den vermeintlich so fernen Freund, bis Mat schließlich im Jahr 42 tatsächlich unwiederbringlich verloren geht. Dass da kein zusammenhängender Pfad entstehen kann, und der Leser tatsächlich nur Trittsteine über den Lebensfluss findet, ist dann Folge dieses Konstruktionsfehlers.
Vielleicht habe ich auch deswegen den Schmetterling eingebaut, denn sein Leben vom Kokon bis zum Abflug in Richtung Sonne ist zwar nicht gerafft, zeigt aber immerhin einen durchgehenden Abschnitt (ja, ich versuche, es mir hinzureden).

Zitat:
Das Motto ... ist es drin? Momentan erspüre ich es nicht.
Ich werde aber noch mal lesen und gucken, zu welchen Erkenntnissen ich komme.

---

Nach erneutem Lesen:
Doch, jetzt konnte ich das Motto ausmachen. Und wenige Pünktchen sind da auch noch für deinen Text.


Freut mich, dass Dir das Motto dann doch noch aufgefallen ist. Ich war mir die ganze Zeit ohnehin nicht sicher, was die gestundete Zeit am Horizont denn nun wirklich sein sollte. Mir war klar, dass, wenn ich schon mindestens drei Vorstellungen davon hatte, in der Gesamtheit aller Kommentatoren ein bunter Strauß an Interpretationen zusammenkommen würde. Gut, dass da auch mein Versuch akzeptabel war.

Vielen Dank für deinen Kommentar und vor allem für tolle drei Punkte!
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a.no-nym
Klammeraffe
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A
Beitrag28.01.2019 22:41

von a.no-nym
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anderswolf
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Beitrag29.01.2019 17:52

von anderswolf
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Hallo a.no-nym,

ich hatte geplant, hier schön chronologisch vorzugehen und einen Kommentar nach dem anderen abzuarbeiten, und was muss ich da sehen?

a.no-nym hat Folgendes geschrieben:


Einen sehr durchschaubaren Versuch, meine Aufmerksamkeit zu erhaschen. Du kannst Dir meine Reaktion sicherlich vorstellen. Genau: Ich war sehr gerührt. Danke smile Natürlich kann ich jetzt ja auch gar nicht anders als die Antwort auf Deinen Kommentar vorzuziehen.

a.no-nym hat Folgendes geschrieben:
Hallo Inko,
ich habe lange überlegt, was ich an dieser Stelle schreiben könnte (außer, dass ich mich irgendwie unwürdig und inkompetent fühle). Dein Text macht mich stets aufs Neue sprachlos, ist in all seiner Wucht  schwer verdaulich.

Für mich entfaltet er allerdings die größte Kraft, wenn ich sowohl die Gedicht-Zeilen als auch die Passagen über den Bläuling beim Lesen ausspare - obwohl ich diese (für sich genommen) als gelungen empfinde. Lese ich alles, ist es mir zu viel des Guten.

So oder so:
Für Text und Inko alles Gute!
Freundliche Grüße
a.

Zunächst: Gefühle von Inkompetenz und Unwürdigkeit will und kann ich  nicht hervorrufen, auch keiner meiner Texte ist dazu in der Lage. Meine Worte sind höchstens Krücken für das, was schon in Dir ist, wenn ich da also eine Saite anrühre, die ein Lied in Deiner Seele zum Klingen bringt, das Dich überwältigt und andachtsvoll zurücklässt, dann wisse, dass dieses Lied schon lange vorher in Dir war und meine Worte nur einen Anlass boten, sich an die Schönheit, Trauer und Freude zu erinnern.
Und ja, diese Berührung ist Absicht, es ist mein ganz persönliches Genre, das in einer hinterlistigen Art erst knapp nach dem Lesen seine Wirkung entfaltet und zwei mögliche Folgen hat: entweder empfindet man nichts - oder alles. Und das klingt sehr überzeugt von meinem Können, ist es aber gar nicht. Es ist eine Zusammenfassung von Kommentaren unter meinen Texten der letzten Wettbewerbe die zwar irgendwie geplant, aber eigentlich doch nur zufällig entstanden sind.

Warum sage ich das? Weil ich nicht glaube, dass mein Text tatsächlich die Wucht hat, anderen Atem oder Worte zu nehmen, da ist so viel Baustelle drin, an der ich aber nicht mehr arbeiten kann. Vielleicht ist das aber auch dieses Zuviel, von dem Du und andere schreiben. Man weiß einfach nicht, wo ansetzen, um nicht das Gebäude zum Einsturz zu bringen.

Danke Dir für Deinen Kommentar und natürlich auch für einen feinen Punkt.

Zitat:
P.S.: Ich frage mich bei jedem Lesen, ob dieser Text wohl aus der Feder eines recht neuen Foristen aus der südlichen NachbarLandSchaft stammt... Question

Nö. Eher aus der Mitte (Süden wie Norden, aber auch zeitlich schon ein bisschen dabei, trotzdem noch neu). Ich bin ein Mysterium.
Ein bisschen interessiert mich fast, wem Du meinen Text zugeschrieben hättest, und ob derjenige Mensch sich beleidigt fühlen sollte Wink
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anderswolf
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Beitrag29.01.2019 17:56

von anderswolf
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Mardii hat Folgendes geschrieben:
Eine Umsetzung des Themas Biographie, die sehr gelungen ist. Die Sprache und der Stil sind sehr lyrisch und sensibel. Der Text mutet klassisch an, erst nach dem Bruch in der Biographie kommt die Erkenntnis, dass Mats doch nicht der ist, als der er zuerst erscheint.


Freut mich sehr, dass Dir Umsetzung, Sprache und Stil zusagen. Das Lyrische ist ja eher umstritten in den Kommentaren, schön, dass es Dir als Bereicherung erschien.
Und ja, Mat hat wirklich immer wieder überrascht. Den Protagonisten und mich (eigentlich sollte er viel früher und ganz anders sterben).

Vielen Dank für Deinen Kommentar und vor allem für geniale sechs Punkte!
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anderswolf
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Beitrag30.01.2019 01:51

von anderswolf
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Literättin hat Folgendes geschrieben:
Hier hat sich einer eingesponnen: tragisch und paradox hat er sich eingerichtet in seiner Vergangenheit, die ihn nicht loslässt, und wie er da so ein wenig eitel in seiner Selbstbetrachtung im Vergleich mit dem Bläuling in Selbstverlorenheit aufzugehen scheint, geht für mich der Ton des Textes auf, der mich zuerst ein wenig irritiert hat: der Tonfall wirkt zart und üppig zugleich, romantisch und spröde, überladen und ein wenig manieriert. Doch das passt zu dieser „eitlen“ „selbstverlorenen“ Terrakotta-Szene: Der nur äußerlich erwachsen gewordene Mann ist innerlich in seinem Kokon verblieben und vielleicht ist es diese latente, nicht eingestandene Selbsterkenntnis, die ihn am Ende dazu bringt ein recht selbstherrliches Urteil über den damaligen Freund zu fällen, der „nur normal“ geworden ist und eben kein „besonderes“ Leben führt, so wie er, der sich da nur scheinbar selbstvergessen und doch ständig um sich selbst und seine Verletzungen kreisend, wie „hingegossen“ (der Tonfall bringt mich zu diesem Gefühl) eine Figur von Oscar Wilde zu geben versucht. Freilich ohne allzu viel Erfolg.

Wie in den letzten Jahren schon hast Du meinen Text besser verstanden als ich selbst. Ich schätze das sehr, denn Du erklärst mir damit meine Protagonisten und hilfst mir gleichzeitig zu erkennen, wo ich sie vielleicht noch stärker profilieren oder vielleicht zurücknehmen kann.
Schade, dass ich, was das Erwachsensein angeht, offensichtlich nicht so viel weitergekommen bin, auch Floris Arroganz habe ich dummerweise nicht ablegen können. So kommt es, dass auch dieser Erzähler trotz aller Eindringlichkeit (immerhin da bin ich schon mal weiter) doch nur eitel auf der Terracotta liegt wie Tischbeins Goethe auf dem Diwan.
Dazu gehört natürlich der Tonfall, der wirklich beides sein soll, üppig, episch, dramatisch einerseits und doch fragil, dürr, lapidar andererseits. Oder wie Du es passender schreibst:

Zitat:
Manchmal kippt der Text ein wenig über die Kante und löst in mir den Verdacht aus, dass nicht alles so gewollt ist, wie es bei mir ankommt: Es sind sprachliche Ungenauigkeiten darin, in manchem lyrischen Abschnitt, der wie ein Zuviel wirkt und in meinen Augen streichbar wäre:
Zitat:
es waren zwei Königskinder
eine Fackel entzündet Hekatē
Irrfeuer über dem Moor
Du bist das Licht,
ich bin dein Schatten.


Oder mir zu sehr einen verletzten Todernst zeigt:

Zitat:
Kind eines Kaltschmieds
der Gefallenen Kamerad
höllisch Gefrorener
All diese Orden haben mir
Haut und Seele zerfetzt.   


Und an anderen Stellen geradezu umgangspachlich wird:

Zitat:
Der Krieg, Bläuling, der war nix. Nirgendwo. Da magst du noch so kaputt sein vorher, (...)


Oder hier
Zitat:
Vorsichtig ausgedrückt: Ich verlor die Balance.


Zitat:
Keine drei Stunden später erstickte er in einem schmierigen Club an seinem Erbrochenen.


Und das inmitten der manierierten „Gedankenschreibe“ des Protagonisten. Das will mir nicht passen, erscheint mir nicht konsequent ausgearbeitet.

Die "Lyrik" - das habe ich ja weiter oben schon geschrieben - ist eigentlich keine, Eredor hat das zurecht angemahnt. Und dass sich die Sprache so bricht, ist sogar doppelte Absicht. Einerseits - auch das steht anderswo - gibt es bestimmte Dinge, die sich nicht verblümen lassen (den ersten Verlust einer Eigentlich-mehr-als-Freundschaft-Liebe, dann die Verluste in der Blutmühle des Kriegs und zuletzt den endgültigen, erschreckend profanen Verlust des Geliebten/Freundes), und dann andererseits meine Interpretation einer Sprachanalyse von Bachmanns Gedicht von Christian Schärf, der mir mitsamt seiner Erkenntnis auf Wikipedia angeboten wird:
Wikipedia hat Folgendes geschrieben:
Christian Schärf sah das Gedicht als ein „Drama der schönen Sprache, das Drama ihres Gebrauchs im Gedicht. Die Verse zersetzen den hohen Ton, mit dem sie einhergehen, indem sie ihn strikt durchhalten.“ Die Anbindung an die lyrische Tradition werde zerstört. Es kommen härtere Tage habe in Vers 1 und Vers 24 „eine andere Wertigkeit“, die Sentenz habe „am eigenen Sprachleib erfahren, dass sie leer ist und nicht mehr zu halten.“ Die Sprache sei „keine Utopie eines besseren Lebens, sondern ein Werkzeug zur Durcharbeitung dieses Lebens und seiner Illusionen (…).“

Die Sprache soll nicht aus einem Guss sein, denn der Mensch, der da erzählt, ist ja selbst voller Brüche und Narben. Klar hätte ich das sicherlich auch anders bewerkstelligen können, aber nicht in zehn Tagen.
Und natürlich ist gerade die Kriegspassage besonders unepisch, weil ich gerade mitten in den Proben zu Brechts "Mutter Courage" stecke und parallel zum Schreiben die Krieg-und-Frieden-Passage vom Feldprediger einstudiert habe.
Wie gesagt: die Lyrik soll nicht gut sein, darf/soll/muss kippen oder zumindest eine sichtbare Klippe zum Drüberstürzen bereitstellen. Klingt das ansatzweise plausibel bzw. funktioniert das unter dieser Prämisse für Dich als Leserin?

Zitat:
So steht mein Mitfühlen auf der Kippe: mal tut er mir leid, dann denke ich Junge, Junge, du bist ganz schön verkorkst, komm mal runter zu den Lebenden, von deiner hohen Terrasse aus, du bist kein Bläuling – wenn nicht vielleicht in einem darin versteckten Adels-Wortspiel, was ich dann wieder gelungen fände: Kein Blaublütiger, wie er sich da gedanklich (hin)gibt

Die Kriterien: E – wie beschrieben auf der Kippe, Vorgabe Zeitraffung erfüllt, es wird sein Leben erzählt. Die gestundete Zeit kann ich nicht ausmachen am Horizont.


Das mit dem Adelswortspiel kriege ich nicht hin, vielleicht ist es aber auch die falsche Uhrzeit dafür. Für Wortspiele allerdings wäre wahrscheinlich auch innerhalb der zehn Tage keine Zeit gewesen. Da muss ich also insgesamt passen.
Das mit der gestundeten Zeit hingegen … da ist ja innerhalb der Teilnehmendengemeinde eine Vielzahl an Deutungen ersichtlich gewesen. Mir erschien es als ein enormes Memento mori, das mit seinem "Es kommen härtere Tage" das LI zu Boden presst und zur weitergehenden Untätigkeit verdammt. Ich gebe aber zu, es gab eindeutigere Deutungen in diesem Wettbewerb.

Ich danke Dir vielmals für Deinen Kommentar!
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Literättin
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Beitrag30.01.2019 09:02

von Literättin
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Nur ganz kurz am frühen Morgen, auch weil ich dir danken will, für deine Reaktio/nen auf meinen Kommentar, deren erste mich ein wenig umgehauen hat, habe ich doch kommentierend derart konzentriert deinen Text seziert, dass ich mal wieder dabei vergessen habe, wie nah ich einem Autor damit treten könnte. Und es ist eine schöne Erfahrung, wenn da über einen Text was klappt: das echte Leben sozusagen, und dass das mal als gut empfunden wird und nicht als Übergriff. Ich war jedenfalls platt. smile

Zurück zum Text - Ich denke, es kann sein, dass die sprachlichen Brüche im Text vielleicht nicht genau genug sind, dass vielleicht das üppig-zarte, wie das spröde-brüchige zu nah an umgangssprachlichen sind, oder nicht zu nah am Umgangssprachlichen, sondern noch einen Hauch zu weit weg vom literarischen.

Ist nur eine ungenaue Ahnung am frühen Morgen von mir.

Ungefähr so, als versuche sich ein Impressionist malerisch am Expressionismus und zauberte ein ungenaues Zwischending, das irgendwo noch auf dem Weg hängt, bei dem man dann nicht genau weiß, was das jetzt ist, bei dem das Auge irritiert ist über den Pinselstrich, der flirrt wie bei den Impressionisten und im Zusammenspiel mit der übersatten Farbgebung das Auge dann doch anstrengt.

So käme es vielleicht stimmiger, wenn die "Kriegssprache" weniger umgangssprachlich-flapsig wäre sondern literarisch klarer gebrochen und nicht im Gegensatz literarisch-umgangssprachlich.

Mir fiele dazu Günter Eichs Latrine ein.

Im umgangssprachlich Ungenauen büßt das an Kraft ein und der Text könnte vielleicht einer der "ganz still vor Verzweiflung schreienden" sein, wäre das sprachlich genauer herausgekantet.

Mit dem Adelsbezug meinte ich, dass er sich da selbst über den Bläuling zu adeln versucht, sich zu erheben über das elend erdige Menschendasein. Sich zum "Blaublütigen" macht.

Und wo Du den Bezug zu Bachmanns Härteren Tagen anführst: das gilt ja gar nicht, das war ja gar nicht Motto. Laughing Ich gebe zu, auch ich war in Versuchung, mir dieses sagenhafte Gedicht im Ganzen vor zu nehmen und habe gedacht, das wäre auch was gewesen. Der Wahnsinn - das Gedicht.

Ähm, was wollte ich  och sagen ... ich danke dir!


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when I cannot sing my heart
I can only speak my mind
- John Lennon -

Christ wird nicht derjenige, der meint, dass "es Gott gibt", sondern derjenige, der begonnen hat zu glauben, dass Gott die Liebe ist.
- Tomás Halík -

Im günstigsten Fall führt literarisches Schreiben und lesen zu Erkenntnis.
- Marlene Streeruwitz - (Danke Rübenach für diesen Tipp.)
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anderswolf
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Beitrag30.01.2019 16:06

von anderswolf
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Literättin hat Folgendes geschrieben:
Nur ganz kurz am frühen Morgen, auch weil ich dir danken will, für deine Reaktio/nen auf meinen Kommentar, deren erste mich ein wenig umgehauen hat, habe ich doch kommentierend derart konzentriert deinen Text seziert, dass ich mal wieder dabei vergessen habe, wie nah ich einem Autor damit treten könnte. Und es ist eine schöne Erfahrung, wenn da über einen Text was klappt: das echte Leben sozusagen, und dass das mal als gut empfunden wird und nicht als Übergriff. Ich war jedenfalls platt. smile

Wo ich jetzt so meine Kommentare zu den anderen Texten lese, merke ich, dass ich das auch mitunter vergesse: dass ich mit meiner "Kritik", die ja mehr ein verschriftlichter Versuch des Fremden-Gedanken-Hinterherdenkens ist als ein wirklich konstruktiver Kommentar, der den Menschen hinter dem Text voranbringt (dafür ist aber auch in der Bewertungsphase zu wenig Zeit). Darum (und weil ich als Sproß einer Bücher- und Buchhändlerfamilie alles mögliche will, aber keinen Gutschein von Amazon) bin ich froh, dass ich nach derzeitigem Stand nicht den Rezensentenpreis gewinnen werde (als mich der Gedanke befiel, ich könnte ja vielleicht auch einfach die Nominierung nicht annehmen, hatten schon zwei Menschen für mich abgestimmt. Wer bin ich da, Anderen zu sagen: Eure Meinung ist nix wert. Außerdem bin ich zu eitel, als dass es mir nicht schmeichelte, dass meine Kommentare doch irgendwie gut ankommen, auch wenn sie eigentlich nicht den eigentlichen Zweck erfüllen. Welcher das auch immer sein soll.
Deine Kommentare hingegen empfinde ich niemals als übergriffig oder gar grob, im Gegenteil: Durch dein Sezieren beweist Du ja eine deutlich größere Sorgfalt als ich beispielsweise (um mal auf den einzigen Menschen zu verweisen, den ich definitiv nicht damit treffe). Das vergisst man ja eigentlich auch: eine Sektion dient ja dem Erkenntnisgewinn und war zumindest in ihren Anfangstagen sicher auch motiviert von der Bewunderung für das mirakulöse Wunderwerk eines lebendigen Organismus. Und so empfinde ich Deine Kommentare: dass Du hinter das Wunder blicken willst, das ein funktionierender Text darstellt (was manchmal sicherlich auch zur Erkenntnis führt, dass mancher Text nur dank eines Wunders funktioniert).

Zitat:
Zurück zum Text - Ich denke, es kann sein, dass die sprachlichen Brüche im Text vielleicht nicht genau genug sind, dass vielleicht das üppig-zarte, wie das spröde-brüchige zu nah an umgangssprachlichen sind, oder nicht zu nah am Umgangssprachlichen, sondern noch einen Hauch zu weit weg vom literarischen.

Ist nur eine ungenaue Ahnung am frühen Morgen von mir.

Ungefähr so, als versuche sich ein Impressionist malerisch am Expressionismus und zauberte ein ungenaues Zwischending, das irgendwo noch auf dem Weg hängt, bei dem man dann nicht genau weiß, was das jetzt ist, bei dem das Auge irritiert ist über den Pinselstrich, der flirrt wie bei den Impressionisten und im Zusammenspiel mit der übersatten Farbgebung das Auge dann doch anstrengt.

So käme es vielleicht stimmiger, wenn die "Kriegssprache" weniger umgangssprachlich-flapsig wäre sondern literarisch klarer gebrochen und nicht im Gegensatz literarisch-umgangssprachlich.

Mir fiele dazu Günter Eichs Latrine ein.

Im umgangssprachlich Ungenauen büßt das an Kraft ein und der Text könnte vielleicht einer der "ganz still vor Verzweiflung schreienden" sein, wäre das sprachlich genauer herausgekantet.

Danke für die Erklärung, ich glaube, ohne dass ich da jetzt akut eine Umsetzung präsentieren könnte, ich habe verstanden, was Du meinst. Und ich kann das auch nachvollziehen, dass es dem Text besser getan hätte, wenn der Leser statt über Flammkohle zu stolpern einen Anthrazit hätte finden können (oder gar, aber dazu ist meine Sprache nicht stark genug, einen Diamanten). Kohlenstoff ist alles, aber nicht alles ist es wert, aufgehoben zu werden. Auch ein schiefes Bild.
Günter Eichs Latrine hilft mir da. Danke für den Anstoß.

Zitat:
Mit dem Adelsbezug meinte ich, dass er sich da selbst über den Bläuling zu adeln versucht, sich zu erheben über das elend erdige Menschendasein. Sich zum "Blaublütigen" macht.

Ach ja, jetzt. Stimmt, das hätte man ausbauen können, um zu erklären, wie es überhaupt kommt, dass das LI tatsächlich nix Besseres zu tun hat als da einfach rumzuliegen den ganzen Tag. Weil er es eben nicht muss, für Menschenhandwerk ist er nicht mehr gemacht, schon gar nicht als er das edelste aller Adelsgeschäfte schon erledigt hat: das Kriegführen und Sterbenlassen.

Zitat:
Und wo Du den Bezug zu Bachmanns Härteren Tagen anführst: das gilt ja gar nicht, das war ja gar nicht Motto. Laughing Ich gebe zu, auch ich war in Versuchung, mir dieses sagenhafte Gedicht im Ganzen vor zu nehmen und habe gedacht, das wäre auch was gewesen. Der Wahnsinn - das Gedicht.

Anfangs wollte ich nur wissen, was es denn mit diesen gestundeten Jahren auf sich hat, und dann hat mich das Gedicht nicht mehr losgelassen, vor allem je mehr Bilder ich (dank der vorgefundenen Interpretation) im Gedicht wiedererkannt habe. Mühsam war es dann, sich nicht noch mehr vom Gesamttext inspirieren zu lassen. Ja: der Wahnsinn.

Zitat:
Ähm, was wollte ich noch sagen ... ich danke dir!

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anderswolf
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Beitrag30.01.2019 16:36

von anderswolf
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firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Ja, da ist das Motto/Thema schon drin, aber selbst wenn ich das Motiv des Schmetterlings mag, ist mir der Text zu aufgesetzt. Die lyrischen Zeilen zu angestrengt, als dass sie inhaltliche oder formal wirklich etwas hinzufügen.

Trotzdem bleibt mir das Bild des Blaeulings zu bemüht. Und der Text zu wortgewaltig.

Stellen wie diese

Zitat:
Das Netz um mein Herz ist gewoben aus Tränen und Blut, Brüchen und Schlägen und Schmerz. Manchmal zieht es sich auch heute noch zusammen, raubt mir Atem und Sinne,


z. B. wirken auf mich ausufernd. Es fehlt mir insgesamt die Raffung.

Inhaltlich haben wir hier die Geschichte zweier Leben, die sich teilweise verschränken, sich zwischendrin aus den Augen verlieren. Dann endet das eine. Während das kurze des Falters beginnt.


Wenn ich Deinen Kommentar nochmal lese, wird mir klar, dass meine Vorliebe für ziselierten Schnulz mir bei gleichzeitiger Notwendigkeit für strukturelle Integrität echt im Weg steht bei einem E-Wettbewerb. Ich mag es tatsächlich gern üppig, und jedes Mal, wenn ich nüchterner werde (in der Wortwahl, beim Schreiben selbst darf ich nicht ansatzweise betrunken sein; andererseits wäre das vielleicht auch mal ein interessanter Wettbewerb: alle Beiträge müssen mit mindestens 1 Promill geschrieben und kommentiert werden hmm ), fehlt mir irgendwas im Text.

Zur "Lyrik" habe ich ja oben schon geschrieben. Tatsächlich fügen die Abschnitte wenig Notwendiges hinzu außer einer Gedankenpause, die ich als Autor brauchte, um keine scheußlichen Überleitungen zu machen.
Und ja, mein Text ist sicherlich an der Grenze vom gerafften Leben zum überlangen Rückblick, der noch dazu ja auch dauernd von irgendwelchen Textblöcken und Raupenbetrachtungen unterbrochen wird (wobei mir das zumindest immer wieder als Erinnerung an die (un)haltbare Gegenwart im Sinn stand). Sicherlich hätte die Erzählung eines Lebens, das erstens schon mehr als nur 42 Jahre zu erzählen gehabt und sich nicht gleichzeitig dauernd an die Pergola geklammert hätte, mehr zu raffen gehabt.

Vielen Dank für Deinen Kommentar!

Edit: aus Gründen üppiger Gedankenumschweife fehlenden Text nachgetragen.
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anderswolf
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Beitrag02.02.2019 17:01

von anderswolf
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d.frank hat Folgendes geschrieben:
Eigentlich ist das ja nicht schlecht, eigentlich ist das ja ziemlich poetisch, aber entweder steht mir gerade nicht der Sinn danach oder ich mag diesen Stilbruch nicht. Das ist so extrem nach früher versetzt. Die Gedichtzeilen, mitunter auch die Sprache im eigentlichen Text - da sehe ich einen uralten, eigentlich schon gestorbenen Mann vor mir, der der Erzähler ja nicht ist, oder einen, der in irgendeinem Elfenbeinturm eingeschlossen war und dem täglich 16 Stunden das Hirn gewaschen wurde. Tut mir leid, der Erzähler und sein Ton scheinen mir nicht authentisch genug.


Wenn ich deinen Kommentar lese, stelle ich mir immer wieder vor, wie das wäre, das Gehirn gewaschen zu bekommen, und zwar nicht, wie man sich das zunächst vorstellt mit psychologischem Druck und gedanklich penetrierenden Bildern, sondern eher wie eine Haarwäsche beim Friseur. Da liegt man dann leicht nach hintenüber gebeugt, der Kopf wird aufgeklappt, dann wird nach dem ersten Guss Wasser gefragt, ob die Temperatur denn angenehm wäre, bevor ordentlich mit Seifenschaum jede erdenkliche Hirnwindung durchgeknetet und die ganze Gedankenschlotze richtig rausmassiert wird. Dann zwei-, dreimal durchspülen, und schon ist das Denken wieder frisch, frei und vor allem fröhlich.
Das wäre wahrscheinlich besser gewesen als die Vorstellung, die Du insinuiertest: dass da nämlich tatsächlich einer klassisch gehirngewaschen wird mitsamt ideologischer Indoktrination und am besten noch einer verborgen liegenden Profikiller-Identität, die nur durch die alljährlich aufpoppende Ankündigung zum E-Wettbewerb getriggert wird. Wobei hier für Dich offensichtlich nur die Schreib- und Lesefreude erwürgt wurde, wenn Du vom Elfenbeinturm schreibst. Aber stimmt so gesehen auch, ich bin in meiner Wortsetzerei (Schriftstellerei mag ich mein Gestümpere ja selbst nicht nennen) tatsächlich sehr hermetisch. Das kann natürlich authentisch nicht wirken.

Vielen Dank für Deinen Kommentar!
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anderswolf
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Beitrag02.02.2019 17:18

von anderswolf
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Municat hat Folgendes geschrieben:
Moin Inko smile

Was für eine Lebensgeschichte! Dein Erzähler bedient wirklich sehr viele Bilder dessen, was manche schlicht und ergreifend ein verkorkstes Leben nennen würden. Seine Mutter überlebt seine Geurt nicht, der Vater erkennt ihn erst an, als er das zeigt, was sein Vater für Stärke hält. Der Freund, der ihm in der von Gewalt geprägten Jugend Halt gibt, wird nach Jahren der Distanz sein Geliebter - und giert nach dem Kick im Leben, den der Erzähler selbst spätestens nach seinen traumatischen Erlebnissen im Krieg nicht mehr sucht. Was ich nicht verstehe, sind die Unstände, unter denen Mat stirbt. Hat er nun den ultimativen Kick in Form einer Extremsportart gesucht und sich dabei überschätzt, oder war ihm sein Lebensgefährte zu langweilig und er hat sich in einfach nur bis über den Rand hinaus mit Alkohol und Drogen zugeschütttet?

Gespiegelt wird dieser überzeichnete Lebenslauf in einem Bild, das kontroverser nicht sein könnte: der zweiten Geburt eines Wesens, das für Leichtigkeit und Freiheit steht.

Dein Erzähler schafft es nicht, eine positive Phase in seinem Leben festzuhalten, so gerne er es auch würde. Insofern ja, Thema gesehen (auch wenn das in anderen Beiträgen deutlich wird, wie ich finde).

Ernsthafte Literatur? Ja, definitiv.

Punkte vergebe ich erst, wenn ich alle Beiträge kommentiert habe.


Verkorkst, indeed, das Leben, das man sich so nicht wünscht und keinem anderen. Ein bisschen klingt bei "bedient wirklich sehr viele Bilder" durch, dass das wenig originell und klischeehaft sein könnte. Hast Du das so empfunden oder lese ich das nur in Deinen Kommentar hinein?
Die Todesumstände von Mat sind die letzteren: Überdosis schlechter Drogen und schlechter Gesellschaft, die nicht auf ihn aufgepasst hat.
Ich hatte das in einer vorigen Fassung noch ganz anders, da ist Mat mitgegangen in den Krieg, ist an der Seite des Erzählers in einen Hinterhalt geraten und dann dem LI unter den Händen weggestorben. Der daraus zu ziehende Schluss wäre derselbe gewesen: an der Seite des LI, dessen Leben von Gewalt durchzogen war, kann man kein Glück finden. Hier hat Mat den Krieg nicht erlebt, hat den Kontakt zum LI erst wieder gefunden, als der sich schon mit dem Vater "versöhnt", aber eben auch dessen Hang zu Giftpflanzen übernommen hatte (wenngleich ich das hätte ausbauen können, um es deutlich zu machen). Denn letztlich ist es Gift, das Mat tötet, als er an der Überdosis stirbt.

Dass da tatsächlich nicht ein einziges positives Erlebnis festgehalten wurde, das ist mir erst durch Deinen Kommentar bewusst geworden. Es lag nicht in meiner Absicht, einen "E wie ernsthaft"-Text zu schreiben, dass E ja auch mit amüsanten Passagen einhergehen kann, kann man in anderen Texten ja nachlesen. Vielleicht versuche ich das nächstes Mal.

Vielen Dank für Deinen Kommentar und herzlichen Glückwunsch auch hier zum Rezensionspreis!
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Herdis
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Beitrag03.02.2019 20:39

von Herdis
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Hallo anderswolf,

Zitat:"Magst Du mir verraten, wo Du die zeitliche Anordnung verrutscht siehst?"

Ich bin Dir noch eine Antwort schuldig. Enschuldige, dass es so lange gedauert hat. Wenn ich mich recht erinnere, ging es bei meinem Kommentar mit um diese zwei Passagen. Das kann aber auch nur ein Bauchgefühl sein:

"Ab der zweiten Klasse neben mir, rotwangig, blauäugig, flachsblond: Mat. Von Jahr zu Jahr wechseln wir die Position im Bild, doch immer wieder: Mat an meiner Seite. In der fünften Klasse legen wir einander die Arme um die Schultern, wie wir es von den Halbstarken aus dem Fernsehen kennen. In der sechsten Klasse wachse ich Mat davon, in der siebten hat er mich wieder eingeholt. In der achten Klasse trennt uns ein Mädchen. Alle drei sehen wir unglücklich aus.

es waren zwei Königskinder
eine Fackel entzündet Hekatē
Irrfeuer über dem Moor
Du bist das Licht,
ich bin dein Schatten.

Noch bevor ich ihn kannte, habe ich Mat verletzt. Wir wurden dennoch Freunde, vielleicht gerade deswegen. Mat besaß liebende Eltern und Großeltern, Spielzeug, Freiheiten und, nachdem ich einer Nichtigkeit wegen sein Blut vergossen hatte, mich. Wir wuchsen zusammen auf und wie nahstehende Bäume ineinander. Und dann, als späte Strafe für die Affekte eines Siebenjährigen, war ich wieder allein. "

Und ja, ich mochte und mag Deinen Text wirklich.

LG,
Herdis


_________________
"Wenn ich nicht schreibe, fühle ich, wie meine Welt schrumpft. Ich empfinde, wie ich mein Feuer und meine Farben verliere." Anais Nin

Online frei erhältlich:
Herbsttag (Zwischendurchgeschichten, WIRmachenDRUCK.de, 978-3-9817672-9-2)
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anderswolf
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Beitrag04.02.2019 01:21

von anderswolf
Antworten mit Zitat

Herdis hat Folgendes geschrieben:
Ich bin Dir noch eine Antwort schuldig. Enschuldige, dass es so lange gedauert hat.

Schuldig bist Du mir gar nix, im Gegenteil danke ich Dir, dass Du Dich auch jetzt noch mit meinem Text bzw. meinen Fragen auseinandersetzen magst.

Zitat:
Wenn ich mich recht erinnere, ging es bei meinem Kommentar mit um diese zwei Passagen. Das kann aber auch nur ein Bauchgefühl sein:

"Ab der zweiten Klasse (…) sehen wir unglücklich aus.

es waren zwei Königskinder
eine Fackel entzündet Hekatē
Irrfeuer über dem Moor
Du bist das Licht,
ich bin dein Schatten.

Noch bevor ich ihn kannte, (…) war ich wieder allein. "

Kürzungen natürlich von mir.
In der Tat gehen die beiden Abschnitte rund um die "Lyrik" thematisch ineinander über, behandeln aber unterschiedliche Beziehungsrichtungen. Im ersten geht es ja mehr um das Zusammenwachsen zweier Menschen (bis sie von dem Mädchen getrennt werden). Im zweiten geht es um den Effekt des Auseinanderbrechens. Theoretisch hätten beide zeitlich in einen Abschnitt gehört, aber da ist mir meine strukturelle Pedanterie dazwischengekommen, die verlangt, dass die Abschnitte alle etwa gleich lang sind.

Zitat:
Und ja, ich mochte und mag Deinen Text wirklich.

LG,
Herdis

 Embarassed smile extra
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anderswolf
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Beitrag04.02.2019 17:14

von anderswolf
Antworten mit Zitat

hobbes hat Folgendes geschrieben:
OMG, eine Schmetterlingsgeschichte.

Irgendwer musste das ja mal tun Wink

Zitat:
Ich kann Texte ja meistens nur mit Eindrücken beschreiben, die bei mir ankommen. Dieser hier scheint mir wie ein Hochstapler daherzukommen. Hochtrabende Sprache oder eher der Versuch einer hochtrabenden Sprache und dann, beim genaueren Hinschauen ist da eben doch noch einiges an Potential nach oben.

Du meinst, ich hätte noch höher stapeln können/sollen? Na, ich weiß zumindest, was Du meinst. Anderswo wurde dem Text eine gewisse Flapsigkeit attestiert. Kann ich zustimmen und versuchsweise behaupten, es wäre Absicht gewesen.

Zitat:
Zitat:
Mittags schon verkürzen sich die Tage des noch hohen Sommers, und du schläfst hoch oben in deinem Kokon.

Hier zum Beispiel, ich wollte gleich Wortwiederholung schreien, konnte mich glücklicherweise zurückhalten, denn noch hohen und hoch oben, da wird ja überhaupt nichts wiederholt. Nichtsdestotrotz haut das für mich in die gleiche Kerbe.

Und das ist mir auch unangenehm, denn es ist ein Redaktionsfehler, der so nicht vorkommen sollte.

Zitat:
Und dann noch mal den ganzen Absatz:
Zitat:
Mittags schon verkürzen sich die Tage des noch hohen Sommers, und du schläfst hoch oben in deinem Kokon. Raupe bist du nicht mehr, diese Haut ist abgestreift, doch Schmetterling bist du auch noch nicht. Träumst du vom Fliegen unter klarem Himmel? Ich muss dich enttäuschen: Wolken beschatten die Pergola.

Dieser letzte Satz, der enttäuscht. Ich kann das leider gar nicht so genau benennen. Er enthält zu einfache, zu "normale" Worte (im Gegensatz zu den anderen Sätzen). So als rede einer die ganze Zeit angestrengt Hochdeutsch und dann geht ihm doch der Dialekt durch. Was an sich nicht schlimm ist, es erzeugt aber bei mir den Eindruck von: da stimmt doch was nicht.

Hier kann ich kann ich Dir nicht folgen. Ja, ich wollte zumindest verbal aus der Pergola wieder herunterkommen auf das Niveau des auf dem Boden Liegenden. Unterirdisch klingt mir das aber nicht (und ja, "unterirdisch" ist meine Interpretation, damit ich in meinem Bild bleiben kann). Wie sonst hätte man das sagen sollen? Himmelskondensat anthrazitiert die Orangerie?

Zitat:
Noch dazu habe ich ja ein persönliches Problem mit hochtrabenden Worten.
Zitat:
Als hätte ich nichts Besseres zu tun, liege ich auf der heißen Terracotta, starre durch das Blättermeer hinauf in den Azur.

Hier zum Beispiel, da kriege ich beim Azur das große Augenrollen und bin versucht, zu fragen, warum du keine "einfachen" Wörter benutzt.
Nun, du wirst deine Gründe haben.

Ich hatte ja eigentlich erwartet, die Terracotta um die Ohren geschlagen zu bekommen, zusammen mit dem Vorwurf des Klischees von Azur als Himmelsbeschreibung. Andererseits ist Dir "Wolken beschatten die Pergola" enttäuschend banal, während Dir mein Azur nicht banal genug ist. Wahrscheinlich läuft es - wie sich an Deinen Kommentaren zu meinen anderen Wettbewerbstexten durchweg zeigt - wirklich auf Folgendes heraus:
Zitat:
Vermutlich kommen du und ich beim Schreiben und Lesen in dieser Welt nicht zusammen und das macht ja auch überhaupt nichts, aber es ist eben die Erklärung dafür, warum du von mir keine Punkte bekommst.


Vielen Dank für Deinen Kommentar.
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Beitrag04.02.2019 17:34

von anderswolf
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V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Hallo Inko,
nicht schlecht geschrieben, schöne Metaphern und Mythologie-Verweise. Definitiv E.

Das freut mich.
Zitat:
Ein Leben wird vor mir ausgebreitet, aber – ich kann nicht einmal sagen, warum – es berührt mich nicht.

Das natürlich nicht.
Zitat:
Vielleicht liegt das an der doch distanziert bleibenden Sprache, aber es zieht nur so an mir vorüber, auch wenn schöne Details drin sind. Wie der Schmetterling in seinem Kokon. Vielleicht liegt es auch daran, dass einige Dinge, aus denen man mehr hätte machen können, nur so kurz angesprochen werden, wie zum Beispiel traumatische Kriegs– und Kindheitserfahrungen.

Wahrscheinlich verbindet sich mit mir eine gewisse schreiberische Distanz mit meinem Verständnis von E. Dass das natürlich nicht eine Voraussetzung von E ist, verstehe ich, meine Umsetzungen der Vorgaben in den letzten Jahren lassen mich aber erkennen, dass ich tatsächlich an meine Grenzen gelange, wenn ich die Distanz zwischen meinen Gedanken und dem Nachvollziehen dieser Gedanken beim Rezipienten überbrücken soll.
Dass nun traumatische Erfahrungen "nur" so kurz angesprochen werden, hat vor allem zwei Gründe. Erstens war dies nicht der Wettbewerb für die Bewältigung semifiktionaler Traumata, dafür gab es zu viel echte Dramen, und zweitens hätte es nicht zur Vorgabe des Wettbewerbs gepasst, sich auf der Darstellung einer zerschlagenen Kindheit auszuruhen. Dass dagegen der Schlupf des Schmetterlings vergleichsweise viel Erzählzeit eingeräumt bekommen hat, liegt daran, dass ich dessen Lebenszeit als kontrastierenden Hinter-/Vordergrund brauchte, um sowohl die traurige Vergangenheit als auch die komplett ungeformte Zukunft abzubilden.

Zitat:
Bisweilen wirkt die Sprache auf "überlyrikt" auf mich, einige Metaphern (ich bin der Schatten, du das Licht) wiederholen sich und zünden auch beim wiederholten Male nicht richtig.

Die Wiederholung gerade dieser Passage ist eigentlich mehr als Abwandlung gedacht. Beim ersten Mal hatte ich es als Gegenposition gedacht: "Du bist das Licht" - "Ich bin Dein Schatten". Als ob das LI der dunkle Zwilling von Mat sei. Beim zweiten Mal sagt das LI als Antwort auf "Du bist das Licht": "Ich bin der Schatten, den in die Welt Du wirfst". Als ob das LI erkannt hätte, dass aus der Beziehung der beiden nichts Helles, Gutes, Schönes entstehen könnte: Wolken beschatten die Pergola.

Zitat:
Schade, der Text hat definitiv was, aber auch beim wiederholten Lesen zündet er nicht richtig bei mir und bleibt deshalb nur im Mittelfeld. Aber das mag eine individuelle Einschätzung meinerseits sein.

Ich finde Schlusslicht der Top Ten bei 25 Teilnehmern nicht Mittelfeld, aber das mag eine individuelle Einschätzung meinerseits sein (um mich besser zu fühlen) Wink

Zitat:
Trotz des Meckerns gerne gelesen,
Veith

Lieber Gemecker als gar kein Kommentar. Außerdem habe ich nicht teilgenommen, um Honig um den Bart geschmiert zu bekommen.
Vielen Dank für Deinen Kommentar und einen kleinen, aber feinen Punkt!
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Beitrag04.02.2019 17:36

von anderswolf
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Kiara hat Folgendes geschrieben:
Dies ist eine Standard-Antwort: Vielen Dank für deinen Text! Ich bitte um Verständnis, dass ich (momentan) keine Begründung dafür abgebe, warum du von mir Punkte bekommen hast. Das liegt unter anderem daran, weil die (sogenannte) Klassifizierung von E-Literatur wenigstens teilweise subjektiv ist.


Falls Du doch noch Begründungen austeilen magst, freue ich mich natürlich, kann aber verstehen, dass nach dem Wettbewerb halt echt nach dem Wettbewerb ist.
Umso mehr danke ich Dir für Deinen Kommentar, weil er vielleicht eine Standard-Antwort ist, aber sagenhafte zehn Punkte enthält! Ich danke vielmals!
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Beitrag05.02.2019 16:02

von anderswolf
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Catalina hat Folgendes geschrieben:
Als hätte ich nichts besseres zu tun, war ich vom ersten Moment an von diesem Text verzaubert. Bereits nach wenigen Zeilen war er mein Favorit und ist es auch noch nach dem zweiten Lesedurchgang der Texte geblieben.

Mein erster Vermerk: Lyrik als Prosa verkleidet.

Die unterstrichenen Sätze:
"Vater stanzt seine Tränen mir ein"
"Das Netz um mein Herz ist gewoben aus Tränen und Blut"

Das ist bestimmt so wuchtig, dass es nicht jedermans Sache ist. Ich aber mag wuchtig und ausladend und finde es großartig.

Wundervolle Sprache, schöne Sprachbilder. Beide Vorgaben sehr gut erfüllt.

Ich hatte bis zum Schluss noch ein wenig Angst um das Wohl des Blaufalters. Sein Beobachter war mir zu fragil, zu unberechenbar. Ein verstörendes Ende hätte sicherlich auch was für sich gehabt - aber ich war doch recht froh, dass es so verzaubernd endete, wie es begonnen hatte.

So ganz verstehe ich nicht, warum Du bei all den tollen Ideen Deiner Mitstreiter auf meinem Platz 1 geblieben bist. Dein Text hält mich aber so gefangen, berührt mein Herz, dass ich nicht anders kann, als Dir 12 Punkte zu geben.


Die "Lyrik als Prosa verkleidet" nicht allen, wie die Kommentare deutlich zeigen. Freut mich, dass Dir das nicht aufgestoßen ist, sondern sich ganz im Gegenteil so fest in Deinem Herzen verankert hat, dass der Text auch am Ende noch gut bei Dir ankam.

Der Blaufalter ist in der Konzeption tatsächlich von einem Raben geschnappt worden, aber das war dann selbst mir symbolisch zu überladen. Zumal ich es schöner finde, wenn man nicht weiß, was mit dem Bläuling wird, wie es ja auch beim LI nicht recht weiß: In der Dämmerung brechen die Knospen auf.

Ich danke Dir sehr für Deinen Kommentar und natürlich für unfassbare zwölf Punkte!
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